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Felix von Manteuffel im Interview - Teil 2


Was gefällt ihnen an den Harry-Potter-Büchern nicht?

Ehrlich gesagt, der allerletzte Schluss gefällt mir nicht besonders gut, da wird's ein bisschen süßlich. Vielleicht, weil Frau Rowling schon wusste, dass es alles verfilmt wird. Vielleicht hat sie nach Hollywood geschielt, wo sich alles brav und schön auflösen muss. Das fand ich ein bisschen schade. Und manchmal gewisse sprachliche Dinge, wo ich auch nicht genau weiß, ob es nicht an der Übersetzung liegt. Wobei ich sagen muss, vor Herr Fritz, der das übersetzt, kann ich nur alle Hüte ziehen. Er hat das immer mit heißer Nadel blitzartig übersetzen müssen, als es kaum auf Englisch draußen war. Das ist eine gigantisch tolle Leistung von ihm. Aber es kann natürlich sein, dass sich dadurch gewisse Sachen vereinfacht eingeschlichen haben, die sprachlich nicht so auf höchstem Niveau sind. Weil sonst, wie die Frau [Rowling] die Plots zusammenfügt, auseinanderknotet und zwei Bände später wieder aufnimmt, ist einfach sensationell, das ist ganz ganz große Klasse, das ist wunderbar.

In einem Interview mit der WELT übten Sie Kritik an Harry Potter, speziell an Textstellen wie "Harry wirbelte herum" und das "Erröten" der Charaktere, und erwähnten, dass Sie bei solchen Stellen schon einmal lachen mussten.

Jaja genau, das ist in den ersten Bänden ziemlich stark, das lässt dann nach. Genau das sind so die Sachen, die ich meine, wo das ein bisschen schwächer ist. Aber auch bei anderen Stellen haben wir wahnsinnig lachen müssen. Wenn man über irgendwelche komplizierten Wortgebilde nicht richtig drübergekommen ist und fünfmal Anlauf nehmen musste und beim sechsten Mal immer noch hängen geblieben ist, fängt man irgendwann an zu lachen. Dann macht man eine Pause und dann geht's auf einmal beim ersten Mal wieder. Man kennt das ja, dass man manchmal einfach so einen Knoten drin hat. Man ärgert sich zwar, aber man lacht natürlich auch. Wir haben wirklich wahnsinnig viel gelacht in der Zeit, aber es war auch sehr anstrengend, muss ich sagen.

Was war das Erste, das Sie gemacht haben, nachdem Sie das letzte Wort Ihrer Harry-Potter-Lesungen gesprochen hatten?

Zu wissen, dass meine Arbeit zu Ende war, war schmerzlich
Ich muss sagen, ich war sehr traurig. Das war richtig bitter. Sven Stricker [der Regisseur] musste sofort weggehen, weil er einen Anschlusstermin hatte und ich habe noch ein Hörfunkinterview gegeben. Das war ganz gut, weil ich dadurch noch ein bisschen abgelenkt war, aber wie das zu Ende war, ging's mir ganz schlecht. Wir wollten eigentlich noch zusammen bleiben und noch ein bisschen Champagner trinken, aber ich habe mich ganz schnell verabschiedet, weil ich einfach unheimlich traurig war. Das war halt doch eine sehr lange, intensive Arbeit und so zu wissen, dass sie zu Ende war, war schmerzlich.

Wie leicht fällt es einem nach so langer Zeit abzuschalten von Harry Potter?

Im Augenblick ist es weit entfernt davon, dass ich abschalte, weil jetzt viele Interviewanfragen sind. Insofern bin ich weiterhin mittendrin. Ich bin gespannt wie es sein wird, wenn das zu Ende ist. Ob es dann für mich auch erledigt ist, oder ob ich weiterhin dran hänge. Ich bin mir nur sicher, dass es für mich immer eine ganz wichtige Arbeit bleiben wird. Da wird sich nichts dran ändern. Das schöne Gefühl bleibt einem.

Wie entspannt man nach einem anstrengenden Tag im Tonstudio?

Da war nichts mit Entspannung. Da war schnell Heim fahren und den nächsten Tag vorbereiten. Wenn ich gearbeitet habe, bin ich immer ohne jemand zu benachrichtigen nach München gefahren und habe dort meine Arbeit gemacht, weil nichts anderes möglich war. Ich habe in der Zeit niemand von meinen Münchener Freunden gesehen. Es war einfach zu anstrengend. Abschalten war immer erst, wenn eine Woche, oder zwei – je nachdem wie lange wir da jeweils gearbeitet haben – zu Ende war.

Harry Potter wird immer wieder kritisiert, zuletzt vor einem Monat, als ein Bischof die Romane als satanistisch abgetan hat.

Kirche kommt halt nicht vor, aber das kommt ja vor
Das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Das finde ich unglaublich kleinkariert und einer so mächtigen Institution wie der Kirche absolut unwürdig. Die hat 2000 Jahre ganz andere Sachen überlebt und wenn die meinen, dass sie jetzt an so einer Geschichte herumkritisieren müssen, die eine schöne Fantasy-Geschichte ist und ein tolles Licht wirft auf uns und die gesellschaftlichen Verhältnisse – das tut sie nämlich – dann finde ich das absolut lächerlich. Kirche kommt halt nicht vor, aber das kommt ja vor, dass Kirche nicht vorkommt. Deshalb kann ich das überhaupt nicht nachvollziehen. Finde ich albern, geradezu.

Harry Potter polarisiert nicht nur die Kirche. Sie haben eben erwähnt, dass Ihre Harry-Potter-Hörbücher sicher gespaltene Meinungen nach sich ziehen werden. Wissen Sie schon, wie sie mit der Kritik umgehen werden, die da auf Sie zukommt?

Damit habe ich überhaupt kein Problem, weil ich weiß, dass wir sehr gut gearbeitet haben, und dass das eine reine Geschmacksfrage ist. Und die gestehe ich jedem zu. Wenn einer sagt "Na das finde ich irgendwie zu fad, das ist bei Rufus Beck irgendwie wilder oder lebendiger" oder umgekehrt – was auch immer – dann ist das in Ordnung, weil jeder anders empfindet. Und jeder Mensch hat das Recht dazu. Aber ich brauche mir da überhaupt keine Vorwürfe machen. Wir haben das gemacht, was wir uns vorgestellt haben und was wir wollten und wir sind überzeugt davon, dass das gut ist. Was nicht heißt, dass irgendetwas anderes nicht gut ist. Wenn man künstlerisch arbeitet, muss man mit Kritik leben. Ich wäre nur traurig, wenn das ökonomisch ein totaler Flop werden würde für den Verlag, weil der da unheimlich viel investiert hat. Aber ich persönlich bin schon so lange in dem Beruf. Das bringt mich nicht aus der Bahn. Aber natürlich hoffe ich, dass es viele schön finden, das ist ja klar.

Eine klassische Harry-Potter-Frage: Wenn Sie einen Gegenstand aus der Harry-Potter-Welt besitzen dürften, welcher wäre es?

Der Tarnumhang, ist ja wohl klar.

Warum?

Na weil es fantastisch ist, wenn man unsichtbar ist, sich irgendwo hinbegeben kann und kein Mensch weiß, dass man da ist. Vielleicht ist es auch furchtbar, wenn man plötzlich Sachen erfährt, die man lieber nicht gewusst hätte. Man geht vielleicht in einen Harry-Potter-Fanclub mit Tarnumhang und hört die ganze Zeit: "Was ist denn das für eine Scheiße, die der hier gemacht hat?" Also kann es natürlich auch bitter sein, ist ja klar (lacht). Aber das ist schon eine tolle Vorstellung, unsichtbar zu sein und Sachen mitzukriegen. Das würde mir am besten gefallen.

Einer der Zaubertränke in Harry Potter beschert einem Glück und heißt Felix Felicis. Ein gutes Omen?

Wollen wir's hoffen, wollen wir's hoffen!


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