Slytherin Hearts - Nur ein Schritt, um das Schicksal zu besiegeln
von SaphiraMalfoy
@madame_x: Hey ... Sorry, dass ich diese Seite so sehr vernachlässigt habe. Ich dachte einfach, dass hier ohnehin niemand mehr liest und war deshalb nicht mehr online und habe nichts mehr hochgeladen.
Nun ja, entschuldigen braucht sich niemand für’s nicht Kommentieren, aber daraus resultiert dann eben so etwas: Ich gucke hier gar nicht mehr rein, weil ich nicht mit Kommentaren rechne :‘D
Mal sehen, ich könnte die nächsten fünf Kapitel sehr schnell hochladen, woanders sind sie auch schon online, aber ich glaube, ich werde es trotzdem nicht tun ^^ Ich warte dann mal, ob sich doch noch der ein oder andere Leser meldet xD
Jedenfalls habe ich mich total gefreut, als ich gerade gesehen habe, dass du doch noch mitliest und sogar kommentiert hast (: Tausend Dank dafür.
Draco Malfoy ist eben Draco Malfoy. Und eigentlich hat er sich schon um einiges gebessert in den letzten Kapiteln. Zumindest tut er Saphira nicht mehr absichtlich weh und macht auch nicht mit anderen Weibern rum, obwohl er es mit Astoria könnte, wenn er denn wollte.
Ja, ja ... der Heiratsantrag :‘D Dazu ganz bald mehr. Ich glaube, das wird dir gefallen.
So, ich hoffe, du magst das neue Kapitel und falls ich daran denke, wird es ganz bald weitergehen.
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„Was gibt es denn?“, wollte Saphira mürrisch wissen, als sie (etwa eine Stunde bevor Draco ihr Zimmer betreten sollte) neben Cecilia über die Wiese stapfte und ein Gesicht zog, das sich auf einer Beerdigung hübsch gemacht hätte. Sie versuchte erst gar nicht zu verbergen, wie schlecht sie auf ihre Mutter zu sprechen war, und diese blieb ihr eine Antwort schuldig, doch das undefinierbare Lächeln, welches für Sekundenbruchteile auf den Lippen der Älteren lag, verwirrte Saphira so sehr, dass sie außerstande war, eine weitere Frage zu stellen.
Grimmig wunderte die junge Black sich, was sie bei diesem trostlosen Wetter, das eher herbstlich als weihnachtlich war, hier draußen zu suchen hatten und erstarrte, als die Stallungen in Sichtweite kamen, deren Anblick sie in Staunen versetzte. Eine wahnwitzige Sekunde lang überlegte sie, ob ihre Mutter beschlossen haben könnte, sie des Hauses zu verweisen. Entschuldige, Liebes, wir haben dermaßen viel Besuch, für dich ist wirklich kein Platz mehr vorhanden. Entspräche dieses Szenario nicht exakt dem ironischen Höhepunkt, der ihr Unglück perfektionieren würde?
Rasch schüttelte sie den Gedanken ab und betrachtete die Ställe eingehend. Das Efeu, welches das Gemäuer in den vergangenen Jahren überwuchert hatte, war verschwunden, die Fassade erstrahlte in einem so reinen Backsteinrot, als wäre das alte Gebäude soeben erst errichtet worden, die Sträucher ringsherum hatte man akkurat gestutzt und wenn sie nicht alles täuschte, vernahm sie aus dem Inneren leises Schnauben und Hufgescharre.
„Worauf wartest du?“, erkundigte sich Cecilia, die inzwischen das Tor geöffnet hatte und im Begriff war, den Stall zu betreten. Unsicher folgte Saphira ihr und begutachtete mit offenem Mund den von Grund auf sanierten Gang, wobei sie einen Blick in die Sattelkammer warf, die nicht länger staubig und mit Spinnweben durchzogen, sondern sauber und ordentlich wirkte. Auch vom Heuboden ging kein modriger Geruch mehr aus, stellte sie fest, holte tief Luft und atmete den Geruch von frischem Stroh ein, ehe die Stallgasse eine Biegung machte und sie direkt vor den wieder bewohnten Boxen stand. Tatsächlich zählte Saphira, deren Augen ungläubig durch den Raum huschten, acht Tiere. Die meisten von ihnen kamen ihr nicht bekannt vor, doch dann wandte sie sich nach rechts und entdeckte etwas, das ihr Herz höher schlagen ließ: In den beiden Boxen zu ihrer Rechten, die früher ihre beiden Lieblingspferde aus Kindertagen (Macavity und Éponine) beherbergt hatten, befanden sich eben jene Tiere und die junge Hexe konnte ein freudig überraschtes Aufkeuchen nicht unterdrücken.
Konnte dies wirklich der Wahrheit entsprechen?
Bedächtig schritt sie auf den Hengst zu und streckte ihre Hand nach ihm aus, um ihn zu streicheln.
„Erkennst du mich noch?“, hauchte Saphira und strahlte über das ganze Gesicht. Zum ersten Mal seit ihrem Besuch in Hogsmeade verspürte sie so etwas wie echte euphorische Freude in sich aufwallen. Keine erzwungene gute Laune, kein irrationaler, unbegründeter, manischer Ausbruch, sondern wahrhaftige, ganz natürliche Freude durchströmte sie und ließ das Mädchen für einen Moment alles Schlechte vergessen, sich wie ein ganz normaler, glücklicher Teenager fühlen.
„D-du hast sie zurückgeholt“, stammelte Saphira und wäre ihrer Mutter am liebsten um den Hals gefallen, hielt sich jedoch zurück. Zu seltsam mutete diese Vorstellung an, obgleich sie noch immer daran zweifelte, dass diese Situation der Realität entsprach.
„Wenn du sie behalten möchtest, gehören sie von nun an dir. Du bist alt genug, du trägst die Verantwortung“, erklärte Cecilia mit ernster Miene, doch in ihren Zügen lag noch etwas anderes, etwas, das Saphira nicht zu definieren vermochte. Zaghaft nickte sie, um ihr Einverständnis zum Ausdruck zu bringen. Noch war sie viel zu überrumpelt, um die richtigen Worte zu finden, und konnte nicht so recht fassen, welch glückliche Wendung ihre Ferien zu nehmen schienen.
„Während du in Hogwarts bist, kümmert sich die Tochter der Addams ganz reizend um die Pferde. Sie hat ihren Schulabschluss vor drei Jahren bestanden und noch immer keinen Ehemann gefunden, das arme Ding. Ihre Eltern sind froh, wenn sie ein wenig vor die Tür kommt. Dir wird derartiges selbstverständlich erspart bleiben und falls du mit meiner Wahl einverstanden bist, brauchst du dir auch zukünftig keine Sorgen um den Verbleib deiner Pferde zu machen. Du wirst sie nach der Hochzeit behalten und mitnehmen dürfen, das habe ich bereits geregelt“, sprach Cecilia ungerührt weiter, als berichtete sie ihrer Tochter von der Menüplanung für das Abendessen und nicht von der vermutlich wichtigsten Entscheidung ihres Lebens.
„Du ... Bitte was?“ Angesichts dieser Worte erhielt Saphiras Laune einen gewaltigen Dämpfer und noch während sie versuchte, sich zu vergegenwärtigen, was ihre Mutter soeben gesagt hatte, überkam sie die ernüchternde Erkenntnis: Keineswegs handelte es sich hierbei um eine liebevolle Geste, die Pferde waren kein herzerwärmendes Weihnachtsgeschenk, nein ...
„Du willst mich bestechen ... nein, erpressen“, murmelte sie fassungslos und spürte, wie sich Trauer in ihrem Inneren breit machte, die Euphorie einer bleiernen Schwere wich, die jedwedes Glückgefühl wie ein Dementor in sich aufsaugte.
„Ich soll mich damit zufrieden geben, meine Pferde zurück zu haben und im Gegenzug den Mund halten und tun, was du von mir verlangst?“, fragte sie und fühlte mit einem Mal ungeheuren Zorn in sich aufwallen. Hielt ihre Mutter sie tatsächlich für dermaßen naiv und bestechlich?
„Vergiss es!“, zischte sie und erschrak angesichts der Intensität ihrer eigenen Stimme selbst ein wenig. „Da spiele ich nicht mit. Du kannst mich nicht zwingen.“ Woher sie plötzlich den Mut aufbrachte, sich gegen ihre Mutter zur Wehr zu setzen, wusste die junge Hexe nicht, doch die Panik vor einem Leben als unterwürfige Ehefrau in einer reinen Zweckgemeinschaft, in der sie sich ihren „Vormund“ nicht einmal eigenständig aussuchen durfte, war größer als die Angst vor Cecilias Reaktion.
„Lern ihn zunächst kennen, dann kannst du mir immer noch Gründe darlegen, die gegen eine Verbindung mit ihm sprechen“, erwiderte die Ältere ruhig, aber bestimmt. „Du wirst feststellen, Mr. Selwyn ist ein überaus zuvorkommender Junggeselle mit vorbildlichen Manieren und einer grandiosen Karriere im Ministerium, die ihresgleichen sucht. In Anbetracht der Tatsache, wie weit er es in jungen Jahren bereits gebracht hat, würde es mich nicht wundern, wenn er eines Tages das Amt des Zaubereiministers anstrebt.“
„Selwyn?“, wiederholte Saphira verwirrt und erinnerte sich plötzlich an den unangenehmen Mann, der sie auf Slughorns Party bereits angewidert hatte. „Dieser Drew? Drew Selwyn?“
„Ihr kennt euch?“, wollte Cecilia überrascht wissen und schürzte die Lippen.
„Oberflächlich“, nuschelte die junge Black. „Wir unterhielten uns während der diesjährigen Weihnachtsfeier in Hogwarts.“ Das durfte doch wahrhaftig nicht die Möglichkeit sein! Hatte er es zu diesem Zeitpunkt bereits gewusst, sie absichtlich angesprochen, alles geplant? Unwillkürlich erschauderte sie und verdrängte sein abartiges Grinsen aus ihrem Gedächtnis. Von allen Männern, die es hätte treffen können, musste ihre Mutter ausgerechnet diesen Widerling erwählen? Das passte, das passte vortrefflich. Noch heute Morgen hatte sie sich eingeredet, überreagiert zu haben, dem unbekannten Menschen ohne Vorurteile gegenübertreten zu müssen und zu versuchen, dem ganzen etwas Positives abzugewinnen, doch diese Vorstellung mutete ihr inzwischen absurder denn je an.
„Nun, wenn dem so ist, muss ich euch heute Abend nicht mehr miteinander bekannt machen“, stellte Cecilia fest und nickte leicht. Es schien, als wüsste sie nicht so recht, wie sie die Situation einschätzen sollte. „Wenn das Eis bereits gebrochen ist, findet sich ein Gesprächseinstieg bestimmt leicht.“
Angesichts dieser Aussage hätte die junge Hexe am liebsten laut aufgelacht. Es herrschte wohl eher absolute Eiszeit zwischen ihnen und um jenes zu brechen, bräuchte es schon ein Dämonsfeuer oder ein Inferno.
„Ich ...“, begann Saphira, nachdem sie sich allmählich von ihrem anfänglichen Schock erholt und ihre Sprache wiedergefunden hatte. „Ich will das nicht. Nur über meine Leiche werde ich seine ...“ Ihre Stimme klang unnatürlich hoch und brüchig und das Mädchen bebte am ganzen Leib (ob vor Zorn oder Angst vermochte sie nicht zu definieren). Ungläubig starrte sie an ihrer Mutter vorbei ins Leere, sah ihr ganzes Leben vor sich, als wäre es bereits vorbei, und suchte verzweifelt nach einem Fluchtweg aus diesem Alptraum.
„Bitte, tu mir das nicht an“, flüsterte sie und hob mit tränenverschleierten Augen den Blick, um ihre Mutter direkt anzusehen.
„Saphira“, sagte diese ganz leise, fast unhörbar und ohne eine Spur von Härte in der Stimme, wie man es sonst von ihr gewohnt war. Langsam bewegte sie sich auf ihre Tochter zu und hob die Hand, um ihr sacht über das schulterlange Haar zu streichen, doch ehe Cecilia sie berühren konnte, wich Saphira vor ihr zurück, bis sie mit dem Rücken gegen eine der Pferdeboxen gelehnt stand, und verschränkte die Arme fest vor der Brust, als wolle sie sich selbst vor etwas oder jemandem beschützen.
Seufzend ließ Cecilia die Hand sinken und blickte nun wieder so kalt und abweisend drein, wie Saphira es von ihr kannte. Mit dieser Haltung ihrer Mutter umzugehen fiel ihr bedeutend leichter, denn die seltsamen Anwandlungen von scheinbarer Zuneigung konnte sie nicht einschätzen, wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte, denn zuzulassen, was sie sich so sehr wünschte, bedeutete, womöglich enttäuscht und verletzt zu werden, sobald Cecilias Anflug von Mutterliebe wieder verschwunden war.
„Hast du dich jemals mit dem Erbrecht der beiden Familien beschäftigt, aus denen du stammst?“, durchbrach Cecilia schließlich das Schweigen und riss Saphira aus ihren melancholischen Gedanken. Stumm schüttelte diese den Kopf und schluckte die Wut herunter, welche ihr die Kehle zuschnürte und Magenschmerzen bereitete. Was interessierte sie angesichts einer solch grausigen Zukunft eine derartige Nichtigkeit?
„Die Erbfolge der Blacks verläuft streng geradlinig, der gesamte Besitz verteilt sich unter den männlichen Nachkommen. Als Frau erhältst du lediglich eine Mitgift und alles, was deine Eltern und Verwandten zu ihren Lebzeiten freiwillig an deinen Ehemann überschreiben. Du begreifst das Prinzip? Ohne geeigneten Gatten ist eine Frau absolut mittellos. Deshalb war es Sirius damals möglich, seinen gesamten Besitz Potter zu vermachen. Narzissa, Bellatrix und du seid nur wertlose Frauen. Das Geschlecht zählt mehr als die Blutsverwandtschaft, so will es das magische Gesetz im Hause Black. Von dieser Seite der Familie hast du folglich nichts mehr zu erwarten. Alles was übrig blieb, ist nun in Potters Besitz“, erklärte Cecilia verbittert und ließ den Blick nachdenklich, beinahe traurig, durch ein geöffnetes Paddock hinaus in den grauen Nebel schweifen.
„Aha“, machte Saphira, da ihre Mutter seit geraumer Zeit schwieg und sie nicht recht wusste, was sie mit dieser Information anfangen sollte. Schließlich waren sie keineswegs darauf angewiesen, noch mehr Reichtümer anzuhäufen. Sie besaßen die Villa der Steels und ein Ferienhaus in Whitby Bay, großzügige Ländereien und genügend Gold in Gringotts. Es mangelte ihnen an nichts.
„Bei den Steels verhält es sich ein wenig anders“, fuhr Cecilia plötzlich fort, als hätte sie nie eine Pause eingelegt. „Frauen sind durchaus befähigt, zu erben und selbst über ihr Vermögen zu verfügen, allerdings nur unter der Voraussetzung, dass sie einen reinblütigen Mann geheiratet haben. Falls nicht, sind sie ebenfalls mittellos. Diese Gesetze gelten seit Jahrhunderten und ich bin nicht imstande, sie für dich außer Kraft zu setzen, selbst wenn ich es wollte. Der einzige Grund, weshalb du und ich hier im Anwesen meiner Eltern leben können ist, dass ich zum Zeitpunkt des Todes meiner Eltern noch nicht ganz siebzehn Jahre alt war. Der Besitz ging somit an meinen nächsten männlichen Verwandten, der glücklicherweise mein Onkel Amadeus war, dessen Frau und einziger Sohn bei der Geburt verstarben, sodass er fortan alleine blieb, jedoch oftmals bei uns zu Besuch war und ich seine Lieblingsnichte wurde. Er hatte Mitleid und wollte mich nicht auf die Straße setzen, schließlich konnte ich als Minderjährige noch gar nicht verheiratet sein, war jedoch bereits“, sie räusperte sich und wandte den Blick ab, ehe sie weitersprach, „mit Regulus verlobt. Außerdem konnte er mit unserem Haus wenig anfangen. So räumte er mir das Wohnrecht auf Lebzeit ein, sowie die Möglichkeit, das Anwesen traditionell zu vererben. Des Weiteren richtete er mir ein Konto in Gringotts ein, auf das er eine horrende Summe Gold einzahlte, die zusammen mit dem Betrag, den Regulus` Eltern mir nach seinem Tod für deinen Lebensunterhalt aushändigten, mehr als ausreichend war, um meinen gewohnten Lebensstandard aufrecht zu erhalten und deine Mitgift zu sichern. Aber ich bin nicht in der Lage, dir irgendetwas davon zu vermachen, solange du unverheiratet bist.
Alles, was dir summa summarum bleibt, ist dein guter Name und dein hübsches Gesicht. Das ist dein einziges Kapital und das solltest du nicht verspielen.“ Die letzten Sätze betonte Cecilia eindringlich und musterte ihre Tochter, die in den vergangenen Jahren einiges an Schönheit eingebüßt hatte, von Kopf bis Fuß.
„Hast du verstanden?“, fragte sie, da Saphira anstatt zu antworten geistesabwesend den Hals einer Stute streichelte und ihrer Mutter den Rücken zuwandte.
„Mh“, war alles, was von der Jüngeren zurück kam.
„Saphira, sieh mich an!“, herrschte Cecilia sie mit erhobener Stimme an. Die junge Black hob erschrocken den Kopf und drehte sich langsam auf dem Absatz zu ihr um.
„Das kann dir doch nicht gleichgültig sein. Willst du all dies hier verlieren? Bedeutet es dir überhaupt nichts? Möchtest du irgendwann auf der Straße stehen, mit nichts weiter als den Kleidern, die du am Leib trägst? Ist das dein Wunsch? Bitte, dann bleib weiter so stur!“, zischte Cecilia aufgebracht, fing sich jedoch rasch wieder, atmete tief durch und straffte die Schultern. „Es ist nur zu deinem Besten, Liebes.“
„Wer würde im Fall des Falles denn erben? Lebt dein Onkel noch?“, erkundigte Saphira sich schließlich und starrte auf ihre Schuhe.
„Er ist kurz nach deiner Geburt verstorben. Den Tod meiner Eltern hat er nicht verkraftet. Außerdem erbt ironischerweise nicht mein, sondern dein nächster männlicher Verwandter ...“, sagte Cecilia langsam und betrachtete die Kleinere nachdenklich, die zögernd die Stirn runzelte, den Mund auf und wieder zuklappte, ehe sie schließlich fassungslos hauchte: „Draco?“
„So ist es“, bestätigte Cecilia und nickte verdrießlich. „Und ich wage zu bezweifeln, dass du ausgerechnet ihn später einmal um Geld und das Recht, in deinem Elternhaus leben zu dürfen, anbetteln möchtest“, stellte sie nüchtern fest, woraufhin Saphira schwer schluckte und bestimmt den Kopf schüttelte. Draco um Almosen anzuflehen wäre das Letzte, was ihr in den Sinn käme.
„Das ist nicht fair!“, entfuhr es ihr plötzlich aufgebracht und sie stampfte in ihrer Verzweiflung mit dem Fuß auf den Boden wie ein trotziges Kind, was das Pferd hinter ihr zurückscheuen ließ.
„Das Leben ist niemals fair - für eine Frau“, erwiderte Cecilia bitter. „Es gibt keinen anderen Ausweg. Denk in Ruhe darüber nach. Um neunzehn Uhr finden wir uns im Salon ein, ich lasse dir ein Kleid herauslegen, das du anziehen wirst, und falls du noch ausreiten möchtest ... Es befindet sich alles an seinem angestammten Platz, du findest dich zurecht. Ach, und Saphira?“ Zögerlich wandte die Angesprochene sich um und erwiderte den Blick ihrer Mutter abweisend.
„Mr. Selwyn ist zwar über deinen Aufenthalt im St. Mungo informiert, jedoch ist er nicht mit näheren Details vertraut. Es handelte sich um ein Missverständnis, du hattest einen Unfall und littest unter einer kleinen Pubertätskrise, die zu deinem Untergewicht führte. Inzwischen geht es dir jedoch wieder gut. Das ist seine Version der Geschichte und ich wäre dir sehr verbunden, wenn du es dabei belassen würdest. Aber wenn du noch Probleme hast, sprich mit -“
„Natürlich“, unterbrach Saphira sie harsch und ließ sich zu einem abfälligen Lächeln herab. „Ich habe keine Probleme, Mutter. Wie du selbst so treffend formuliert hast: Es geht mir ausgesprochen gut. Und jetzt würde ich tatsächlich gerne ausreiten. Ich nehme an, unser Gespräch wäre damit beendet, und ich versichere dir, dass du dich um den guten Ruf der Familie nicht sorgen musst.“
Für den Bruchteil einer Sekunde öffnete Cecilia den Mund, als wolle sie etwas sagen, besann sich schließlich und machte Anstalten, Saphira alleine zu lassen, doch als sie das halbgeöffnete Flügeltor erreichte, sah sie noch einmal zurück zu ihrer Tochter, die bereits nach Halfter und Strick gegriffen hatte, um ihr Pferd zum Putzen im Gang anzubinden.
„Begreif doch, ich will dir nichts Böses“, flüsterte Cecilia so leise, dass sie ihre eigenen Worte kaum verstand, bevor sie sich seufzend umwandte und den Rückweg zum Haus antrat.
+
Nach einer schier endlosen Odyssee durch den finsteren Wald, der zu den Ländereien der Steels gehörte, lichteten sich die Bäume endlich und Draco spürte sachte Regentropfen auf seine Nasenspitze niederrieseln. Unwirsch wischte er sich mit dem Ärmelsaum seines Mantels darüber und bereute es allmählich zutiefst, versucht zu haben, Saphira zu finden. Seine Füße steckten knöcheltief im Morast, die Schuhe konnte er nach seiner Rückkehr vermutlich wegwerfen und bitterkalt war ihm auch. Mit finsterer Miene stieß der Blonde ein paar Zweige beiseite, die so tief hingen, dass sie sich in seinen Haaren verfangen hatten, welche feucht vom Nieselregen an seiner Stirn klebten. Aufgrund der nebligen Luft fühlten sich seine Anziehsachen klamm an und der unangenehm scharfe Wind tat sein Übriges. Was für ein beschissener Tag.
Inzwischen könnte Saphira überall sein und die Spuren der Pferdehufe, denen er zu Beginn noch gefolgt war, konnte er mittlerweile im matschigen Boden nicht mehr ausfindig machen. Es war dumm von ihm gewesen, eine übereilte Entscheidung, doch nun war er schon einmal hier und ein wenig frische Luft täte ihm vielleicht ganz gut. Außerdem konnte er somit zumindest ein bisschen Zeit totschlagen, also setzte er seinen ziellosen Weg fort.
Abrupt endete der düstere Wald und der junge Malfoy fand sich auf einer schwindelerregend hohen Klippe wieder, die nur wenige Meter von seinem Standpunkt entfernt steil abfallend im lautstark tosenden Meer mündete. Der Wind peitschte die Wellen in ohrenbetäubender Lautstärke gegen den Felsen und Draco stockte für einen Moment der Atem.
Natürlich wusste er, dass Plymouth ein Küstenort war, doch vermutete man vom Steelanwesen aus gar nicht, wie nahe man dem Meer tatsächlich war. Den Blick nach links und rechts wendend stellte er fest, dass es nur eine einzige Möglichkeit gab, weiterzugehen, und so folgte er dem schmalen Pfad, währendem er sich dicht am niedrigen Gestrüpp des Waldes vorbeidrängte und größtmöglichen Abstand zum Abhang wahrte.
Die Hoffnung, Saphira noch zu finden, hatte er aufgegeben, doch war ihm nicht danach, den gleichen anstrengenden Weg zurück zu nehmen, weshalb er inständig hoffte, eine Alternativroute ausfinden machen zu können.
+
Nur gut zweihundert Meter von Draco entfernt - doch noch nicht in seiner Sichtweite - stand Saphira regungslos auf einem weit in das Meer hineinreichenden Teil der Klippe und starrte mit leerem Blick in die Tiefe. Die Arme hatte sie fest um den vor Kälte bebenden Körper geschlungen und nur wenige Zentimeter trennten die Spitze ihrer Reitstiefel vom Abgrund.
Das unruhige Hufgescharre Macavitys und sein widerspenstiges Wiehern drang nicht an ihr Ohr, denn das Rauschen der wild tobenden Brandung, die sich an den Felswänden brach, übertönte jegliches Geräusch, vermischte sich mit den lauthals kreischenden Hilferufen in ihrem Kopf und wuchs zu einer monotonen Abfolge grässlicher Wahrheiten an, welche die Schattengestalten ihrer Phantasie ihr unablässig entgegen schrien.
Aus und vorbei.
Aus und vorbei.
Dein Leben endet mit dem Gang zum Altar, bevor es überhaupt begonnen hat.
Tanz, kleines Püppchen, beweg dich, wie es die Marionettenspieler von dir verlangen.
Sie halten die Fäden in der Hand, reichen sie weiter und weiter und weiter ... Irgendjemand wird immer über dich bestimmen, die Entscheidungen für dich treffen.
Warum länger mitspielen?
Es wird sich nicht ändern.
Niemals.
Dabei wäre es so einfach, etwas zu ändern.
Alles zu ändern.
Stumm auszuharren und das Schicksal über dich ergehen zu lassen, ist nichts weiter als Zeitlupensuizid.
Deinen Unmut zum Ausdruck zu bringen wird dir nicht helfen, denn niemand schenkt dir Gehör.
Dich gegen die Traditionen aufzulehnen stehst du ohnehin nicht durch.
Denn du bist schwach. Viel zu schwach, du unfähiges Nichts!
Es gibt nur einen einzigen Ausweg und das weißt du ganz genau.
Tu es!
Es wird nicht wehtun.
Flach atmend wich Saphira ein winziges Stückchen auf dem nassen Rasen zurück und spürte ihren beschleunigten Puls an ihrer Halsschlagader, der ihr die Kehle zuschnürte, während ihr Herz so energisch gegen ihre Rippen hämmerte, als spränge es jeden Moment aus ihrer Brust heraus, brächte seinen Überlebenswillen zum Ausdruck und würde ihren Körper eher verlassen, als sich ihrer Todessehnsucht anzuschließen.
Ganz leise meldete sich eine kaum verständliche Stimme, die gegen die Dämonen anzukämpfen versuchte, zaghaft Gegenargumente aufbrachte, doch keine Beachtung fand.
Feigling!, lachte ein hinterlistiges Monster in ihrer Phantasie und beinahe spürte Saphira, wie sich eine eiskalte Hand zwischen ihre Schulterblätter legte und sie sacht nach vorne drängte.
Es ist gar nicht schwer.
Du wärst all deine Sorgen los.
So einfach.
Nur ein Schritt trennt dich und dein Elend von der Erlösung.
Spring!
„Nein!“, hörte Saphira ihre eigene Stimme plötzlich laut und deutlich gegen den heulenden Wind, die tosenden Wellen und die selbstzerstörerischen Befehle in ihrem Kopf anschreien.
„Halt den Mund! Sei endlich still, lass mich in Ruhe!“, widersprach sie energisch und ohne eine Spur von Furcht, während sie sich die Hände krampfhaft auf die von der Kälte geröteten Ohren presste und die Augen fest verschloss, um sich zu besinnen.
Sie wollte nichts mehr hören, nichts mehr sehen, nie wieder von solch grauenerregenden Imaginationen geplagt werden und die Herrschaft über ihre Sinne zurückerlangen, doch die Schreckensgestalten ihrer Wahnvorstellung ließen sie nicht los, zerrten unnachgiebig an ihr wie an einer Marionette, die man nur in die richtige Richtung lenken musste; doch das wollte sie nicht länger sein. Nie wieder. Sie war nicht das Aufziehpüppchen ihrer Mutter, nicht die gefügige Hausfrau Selwyns und erst recht nicht Sklavin ihres eigenen Verstandes. Falls sie jenen nicht längst verloren hatte.
Langsam schlug Saphira die Lider auf und starrte hinab in das Meer, konnte die wild gegen die scharfkantigen Gesteinswände peitschende Gischt durch den dichten Nebel, der die Klippe einhüllte und ihre Konturen verschwimmen ließ, nur erahnen und fragte sich unwillkürlich, ob der Aufprall auf dem Wasser sie augenblicklich töten würde, oder ob sie den Sturz überlebte und bei vollem Bewusstsein qualvoll ertrank, während die raue See ihren Körper wieder und wieder gegen die Felsen schleuderte und schließlich in tausend Stücke riss.
Unwillkürlich erschauderte sie und trat einen entschiedenen Schritt zurück, nahm Abstand vom Abhang und spürte, wie ihr Herzschlag sich allmählich beruhigte.
Es gab immer einen Ausweg, etwas, das besser war als der Tod. Und wenn sie fortlief, das Leben, das sie gewohnt, und die Menschen, mit denen sie aufgewachsen war, hinter sich zurückließ, für ihren Unterhalt arbeitete ...
Es gab immer eine Möglichkeit. Augustus hatte verflucht nochmal recht. Wenn sie glücklich sein wollte, musste sie darum kämpfen. Nur sie selbst hatte es in der Hand, ihre Situation zu ändern, und Saphira wollte keinesfalls aufgeben wie ein feiger Schwächling. Die Gespenster in ihrem Kopf logen! Es war kein Zeichen von Mut, sich das Leben zu nehmen. Es war ein Zeichen von Stärke, sich den Schwierigkeiten zu stellen, ihnen die Stirn zu bieten und Rückgrat zu beweisen.
Mit grimmiger Miene reckte sie das Kinn und atmete die salzige Luft ein, da ertönte hinter ihr ein panischer Ruf, der sie erschrocken zusammenfahren und einen spitzen Schrei ausstießen ließ.
„Saphira!“, rief Draco gegen den heulenden Wind an und hatte das unangenehme Gefühl, sein Herz würde vor Schreck stehenbleiben, als er das einzige Mädchen, das er jemals geliebt hatte, so nahe am Rande des Abgrunds stehen sah, dass es den Anschein hatte, sie würde sich jeden Augenblick in die Tiefe stürzen.
Und Saphiras heftiges Zusammenzucken sollte nicht folgenlos bleiben: Die plötzliche Bewegung brachte sie aus dem Gleichgewicht, sodass sie auf dem feuchten Rasen beinahe ausrutschte und mit den Armen schlingerte, um wieder festen Halt zu erlangen, doch wie in Zeitlupe nahm sie wahr, dass ihr Körper in die falsche Richtung taumelte. Millimeter um Millimeter kam sie dem Abhang näher und noch bevor sie überhaupt den Mund öffnen konnte, um vor Angst aufzuschreien, wusste die junge Black, dass sie sich aus eigener Kraft nicht mehr würde aufrichten können.
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Samstag, 01.07.
Freitag, 02.06.
Mittwoch, 24.05.
Ich glaube, man hätte mich für geisteskrank erklärt, wenn ich mit all dem gerechnet hätte. Wer konnte das vorausahnen? Niemand. Ich jedenfalls nicht...
Joanne K. Rowling