Slytherin Hearts - Tu, was die Vernunft nicht erlaubt ...
von SaphiraMalfoy
@madame_x: Hallöchen,
ich habe mich riesig über deinen Kommentar gefreut und du brauchst dich auch nicht dafür entschuldigen, dass du es nicht jedes Mal schaffst, das ist gar kein Problem ;) Ich schreibe sowieso weiter, aber jede Rückmeldung ist sehr motivierend, auch wenn es selten ist. Ich bin selbst zur Genüge im Stress und verstehe es gut, dass man wenig Zeit hat und am Handy würde ich auch keine Kommentare schreiben.
Ich versuche am Ende meiner Kapitel meistens kleinere Cliffs einzubauen, damit die Leser auf das nächste gespannt sind :‘D
Entschuldige, ich hoffe natürlich, dass dein PC heil bleibt^^
Bei Cruel Intentions wäre ich sogar quasi fertig, die letzten drei Kapitel sind auf meinem PC, aber ich müsste alles grundlegend überarbeiten und zu Endgültig habe ich eine komplette Storyline, jedoch ... einfach keine Zeit. Tut mir leid. Eventuell setze ich mich demnächst noch einmal dran, aber spätestens nachdem SH fertig ist, werde ich auch die anderen Geschichten beenden. Versprochen.
Viel Spass mit dem neuen Kapitel
Lieben Gruß ;)
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„Sex kann einen töten. Ist dir klar, was ein menschlicher Körper beim Sex durchmacht? Die Pupillen dilatieren, die Arterien konstringieren, die Körpertemperatur steigt, das Herz rast, der Blutdruck schießt in die Höhe, die Atmung wird schnell und flach, das Gehirn feuert Unmengen elektrischer Impulssalven aus dem Nichts ins Nichts und Sekrete spritzen aus jeder Drüse. Und die Muskeln verkrampfen, als würde man sein dreifaches Körpergewicht hochstemmen. Es ist brutal, hässlich und ziemlich eklig.“ - Allison Cameron (Dr. House)
Und ich denke, das fasst alles zusammen.
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„Was wollte Mrs. van Hopper eigentlich von dir?“, erkundigte Saphira sich auf dem Weg zurück in den Gemeinschaftsraum bei ihrem besten Freund, der ziemlich genervt dreinschaute.
„Mich an eine ihrer drei grazilen Töchter vermitteln“, schnaubte Blaise abfällig und zog ein Foto aus der Innentasche seines Jacketts, welches Mrs. van Hopper ihm aufgedrängt hatte.
„Das ist Chloé, sie ist zwölf“, sagte er mit hochgezogenen Augenbrauen und deutete auf das Mädchen ganz links im Bild, welches mit Abstand das hübscheste war, jedoch eindeutig viel zu jung für Blaise. „Ynès, sie ist in unserem Alter, aber ...“, fuhr er fort und zeigte die Mittlere der drei, ein Mädchen mit langen, geflochtenen Zöpfen und einer Hornbrille, das ziemlich unscheinbar und schüchtern wirkte. „Und letztere ist Louise, sie ist vierundzwanzig und die einzige, die ich bisher persönlich getroffen habe. Eine unausstehlichere Person habe ich selten kennengelernt, aber meine Mutter wäre sicherlich ganz begeistert von einer Verbindung mit dieser Familie. Wahrlich ein großartiger Schritt, die Tochter des französischen Zaubereiministers zu heiraten.“ Angewidert verzog er das Gesicht und kräuselte die Lippen. „Kann man uns nicht in Ruhe selbst erwachsen werden und unsere eigenen Entscheidungen treffen lassen?“
„Ich gehe wohl richtig in der Annahme, dass diese Frage von rhetorischer Natur war“, grinste Saphira bitter und dachte an ihr eigenes Schicksal, das sie bald ereilen sollte.
„Mh“, machte Blaise nur und wunderte sich über den Lärm, der ihnen aus den Kerkern entgegendrang. „Scheinbar richten sie dort ihre eigene Feier aus“, vermutete er richtig.
Als sie kurze Zeit später die Räumlichkeiten der Slytherins betraten, bestätigte sich sein Verdacht. Nahe des Feuers hatte sich eine Gruppe von Schülern zusammengefunden, die in lustiger Runde ausgelassen miteinander tratschten, während einige andere zu zweit oder dritt auf den Sofas lümmelten und sich ebenfalls mit diversen alkoholischen Getränken und Knabbereien einen gemütlichen Abend machten.
Blaise warf Saphira einen skeptischen Blick zu, da er fest davon ausging, sie hätte für heute genug und würde sich gleich in den Schlafsaal der Mädchen verziehen.
„Gehst du ins Bett, oder gesellen wir uns noch eine Weile dazu?“, wollte er von ihr wissen, da er selbst noch nicht müde war, schätzte jedoch, dass sie verneinen würde. Zu seiner großen Überraschung nickte Saphira leicht, atmete vernehmbar aus und sagte:
„Lass uns das tun, der Ernst des Lebens holt uns noch früh genug ein.“ Mit diesen Worten steuerte sie auf die größere Ansammlung älterer Schüler zu, unter denen sich einige ihrer Klassenkameraden (wie zum Beispiel Tracey, Pansy, Crabbe und Goyle) befanden, und ließ sich neben ihrer besten Freundin nieder. Tracey warf Blaise einen vernichtenden Blick zu und begrüßte Saphira nur knapp. Eben hatte sie noch gelacht, doch seitdem Saphira und Blaise anwesend waren, wirkte sie seltsam distanziert und ernst. Aus unerfindlichen Gründen schien sie nicht sonderlich gut auf sie zu sprechen zu sein.
„Oh, Neuzugänge!“, ließ Rudolf Harper verlauten - ein Fünftklässler, der momentan als Ersatzsucher für Draco einsprang, da dieser sich für nahezu jedes Quidditch-Spiel krank gemeldet hatte - und griff nach einem Stapel Karten, den er in Windeseile mischte.
„Ihr müsst euch aber anders hinsetzen, wenn ihr mitspielen wollt“, warf Jonathan Vaisey ein, der ebenfalls zur Quidditch-Mannschaft von Slytherin gehörte. „Die Mädchen sitzen nicht zusammen“, befahl er und deutete auf die restlichen Schüler, die im Kreis saßen und offensichtlich so aufgeteilt worden waren, dass sich immer abwechselnd ein Mädchen und ein Junge nebeneinander befanden. „Sonst sind manche Regeln einfach unlustig!“
„Was spielt ihr denn?“, erkundigte Saphira sich leise bei Tracey und ignorierte die anderen vorerst.
„Circle of Death“, sagte diese mit einem argwöhnischen Seitenblick auf Zabini, der sich sogleich zwischen ihr und Saphira positionierte. „Ein hirnloses Trinkspiel, ist aber ganz witzig.“
„Hey, Phia!“, rief Pansy überrascht, der die Anwesenheit Saphiras erst jetzt auffiel. „Spiel mit, das macht Spass.“ Dem leichten Lallen ihrer Stimme konnte man entnehmen, dass sie bereits einige Gläser intus hatte, doch ihre gute Laune war ansteckend.
Die Karten wurden (kreisförmig angeordnet) verkehrt herum auf dem Boden verteilt und man reichte Saphira und Blaise jeweils eine Flasche Kürbissaft, die mit Feuerwhisky angereichert worden war.
„Muss ich irgendjemandem die Regeln erklären?“, fragte Harper in die Runde und Saphira nickte zaghaft.
„Also, wir haben hier ein normales Kartenspiel, reihum wird jeder eine Karte ziehen und tun, was darauf verlangt wird. Wer eine schwarze Zahl zieht, muss so viele Schlucke trinken, wie die Karte angibt. Bei roten Zahlen dürfen die Schlucke auf beliebige Mitspieler verteilt werden.
Das Ass ist der Wasserfall und bedeutet, dass alle Spieler gleichzeitig zu trinken beginnen und wer das Ass gezogen hat, darf als erster aufhören, danach geht es im Uhrzeigersinn weiter.
Die Dame bestimmt den Fragensteller. Man darf dessen Fragen nur mit Ja oder Nein beantworten, missachtet man diese Regel, muss man drei Strafschlucke trinken.
Wer den König zieht, der darf einen Trinkspruch bestimmen, den jeder Spieler vor dem Trinken aufsagen muss, vergisst er dies, muss er drei Strafschlucke trinken.
Und der Bube bestimmt eine Regel, die ebenfalls vor dem Trinken ausgeführt werden muss, beispielsweise muss man sich dreimal um sich selbst drehen oder dem Nebenmann eine runterhauen ...“, ratterte Harper die Regeln herunter und warf einen Blick in die Runde.
„Fangen wir an?“
Allgemeines Raunen wurde als Zustimmung gedeutet und somit deckte Vaisey die erste Karte auf, woraufhin er prompt sieben Schlucke selbst trinken musste. Als nächstes war Tracey an der Reihe, zog eine Dame und lächelte stumm, während sie an Blaise weitergab, der den ersten Trinkspruch bestimmen durfte.
„Auf die Männer, die wir lieben, und die Penner, die wir kriegen!“, lachte er und stupste Saphira an, die sich tatsächlich zu einem amüsierten Lächeln durchringen konnte, was jedoch augenblicklich gefror, als auch sie sechs Schlucke selbst trinken und noch drei weitere hinzufügen musste, da sie nicht daran gedacht hatte, den Spruch aufzusagen.
„Und, wie war es bei Slughorn?“, fragte Tracey über Blaise hinweg an Saphira gewandt, die nur grimmig die Schultern zuckte und „Ganz in Ordnung“ nuschelte.
„Und weitere drei Strafschlucke für Saphira!“, lachte Tracey gehässig.
„Was, wieso denn?“, entsetzt starrte Saphira sie an.
„Weil du meine Frage nicht mit Ja oder Nein beantwortet hast“, erklärte Tracey kichernd. „Und vergiss diesmal den Spruch nicht, sonst werden es sechs!“
Augenrollend gehorchte die junge Black und konnte sich ein Lachen inzwischen auch nicht mehr verkneifen. „Meine Konzentration schwindet mit jedem Tropfen Alkohol, wie soll man das denn durchstehen?“
„Das ist Sinn und Zweck der Sache“, meinte Elinor Dashwood, eine brünette Siebtklässlerin, die nach Goyle an der Reihe war, der rechts neben Saphira saß.
Einige Runden später waren alle Beteiligten gut angeheitert und auch Saphira schwirrte der Kopf bereits gefährlich. Gähnend lehnte sie sich an Blaise` Schulter und verfolgte mit schweren Lidern das Geschehen. Letzten Endes war der Abend wider Erwarten recht vergnüglich geworden, doch Morgen, schon am nächsten Tag, gleich nach dem Mittagessen, musste sie in eine andere Welt zurückkehren; eine Welt, die ihr nie ferner gelegen, vor der sie sich zu keinem Zeitpunkt ihres Lebens mehr gefürchtet hatte als heute.
„He, Tracey“, raunte sie ihrer besten Freundin zu, die mit hochgezogenen Augenbrauen den Kopf wandte und missbilligend dreinblickte, angesichts der Tatsache, wie nahe Saphira Zabini kam.
„Was?“, entgegnete die Schwarzhaarige harsch, worauf Saphira sich beim besten Willen keinen Reim machen konnte. Tracey schien die einzige in der Runde zu sein, die sich nicht köstlich amüsierte.
„Sehen wir uns in den Ferien? Vielleicht können Ariadne und ich wieder etwas einfädeln ...“
„Keine Ahnung. Mal sehen“, antwortete sie kurz angebunden und wandte sich wieder dem Spiel zu.
Nachdenklich betrachtete Saphira Tracey, bis Pansys Stimme sie aufschreckte. Triumphierend hielt die Brünette den Buben hoch, welchen sie soeben gezogen hatte und der sie dazu berechtigte, die letzte Regel aufzustellen (dass es eine weitere Runde geben würde, war angesichts der müden Gesichter unwahrscheinlich). Albern kichernd blickte Pansy zwischen ihren Mitspielern umher und musterte kurz die beiden gutaussehenden Siebtklässler, die links und rechts von ihr saßen.
„Also ...“, begann sie hinterlistig grinsend. „Von nun an muss jeder, der an der Reihe ist, vor dem Trinken denjenigen neben sich küssen, den er am attraktivsten findet.“
„Na bitte, endlich eine Regel, die die Sitzordnung lohnenswert macht!“, rief Vaisey aus und schielte zu Tracey hinüber, die zwischen ihm und Blaise saß und nur mit den Augen rollte.
„Die Lady scheint allerdings nicht sonderlich an dir interessiert zu sein“, warf Harper ein. „Wie wäre es, wenn wir den Platz tauschen?“
„Was bedeutet küssen? Mit Zunge?“, erkundigte sich Elinor und Pansy zuckte die Schultern.
„Wenn du nicht an dich halten kannst, tu dir keinen Zwang an“, grinste sie frech. „Aber auf den Mund reicht völlig.“
Da Tracey eine rote Karte erwischt hatte, ging der Kelch vorerst an ihr vorbei. Sie verteilte die Schlucke auf Goyle und einen der Siebtklässler neben Pansy, was für allgemeine Belustigung und kindisches Gelächter sorgte.
„Zabini, du bist dran!“, zischte sie gereizt und bangte vor dem, was folgen würde. Tatsächlich musste Blaise selbst etwas trinken.
„Auf die Männer, die wir lieben, und die Penner, die wir kriegen“, murmelte er den Spruch so langsam, wie nur irgend möglich, um etwas Zeit zu gewinnen, während seine Augen unruhig zwischen Saphira und Tracey hin und her huschten. Wäre er ehrlich zu sich selbst gewesen, hätte er ohne zu zögern gewusst, wen er küssen wollte: die schwarzhaarige Schönheit mit den blauen Augen und dem umwerfenden Körper, der ganz Erstaunliches vollführen und ihn um den Verstand bringen konnte ... Doch es war schon hart genug, dies vor sich selbst einzugestehen, diese Peinlichkeit vor versammelter Mannschaft offen zuzugeben kam überhaupt nicht infrage.
„Nun mach schon, Zabini, wir haben nicht die ganze Nacht Zeit!“, stöhnte Crabbe genervt, der vermutlich scharf darauf war, selbst noch an die Reihe zu kommen.
„Schon gut, stress mich nicht“, entgegnete der Dunkelhäutige vielleicht eine Spur zu garstig, fing sich jedoch schnell wieder und grinste Saphira an, die unsicher den Kopf hob, der bis dato an seiner Schulter geruht hatte.
„Los, küss den attraktivsten Mann der Runde“, raunte er ihr zu und die nicht mehr ganz nüchterne Saphira erwiderte sein Lächeln, machte keinerlei Anstalten, sich zu wehren. Im Gegenteil. Von Alkohol angeheitert und einer bislang ungekannten Kühnheit befallen, gepaart mit dem kindischen Verlagen, sich selbst und auch den anderen zu beweisen, dass sie mehr sein konnte als nur die biedere Spassbremse, schlang sie ihre Arme um seinen Körper und erwiderte seinen vorsichtigen Kuss ohne die Spur von Scheu oder Widerwillen.
„Das war's für mich! Eine weitere Runde stehe ich nicht durch“, ließ Tracey harsch vernehmen, sprang auf und blieb mit verschränkten Armen etwas abseits stehen, offenbar unsicher, was sie nun tun sollte. Die Eifersucht hatte Besitz von ihr ergriffen und beherrschte ihr Handeln und Denken zu sehr, als dass sie noch eine Sekunde in der Nähe ihrer besten Freundin und dieses Idioten verweilen konnte. Vermutlich war es kindisch und unsinnig anzunehmen, dass dies mehr war als ein bedeutungsloser Kuss unter Freunden, die an einem bescheuerten Trinkspiel teilnahmen, doch Gefühle ließen sich nun einmal schwerlich rationalisieren und der Feuerwhisky tat sein übriges. Am liebsten hätte Tracey sie wütend angekeift und Zabini zurecht gewiesen, doch sie wusste selbst zu gut, dass sie dazu gar nicht das Recht hatte. Er war ihr zu nichts verpflichtet, ihr nichts schuldig. Zwischen ihnen hatte nie mehr bestanden als eine Zweckgemeinschaft zum Vergnügen. Von echten Emotionen war nie die Rede gewesen. Zabini war ein freier Mann, konnte tun und lassen, was immer ihm beliebte und Saphira hatte nicht den blassesten Schimmer davon, was in Traceys Herz vor sich ging. Da war niemand, dem sie zürnen könnte, abgesehen von ihr selbst und ihren dummen Gefühlen für jemanden, den sie eigentlich nicht ausstehen konnte und der dies niemals erwidern würde.
Pansy hielt inne und blickte von Saphira und Blaise, die eng beisammen saßen und leise miteinander tuschelten (Traceys rasches Verschwinden war ihnen offenbar entgangen), hinüber zu der Schwarzhaarigen, die so verbittert wirkte, wie Pansy sie nie zuvor erlebt hatte. Zwar hatte sie nie viel mit dem Halbblut zu schaffen gehabt, insbesondere weil es sie nervte, dass diese vorlaute Göre ihr in der ersten Klasse Saphira streitig gemacht hatte, doch war sie ihr stets wie ein ausgeglichener und weitestgehend zufriedener Mensch vorgekommen. Ihre plötzliche Garstigkeit konnte Pansy sich zunächst nicht erklären, doch schließlich manifestierte sich ein interessanter Gedanke in ihrem Kopf. Scheinbar wurde im Hause Slytherin an diesem Abend mindestens ein weiteres Herz gebrochen. Und schon wieder war Saphira eine der Protagonistinnen in diesem nervenaufreibenden Schauspiel; auch wenn Pansy bezweifelte, dass die junge Black sich dessen bewusst war. Vielleicht war diese Überlegung reiner Unfug und ihr alkoholgetränktes Hirn interpretierte zu viel in die Situation hinein, doch Pansy war sich ihrer Sache ziemlich sicher.
„Och, komm schon, Davis!“, warf Harper ein, der unleugbar mehr als nur ein Auge auf Tracey geworfen hatte, vom Objekt seiner Begierde allerdings ignoriert wurde, woraufhin er sich erhob und zu ihr hinüber schlenderte.
„Mir ist auch schon schlecht“, ließ Elinor verlauten und gähnte verhalten. „Ich denke, ich gehe ins Bett.“
Allmählich löste sich die Gesellschaft auf; einige Schüler blieben noch im Raum und fanden sich in kleineren Grüppchen zusammen, andere begaben sich in die Schlafsäle und ein Pärchen aus der fünften Klasse stahl sich heimlich hinaus auf die Flure, um einen Ort zu suchen, an dem sie nicht gestört wurden.
Auch Blaise und Saphira verließen ihre Plätze und machten es sich auf einem der Sofas nahe des Kamins bequem. Kurz hielt die Blonde Ausschau nach ihrer besten Freundin, konnte sie jedoch nicht ausfindig machen und sank schließlich gegen Blaise` Schulter, der behutsam einen Arm um die Kleinere legte.
„Alles in Ordnung?“, fragte er Saphira, deren zuvor ungewöhnlich ausgelassene Laune einer schweigsamen Nachdenklichkeit gewichen war; trotzdem lächelte sie milde und nickte. Eine Weile sagte niemand von ihnen etwas. Gedankenversunken starrte Blaise in die Flammen und streichelte ihr unbewusst sacht mit einer Hand über den Rücken. Noch vor einem Jahr wäre er in diesem Moment der glücklichste Mann der Welt gewesen, doch heute ...
„Ich fühle mich so einsam, Blaise“, hauchte Saphira plötzlich in das Schweigen hinein, richtete sich ein wenig auf und sah ihn direkt an. Etwas Merkwürdiges lag in ihrem Blick, etwas, das er zuvor noch nie bei ihr gesehen hatte und das er nicht zu definieren vermochte, aber aus unerfindlichen Gründen zog ihn dieses Funkeln wie magisch an, vertrieb sogar Tracey kurzzeitig aus seinem Kopf.
„Ich verstehe sehr gut, was du meinst“, hörte er seine eigene Stimme sagen und beobachtete seine rechte Hand dabei, wie sie vorsichtig die blasse Haut der Blonden berührte. Langsam zeichnete er mit einem Finger ihren Wangenknochen nach und strich eine verirrte Locke hinter ihr Ohr. Einen Moment lang starrten sie sich gegenseitig an. Ob die Gedanken auch wie wild durch ihren Kopf rasten, konnte er nicht ergründen, doch wonach es ihn selbst gelüstete, wurde ihm allmählich gewahr. Stirnrunzelnd zwang der dunkelhäutige Slytherin sich dazu, seine Augen von ihr abzuwenden und trank den Rest aus seiner Flasche.
Verdammt, war das ein hartes Zeug!
Als er ihre eiskalte Hand über seinen Nacken streichen spürte, erschauderte Blaise und das altbekannte Verlangen, Saphira näher zu kommen, wuchs mit jedem Atemzug.
„Gelüstet es dich etwa nach meiner Zuwendung?“, fragte er neckisch, um seine Unsicherheit zu überspielen, und vergeblich versuchte er, seine wirren Gedankenverkettungen zu ordnen.
„Möglicherweise“, lächelte die Blonde und rutschte so eng an ihn heran, dass kein Bogen Pergament mehr zwischen sie gepasst hätte.
Unschlüssig, was er davon halten sollte, doch kaum noch imstande, dem Drängen seines Unterbewusstseins entgegen zu wirken, näherte Blaise sich ihr zaghaft, hörte noch ihr Flüstern („Ich habe zu viel getrunken“), ehe seine Lippen auf den ihren landeten. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann sie ihre Arme um seinen Hals geschlungen, oder zu welchem Zeitpunkt er beschlossen hatte, jedwede Vernunft im schwarzen See zu ertränken, doch das nächste, was er spürte, war ihre Zunge, die begierlich über seine Lippen fuhr, und seine eigenen Hände, die überall waren, nur nicht dort, wo sie im Normalfall hingehörten, wenn er einfach nur neben seiner besten Freundin saß.
Keiner der beiden bemerkte Tracey, die fluchtartig aus dem Gemeinschaftsraum stürmte, ohne ein Wort der Erklärung an Harper zu verlieren, der sie bis gerade zugetextet hatte. Sogar Dracos kurzweilige Anwesenheit entging ihnen völlig.
Nach der lästigen Unterredung mit Snape hatte Draco einen weiteren Versuch gewagt, sich in den Raum der Wünsche zu schleichen und war diesmal so umsichtig gewesen, sich nicht erwischen zu lassen. Als er einige Stunden später in die Kerker einkehrte und sich den Räumlichkeiten der Slytherins näherte, vernahm er schon von weitem lautes Gelächter, das ihn darauf schließen ließ, dass die Party dort noch immer im vollen Gange war. Es war doch höchst merkwürdig, dass Snape nicht längst eingeschritten war, befand Draco genervt, der hin und her gerissen war zwischen dem Wunsch, sich den Feiernden anzuschließen und bis zur Besinnungslosigkeit zu betrinken, und dem Verlangen, einfach nur in Ruhe gelassen zu werden und endlich schlafen zu können.
Erschöpft und missgelaunt streckte er die Hand nach dem Wandbehang aus, der den Eingang zum Gemeinschaftsraum verbarg, doch ehe er ihn zu fassen bekam, stürmte ihm jemand entgegen und riss ihn fast von den Beinen. Erschrocken stolperte der junge Malfoy einige Schritte zurück und erkannte Davis, die sich atemlos aufrappelte und ihn einen Moment lang sprachlos anstarrte.
„An deiner Stelle würde ich da nicht reingehen“, zischte sie und deutete mit dem Daumen hinter sich. „Glaub mir, das willst du dir nicht antun, Malfoy.“ Die Schwarzhaarige zog eine Miene, als hätte man ihr soeben verkündet, sie müsse fortan bei Hagrids Knallrümpfigen Krötern leben.
„Geh mir nicht auf die Nerven!“, herrschte Draco das dumme Halbblut gereizt an und drängte sich an ihr vorbei.
„Ich habe dich gewarnt“, flüsterte Davis mit belegter Stimme, was den Blonden innehalten ließ. Für den Bruchteil einer Sekunde sah er sie verwundert an - waren es Tränen, die in ihren Augen glitzerten? Ach, was interessierte ihn das schon? - dann ließ er sie kopfschüttelnd stehen und stieß den Vorhang beiseite.
Nur wenige Sekunden später verstand er, was sie gemeint hatte, und bereute bitter, nicht auf Davis gehört zu haben ...
Stolpernd hastete Draco hinaus auf den Flur und mühte sich, den Anblick seiner Exfreundin, die hemmungslos mit Blaise Zabini herum knutschte, aus seinem Gedächtnis zu verbannen. Er wollte weg, nur noch fort von hier, ganz weit weg, einfach woanders hin, Hauptsache er musste sich dieses Spektakel keine Sekunde länger ansehen ... Wohin wusste er nicht, doch an Schlaf war nun nicht mehr zu denken. Er atmete tief durch und schreckte heftig zusammen, als zu seiner Rechten eine abfällige Stimme erklang.
„An genau diesem Gesichtsausdruck wollte ich mich weiden“, grinste Davis bitter, die mit verschränkten Armen an der steinernen Kerkerwand lehnte und scheinbar auf ihn gewartet hatte. Aus unerfindlichen Gründen wirkte ihre Schadenfreude jedoch nicht echt, sondern aufgesetzt und erzwungen, beinahe mechanisch.
Malfoy, der ausnahmsweise um einen gemeinen Spruch verlegen wirkte, blickte auf und in seinen grauen Augen spiegelte sich derselbe Schmerz wider, den Tracey selbst empfand. Jäh wallte Empathie in ihr auf und für die Dauer eines Wimpernschlages vergaß sie, wie sehr sie Malfoy im Grunde genommen verabscheute.
„Du liebst sie wirklich noch“, stellte sie überrascht fest und in ihrer Stimme lag nicht die Spur von Spott oder Häme.
„Was geht es dich an?“, schnaubte Malfoy in einem missglückten Versuch, sie wütend anzufahren, und lief ein paar Schritte ziellos durch den düsteren Gang, bevor er unschlüssig stehen blieb und sich umsah. Erst jetzt bemerkte er, dass er direkt auf eine Sackgasse zusteuerte.
„Und jetzt?“, seufzte er ins Leere, ohne eine Antwort von irgendjemandem zu erwarten.
„Ich für meinen Teil werde mich nach draußen verziehen, denn ich brauche dringend frische Luft und Nikotin. Meinetwegen kannst du mitkommen“, sagte sie und schritt hastig an ihm vorbei. Zögerlich folgte Draco ihr. Wohin hätte er auch sonst gehen sollen? Den langen Weg zum Raum der Wünsche zu nehmen, war inzwischen zu gefährlich geworden und er vermutete, dass Snape und Filch noch immer durch die Gänge streiften und mit Argusaugen Ausschau nach Regelbrechern hielten.
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Einige Minuten später lag Saphira kichernd und merkwürdig aufgedreht in Blaise` Armen. Ihre gute Laune konnte sie weder sich noch ihm rational erklären und Blaise fragte gar nicht erst danach, fühlte sich selbst viel zu gut, im Vergleich zu den vergangenen Wochen und Monaten, in denen er Saphiras Trauer mitansehen und ihre Stimmungsschwankungen hatte ertragen müssen, während er selbst einem Mädchen nachschmachtete, das er nicht haben konnte, wollte, durfte und sollte. Alles zu vergessen und verdrängen, und sei es nur für diesen einen Abend, war viel zu verlockend, als dass er die Situation mit einem ernsten Gespräch à la Wir sollten das wirklich nicht tun vergeuden würde.
„Ich könnte eine Zigarette vertragen“, meinte die Blonde verlegen grinsend und erhob sich. „Kommst du mit raus?“
„Es ist kalt und regnet“, wandte er naserümpfend ein, denn er war nicht sonderlich scharf darauf, den gemütlichen Gemeinschaftsraum heute noch einmal zu verlassen.
„Och, nun zier dich nicht so“, lachte sie und zog an seiner Hand. „Komm schon!“
„Nun gut ...“, nickte er zögerlich und folgte ihr hinaus in die düsteren Korridore, in denen es beinahe mucksmäuschenstill war. Unwillkürlich fragte er sich, wie spät es inzwischen war, doch da er keine Uhr trug, blieb ihm diese Information verborgen.
Nur wenige Schüler schenkten ihnen beim Verlassen des Zimmers Beachtung, doch Pansy schüttelte verdrießlich den Kopf, da sie stark bezweifelte, dass Blaise und Saphira plötzlich tiefergehende Gefühle füreinander entwickelt hatten, die ihr Verhalten rechtfertigten. Nein, viel eher sah sie ihre Klassenkameraden auf eine neue Katastrophe epischen Ausmaßes zusteuern und weitere Freundschaften zerbrechen. War denn wirklich niemand fähig, seine verdammten Hormone unter Kontrolle zu halten?
„Ich wünschte, die Nacht würde nie vorübergehen, wenn wir nur einfach wach blieben“, sinnierte Saphira leise und griff verwegen lächelnd nach seiner Hand, als sie um eine Ecke bogen und sich dem geheimen Ausgang näherten, welchen zuvor auch Draco und Tracey benutzt hatten.
„Ich fürchte, diese Rechnung wird nicht aufgehen“, entgegnete Blaise mit rauer Stimme, blieb plötzlich stehen und starrte sie an. Zwei Standpunkte fochten in seinem Kopf einen unerbittlichen Kampf aus, den die Vernunft jedoch verlor, da ihre Argumente die schwächeren waren.
Was machte es schon, wenn er sich doch wieder in Saphira verliebte? Er war einmal darüber hinweggekommen und würde es auch ein zweites Mal schaffen. Sie selbst hing noch viel zu sehr an Malfoy, als dass er Gefahr lief, ihr falsche Hoffnungen zu machen und das Herz zu brechen. Und wenn ihre Freundschaft auf diese Probe gestellt werden wollte, bitte ...
Das Verlangen säuselte ihm so verführerischere Dinge ins Ohr, beteuerte ihm, dass er und Saphira im Grunde genommen perfekt zueinander passten, sentimentale Gefühlsduseleien vergessen werden sollten, denn es gab schlicht und ergreifend keine bessere Lösung für ihrer beider Probleme, als sich zusammen zu schließen.
Geteiltes Leid ist halbes Leid.
Von irrsinnigen Luftschlössern und Wunschträumen sollten sie sich allmählich verabschieden, schließlich waren sie keine Kinder mehr, die an die große Liebe glaubten und daran, dass sie die Zeit hätten, diese zu finden. Und überhaupt ... wer bitteschön garantierte, dass dies auf ewig anhalten würde? Was passierte, wenn die anfängliche Euphorie einer jungen Liebschaft dem tristen Alltag wich? War es nicht ohnehin klüger, jemanden zu heiraten, mit dem man eine tiefe Freundschaft hegte? Bot dies auf Lebzeit gesehen nicht die wesentlich bessere Grundlage?
Und selbst wenn all dies nur Ausreden waren, um für einen einzigen Abend seine Sorgen zu vergessen und Ablenkung zu suchen, in diesem Moment war ihm das vollkommen gleichgültig.
„Ich weiß, aber wir könnten es probieren“, flüsterte Saphira heiser und zog ihn an sich heran, obgleich sie unsicher war, inwiefern sie das Richtige tat.
„Durchaus“, hauchte Blaise, bevor er sich zu ihr herabbeugte, ihren kleinen Körper fest an seinen drückte und sie küsste, als gäbe es kein Morgen mehr.
Die feuchtkalte Kerkermauer kratzte unangenehm an ihrem Rücken, doch Saphira fühlte sich so unbeschwert und frei wie selten in ihrem Leben. Das hier war dermaßen falsch und töricht ... Es entsprach genau dem, was sie nun brauchte. Nur ein einziges Mal wollte die junge Hexe einen schweren Fehler begehen, ehe man ihren Lebensweg endgültig festlegte und sie fortan jeglicher Entscheidungsfreiheit beraubte.
Blaise` Hände wanderten von ihrer Hüfte zur Taille und noch ein paar Zentimeter höher, bevor er innehielt und offensichtlich auf ihre Zustimmung wartete. Anstatt etwas zu sagen drängte sie sich enger an ihn heran und bahnte sich mit ihren eigenen, mittlerweile warmen Fingern einen Weg unter sein Hemd.
„Planänderung?“, keuchte er in den Kuss hinein, löste sich von ihr und deutete auf ein unscheinbares Gemälde zu ihrer Linken, dessen Bewohner sie missbilligend beobachtete.
„Schüler gehören meines Wissens um diese nachtschlafende Zeit in ihre Schlafsäle!“, herrschte das Portrait von Graf Taaffe sie an.
„Und Sie glauben, das kümmert uns?“, erwiderte Blaise gelassen und rollte mit den Augen. „Was können Sie uns schon anhaben? Wollen Sie etwa bei Snape petzen?“
„Starrsinn wird oft auch mit Kerker bestraft!“, keifte der Graf und reckte wütend das Kinn.
„Wir leben bereits in den Kerkern, falls Ihnen dieser Umstand entgangen sein sollte“, meinte der Dunkelhäutige trocken und zischte dem Portrait das Passwort („Schandflecke“) zu, woraufhin der Rahmen langsam zur Seite schwang.
„Ich werde eine Versetzung beantragen!“, entrüstete sich Taaffe, dessen Stimme nur noch gedämpft zu hören war, als Blaise die Kleinere mit sich in den Raum zog und gleich damit fortfuhr, an ihrer Kleidung herum zu nesteln.
„Ja, ja, das sagen Sie jedes Mal“, schnaubte er der Rückseite des Gemäldes zu, erhielt allerdings keine Antwort mehr.
„Jedes Mal?“, erkundigte Saphira sich mit hochgezogenen Augenbrauen und einem verschmitzten Lächeln. „Bist du öfters hier?“, fragte sie argwöhnisch und sah sich in dem winzigen, unmöblierten Zimmer um. Es war immer wieder erstaunlich, herauszufinden, wie viele geheime Gänge und Räumlichkeiten das Schloss aufwies, von denen Saphira nichts wusste.
„Schon länger nicht mehr“, antwortete der Dunkelhäutige ausweichend, in der Hoffnung, sie würde sich nicht gekränkt oder gar benutzt fühlen, doch in eben diesem Moment bemerkte er, dass seine Aussage keine Lüge war. Um genau zu sein hatte sich sein Lebensstil in diesem Schuljahr beträchtlich gewandelt. War er bis Ende vergangenen Schuljahres noch ein Draufgänger und Frauenheld gewesen, entsprach er inzwischen einem Vorzeigelangweiler, war nach den Sommerferien auf keine einzige Avance eingegangen und hatte sich auch selbst nicht darum bemüht, irgendeinem Mädchen näher zu kommen. In der Tat lebte er, nachdem Tracey ihre Affäre beendet hatte, vollkommen abstinent. Eine geradezu erschreckende Erkenntnis und ein Umstand, der ihm bislang nicht in diesem Ausmaß bewusst gewesen war. Auch er verzehrte sich nach körperlicher Nähe, hatte viel zu lange schon darauf verzichtet und vielleicht sollten er und Saphira sich einfach geben, wonach es sie offensichtlich beide gelüstete.
Mit einem Schlenker seines Zauberstabes entzündete er die Fackeln an den Wänden, die den kleinen Raum (der ursprünglich als Abstellkammer gedacht war, jedoch nicht als solche genutzt wurde) in seichtes Licht tauchten und eine angenehme Wärme verströmten. Als Saphira sich umwandte, entdeckte sie auf dem Boden ein provisorisches Bett mit Kissen und Decken, die Blaise ebenfalls heraufbeschworen hatte.
„Gemütlicher, mh?“, grinste er und die Blonde kicherte verhalten. Ihrem Benehmen nach zu urteilen, hätte es sich auch um eine vollkommen andere Person handeln können. Der Alkohol setzte ihr deutlich zu und vermutlich war es nicht richtig von ihm, diesen Zustand auszunutzen, doch darüber dachte Blaise nun nicht nach.
„Allerdings“, bestätigte sie und überspielte die in ihr aufkeimende Nervosität, indem sie die Initiative ergriff und ihn mit sanfter Gewalt zurückdrängte, bis er sich auf die Matratze fallen ließ und sie auf seinen Schoß zog.
Ob sie es morgen bereuen würde, war ihr egal. Ob Draco sie noch liebte, spielte keine Rolle mehr. Dass sie gegen ihre eigenen Prinzipien verstieß, war längst nichtig geworden. Lieber verlor sie ihre Unschuld an jemanden, den sie wirklich mochte, als an irgendeinen Mann, den ihre Mutter für sie auserwählt hatte. In dieser Nacht wollte sie nicht mehr Saphira Black sein, das brave, wohlerzogene Mädchen, das sich fügte und gehorchte, sondern einfach nur ein ganz normaler Teenager, der seine Freiheiten auskostete und nicht danach fragte, was die Vernunft ihr erlaubte, der Anstand gebot. Eine Dummheit begehen und die Folgen dessen spüren war ihr sehnlichster Wunsch. Sich selbst schockieren, aus der Rolle fallen und nicht den Erwartungen entsprechen, genau das musste sie dringend tun. Ein einziges Mal ausnutzen, dass man sie hier in Hogwarts nicht auf Schritt und Tritt kontrollieren konnte, um nicht den Verstand zu verlieren und zu einer willenlosen Marionette zu verkommen.
Es war so leicht, hier und jetzt alles Schreckliche auszublenden und ihre Sorgen zu vergessen. Beeinträchtigt vom Alkohol und getrieben von ihrem ewig unterdrückten Drang nach Freiheit ließen sich rationales Denken und Moral problemlos schachmatt setzen.
Ohne die Lippen von ihm zu lösen streifte sie sich die roten Stiefel von den Füßen und öffnete die Knöpfe seines Hemdes mit ungeschickten Fingern, während er sie von sich schob, um ihr das weiße Kleid über den Kopf zu ziehen. Die gesamte Szenerie kam der jungen Black dermaßen unwirklich und surreal vor, dass sie kaum glauben konnte, was sie gerade im Begriff war zu tun. Wollte sie das wirklich? Oder würde es sie nur noch weiter runterziehen und ihr Sorgen und Kummer bereiten? Käme sie damit zurecht? Saphira wusste keine Antwort auf die Fragen, welche ihr auf der Seele brannten, doch das Adrenalin, welches durch ihre Adern pulsierte, ließ die Zweifel langsam aber sicher verstummen.
Ungeduldig versuchte der Dunkelhäutige, die Verknotung ihrer hautenganliegenden Schnürcorsage zu öffnen, scheiterte jedoch und war darauf angewiesen, dass die nervös wirkende Hexe ihm half. Wie man in einem solchen Teil überhaupt atmen konnte, blieb ihm schleierhaft. Keiner von ihnen sprach ein Wort und um keine peinliche Stille aufkommen zu lassen, küssten sie sich nahezu ununterbrochen, vergaßen, wie absurd dies eigentlich war und versuchten nicht daran zu denken, dass sie das hier bedeutend lieber mit einer anderen Person tun würden. Schließlich landeten auch Blaise` Hemd und Hose auf dem feuchtkalten Boden, sodass sie nur noch mit Slip und Boxershorts bekleidet waren. Saphira schloss die Augen, als Blaise ihren Oberkörper streichelte und vom Schlüsselbein abwärts mit seinen Lippen über ihre bleiche Haut wanderte. In seiner Vorstellung war sie schöner gewesen, einfach nur schlank und nicht krankhaft abgemagert; auch die zahllosen Narben, die sich zwischen ihren hervorstechenden Rippen und über den Hüftknochen abzeichneten waren nicht sonderlich nett anzusehen, doch er ignorierte diesen Umstand und zwang sich mental dazu, sie nicht mit Tracey zu vergleichen, deren Proportionen so viel anregender und deren Haut weicher und ebenmäßiger war.
Als er sich daran machte, die letzten beiden Kleidungsstücke, die ihre Körper noch verhüllten, zu entfernen, kroch in Saphira die altbekannte Panik hoch, die sie hemmte und davon abhalten wollte, diesen Schritt zu gehen, doch sie gab dem Drängen ihres Bewusstseins nicht nach, sondern zwang sich zur Beherrschung, biss sich auf die Unterlippe und ließ ihn gewähren, als er ihre Beine auseinander schob und sich dazwischen positionierte.
Kurzweilig wirkte es so, als wolle er etwas sagen, doch da Saphira sich nicht fähig fühlte, auch nur einen Ton hervorzubringen, versiegelte sie seine Lippen blitzschnell mit den eigenen und schlang ihre Arme um seinen Hals. Die Augen fest zusammengekniffen versuchte sie, sich zu entspannen und ihren aufgeregten, verängstigten Herzschlag zu beruhigen.
Reiß dich zusammen, dachte sie verärgert und hielt den Atem an, als sie seine Hand in ihrem Schritt spürte und nur Sekunden später seine Erektion an derselben Stelle, die sich ihr entgegendrängte. Blaise, der viel zu betrunken und erregt war, fackelte nicht lange und stieß begierig zu, ohne groß darüber nachzudenken oder auf ihre Reaktion zu achten, doch als er ihr lautes Aufkeuchen vernahm, das fast einem Wimmern glich, riss er die Augen auf und bemerkte den schmerzverzerrten Ausdruck auf ihrem schmalen Gesicht, der im fahlen Licht der Flammen seltsam grotesk wirkte. Es dauerte einen Moment, bis sein Gehirn schaltete und er allmählich begriff, was er gerade getan hatte. Aber das war doch nicht möglich, konnte einfach nicht ... Wie zur Hölle? Sie war doch über ein Jahr mit Malfoy zusammen gewesen, dass sie noch nicht ... Nein, das konnte er sich nicht vorstellen. Erst jetzt wurde ihm gewahr, dass er sich noch immer in ihr bewegte und er hielt abrupt inne, sammelte sich und flüsterte verwirrt:
„Phia, bist du noch ...“
„Sh!“, unterbrach sie ihn und atmete tief durch, die Augen hielt sie fest verschlossen, konnte und wollte ihn nicht ansehen, da ihr die Situation gleichsam unangenehm wie willkommen war. Nichts Schlimmes war geschehen, die Welt drehte sich noch und theoretisch hatte sich nichts verändert, alles war gut und sie hatte es fast hinter sich, ihre eigene Angst endlich überwunden. Mit Blaise darüber reden wollte sie jedoch nicht.
„Mach einfach weiter, alles in Ordnung“, nuschelte sie und ließ sich in das Kissen sinken, als Blaise ihrer Bitte nachkam, diesmal allerdings etwas behutsamer vorging. Das war definitiv das Letzte, womit er gerechnet hätte, zumal Malfoy im vergangenen Schuljahr mehr als einmal lautstark im Schlafsaal der Jungen damit geprahlt hatte, was für ein Glück er in jedweder Hinsicht mit seiner Freundin hatte und wie großartig sie im Bett wäre ... Alles nur Lügen? Es schien so.
Was hatte er eigentlich verbrochen, dass das Los desjenigen, der die Mädchen deflorierte, ständig ihm zufiel? Erst diese überdrehte Ravenclaw namens Elisabeth ... irgendwas Unaussprechliches ... schließlich Ariadne Crouch und nun fügte sich ausgerechnet Saphira zu dieser Liste hinzu.
Er hatte seine beste Freundin immer für ein Mädchen mit Anstand gehalten, das an verstaubten Traditionen und Prinzipien festhielt, und nie geglaubt, sie würde ihre Unschuld bei einem One-Night-Stand verlieren. Empfand sie womöglich doch mehr für ihn, als er bislang ahnte? Nein, das hielt er für ausgeschlossen!
Es war dem jungen Zabini nicht möglich, weiter über ihre Motive nachzusinnen, da seine Lust unterstützt vom Feuerwhisky die Oberhand gewann und jegliche Gedankenansätze im Keim erstickte.
Zaghaft öffnete Saphira nach einer Zeitspanne, die sie nicht einschätzen konnte - war es eine oder eher zehn Minuten gewesen ... sie vermochte es nicht zu sagen - die Lider und warf ihrem besten Freund aus den Augenwinkeln einen vorsichtigen Blick zu. Er saugte sich an ihrem Hals fest und knabberte an ihrer Haut, atmete schwer und es schien ihm offensichtlich zu gefallen. Sie selbst hatte sich einem Menschen noch nie so nahe und gleichsam fern gefühlt wie in diesem Moment. Einerseits spürte sie seine gierigen Berührungen, das Gewicht seines Körpers auf ihr, die Hitze, welche er ausstrahlte, hörte sein erregtes Stöhnen, doch fühlte sie sich nicht so, als würde sie an diesem Akt leibhaftig teilnehmen. Zwar sah sie, was mit ihrem Körper geschah, doch erschien es ihr unmöglich, sich damit zu identifizieren. Fast glaubte sie, ihre Seele würde sich abspalten von dieser irdischen Hülle, habe nichts damit zu schaffen, würde unberührt und rein bleiben, während ihr Leib sich beschmutzen ließ.
Beinahe hätte sie sich dazu verleiten lassen, laut aufzulachen. Wie absurd dies alles war. Was war nur los mit ihr? Was stimmte nicht, dass sie sich nicht einmal ansatzweise darauf einlassen konnte, was anderen Menschen angeblich so viel Spass machte? Weshalb waren alle so scharf darauf? Was bitteschön sollte erstrebenswert an diesem Spektakel sein? Wieso mühten Menschen sich schwitzend und keuchend übereinander ab, wenn nicht zum Zwecke der Fortpflanzung?
Ihr verschwommener Blick fiel auf die flackernde Flamme, welche die zahlreichen Spinnweben an der Decke silbrig schimmern und vor der rauen Steinwand fast wie gemalt aussehen ließ. Nur noch am Rande nahm sie wahr, was wirklich geschah, löste sich mental vom Geschehen und dachte über die merkwürdigsten Dinge nach. Ob die Spinnen ihnen zusahen? Diskutierten sie vielleicht darüber, wie oft sich unsittliche Schüler hierher verirrten und missfiel ihnen dieses Verhalten in ihrem Territorium? Oder empfanden sie es als netten Zeitvertreib, regelmäßig Voyeur spielen zu dürfen? Dachten gewöhnliche Spinnen überhaupt nach? Besaßen sie ein Bewusstsein? Oder war dies lediglich den Acromantulas vorbehalten?
Erschrocken riss sie sich von diesem Anblick los, als sie Blaise` Nase spürte, die gegen ihre Wange stupste und ermahnte sich, wenigstens so zu tun, als wäre sie nicht nur physisch, sondern auch geistig anwesend. Schnell legte sie ihre Hände in seinen Nacken, zog ihn an sich heran und küsste ihn, da ihr keine bessere Methode einfiel, um ihm vorzuspielen, sie würde es wenigstens ansatzweise genießen.
Kurze Zeit später beschleunigte sich seine Atmung und sie spürte seinen rasenden Herzschlag an ihrer Brust, ahnte erleichtert, dass es bald vorbei sein würde, und verachtete sich gleichzeitig für diese Haltung. War es ihm gegenüber respektlos, froh zu sein, dass sie dieses Gefühl nicht länger würde aushalten müssen? Eigentlich war es nicht schlimm, hatte nichts Bedrohliches an sich, dennoch verwirrte es Saphira in einem Maße, das sie kaum ertragen konnte. Was war falsch an ihr, dass sie so anders empfand als normale Menschen? Zwar hatte sie von anderen Mädchen gehört, dass deren erstes Mal auch nicht gerade das Beste gewesen war, doch fand sie es fraglich, ob sie je wieder Lust darauf haben würde, es ein weiteres Mal zu probieren.
Wenn Mutter dich verheiratet, wirst du es müssen, flüsterte eine hinterlistige Stimme in ihrem Kopf, zeitgleich als Blaise noch einmal laut aufstöhnte, leicht erzitterte und sich schließlich erschöpft neben ihr in die Kissen sinken ließ.
Nach einer Weile gähnte er verhalten und strich ihr mit den Fingern müde durch das schulterlange Haar.
„Ist wirklich alles gut bei dir?“, fragte er zweifelnd, als er wieder zu Atem gekommen war und betrachtete seine beste Freundin nachdenklich. Ein ernüchternd schlechtes Gewissen machte sich in ihm breit und er glaubte dem matten Lächeln nicht, das sie ihm schenkte. Doch was sollte er tun? Was geschehen war, war geschehen und ließ sich nicht mehr rückgängig machen.
Wortlos rutschte die Blonde ein wenig näher an ihn heran, schlang behutsam ihre Arme um seinen Körper und vergrub ihr Gesicht an seinem Hals, um ihn nicht ansehen zu müssen. Diese Art der physischen Nähe war ihr bedeutend weniger unangenehm, dennoch wünschte sie sich im Augenblick nichts sehnlicher als die Einsamkeit, konnte seine sachten Berührungen kaum ertragen und wäre lieber grob oder überhaupt nicht angefasst worden, anstatt so zärtlich und sanft. Mit zusammengebissenen Zähnen unterdrückte sie ein Schaudern und schluckte, um den Kloß herunterzuwürgen, der in ihrem Hals feststeckte.
Unwillkürlich erinnerte sie sich an die vergangenen Sommerferien und versuchte zu ergründen, ob alles anders abgelaufen wäre, hätte sie mit Draco geschlafen. Wäre sie sich nicht so verloren im eigenen Körper vorgekommen und hätte sie sich möglicherweise voll und ganz darauf einlassen können? Die Antwort blieb ihr verborgen. Lag es an ihr oder an Blaise? Am Alkohol oder an der Spontanität des Abends? Oder war es ganz normal und sprach nur niemand darüber?
Erschrocken spürte Saphira heiße Tränen, die gegen die Innenseite ihrer Augenlider drückten und sich ihren Weg ins Freie bahnen wollten, doch das ließ sie nicht zu. Sie atmete tief durch und richtete sich auf.
„Lass uns ins Bett gehen“, murmelte sie und sammelte ihre Sachen vom Boden auf, zog sich rasch an und wartete auf Blaise, der schlaftrunken und verwirrt wirkte.
Schweigsam machten sie sich auf den Rückweg und waren froh, niemandem zu begegnen.
Im Gemeinschaftsraum angelangt, der mittlerweile so gut wie leer war, blieb Blaise stehen und blickte unsicher auf seine beste Freundin herab.
„Willst du bei mir schlafen?“, fragte er und versuchte vergeblich, ihren Ausdruck zu deuten. Noch vor wenigen Stunden war zwischen ihnen alles ganz normal und entspannt gewesen, genauso wie immer, doch es war so viel passiert und ihn plagte das ungute Gefühl, dass sie darüber reden mussten.
„Nein“, war alles, was die junge Black hervorbrachte.
„Bloß keine falschen Schlüsse zulassen, mh?“, entgegnete er nachdenklich und musterte sie genau. Allmählich bekam er Kopfschmerzen und sehnte sich nach seinem Bett, doch befürchtete er, kaum Schlaf finden zu können, solange diese Sache zwischen ihnen stand.
„Ich will nicht ... Ich meine, wir ... Du bist nicht ... Oder?“, stammelte sie und blickte endlich zu ihm auf.
„Können wir einfach nur Freunde bleiben?“, flüsterte er und sah dabei fast verzweifelt aus. Es war einer dieser seltenen Momente, in denen er Saphira gegenüber echte Gefühle zeigte, es ihr gestattete, in sein Innerstes zu blicken, ohne sich zu verstellen oder seine Ansichten mit einem lockeren Spruch zu verschleiern.
„Ich hoffe es“, hauchte sie fast unhörbar und drückte sich kurz an ihn, ehe sie in Richtung der Mädchengemächer verschwand.
Resigniert schaute Blaise ihr hinterher, bis die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen war, und fragte sich, wie zur Hölle es so weit hatte kommen können. Tatsächlich empfand er nichts weiter als Freundschaft für sie und es grauste ihm bereits jetzt vor dem Morgen und ihrer nächsten Begegnung. Vielleicht war es ganz gut, dass sie nach Hause fuhr und sie sich gute zwei Wochen lang nicht sahen.
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Und wer zu diesem Thema bezüglich Saphira etwas anderes erwartet hätte, hat ihren verkorksten Charakter offenbar nicht verstanden :`D
Ich habe es schon einigen gegenüber bereits geäußert: Saphira ist so verklemmt, Sex mit ihr macht weder ihr noch mir und erst recht nicht dem Leser Spass.
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Weil ich ein riesiger Fan von Gary Oldman bin, war ich bei unserem ersten Treffen völlig eingeschüchtert. Dabei ist er echt ein cooler Typ und ich habe mich in seiner Gegenwart sofort sehr wohl gefühlt.
Daniel Radcliffe