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Fanfiction

Slytherin Hearts - ... Und frag nicht, ob du es morgen bereuen wirst.

von SaphiraMalfoy

Als Saphira am darauffolgenden Morgen verschlafen die Augen aufschlug und sich stöhnend aufrichtete, war es bereits nach zehn. Der schwache Sonnenstrahl, welcher durch den Vorhang ihres Bettes fiel, brannte unangenehm in ihren Augen und sie rieb sich müde über die schmerzende Stirn. Ächzend quälte die junge Black sich aus dem warmen und gemütlichen Bett und zog den Morgenmantel fest um ihren bibbernden Körper, ehe sie im Badezimmer verschwand. Am liebsten wäre sie einfach liegen geblieben, doch da die Schüler sich schon um vierzehn Uhr auf den Weg zu den Kutschen machen mussten, die sie zum Bahnhof Hogsmeade brachten, und Saphira vor lauter Frust darüber, nach Hause zu müssen, noch nicht einmal damit begonnen hatte, ihren Koffer zu packen, wurde es höchste Zeit, allmählich wach zu werden und in die Gänge zu kommen.

Die heiße Dusche belebte ihre Geister ein wenig und auch eine Kleinigkeit zu sich zu nehmen wäre mit Sicherheit förderlich, überlegte Saphira gähnend, als sie das Badezimmer verließ und den Blick durch das Zimmer schweifen ließ.
Pansy schlief noch tief und fest, doch ihre Sachen waren bereits zur Abreise fertig; Tracey war nicht mehr anwesend, oder hatte eventuell auch gar nicht erst hier geschlafen. Die anderen waren wahrscheinlich beim Frühstück, vermutete Saphira. Einzig Daphne kramte in ihrem Schrankkoffer herum und nahm keinerlei Notiz von der verhassten Blonden, als diese den Weg in die Große Halle antrat.

Dort angelangt ließ sie sich schwerfällig neben Blaise auf die Bank fallen, grummelte eine Begrüßung und starrte missmutig auf ihren leeren Silberteller. Eigentlich verspürte sie nicht das Bedürfnis, etwas zu essen, denn ihr Schädel dröhnte gewaltig und kotzübel war ihr noch dazu. In ihrem ganzen Leben hatte die junge Hexe nicht so viel getrunken wie in der vergangenen Nacht und plante auch nicht, dies jemals zu wiederholen. Nahezu die Hälfte der Fünft- bis Siebtklässler sah ziemlich verkatert aus und das Stimmengewirr, welches die Halle für gewöhnlich füllte, war an diesem Tag bedeutend leiser und weitaus weniger enthusiastisch als üblich.
„Geht es dir gut?“, ertönte rechts neben ihr eine besorgte Stimme und als ihr Blick Blaise` dunkle Augen traf, wurde die junge Hexe schlagartig mit der Erinnerung an das konfrontiert, was sie vor wenigen Stunden miteinander getrieben hatten.
„Mh“, machte sie, legte den Kopf in die Hände und massierte sich die pochenden Schläfen mit Daumen und Zeigefinger. Es war ein seltsames Gefühl, neben Blaise zu sitzen und so zu tun, als wäre alles wie immer. Wieder und wieder tauchten die Bilder der letzten Nacht vor ihren geschlossenen Lidern auf und verwirrten sie zusehends. Was ihr zu schaffen machte war allerdings weniger die Tatsache, mit ihm geschlafen zu haben, als viel eher die Erkenntnis, wie spurlos dies an ihr vorübergegangen zu sein schien. Sie fühlte sich nicht anders, hatte keine Meinung dazu, bereute es nicht und freute sich nicht. Es war ihr schlichtweg egal.
„Mir ist schlecht“, bekundete sie und knabberte lustlos an einer trockenen Scheibe Brot herum.
„Ich habe etwas gegen die Kopfschmerzen, wenn du magst“, erwiderte Blaise und reichte ihr ein kleines Fläschchen voll hellgrünem Zaubertrank. „Aber iss vorher etwas, sonst musst du dich wirklich übergeben. Das Zeug ist ein bisschen eklig.“
„Danke“, murmelte die Blonde und drehte das Reagenzgläschen, welches mit einem simplen Korken verschlossen war, nachdenklich zwischen den Fingern. Unwillkürlich fühlte sie sich an etwas erinnert, es kratzte unterschwellig an ihrem Bewusstsein, wollte sich seinen Weg nach draußen bahnen und auf sich aufmerksam machen, doch Saphira bekam den Gedanken nicht zu fassen. Jedes Mal, wenn sie glaubte, er sei zum Greifen nahe, entglitt er ihr sogleich und nach einer Weile schüttelte sie leicht den Kopf und versuchte, sich nicht weiter mit was auch immer ihr Gehirn gerade ausbrütete zu befassen.

Mit hochgezogenen Augenbrauen erhob sich Draco, der sein Brötchen kaum angerührt hatte, und warf seiner Ex-Freundin einen überheblichen Blick zu, der davon zeugte, dass er nicht das geringste Fünkchen Mitgefühl für ihre schlechte körperliche Verfassung empfand. An ihrem Kater war sie schließlich selbst schuld. Wenn sie nur die leiseste Ahnung hätte, was in der Welt um sie herum, quasi direkt vor ihrer Nase, in der eigenen Familie vonstattenging, würde sie sich vermutlich bedeutend weniger kindisch und lächerlich aufführen. Grundsätzlich konnte es ihm egal sein, doch die Frage, was genau zwischen ihr und Zabini vorgefallen war und ob sich dies in Zukunft fortsetzen sollte, bereitete ihm größeres Kopfzerbrechen, als ihm lieb war.
Für den Bruchteil einer Sekunde trafen seine Augen die von Davis, welche ähnlich mies gelaunt aussah, wie er sich fühlte. Weshalb es sie dermaßen tangierte, dass Zabini und Saphira ... was auch immer miteinander trieben ... hatte Draco noch nicht begriffen, aber gewissermaßen war es ein fast tröstlicher Gedanke, mit diesem Kummer offensichtlich nicht alleine zu sein. Obwohl er dies selbstverständlich niemals offen zugeben würde. Davis war und blieb in seinen Augen der letzte Abschaum und warum jemand wie sie überhaupt in Slytherin geduldet wurde, war ihm ein Rätsel. In der vergangenen Nacht fast eine geschlagene Stunde schweigsam mit ihr zu verbringen war auch nicht sonderlich angenehm gewesen, doch weitaus besser als die einzige Alternative, die sich ihm dargeboten hatte.

„Willst du hier Wurzeln schlagen? Ich dachte, wir gehen!“, zischte ihm Goyle genervt zu, der genauso verkatert aussah wie Saphira und Zabini. Auch dieser Troll hatte gestern reichlich über den Durst getrunken (und laut eigener Aussage eine scharfe Viertklässlerin abgeschleppt, wer's glaubte!), doch das kümmerte Draco nicht. Er brauchte ihn an diesem Morgen, ausschlafen war weder für ihn noch für Crabbe eine Option. Die Suppe hatten diese Idioten sich selbstständig eingebrockt, sollten sie eben jammern, dem schenkte der junge Malfoy kein Gehör.
„Was?“, erschrocken drehte Draco sich um und erinnerte sich an sein ursprüngliches Vorhaben. Die letzten Stunden vor seiner Abreise musste er unbedingt nutzen, um einen Zauber auszuprobieren, von dem er vor kurzem gelesen hatte, und um sich Notizen zu machen, was er alles in der heimischen Familienbibliothek nachschlagen musste, falls er denn überhaupt dorthin gelangte. Wenn er den Brief seiner Mutter richtig verstanden hatte, würden sie direkt mit Saphira und Cecilia nach Plymouth aufbrechen, aber wenn er es ihr erklärte, ließ sie ihn bestimmt einige Zeit lang ins Manor. Schließlich wusste Narzissa ganz genau, was auf dem Spiel stand und wäre sicherlich die Letzte, die ihrem Sohn Steine in den Weg legte.
„Ja ... Nein. Los, geht schon!“ Schnell hatte der Blonde seinen üblichen Befehlston wiedergefunden und eilte flankiert von seinen nörgelnden Kumpanen aus der Halle heraus.


Gerade als Tracey den Blick mühsam von Saphira und Zabini abwenden wollte, zuckte die Blonde plötzlich ohne ersichtlichen Grund heftig zusammen und riss erschrocken die Augen auf. Blitzschnell erhob sie sich von ihrem Platz und blickte beinahe panisch umher. Verwundert sah Blaise sie an und fragte, was denn los sei, doch eine Antwort blieb sie ihm schuldig. Es dauerte einige Sekunden, bis sie überhaupt reagierte, doch anstatt Blaise Beachtung zu schenken, hechtete sie zu Tracey hinüber, zerrte wortlos an ihrem Arm und bedeutete ihr mit kreidebleicher Miene, ihr aus der Halle heraus zu folgen.
„Was ist los? Was willst du?“, fragte die Schwarzhaarige und musterte ihre beste Freundin mit einer Mischung aus Besorgnis und Gereiztheit. Einerseits beunruhigte sie die Verfassung Saphiras, andererseits hatte sich das Bild von ihr, wie sie Zabini um den Hals fiel, so tief in Traceys Netzhaut eingebrannt, als verschwände es nie wieder und bliebe fortan ewig währende Erinnerung an ihre naiven Gefühle für den falschen Kerl.
„Später“, hauchte die Blonde fast unhörbar und beschleunigte ihren Schritt in heller Verzweiflung, ohne von Tracey abzulassen, die unwillig hinter ihr her trottete.

Im Schlafsaal der Mädchen angelangt, in welchem sich inzwischen niemand mehr aufzuhalten schien, auch wenn aus dem Badezimmer das Rauschen der Dusche zu vernehmen war, verschloss Saphira die Türe sorgfältig hinter sich und blickte hektisch umher, um sich zu vergewissern, dass sie auch tatsächlich alleine waren.
„Verdammt nochmal! Nun sag schon, was los ist“, verlangte Tracey endlich zu erfahren, die mehr als genervt und nicht sonderlich erpicht darauf war, Saphiras persönliche Dramen zu diskutieren. Vermutlich ging es wieder einmal um Malfoy oder Ähnliches ... Natürlich hatte sich die Zuneigung, die sie ihrer besten Freundin entgegen brachte, nicht verringert, trotzdem - oder gerade deshalb - nagte die Eifersucht schwer an ihr. Eines war inzwischen immerhin sicher: Sie war nicht eifersüchtig auf Blaise, sondern auf Saphira. Eine große Rolle spielte dieser Umstand allerdings nicht, denn keiner von beiden würde Tracey als potentielle Partnerin in Betracht ziehen, daher war es einerlei, wen sie mehr wollte. Am Ende stünde sie ohnehin als Verliererin da. Ganz alleine.

„Ich ... ich habe gestern Nacht mit Blaise geschlafen“, platzte es ohne Umschweife aus der jungen Black heraus, die unruhig im Zimmer auf und ab lief und nervös auf ihrer Unterlippe herumkaute. „Und als ich noch mit Draco zusammen war, habe ich -“, fuhr sie rasch fort und wurde jäh von Tracey unterbrochen.
„Du hast bitte was getan?!“, rief sie entsetzt aus und erstarrte mit offenem Mund in der Bewegung.
„Ja, ich weiß, es war nicht meine intelligenteste Idee, aber darum geht es nicht. Der Punkt ist, dass -“
Wieder fiel Tracey ihr ins Wort.
„Das glaube ich jetzt nicht!“ Mit zitternden Knien sank sie auf das Bett, welches ihr am nächsten war, und versuchte, die aufkommende Übelkeit herunterzuschlucken. Vergebens. Dass die beiden sich geküsst hatten, war eine Sache, doch dass sie so weit gegangen waren, hätte Tracey ihrer Freundin niemals zugetraut.
„Jedenfalls habe ich früher regelmäßig einen Verhütungstrank genommen, aber nach der Trennung hielt ich dies nicht mehr für notwendig, daher habe ich ihn abgesetzt und jetzt ... Ich weiß nicht, was ich machen soll!“ In Saphiras Stimme schwang Verzweiflung mit, doch Tracey sah sie nicht einmal an. Ihr Blick war starr auf einen Punkt am Boden gerichtet und sie wirkte mehr als nur schockiert.
„Hast du nicht gesagt, du hättest nie mit Malfoy geschlafen?“, murmelte die Schwarzhaarige mit belegter Stimme und atmete tief durch.
„Habe ich auch nicht, aber es wäre nicht so abwegig gewesen, deshalb ... Ach, das ist doch völlig egal! Die Sache ist die, dass ich letzte Nacht nicht verhütet habe und du kennst dich doch eher damit aus. Es gibt bestimmt etwas, das ich nachträglich nehmen kann, oder nicht?“, flehte Saphira sie an und vergrub den Kopf beschämt in den Händen, aber Tracey ging überhaupt nicht auf ihre Fragestellung ein.
„Das bedeutet, du warst bis gestern noch Jungfrau“, stellte sie fest und hob endlich den Blick, um die Blonde eingehend zu mustern. Jedes andere Mädchen hätte sie sich hässlich und dumm reden, als nichtig und belanglos abtun können; Saphira hingegen verband bedeutend mehr mit Blaise als reine Körperlichkeit und Tracey selbst hing emotional viel zu sehr an ihr, als dass sie die naive Reinblüterin hätte zum Teufel jagen können. Alle anderen wären ihr nach ein paar Tagen egal gewesen, aber das ... das würde sie nicht vergessen können.
„Ja. Spielt das eine Rolle?“, wollte die junge Black wissen, die viel zu gefangen in ihren eigenen Problemen und Sorgen war, um zu erkennen, dass in ihrer Freundin etwas gänzlich anderes vorging.
„Willst du was von ihm?“, fragte Tracey und richtete sich auf, als der Schock sich allmählich legte und die Enttäuschung sich in Wut wandelte.
„Nein, um Himmels Willen! Tracey, so hilf mir doch und hör auf, mir auszuweichen!“, zischte Saphira und konnte nicht verstehen, weshalb die Freundin nun auf dieser Nichtigkeit herumhackte. Sie steckte verflucht nochmal in Schwierigkeiten! Warum kapierte Tracey dies nicht?
„Und warum hast du dich dann von ihm flachlegen lassen?“, blaffte Tracey sie an und knirschte unheilverkündend mit den Zähnen.
„Wir waren betrunken, es war dämlich und wird nicht wieder vorkommen, aber ich habe ein Problem!“, fauchte Saphira zurück und spürte, wie die Panik in ihr die Oberhand gewann. „Bitte sag mir, dass du weißt, was ich nun tun soll.“
„Ich ...“, begann Tracey verwirrt und versuchte, die Vorstellung wie Saphira und Blaise miteinander ... aus ihrem Kopf zu verbannen, um einen vernünftigen Satz hervorzubekommen, ohne dass sie der anderen verriet, worum es ihr in Wahrheit ging. Alles hatte sie ihr verziehen. Alles. Selbst dreiste Lügen und persönliche Beleidigungen auf unterstem Niveau, aber diese eine Sache, bei der Saphira nicht einmal ahnte, wie sehr sie Tracey damit verletzt hatte, konnte sie ihr nicht vergeben. Jedenfalls nicht sofort.

„Warte kurz“, seufzte sie schließlich gereizt, hastete zu ihrem Nachtschränkchen und kramte mit zittrigen Fingern eine kleine Phiole daraus hervor.
„Hier. Das löst dein Problem“, erklärte sie kurz angebunden, drückte Saphira das Fläschchen in die Hand und machte Anstalten, den Schlafsaal wieder zu verlassen, doch die Blonde hielt sie am Arm zurück.
„Was ist los mit dir? Habe ich dir irgendetwas getan oder weshalb bist du so sauer auf mich?“, wollte Saphira wissen und runzelte die Stirn. Sie konnte sich beim besten Willen nicht erklären, was in den vergangenen Tagen bei ihrer Freundin nicht stimmte.
„Nein, hast du nicht. Ich brauche einfach nur meine Ruhe, ich ... Ach, vergiss es“, antwortete die junge Davis rasch, riss sich los und ließ Saphira mit ihrer Verwirrung alleine.
„Tracey!“, rief Saphira ihr nach, doch da war die Türe hinter der Schwarzhaarigen bereits ins Schloss gefallen.

Nachdenklich ließ die Blonde sich auf ihr Bett sinken und kippte den Inhalt der Flasche in einem Zug herunter. Es schmeckte widerlich.
Traceys Launen ihr gegenüber stimmten sie traurig und ihre Weigerung, sich zu erklären, machte die Angelegenheit nur noch schlimmer. Geblendet von ihrem eigenen Elend war sie blind für die Gefühle anderer, noch dazu nie besonders empathisch gewesen, zu selbstbezogen und gefangen in ihrem eigenen Kopf. Zwar versuchte sie in letzter Zeit mehr denn je zu ergründen, was in den Menschen in ihrer Umgebung vor sich ging, aber es gelang ihr nicht.
War ihre Freundschaft im Begriff, den Bach herunter zu gehen? Weshalb? Was hatte sie nur falsch gemacht?

Doch ehe sie auf des Rätsels Lösung kommen konnte, öffnete sich die Badezimmertüre und Pansy betrat - ein Handtuch um die nassen Haare geschlungen und noch immer recht müde aussehend - den Raum.
„Morgen“, nuschelte sie und setzte sich gähnend neben Saphira. „Alles klar soweit?“
„Mh“, machte diese nur und nickte zögerlich.
„Was lief da gestern eigentlich mit Zabini?“, fragte Pansy neugierig, aber Saphira grummelte nur vor sich hin, sie wolle nicht darüber reden.

+

Als die Schüler, die über die Ferien heimkehrten, das Schloss verließen, verabschiedete Blaise sich kurz von Saphira und Pansy, die sich zu einer der scheinbar pferdelosen Kutschen begaben. Von Tracey war weit und breit keine Spur zu sehen, obwohl sie erzählt hatte, dass auch sie Weihnachten bei ihrer Mutter verbringen würde.
Erst kurz bevor die Gespanne sich auf den Weg in Richtung Hogsmeade machten, eilte Tracey an der Seite dieser Ravenclaw Schülerin Sophie Roper aus dem Schlossportal und erreichte gerade noch rechtzeitig eine der letzten freien Kutschen, was Saphira nachdenklich durch ein Fenster beobachtete.
„Ich möchte wissen, was mit Tracey los ist ...“, murmelte sie mehr zu sich selbst als zu Pansy, welche wissend seufzte und mit unergründlicher Miene erwiderte:
„Vielleicht hat es etwas mit Zabini zu tun.“
„Inwiefern?“, wollte die Blonde verwundert wissen und hob skeptisch eine Augenbraue an.
„Nun ja, es hatte gestern fast den Anschein, als wäre sie eifersüchtig auf dich“, meinte Pansy schulterzuckend und betrachtete die andere neugierig.
„So ein Blödsinn! Blaise und Tracey können sich nicht ausstehen“, widersprach diese bestimmt, da sie sich beim besten Willen nicht vorstellen konnte, dass Tracey etwas anderes als blanke Abscheu für Blaise empfand.
„Was sich liebt, das neckt sich“, kicherte Pansy, worüber Saphira nur den Kopf schütteln konnte. Einen solchen Unsinn hatte sie lange nicht mehr gehört.

+

Die Zugfahrt verlief weitestgehend ruhig. Pansy und Saphira hatten gemeinsam ein Abteil für sich ergattert und sprachen zum ersten Mal seit gefühlten Jahren wieder unter vier Augen wie richtige Freundinnen miteinander, während Tracey ein paar Wagons weiter ihren Kummer in den Küssen Sophie Ropers ertränkte, vollkommen gleichgültig dem Herzen gegenüber, das sie selbst seit Jahren wieder und wieder brach.

„Ich treffe mich in den Ferien übrigens mit Marcus“, verkündete Pansy kurz vor ihrer Ankunft und konnte nicht verhindern, dass ein glückseliges Lächeln ihre Lippen umspielte.
„Wirklich? Das klingt doch gut“, erwiderte Saphira, deren Freude leider nur halbherzig war, da ihre Gedanken von Meile zu Meile, die sie näher an London heranrückten, düsterer wurden, sich gleichsam wie das Firmament, an dem kein einziger Stern zu erspähen war, verfinsterten.
„Ja, ich habe ihm einen ziemlich langen und eventuell etwas peinlichen Brief geschrieben, eine geschlagene Woche wie auf heißen Kohlen gesessen und schon befürchtet, er würde überhaupt nicht antworten, aber dann hat er sich endlich gemeldet und sogar gesagt, er vermisse mich ebenfalls und dass wir uns nach den Feiertagen unbedingt sehen sollten“, sprudelte es aus Pansy heraus, deren Miene sich mit jedem Wort weiter aufhellte.
„Oh, Phia, du kannst dir gar nicht vorstellen, wie glücklich ich bin. Meine Güte, ich bin jetzt schon so nervös wie eine Vierzehnjährige vor dem ersten Date!“, kicherte sie aufgedreht und strahlte über das ganze Gesicht.
„Das freut mich für dich, ganz ehrlich“, lächelte Saphira milde und ärgerte sich darüber, dass sie schon wieder nur an sich selbst dachte, doch die Dämonen in ihrem Inneren gewannen allmählich die Oberhand, vergifteten ihr Denken und hinterließen nichts als Missgunst und Neid in ihrem Herzen. Warum konnte bei ihr nicht auch einfach mal etwas gut laufen? Wieso bekamen alle anderen, was sie wollten, nur sie nicht?
Es war töricht, so zu denken, das wusste sie genau, doch Verstand und Emotionen der jungen Hexe befanden sich selten im Einklang miteinander.

„Du freust dich weniger auf die Ferien, was?“, stellte Pansy fest, der die miese Laune Saphiras natürlich nicht entgangen war.
„Es hält sich in Grenzen“, bestätigte diese und verzog den Mund. „Es tut mir leid, ich will dir mit meiner Griesgrämigkeit nicht den Tag vermiesen, es ist nur ...“
„Was?“, hakte die Brünette nach, blickte Saphira direkt in die Augen und plötzlich brach es aus der Blonden heraus, ließen sich Panik und Wut nicht länger unterdrücken. So kurz vor ihrer Ankunft lief das Fass der angestauten Ängste in ihr über und sie konnte die Tränen nicht länger zurück-, das fast schon offene Geheimnis nicht länger für sich behalten.
„Meine Mutter will mich verloben. Und ich weiß nicht einmal an wen! Ich kenne ihre Vorstellungen eines geeigneten Kandidaten ganz genau und das entspricht exakt dem, was ich nicht will. Ich will frei sein, über mich selbst bestimmen, eigene Entscheidungen treffen und jemanden finden, den ich liebe und der mich liebt. Ich habe solche Angst davor, an einen Kerl verschachert zu werden, der mir alles nimmt, was mich ausmacht. Meine Freunde, meinen Willen, mein Leben. Ich halte das nicht mehr aus, ich ...“, schluchzte Saphira und presste beschämt eine Hand vor den Mund, während sie mit der anderen ein Taschentuch aus ihrer Rocktasche hervorkramte und versuchte, den nicht enden wollenden Tränenfluss zu stillen.

„Oh“, machte Pansy nur und starrte sie einen Moment lang mit offenem Mund an, ehe sie behutsam einen Arm um die Kleinere schlang und ihr tröstend über den Rücken streichelte.
„Das ist ... Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ich meine ... auch meine Eltern wollen, dass ich mich bis zu meinem Abschluss festgelegt habe und selbstverständlich jemand Standesgemäßes eheliche, aber ich bezweifle, dass sie so weit gehen würden.“
„Ich sollte mich nicht so anstellen, schließlich wusste ich, dass es eines Tages so weit kommen würde, aber ich habe immer gehofft, ich hätte bis dahin -“

„Wir sind bald da, ihr solltet eure Sachen zusammenpacken!“, hallte eine gebieterische Stimme durch den Korridor und die Visage Grangers erschien im Türrahmen. Natürlich kam sie ihren Pflichten als Vertrauensschülerin gewissenhaft nach und bedachte Pansy mit einem missbilligendem Blick, da diese die obligatorischen Rundgänge hatte sausen lassen, weil ihr das Gespräch mit Saphira wichtiger gewesen war. Überrascht blieb Grangers Blick an Saphiras tränenüberströmtem Gesicht hängen und sie hielt einen Moment inne, scheinbar um sich zu vergewissern, dass sie sich nicht verguckt hatte. Unwillkürlich fragte sie sich, ob Black noch immer wegen Malfoy so von der Rolle war, und obgleich sie nie verstanden hatte, was jemand an diesem Schleimbeutel finden konnte, fühlte Hermione ein wenig mit ihr. Dass man sich auch immer in die größten Idioten verlieben musste, die es verstanden, ein Mädchen fürchterlich zu verletzen, ohne sich auch nur der geringsten Schuld bewusst zu sein, war eine Schande.
„Verzieh dich, du wandelnder Wischmopp, und glotz nicht so dämlich!“, fauchte Pansy sie an und Granger stolzierte selbstgefällig wie eh und je von dannen, zumindest entsprach dies dem Eindruck der jungen Parkinson.
„So eine blöde Kuh“, zischte Pansy und verriegelte die Abteiltüre, welche Granger offen gelassen hatte.

„Ich würde dir so gerne helfen, aber ich fürchte, das kann ich nicht“, führte sie die Konversation auf das ursprüngliche Thema zurück, aber Saphira, der ihr Emotionsausbruch äußerst unangenehm war, riss sich zusammen und wischte sich peinlich berührt über die mit roten Flecken übersäten Wangen.
„Es geht schon wieder. Alles in Ordnung, da muss ich alleine durch“, nuschelte sie und räusperte sich, um den weinerlichen Tonfall aus ihrer Stimme zu vertreiben.
„Wie wäre es, wenn wir uns in den Ferien ein paar Tage lang sehen würden? Du kommst einfach zu mir und wir machen uns eine gemütliche Zeit, trinken Tee, essen Kekse von meiner Oma, quatschen ein bisschen und lästern vor allem kräftig über Draco“, schlug Pansy vor und war ungeheuer froh darüber, sich mit Saphira wieder so gut zu verstehen, erstaunlicherweise sogar bedeutend besser als vor ihrer Beziehung, oder besser ausgedrückt diesem Fehler mit Draco.
„Das klingt toll“, lächelte die Blonde traurig und schnäuzte sich leise die rote Nase. Wenn sie doch nur aufhören könnte, sich wie ein Kind zu benehmen!

+

Ratternd kam der Zug im Bahnhof Kings Cross zum Stehen und Draco erwachte jäh aus seinem Dämmerzustand. Verblüfft stellte er fest, dass Astoria, die sich mit ihm, Crabbe und Goyle ein Abteil teilte, so nahe an ihn heran gerutscht war, dass sie fast auf seinem Schoß saß und beide Arme fest um seinen Oberkörper geschlungen hatte, während ihr Kopf an seiner Schulter ruhte. Eventuell wäre es besser, ihr zeitnah zu erklären, dass die Chance, er könne echte Gefühle für sie entwickeln, ziemlich gering war, und sie sich keine falschen Hoffnungen machen sollte, da ihm nach einer Beziehung ohnehin nicht der Kopf stand. Es war nicht so, als fände er sie unattraktiv, das keineswegs. Rein optisch betrachtet stach sie Saphira um Längen aus, doch fehlten ihm sowohl die Zeit als auch der Nerv dazu, sich erneut in eine Affäre zu stürzen, denn mehr als seichte Zuneigung empfand er für Astoria schlicht und ergreifend nicht. Weshalb sollte er ihr das also antun? Um der körperlichen Befriedigung Willen, die ihn sowieso nur allzu sehr an sein Bedürfnis nach der Zuneigung einer anderen erinnerte? Das lohnte den Aufwand nun wirklich nicht und wozu sollte er eine weitere Person gegen sich aufbringen? Immerhin war Astoria der einzige Mensch, den er momentan gewissermaßen als platonische Freundin bezeichnen konnte. Mit allen anderen hatte er es sich bereits verscherzt.

Auch Vincent und Gregory streckten sich ächzend und stöhnend, nachdem Draco sich aus Astorias Umklammerung befreit hatte und seinen Koffer lautstark auf den Boden krachen ließ.
„Abflug, wir sind da!“, herrschte er die Bagage von Nichtsnutzen an und schritt ihnen voran den Gang entlang, dicht gefolgt von der jüngsten Greengrass, die nach seiner Hand griff und ihm gebot, stehen zu bleiben.
„Du, Draco?“
„Bitte?“, fragte er zögerlich und entwand seine Finger sorgsam ihrem eisernen Griff. Merlin, er wusste verflucht genau, worauf das hinauslaufen sollte, doch er hatte weder Lust darauf, diesen Fehler zu begehen, noch wollte er ihr in dieser Situation eröffnen, dass sie ihn sich aus dem Kopf schlagen musste.
„Meinst du, wir können uns in den Ferien treffen? Ich könnte dich besuchen kommen, wenn das in Ordnung ist.“
„Ich denke, daraus wird nichts. Mum und ich sind über Weihnachten gar nicht zu Hause“, wich Draco ihrer Frage aus und war fast froh, diese Ausrede parat zu haben, die sogar der Wahrheit entsprach.
„Oh“, stieß Astoria aus und die Enttäuschung stand ihr förmlich ins Gesicht geschrieben. Bislang war sie fast schon stolz gewesen, dass Draco nicht auf der Stelle versucht hatte, sie zu verführen, denn sie deutete dies als klares Anzeichen dafür, dass er sie wirklich mochte und nicht nur ausnutzte, doch so langsam wünschte sie sich durchaus, er würde etwas mehr Interesse an ihr zeigen. „Verreist ihr?“

„Gewissermaßen“, antwortete der junge Malfoy vage und erhaschte gerade noch einen Blick auf Davis, die sich aus einer innigen Umarmung mit einem Mädchen löste, das sie offensichtlich geküsst hatte. Auf den Mund. Mit Zunge.
„Igitt!“, stieß er aus und deutete auf die beiden, nicht zuletzt, um vom ursprünglichen Thema ihrer Unterhaltung abzulenken, doch Astoria ließ sich davon nicht beirren und hakte beharrlich weiter nach.
„Wo werdet ihr die Festtage denn verbringen?“
„In Plymouth“, erklärte er, schnappte sich seinen Koffer und schritt auf den Ausgang zu, ohne Astoria anzusehen, die einige Sekunden lang brauchte, bis sie ungläubig ausstieß:
„Aber wohnt dort nicht Black?“ Fassungslos folgte sie ihm und spürte die Eifersucht in sich hochkochen. Was, wenn die beiden sich in den Ferien versöhnten? Was, wenn Draco tatsächlich nur Zerstreuung und Ablenkung in ihrer Gesellschaft gesucht hatte? Es war nicht so, als wäre Astoria ernsthaft in Draco verliebt, doch sie liebte die Idee, die Imagination, ihn zu heiraten, ihn, den sie bewunderte und für den sie schon seit Jahren schwärmte, ihn, den einzigen Malfoy-Erben. Es wäre perfekt. Sie wären perfekt. Merlin, sie hatte ihn wirklich gerne, doch seine Besessenheit für Black raubte ihr den letzten Nerv.
„Ja“, bestätigte er wortkarg und atmete tief durch, als er die zwei Stufen zum Bahnsteig hinab stieg und ihm die eisig kalte Dezemberluft entgegenschlug.
„Oh“, machte die Dunkelrothaarige erneut und wirkte inzwischen richtiggehend frustriert. „Also falls du keine Lust mehr auf die Zicke hast, darfst du bestimmt auch ein paar Tage bei uns unterkommen“, wagte sie einen letzten schwächlichen Versuch, die Situation zu retten und da Draco es nicht über sich brachte, ihr eine klare Abfuhr zu erteilen, ganz einfach weil er es nicht ertragen konnte, eine weitere Person zu enttäuschen und sich somit einzugestehen, was für ein Versager er auf zwischenmenschlicher Ebene war, sagte er nur: „Ich überlege es mir. Mach's gut.“ Ehe er sich rasch umdrehen konnte, ließ Astoria jedwede Vorsicht fallen, schlang ihre Arme fest um seinen Hals und drückte ihm - schneller als er überhaupt in der Lage war, zu begreifen, wie ihm geschah - einen flüchtigen Kuss auf die Lippen und hauchte ihm leise ins Ohr:
„Frohe Weihnachten. Denk mal an mich.“ Die Gelegenheit, etwas zu erwidern, ließ sie ihm nicht, sondern verschwand ohne ein weiteres Wort im Gedränge.

Wie vom Donner gerührt stand Draco einen Moment lang reglos, wo sie ihn zurückgelassen hatte, bis ihm jemand von hinten einen Koffer in den Rücken rammte, da er noch immer die Zugtür blockierte.
„Aus dem Weg, Malfoy!“, rief Seamus Finnigan ungehalten und wunderte sich darüber, dass Malfoy, abgesehen von einem giftigen Blick, nichts entgegnete.

Am offiziellen Tiefpunkt seiner heutigen Tagesstimmung angelangt, bewegte sich Draco ein paar Meter ziellos durch die Menge, bis er endlich seine Mutter entdeckte, deren vergrämter Anblick seinem Herzen einen schweren Stich versetzte. Auch die Anwesenheit seiner beiden Ex-Freundinnen, die neben Cecilia standen, trug nicht gerade zur Besserung seiner Laune bei. Na, das lief doch alles ganz hervorragend an diesem Tag.
Bedächtig schritt er auf die vier Frauen zu und war froh, dass Pansy sich allem Anschein nach von Saphira verabschiedete und zu ihren Eltern begab, bevor er bei ihnen angelangt war. Zu seiner großen Erleichterung fehlte wenigstens Crouch in der Runde, die hoffentlich in Hogwarts geblieben war.


Saphira, die soeben erst erfahren hatte, dass Draco und Narzissa sie begleiten würden, fühlte sich beinahe noch elender als der junge Malfoy und versuchte dennoch, seinen Blick aufzufangen, um zu ergründen, wie er über diese Situation dachte, aber Draco beachtete sie gar nicht. Sein Augenmerk lag ganz bei Narzissa, deren Züge von einem ungeheuer traurigen Lächeln gezeichnet waren, das es tatsächlich schaffte, seine Laune noch tiefer sinken zu lassen, was er bislang nicht für möglich gehalten hatte. Erneut wurde ihm bewusst, was für eine beschissene Idee es gewesen war, Weihnachten nicht in der Schule zu verbringen, denn er konnte sich kaum darüber freuen, seine Mutter wiederzusehen. Zu schlecht war sein Gewissen ihretwegen und die Sorge um sie wuchs ins Unermessliche, nun da er leibhaftig mitansehen musste, wie sehr sie die Situation mitnahm.
Nur am Rande bekam er mit, wie Cecilia sich über die Abwesenheit Ariadnes aufregte, die der unmissverständlichen Anweisung, sich zu beeilen, nicht nachkam, sondern sich noch irgendwo herumtrieb, vermutlich bei Nott.
„Mum“, hauchte Draco tonlos und schloss Narzissa fest in seine Arme, während Cecilia sich fortlaufend beschwerte und auf ihre Tochter einredete, die ihr jedoch kaum Beachtung schenkte, da ihre Augen unablässig an dem jungen Malfoy hafteten, der plötzlich ungewohnt souverän und reif wirkte, ihren Blick fast schon sanftmütig erwiderte. Müde sah er aus, besorgt und angespannt.
„Wenigstens auf dich kann man sich verlassen“, lächelte Cecilia milde in Saphiras Richtung, die sie allerdings nicht zu hören schien und unverwandt Draco anstarrte. Dieser hingegen hatte momentan absolut nicht den Nerv dazu, sich über ihre Belange den Kopf zu zerbrechen, denn er war gedanklich ganz bei seiner Mutter.
Und in dem Moment, da ihre Tränen auch seine Wange benetzten, wusste Draco, dass er lange genug gezögert und die Sachlage nicht ernst genug genommen hatte.
Es war an der Zeit, damit aufzuhören, nur den Erwachsenen zu spielen, und endlich ein Erwachsener zu sein.
Für seine Mutter, die im Begriff war, zugrunde zu gehen. Für seinen Vater, der seit über einem halben Jahr in Askaban festsaß. Für sich selbst, weil er anderenfalls niemals eine Chance darauf hätte, ein relativ sorgenfreies Leben zu führen. Und in gewisser Hinsicht auch für Saphira, um sie nicht tatsächlich durch seine törichten Handlungen in Gefahr zu bringen.

+

Die junge Black plagte einige Stunden später ein gegensätzlicher Gedanke, als sie bis tief in die Nacht hellwach und wie versteinert auf ihrem Bett hockte, die dicke Winterdecke fest um den kleinen Körper geschlungen hatte und mit verängstigtem Blick hinaus in den Garten starrte. Doch es waren nicht die scheinbaren Bewegungen zwischen den pechschwarzen Bäumen, kein Rascheln der kahlen Äste im gespenstisch heulenden Wind und auch nicht das fahle Mondlicht, welches lange, verzerrte Schatten auf die Wiese malte, was sie verschreckte und die junge Hexe das Fürchten lehrte, obgleich Saphira sich exakt dies wünschte und krampfhaft versuchte, sich davon ablenken zu lassen, eine riesenhafte Spinne in den Schemen der Bäume zu erkennen, die quälend langsam auf sie zukroch, nur um die Ängste, die sie in Wahrheit quälten, zu vertreiben.
Es funktionierte nicht. Natürlich funktionierte es nicht.
Das Erwachsenwerden ging mit dermaßen vielen Veränderungen einher, welche die heranwachsende Dame kaum zu verarbeiten vermochte. Hatte sie sich früher in ähnlichen Gelegenheiten in ihre Arachnophobie hineingesteigert, reale Ängste auf eine Nichtigkeit übertragen, oder versucht, sich vor sozialen Konflikten zu schützen, indem sie menschliche Nähe mied, halfen diese Bewältigungsmechanismen ihr nun nicht mehr weiter.
Niemand hatte die Monster ihrer Kindheit unter dem Bett vertrieben, sie in den Arm genommen und ihr versichert, es gäbe nichts, wovor sie sich fürchten müsste. Niemand, abgesehen von Draco, der ihr Ritter und Held hatte sein wollen, mit Holzschwert und Spielzeugzauberstab bewaffnet gegen imaginäre Drachen und Mantikore gekämpft hatte, wann immer er mitbekam, dass seine Spielgefährtin bei ihren gemeinsamen Übernachtungen im Baumhaus nicht einschlafen konnte oder tagsüber in ernsten Grübeleien versank.
Doch das Monster war längst kein gegenstandsloses Geräusch mehr, kein bloßer Gedanke, keine kindliche Trauer oder Furcht vor etwas, das so fern lag, dass man es leicht verdrängen konnte. Aus bloßer Vermutung und jahrelanger unterschwellig bestehender Vorahnung war inzwischen Gewissheit geworden und das Grauen, vor dem sie davonlaufen wollte, war nicht das laut gackernde Gelächter eines Erklings, kein Letifold, der unter ihrem Bett hervor kroch und sich wie ein lebendiges Leichentuch über sie legte, ihr die Luft zum Atmen nahm, bis sie qualvoll erstickte. Nein, diese Gespenster kamen ihr inzwischen lächerlich vor, gehörten in Kinderschränke und jagten ihr des Nachts keinen Schrecken mehr ein. Viel abscheulicher als von einem eiskalten, modrig riechenden Letifold die Kehle zugeschnürt zu bekommen, empfand Saphira die Vorstellung, bereits am morgigen Tag ihrem Ungeheuer auf Lebzeit, dem Dämon ihrer Alpträume, demjenigen, an den ihre Mutter sie gerne verheiraten würde, vorgestellt zu werden und als bald auf ewig gelähmt, handlungsunfähig und willenlos zu sein.
Nicken, lächeln, zu Tisch bitten.
Den Mund halten, die eigene Meinung ablegen, dem Ehemann hörig sein.
Unselbstständig, einsam, des freien Willens beraubt.
Und in diesem Moment wünschte Saphira sich nichts sehnlicher, als wieder ein Kind zu sein.
Klein, wehrlos und im schlimmsten Falle doch behütet, nach Liebe und Zuneigung lechzend Listen anwendend, um diese zu erlangen. Winzig kleine Lügengeflechte spinnend, mit denen alles begonnen, die ihren Vergehen an sich selbst eine Grundlage geschaffen hatten, auf der Saphira ihr wackliges Konstrukt aus Verdrängungsmechanismen aufgebaut hatte, das vor geraumer Zeit entdeckt und nun fast vollständig zum Einsturz gebracht worden war, was dazu führte, dass sich die junge Hexe schutzloser denn je der brutalen Realität ausgeliefert sah.

Wenn sie nur geahnt hätte, dass die Schattengestalten ihrer Alpträume bald aus gänzlich anderem Holz geschnitzt sein würden und sie sich der Abgründe bewusst gewesen wäre, in welche sie sich von ihrer Patentante Bellatrix freiwillig hineinziehen lassen sollte, hätte ihre Sorge weniger dem eigenen Leid und mehr der Frage danach, was richtig und was falsch war, gegolten. Doch dass auch die persönliche Moral sich aufspalten, man zwei völlig unterschiedliche Wege gleichzeitig gehen konnte, ohne sich der Absurdität dessen bewusst zu sein, erfuhr die junge Hexe erst wenige Tage später.

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Ob Saphira so als Pferdenärrin eigentlich Angst vor Kelpies hat oder hält sie diese für missverstandene Wesen und würde (sich gerne davon fressen lassen) gerne eines davon als Haustier halten?
Will man ein Kelpie bändigen, verwendet man am besten einen Platzierungszauber, um ihm ein Geschirr über den Kopf zu stülpen, woraufhin er lammfromm und harmlos wird. (N. Scamander - Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind)
Ich sehe sie lebhaft vor mir ... „Komm her, süßes Pferdie ...“ -.- :`D

Und da ich das ohnehin recht bald thematisieren werde:
Was glaubt ihr eigentlich, wird Saphira sich irgendwann für eine Seite entscheiden und auch dazu stehen?
Wenn ja für welche und vor allem: aus welchen Gründen?

Eure Meinung diesbezüglich würde mich mal interessieren.

[Wie im letzten Abschnitt unterschwellig angedeutet, kläre ich demnächst übrigens auch auf, wann und weshalb Saphiras Essprobleme begonnen haben. Aus Kapiteln wie z.B. „Der Anfang vom Ende“ (Die Keksszene mit Draco und Saphira, die etwa 8/9 Jahre alt sind) wissen wir bereits, dass diese schon sehr lange bestehen, weshalb wir davon ausgehen können, dass sie es ursprünglich nicht aus ästhetischen Gründen getan hat, also es keine „Ich muss abnehmen“-Entscheidung war. Falls jemand eine Vermutung äußern möchte, wie es sonst dazu gekommen ist, tue er/sie/es sich keinen Zwang an. Immer her damit ;) Ich bin gespannt.]


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