von käfer
Vorab: @halbblutprinzessin137: Willkommen zurĂĽck! Tja, da sind wir wieder in den heiligen Hallen von Hogwarts - und das Schuljahr beginnt mit einer "Ăśberraschung"...
Als erste von den Lehrern kehrte Pomona Sprout an die Schule zurück. Sie klopfte an Severus´ Bürotür und lud sich zum Tee ein.
„Na, hast du schon meine Gewächshäuser inspiziert?“, fragte sie mit lauerndem Ton und verschmitztem Grinsen.
„Klar war ich da“, grinste Snape zurück.
„Und – ist dir was aufgefallen?“
„Wenn du die strammen Alraunenstecklinge meinst – ja, die sind mir aufgefallen. Und Schlafbohnen und Ixel gedeihen prächtig. Da komme ich doch glatt um das Vergnügen, meine Schüler zu bunten Gruppen zusammenwürfeln zu müssen.“
Sprout griente. „Die Sechstklässler haben letztes Jahr ganz schön über dich gemeckert.“
„Sag mir lieber, welcher Jahrgang mal nicht über mich meckert.“
In gespielter Nachdenklichkeit verzog die Kräuterhexe die Stirn. „Keiner.“
„Wenn es dich tröstet“, sagte Snape mit schadenfrohem Gesichtsausdruck, „wenn es dich tröstet – über dich meckern sie auch oft, vor allem, wenn du sie mit Drachendung und ähnlichen Leckereien hantieren lässt.“
Sie grinsten jetzt beide und plauschten den halben Nachmittag lang über die Ferien. Das heißt, meistens redete Sprout und Snape hörte zu. Er hatte in Spinners End nichts Nennenswertes erlebt, während die Kräuterhexe durch die Wälder Brasiliens gezogen war.
Nun, da die Kollegen eintrudelten, war es für Severus mit der Ruhe vorbei. Nicht dass ihn außer Pomona Sprout jemand besucht hätte, aber er war eben nicht mehr allein im Hause.
Mit jedem Tag wurde seine Laune schlechter, denn er dachte daran, dass bald Scharen von Kindern ankommen und ihn vom Wesentlichen abhalten würden. Und dann war da noch dieser Junge mit Lilys Augen, die ihn hasserfüllt aus dem Gesicht von James Potter ansahen…
Es waren noch keine neuen Gesichter aufgetaucht, sogar der alte Kesselbrand kehrte zurück, obwohl er schon angekündigt hatte, in den Ruhestand gehen zu wollen. Der alte Professor für Pflege magischer Geschöpfe teilte Hagrids Leidenschaft für monströse Wesen; dementsprechend fehlte ihm die linke Hand zur Hälfte, die rechte ganz und bei feuchtem Wetter quietschte seine Fußprothese erbärmlich.
Für eine Weile hatte Snape wieder Hoffnung, Verteidigung übernehmen zu können, aber am 23. August fand er seine Bewerbung im Postfach mit der Bemerkung „Abgelehnt“ und Dumbledores Unterschrift. Nun gut, noch ein Jahr Zaubertränke, aber am Ende würde er es wieder versuchen.
Am Nachmittag begutachtete er mit Pomona die Alraunen im Gewächshaus drei. Es waren wirklich ordentliche Setzlinge und Severus versprach, ihr daraus einige wirkungsvolle Säftchen zu brauen. Zuletzt bat Sprout ihn, doch einen abgestorbenen Ast der Venemosa Tentacula abzuschneiden. „Da brauche ich nicht erst die Leiter anzuschleppen, das mögen die Alraunen überhaupt nicht.“
Snape überreichte ihr das dürre Ding, als wäre es eine wunderschöne Blume. Sprout bedankte sich theatralisch und lud ihn zum Tee ein.
„Da sage ich nicht nein“, antwortete Severus und nahm an dem hübsch gedeckten Gartentisch Platz.
„Bin ja gespannt, wer in diesem Jahr Verteidigung übernimmt. Ich glaube, so viele Jahre, wie ich jetzt schon hier bin, so viele Lehrer haben wir für dieses Fach gehabt“, brachte Sprout von allein das Gespräch auf den Punkt, der Severus so interessierte.
„Ich habe in meinen sieben Jahren Schulzeit sieben verschiedene Lehrer gehabt. Und keiner hat wirklich was getaugt.“
„Irgendeine Macke hatte jeder von ihnen, mit den alten Auroren war es am schlimmsten.“
Snape nickte. Er hatte in dieser Beziehung einiges erlebt. „Ich habe mich wieder beworben, aber heute früh kam die Ablehnung. Dabei könnte ich wirklich alles, was für das Fach gefordert ist.
Dumbledore redet immer von einem Fluch, der auf der Stelle liegen soll. Glaubst du daran?“
„Nein. Es liegt wohl eher daran, dass es keine wirklich fähigen Verteidigungslehrer gibt. Die in Sachen Dunkle Künste Bescheid wissen, sind entweder Schwarze Magier oder Auroren.“
Nachdenklich schlĂĽrfte Severus seinen Tee. Wieviel wusste Sprout von seiner Vergangenheit?
Für den 24. August um Neun Uhr hatte der Schulleiter alle Lehrer zur Vorbereitung des Schuljahres eingeladen. Snape äugte im Lehrerzimmer herum und fragte sich, wer denn nun Verteidigung unterrichten würde. Es war drei Minuten vor um und noch kein Neuer da. Dumbledore wartete bereits regungslos auf seinem Platz an der Stirnseite des Konferenztisches. Minerva McGonagall zu seiner Linken saß kerzengerade und mit unbeteiligtem Gesichtsausdruck da. Alle anderen, mit Ausnahme von Sybil Trelawney, die mit einem Stapel Karten beschäftigt war, tauschten fragende Blicke.
Es war Punkt Neun Uhr. Dumbledore tauschte gerade mit seiner Stellvertreterin einen fragenden Blick, da flog die TĂĽr auf.
Wie auf Kommando fuhren alle Köpfe herum, es herrschte Stille im Raum. Jeder konnte hören, wie Sybil Trelawney sagte: „Der da kommt, geht ohne seinen Verstand.“
Snape sah zu ihr hinĂĽber und schnupperte, aber sie schien nĂĽchtern zu sein. Nun ruckte auch Trelawneys Kopf herum in Richtung TĂĽr.
Durch die marschierte kein geringerer als Gilderoy Lockhart. Die Professorinnen Sprout, Sinistra und Vector stießen entzückte kleine Schreie aus. Severus blinzelte und prüfte, ob er richtig sah. Doch, es war tatsächlich der Gilderoy Lockhart, den er damals am Magical Arts College kennen und hassen gelernt hatte.
„Einen wunderschönen Tag wünsche ich Ihnen allen zusammen. Ich darf mich kurz vorstellen – obwohl, das ist vielleicht gar nicht nötig, wahrscheinlich kennen Sie mich ja schon von meinen Büchern her – also, ich bin Gilderoy Lockhart, Orden des Merlin dritter Klasse, Ehrenmitglied der Liga zur Verteidigung gegen die dunklen Kräfte und fünfmaliger Gewinner des Charmantestes-Lächeln-Preises der Hexenwoche, und habe die ebenso ehren- wie mühevolle Aufgabe übernommen, an dieser wunderschönen Schule Verteidigung gegen die dunklen Künste zu unterrichten.“
Er verbeugte sich mit einem strahlenden Lächeln; Severus wurde es flau im Magen.
Deshalb also diese ganzen Bücher in der Bibliothek! Mist, die Autobiografie hätte er vielleicht doch gründlicher lesen sollen. Das musste er gleich heute Abend nachholen. Besser, man wusste Bescheid.
Dumbledore wies Lockhart auf den leeren Platz zu seiner Rechten und bat die Kollegen, sich doch der Reihe nach vorzustellen.
Severus machte es kurz. „Severus Snape, Tränkemeister ersten Grades, Oberlehrer, Hauslehrer von Slytherin, unterrichte Zaubertränke. Im übrigen kennen wir uns bereits.“
Lockhart sah ihn ein paar Sekunden lang grübelnd an, dann erstrahlte sein Gesicht. „Ah ja, ich erinnere mich, natürlich, wir haben einige Zeit zusammen studiert! War eine schöne Zeit, wirklich. Wir haben gut zusammengearbeitet, nicht wahr, sehr gut zusammengearbeitet.“
Severus knurrte und änderte seine Pläne für den Nachmittag. Er hätte sich selber ohrfeigen können; hätte er doch bloß nichts gesagt!
Wie zu Schuljahresbeginn üblich informierte der Direktor kurz über aktuelle Verordnungen des Zaubereiministeriums, Besonderheiten einzelner Schüler und Neuerungen auf dem Gebiet der Zauberei. Wie üblich hörten die Lehrer schweigend zu und machten sich Notizen.
Gilderoy Lockhart kannte die Gepflogenheiten nicht, merkte aber auch nichts und machte laufend Bemerkungen wie: „Selbstverständlich!“, „Das ist mir klar!“, „Mir ist das längst bekannt!“. Severus beschlich ein komisches Gefühl, unruhig sah er von einem zum anderen. Vector und Sinistra hingen mit verklärten Blicken an Lockharts Lippen. Flitwick hatte den Blick auf seine Unterlagen gerichtet. Trelawney starrte auf den Herzbuben in ihrer Hand. Kesselbrands Gesicht drückte Verärgerung aus. McGonagall presste die Lippen aufeinander.
Gegen halb Elf war Dumbledore fertig und bat Severus, Lockhart die Schule zu zeigen. Vector und Sinistra sprangen gleichzeitig auf und riefen wie aus einem Munde: „Kann ich das tun?“
„Selbstverständlich, gern“, erwiderte Severus grinsend und dachte: ´Die Balz ist eröffnet.` Nun, er war nicht darauf angewiesen, das Bett mit Sinistra zu teilen, er hatte noch ein anderes Eisen im Feuer. Zufällig fiel sein Blick auf Pomona Sprout, die grinsend und kopfschüttelnd dem Trio hinterhersah. Sie raunte ihm zu: „Da bist du wohl jetzt abgeschrieben!“
Severus raunte zurück: „Und wenn schon!“, und war froh, dass er sein Haar nicht in einem braven Herren-Kurzschnitt trug.
Er eilte in die Bibliothek und griff sich Lockharts Autobiografie. Madam Pince war damit beschäftigt, die übrigen Bücher einzusortieren, dabei murmelte sie vor sich hin. „…trifft einige ganz schön hart, alle diese Bücher auf einmal kaufen zu müssen…“
„Was?“ Severus fuhr herum. „Lockhart nimmt seine Werke als Lehrbücher?“
„Natürlich, warum auch nicht?“, entgegnete Madam Pince. „Ich frage mich nur, ob es wirklich alle für jeden Jahrgang sein müssen.“
Oh weh, hoffentlich korrigierte Lockhart im Unterricht die Fehler; Severus war, abgesehen vom Homorphus-Zauber noch so einiges aufgefallen.
Auf dem Weg zum Mittagessen gähnte Severus herzhaft. „Magisches Ich“ war wesentlich anstrengender zu lesen als die übrigen Bände, vor allem, wenn man versuchte, die harten Fakten aus dem schwülstigen Drumherum zu filtern und sich das Ganze auch noch merken wollte.
Nach dem Mittagessen bat Dumbledore in seiner ruhigen, ernsten Stimme, Severus möge doch um drei Uhr in seinem Büro erscheinen. „Gut“, sagte Snape und fragte sich, warum Lockhart so schadenfroh dreinsah.
„Zeig´s mir!“, forderte Dumbledore, kaum dass Severus das Büro betreten hatte. Er wusste, was gemeint war, und sagte: „Seit dem Abgang von Quirrel hat sich noch nichts verändert“, dabei rollte er den Ärmel hoch und hielt den linken Arm ins Licht. Behutsam nahm Dumbledore Severus´ Unterarm in beide Hände und musterte eingehend das Dunkle Mal. „Hmm“, machte er nach einer ganzen Weile und schritt nachdenklich umher, bis er schließlich neben Fawks stehen blieb und gedankenverloren dem Phönix den Hals kraulte. „Man hat mir glaubhaft berichtet, dass Voldemort, oder besser, das was von ihm übrig ist, sich in Albanien aufhält. Gleichzeitig höre ich aber auch Gerüchte, dass er demnächst hier in Hogwarts auferstehen wird.“ Der alte Mann wirbelte mit erstaunlicher Behändigkeit herum. „Weißt du etwas?“
Severus ließ sich Zeit mit der Antwort. „Lucius machte Andeutungen. Er sagte aber nur, dass es an der Zeit wäre, etwas zu tun. Er wüsste schon wie. Mehr wollte er nicht verraten. Hat leider inzwischen Okklumentik gelernt.“
Minutenlang sahen sich die beiden Männer schweigend in die Augen. Schließlich sagte Dumbledore: „Pass auf Harry auf.“
Snape nickte und wollte gehen, aber der Chef hielt ihn zurĂĽck.
„Ach, Severus!“
Snape drehte sich um. „Ja, Sir?“
Eine Minute lang sah Dumbledore ihn an, dann sagte er halblaut: „Ist gut. Du kannst gehen.“
Was war das denn? Dumbledore hatte ihn etwas fragen wollen. Warum hatte er nicht gefragt? Weil er die Antwort schon kannte? Und was waren das fĂĽr GerĂĽchte ĂĽber Hogwarts?
Severus rief sich einen bestimmten Sommerabend ins Gedächtnis. Lucius hatte sich dazu herabgelassen, ihn in Spinners End zu besuchen. Bei einer Flasche Portwein wollte er über die alten Zeiten plaudern. Severus fand den lauen Abend viel zu friedlich, um dunkle Dinge wieder aufzuwärmen, so hörte er nicht richtig zu und gab nur einsilbige Antworten.
Nach dem zweiten Glas hatte Lucius dann die Katze aus dem Sack gelassen und den wahren Grund seines Besuches verraten: Snape sollte Draco Nachhilfe und bessere Noten geben. Beim Abschied hatte Lucius so ganz nebenbei bemerkt: „Ich weiß eine Menge über dich, Severus. Sieh zu, dass du nicht darüber stolperst.“ Plopp, weg war er. Severus hatte noch gedacht: ´Gar nichts weißt du, Lucius Malfoy.´
Aber was hatte Malfoy ihm vorher alles erzählt? Irgendetwas über Slytherin und seinen Erben war dabei gewesen, aber was genau Malfoy gesagt hatte, fiel Severus nicht mehr ein. Dabei hatte er nach dem letzten Schuljahr allen Grund, die Ohren aufzusperren, wenn ein „Ehemaliger“ über alte Zeiten schwätzte. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis der Dunkle Lord zurückkam.
Von weitem hörte Snape, wie Sinistra und Vector sich mit Lockhart näherten. Eifrig und sich gegenseitig ins Wort fallend, erklärten sie ihm, wie die Schule funktionierte.
Severus beeilte sich, in seine Wohnung zu kommen. Auf dem Fenstersims seines Wohnzimmers hockte eine Eule. Der Brief kam vom Magical Arts College. Dr. Winterbee teilte ihm mit, dass die gewünschten Informationen zwar im Archiv vorhanden wären, aber nicht einfach an Fremde weitergegeben werden dürften. Nicht, dass Severus das wirklich erwartet hätte, er hatte es nur zunächst auf dem einfachsten Wege versucht. Snape warf den Brief ins Feuer und schickte die Eule weg.
Am Nachmittag schrieb Severus einen wohlformulierten Brief an Peggy Summersnow. Die Chefin der „Hexenwoche“ schuldete ihm noch einen Gefallen und ein Interview mit dem angesagtesten Schriftsteller der Zaubererwelt konnte dem Magazin kaum schaden…
Das Gespräch beim Abendessen bestritt hauptsächlich Gilderoy Lockhart. Er schwärmte über die Führung durch die Schule, meinte, er würde sich schon ganz zu Hause fühlen und überlegte laut, ob er nicht ein Buch schreiben sollte, das in Hogwarts spielen würde. „Mit Ihnen allen als handelnde Personen, natürlich!“ „Ah!“- und „Oh!“-Rufe am Tisch. Minerva McGoangall presste die Lippen aufeinander und verdrehte die Augen. Severus schmeckte das Essen nicht mehr. Er schob den Teller weg und entschuldigte sich. Bloß raus hier! Lockhart hatte sich seit den Tagen von Cambridge verändert – zum Schlimmeren. Das konnte ja ein heiteres Schuljahr werden!
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