In Ginevra Molly Potters Worten - 7. Dezember: Ãœbersetzung des Herzens - Teil 5
von ChrissiTine
7. Dezember: Ãœbersetzung des Herzens, Teil 5
Die Weihnachtsferien kamen und ich war traurig darüber, dass Ron und Hermine sich nicht vertragen hatten. Das bedeutete, dass sie uns wahrscheinlich in den Ferien nicht besuchen würde. Ich saß in meinem Zimmer und verpackte gerade Geschenke für meine Familie, als ich hörte, wie die Tür geöffnet wurde. Ich drehte mich um, um zu sehen, wer es war.
"Fred! George!", schrie ich, ließ die Päckchen fallen und stürzte mich auf meine Brüder, die ich seit dem Sommer nicht mehr gesehen hatte. Ich umarmte sie beide und sagte ihnen, wie sehr ich sie vermisst hatte.
Fred und George linsten über meine Schulter zu den Päckchen, die auf meinem Bett lagen. "Was machst du denn grade, liebste Schwester?", fragte Fred, ging an mir vorbei und untersuchte das Geschenkpapier und die Geschenke.
"Geschenke einpacken", erwiderte ich.
"Irgendwas für uns?", fragte George und untersuchte den Muggeltaschenrechner, den ich für Dad hier im Dorf gefunden hatte.
"Glücklicherweise habe ich eure Geschenke schon verpackt", sagte ich und zeigte auf zwei Päckchen, die in knallbuntes Papier gewickelt waren. Sie enthielten beide eine Flasche voller Doxyspucke, das ich einem Doxy auf dem Dachboden in Hogwarts abgenommen hatte. Die Zwillinge hatten mir erzählt, dass sie ihres fast aufgebraucht hatten und neues brauchten.
Fred und George hoben ihre Päckchen hoch und schüttelten sie beide, aber es gab keine Geräusche. Ich hatte Mum gebeten, beide Päckchen mit einem Anti-Schummel-Zauber zu belegen. Enttäuscht gaben die Zwillinge auf und widmeten mir wieder ihre Aufmerksamkeit.
"Hast du die guten Neuigkeiten schon gehört?", fragte Fred.
"Mum wird dir vielleicht ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk geben.", sagte George.
"Was?"
"Sie bringt Fleur vielleicht in deinem Zimmer unter.", sagte Fred.
Ich stöhnte. Das würde Weihnachten für mich ja so schön machen, dachte ich sarkastisch. Es war ja nicht schon genug Folter, die ganzen Sommerferien mit Fleur zu verbringen. Jetzt würde sie sich mit mir vielleicht auch noch ein Zimmer teilen. Ich hoffte, dass Mum ihre Meinung ändern würde.
"Warum kann sie nicht bei Bill bleiben?", fragte ich mich laut. "Sie werden bald heiraten."
"Du weißt, wie Mum ist.", erwiderte George.
Altmodisch, dachte ich. Ich schob meine Gedanken über Schleim in meinen Hinterkopf und fragte mich, ob von mir erwartet wurde, dass ich ihr etwas schenkte. Ich hatte nicht darüber nachgedacht und würde das auch ganz sicher nicht tun.
"Wie läuft das Geschäft?", fragte ich und wechselte das Thema.
"Wir hatten viele Bestellungen aus Hogwarts vor Weihnachten", sagte Fred.
"Zwanzig Liebestränke für zwanzig begierige junge Ladies.", sagte George.
"Und wir hoffen sehr, dass du keine von ihnen warst.", sagte Fred.
"Ich bin schon mit Dean zusammen.", erwiderte ich. "Ich brauche keinen Liebestrank. Aber deshalb steht Lavender vielleicht auf Ron."
Die Zwillinge schauten mich aufgeregt an und fragten, was ich mit diesem Kommentar gemeint hatte. Ich grinste, erzählte ihnen die Geschichte und bat sie darum, es ihm deshalb schwer zu machen. Sie stimmten zu, drückten aber ihre Überraschung darüber aus, dass Ron sich Lavender zum Knutschen ausgesucht hatte und nicht Hermine.
Nach all meinen Beobachtungen von Harry in den letzten vier Monaten hatte ich das Spiel zu meiner persönlichen Befriedigung entwickelt, ihn bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu berühren. So oft wie ich konnte, klopfte ich ihm auf die Schulter oder spielerisch auf sein Bein, ja ich holte sogar die eklige Made aus seinem Haar, nur um seine Reaktion zu sehen. Ich bemerkte, dass physischer Kontakt zwischen uns immer das gleiche Ergebnis hervorbrachte und ich schäme mich, zuzugeben, dass ich eine ziemlich ungesunde Faszination davon hatte, zu beobachten, wie er eine Gänsehaut bekam.
Ich wollte gerade während des Essens seinen Fuß mit meinem berühren, als Mum unseren verloren geglaubten Bruder in Begleitung des Ministers kommen sah. Percy hatte sich noch nicht mit uns vertragen und ich bezweifelte, dass seine Erscheinung mehr war als eine Entschuldigung, den Minister mitzubringen.
Ich hatte Recht. Sobald Rufus die Gelegenheit dazu hatte, bat er Harry, ihm alleine den Garten zu zeigen. Und obwohl Mum um Percy herumscharwenzelte, schwieg der Rest von uns beharrlich.
Nach mehreren Minuten schob ich meinen Stuhl zurück und wollte das Zimmer verlassen. Mum warf mir den Blick zu und ich blieb wie angewurzelt stehen. Ich zitterte vor Wut, als ich mich wieder hinsetzte und zu Fred und George schaute, die genauso verwirrt aussahen wie ich.
"Wie kommst du in London zurecht?", fragte Mum. Ich weigerte mich zu glauben, dass Mum den richtigen Grund dafür, dass Percy nach eineinhalb Jahren ohne Kontakt in unserer Küche stand, nicht kannte.
"Gut", sagte Percy nervös, während er versuchte, sein Unbehagen zu verbergen. Er legte seine Hände auf Harrys Stuhllehne und umklammerte sie so fest, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten. Obwohl Harry weder rote Haare noch Sommersprossen hatte, gehörte er mehr zur Familie als Percy.
"Wechselst du deine Unterhosen jeden Tag?", rief Fred, während er unseren Bruder mit zusammengekniffenen Augen ansah. "Du hattest immer schon Probleme, dich daran zu erinnern."
Percys Gesicht wurde weiß. Mum erstarrte und warf Fred drohende Blicke zu, sollte er es wagen, Percys Heimkehr zu ruinieren.
"Iss mir uns, Percy", sagte George und suchte auf dem Tisch nach etwas. Er hob sein eigenes Messer hoch. "Wir haben immer noch das Messer, mit dem du uns in den Rücken gestochen hast. Willst du, dass ich es für eine neue Runde schärfe?"
Mum stemmte die Hände in ihre Hüften und rief Georges Namen so laut, dass ich zusammenzuckte. Ich wollte auch meinen Teil dazu beitragen, Percy fertig zu machen und öffnete meinen Mund, aber Mum warf mir einen so wütenden Blick zu, dass ich es nicht wagte, zu sprechen. Stattdessen holte ich unauffällig meinen Zauberstab aus der Tasche und deutete mit ihm auf den Tisch. Ich murmelte den Spruch und ein Löffel voller Pastinakenpüree schwebte über der Schüssel.
Zwei weitere Löffel schwebten neben meinem; Fred und George hatte die Idee gefallen. Die Löffel blieben ein paar Sekunden in der Luft, sie drohten Percy und ignorierten Mum. Mit einem Schlenker unserer Zauberstäbe verteilte sich das Essen über Percys ganzes Gesicht.
Er stolperte zurück und wischte sich das Essen von seinem Gesicht. Wütend starrte er uns an und sagte: "Ich seh schon, das war eine schlechte Idee!"
Mum fing an uns anzuschreien, während Percy aus dem Haus stürmte. Das war die Bestrafung wert, die ich sicher bekommen würde. Obwohl Mum normalerweise stundenlang schreien konnte, brach sie in Tränen aus und rannte aus der Küche. Die Zwillinge schauten sich an und folgten unserer Mutter bald, um sie zu trösten.
Bill und Fleur entschuldigten sich und verließen den Tisch, während ich zu Dad sah, der sich den letzten Rest Pudding genommen hatte und ihn jetzt eifrig aufaß. Es sah so aus, als hätte er die ganze Szene verpasst.
Ron schob sein Essen mit der Gabel auf seinem Teller herum. Ich drehte mich um und sah, dass Harry noch nicht wieder ins Haus gekommen war. Ich fragte Ron, ob er vorhatte, nach ihm zu sehen. Ron schüttelte den Kopf, sagte, dass Harry nicht herumwandern und es ihm gut gehen würde. Ich stand vom Tisch auf, nahm meinen Mantel vom Hacken und verließ das Haus.
Als ich auf der Veranda stehen blieb, wäre ich beinahe über Harry gestolpert. Er saß auf der untersten Stufe und starrte abwesend in den Winterabend hinaus. Über uns zogen sich graue Wolken am Himmel zusammen und ein neuer Schneeschauer setzte ein. Ein plötzlicher Windstoß schubste die Schaukel an, auf der Harry und ich vor so vielen Monaten zusammen gesessen hatten und sie schaukelte vor und zurück, so als ob jemand unsichtbares darauf sitzen würde.
Er entschuldigte sich und stand auf, um mich alleine zu lassen. Er verließ die Veranda und fing an, durch den frisch gefallenen Schnee davon zu stapfen. Ich stand auf der Veranda und sah ihm hinterher. Nach mehreren Metern konnte ich ihn kaum noch sehen. Seufzend überlegte ich, ob ich ihm nicht folgen sollte, aber ich konnte den Jungen nicht alleine umherziehen lassen, während er über seinen Gedanken brütete.
Ich sprang von der Veranda und ging in seinen Fußstapfen, um keine eigenen zu hinterlassen. Ich trat vorsichtig in seine Spuren und stöhnte, als ich meine Beine streckte, um seine Schrittlänge zu erreichen. Nach einer Weile blieb Harry stehen und drehte sich zu mir um, um herauszufinden, was es mit den Geräuschen, die ich machte, auf sich hatte.
"Was machst du da, Ginny?", fragte er und grinste, als er meine Probleme sah.
"Ich ... versuche ... dich ... einzuholen ...", erwiderte ich und sprang von Fußstapfen zu Fußstapfen. "Aber du bist so viel größer als ich und es ist nicht einfach, deiner Spur zu folgen."
Er wartete darauf, dass ich bei ihm ankam. Als ich das endlich geschafft hatte, fiel noch sehr viel mehr Schnee als vorhin. Die Flocken verfingen sich in unseren Haaren und ich lachte, als ich Harry da stehen sah und der Schnee in seinem warmen Gesicht schmolz. Er sah aus, als hätte jemand eine Tüte Zucker über seinem Kopf ausgelehrt.
"Schlechtes Date mit dem Minister?", fragte ich und bedeutete ihm, mir zurück zur Veranda zu folgen, damit wir weg von dem fallenden Schnee kamen.
Harry nickte, während er näher als sonst neben mir herging und zum eingefrorenen Quidditchfeld sah. Ich war mir sicher, dass er sich wünschte, dass das Wetter nicht so schlecht wäre, damit er durch Fliegen etwas Stress abbauen konnte. Er rieb seine Hände aneinander und erzählte mir, worüber Rufus gesprochen hatte.
"Er hat mich Dumbledores Mann genannt.", sagte Harry und seine Augen funkelten bei dem Gedanken.
"Hat wohl gedacht, dass das eine Beleidigung wäre, oder?", fragte ich und bemerkte, wie einfach es für mich war, Harry bei Laune zu halten. "Also ist ein weiterer Minister schlecht auf dich zu sprechen? Wie fühlst du dich deswegen?"
"Untröstlich natürlich.", sagte er und winkte ab. Er wischte etwas Schnee von seinem Gesicht und fragte: "Wie lief das Essen mit Percy? Ich wollte die Wiedervereinigung nicht unterbrechen."
Ich lachte, als ich an die Essensmaske dachte, die wir Percy verpasst hatten. "Das erste, was er hätte tun sollen, war sich zu entschuldigen.", sagte ich, verzog das Gesicht und erzählte Harry, was passiert war. Er dachte, dass Fred und Georges Kommentare hart, aber lustig waren und genoss die Tatsache, dass wir ihn mit Essen beworfen hatten. "Fred und George sind Mum gefolgt, nachdem sie angefangen hat zu weinen.", fuhr ich fort. "Und ich habe dich gesucht."
Harry schien überrascht zu sein, dass ich nach ihm sehen wollte. "Warum?", fragte er leise.
Ich erschauderte und wischte den Schnee von meinen Wimpern. Es gab viele Gründe dafür, dass ich nach ihm gesucht hatte, der wichtigste war der, dass ich Gesellschaft gewollt hätte, wenn ich an seiner Stelle gewesen wäre.
"Vielleicht weil es viele Leute gibt, denen du wichtig bist", erwiderte ich. Ich konnte nicht anders und berührte seinen Arm. "Und ich bin vielleicht eine von ihnen.", fügte ich hinzu.
Er erschauderte. Bevor er etwas sagen konnte, trat ich mit meinem Fuß auf die erste Stufe der Veranda. Ich rutschte auf dem vereisten Holz aus und stolperte rückwärts in den Schnee.
"Ginny!", rief Harry und versuchte mich zu fangen, verfehlte mich aber. Der Junge konnte mich vor Tom Riddles Tagebuch retten aber nicht vor einer vereisten Stufe? Er sah besorgt aus, beruhigte sich aber, als er mich lachen hörte. Er sah in mein amüsiertes Gesicht, fing an zu grinsen und hielt mir seine Hand hin.
Obwohl die Schneeflocken ziemlich kalt waren, konnte ich nicht aufhören zu lachen. Ich nahm Harrys Hand, versuchte aber nicht aufzustehen. Stattdessen zog ich ihn neben mich in den Schnee. Ich vermutete allerdings, dass er besser hätte kämpfen können.
"Ron und ich haben uns immer auf den Winter gefreut", sagte ich und bewegte meine Arme wie Flügel nach oben und unten im Schnee. "Weil wir dann überall Schneeengel machen konnten." Ich bewegte meine Beine nach rechts und links. Während ich meinen Schneeengel machte, sah ich zu Harry, der in seinem Blick zu mir verloren zu sein schien.
"Ich weiß, dass es kindisch ist", erwiderte ich grinsend. "Darum wirst du nie wieder darüber sprechen." Als er grinste, pustete ich ihm Schnee ins Gesicht. "Na los. Versuch's."
Harry sah unentschlossen aus, aber ich schlug meine Wimpern vor ihm nieder. Er zuckte mit den Schultern und machte es mir nach. Nachdem wir fertig waren, standen wir auf und schauten auf unsere Meisterwerke. Seite an Seite starrten unsere Engel auf uns.
In diesem Moment entdeckte ich etwas, das aus purem Zufall entstanden war oder vielleicht sogar durch unser Unterbewusstsein. Ich grinste breit, zeigte auf unsere Kreationen und sagte so unschuldig wie möglich: "Sieh mal, Harry, unsere Engel halten Händchen!"
Harry verhielt sich genau wie ich vermutet hatte, exakt so wie schon in den ganzen Weihnachtsferien und vielleicht sogar schon in den Sommerferien. Ich drehte mich zur Veranda um, um ins Haus zu gehen und konnte nicht widerstehen, ihn noch einmal am Arm zu berühren. Und einer Frage konnte ich ebenfalls nicht widerstehen. "Ich gehe ins Bett. Kommst du?"
"Was?", stotterte er und wandte sich von den Schneeengeln ab.
Ich lachte wieder, ging die Treppe hinauf und ließ einen nervösen Harry in der Kälte zurück. Ich schloss die Tür, dachte an Dean und konnte nicht anders, als mich schuldig zu fühlen, als ich erkannte, wohin meine Gedanken wanderten. Ich schämte mich dafür, dass ich meinen Freund nicht so vermisste, wie ich es eigentlich sollte. Obwohl unsere Beziehung sich verbesserte, fühlte ich mich wieder so, als würde ich in Hogwarts einen Freund wiedersehen und nicht meinen Freund.
Ich warf einen Blick aus dem Fenster und sah, wie nicht mehr so viel Schnee fiel wie vorhin, fast so, als wäre der Schnee nur für uns gefallen, nur in diesem Moment. Die grauen Wolken trennten sich und der Himmel wurde klarer.
Etwas anderes passierte mit Harry und mir und, anders als der Himmel, war das noch nicht klar.
TBC ...
________________________________________________
Ü/N: Danke, danke, danke für eure lieben Kommentare!
@Leni-04: Die Szene, die du wahrscheinlich meinst (der Kuss), kommt am 10. Dezember.
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel
Samstag, 01.07.
Freitag, 02.06.
Mittwoch, 24.05.
Ich bin nicht so blöd, mitten im Winter in Edinburgh eine unbeheizte Wohnung zu mieten.
Joanne K. Rowling