In Ginevra Molly Potters Worten - 20. Dezember: Wir, der Orden des Phönix - Teil 5
von ChrissiTine
20. Dezember: Wir, der Orden des Phönix
Als Ron und Hermine am nächsten Tag dazu gezwungen waren, ihren Pflichten als Vertrauensschülern nachzukommen, sah Harry so verloren ohne sie aus. Ich hätte Michael suchen sollen, aber ich konnte Harry nicht alleine herumwandern lassen und ich fand die Idee nicht besonders toll, dass Harry mit Michael in einem Abteil sitzen sollte.
"Komm schon", sagte ich zu Harry. "Wenn wir uns beeilen, können wir ihnen Plätze freihalten." Ich musste mich davon abhalten, seine Hand zu nehmen und ihn irgendwo hinzuführen. Schließlich ging es hier nicht darum, mit Harry zusammen zu sitzen, sondern um einen Freund, dem man helfen musste ... oder zumindest redete ich mir das ein.
Die Jungs mit Luna zu beobachten war es wert, nicht mit Michael zusammen zu sein. Ich verspürte nicht mal den Drang, Cho zu verhexen, als sie vorbeikam, um Harry zu sehen. Obwohl Rons Reaktion auf Luna unbezahlbar war, war Hermines noch besser. Sie sind das komplette Gegenteil von einander.
Als wir in der großen Halle angekommen waren, entdeckte ich Delia und Ethan am Ende des Gryffindortisches. Sie winkte mich zu sich und ich verließ die anderen. Ich setzte mich neben sie und begrüßte meine Zimmergenossin. "Ich dachte, dass du dieses Jahr nicht mehr zurück kommen wolltest.", sagte ich zu ihr.
"Mum und ich sind ins Ministerium gegangen und haben mit ein paar Leuten gesprochen.", sagte Delia. "Sie haben uns versichert, dass alles in Ordnung ist."
Ich starrte sie ungläubig an. "Und ihr habt das geglaubt?"
"Na ja, niemand weiß wirklich, was passiert ist ..."
"Harry weiß es!", zischte ich. "Er war dort."
"Ginny", sagte Delia und versuchte, mich zu beruhigen. "Ich weiß nicht, was ich glauben soll. Die Dinge sind hier so anders."
"Hast du gesehen, dass Hagrid noch nicht hier ist?", sagte Ethan, der meine wachsende Genervtheit erkannte und versuchte, das Thema zu wechseln. Er zeigte auf den Lehrertisch. "Raue-Pritsche sitzt auf seinem Platz."
"Ich hab's gesehen.", erwiderte ich. Ich wusste, dass Hagrid etwas für den Orden erledigte, aber ich hatte nicht gedacht, dass es den ganzen Sommer lang dauern würde. Aber da diese Information geheim war, konnte ich das den anderen natürlich nicht erzählen.
"Ich finde Raue-Pritsche besser als Hagrid.", sagte Delia und schaute auf ihre Finger. Eines von Hagrids Geschöpfen hatte sie letztes Jahr schwer verbrannt.
Ich sah sie genervt an. "Ich hoffe, dass er bald zurück kommt."
"Sein Unterricht ist immer lustig.", sagte Ethan, um mich zu verteidigen. Zumindest zog er Hagrid vor, auch wenn es nur wegen der Aufregung in seinem Unterricht war.
"Also", begann Delia. "Hat Harry Potter euch im Sommer besucht?" Sie flüsterte seinen Namen. Ich sah, wie Ethan die Augen verdrehte.
Ich schaute über meine Schulter und versuchte, Michael zu finden. "So ähnlich", sagte ich, etwas weniger genervt. "Aber du weißt, dass ich jetzt mit Michael Corner zusammen bin, oder?"
Delia quietschte und sorgte dafür, dass drei Leute hinter ihr aufsprangen. Sie nahm meine Hand und wollte einen kompletten Bericht über unsere Beziehung, inklusive aller Details.
"Hat er deshalb nach dir gesucht?", fragte Ethan, bevor ich Delia antworten konnte.
"Hat er das?", fragte ich. Ich stand auf und suchte eifrig nach meinem Freund. Ich sah ihn schließlich neben Terry Boot und Anthony Goldstein sitzen. Ich versicherte mich, dass die Auswahlzeremonie noch nicht begonnen hatte und eilte zum Ravenclawtisch.
Ich setzte mich auf den leeren Platz neben ihn und umarmte ihn fest. "Michael!", begrüßte ich ihn.
Er lächelte breit und erwiderte die Umarmung. "Ich hab schon gedacht, dass du mich vergessen hast.", sagte er.
"Dich vergessen?", sagte ich und küsste ihn auf die Wange. "Wie könnte ich den bestaussehendesten Jungen von ganz Hogwarts vergessen?"
"Wo warst du im Zug?", fragte er.
"Ron und Hermine wurden zu Vertrauensschülern ernannt und Harry sah verloren aus. Ich hätte ein schlechtes Gewissen gehabt, wenn ich ihn alleine gelassen hätte.", sagte ich beiläufig und Michael sah zufrieden aus mit dieser Antwort. Ich drehte mich zu Anthony um. "Du bist auch ein Vertrauensschüler, oder?"
Er zeigte auf das blaue und bronzene Abzeichen mit dem verzierten V über einem Adler. "Meine Eltern waren sehr stolz auf mich."
Ich hörte ein Räuspern hinter mir. Ich drehte mich auf meinem Platz um und sah in Chos rote Augen. Sie hatte offensichtlich geweint. Ich bemerkte, dass ich sie immer noch nicht verhexen wollte und begrüßte sie mit einem Lächeln, bevor mir auffiel, dass ich auf ihrem Platz sitzen musste. "Hab ich dir deinen Platz weggenommen, Cho?"
"Macht nichts", sagte sie sanft. "Du wolltest deinen Freund sehen." Sie sagte das vorletzte Wort leicht zögerlich. Ich verstand. Der Anblick eines glücklichen Paares musste sie an Cedric erinnern.
Ich drehte mich wieder zu Michael, küsste ihn erneut auf die Wange und sagte: "Ich seh dich später. Die Auswahl fängt gleich an."
Ich stand auf und ließ Cho wieder auf ihren Platz. Ihre Freundin, die ich später als Marietta Edgecombe kennen würde, nahm Chos Hand und drückte sie aufmunternd.
Der Sprechende Hut hatte schon angefangen zu singen, als ich mich wieder zu Ethan und Delia setzte. Ich hatte das meiste gehört und überlegte, was diese Warnung zu bedeuten hatte, die er uns gegeben hatte. Vereinigt euch, hatte er gesagt. Ich sah Harper und Vaisey aus dem Augenwinkel und dachte, dass schon ein Wunder passieren müsste, damit das passierte.
Nach dem Essen sagte Dumbledore das Übliche über den Verbotenen Wald, Filchs Vorderungen, neue Lehrer und Quidditchtraining. Meine Gedanken wanderten zu Zacharias Smith, der mich gehänselt hatte, weil ich nicht im Quidditchteam war und ich fragte mich, ob ich auf einem Schulbesen zu den Testspielen kommen durfte. Konnte ich Angelina mit so einem Besen überhaupt beeindrucken?
Nachdem diese schreckliche Umbridge auch noch ihren Senf dazu gegeben hatte, ging ich mit dem Rest meiner Klassenkameraden zurück in unseren Gemeinschaftsraum. Ich machte mir Sorgen darüber, nicht ins Quidditchteam zu kommen, während Neville neben mir herlief.
"Verstehst du das Ministerium?", fragte er mich. Ich zuckte zusammen, als seine Pflanze gefährlich in meine Richtung wippte. Nur wenige Stunden zuvor hatte sie mich über und über mit Schleim bespritzt. Ich freute mich nicht auf eine Wiederholung. "Ich hab kein Wort von dem verstanden, was diese Umbridge gesagt hat, aber ich hab gehört, was Hermine gesagt hat. Sie glaubt, dass sich das Ministerium in Hogwarts einmischen will."
"Ich verstehe nicht, wie sie sich das alles anhören konnte.", erwiderte ich. Ich war kurz davor gewesen, Ron zu verhexen, nur um der Langeweile zu entkommen.
"Du kennst Hermine", sagte Neville. Er hob seine Pflanze hoch und lächelte. "Sie hat mir auch das neue Passwort gesagt."
"Wirklich?", fragte ich, schließlich war Neville nicht dafür bekannt, sich die Passwörter merken zu können. Er hatte sie alle in seinem dritten Jahr aufgeschrieben und es war sein Fehler gewesen, dass Sirius in unseren Turm gekommen war und obwohl es jetzt keine große Sache mehr war, weil Sirius ja unschuldig war, hatte es uns doch allen einen Schrecken eingejagt.
"Dieses Mal werde ich es mir ganz sicher merken können.", sagte er grinsend. "Mimbulus Mimbeltonia!", verkündete er.
Ich konnte nicht anders als mich für ihn zu freuen. "Es sieht so aus, als ob Harry das gebrauchen könnte.", sagte ich und zeigte die Stufen hinauf zum Eingang vom Gemeinschaftsraum. Er stand da und hatte offensichtlich keine Ahnung, weil die Fette Dame sich weigerte, ihn reinzulassen.
"Richtig", sagte Neville und sprintete zu ihm. "Harry!", rief er. "Ich weiß es!" Er stieß einen Zweitklässler um in seiner Hast, Harry zu Hilfe zu eilen.
Kaum hatte Neville meine Seite verlassen, kamen Ron und Hermine heran. Ich schaute von einem zum anderen. "Hallo. Geht ihr in meine Richtung?" Ich hauchte Rons Abzeichen an und tat so, als würde ich es putzen. "Außer du bist zu beschäftigt damit, verantwortungsvoll zu sein, Brüderchen."
"Verantwortungsvoll zu sein ist viel einfacher, als ich dachte.", erwiderte Ron. "Das einzige, was ich machen muss, ist andere Leute herumzukommandieren. Das macht ziemlich viel Spaß."
"Ron", sagte Hermine verstimmt, als er vor dem Eingang stehen blieb und darauf wartete, dass einige Erstklässler damit aufhörten, herumzualbern und durch das Porträtloch zu klettern. "Es geht nicht darum, Leute herumzukommandieren. Es geht darum, deine Mitschüler anzuleiten. Ehrlich, Ron."
"Hey!", rief Ron und ignorierte ihre Bemerkung. Er wandte seine Aufmerksamkeit den Erstklässlern zu, die sich immer noch nicht bewegt hatten. "Bewegt euch, sonst ziehe ich euch Punkte ab!" Er scheuchte die elf Jahre alten Schüler durch den Eingang. Selbst Hermine musste lächeln.
"Vielleicht haben sie den Eingang blockiert, weil sie einen Schrumpfhörnigen Schnarchgackler gesehen haben.", sagte ich zu Hermine, während wir durch das Parträtloch kletterten. Ich wartete auf ihre Reaktion.
"Einen was?"
"Das ist etwas, über das Luna immer spricht."
"Luna Lovegood?", erwiderte Hermine. Sie hob ihre Hände ungläubig und ließ sie wieder zur Seite fallen. "Ich verstehe sie nicht."
"Sie ist harmlos.", versicherte ich ihr. Ich erklärte, dass man Luna einfach sie selbst sein und an das glauben lassen sollte, was sie wollte.
"Aber sie ist in Ravenclaw.", entgegnete Hermine, als ob das alles erklären würde.
Ich sagte Hermine Gute Nacht und schlief friedlich in meinem Bett. Ich träumte von Harrys Gesichtsausdruck, wenn ich das neueste Mitglied in seinem Quidditchteam werden würde.
"Ich glaube, du hättest kein Problem damit.", sagte Michael kurz vor Unterrichtsbeginn einige Tage später. Er ging mit mir zum Unterricht, weil seiner in der Nähe stattfand. Es war meine erste Stunde bei Umbridge und nach allem, was Hermine mir erzählt hatte, freute ich mich nicht sonderlich darauf.
"Du hast mich noch nie fliegen sehen.", neckte ich ihn. Ich verstärkte meinen Griff um seine Hand und schaute ihn spielerisch finster an.
"Ich glaube nicht.", erwiderte Michael. "Aber ich weiß, dass du die Beste sein kannst, egal, was du tust."
Keine fröhlichen Bemerkungen. Kein natürliches Grinsen. Es war fast so, als ob er Angst hatte, meine Gefühle zu verletzen. Und seine Bemerkung 'ich weiß, dass du die Beste sein kannst, egal, was du tust' nervte mich. Er kannte mich noch nicht. Er wusste nicht, ob ich die Beste sein konnte. Ich beachtete das aber nicht weiter. Vielleicht war er nervös.
"Ist Umbridge wirklich so schlimm?", fragte ich und hoffte, eine lustige Unterhaltung in Gang zu bringen.
"Sie ist ein Monster.", flüsterte er und sah sich nervös um, um sich zu vergewissern, dass sie nicht zuhörte. "Die Schlimmste. Vielleicht sogar noch schlimmer als Snape."
Ich freute mich wirklich nicht auf diesen Unterricht. Ich warf einen Blick über Michaels Schulter und sah Cho, die mit einem Taschentuch in der Hand vorbei ging. "Cho tut mir so Leid.", sagte ich ehrlich.
Michael drehte sich um, um das Mädchen zu sehen. "Sie weint immer, Ginny. Ich wünschte nur, dass ich ihr irgendwie helfen könnte.", sagte er. "Ich war derjenige, der ihr Cedric vorgestellt hat."
"Und ich bin mir sicher, dass sie es nicht bereut.", sagte ich ihm.
"Marietta meint es gut, aber ich glaube nicht, dass sie ihr hilft.", sagte Michael. "Kannst du sowas? Vielleicht könntest du mit ihr sprechen."
Ich hatte keine schlechten Gefühle mehr Cho gegenüber, aber ich war mir nicht sicher, ob ich mich wirklich mit ihr unterhalten oder anfreunden konnte. "Ich weiß nicht", sagte ich einfach. "Wir werden sehen. Vielleicht wird sie ja wieder fröhlicher."
"Ich hab sie nur einmal fröhlich gesehen in dieser Woche.", sagte er. "Das war, als sie mit Harry gesprochen hat."
Hmm ... keine innere Aufgewühltheit. Kein Verlangen, ihre Haare auszureißen. Wahrscheinlich war so das Gefühl, wenn man einverstanden mit Harry und Cho war. Mit mir zufrieden küsste ich Michael schnell auf die Lippen und ging in das Klassenzimmer für Verteidigung gegen die dunklen Künste, wo ich mich neben Delia und Luna setzte.
TBC...
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Samstag, 01.07.
Freitag, 02.06.
Mittwoch, 24.05.
Jo Rowling verlangte nicht von mir, den Roman buchstabengetreu umzusetzen, sondern eher dem Geist der Bücher gerecht zu werden.
Alfonso Cuarón