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Fanfiction

Die Weasleys warten wieder auf Weihnachten - Dezember: Bombenstimmung

von ChrissiTine

8. Dezember: Bombenstimmung



Ron schlug langsam die Augen auf und streckte sich. Er gähnte und drehte sich langsam zur Seite. Hermine schlief neben ihm, aber nicht so friedlich wie sonst, meist mit einem Lächeln auf den Lippen. Sie drehte sich unruhig hin und her, hatte ihr Gesicht verzogen, als ob sie Schmerzen hätte. Plötzlich begann sie wild um sich zu schlagen. Ron wurde einmal am Arm getroffen, bevor er ihre Hände zu fassen bekam. Erschrocken schlug sie die Augen auf. Ihre Atmung ging schnell, ihr Gesicht war schweißüberströmt.

"Es ist alles in Ordnung, Liebling.", sagte er beruhigend. "Du hattest sicher nur einen Albtraum." Sie schaute ihn weiterhin mit großen angsterfüllten Augen an und schüttelte den Kopf.

"Irgendwas stimmt nicht mit Cathy", sagte sie schließlich, nachdem sie sich etwas gefangen hatte. "Irgendwas stimmt nicht mit ihr, da bin ich mir sicher. Irgendwas muss passiert sein.", beharrte sie und richtete sich langsam auf. "Das war kein gewöhnlicher Traum. Er wirkte unglaublich real, Ron." Sie erschauderte.

"Was hast du denn geträumt?", fragte Ron schließlich, der dem Ganzen nicht wirklich Glauben schenken wollte. Hermine war immer unruhig, wenn Cathy mal bei einer Freundin übernachtete, aber dieses Mal war es wirklich extrem. Er machte sich weniger Sorgen um seine Tochter als um seine Frau. "Und erzähl mir bitte nichts von einer Schlange in der Mysteriumsabteilung, ja?"

Sie warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. "Ron, bitte, damit ist nicht zu spaßen." Er verdrehte die Augen, nickte aber und forderte sie mit einer Handbewegung auf, zu erzählen. Sie atmete noch einmal durch. "Es war direkt unheimlich. Ich bin allein durch die Straßen Londons geirrt, barfuß, nur mit einem Nachthemd bekleidet. Ich hatte dieses starke Gefühl, dass ich dringend irgendwo hinmuss, dass mich jemand aus meiner Familie dringend braucht, dass ich dringend zu ihm hinmuss, aber keine Ahnung habe, wo er ist. Ich bin durch die Straßen gerannt, immer schneller und schneller und das immer im Kreis, immer bin ich da wieder angekommen, wo ich losgelaufen bin und das Gefühl, dass ich zu demjenigen muss, wurde immer stärker und stärker und ich wusste einfach nicht, wo ich hingehen soll. Und dann ist plötzlich Cathys Stimme durch die Straßen gehallt. Mummy, hilf mir! Immer und immer wieder. Und ich konnte ihr nicht helfen, weil ich nicht wusste, wo sie war. Ich konnte es einfach nicht. Cathys Stimme wurde immer lauter und eindringlicher und dann war sie plötzlich weg. Vollkommen weg. Da war nur noch Stille, unheimliche Stille und dann gab es plötzlich einen furchtbar lauten Knall. Alle Häuser um mich herum sind eingestürzt, die Häuserteile auf mich draufgefallen, ich wollte sie noch abwehren und dann bin ich aufgewacht und da warst du." Sie erschauderte erneut und wischte sich eine Träne aus den Augenwinkeln.

Ron rückte näher zu ihr und zog sie in seine Arme. Sie klammerte sich hilfesuchend an ihn und schloss dankbar die Augen. Gott sei Dank war er da, war er jetzt immer da, wenn sie ihn brauchte. "Ich wäre auch durcheinander gewesen, wenn ich sowas geträumt hätte.", sagte er tröstend. "Aber dieser Traum spiegelt nur deine Ängste bezüglich Cathy wieder, mehr nicht. Es muss nicht heißen, dass irgendetwas mit ihr nicht stimmt, ihr irgendetwas passiert ist."

"Aber das heißt es, Ron!", widersprach Hermine. "Mein ungutes Gefühl von gestern Abend ist immer noch da und das hat nicht mit dem Traum zu tun. Ich weiß einfach, dass etwas nicht stimmt, Ron. Nenn es diese Mutter-Tochter-Verbindung." Sie seufzte. Ron wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Er fand immer noch, dass Hermines Angst übertrieben war, aber sie schien sie wirklich ernst zu nehmen.

Beide wurden aus ihren Gedanken gerissen, als Matt sich anfing zu rühren und einen beleidigten Schrei ausstieß, weil man sich noch nicht um ihn gekümmert hatte. Hermine löste sich aus den Armen ihres Mannes, schlug die Bettdecke zurück und stand auf. Sie ging zu seinem Gitterbettchen. Er starrte sie aus großen braunen munteren Augen für ein paar Sekunden an und lenkte dann seine Aufmerksamkeit auf seine strampelnden Füßchen. Er versuchte sie zu erwischen, aber das war gar nicht so einfach.

"Guten Morgen mein Schatz.", begrüßte sie ihren Sohn und strich ihm zärtlich über die Wange. "Ist dir eigentlich bewusst, dass das heute die erste Nacht war, die du beinahe schon durchgeschlafen hast? Ist das nicht toll?" Matt gluckste und Hermine lächelte. "Ja, du freust dich auch, wie ich sehe."

"Das Einkaufen gestern hat ihn einfach geschafft.", vermutete Ron und quälte sich nun auch aus dem Bett. "Wir Männer haben einfach nicht die Ausdauer beim Shoppen, die ihr Frauen an den Tag legt." Er stellte sich hinter seine Frau und schlang seine Arme um ihre Hüften. Über ihre Schulter blickte er auf ihren gemeinsamen Sohn hinab. "Er ist wundervoll."

Hermine lehnte sich an ihn und nickte. "Ja, das ist er. Das ist er wirklich. Ich kann kaum glauben, dass ich letztes Jahr um diese Zeit eigentlich nicht noch einmal Mutter werden wollte. Zumindest nicht so schnell."

Ron lachte. "Und dabei warst du zu der Zeit schon schwanger."

Sie nickte. "Ja. Wie das Leben so spielt ..."

"Wieso wolltest du eigentlich nicht noch einmal Mutter werden?", fragte er dann plötzlich.

Hermine drehte sich um und schaute ihn überrascht an. "Wie kommst du jetzt da drauf?"

Er zuckte die Schultern. "Einfach so. Es hat mich interessiert."

"Du darfst nicht denken, dass ich nicht gerne noch einmal Mutter geworden bin. Ich liebe Matt und ich freue mich sehr, dass wir ihn bekommen haben, wirklich, aber letztes Jahr ... ich habe mich unheimlich gestresst gefühlt, mir war schlecht, es ging mir nicht gut, ich hab mich oft mit dir gestritten ... ich habe mich einfach nicht in der richtigen Verfassung gefühlt, um Mutter zu werden. Dass das an der Schwangerschaft lag, wusste ich natürlich nicht. Und dann kam da noch der zeitliche Aufwand hinzu, genauso wieder finanzielle. Es schien mir einfach nicht der richtige Zeitpunkt zu sein, um noch einmal so große Verantwortung zu übernehmen, aber ich bin froh, dass es so gekommen ist. Sehr sehr froh. Jetzt kann ich mir nichts anderes mehr vorstellen." Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und gab ihm einen liebevollen Kuss. Bevor er noch irgendwie weiter ausarten konnte, machte sich Matt erneut bemerkbar und unterbrach seine Eltern. "Ich liebe dich.", sagte sie, bevor sie sich wieder umdrehte und Matt hochhob. "So, ich werde dich jetzt wickeln und füttern, einverstanden, mein Schatz?", sagte sie zu ihm und legte ihn auf den Wickeltisch.

Ron nickte. "Alles klar. Ich mach dann mal Frühstück.", schlug er vor und verließ das Schlafzimmer.

Hermine beugte sich zu dem Baby runter und flüsterte ihm zu: "Er ist toll, nicht wahr?"

/-/

Cathy schreckte hoch, als sie ein starkes Gewicht auf ihrem Schoß spürte. Nach einigen Stunden, in denen sie versucht hatte, einen Ausweg aus diesem Schuppen zu finden, den sie leider nicht gefunden hatte, hatte sie es sich auf einigen Säcken voller Blumenerde versucht, so bequem wie möglich zu machen und war dann endlich in den frühen Morgenstunden eingenickt. Gut geschlafen hatte sie nicht, aber es war besser als gar nichts. Ihre Augen waren verquollen, sie hatte geweint, an die Tür gehämmert, gerufen, geschrieen, getreten, nichts hatte geholfen. Es war zum Verrücktwerden! Warum musste ausgerechnet ihr sowas immer wieder passieren?

Sie blickte an sich herunter und entdeckte Cosmo, der es sich in ihrem Schoß gemütlich gemacht hatte. "Hey.", murmelte sie. "Da hast du mir was eingebrockt, hmm?" Sie streichelte über sein Fell, das leicht struppig war. Eine Träne rann ihre Wange herunter. Sie griff nach ihrer Plüscheule, einem Geschenk von Harry zu einem früheren Geburtstag, und drückte sie fest an sich. Gut, dass sie darauf bestanden hatte, dass ihre Mum die Eule ebenfalls zu ihren Schlafsachen packte. Sie und Cosmo waren ihr einziger Halt in dieser Nacht gewesen.

Sie hoffte, dass ihre Eltern sie bald finden würden oder irgendjemand anderes. Lange hielt sie es in diesem zugigen kleinen Loch nicht aus. Sie versuchte stark zu sein und sich nicht verrückt zu machen aber das fiel ihr immer schwerer. Wann kam denn endlich jemand, der ihr helfen konnte? Sie konnte doch nicht ewig hier drin bleiben! Aber bis ihre Eltern merkten, dass etwas nicht stimmte, würde es sicher noch Stunden dauern, schließlich dachten sie, dass Cathy noch auf der Party war und die hätte bis zum Nachmittag dauern sollen. Immer mehr Tränen liefen ihr über das Gesicht. Sie wurde immer verzweifelter und die Hoffnung immer kleiner.

/-/

Hermine war gerade damit fertig geworden, Matt zu füttern, als sie die Türklingel hörte. Mit Matt auf dem Arm ging sie verwundert zur Haustür. Normalerweise klingelte nie jemand so früh an ihrer Haustür, besonders nicht am Wochenenden. Sie öffnete. "John!", rief sie erstaunt.

"Entschuldige, Hermine, dass ich euch so früh störe, aber es ist wirklich dringend.", sagte er und knetete nervös seine Hände. Wie immer trug er seine Lederjacke und Hermine fragte sich, ob ihm nicht zu kalt war. Es schneite zwar nicht, aber allzu warm war es draußen wirklich nicht.

"Um was geht's denn?", fragte sie gespannt und trat zur Seite, damit er eintreten und sie die Tür schließen konnte. Sie bedeutete ihm, sich auf die Couch zu setzen, während sie Matt einige ihrer Haarsträhnen aus der Hand nahm.

"Hermine? Wer ist an der Tür?", wollte Ron wissen und kam aus der Küche. Er trug eine geblümte Schürze über seinem Schlafanzug und hielt einen Kochlöffel in der Hand. Er entdeckte den korpulenten John auf dem Sofa und musterte ihn verwundert. "Wer ist das?"

"Das ist John.", erklärte Hermine. Ron sah sie verständnislos an. "Cathy und ich haben von ihm erzählt. Du weißt doch, der Leiter des Tierheims."

Rons Gesicht hellte sich auf. "Ach, Sie sind John!", rief er, ging zu ihm hin und wollte ihm die Hand schütteln. Er bemerkte, dass er noch den Kochlöffel festhielt und streckte ihm daraufhin die andere Hand hin. John schlug ein und stand wieder auf. "Hermine und Cathy haben viel von Ihnen erzählt."

John nickte. "Ja, von Ihnen auch." Er wandte sich Hermine zu. "Es tut mir wirklich Leid, dass ich euch schon so früh stören muss, aber es ist dringend. Comso ist seit gestern Abend verschwunden. Wir haben schon an allen möglichen Orten gesucht, aber leider erfolglos."

"Wer ist Cosmo?", wollte Ron neugierig wissen.

Hermine verdrehte die Augen. "Hörst du eigentlich jemals zu? Cosmo ist Cathys Lieblingskater."

"Ach der ist das.", murmelte Ron. "Und der ist verschwunden?" John nickte. "Und warum kommen Sie zu uns? Was sollen wir tun?"

"Ich dachte, vielleicht könnte Cathy uns beim Suchen helfen. Cosmo liebt die Kleine so wie sie ihn liebt und bis jetzt ist er immer gekommen, wenn sie ihn gerufen hat. Weit kann er nicht sein, seine Pfote ist etwas missgebildet, schon seit seiner Geburt. Kurze Strecken kann er rennen, aber lange ... Er kann alleine dort draußen nicht überleben und wenn er unter ein Auto kommen sollte ..." John machte sich wirklich Sorgen um das Tier. Er hatte Cosmo und auch alle anderen unglaublich lieb gewonnen und würde alles für sie tun.

"Das ist ja schrecklich.", sagte Hermine betroffen und nahm Matt erneut einige ihrer Haarsträhnen aus dem kleinen Händchen. Neuerdings liebte er es, mit ihnen zu spielen. "Aber es tut mir Leid, John, Cathy ist nicht da. Sie ist auf eine Übernachtungsparty eingeladen und wahrscheinlich schlafen die Mädchen sogar noch, weil sie bestimmt lange aufgeblieben sind."

"Oh, das ist natürlich ungünstig.", murmelte John. "Wäre es vielleicht möglich, ganz kurz mal dort vorbeizuschauen und sie zu holen? Es wird bestimmt nicht lange dauern und Cathy wird es sehr gerne machen, wie ich sie kenne, schließlich geht es um Cosmo." John schaute flehentlich zu Hermine.

Sie schaute unsicher zu Ron. "Ich weiß nicht. Was meinst du?", wandte sie sich an ihren Mann.

"Ich weiß nicht genau. Aber dieser Cosmo ist doch Cathys Lieblingskater, sie hängt an ihm und sollte ihm irgendetwas passiert sein, dann würde sie sich sicher Vorwürfe machen.", überlegte er. Hermine nickte.

"Ja, vielleicht hast du Recht. Ich ruf einfach mal bei den Millers an und frage nach, ob es in Ordnung ist, wenn wir Cathy für eine Stunde abholen würden." Auf dem Weg zum Telefon drückte sie John das Baby in die Hand. Sie hob den Hörer ab und begann nach dem Zettel zu suchen, auf dem sie die Telefonnummer von Claires Familie notiert hatte. John schaute das Baby ängstlich an und gab es schnell an Ron weiter. "Ron, die Leitung ist tot.", sagte Hermine erschrocken, nachdem sie einige Sekunden auf eine Verbindung gewartet hatte.

"Versuch mal die Handynummer, die wir von ihnen haben.", schlug Ron vor. "Vielleicht liegt das nur an ihrem Telefon." Hermine tat, wie ihr geheißen und wählte die Nummer des Mobiltelefons. Kurz darauf legte sie den Hörer auf und schüttelte den Kopf.

"Nichts. Es muss an unserem Telefon liegen." Sie schaute ihn ängstlich an. "Wer weiß, wie lange das schon so geht, vielleicht schon seit gestern Abend oder Mittag! Was, wenn uns jemand erreichen wollte, weil etwas nicht stimmt? Mit Cathy zum Beispiel? Was, wenn etwas mit Cathy nicht stimmt? Oh, ich hatte Recht, mein ungutes Gefühl stimmt!"

"Jetzt beruhig dich mal! Nur weil unser Telefon nicht funktioniert, heißt das noch lange nicht, dass Cathy gleich in den nächsten Gully gefallen ist oder schwer verletzt im Krankenhaus liegt." Hermine schnappte entsetzt nach Luft und eilte ins Schlafzimmer. Ron seufzte, übergab Matt an John und ging ihr nach. Im Schlafzimmer war Hermine dabei, sich hektisch umzuziehen. "Was soll das, Liebling?", fragte er vorsichtig.

"Etwas stimmt nicht mit unserer Tochter, irgendetwas stimmt nicht! Das weiß ich einfach, Ron! Das weiß ich! Irgendetwas ist passiert und weil das Telefon kaputt ist, konnte uns keiner benachrichtigen. Ich muss sofort los und sie suchen!" Sie knöpfte ihre Schlafanzugjacke auf, war zu hektisch, riss einige Knöpfe ab und wischte sich ihre unordentlichen Haare aus den Augen.

Ron ging zu ihr und legte seine Hände auf ihre Schultern. "Ich wiederhole es nochmal: Mach dich nicht verrückt! Es muss nichts heißen, dass wir nicht erreichbar waren. Bestimmt ist alles in Ordnung. Du musst nicht gleich zu den Muggelauroren rennen. Wenn du dir solche Sorgen machst, dann können wir bei den Millers vorbeikommen und uns versichern, dass alles in okay ist und dann können wir nach Cosmo suchen.", schlug er ihr in beruhigendem Ton vor. "Okay?" Hermine nickte. Ron umarmte sie für einen Moment, er spürte ihr Herz wie wild schlagen. Er hasste es, wenn er wusste, dass sie Angst hatte und er nicht die Macht, sie ihr zu nehmen.

"Äh, Leute", kam Johns unsichere Stimme aus dem Wohnzimmer. "Ich könnte hier mal eure Unterstützung gebrauchen!", rief er ihnen zu, bevor sie Matts durchdringende Schreie hörten.

/-/

Fünfzehn Minuten später standen sie alle vor der Wohnungstür der Millers. Ron hatte Matt auf dem Arm, da er Angst hatte, dass Hermine ihn vor lauter Hysterie fallen lassen könnte. Sie klingelte Sturm an der Tür. Nach einigen Minuten wurde geöffnet. Mrs Miller blickte ihnen verschlafen entgegen.

"Ja bitte? Was kann ich für Sie tun?", fragte sie und zog den Gürtel ihres Bademantels enger.

"Ich bin Hermine Weasley, Cathys Mutter. Entschuldigen Sie die frühe Störung, aber es ist dringend. Wir müssten uns Cathy für eine Stunde 'ausborgen'. Danach kann sie auch gleich wieder auf die Party, versprochen.", sagte Hermine und stellte überrascht und besorgt fest, wie beunruhigt Mrs Miller plötzlich dreinblickte.

"Cathy ist gar nicht hier.", erwiderte sie.

"Oh.", hauchte Hermine, bemühte sich aber um eine logische Erklärung. "Spielen die Kinder unten auf einem Spielplatz?"

Mrs Miller schüttelte den Kopf. "Nein. Außer Claire sind hier gar keine Kinder. Sie wurde überraschend krank, deshalb haben wir die Party verschoben."

"Was?!", rief Hermine erschrocken und griff hilfesuchend nach Rons Hand. Sie drückte sie fest. "Aber ... aber wieso wurden wir nicht informiert? Und wo ist meine Tochter?" Sie schluckte schwer.

"Das Telefon war tot, ich konnte niemanden erreichen. Als Cathy am Abend kam, habe ich sie wieder nach Hause geschickt. Ich konnte nicht mit, Claire hat mich gebraucht und Cathy meinte, es sei ja nicht weit ..."

"Aber ... aber ... wieso ist sie denn nicht mit dir wieder nach Hause gegangen, du hast sie doch auch hergebracht?" Völlig durcheinander und voller Angst wandte sie sich zu ihrem Mann um. Ron erstarrte. Es war seine Schuld.

"Cathy ... sie hat mich gebeten, dass ich sie alleine ins Haus gehen lasse, weil ... nun ja, weil es ihr peinlich war, noch von ihrem Daddy begleitet zu werden.", stammelte er. Hermine löste ihre Hand aus seiner.

"Du hättest mitgehen sollen! Du hättest mitgehen sollen, egal, was sie gesagt hat! Warum bin ich nur nicht mitgegangen!" Sie schien den Tränen nahe zu sein und wusste nicht, ob sie ihrer Wut oder ihrer Angst freien Lauf lassen sollte. Wenn Cathy etwas passierte ... Sie war schon die ganze Nacht weg, ihr konnte so vieles zugestoßen sein, sie könnte einem Todesser begegnen, einem Mörder, in irgendeinen Fluss fallen oder vor ein Auto laufen oder ...

"Ganz ruhig, Hermine. Es muss doch noch nichts heißen.", erwiderte Ron, obwohl die Angst auch ihn zu überwältigen drohte. Was, wenn er seine kleine Prinzessin nie wieder sehen würde?

"Komm mir nicht ständig mit diesem Satz!", schrie Hermine. "Wieso muss das bitte noch nichts heißen?! Unsere Tochter ist nicht nach Hause gekommen, sie ist die ganze Nacht schon weg, ihr muss etwas passiert sein, verstehst du das denn nicht?"

"Vielleicht ist sie auch zu Harry und Ginny gegangen.", überlegte Ron und hatte langsam alle Mühe, Matt festzuhalten. Er wurde durch die Nervosität seiner Eltern, die er sehr gut spürte, zunehmend unruhig.

"Warum sollte sie bitte zu Harry und Ginny gehen?! Die wohnen doch viel weiter weg als wir.", erwiderte Hermine. Das war doch völlig absurd!

"Was weiß denn ich?! Aber einen Versuch ist es wert, ehe wir uns völlig verrückt machen." Ron wandte sich an Mrs Miller. "Können wir Ihr Telefon benutzen?"

Sie schüttelte den Kopf. "An sich gerne, aber es funktioniert leider immer noch nicht. Aber wenn Sie wollen, mein Handy müsste in Ordnung sein."

Ron nahm es dankbar entgegen und tippte mit einer Hand fahrig die Nummer ein, während Hermine hektisch den Gang entlang schritt. Er verdrückte sich, fing wieder von vorne an, traf wieder die falsche Zahl ... Als er endlich die verschlafene Stimme seiner Schwester hörte, atmete er erleichtert aus. "Ginny? Tut mir Leid, dass ich um die Zeit schon anrufe, aber-"

"Das sollte es auch!", fauchte sie. Wenn seine kleine Schwester nicht ausgeschlafen hatte, war sie unausstehlich, ein Grund, warum er sie die ersten Monate nach der Geburt seiner kleinen Nichte Diane gemieden hatte. "Also, was gibt's?", fragte sie dann in etwas gemäßigterem Ton. Ron meinte, Harrys Stimme im Hintergrund gehört zu haben.

"Es geht um Cathy. Sie ist nicht zufällig bei euch?", erklärte er sofort und hielt gespannt die Luft an. Er hoffte so, dass seine Tochter bei Harry und Ginny war, denn wenn nicht ... das wollte er sich gar nicht vorstellen. Hermine hielt inne und wartete ebenfalls. Oh bitte, bitte, bitte, lass sie bei ihnen sein, bitte!

"Nein, ist sie nicht. Warum sollte sie auch? Ist sie etwa weggelaufen oder sowas?", fragte Ginny erstaunt. Ihr kam das alles ziemlich rätselhaft vor.

Ron ließ das Handy sinken und schaute seine Frau mit einem leeren Blick an. Langsam schüttelte er den Kopf. Hermine schlug die Hände vor den Mund. Das durfte nicht wahr sein! Das durfte einfach nicht wahr sein! Wo könnte Cathy noch abgeblieben sein? Wo könnte sie noch hin sein? Ihr musste etwas passiert sein, anders ging es einfach nicht mehr! Vielleicht war sie auch entführt worden oder noch schlimmeres.

"Ron? RON? RON!", tönte Ginnys besorgte Stimme aus dem Handy. Er hatte es ganz vergessen und hielt es sich wieder ans Ohr. Eine Sekunde später hätte er es beinahe fallen lassen, weil Ginny so laut brüllte.

"Ja?", versuchte er sie zu unterbrechen und hörte, wie sie erleichtert ausatmete.

"Merlin sei Dank, du bist noch dran! Was ist denn passiert, Ron? Was ist mit Cathy, geht es ihr gut?", fragte sie drängend.

Ron zuckte mit den Schulter und wartete auf eine Antwort, bis ihm einfiel, dass sie es ja nicht sehen konnte. "Ich weiß nicht, ob es ihr gut geht. Sie ist verschwunden. Gestern war sie auf eine Party eingeladen, ich hab sie alleine ins Haus gehen lassen, weil sie darauf bestanden hatte, aber die Party ist ausgefallen, sie wollte wieder nach Hause kommen, aber bei uns ist sie nicht angekommen. Ich dachte, vielleicht hat sie es sich anders überlegt und wäre bei euch, aber da ist sie ja auch nicht. Sie ist verschwunden, einfach verschwunden!"

"Oh mein Gott!", rief Ginny schockiert. "Habt ihr sie denn schon gesucht?"

Ron hörte, wie sie etwas zu Harry sagte. "Nein, haben wir nicht. Ich wollte erst sichergehen, dass sie nicht vielleicht doch bei euch ist, ehe wir die Hippogreife scheu machen." Er schluckte. "Aber jetzt werden wir uns gleich auf die Suche machen."

"Vielleicht sollten Sie noch die Polizei rufen.", schlug Mrs Miller vor. Auch sie hatte Angst um Cathy und machte sich dazu noch Vorwürfe, weil sie das Kind nicht nach Hause begleitet oder doch bei sich in der Wohnung hatte schlafen lassen.

Hermine schüttelte den Kopf. "Das geht nicht.", sagte sie mit erstickter Stimme. "Man kann jemanden erst nach vierundzwanzig Stunden vermisst melden und solange ist Cathy doch noch nicht verschwunden."

"Ron?", rief sich Ginny wieder in Erinnerung. "Harry und ich kommen auch gleich und helfen euch bei der Suche. Zu viert sieht man doch mehr als zu zweit.", sagte sie und versuchte ihrer Stimme einen festen und sicheren Klang zu geben. Sie wollte sich gar nicht vorstellen, wie schrecklich sich ihr Bruder fühlte. Wenn sie sich vorstellte, dass Diane verschwunden wäre ... nein, das konnte sie gar nicht, das Gefühl war zu grauenhaft.

"Danke.", sagte Ron und schluckte erneut. Er musste jetzt stark sein, es reichte, wenn Hermine kurz vor einem Zusammenbruch stand. "Wir sind sogar zu fünft, der Leiter des Tierheims, in das Cathy immer geht, wird uns helfen." John nickte bekräftigend. Cosmos Verschwinden war nichts im Vergleich zu dem von Cathy.

"Okay.", sagte Ginny. "Wir sind in fünf Minuten da, wo seid ihr?" Ron nannte ihr die Adresse. "Wir apparieren um die Ecke. Aber wir müssen Diane mitnehmen, ich will die Nachbarn nicht stören."

Ron nickte. "Geht klar.", sagte er und legte auf. Er gab Mrs Miller das Handy wieder zurück und drehte sich um. Er sah Hermine und John auffordernd an. "Na los, worauf wartet ihr? Wir müssen Cathy finden!"

/-/

Cathy ließ sich erschöpft an der Tür heruntergleiten. Sie hatte zehn Minuten lang ohne Unterbrechung an die Tür gehämmert und um Hilfe gerufen, aber niemand hatte ihr geholfen. Sie war immer noch gefangen. Sie hatte keine Ahnung, wie spät es war, aber es drang Licht durch die Schlitze des Schuppens, also konnte es nicht mehr mitten in der Nacht sein. Sie drückte die Plüscheule und Cosmo fest an sich und hoffte, dass sie nicht mehr all zu lange hier bleiben müsse.

/-/

"Und? Was sagen Sie?" Mr Smith schaute den Mann des Bombenentschärfungskommandos ängstlich an. Sein Hemd war schweißdurchtränkt, seine Haare klebten an seiner Stirn und er hatte das Gefühl, dass sein Herz galoppierte. Warum immer er? Warum musste das alles immer ausgerechnet ihm passieren? Er würde sich von seinem Chef wieder einen Vortrag darüber anhören, dass er nur die Gelder und die Zeit verschwendete und seine Kollegen das doch alle so viel besser machen konnten. Er wollte diese jungen hochnäsigen Schnösel mal sehen, wenn sich mitten auf der Baustelle eine alte Fliegerbombe befinden würde, die bei einer falschen Bewegung jederzeit hochgehen konnte.

"Es wird bald regnen.", erwiderte der Mann, der sich ihm als Mr Carlson vorgestellt hatte. "Wir sollten die Bombe so schnell wie möglich entschärfen. Wer weiß, was der Regen alles auslösen könnte." Sein Blick schwenkte über die Baustelle. "Wir sollten alle in nächster Nähe evakuieren, nur zur Sicherheit, denn man kann ja nie wissen." Mr Smith nickte und kramte ein eigentlich weißes, mittlerweile allerdings schon graues, Taschentuch hervor und wischte sich über das Gesicht. "Leiten Sie bitte alles in die Wege und sorgen Sie dafür, dass die Presse erst so spät wie möglich davon erfährt, zu viel Wirbel wäre nicht gut."

Mr Smith seufzte. "In Ordnung, werde ich machen. Beeilen Sie sich bitte, damit es hier bald weiter gehen kann. Unsere Zeit ist knapp bemessen."

Sein Gegenüber lachte. "Sie haben vielleicht Sorgen, Mann! Hier könnten alle in die Luft fliegen."

Mr Smith seufzte. "Sagen Sie das mal meinem Chef."

/-/

Hermine trat unruhig von einem Bein auf das andere und schaute sich andauernd um. Bald waren Schritte zu hören und Harry und Ginny bogen um die Ecke. Ginny hatte Diane auf dem Arm, die noch ziemlich verschlafen aussah, wie fast alle Leute, denen sie heute begegnet waren, was zu dieser frühen Uhrzeit eigentlich schon eine ganze Menge waren, wenn sie es sich recht überlegte. Aber die Sorge um Cathy übermannte alles. Sie schluckte schwer. Harry trat sofort zu Hermine und umarmte sie fest. Sie klammerte sich an ihn.

"Alles wird gut, Hermine. Da bin ich mir sicher. Wir finden Cathy und es wird ihr gut gehen. Wir schaffen das schon.", sagte er überzeugt. Hermine nickte und fing an zu schluchzen. Sie konnte bald nicht mehr, mit Mühe riss sie sich zusammen. Das letzte Mal, als sie sich so ähnlich gefühlt hatte, war, als Ron vergiftet worden war und im Krankenflügel gelegen hatte. Die Angst, ihn zu verlieren, war so unglaublich groß gewesen.

"Ich habe so schreckliche Angst, Harry.", flüsterte sie mit tränenerstickter Stimme.

"Ich weiß." Er wiegte sie leicht hin und her. "Aber alles wird gut. Glaub mir.", versicherte er ihr. Sie würden sie finden. Sie würden es schaffen. Sie hatten es immer geschafft. Sie würden es schaffen müssen, sie mussten einfach. Andernfalls ...

"Ich hoffe so, dass du Recht hast.", erwiderte sie und löste sich wieder von ihm. Sie wischte die Tränen weg. "Okay. Dann lasst uns anfangen.", sagte sie, und versuchte, so entschlossen wie möglich zu klingen.

Ron nickte, dankbar, dass Hermine sich ein kleines bisschen beruhigt hatte, dank Harry. Normalerweise wäre er wahrscheinlich auf seinen besten Freund eifersüchtig gewesen, weil ihm etwas gelungen war, das er selbst nicht geschafft hatte, aber er, Ron, war wohl selbst zu sehr von der Sorge um seine Tochter ergriffen. "Ich schlage vor, wir gehen da lang." Er wies in eine Richtung. "Den Weg müsste sie genommen haben, um nach Hause zu gehen."

Die anderen nickten und alle zusammen gingen den Weg entlang. Sie versuchten, auf jede Kleinigkeit zu achten, die vielleicht einen Hinweis darauf geben könnte, wohin Cathy verschwunden war.

"Sagt mal, habt ihr schon bei der Arbeit Bescheid gesagt, dass Cathy verschwunden ist?", fragte Ginny nach einigen Minuten. Hermine und Ron schauten sich an und schüttelten den Kopf. Daran hatten sie nicht gedacht. "Vielleicht könnte Harry das ja machen.", schlug sie vor und warf ihrem Mann einen beschwörenden Blick zu. Harry nickte und verschwand um die nächste Ecke. Sekunden später hörte man ein Plopp.

"Kann eure Arbeit denn was unternehmen?", fragte John, der bis jetzt ziemlich schweigsam war. Auch er hatte große Angst um das kleine liebenswürdige Mädchen.

"Ähm ..." Hermine schaute unsicher zu Ron. John wusste kaum etwas von ihrer Arbeit. "Also, vielleicht schon. Versuchen kann man es.", meinte sie. Sie bogen in die nächste Straße ein und standen plötzlich vor einem Absperrband. "Was ist denn hier los?", fragte sie überrascht.

"Vielleicht ist hier ja der Unfall passiert.", vermutete John. Vorhin, als sie auf dem Weg zum Haus der Millers waren, mussten sie einen Umweg machen. Ein Polizist hatte sie aufgehalten.

"Das muss aber ein sehr großer Unfall gewesen sein.", erwiderte Hermine. Das war ja beinahe ein ganzes Viertel, das abgesperrt worden war. Dann entdeckte eine rote Haarschleife, die sich in einer Hecke verfangen hatte. "Da", rief sie und deutete darauf. "Die hat Cathy gestern Abend getragen. Sie muss hier entlang gelaufen sein, ganz sicher."

"Was ist denn hier passiert?", fragte John einen Polizisten, der gerade mit angespanntem Gesichtsausdruck um die Ecke gebogen war. "Gab es einen Selbstmordversuch oder ähnliches? Ist jemand aus dem Fenster gesprungen? Gab es einen Überfall?"

Sein Gegenüber schüttelte den Kopf. "Nein. Schlimmer.", sagte er.

"Schlimmer?", fragte Ginny ängstlich und hielt Diane etwas fester. In diesem Moment kam Harry wieder um die Ecke geeilt, nickte seinen Freunden kurz zu und blieb dann neben seiner Frau stehen.

"Es wurde eine Bombe gefunden."

/-/

Viele aufgeregte Stimmen drangen zu Cathy in den Schuppen. Sie schreckte aus ihrem Halbschlaf auf, in den sie verfallen war und richtete sich schnell auf. So kräftig wie sie konnte schlug sie an die Tür und schrie um Hilfe. Aber draußen schien so viel los zu sein, dass sie keiner hörte. Nach zehn Minuten gab sie erschöpft auf und ließ sich an der Tür hinuntergleiten.

"Was soll ich nur machen, Cosmo?", fragte sie verzweifelt. Im Schuppen gab es keine Geräte, mit denen sie die Tür hätte aufhebeln können. Wenn sie niemand suchen würde, dann wäre sie hier drin für immer gefangen.

Ihre Eltern hatten ihr Verschwinden sicher noch nicht bemerkt, frühestens heute Nachmittag würden sie sich Sorgen machen. Wenn sie sich überhaupt Sorgen machen würden, sie hatten ja Matt. Da war sie doch ganz egal.

/-/

"Eine Bombe?", fragte Harry schockiert. "Sind Sie sicher?" Eine echte Bombe, was machte hier eine echte Bombe, das konnte doch gar nicht sein.

Der Polizist nickte. "Ja, ganz sicher. Die Bombe wurde bei Bauarbeiten gefunden. Wahrscheinlich ist sie ein Überbleibsel des Krieges. Das Bombenentschärfungskommando ist schon vor Ort und das Gelände wurde weiträumig evakuiert. Deshalb können sie auch nicht weiter, der Experte ist schon dabei, sie zu entschärfen.", erklärte er.

"Oh Gott!", murmelte Hermine angstvoll und taumelte. Harry stützte sie und führte sie zur nächsten Bank. Sie war totenbleich geworden.

"Was ist denn?", fragte Ron und schaute die umstehenden Menschen ahnungslos an. Er wusste nicht, was eine Bombe war. Harry und Hermine waren bei Muggeln aufgewachsen, die kannten so etwas natürlich. Ginny hatte Muggelkunde gehabt. Sie trat zu ihrem Bruder und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Als sie geendet hatte war Ron so schockiert wie der Rest und seine Gesichtsfarbe war mit Hermines identisch.

"Sie brauchen sich gar keine Sorgen zu machen, die Menschen aus den umliegenden Häusern sind alle in Sicherheit, niemandem wird etwas passieren.", versicherte der Polizist ihnen. Er nahm an, dass Bekannte der Personen in einem der Häuser wohnten.

"Sie verstehen das nicht!", rief Hermine laut. "Meine Tochter muss dort irgendwo sein!"

"Das kann nicht sein. Alle Leute haben ihre Häuser geräumt und-"

"Sie war wahrscheinlich gar nicht in einem der Häuser.", erwiderte Harry, der noch am ruhigsten von allen war. Auch er machte sich große Sorgen um seine Nichte, aber er hatte gelernt, in solchen Situationen einen kühlen Kopf zu bewaren. Es war ja nicht das erste Mal, dass Personen, die er liebte, in Lebensgefahr waren. Wäre Cathy allerdings seine Tochter, er wüsste nicht, wie er reagieren würde.

"Was meinen Sie denn?", fragte der Wachtmeister verwirrt.

"Meine Nichte ist seit gestern Abend verschwunden. Sie ist diese Straße entlang gegangen und nicht zu Hause angekommen. Vielleicht hat sie sich aus Versehen irgendwo eingeschlossen oder wurde von jemandem entführt, was ich aber nicht glaube und hoffe. Jedenfalls ist sie sehr wahrscheinlich noch in dem abgesperrten Bereich.", erklärte Harry so sachlich wie möglich und nahm Ron Matt ab, denn auch der schien nicht mehr sehr stabil auf den Beinen zu sein.

"Oh." Auch der Polizist war eine Spur blasser geworden. "Sind Sie sicher?" Harry nickte. Der Polizist griff nach seinem Funkgerät und versuchte, jemanden zu erreichen. Nach fünf Minuten gab er auch. "Es wurden alle Geräte abgeschaltet.", sagte er bedauernd. "Wahrscheinlich, damit der Experte sich ganz auf seine Aufgabe konzentrieren kann. Ich kann nichts machen, tut mir Leid. Aber vielleicht ist das Kind auch gar nicht dort."

Hermine schluchzte auf. Ginny legte tröstend einen Arm um sie und redete ihr gut zu.

Harry nickte. "Und wir können nicht rein, um nach Cathy zu suchen?", fragte Harry.

Der Mann schüttelte den Kopf. "Ausgeschlossen.", sagte er.

Harry nickte und sah sich um. John wirkte betroffen und spielte an seiner Lederjacke herum, um sich abzulenken. Er erinnerte Harry etwas an Hagrid, groß, vielleicht auch angsteinflößend, aber mit einem sehr guten Herzen. Ginny saß auf der Bank und hatte Hermine schützend im Arm, Diane saß neben ihr und verfolgte alles mit großen Augen. Ron rang um seine Fassung und mit der Angst um sein Kind.

Harry ging kurz entschlossen zu Ginny, legte ihr Matt in den Arm, ging dann zu Ron und zog ihn um die nächste Ecke. "Hör zu, ich habe einen Plan.", sagte er schnell. Ron schaute ihn gesprannt an. Er würde alles tun, um Cathy zu retten, selbst wenn es heißen würde, sich mit einer Riesenspinne wie Aragog anzulegen, was er damals nur für Hermine getan hatte. "Ich habe den Tarnumhang für alle Fälle mitgenommen, unter ihm können wir uns in den abgesperrten Bereich schleichen und nach Cathy suchen.", schlug er vor und zog dabei schon den silbrig glänzenden Umhang hervor. Ron nickte stumm. "Ich würde Ginny und Hermine informieren, aber John ist noch dabei und es ist wahrscheinlich besser, das so schnell als möglich erledigen." Ron nickte. Harry warf den Tarnumhang über sie beide.

/-/

Eine halbe Stunde später waren Harry und Ron alle Straßen abgegangen und hatten trotzdem keine Spur von Cathy entdeckt. Der Bombenentschärfungsexperte steckte mitten in seiner Arbeit und bemerkte keine Schritte.

"Vielleicht ist sie doch nicht hier.", meinte Harry schließlich und zuckte mit den Schultern.

Ron schüttelte den Kopf. "Doch! Sie ist hier, Harry, das spüre ich. Irgendwo hier muss sie sein!", sagte er eindringlich. Er würde hier nicht aufhören zu suchen, bis er seine kleine Prinzessin wieder im Arm halten würde. "Wir müssen nach ihr rufen, einfach nur die Straßen entlanglaufen hilft einfach nicht!" Ron streifte den Umhang ab und fing an, laut nach seiner Tochter zu rufen. Der Experte würde sie wahrscheinlich sowieso nicht hören und sonst war niemand hier.

Harry zuckte mit den Schultern und tat es ihm nach.

/-/

"Wo bleiben Harry und Ron nur?", fragte Hermine, nachdem sie sich etwas beruhigt hatte. Der Wachtmeister war weiter gegangen und John tigerte entlang des Absperrbandes auf und ab. "Sie sind schon ziemlich lange weg."

"Sie suchen wahrscheinlich nach Cathy.", vermutete Ginny und gab Matt ein Taschentuch, damit er beschäftigt war. Diane spielte schon mit ihrem Hausschlüssel. Ginny beugte sich zu Hermine. "Harry hat den Tarnumhang dabei, sie haben sich sicherlich in den Bereich geschlichen und suchen nach ihr."

Hermine nickte. "Wahrscheinlich hast du Recht. Hoffentlich finden sie Cathy, hoffentlich. Wer weiß, was meinem kleinen Mädchen sonst alles passiert.", murmelte sie. "Ich hab solche Angst um sie, Ginny."

Ihre Schwägerin nickte. "Ich weiß. Aber alles wird gut, die zwei werden sie schon finden."

Hermine nickte tapfer und schluckte weitere Tränen herunter. Sie versucht wirklich, stark zu sein, aber in ihr hatte nur ein Gedanke Platz: Und was, wenn nicht?

/-/

Harry und Ron hatten sich getrennt und suchten in verschiedenen Straßen. Harry war kurz davor, die Hoffnung aufzugeben, als er plötzlich ein ganz schwaches Rufen hörte. Er eilte sofort in die Richtung, aus der das Geräusch kam und stand plötzlich vor einem kleinen Schuppen. Er zog an dem Türgriff, aber die Tür ging nicht auf. Er hatte nicht die Nerven, jetzt noch nach einem Muggelweg zu suchen, den Schuppen aufzubekommen und griff daher zu seinem Zauberstab. Sekunden später flog die Tür auf und Cathy stürzte mit tränenüberströmten Gesicht in seine Arme.

"Onkel Harry, Gott sei Dank!", schniefte sie. "Ich hatte solche Angst, es war furchtbar." Harry drückte die Kleine fest an sich. Er war unglaublich erleichtert, sie endlich gefunden zu haben.

"Alles ist gut, Cathy, alles ist gut. Dein Dad und ich sind da.", murmelte er und strich dem völlig übermüdeten Mädchen über den Kopf. Dann ließ er sie los. "RON! ICH HAB SIE!", rief er laut. "Dein Dad wird gleich da sein.", sagte er zu Cathy und zog ein Taschentuch aus der Tasche.

Eine Minute später kam Ron um die Ecke gehetzt, sah Cathy und stürzte zu ihr. Fest zog er sie in die Arme. "Da bist du ja endlich, mein Schatz. Wir haben uns alle solche Sorgen gemacht, das kannst du dir gar nicht vorstellen." Erleichtert schloss er die Augen und hielt sein Kind so fest wie möglich, um sich zu überzeugen, dass das nicht nur ein Traum war sondern Realität und sie wirklich sicher in seinen Armen war.

Cathy schniefte. "Es tut mir Leid. Ich wollte das doch nicht! Cosmo ist einfach dorthin gelaufen. Es tut mir Leid, Daddy!" Sie klammerte sich ganz fest an ihn. Tränen liefen ihr übers Gesicht. Sie war unglaublich erleichtert, dass sie endlich gefunden worden war.

Harry war einige Schritte zurück getreten, um Vater und Tochter Zeit für sich zu lassen. So war er in den Schuppen gegangen, hatte Cathys Tasche mit ihren Sachen genommen und Cosmo entdeckt, den er aus Cathys Erzählungen kannte. Er beugte sich herunter und nahm ihn auf den Arm. Dann ging er wieder zu seinem besten Freund. "Wir sollten besser hier verschwinden.", meinte er. "Wer weiß, ob die Bombe nicht doch noch hochgeht." Langsam erst wurde ihm die Gefahr bewusst, in der sie die ganze Zeit schwebten.

Cathys Augen wurden groß. "Bombe?", fragte sie ängstlich.

TBC...


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