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Fanfiction

Immortalitas - Der Trank - Zurück nach Little Whinging

von stachelchen

Als Harry aufwachte, bemerkte er, dass er immer noch in der Küche war, er schien nur kurz weggenickt zu sein. Er fühlte sich so erschöpft, so ausgelaugt, als hätten ihn kurz zuvor hunderte Dementoren umringt und jeden glücklichen Gedanken aus ihm ausgesogen.
Mrs Weasley stand vor seinen Stuhl und betrachtete ihn besorgt. Sie hatte eine große Tasse dampfender Schokolade in der Hand. Als sie bemerkte, dass Harry wieder zu sich gekommen war, drückte sie ihm die heiße Tasse in die Hände:
„Trink, Harry mein Lieber, du bist ja ganz schwach.“, flüsterte sie, als würden sie sich in einem Krankenhaus befinden und legte ihre Hand auf seine Stirn. „Und deine Stirn ist eiskalt!“
Ohne zu antworten trank Harry und sofort durchströmte ihn Wärme und Wohlbefinden, er fühlte sich stark genug, um aufzustehen.
Er wandte seinen Blick zur Tür und sah, wie Lupin und Mr. Weasley Ron, Hermine, den Zwillingen und Ginny von dem Trank erzählten. Während Harrys kurzer Ohnmacht mussten auch sie heruntergekommen sein.
Harry sah, dass sich die Mienen seiner Freunde immer mehr verdunkelten, sie warfen ständig beunruhigte Blicke zu ihm. Erst jetzt fiel Harry auf, dass der Rest des Ordens gegangen war. Wahrscheinlich sind sie sofort aufgebrochen, um den Trank zu verstecken, dachte er.
Als Mr. Weasley geendet hatte, sagte niemand etwas. Hermine hatte ihre Arme um ihren Körper geschlungen, Ginny war leichenblass und Ron blickte unsicher mit zusammengezogenen Augenbrauen zu Boden, als ob er versuchte, Harrys Blick auszuweichen.
Harry stand so abrupt auf, dass er beinahe seinen Stuhl umgeworfen hätte. Zwar noch etwas langsam, aber bestimmt ging er auf Lupin zu, murmelte ein leises „Danke.“ und ging hoch in Richtung Schlafzimmer.
Was war das nur wieder gewesen? Wieso konnte er sich so leicht von Voldemort reinlegen lassen? Hätte er es bis zu dem Trank geschafft, hätte er ihn sogar getrunken - alles wäre zu spät gewesen. Wäre er nicht, würde nie die Gefahr bestehen, dass Voldemort unsterblich werden könnte.
Unerwartet knallte er mit dem Kopf gegen die Schlafzimmertür. Er hatte nicht gemerkt, wie er in seinen Gedanken versunken die Treppen hochgestiegen war. Er hasste sich selbst, und das nur wegen Voldemort. Er durfte einfach kein so leichtes Opfer sein, es stand so viel auf dem Spiel. Er öffnete die Tür, trat in das Zimmer ohne einen Blick hinein zu werfen und schloss die Tür hinter sich. Immer noch mit dem Gesicht zur Tür gewandt, die Hand auf der Klinke, stand Harry da, grübelte und kam doch zu keinem Schluss.
Plötzlich hörte er ein sanftes Rauschen und spürte wenig später Krallen auf seiner Schulter. Hedwig war gerade von ihrer allabendlichen Jagd zurückgekommen und nun wollte sie sicher, dass Harry sie für eine erbeutete Ratte lobte. Er hob seine Hand, um sie zu streicheln, doch statt des weichen Federkleides spürte er Pergament zwischen seinen Fingern. Er wandte seinen Blick zu Hedwig und sah nun, dass sie weder eine Ratte noch sonst ein erbeutetes Tier in ihrem Schnabel trug, sondern einen Brief.
Harry nahm ihn in die Hände, dankte Hedwig, woraufhin sie wieder aus dem Fenster flog und ging nun zu seinem Bett, während er intensiv den Brief betrachtete. Er trug weder ein Siegel noch eine Adresse, geschweige denn einen Absender. Der Brief fühlte sich sehr leicht an, es schien nur eine kurze Benachrichtigung zu sein. Doch Harry erwartete von niemandem Post. Diejenigen, die an ihn Briefe schrieben, waren momentan alle in seiner Nähe. Außerdem bezweifelte er stark, dass sich die Dursleys um sein Wohlergehen sorgten.
Langsam öffnete Harry den Briefumschlag und sah darin einen kleinen, schmuddeligen Zettel, auf dem nur zwei Sätze zu lesen waren:

Willst du deinen Paten wiedersehen, dann triff dich mit mir bei der einzigen weiblichen Squib, die du kennst. In nunmehr drei Tagen wird es soweit sein, und wenn du nicht erscheinst, wird dein Pate für immer verloren sein; also denk gut darüber nach, was du tust.

Harry kannte weder die Handschrift, noch hatte er die geringste Ahnung, von wem der Brief stammen könnte. Es musste jemand sein, der Sirius einmal nahe gestanden hatte, jemand, der von seinem Tod erfahren hatte und meinte, ihn irgendwie doch noch retten zu können. Harry gestand sich oft ein, dass es töricht war zu glauben, dass Sirius noch leben könnte, doch die Art, wie er gestorben war, wie er durch den Vorhang gefallen war, bereitete ihm nach wie vor Kopfzerbrechen. Was befand sich hinter diesem mysteriösen Vorhang, wozu ringsherum die vielen Steinsitze und warum, warum nur befand sich dieser merkwürdige Raum im Zaubereiministerium?
Für einen kurzen Augenblick hatte Harry die Hoffnung gehabt, dass es wahr sein könnte, dass man nach dem Sturz durch diesen Torbogen nicht sterben würde und dass er Sirius bald wiedersehen könnte. Doch er schüttelte heftig den Kopf, als ob er den Gedanken aus seinem Kopf herausschleudern wollte. Es hatte ihn einige Kraft gekostet, mit Sirius’ Tod wenigstens halbwegs fertig zu werden, er würde sich nicht noch einmal Hoffnungen machen, um wenig später zu sehen, dass sie doch wieder vernichtet werden würden. Es reichte schon, dass er verarbeiten musste, wieder an dem Ort zu sein, an dem sich Sirius nur wenige Wochen zuvor befand. Er spürte plötzlich bei dem Gedanken an Sirius, wie heiße Tränen über sein Gesicht liefen und sah sie auf das Pergament tropfen.
Plötzlich ging der Brief in Flammen auf, als ob die Tränen wie Feuer wirkten und wenig später hatte Harry nur noch Aschereste in seiner Hand. Was hatte das zu bedeuten? Das war kein gewöhnliches Pergament, doch egal, wer ihm diesen Brief geschickt hatte, derjenige wollte wohl unbedingt, dass wirklich nur Harry diesen Brief zu Gesicht bekam und niemand anderes. Wusste er, dass Harry bei den Gedanken an Sirius weinen würde und damit das Pergament entflammen würde? Oder war es Zufall, dass der Brief genau dann begann zu brennen?
Doch was darauf stand, vergaß Harry nicht, aber was hatte es zu bedeuten? Er würde alles tun, um Sirius wieder sehen zu können, alles, doch könnte es nicht auch eine Falle sein? Könnte nicht...
In dem Moment ging die Schlafzimmertür auf und Harry nahm seine Brille ab, wischte sich schnell über das Gesicht und gab vor, die Brille zu putzen.
Ron und Hermine betraten sich unterhaltend das Zimmer doch verstummten sofort, als die Harry sahen.
„Harry, was ist, hast du – hast du geweint?“, fragte Hermine sichtlich besorgt.
„N-nein, nein, es geht mir gut. Meine Brille war nur ziemlich schmutzig, deshalb putze ich sie.“
Hermine schien ihm das nicht abzunehmen, doch sie beließ es fürs erste dabei und betrachtete ihn nachdenklich.
Auch Ron ließ die Augen nicht von Harry ab, als befürchtete er, er könnte gleich wieder aufspringen und nach dem Trank suchen.
Harry entging das nicht, er spürte, wie er wieder hitzig wurde, und sagte:
„Ron, Hermine, hört zu, ihr wisst alles über den Trank, Lupin hat es euch doch gerade erzählt. Ich denke nur darüber nach, das ist alles.“
„Hast du an Sirius gedacht, Harry?“, fragte Hermine leise, den Blick unverwandt auf Harry gerichtet.
„I-ich – er – WAS ERWARTEST DU DENN?“, schrie Harry und sprang dabei von seinem Bett auf und ohne es wirklich zu registrieren, wurde seine Stimme immer lauter.
„ER IST VOR ZWEI MONATEN GESTORBEN UND ICH WEIß NICHT EINMAL, OB ER WIRKLICH TOT IST! ICH BIN SCHULD DARAN, UND WÄRE ICH NICHT SO DÄMLICH GEWESEN UND INS MINISTERIUM GEGANGEN, WÜRDE SIRIUS NOCH LEBEN!“
Harry hatte seine Emotionen nicht mehr unter Kontrolle, wieder spürte er Tränen über sein Gesicht laufen. Es war ihm peinlich, dass seine Freunde ihn so sehen mussten, doch jetzt schien alles, was sich über die bisherigen Sommerferien in ihm aufgestaut hatte, herauszubrechen. Er zitterte am ganzen Körper, und doch war ihm heiß im Gesicht.
„Er könnte noch leben, wäre ich nicht gewesen.“, flüsterte er nun und ließ sich wieder auf sein Bett sacken. Er konnte mit dieser Schuld nicht leben, er hatte alles keinen Sinn mehr. Er wünschte, er hätte irgendetwas, was er an die Wand schleudern könnte, irgendjemand, der ihn nur annähernd verstehen würde wie ein Elternteil, aber Ron und Hermine standen nur unbewegt da und sahen betrübt zu Harry.
Während Harry immer noch leise in seine Hände schluchzend auf seinem Bett saß, tauschten Ron und Hermine hilflose Blicke aus. Nach ein paar Minuten flüsterte Hermine:
„Entschuldige bitte Harry, aber du bist nicht der einzige, der um Sirius trauert. Wir alle hatten ihn gern, und wir wissen auch, dass es nicht deine Schuld ist, dass er – dass er -“
„-tot ist.“, half Ron ihr nach und drückte beruhigend ihre Schulter.
„Ach ja? Und wer ist denn dann bitte Schuld? Willst du etwa sagen, dass es Sirius’ eigener Verdienst ist, dass er gestorben ist? DENKST DU DAS ETWA?“ fuhr Harry sie vorwurfsvoll anstarrend an.
„Nein, um Himmels Willen, nein Harry!“, sagte Hermine. „Siehst du das denn nicht? Siehst du nicht, wie Voldemort und seine Todesser wieder alles zerstören, was uns lieb und teuer ist, es ist allein ihre Schuld! Voldemort hat dir eine Falle gestellt, jeder andere wäre darauf reingefallen! Er hat seine Tricks während seiner Abstinenz nicht verlernt, er stellt immer noch Fallen um an das heranzukommen, was er braucht! Er scheut keine Morde, keine Verluste anderer um sich selbst zufrieden zu stellen! Du bist nicht Schuld an Sirius’ Tod, Harry, und glaub mir bitte, wir alle wissen das!“
Harry wusste nichts darauf zu antworten. Einerseits war er so dankbar, dass Sirius und ihm keine Vorwürfe gemacht wurden, doch andererseits spürte er noch immer die brennenden Schuldgefühle.
Er hatte sich langsam wieder beruhigt und konnte klarer denken, da fiel ihm der Brief ein. Wenn dieser Brief wieder eine Falle war, dann musste er das dringend jemanden mitteilen.
„Ich muss euch etwas sagen.“, sagte Harry und schaute die beiden endlich wieder an.
„Es – es tut mir Leid, dass ich euch angeschrien habe, ich hatte mich nicht mehr unter Kontrolle.“
„Ist schon ok, Kumpel, wir wissen, dass du es nicht leicht hattest in letzter Zeit.“, sagte Ron.
Harry stand auf und begann: „Ich hab vorhin einen –“, doch er konnte diesen Satz nie zu Ende führen, denn da stürmte ohne anzuklopfen Mrs Weasley in das Zimmer.
„Alle sofort runter in die Küche, es gibt schlechte Neuigkeiten!“, sprudelte sie hastig hervor und zog die drei in Richtung Tür.
„Was-?“, wollte Harry fragen, doch Mrs Weasley unterbrach ihn mit einem Zischen:
„Später!“
Als die vier die Küche betraten, herrschte dort reges Treiben. Es schien so, als wäre der ganze Orden um den Tisch versammelt, einige zauberten sich noch Stühle herbei, um sich dazusetzen zu können. Alle unterhielten sich aufgeregt miteinander, ihre Mienen verrieten große Unruhe und Hektik.
Plötzlich sagte eine Stimme hinter Harry, Ron, Hermine und Mrs Weasley:
„Bitte bewahren Sie Ruhe!“
Harry wusste augenblicklich wer es war. Er brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen, dass Albus Dumbledore hinter ihm in die Küche eingetreten war. Es wurde sofort still und alle wandten ihre Blicke zu Dumbledore. Dieser legte seine Hand auf Harrys Schulter und fuhr fort:
„Bitte werden Sie nicht hektisch, das bringt uns nichts. Wir müssen jetzt überlegt und strategisch handeln, uns aufteilen und das so schnell wie möglich. Doch vorher sollte jeder genau wissen, was geschehen ist, bevor sich unwahre Gerüchte verbreiten.“
Dumbledore nahm die Hand von Harrys Schulter und schritt nun mit hinter dem Rücken verschränkten Händen in die Mitte der Küche. Kein Ton war zu vernehmen, alle warteten gespannt auf die Worte Dumbledores.
„Es hat einen Angriff –“, begann er, doch auch er wurde wie Harry unterbrochen, diesmal aber von einer zischenden Stimme, die aus einem der Küchenschränke zu kommen schien.
„Der Dunkle Lord ist nun endlich wieder auferstanden und nun beseitigt er alles, was unsere Welt verunreinigt, dreckige Schlammblüter und Squibs.“
„Kreacher, niemand hat nach deiner Meinung gefragt!“, fauchte Lupin wütend während er den Schrank öffnete und Kreacher an seinem Kragen gepackt herausholte. Kreacher zappelte wild, doch Lupin hatte ihn so fest gepackt, dass er nicht entkommen konnte.
„Bitte fahren Sie fort, Dumbledore.“, sagte Lupin nun etwas sanftmütiger, doch ohne seinen Griff zu lockern.
„Danke, Remus, doch bitte passen Sie auf, dass sie ihn nicht erwürgen, Sie wissen hoffentlich, was ich meine?“, sagte Dumbledore, woraufhin Lupin nur nickte.
„Nun, wie ich bereits sagte, es hat einen Angriff gegeben, nachdem der Orden den Trank an einem scheinbar sicheren Ort versteckt hatte. Ein Todesser musste dies unbemerkt mitbekommen und es Voldemort mitgeteilt haben. Voldemort höchstpersönlich hat diesmal zugeschlagen, was mich sehr verwundert, da wir vermuteten, dass er sich nach seinem Auftritt im Ministerium etwas im Hintergrund halten will. Doch aufgrund seines Wissens um den Trank schien er so begierig darauf zu sein, dass er das gleich selbst in die Hand nehmen wollte. Dort, wo wir den Trank versteckt hatten –“
„Was, er hat ihn bekommen?“, platzte Harry heraus, doch Dumbledore hob beschwichtigend die Hand.
„Nein, doch ein Menschenleben steht auf dem Spiel.“
Die Stille war plötzlich von entsetztem Wispern und Aufrufen zerstört worden, es wurden Hände vor den Mund geschlagen und fragende Blicke ausgetauscht. Die Atmosphäre war bis zum Zerreißen gespannt.
Schließlich wagte Tonks, die Frage laut zu stellen:
„Wer ist es?“
Wieder wurde alles ruhig, selbst Kreacher lauschte gebannt, doch mit einem unverhohlenen freudigen Blick.
„Arabella Figg.“, sagte Dumbledore, woraufhin eine relativ junge Frau, die Harry noch niemals zuvor gesehen hatte, mit geschlossenen Augen in ihren Stuhl sank. Sie kam ihm seltsam bekannt vor, doch er konnte sie nirgends einordnen.
„Laura, es tut mir sehr Leid was ihrer Schwester momentan widerfährt, ich weiß, dass Sie sich sehr nahe stehen.“, sagte Dumbledore an die junge Frau gewandt. „Doch wir müssen jetzt einen klaren Kopf bewahren.“
Mrs Figg hatte eine Schwester? Niemand hatte es Harry gegenüber je erwähnt, obwohl sie anscheinend ein Ordensmitglied war.
„Was ist passiert?“, fragte Harry in den Raum.
„Nachdem der Orden den Trank in Mrs Figgs Haus versteckt hatte, wurden ringsherum Posten aufgestellt.“, sagte Dumbledore. „Das Haus selbst wurde mit einem Zauberspruch belegt, sodass niemand, der wegen des Tranks zu Mrs Figg wollte, hineingelangen konnte. Arabella hatte sich dazu bereit erklärt, sie wusste, dass der Orden dringend auf der Suche nach einem gutem Versteck war. Sollte ein Todesser den Orden beobachten, was wir versuchten zu verhindern, würde er Voldemort darüber informieren. Wir haben jedoch nicht damit gerechnet, dass er selbst in Little Whinging erscheinen würde. Doch er kam und erkannte unglücklicherweise sofort den Zauberspruch, der um das Haus gelegt worden war. Niemand vom Orden hat Voldemort gesehen, er schien sich unsichtbar gemacht zu haben. Er zerstörte das Schutzschild des Hauses und drang ein. Seitdem haben wir nichts mehr gehört. Wir wissen lediglich, dass Voldemort noch im Haus sein muss, da auch ein unbrechbarer Anti-Disapparier Zauber das Haus umgibt, und so kann er nur durch den Haupteingang entkommen, der im Moment von einem Teil des Ordens bewacht wird. Wir müssen uns nun aufteilen, ein Teil wird in das Haus eindringen und versuchen, Voldemort in eine Falle zu treiben und Arabella zu retten. Wir können nur hoffen, dass er den Geheimniswahrerzauber von Mrs Figg nicht brechen kann, denn sonst findet er den Trank und dann könnte alles zu spät sein.“
Es brach erneut Hektik aus, als sich alle aufteilten um so schnell wie möglich nach Little Whinging aufzubrechen.
Harry überlegte scharf. Wie konnte es sein, dass Voldemort so schnell nach Little Whinging kam? Hatte er schon den Trank? Würde Harry das selbst merken, wenn er ihn schon getrunken hätte? Da fiel es Harry plötzlich wieder ein: Der Brief!
„Moment, mir fällt gerade etwas ein!“, sagte er laut und hoffte, alle Aufmerksamkeit auf sich lenken zu können. Doch niemand schien ihn gehört zu haben.
„Ich habe Ihnen etwas Wichtiges zu sagen!“, schrie Harry nun fast und endlich schienen ihn alle gehört zu haben.
„Was ist?“, sagte Kingsley drängend.
„Ich habe vorhin einen Brief von jemand Anonymen bekommen und ich glaube, er könnte von Voldemort gestammt haben.“
Dumbledore ergriff nun wieder das Wort:
„Könntest du uns den Brief zeigen, Harry?“, fragte er seltsam ruhig.
„Nein – nein, er entflammte von selbst, nachdem – nachdem ich ihn gelesen hatte.“, sagte Harry leise, doch fügte schnell hinzu: „Doch ich erinnere mich an den Inhalt des Briefes.“, und er gab ihn so gut wie möglich Wort für Wort wieder.
Als Harry geendet hatte, sah er zahlreiche gerunzelte Stirnen, selbst Dumbledore sah höchst nachdenklich aus.
„Aber dann müsste Voldemort vorher etwas gewusst haben.“, murmelte Lupin vor sich hin. „Doch wieso wollte er sich mit dir gerade bei Arabella treffen? Was hat das mit Sirius zu tun?“
„Ich weiß es nicht, Remus, aber fest steht, dass der Brief eigentlich nur von Voldemort selbst stammen kann, da er offensichtlich versuchte, Harry eine Falle zu stellen.“, antwortete Dumbledore.
Und wieder fragte sich Harry, warum Dumbledore mal etwas nicht wusste, der doch sonst immer für alles eine Erklärung hatte, für jedes Problem eine Lösung.
Dumbledore riss ihn aus seinen Gedanken: „Harry, ich fürchte, du musst mit uns kommen. Wir müssen es unbedingt schaffen, dass Voldemort in eine Falle getrieben wird, du dir den Trank nehmen und ihn zerstören kannst, denn wie du weißt, kannst nur du ihn vernichten, mal abgesehen von Voldemort.“
„Bitte – bitte, Harry, versprich mir, dass du vorsichtig sein wirst!“ wisperte Hermine nervös. Harry legte seine Hand auf ihre Schulter, um sie zu beruhigen
„Natürlich pass ich auf, ich hab’s schon so oft geschafft, Voldemort zu entkommen...“ Plötzlich musste Harry an die Prophezeiung denken. Er hatte weder Ron noch Hermine von ihr erzählt. Die Belastung, dass er sie kannte, war für ihn schon groß genug, da wollte er nicht auch noch seinen beiden besten Freunde damit behelligen.
Hermine umarmte Harry kurz, und dann wurde er schon von Dumbledore angetrieben.
„Hermine, er wird gleich wieder da sein, wir wollen das Ganze so schnell wie möglich beenden. Sei ganz unbesorgt. Nun komm, Harry, wir wissen nicht, wie viel Zeit wir noch haben.“
Ron auf die Schulter klopfend verließ Harry mit Dumbledore die Küche. Wie sollten sie eigentlich auf die Schnelle nach Little Whinging kommen? Mit dem Besen zu fliegen würde zu viel Zeit beanspruchen.
„Professor, wie-?“, wollte er fragen, doch Dumbledore unterbrach ihn mit erhobener Hand.
„Portschlüssel.“, murmelte er bloß, während er den Blick suchend auf den Boden gerichtet hielt.
„Ah, das dürfte genügen. *Portus*.“, sagte er und tippte mit seinem Zauberstab einen Schirm an, der in dem Schirmständer steckte.
„Bist du bereit, Harry?“, fragte er, und Harry nickte nur und legte einen Finger auf den staubigen Schirm.
Er verspürte das altbekannte Ziehen in seinem Nabel, geriet in einen Strudel aus tausend Farben und wenige Sekunden später fanden sie sich auf einer dunklen Straße wieder, die links und rechts von fein säuberlich gepflegten Gärten gesäumt war. Sie befanden sich in Little Whinging.

Harry sah sich um. Alles lag still und friedlich da, so, wie Harry es zuletzt gesehen hatte. In etwa 100m Entfernung erblickte er das Haus von Mrs Figg. Etwa zwanzig Ordensmitglieder standen mit gezückten Zauberstäben vor der Haustür. Plötzlich hörte Harry ein Klicken und sah nun, dass rings um ihm alles dunkler geworden war. Dumbledore hatte die Laternen ausgeschaltet, damit die Muggel nichts mitbekommen würden.
Dumbledore erleuchtete seinen Zauberstab und ging schnellen Schrittes zu den Ordensmitgliedern. Harry tat es ihm nach und als er schließlich am Haus angekommen war, schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf. Er wandte sich an Dumbledore: „Wieso haben Sie mich eigentlich nicht desillusioniert? Voldemort kann mich doch jetzt sehen, er weiß, dass ich hier bin.“
„Harry, Voldemort kann dich auch trotz des Zaubers sehen.“, antwortete Dumbledore knapp. „Eine Eigenschaft, die ihm bisher schon von höchstem Nutzen war.“
Er atmete schnell. Was würde er jetzt tun müssen? Würde er alleine in das Haus gehen müssen und gegen Voldemort kämpfen? Nein, Dumbledore hatte etwas von einem Ablenkungsmanöver gesagt...
„Harry, hör jetzt gut zu, es ist wichtig, dass du weißt, was zu tun ist. Der größte Teil des Ordens wird in das Haus eindringen und versuchen, Voldemort in eine Falle zu treiben. Währenddessen holst du dir die Kiste, öffnest sie und zerstörst den Trank. Wirf ihn an die Wand oder woandershin, Hauptsache, die Flasche zerbricht. Ist alles klar?“
Harry nickte nur, die Angst hatte ihm die Kehle zugeschnürt und er spürte nun, wie seine Hände kalt und schwitzig zugleich wurden. Dennoch umklammerte er seinen Zauberstab fest und ging mit Dumbledore in Stellung. Vor ihm würden zehn Ordensmitglieder in das Haus gehen und hinter ihm zehn, sodass er hineingeschleust werden könnte.
Kingsley Shacklebolt meldete sich nun zu Wort: „Ich zähle jetzt bis drei, und dann stürmen wir das Haus, klar?“
Alle nickten bloß zustimmend und erhoben ihre Zauberstäbe.
„Eins – zwei – dr-“, weiter kam er nicht, denn da überfielen plötzlich drei Todesser den Orden unerwartet von hinten. Harry erschrak heftig, doch konnte sich wegducken und sich an den Rand des bereits heftig kämpfenden Knäuels retten.
Die Luft qualmte vor lauter Schockflüchen, die sowohl die Todesser als auch der Orden abfeuerte. Es war ein riesen Lärm, den sie veranstalteten, doch die Muggel schienen seltsamer Weise überhaupt nichts davon mitzubekommen.
Harry wusste nicht was er tun sollte, einfach einen Schockzauber abfeuern konnte er nicht, die Gefahr, jemanden von dem Orden zu treffen, war viel zu groß und außerdem war es den Schülern nicht erlaubt worden, Schockzauber anzuwenden. Er war ohnehin zu beschäftigt damit, selbst Schockzaubern auszuweichen, die ab und an ein Todesser auf ihn abfeuerte. Harry stand nun direkt vor der Tür und beobachtete angespannt das Geschehen. Er musste etwas unternehmen, das Ganze kam irgendwie nicht zum Ende...Etwa die Hälfte des Ordens war erfolgreich geschockt worden und lag am Boden, Dumbledore und die restlichen Mitglieder waren voll damit beschäftigt, die Todesser zu erwischen, doch irgendetwas schien sie vor ihren Schockzaubern zu schützen. Harry bemerkte erst jetzt, dass sie einfach abprallten, zurück zu ihrem Verursacher. Auch jegliche andere Zaubersprüche nützten nichts, dennoch wurde weiterhin alles versucht.
Plötzlich spürte Harry, wie er von hinten an seinem Kragen gezogen wurde. Er hätte vor Schreck beinahe den Zauberstab fallen gelassen, doch konnte ihn noch im letzten Moment halten. Die Tür fiel ins Schloss und Harry wurde unsanft auf den Boden gestoßen.
Vor Verwirrung unfähig zu sprechen versuchte er, sich langsam aufzurichten, doch eine Hand drückte ihn gewaltsam zurück zu Boden.
„Du bleibst wo du bist, ist das klar?“, raunzte eine Harry vage bekannt vorkommende weibliche Stimme zu seiner linken an. Die Person machte sich an der Tür zu schaffen, schien sie magisch zu verriegeln.
Als er sich in eine etwas bequemere Lage setzen wollte, wurde er erneut in den Rücken gestoßen.
„Wenn du nicht willst, dass deine niedlichen kleinen Freunde da draußen um dich weinen, solltest du besser tun was ich dir sage!“ Daraufhin hörte Harry in einer Ecke ein leises Wimmern.
„Na, na, Bellatrix, er ist unser Gast, und Gäste sollte man höflich behandeln.“, hörte Harry eine Stimme zu seiner rechten zischen und er wusste sofort, wem diese Stimme gehörte.
„Wir sollten ihm wenigstens einen Stuhl anbieten.“, raunte er gehässig, wedelte kurz mit dem Zauberstab und Harry wurde auf einen Stuhl direkt gegenüber von Voldemort geschleudert. Sein Zauberstab fiel ihm aus der Hand, diesmal konnte er ihn nicht mehr festhalten.
Vor Harrys Augen drehte sich alles und erst nach einer Minute realisierte er, dass das Wimmern, welches er gehört hatte, von Mrs Figg stammte. Sie saß mit angewinkelten Beinen, die sie mit ihren Armen umschlang, in der Ecke und war leichenblass. Sie blickte nervös abwechselnd von Harry zu Voldemort und konnte kaum ihre Angst unterdrücken. An der Tür sah er Bellatrix Lestrange stehen, die ihn böse anfunkelte.
„Das ist nun schon zur Routine für dich geworden, was, Potter? Wir sehen uns ja auch mindestens ein Mal im Jahr, nicht wahr? Nun, ich dachte, dieses Jahr würde uns ein weiteres Zusammentreffen gut tun, wenn du verstehst, was ich meine. Hast du eine Ahnung, was ich von dir wissen möchte, Harry?“
Harry wollte kein einziges Wort mit Voldemort wechseln, er starrte nur leer auf seine Füße. Schon die ganze Zeit, seit er sich wieder in Little Whinging befand, schmerzte seine Narbe. Würde er Voldemort in die Augen blicken, würde es sicher wieder schlimmer werden, so befürchtete er.
„Nun? Keine Idee? Da bin ich aber anderes gewöhnt, muss ich sagen.“, sagte Voldemort und kam nun näher an Harry heran.
„Soll ich dir erst wehtun, bevor du mir antwortest? Ich hatte geglaubt, du würdest erst später deine - nun ja, nennen wir es Aussage – verweigern. Bist du dir wirklich sicher, dass du es nicht weißt?“
Harry wusste, dass Voldemort ihn foltern würde, doch das war ihm egal. Er ließ nun vorsichtig den Blick umherschweifen, um irgendein Anzeichen des Tranks zu entdecken, doch er sah nichts außer alten, mottenzerfressenen Sesseln und Gardinen.
„Ich weiß genau, wonach du auf der Suche bist, schließlich haben wir das gleiche Ziel. Doch weißt du nicht vielleicht mehr als ich? Schließlich bist du doch schon so gut wie in Dumbledores Verband integriert. Er müsste dir doch alles über meine Pläne erzählen können.“, fuhr er fort. „Nun...es sei denn, er hat immer noch kein Vertrauen zu dir und lässt dich weiterhin im Ungewissen.“, fügte er gehässig hinzu.
Wenn Voldemort dachte, in ihm damit einen wunden Punkt getroffen zu haben, lag er nur zum Teil richtig. Sicher wusste Harry längst nicht alles, was im Orden vorging, doch er glaubte nicht, dass Dumbledore ihm die wichtigsten Dinge verheimlichte. Schließlich wusste er von dem Trank und von der Gefahr, die von ihm ausging.
Voldemort hatte nun seine Hände auf Harrys Armlehnen gestützt und war ihm so nah, dass Harry seine Ungeduld, die er ausstrahlte, regelrecht spüren konnte. Er sah ihm jedoch weiterhin nicht in die Augen, er wollte diese Augen nicht schon wieder sehen müssen.
„Nun, ich warte immer noch, also wie wär’s, wenn du mich etwas informierst? Mir einfach sagst, wo er ist?“
Harry reagierte nicht. Er hörte Bellatrix mit ihren Knöcheln knacken, doch er wusste, sie durfte ohne Voldemorts Befehl niemanden anrühren.
„Ich wollte dir wirklich nicht jetzt schon wehtun, doch du lässt mir keine andere Wahl. Bellatrix?“
Harry sah Bellatrix zu Mrs Figg hinübergehen und ihren Zauberstab auf sie richten.
„Änderst du deine Meinung nicht noch mal?“, flüsterte Voldemort, doch Harry blieb stumm.
„*Crucio*!“, schrie Bellatrix und Mrs Figg wand sich vor Schmerzen auf dem Boden. Niemand hob den Fluch auf. Niemanden schien es auch nur annähernd zu interessieren, wie Mrs Figg litt.
„Aufhören!“, brüllte Harry und wollte aufstehen, doch Voldemort drückte in bestimmend in seinen Stuhl zurück.
„Du kannst ja doch noch sprechen, wie überaus erfreulich. Bellatrix, lass es fürs erste gut sein.“
Mit enttäuschtem Blick ließ Bellatrix ihren Zauberstab sinken und betrachtete voller Hass die vor Schmerzen wimmernde Mrs Figg.
Unwillkürlich blickte Harry in die Augen seines Gegenübers. Es sah noch kurz ein unnatürliches Licht in ihnen flackern, bevor ihn ein so stechender Schmerz durchfuhr, dass er die Augen schloss und an nichts mehr denken konnte. Er spürte Voldemorts kalte, skelettartige Hände auf den seinen und wollte sie abschütteln, doch er hatte sich an ihn festgeklammert. Plötzlich sah Harry die Kiste vor sich, wie sie sich öffnete und der Trank darin sichtbar wurde. Er spürte wieder diesen Drang danach, ihn zu nehmen, ihn zu trinken, doch er kam nicht ran, er wusste nicht, wo er war...
Abrupt ließ Voldemort von Harry ab, ging ein paar Schritte zurück und betrachtete ihn aufmerksam. Der Schmerz in Harrys Kopf ließ etwas nach, doch verschwand keineswegs.
„Eine kleine Denkstütze für dich. Und nun sag mir, was du weißt!“
Harry wusste, dass er sein Wissen nicht leugnen konnte, doch er wollte es um keinen Preis freigeben. Er musste denken, eine Lösung finden. Er sah Voldemort seinen eigenen Zauberstab in der Hand halten. Er musste ihn aufgehoben haben, nachdem Harry ihn verloren hatte. Harry war ihm wehrlos ausgesetzt. Wenn er doch nur wüsste, wo der Trank war.
Plötzlich unterbrach Voldemort wieder seine Gedanken: „Schön, wirklich schön, ich habe dir ein Angebot gemacht und du hast es ausgeschlagen! *Crucio*!“
Harry durchfuhren höllische Schmerzen, als ob er in Flammen stünde. Er krümmte sich zusammen und konnte Voldemort nur noch durch einen Schleier von Tränen und Schweiß sehen. Diese Schmerzen, sie sollten aufhören, er würde alles tun, wenn sie nur aufhören würden, bitte...
Ganz plötzlich war alles vorbei. Sein Atem ging schnell und stockend, schweißüberströmt hing er nur noch gerade so in dem Stuhl und konnte sich nicht bewegen.
„Das kennst du doch mittlerweile auch schon zur genüge, soll ich noch deutlicher werden, ehe du mir sagst, wo der Immortalitas-Trank ist? Ich habe nicht ewig Zeit!“
Harry musste trotz der noch nachklingenden Schmerzen leicht lächeln. Jetzt hatte Voldemort wieder die Kontrolle verloren, er hatte den Trank beim Namen genannt, zwar mehr ungewollt, doch es war passiert.
Auch Voldemort schien gemerkt zu haben, dass er zu offenbar seine Ungeduld preisgegeben hatte und richtete wieder seinen Zauberstab auf ihn.
Harry konnte nicht anders, er flüsterte leise und nur für Voldemort verständlich:
„Du hast keine Kontrolle mehr über dich, Tom, du lebst für den Trank und du willst nichts anderes als ihn. Doch du solltest wissen, dass er ohne mich wertlos ist. Wenn ich tot bin, wirkt er nicht mehr. Und wenn du ihn trinkst, werde ich ebenfalls unsterblich. Gut, wenn es das ist, was du willst... Tja, scheint wohl so, als hättest du Pech gehabt.“
„Lass dieses dumme Geschwätz! Und wage es ja nicht, mich mit diesem unwürdigen Namen anzusprechen, du bist nicht dieser Schwachkopf Dumbledore! Sag es mir einfach und du kannst gehen!“, fauchte Voldemort, doch er schien insgeheim zu wissen, dass Harry Recht hatte.
Harry schnaubte ungläubig:
„Und das soll ich glauben? Lass endlich Mrs Figg in Frieden, sie hat damit überhaupt nichts zu tun!“
„Wo soll ich sie deines Erachtens hinschicken, raus, zu deinem Gefolge? Ich lasse mich nicht in die Irre führen, langsam solltest du das verstanden haben, Potter!“
Voldemort wurde sichtlich ungeduldiger, doch Harry achtete nicht auf ihn sondern auf Mrs Figg, die ihm etwas mitzuteilen versuchte. Sie hatte sich offenbar wieder etwas von dem Fluch erholt. Doch Bellatrix hatte ihre Augen nur auf sie gerichtet, sie hatte keine Chance, Harry unbemerkt etwas wissen zu lassen. Sie wusste, wo der Trank war, ganz sicher, doch wie sollte sie ihm das mitteilen?
Von draußen war plötzlich ein lauter Knall zu hören, der alle zusammenzucken ließ. Was hatte das zu bedeuten? Hatten die Todesser die Überhand gewonnen? Mrs Figg nutzte die Gelegenheit und gewann Harrys Aufmerksamkeit, indem sie leise hüstelte. Sie nickte zu seinem Stuhl, auf dem er saß und formte mit ihrem Mund die Worte „unter dem Polster“. Gerade nachdem sie ihm das mitgeteilt hatte, wandten Voldemort und Bellatrix ihre Blicke vom Fenster zurück zu Harry und Mrs Figg.
„Nun, sind Sie vielleicht zur Besinnung gekommen und verraten mir wo der Trank ist, dreckige Squib?“, fauchte Voldemort Mrs Figg an.
„I-ich weiß es.“, antwortete sie knapp und Harry wusste, dass das die einzige Gelegenheit sein würde, den Trank zu zerstören. „Ich war dabei, als Dumbledore ihn hier versteckt hat...“, fuhr sie fort, während nun auch Bellatrix gebannt Mrs Figg’s Worten lauschte, ebenso wie Voldemort, der Harry auf einmal gänzlich unbeachtet ließ. Jetzt oder nie, dachte Harry und stand so vorsichtig und unauffällig wie möglich auf. Er hob das Polster aus dem Stuhl heraus, sah die Kiste und öffnete sie ohne Probleme. Der Deckel knarrte und quietschte unüberhörbar, sodass Voldemorts Aufmerksamkeit nicht länger Mrs Figg, sondern Harry gebührte.
„Du – lass ihn auf der Stelle los, gib ihn mir! Sofort!“, rief Voldemort fast hysterisch und richtete seinen Zauberstab auf Harry, der den kleinen Flakon mit dem Immortalitas bereits aus der Truhe genommen hatte.
„Du kannst mir nichts anhaben, das wissen wir beide.“, flüsterte Harry und hielt den bläulich schimmernden Trank immer weiter in die Höhe.
Plötzlich wurde die Tür aufgeschlagen und Dumbledore stand im Türrahmen. Harry sah und spürte, wie seine Aura förmlich glühte; er strahlte eine riesige Macht aus.
„Acc-“, begann Voldemort, doch Dumbledore war schneller und legte einen Abbremsungszauber auf ihn und Harry warf den Trank mit aller Kraft, die er besaß, an die ihm gegenüberliegende Wand.
„In Deckung gehen!“, rief Dumbledore gerade noch rechtzeitig, sodass sich Harry und Mrs Figg flach auf den Boden werfen und die Arme schützend über ihre Köpfe halten konnten.
Es gab keine Explosion, nicht einmal ein Knall war zu hören, doch spürte jeder die Macht des zerstörten Tranks, die wie eine spürbare Schallwelle verflog. Harry öffnete seine Augen leicht und sah nichts als Staub. Er wusste augenblicklich, dass Voldemort die Gelegenheit nutzen und fliehen würde, doch solange er absolut nichts sehen konnte, würde er nichts ausrichten können.
Als nach etwa zwei Minuten der Staub verflogen war, erhob sich Harry und Dumbledore half der noch heftig zitternden Mrs Figg auf.
Voldemort und Bellatrix waren verschwunden. Die Wand, an die Harry den Trank geschleudert hatte, wies keinerlei Schäden auf, doch in dem Zimmer sah es wie nach einem kräftigen Wirbelsturm aus. Alles lag kreuz und quer übereinander, Flaschen waren zerbrochen, Gardinen und Teppiche zerfetzt und die Bilder, die nicht auf dem Boden lagen, hingen schief an den Wänden.
Harry suchte nach der Kiste, doch sie war verschwunden. Als ob Dumbledore seine Gedanken gelesen hätte, sagte er knapp:
„Mit dem Trank verschwindet auch dessen Aufbewahrungsort.“
Doch ein anderer Gedanke schoss jetzt durch Harrys Kopf, und fragte beinahe vorwurfsvoll: „Was ist da draußen los gewesen, wieso hat mir nicht eher jemand geholfen?“
„Aufgrund ihres Abwehrzaubers waren die Todesser sehr stark. Nur mit gemeinsamen Kräften kann man diesen Zauber durchbrechen, doch da über die Hälfte des Ordens bereits außer Gefecht gesetzt worden war, erwies sich dies als eine schwierige Angelegenheit. Nach mehreren Versuchen ist es uns schließlich gelungen, das Schutzschild zu durchbrechen und die Todesser zu schocken. Das hat den lauten Knall verursacht. Alle drei Todesser wurden natürlich augenblicklich festgenommen und ins Ministerium gebracht. In Askaban können wir sie nicht unterbringen, da sich die Dementoren zum größten Teil Voldemort angeschlossen haben. Sie werden im Ministerium in einen Raum gebracht, der mit mehreren Anti-Apparierflüchen gesichert ist, um ihn herum sind natürlich auch Wachtposten aufgestellt. Wir haben leider erst nach dem Schocken der Todesser bemerkt, dass du verschwunden warst. Mir war sofort klar, dass Voldemort dich allein ausfragen wollte. Doch ich konnte nicht sofort eingreifen. Wäre ich zu früh gekommen, hätte er wohlmöglich mit der Ermordung Arabellas gedroht, damit ich ihm sage, wo der Trank ist. Wäre ich zu spät gekommen, hätte Voldemort den Trank schon getrunken und wäre auf und davon gewesen; wohlmöglich hätte er auch noch Arabella umgebracht. Ich musste genau den passenden Moment erwischen.“
„Aber wie-?“, wollte Harry fragen, doch Dumbledore unterbrach ihn.
„Später, wir müssen erst mal unsere liebe Mrs Figg versorgen, sie scheint ziemlich mitgenommen zu sein.“
Harry gab sich vorerst damit zufrieden. Er trat aus dem Haus heraus und spürte eine angenehm frische Brise auf seinem Gesicht. Es war sehr knapp gewesen, das war ihm klar, doch er sah sich überhaupt nicht als Gewinner in diesem Duell. Voldemort war wieder verschwunden, um neue Pläne auszuhecken. Jetzt war es wieder Sache des Ordens herauszufinden, wie diese neuen Pläne aussahen.
„Schnell Harry, Mrs Figg…”, sagte Dumbledore und tippte ihn auf die Schulter. Harry hatte so gedankenverloren dagestanden, dass er seine Umgebung kaum noch wahrgenommen hatte. Plötzlich zur Realität zurückzukehren irritierte ihn kurz, doch dann wandte er sich Dumbledore zu. Dieser beschwor einen weiteren Portschlüssel und Harry sah sich noch einmal um.
„Wo sind die restlichen Ordensmitglieder?“, fragte er.
„Sie wurden bereits ins St. Mungo verfrachtet.“, antwortete Dumbledore knapp.
Harry berührte den Portschlüssel, als Dumbledore bis drei gezählt hatte und befand sich sobald wieder in dem bunten Strudel, der ihn mit den unverletzten Ordensmitgliedern, Mrs Figg und Dumbledore zurück zum Grimmauldplatz brachte.


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