Harry Potter und die Bruderschaft der Erben - Langsame Veränderungen
von Seamus ODonnell
Langsame Veränderungen
Harry drehte sich um und sah in Ginnys Gesicht. Ungeduldig hatte sie auf ihn gewartet und da er nicht im Gemeinschaftsraum der Gryffindors auftauchte, hatte sie Ron gebeten die Karte der Rumtreiber zu holen. Darauf hatte sie gesehen wie Harry durch die Gänge wanderte und in der Eulerei verweilte. Sie hatte sich Sorgen gemacht, weil sie den Lehrer für Zaubertränke als sehr griesgrämig und unberechenbar kannte. Als sie Harry hoch oben in dem Turm seiner Eule versonnen nachblicken sah, hatte sie mit dem Schlimmsten gerechnet. Sie wollte für ihn da sein und wenn möglich helfen. Aus eigener Erfahrung wusste sie, wie bösartig und aufbrausend Snape sein konnte. Harrys erschrockenes Gesicht, als er sich umgedreht hatte, zeigte ihr, dass etwas passiert sein war, über das er nachdenken oder vielleicht mit ihr reden musste.
Harry nahm ihre Hand von der Schulter und hielt sie fest. Obwohl er fühlte, dass Ginny mit ihm über den Abend bei Snape reden wollte, war ihm aber nicht nach einem Gespräch zu Mute. Es gab so viele Dinge, über die er sich im klaren werden musste. Stumm blickte er seine Freundin an und schüttelte den Kopf, als sie ansetzte etwas zu sagen. Ihm war nicht danach zu reden, zu viele Informationen schwirrten gerade in seinem Kopf umher und mussten geordnet werden. Ginny ließ aber nicht locker und sagte ganz leise: „Harry, rede mit mir. Es hilft dir sicher, wenn du deinen Frust raus lässt."
Erneut schüttelte er den Kopf und erwiderte: „Nicht jetzt. Was ich erfahren habe, ist im Moment etwas viel und ich muss erst einmal alles ordnen um wirklich damit umgehen zu können." Dies wollte Ginny nicht so einfach hinnehmen. Sie wusste genau, dass Harry immer die Probleme mit sich selbst ausmachen wollte. Diese Eigenschaft war eine der wenigen, die sie an ihm nicht mochte. Er ließ seine Freunde sehr oft im dunkeln stehen und Hilfe nahm er nur sehr widerwillig an. Sie blieb hartnäckig und sagte: „Harry, du musst mit irgendjemanden reden und du weißt genau, dass ich immer für dich da bin. Und es wäre besser, wenn du hier und jetzt mit mir reden würdest."
Harry nickte stumm, trotzdem blieb er bei seinem Entschluss. Er musste erst einmal mit sich ins Reine kommen und bei dieser Aufgabe konnte ihm nichts und niemand helfen. Er erwiderte auf die sanft vorgetragene Zurechtweisung: „Bitte Ginny, akzeptier es einfach so. Was ich heute erfahren habe, ist wirklich schwer zu verstehen und ich muss wirklich erst meine Gedanken ordnen um dir alles genau erklären zu können. Morgen, das verspreche ich dir, werde ich dir alles sagen." Gemeinsam verließen sie die Eulerei und machten sich auf den Weg in den Gryffindorturm, wo Ginny sofort zu Hermine in den Schlafsaal ging, nicht ohne sich von Harry mit einem sanften Kuss zu verabschieden. Er merkte, dass er sich ändern musste, doch es wurde ihm auch klar, dass solche Änderungen nicht einfach waren. Genauso wie er mussten sich alle anderen Personen einem Wandel in ihrer Einstellung unterziehen und dieses Problem konnte er nicht mit Zwang beseitigen. Wie also sollte er das erreichen? Er wusste keine Antwort darauf und das wurmte ihn doch zutiefst.
Harry dagegen blieb sitzen und grübelte eine Weile weiter über die Worte von Severus, bevor er einen Brief an Kingsley schrieb, in dem er seine Vorschläge für die Strafen von Draco und seiner Mutter machte. Geldstrafen kamen nicht in Betracht, da Narcissa und Draco mittellos waren. Der einzige Berechtigte für das Familienvermögen war Lucius Malfoy und der befand noch im Ministeriumsgewahrsam. Daher dachte er sich, dass beide eine lang andauernde soziale Tätigkeit absolvieren sollte um zumindest einen kleinen Teil des Schadens zu beheben.
Was Lucius Malfoy anging, so wollte er erst einmal etwas überprüfen, denn er war sich nicht sicher ob dieser an den vielen Begegnungen mit den Todessern wirklich aktiv beteiligt hatte. Dazu wollte er Professor Snape um Hilfe bitten, denn er hatte keine Ahnung wie man seine Gedanken und Erinnerungen aus dem Kopf in ein Denkarium verlagert.
~*~
Im Ministerium saß Imelda Kingston noch immer in ihrem Büro, als eine Eule eintraf. Sie landete lautlos auf dem Schreibtisch und hielt den Fuß mit dem Brief nach vorne, damit der Empfänger ihn in Empfang nehmen konnte. Kaum hatte sie den Brief vom Fuß des gefiederten Postboten gelöst, schwang dieser sich wieder in die Luft und verschwand lautlos.
Sie sah, dass Harry Wort gehalten hatte und auch vom Inhalt des Briefs wurde sie nicht überrascht. Wie erwartet hatte er Minerva McGonagall als Schulleiterin vorgeschlagen. Sie nahm ein Pergament und schrieb ein Memo für die anderen Schulräte von Hogwarts, um diese über den Vorschlag zu informieren. Während sie dies machte, klopfte es an ihre Tür. Verwundert unterbrach Imelda ihre Tätigkeit, da zu so später Stunde sie eigentlich keinen Besuch erwartete.
„Herein bitte", rief sie und direkt danach öffnete sich die Türe. Herein trat eine Frau in rosa Gewand und einer schwarzen Samtschleife in ihrem mausgrauen Haar und begrüßte die Hexe am Schreibtisch mit einer widerlichen Kleinmädchenstimme.
„Hallo Imelda", begann sie mit einem sehr abfälligen Tonfall. "Ich wollte nur nachfragen, ob die Position des Schulleiters von Hogwarts noch frei ist. Es wäre mir ein Vergnügen diese Position zu besetzen."
Angewidert und mit Verachtung in ihrer Stimme entgegnete die Hexe am Schreibtisch: „Guten Abend Dolores. Ich kann mir denken, dass Du großes Interesse an diesem Amt hast um Deine Verfehlungen von vor 3 Jahren zu vertuschen. Doch es ist mir nicht erlaubt Dir zu sagen, ob die Position schon besetzt ist oder nicht. Und Du weißt genau, dass die Empfehlung für das Amt des Schulleiters nur die Schulräte geben können und bei denen hast Du keinen Stein im Brett. Ich würde mir an Deiner Stelle daher keine allzu großen Hoffnungen machen."
„Das, meine liebe Imelda, lass mal meine Sorge sein. Ich habe bisher immer bekommen was ich haben wollte und auch dieses Mal werde ich mein Ziel erreichen.", erwiderte Umbridge arrogant wie immer.
Nun wurde es Imelda zu viel und sie wollte dem Spuk ein Ende setzen
„Dolores, Du siehst, dass ich noch zu arbeiten habe. Wenn Du nicht noch was weiteres auf dem Herzen hast, würde ich Dich bitten mein Büro zu verlassen."
Die Augen der Hexe, die noch immer im Raum stand wurden eng und der Blick, die sie ihrer Kollegin im Ministerium zuwarf, hätte selbst einen Basilisken versteinern lassen können. „Ich würde gut aufpassen was Du sagst, Imelda. Du weißt genau, dass ich Illoyalität nicht ertrage und dagegen vorgehe."
„Dies ist mir zu Genüge bekannt. Ich weiß auch, dass Du damals in Hogwarts nicht gerade die Gesetze befolgt hast. Dies ist etwas, was ich nicht dulde und immer bekämpfe. Du solltest besser überlegen was Du machst. Es könnte Dir sonst das Genick brechen und ich werde garantiert die Letzte sein, die Dir zu Hilfe eilen wird. Zu vielen Personen hast Du geschadet und es wird mir eine Freude sein, wenn Du dich dafür verantworten musst. Und jetzt verlass mein Büro!"
Diese Sätze trieften vor Abneigung und Imelda fühlte sich richtig gut, als die krötenartige Hexe endlich das Büro verlassen hatte. Die Frau, die nun wieder alleine war, überlegte sich nun, was sie machen sollte. Sie wusste von einigen Begebenheiten in der Schule für Zauberei und Hexerei, auch wenn es nur Gerüchte waren. Nach einigen Minuten kam ihr eine Idee. Sie nahm ein Pergament und schrieb einen Brief an Harry, da er als Lord Gryffindor einen Einfluss hatte, der ihren bei weitem übertraf. Eine Abschrift dieses Briefes würde sie Kingsley zukommen lassen, denn er musste über das Treiben von Umbridge informiert werden.
Sie rief eine Eule zu sich, band ihr den Brief an Harry an den Fuß und schickte sie auf die Reise. Den Brief an Kingsley versiegelte sie und ließ ihn als unsichtbaren Memo-Flieger losfliegen.
Eine Etage über ihr saß der Minister an seinem Schreibtisch, als vor ihm der Brief sichtbar wurde. Da er wusste, dass solche Memos ernste Inhalte hatten, die keinen Aufschub duldeten, brach er das Siegel und war sehr überrascht und erzürnt darüber, was er da lesen musste. 'Diese alte Sabberhexe traut sich eine hochrangige Angestellte des Ministeriums zu bedrohen. Da muss ich einschreiten.', dachte er sich und rief sofort Gawain Robards, den Leiter der Aurorenzentrale zu sich. Dieser tauchte sofort auf und der Minister instruierte ihn die Vorgänge in Hogwarts unter Umbridge erneut zu untersuchen und die Verantwortlichen für die verpatzte Strafverfolgung zu überprüfen. Sollte sich dort etwas ergeben, dass auf Unregelmäßigkeiten hindeuten würde, könnte man Umbridge erneut vor den Gammot bringen. Robards nickte und begab sich zurück in sein Büro. Ihm war es damals auch zuwider gewesen Muggelstämmige zu verfolgen und er wusste genau, dass Umbridge dafür verantwortlich war. Dafür wollte er sie zur Verantwortung ziehen. Während er überlegte, wie er nun vorgehen sollte, kamen ihm die Gerüchte über Umbridge bezüglich Harry Potter in den Sinn und er wollte nun eine Aussage von dem Jungen der lebt haben. ?Vielleicht ergibt sich daraus noch etwas, was dem Ministerium nicht bekannt ist. Darauf kann man aufbauen und alles weitere wäre das berühmte Sahnehäubchen', dachte er sich und machte sich an die Arbeit die benötigten Formulare zu bearbeiten.
Unterdessen machte sich Shacklebolt Gedanken darüber, wer die wichtigste Abteilung im Ministerium, die Abteilung für magische Strafverfolgung dauerhaft leiten sollte. Im Moment leitete er sie selbst, da der Abteilungsleiter unter Thicknesse, Yaxley, ein nun verurteilter Todesser war.
Er konnte den meisten Personen hier nicht trauen, es gab nur eine Handvoll Mitarbeiter, denen er vertraute und dazu gehörten fast ausschließlich nur Mitglieder des Ordens, wenn man Robards nicht berücksichtigte. Dieser war in Kingsleys Augen ein integerer Mann mit hohen moralischen Ansprüchen und einem gesunden Sinn für Recht und Gerechtigkeit. Doch für eine solch hohe Position war er noch zu unerfahren. Der einzige, der wirklich vor den Gefahren der Macht gefeit war, war Arthur Weasley. Schon jahrelang hatte er seine Position inne und hat nie nach höheren Zielen gestrebt. Wenn nicht er der Abteilungsleiter werden soll, wer sonst?
Kaum war er zu dem Schluss gelangt, machte er sich ans Werk die
Ernennung offiziell zu machen, in dem er einen Briefbogen mit dem Siegel des Ministeriums nahm, um darauf Arthurs Berufung zum Leiter dieser Abteilung schriftlich zu fixieren. Kaum war er damit fertig, ließ er eine Kopie für die eigenen Akten und eine für das Archiv anfertigen. Das Schreiben selbst wurde von einem der Assistenten für einen Eilversand an ein Expresskäuzchen übergeben, welches sich sofort auf den Weg zu Arthur Weasley machte.
~*~
Draco saß noch immer mit seiner Mutter in einer der Zellen im Ministerium. Beide warteten auf ihre Verlegung nach Hogwarts und sprachen darüber, was sie dort machen würden. Alle Gespräche von den beiden wurden von einer magischen Feder protokolliert und wanderten sofort zu den Akten, doch davon wussten Mutter und Sohn nichts.
„Mutter, meinst Du ob Harry wirklich sein Wort hält?"
Sichtlich erschöpft drehte Narzissa sich zu ihrem Sohn und wisperte: „Ich bin mir da ganz sicher. Ich habe ihm geholfen und er wird uns helfen. Was mit Deinem Vater wird, weiß ich nicht, denn er wird sich nicht so leicht damit abfinden können in der Schuld desjenigen zu stehen, der den Dunklen Lord zu Fall gebracht hat."
Draco schauderte bei dem Gedanken, dass sein Vater für den Rest seines Lebens in Askaban sitzen würde.
Um sich von dem Gedanken abzulenken fragte er: „Was willst Du machen, wenn wir in Hogwarts leben?"
„Ich habe noch keinen Gedanken darüber gefasst. Ich werde erst einmal froh darüber sein hier raus zu sein. Es wird sich garantiert etwas finden, was ich machen kann. Meinen Abschluss habe ich ja mit sehr guten Noten bestanden. Hast Du denn schon Pläne für Dein letztes Jahr dort?"
Draco zögerte mit seiner Antwort, weil er wusste, dass sie seiner Mutter nicht gefallen würde.
„Ich werde zwar meinen Abschluss machen und auch Muggelkunde lernen, doch werde ich nicht länger zum Haus der Slytherins gehören. Ich habe ..."
Seine Mutter keuchte erschrocken auf und sie wurde wütend auf ihren Sohn
„Draco, dass kannst Du nicht machen. Dein Vater wird Dich verstoßen.", erwiderte sie zornig.
„Nein Mutter!", unterbrach er sie. "Es ist besser so. Es wird bekannt werden, was Du gemacht hast und ich bin dann ein Blutsverräter. Das macht mein Leben bei den Slytherins gefährlich. Meinst Du etwa wirklich, dass meinem Vater ein toter Sohn als Mitglied im meistgehassten Haus von Hogwarts lieber ist als ein lebender Sohn, der ihm vielleicht Enkel schenkt? Ich glaube nicht."
Keiner der beiden hatte gemerkt, dass sich die Tür zu ihrer Behausung geöffnet hatte und Lucius Malfoy eingetreten war. Der Mann wirkte abgekämpft und haltlos. Seine Kleidung war noch immer voller Schmutz und an einigen Stellen zerrissen. Die Haare waren strähnig und ungepflegt. Umso erfreuter stellte er fest, dass der Rest seiner Familie wieder ordentlich gekleidet war. Er hatte noch die Erwiderung von seinem Sohn mitbekommen und war entsetzt, wütend und erschüttert zugleich. Ihm wurde jetzt klar, dass er und seine Familie zu den Paria gehören würde. Jeder würde gegen sie sein und dies in den meisten Fällen zu recht. Er räusperte sich und seine engsten Angehörigen drehten erschrocken die Köpfe zu ihm um.
Narzissa fiel ihrem Mann in die Arme und küsste ihn sanft und mit Tränen in den Augen. Sie war sehr froh ihn zu sehen. Draco hingegen fühlte sich nicht gerade wohl, denn sein Entschluss war nicht die eines Malfoys des alten Schlags. Lucius bemerkte das zögerliche Verhalten seines Sohns. Es war für ihn nie leicht gewesen offen über seine Gefühle zu sprechen oder sie zu zeigen, doch hier war es eine der seltenen Gelegenheiten, in der er das machte. Er hielt seinen linken Arm ausgetreckt zu Draco hin um ihn zu umarmen. Der blonde junge Mann sah das mit Erstaunen und ohne weiter zu zaudern ließ er sich darauf ein. Es tat allen unendlich gut in Ruhe miteinander zu sein. Die letzten Monate waren einfach zu laut, unruhig und voller Schrecken gewesen.
„Draco, mein Sohn“, begann Lucius. „Ich habe gehört, was Du vor hast. Dazu möchte ich Dir eines sagen. Es ist mir egal ob du ein Slytherin bist oder nicht. Hauptsache für mich ist doch, dass du gesund bist und Deinen Abschluss machst. Es ist für mich zwar traurig mit ansehen zu müssen, dass das einst so stolze Haus nun mit der Schande eines Riddles leben muss und Du dort nicht sicher leben kannst. Du kannst mit Deinem Leben machen was Du willst und ich werde Dich immer unterstützen.“
Draco traute seinen Ohren nicht. Solche Worte hatte er von seinem Vater niemals erwartet. Daher wollte er es genauer wissen
„Du bist wirklich nicht wütend darüber, dass ich nicht mehr ins Haus Slytherin zurückkehre?“
„Absolut nicht. Es fällt mir zwar schwer dies zu akzeptieren, aber die Logik dahinter ist so bestechend, dass ich es hinnehme. Deine Sicherheit ist mir wichtiger als Slytherin.“
Der Jüngste der Malfoys war sichtlich beruhigt und berichtete nun seinem Vater alles, was Harry zu ihm gesagt hat. Er hatte die Hoffnung, dass Lucius auf das Angebot von einem ehemaligen Erzfeind einging. Das Familienoberhaupt der Malfoys war noch nicht bereit dazu. Er wollte das Beste aus der Situation machen und dazu musste er einige Trümpfe in der Hinterhand behalten. So ganz wollte und konnte er nicht aus seiner Haut. Draco merkte wie sein Vater sich verspannte.
„Ich werde darüber nachdenken. Wenn man mir ein gutes Angebot macht, dann könnte es passieren, dass ich mein Wissen preisgebe. Warten wir einfach mal ab“, gab Dracos Vater durch die Blume zu erkennen, dass er vielleicht dazu bereit war sein altes Leben aufzugeben und noch mal neu zu beginnen. Der ganzen Familie war es bewusst, dass eine sehr schwere Zeit vor ihnen lag. Gemeinsam wollten sie es aber meistern, wie so vieles, was sie schon überwunden hatten.
~*~
Während all dem wälzte sich Hermine in ihrem Bett. Sie konnte nicht schlafen, denn sie vermisste ihre Eltern. In den letzten 2 Tagen hat sie vergeblich auf eine Antwort auf ihren Antrag für einen Portschlüssel nach Australien gewartet und viel länger konnte und wollte sie nicht mehr warten. Sie schwang ihre Beine aus dem Bett und war im Begriff aufzustehen um irgendetwas zu machen um sich abzulenken - ihre geliebten Bücher brachten ihr im Moment keine Zerstreuung - da öffnete sich die Tür zu ihrem Schlafsaal langsam und Ginny trat leise ein.
Nur ein schmaler Lichtstrahl fiel in den Raum und beleuchtete das Bett auf dem Hermine saß. Froh darüber, dass die Freundin ihres Bruders Ron noch wach war, fragte Ginny leise und mit erkennbar trauriger Stimme: „ Hermine, darf ich dich mal was fragen?“
Hermine drehte ihren Kopf zu dem rothaarigen Mädchen. „Ja, klar doch.“
„Wieso sind Jungs immer so verschlossen und wollen nicht über das reden was sie bewegt?“
Nun wollte Hermine es genauer wissen. „Geht es um Harry?“
Ginny nickte nur ohne einen Ton von sich zu geben.
„Setz dich doch zu mir, Ginny.“
Der Aufforderung kam Harrys Freundin nur zu gerne nach und setzte sich neben Hermine aufs Bett.
„Hör mal, Ginny. Harry ist nun mal so. Er will alles erst mal mit sich selbst ausmachen. Das hat mich schon all die Jahre, die wir uns kennen, wahnsinnig gemacht. Aber am Ende lag er meist richtig, abgesehen von seinem Urteil über Professor Snape als Verräter. Wenn er über etwas nachdenken will, lass ihn den Freiraum. Er braucht das einfach. Ich habe es auch lernen müssen und es hat mich fast sieben Jahre gekostet um das zu verstehen und zu akzeptieren.“
„Meinst Du das wirklich? Ich fühle mich dann immer so ausgeschlossen und alleine, wenn er das macht.“
„Meinst Du, Ron und mir ging es früher anders? Ron hatte es etwas leichter als ich, denn Männer reden viel mehr miteinander als mit Frauen. Das geht uns doch auch so, wenn wir mal ehrlich sind. Woher das kommt, weiß ich nicht und es wird wohl immer ein Mysterium bleiben. Aber eines ist sicher. Wenn Harry Dir etwas verspricht, wird er es halten. Darauf kannst Du deinen Hintern verwetten.“, erwiderte Hermine mit einem kleinen Augenzwinkern und einem ehrlichen Lächeln.
Ginnys Traurigkeit war etwas weniger geworden und sie fing wieder an zu lächeln.
„Du liebst ihn wirklich, das sehe ich ganz deutlich. Mir geht es mit Ron auch so. Du und Harry seid ein wirklich einmaliges und perfektes Paar. Mach es ihm nicht unnötig schwer, denn für Dich würde er die Welt aus den Angeln heben und jeden Stern vom Himmel holen und zu Deinen Füßen legen.“
„Ja, ich liebe ihn. Es war am Anfang wirklich nur eine Schwärmerei. Doch daraus wurde schon in meinem zweiten Schuljahr mehr und Du kannst Dir nicht vorstellen wie es war, als Parvati mit ihm auf den Weihnachtsball gegangen ist. Die Episode mit Cho war für mich auch nicht einfach. Alle Beziehungen zu anderen Jungs sind nie lange gewesen, weil keiner von ihnen mit Harry mithalten konnte.“
„Das habe ich bemerkt und ich muss Dir etwas gestehen. In meinem dritten Jahr war ich auch etwas in Harry verschossen. Nur habe ich damals auch schnell gemerkt, dass Harry nur ein sehr guter Freund sein wird und nicht mehr. Bei euch flogen immer die Funken und ihr habt es nie gesehen.“
„War das etwa so offensichtlich?“
„Für mich schon. Seit dem Du angefangen hast mit anderen Jungs auszugehen, konnte ich bei Harry immer sehen, dass er nicht er selbst war. Du hast ihm wirklich den Kopf verdreht und er Dir. Ich fand es sehr witzig und traurig zugleich. Ihr habt aneinander vorbei gelebt ohne zu merken wie wichtig ihr für einander seid. Shakespeare hätte keine bessere Tragödie schreiben können. Ich war bis zu meinem sechsten Jahr der Meinung, dass Ihr euch nie finden werdet und zum Glück lag ich falsch. Ihr braucht euch wie die Luft zum Atmen.“
Ginny schaute Hermine erstaunt an. Es war nicht oft, dass diese so offen mit ihr geredet hat. Meist hatten sie sich über belanglose Kleinigkeiten.
„Hermine, Es ist nicht nett, dass Du den Finger auf die Wunde legst. Denn Du und Ron wart doch genau in der gleichen Situation und Du warst noch blinder als ich. Oder wie war das mit dem ersten Kuss zwischen Dir und Ron? Mitten in der Schlacht knutscht ihr rum. Da hatte ich mit Harry längst schon meine Erfahrung.“, erwiderte Harrys Freundin mit einem Augenzwinkern und einem schelmischen Blitzen in den Augen.
Hermine wurde knallrot im Gesicht und wusste im ersten Moment nicht, was sie darauf antworten sollte. Doch dann fiel ihr die Formulierung von Ginny auf.
„Du meinst, Du hast mit Harry schon mehr gemacht als geknutscht?“
„Nein, das leider nicht obwohl ich es mir gewünscht habe. Und ich bin froh und traurig darüber zugleich. Hätte ich vor Harrys Verschwinden den nächsten Schritt gemacht, glaube ich nicht, dass Harry und ich die Zeit der Trennung überstanden hätten.“
Die ältere der beiden nickte nur ohne einen Ton zu sagen. Sie hat während der Suche nach den Horkruxen miterlebt, wie Harry immer wieder auf der Karte der Rumtreiber nach Ginny Ausschau gehalten hatte und dabei sehr niedergeschlagen wirkte. Wäre zwischen ihm und Ginny mehr gelaufen als nur küssen, wäre er sicher zusammengebrochen in dieser Zeit.
Während diesem Gesprächs näherte sich ein majestätischer Uhu dem Fenster des Schlafsaales und pickte an das Fenster. Ginny sprang auf und ließ den Vogel herein und dieser ließ einen Brief direkt in Hermines Schoß fallen und flog sofort wieder davon.
Auf dem Umschlag prangte das Siegel des Ministeriums. Sofort riss Hermine das Papier auf, entnahm den Brief und begann zu lesen. Kaum hatte sie den Inhalt überflogen jubelte sie laut auf, denn endlich hatte sie die Bewilligung für einen Portschlüssel nach Australien um ihre Eltern zurückzuholen. Sie vermisste sie wirklich sehr und sehnte sich nach ihrer Familie. Trotzdem hatte sie auch Angst davor wie ihre Eltern reagieren würden, wenn sie den Vergessenszauber aufheben würde. Sie erinnerte sich noch genau daran, wie sie sie erschrocken und enttäuscht angeschaut hatten, als Hermine ihren Zauberstab auf sie gerichtet hatte. Diese Erinnerung würde auch wiederkommen. Hermine hoffte, dass ihre Eltern es verstehen würden, wenn sie endlich alles erfahren hätten. Doch die Zukunft war nun etwas, worauf sich Hermine aber freute und dies zu Recht, weil die große Gefahr für sie und ihre Eltern gebannt war.
Ginny nahm sachte das Schreiben aus den Händen ihrer Freundin und konnte nun lesen was drin stand. Sie freute sich für Hermine, denn sie wusste wie schlimm es sein musste um das Leben der eigenen Familie fürchten zu müssen.
„Wen willst Du mit nach Australien nehmen, Hermine?“
„Ich dachte an Ron, Harry und Dich. Harry wird aber nicht mitkommen können, da er ja im Zaubergamot viel zu tun hat. Und er muss sich ja auch um sein Amt in der erzmagischen Gesellschaft kümmern. Sie ist mächtiger als die Internationalen Vereinigung der Zauberer und dort kann er viel mehr bewegen als sonst wo. Es wäre falsch, wenn er diese Ämter vernachlässigen würde.“
„Du denkst zu viel, weißt Du das? Harry würde lieber mit seinen Freunden unterwegs sein als sich um seine Position zu scheren. Und ich wette mit Dir, dass er mitkommen wird.“
„Das darf er nicht machen!“, rief Hermine energisch. „Er wird hier gebraucht und darf doch bei den Todesserprozessen nicht fehlen.“
„Da ist Dein Problem. Du denkst einfach zu viel und vergisst dabei das Leben. Auch Harry braucht mal eine Auszeit oder denkst Du etwa, dass er nur Pflichten nachkommen muss? Der Gamot kann auch ohne ihn auskommen und die Erzmagier waren bisher auch nicht auf ihn angewiesen, da können sie auch noch eine kurze Weile auf ihn verzichten.“ Ginny redete sich in Rage, weil sie nicht verstehen wollte, wieso Hermine andauernd an die Pflichten dachte und nicht an die Rechte, die Harry auch hatte.
Betroffen blickte Hermine zu Ginny hoch. 'Bin ich wirklich so schlimm? Vergesse ich andauernd zu leben, nur weil ich nur Bücher, Aufgaben und Pflichten im Sinn habe? Was hat Harry noch mal gesagt? Ich darf mich nicht nur auf mein Wissen verlassen. Auch mein Instinkt ist hilfreich und ich sollte mich öfters auf ihn verlassen.` Der Gedanke kreiste in ihrem Kopf und es dauerte eine Zeit bis er sich verfestigt hatte. Sie verstand nun zur Gänze die Bedeutung der Worte, die Harry an sie nach dem Erhalt seiner Erbschaft an sie gerichtet hatte.
„Du hast ja Recht. Ich kann manchmal einfach nicht aus meiner Haut, auch wenn mir schon öfters gesagt, dass Spontanität bei mir Mangelware ist. Ich werde Harry fragen, ob er uns begleiten will. Nach dem letzten Jahr hat er sich wirklich eine Auszeit verdient und in Australien wird er sicher seine Ruhe haben, weil er dort nicht bekannt ist.“
Zufrieden lächelte Ginny ihre Freundin, der sie den Kopf zurechtgerückt hatte, an und legte sich in ihr Bett. Auch Hermine legte sich hin, denn die Anspannung fiel von ihr und sie nahm die Müdigkeit, die anfing sie zu übermannen, wahr.
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Samstag, 01.07.
Freitag, 02.06.
Mittwoch, 24.05.
Moody ist ein Revolverheld mit Zauberstab. Er hat die Guten vor so vielen Dämonen bewahrt, dass er völlig durchgedreht ist.
Brendan Gleeson über seine Rolle