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Fanfiction

Harry Potter und die Bruderschaft der Erben - Wenn einer eine Reise macht

von Seamus ODonnell

Und hier kommt es, das aktuelle Kapitel, das auch das Längste (17000 Wörter) bisher ist. Ich hoffe es gefällt euch





Wenn einer eine Reise macht, muss er viel bedenken

Am nächsten Morgen wachten die Mädchen auf, als die Sonne den Schlafsaal langsam mit Licht flutete. Schnell machten sie sich fertig und gingen die Treppe runter in den Gemeinschaftsraum. Dort lag Harry auf der Couch und schlief tief und fest. Den Brief, den er noch angefangen hatte, lag auf dem Tisch und das Tintenfass war umgefallen. Ruhig atmete der junge Mann und es wirkte alles sehr friedlich. Vorsichtig und leise näherte sich Ginny ihrem Freund. Sie legte ihre rechte Hand auf die Schulter des Schlafenden und rüttelte ihn ganz sanft, während sie dabei sachte flüsterte: „Harry, aufwachen.“

Langsam entzog sich der junge Mann Morpheus Armen und öffnete die Augen. Etwas verwirrt schaute er sich um und suchte seine Brille, ohne die er so gut wie nichts sah. Schon sehr schnell hatte er seine Brille gefunden und aufgesetzt. Nun konnte er erkennen wer ihn so sanft geweckt hatte und zog seine Freundin zu sich um ihr einen Guten-Morgen-Kuss zu geben. Zärtlich erwiderte Ginny den Kuss, während Hermine das Schauspiel beobachtete.

Ginny richtete sich wieder auf und sagte: „Du solltest es aber nicht zur Gewohnheit machen hier zu schlafen. Das ist nicht gut für Deinen Rücken und die Gerüchteküche wird brodeln, wenn du nachts nicht im Schlafsaal auftauchst. Und nun geh dich mal fertigmachen, vergiss aber Ron nicht. Hermine hat euch was zu berichten.“

Noch etwas schlaftrunken nahm Harry den angefangenen Brief und ging zum Schlafsaal in dem Ron den Schlaf des Gerechten hielt. Diesmal war es an ihm den anderen aus dem Schlaf zu schrecken und er verwandelte eine Schokofroschverpackung in eine Sirene, die sofort lautstark in Aktion trat. Ron fuhr auf, purzelte aus dem Bett und schaute erschrocken umher. Harry ließ verwandelte die Sirene wieder zurück und amüsierte sich immens über das Bild, das sein bester Freund ablieferte.

„HARRY, BIST DU VERRÃœCKT? MICH SO ZU ERSCHRECKEN IST NICHT LUSTIG.“, brüllte Ron durch den Raum während Harry sich lachend seine Waschsachen schnappte.

„Doch Ron, ist es. Wie heißt es so schön? Rache ist süß. Das war meine Rache dafür, dass Du mich so unsanft geweckt hast. Nun steh auf und wasch Dich. Hermine und Ginny warten auf uns. Hermine will uns was sagen.“

Nach einer Viertelstunde waren beide wieder ansehnlich und gingen in den Gemeinschaftsraum, wo ihre Freundinnen schon mit breitem Grinsen auf sie warteten.

„Na, Ron? Du wurdest ja ganz sanft geweckt“, sagte Hermine.

Ron ließ sich davon nicht beirren und küsste sie. Dies ließ Hermine sofort verstummen.

Als Ron den Kuss beendet hatte, merkte er trocken an: „Jetzt habe ich ein Mittel um Dich auch mal schweigen zu lassen“ und grinste dabei. Harry und Ginny lachten laut und steckten damit ihre Freunde an. Gemeinsam gingen sie in die Große Halle, in der die Hauselfen schon fleißig an der Arbeit waren.

Kreacher tauchte auf und verbeugte sich vor Harry

„Meister Harry und seine Misses. Verzeiht Kreacher, dass er nicht für euch gedient hat.“ Er wollte schon mit dem Kopf auf den Tisch schlagen, als Harry entsetzt rief: „Stop, Kreacher. Ich verbiete es Dir dich zu bestrafen. Und Du hast keinen Grund dafür, Dich zu entschuldigen. Du warst sehr mutig und ich bin sehr stolz auf Dich. Alle Hauselfen können sich an Dir ein Beispiel nehmen. Es wäre uns allen eine Ehre, wenn Du zusammen mit uns frühstücken würdest.“

Der kleine und alte Hauself sagte ganz schüchtern: „Das darf Kreacher doch nicht. Hauselfen sitzen nicht mit ihren Herren am gleichen Tisch.“

„Doch, genau das darfst Du. Kreacher, Du bist mehr als nur ein Hauself. Du bist jemand, dem ich vertraue und das alleine zählt. Setz dich mit an den Tisch, denn ich habe auch ein paar Aufgaben für Dich und darüber will ich mit Dir reden.“

Die kleine Kreatur fügte sich dem Wunsch seines Herren und setzte sich zusammen mit den anderen jungen Leuten an einen der 4 großen Tische in der Halle.

Hermine fing sogleich an über den Brief des Ministeriums zu berichten. In 2 Tagen würde sie den Portschlüssel bekommen. Sie hatte auch die Erlaubnis bekommen ihre Freunde mitzunehmen. Die drei anderen am Tisch waren begeistert und wollten unbedingt mitkommen um Hermine zu helfen. Sie fühlten, dass es keine einfache Aufgabe war Hermines Eltern zu finden. In dem Moment kam Harry eine Idee.

„Kreacher, wenn wir gegessen haben, würdest Du bitte Nach den Eltern von Hermine suchen? Du darfst dabei aber nicht gehört oder gesehen werden. Du darfst Hermine, Ron, Ginny oder mir immer Bescheid geben, wenn Du sie gefunden hast, sonst aber niemandem.“

Der Elf nickte und aß so schnell es nur ging. Seine Aufgabe schien wichtiger zu sein als alles andere und kaum war der letzte Krümel vom Teller verschwunden, verschwand er lautlos.
Hermine war nicht davon sehr angetan, sah aber sehr schnell ein, dass Kreacher als Hauself ihre Eltern, die als Wendell und Monica Wilkens irgendwo auf dem südlichen Kontinent lebten, schneller finden würde als sie selbst. Deshalb schluckte sie ihren Unmut herunter.

Noch während des gemeinsamen Frühstücks schwebte eine Eule in die Halle und brachte Harry einen Brief. Sofort machte sich Harry ans Werk und las das Schreiben von Kingsley. Er wurde zuerst weiß wie ein Geist und dann rot vor Zorn. Wütend zeigte er seinen Freunden den Brief und über den Inhalt waren sie genauso geschockt.

Mit einem Accio ließ Harry eine Feder und Pergament zu sich schweben und schrieb sofort zurück. Er schrieb alles, was er mit der Umbridge erlebt hatte nieder und erwähnte dabei auch die Androhung des Crutiatus durch die damalige Schulleiterin. Er schlug zusätzlich vor, dass die Schulräte unter den Schutz von Auroren gestellt würden, für den Fall dass Umbridge irgendetwas Hinterhältiges im Sinn hätte. Ron, Hermine und Ginny machten genau das Gleiche und in sehr kurzer Zeit waren 4 Briefe fertig und wurden dem gefiederten Postboten mitgegeben, der sich sofort auf den Weg zu Kingsley machte.

Während sie noch aufgeregt und heftig über Umbridge und ihren Plan diskutierten, kamen Molly und Arthur freudestrahlend zu ihnen. Die Gesichter der vier Jugendlichen wirkten finster und es lag eine düstere Stimmung über ihnen. Arthur fragte sofort, was los war und Ginny nahm den Brief vom Minister und reichte ihn wortlos ihrem Vater. Der Inhalt machte ihn sprachlos. Er wusste, dass die Untersekretärin in Hogwarts gewütet hatte und jetzt wollte diese unsäglich boshafte Person wieder Schulleiter werden. ?Dem schiebe ich einen Riegel vor.`, dachte er sich. Nun war er ja in der Position mit solchen Personen im Ministerium aufzuräumen.

„Macht Euch über diese Kröte keine Sorgen, Kinder. Ich habe eine Nachricht für Euch, die wirklich gut sind und Euch sehr wahrscheinlich diese Person vom Hals halten wird. Kingsley hat mich befördert und ich leite ab heute die Abteilung für magische Strafverfolgung.“

Ginny und Ron fielen überrascht die Kinnladen runter, während bei Harry und Hermine die Stimmung deutlich besser wurde. Als die Nachricht endlich gesackt war, stürmten die zwei jüngsten Weasleys auf ihre Eltern zu und umarmten sie vor Freude.

Harry wurde nun klar, dass er die zwei mächtigsten Personen im Ministerium auf seiner Seite hatte. Nicht dass er dies ausnutzen wollte, aber so starke Unterstützung in der Hinterhand zu haben war ein gutes Gefühl für ihn, der so oft angefeindet und verleumdet worden war. Da es sich aus dem Moment heraus ergab, fragte Harry Molly und Arthur. „Mrs. und Mr. Weasley, ich wollte Sie fragen, ob Sie Ginny die Erlaubnis geben mit Hermine, Ron und mir nach Australien zu reisen um Hermines Eltern wieder zurückzuholen.“

„Wollt ihr vier alleine reisen? Das ist viel zu weit für euch und Ginny ist nicht volljährig. Da sollte schon jemand dabei sein, der auf euch aufpassen kann. Du weißt ja nicht ob es dort nicht auch Anhänger von Du-weißt-schon-wem gibt.“, gab Arthur zu bedenken.

„Würden Tonks und Remus als Begleitung reichen? Die beiden haben auch mal etwas Entspannung verdient.“
Molly und Arthur stimmten nach anfänglichem Zögern zu und wollten nun wissen wann es losgehen sollte.

„In zwei Tagen bekommen wir den Portschlüssel. Dann wollen wir auch sofort los. Wo sind Remus und Tonks eigentlich?“

„Sie sind bei Andromeda. Sie hat ja nur noch diesen Rest ihrer Familie. Narzissa sitzt fest und ihr Mann ist ermordet worden. Da ist sie für jedes bisschen Ablenkung dankbar.“

„Danke für die Information. Ich werde mich gleich auf den Weg zu ihnen machen um sie zu fragen. Oder hast du was dagegen, dass Tonks ihre Arbeit als Auror für ein paar Tage ruhen lässt?“
„Absolut nicht, obwohl noch die Flints, einer der LeStranges, die Averys und die Mulcibers noch auf der Flucht sind. Damit werden die anderen Auroren aber fertig. Nur mit Dawlish habe ich meine Probleme. Er mag mich nicht und ich ihn noch weniger. Mal schauen wie sich das noch entwickelt. Erst einmal muss aufgeräumt werden und das gründlich.“

Harry grinste bei der Bemerkung Arthurs. Das Ministerium war ihm selbst zu unübersichtlich und unkontrolliert. Vielleicht könnten seine Freunde, die Mitglieder des Ordens und er ja etwas daran ändern. Harry verabschiedete sich und sagte kurz seinen Freunden Bescheid, damit sie sich keine Sorgen machen mussten. Die drei anderen wollten die Zeit nutzen um weitere Informationen über die Familien Weasley und Potter zu sammeln um so dem großen Rätsel über den mysteriösen Gegenstand auf die Spur zu kommen.

Direkt hinter dem Tor zum Gelände von Hogwarts disapparierte er und tauchte bei Andromeda Tonks auf. Er ging auf die Tür des kleinen Hauses zu und klopfte an. Es dauerte nicht lange bis die Tür geöffnete wurde und eine überraschte Tonks mit pinken Haar begrüßte ihn. Sofort kam auch Andromeda und Remus dazu und alle wollten wissen wieso er hier war.

Der schwarzhaarige junge Mann erklärte ihnen was seine Freunde und er vor hatten und fragte ohne lange drum herumzureden ob Tonks und Remus sie begleiten könnten. Andromeda war sehr angetan von der Idee, denn sie wollte ihren kleinen Enkel Ted auch mal für sich haben und ihn nach Strich und Faden verwöhnen, was Tonks die meiste Zeit gekonnt zu verhindern wusste. Remus und sie waren vollkommen aus dem Häuschen, denn Urlaub war bisher nicht drin gewesen und hier bot sich eine Möglichkeit dem beengten Leben in England für ein paar Tage zu entfliehen. So sagten sie zu und damit war dies erledigt. Sie verabredeten sich im Ministerium in zwei Tagen um von dort sofort weiterzureisen.

Nun wollte Harry seinen Patensohn sehen und Tonks holte den kleinen Mann aus seiner Spielecke. Kaum hatte dieser Harry erblickt, streckte er die Arme nach seinem Paten aus. Die Haare des Kleinen wechselten sehr schnell die Farbe und Harry wurde etwas schwindelig davon. Er übernahm das Kind aus den Armen von dessen Mutter und musterte den Jungen. Ted hingegen hatte andere Pläne und versuchte Harry die Brille von der Nase zu ziehen. Dabei griff er aber immer wieder daneben und verschmierte die Gläser. Bald schon konnte Harry kaum noch was erkennen, so verschmutzt waren die Brillengläser. Es störte ihn aber nicht sehr. Er genoss es sein Patenkind im Arm zu halten, ihn sanft hin und her zu wiegen und zu beobachten. Es erfüllte ihn mit Freude. Endlich wurde der Teil in seinem Herzen gefüllt, der so lange Jahre ein öder und verwaister Ort gewesen war.

Nach einer Weile fing Ted an zu quengeln, da er wieder zu seiner Mutter wollte und Tonks nahm vorsichtig ihren Sohn hoch und setzte ihn wieder zu seinen Spielsachen. Sie setzte sich danach zu Remus und Andromeda, die beide Harry anlächelten. Es war ein schönes Bild für sie gewesen und Die Eltern von Ted wussten, dass sie die richtige Entscheidung mit Harry als Paten getroffen hatten.
Mit einem Schlenker seines Stabs reinigte Harry seine Brille. Er setzte sich zwischen Remus und Dora zu der kleinen Familie und sie redeten lange über das vergangene Jahr. Er erzählte was alles passiert war und weshalb sie so lange gebraucht hatten um wieder aus der Versenkung aufzutauchen. Dabei kamen auch die Horkruxe zur Sprache. Tonks und Remus wussten sofort was das war und machten entsetzte Gesichter. Harry erklärte Andromeda Tonks was ein Horkrux war. Auch sie schüttelte sich bei der Erklärung. Nun war es allen klar wieso Tom Riddle wieder auf der Bildfläche erscheinen konnte. Purer Horror war auf den Gesichtern zu erkennen, als Harry erzählte, dass er ein Horkrux gewesen war und Voldemort ihn ohne Gegenwehr mit dem Avada Kedavra niedergestreckt hatte. Die Erklärung dafür lieferte Harry auch sofort. Er erklärte nun, dass er in dem Moment nur an Hogwarts, seine Freunde und die Personen, die ihm all die Jahre geholfen hatten, gedacht hatte und was für eine Auswirkung das gehabt hatte.

Remus legte eine Hand auf Harrys Schulter und sagte: „Das war sehr mutig und gut gedacht von Dir. Dadurch bist Du das Seelenteil von Riddle losgeworden und hast gleichzeitig dafür gesorgt, dass kein Fluch von ihm jemandem was antun konnte.“

Der junge Mann nickte stumm. Er dachte nun an all die, die in der Schlacht um Hogwarts ihr Leben verloren hatte. Erst jetzt war er dazu in der Lage. Er fühlte, wie Tränen in seine Augen schossen und er anfing hemmungslos zu weinen. Nun kam die Trauer über die Opfer, die er unterdrückt hatte, zum Vorschein. Es war für ihn aber auch befreiend. Remus und Tonks umarmten den Paten ihres Sohnes und hielten ihn so lange fest bis er sich wieder beruhigt hatte. Die Last der Ereignisse des letzten Jahres war zwar nicht weg, aber sie war deutlich leichter geworden.

Remus kannte das Gefühl, welches Harry im Moment bewegte nur zu gut. Es ist ihm auch so ergangen nach dem Verlust seiner Freunde. Daher wusste er, dass Trauer hilft um die Verluste zu verarbeiten.
Noch eine kurze Weile blieben sie zusammen, bevor sich Harry wieder auf den Weg zurück nach Hogwarts machte. Er hatte schon mehr Zeit als gedacht bei Remus und den Tonks verbracht. Zudem wollte er noch zu Severus gehen um ihn in einer Sache um Hilfe zu bitten.

Er verabschiedete sich von allen und verließ das Haus von Andromeda. Er apparierte wieder und rannte schnell zum Schloss, dass noch mehr seine Heimat geworden war als zuvor. In der Eingangshalle traf er auf einige Schüler, die nicht nach Hause gehen konnten, weil deren Eltern noch nicht vom Ende des Kriegs überzeugt waren. Es waren meist Erst- und Zweitklässler, die ihn nun mit großen Augen anstarrten. Harry störte sich nicht daran und machte sich auf dem Weg zu seinen Freunden in die Bibliothek. Dort angekommen sah er, wie Madam Pince mehrere dicke und schwere Bücher auf einen Tisch wuchtete. Der Stapel war so hoch, dass Harry nicht mehr drüber schauen konnte. Er ging leise um den Tisch und fand Hermine und Ron, die gemeinsam alte Biographien der Potters und Weasleys studierten. Bei dem Anblick musste Harry leise kichern. Ron in der Bibliothek zu sehen war eigentlich so unwahrscheinlich wie die Existenz eines schrumpfhörnigen Schnarchkacklers. Er schaute sich weiter um. An einem Tisch dahinter fand er Ginny, die nach verloren gegangenen magischen Gegenständen recherchierte, wobei sie auch Mythen und Legenden berücksichtigte. Wie Harry auch, wusste sie, dass in Mythen und Legenden immer ein Körnchen Wahrheit steckte.

Fast lautlos trat er an die drei heran und sagte ihnen flüsternd, dass er zurück war. Hermine winkte ab. Sie war sehr vertieft in ihre Suche und wollte dabei nicht gestört werden. Ron und Ginny dagegen blickten zu ihm und sahen, dass er geweint hatte. Gefühlsausbrüche dieser Art waren normalerweise nie bei ihm zu sehen und das alarmierte die beiden. Ron flüsterte Hermine etwas ins Ohr und daraufhin schaute sie auch zu Harry. Ginny reagierte als erste und stand auf um ihren Freund zu umarmen. Sie nahm in danach am Arm und verließ mit ihm zusammen die Bibliothek. Vor der Tür fragte sie ihn, was denn passiert war.

„Mir ist heute erst bewusst geworden, wie viele Menschen vor kurzem hier gestorben sind. Das ist passiert und ich schäme mich dafür, dass ich deren Opfer bisher nicht gewürdigt habe.“

„Das verstehe ich sehr gut. Es geht mir auch so. Nur ist es doch so, dass Dein, nein, unser Kampf noch nicht vorbei ist. Deswegen hast du bisher noch nicht an die Toten gedacht.“

„Mag sein. Trotzdem komme ich mir so egoistisch vor. Und ich habe total vergessen mein Versprechen Dir gegenüber einzulösen. Aber vorher will ich noch zu Professor Snape. Ich brauche seine Hilfe und ich will ihn in die Prophezeiung einweihen. Wenn Du willst, kannst Du mitkommen. Ich denke nicht, dass er was dagegen haben wird.“

Ginny freute sich über diese Worte, zögerte jedoch etwas. Zu sehr hatte dieser Mann sie und andere Schüler in den letzten Jahren gereizt, nicht fair behandelt und erniedrigt. Was für sie aber mehr zählte war, dass dies wieder der Harry war, den sie kannte und so liebte. Er dachte nicht zuerst an sich sondern an andere, auch wenn seine Worte nicht direkt darauf hindeuteten. Ginny sprintete zurück in die Bibliothek und sagte kurz, was passiert war und dass sie und Harry zum Meister der Zaubertränke gehen wollten. Sie kam sehr schnell wieder und gemeinsam gingen sie in Richtung der Kerker. Vor der Tür zum Büro von Professor Snape blieben sie stehen und Harry klopfte an.

Severus öffnete die Tür und erblickte Harry und Ginny, die beide ihn freundlich begrüßten.

„Mr. Potter und Ms. Weasley, was verschafft mir denn die Ehre Ihres Besuchs?“ fragte er nicht minder freundlich, aber trotzdem sehr formell.

„Professor Snape, ich möchte Sie um Ihre Hilfe bitten. Ich möchte lernen, wie ich Gedanken und Erinnerungen aus meinem Kopf in ein Denkarium bringe. Ich möchte Ihnen auch noch etwas sagen, was vielleicht auch für Sie interessant sein dürfte.“

„Treten Sie beide doch ein und nehmen Sie Platz. Wozu wollen Sie denn Ihre Erinnerungen in einem Denkarium betrachten?“ wollte der schwarz gekleidete Mann wissen.

Harry erklärte es ihm während er und Ginny dem Lehrer in sein Büro folgten.

„Es ist ja auch so, dass Erinnerungen, die man sich alleine im Kopf betrachtet, doch sehr subjektiv sind. Man achtet nicht auf vermeintliche Nebensächlichkeiten, die aber genauso wichtig sein können wie die Hauptsache.“

„Mr. Potter, Sie überraschen mich mal wieder. Sie scheinen doch mehr gelernt zu haben als die meisten anderen meiner Schüler. Sie liegen absolut richtig mit Ihrer Einschätzung. Wieso haben Sie denn die reizende Ms. Weasley mitgebracht?“

Harry lächelte seinen Lehrer an. „Ich habe Ihr versprochen, dass ich sie wenn immer möglich in alles einbeziehe. Heute fange ich damit an und vielleicht wollen Sie auch sehen um welche Erinnerungen es geht. Ihre Einschätzung würde mir sehr helfen. Worum es am Ende geht, darf ich nicht sagen. Dieses Versprechen habe ich Kingsley gegeben und ich fühle mich daran gebunden.“

„Ich verstehe. Also geht es um eine Ministeriumsangelegenheit und da wahrscheinlich um eine Person.“ Severus schaute Harry fragend an.

„Das stimmt. Es geht aber um meine persönliche Einschätzung des Verhaltens einer Person und es ist nicht einfach dies alleine und ohne Hilfe korrekt zu bewerten.“

Ginny saß die ganze Zeit dabei ohne etwas zu sagen. Sie beobachtete jedoch den Austausch mit großen Erstaunen. Sie kannte Snape nicht so verbindlich und zuvorkommend.

Severus öffnete den Schrank in dem sein Denkarium stand. Er schaute nach, ob nicht doch eine seiner Erinnerungen noch dort drin war. Er sah nichts und holte das magische GefÃ¤ß hervor.

„So, Mr. Potter. Um Erinnerungen aus dem Kopf zu ziehen, müssen sie sich auf genau diese Erinnerung konzentrieren. Wenn Sie das geschafft haben, legen Sie die Spitze ihres Zauberstabes an die Schläfe und ziehen sie langsam vom Kopf weg. Es ist kein Zauberspruch nötig dafür.“

Harry fing an sich auf die erste Begegnung mit Todessern zu konzentrieren. Er sah die Bilder beim Quidditch Finale genau vor sich und tippte mit der Spitze seines Stabes an die Stelle seines Kopfes, die ihm genannt worden war. Er merkte ein leichtes Ziehen an der Stelle und zog den Stab weg. Ein silberner Faden hing an seinem Zauberstab. Er ließ den in Severus Denkarium gleiten.
„Es geht in den Erinnerungen, die ich zeigen möchte um die Todesser im Allgemeinen und um Lucius Malfoy im speziellen. Deshalb schlage ich vor, dass wir uns nur auf Malfoy sr. konzentrieren. Ich muss eine Einschätzung über seine Aktionen verfassen.“

Die beiden anderen Personen nickten und machten sich bereit in Harrys Erinnerung einzutauchen. In der Erinnerung war der älteste der Malfoy-Familie nicht zu sehen, nur die vermummten Gestalten, als sie Chaos und Verwüstung über den Zeltplatz gebracht hatten. Die Todesser-maske von Lucius war auch für Severus nicht zu sehen. Das bedeutete, dass er an dieser Aktion nicht beteiligt war.

Harry fischte seine Erinnerung aus dem GefÃ¤ß und ließ sie wieder in seinem Kopf verschwinden. Die nächste Erinnerung war die am Grab vom Vater von Riddle. Er bereitete seine Mitstreiter bei der Aufgabe schonend drauf vor, weil es nicht einfach war. Sie tauchten gemeinsam in diese Erinnerung ein und erlebten nun mit, was Harry am Ende des trimagischen Turniers erlebt hatte. Mit Horror verfolgten Severus und Ginny die Ereignisse, angefangen mit dem Tod von Cedric Diggory. Als die Todesser nach der Wiedergeburt Voldemorts auftauchten konzentrierten sich alle 3 auf Lucius. Severus sagte: „Lucius hat nur rumgestanden und nicht angegriffen. Beim Priori Incantatem ist er geflohen wie ein Hase. Sieht ihm wirklich ähnlich. Er gibt sich als der Starke, aber wenn es ernst wird geht er stiften.“

„Den Eindruck hatte ich auch bei jeder Begegnung mit ihm.“, bestätigte Harry den Eindruck seines Lehrers. „Ich war mir nur nicht sicher ob das wirklich so war oder ob ich mich getäuscht habe.“

Der Eindruck über Lucius Malfoy änderte sich auch nicht in den anderen Erinnerungen. Dieser Mann hat nur gekämpft, wenn es nicht anders ging. Von selbst hat er nie angegriffen. Nach 2 Stunden hatten sie Harrys Erinnerungen durchgearbeitet und alle waren froh darüber, dass es endlich vorbei war. Harry bat Severus um etwas Pergament und eine Feder um sich Notizen über das Gesehene zu machen.

Während dessen fing Ginny an sich mit ihrem Lehrer zu unterhalten.
„Wieso machen Sie eigentlich jedem in Ihrem Unterricht Angst und sind so unausstehlich?“

„Das nenne ich Respekt verschaffen.“, erwiderte Severus lapidar.

Dies war Ginny nicht gut genug als Erklärung. „Wenn Sie respektiert werden wollen, dann sollten Sie auch ihre Schüler respektieren. Respekt ist keine einseitige Angelegenheit. Und anstelle Erstklässlern Angst zu machen, versuchen Sie doch mal zur Abwechslung bei den neuen Schülern Freude für Ihr Fach zu wecken. Ich finde Zaubertränke sehr faszinierend, doch Ihr Unterricht hat bei mir die Freude daran nicht gerade gefördert.“, redete die jüngste Weasley Severus ins Gewissen.

Erstaunt sah Severus zu Ginny. In seinem Unterricht hatte er das Mädchen als still, konzentriert, aber nicht sonderlich offen für den Lehrstoff erlebt. Trotz all dem waren die abgelieferten Aufgaben immer mindestens akzeptabel gewesen, meist aber doch besser als das. So langsam verstand er, dass er viele potentielle UTZ-Kandidaten durch seine Art abgeschreckt hatte und wollte etwas von Ginny wissen.

„Wie sollte ich denn Ihrer Meinung nach den Unterricht gestalten?“

„Ganz einfach. Erklären Sie am Anfang ganz einfach worauf es ankommt. Die wichtigsten Hilfsmittel sind ja Lesen, Verstehen, genaues Arbeiten und Konzentration dabei. Also praktisch all das, was Hermine und ich immer gemacht haben. Wenn mal etwas schief läuft, greifen Sie ein und geben Hilfestellung. Ich wette mit Ihnen, dass in Ihrem ersten Schuljahr Sie auch einen Trank verhauen haben. So geht es jedem Neuling mal.“

Severus erinnerte sich an sein erstes Schuljahr zurück und wie er einen Trank in einer der ersten Stunde so vermasselt hatte, dass sein Kessel beinahe geschmolzen wäre wenn der Lehrer nicht geholfen hätte. Er erinnerte sich auch daran, dass sehr viele Mitschüler das UTZ-Niveau zusammen mit ihm erreicht hatten. Seine Bilanz sah dagegen sehr mager aus. Nur Wenige hatten seinen Anforderungen genügt, wobei er nun erkannte, dass es an seiner Art mit den Schülern umzugehen gelegen hatte. Schon wieder hatte er einen Punkt auf seiner Liste, den er genauer beleuchten musste.

Mittlerweile hatte Harry seine Notizen beendet und übergab sie an Severus, damit er eventuelle Ergänzungen machen konnte. Dieser las sich alles genau durch und runzelte an ein paar Stellen zwar die Stirn, hatte am Ende aber nichts hinzuzufügen. Dies machte er mit seiner distanzierten Art, die er immer bei Hausaufgaben an den Tag legte.
„Es scheint alles so in Ordnung. Es ist halt entscheidend wie die Situationen waren. Dies haben Sie zum Glück berücksichtigt. Ich war ja nie dabei, daher kann ich nur als Außenstehender sagen, dass Ihre Beobachtung aus einer einigermaßen objektiver Sicht der Realität entspricht. Das Fehlen einer Wertung in Ihren Aufzeichnungen ist für mich eine äußerst akzeptable Leistung.“, sagte er und reichte die Notizen wieder zurück an Harry. Die Worte waren für den normalen Zuhörer eine durchschnittliche Bewertung, aber Harry und Ginny wussten es besser. Das war ein Lob erster Ordnung aus dem Mund des anspruchsvollen Mannes.

Harry bedankte sich dafür und sagte: „Ich habe noch eine Erinnerung, die aber nicht Todesser oder Voldemort betreffen. Es ist eine an ein kürzlich geschehenes Ereignis. Die möchte ich Ihnen zu sehen geben als Zeichen meines Vertrauens. Bitte behalten Sie den Inhalt für sich.“

Die Erinnerung lag schon im Denkarium und Severus schaute sie sich an. Es dauerte nicht lange bis er wieder auftauchte. Mit einer hochgezogenen Augenbraue schaute er die zwei jungen Leute vor sich an und fragte: „Es ist kein Zufall, dass Sie mir das zeigen, oder?“

„Absolut nicht. Ginny und Ich sind uns sicher, dass da mehr hinter steckt als die Worte am Grab und die anderen Ereignisse in Godric's Hollow vermuten lassen. Da Sie den unbrechbaren Schwur geleistet haben um mich zu beschützen, wäre es nicht hinnehmbar, wenn ich Sie im Ungewissen lasse.“

„Ich danke Ihnen beiden für das Vertrauen. Es ist wirklich sehr wichtig, dass Sie dieses Rätsel lösen können. Ich verspreche, dass ich helfe wo es mir möglich ist. Doch bitte bedenken Sie, dass die Interpretation des Texts genauso wichtig ist wie die Suche nach dem Gegenstand. Mehr kann ich im Moment nicht helfen, denn leider muss ich Sie bitten jetzt zu gehen. Einige Angelegenheiten erwarten jetzt meine Aufmerksamkeit.“, forderte Severus mit Blick auf seine Uhr nun die beiden auf zu gehen.

Harry und Ginny erhoben sich von der Couch auf der sie gesessen hatten. Auf dem Weg nach draußen verabschiedeten sie sich von Professor Snape und teilten ihm mit, dass sie in 2 Tagen für mehrere Tage im Ausland seien. Severus Snape nahm das schweigend zur Kenntnis und schloss leise die Tür hinter dem Paar.

Die zwei begaben sich auf den Weg zurück in die Bibliothek, wo Hermine und Ron noch immer an der Arbeit waren. Harry unterbrach sie und erzählte ihnen, was Snape Ginny und ihm gesagt hatte.

Hermine schaute etwas verdattert aus der Wäsche, denn sie hatte tatsächlich vergessen, was sie in den wenigen Stunden Wahrsagen gelernt hatte. Es war einfach zu unwichtig für sie gewesen, doch jetzt merkte sie, dass die Auslegung auch wichtig war. Da es aber mittlerweile schon spät geworden war und alle bis auf das Frühstück nichts gegessen hatten, wobei Rons Magen schon längere Zeit lautstark auf sich aufmerksam gemacht hatte, gingen die vier zum Abendessen in die große Halle. Hier trafen sie auf ein paar Schüler, die immer wieder verstohlen und bewundernd versuchten einen Blick auf sie zu erhaschen. Es waren auch die meisten Lehrer anwesend, nur Professor Flittwick und Professor Snape fehlten.

Beim Abendessen saßen sie mit den Eltern von Ron und Ginny zusammen und unterhielten sich angeregt über die bevorstehende Reise, als Professor McGonagall sich zu ihnen gesellte, nachdem sie die restlichen noch anwesenden Schüler angesprochen hatte. Sie teilte der Gruppe mit, dass das Ministerium nach einer Rücksprache mit den Lehrern das Schuljahr für die Fünft- und Siebtklässler als nicht stattgefunden bewertet wurde. Für alle anderen würde der Schulbesuch wie gewohnt weitergehen, was bedeutete, dass Ginny zusammen mit Hermine, Ron und Harry ihren Abschluss machen würde. Ginny freute sich wie ein Schneekönig darüber und auch Hermine war froh mindestens eine Freundin im neuen Schuljahr zu haben. Es war ja nicht klar ob die Parvati-Zwillinge wieder zurückkehren würden und Lavender Brown war ihr noch immer ein Dorn im Auge. Es dämmerte Ihr auch, dass es nächstes Schuljahr jeweils zwei fünfte und siebte Klassen geben würde.

„Wird Professor Snape wieder Zaubertränke unterrichten?“, fragte sie.

„Aber natürlich wird er das. Er hat mir zugesagt seine Tätigkeit hier mindestens ein Jahr fortzusetzen.“, antwortete Minerva

Nun wollte Harry wissen, wer Lehrer im Fach Verteidigung gegen die dunklen Künste werden sollte.

Professor McGonagall schien mehr zu wissen, als sie darauf sagte: „Das werden Sie alle im nächsten Jahr erfahren. Die Carrows werden es zumindest nicht sein.“

Nach dem Essen wollte keiner der vier jungen Leute mehr zurück in die Bibliothek. Daher gingen sie in den Gryffindorturm, wo sie sich im Gemeinschaftsraum am Kamin, in dem ein kleines Feuer fröhlich prasselte, versammelten und den genauen Wortlaut der Prophezeiung notierten. Harry und Hermine sorgten dafür, dass niemand außerhalb der eingeweihten Personen den Wortlaut erkennen konnte, während Ginny das Pergament vor Zugriff von fremden Personen mit einem ihrer bekannten Flüche schützte. Ron schaute nur zu und fühlte sich etwas ausgeschlossen. Harry merkte das und sprach seinen besten Freund an: „Hey Ron, Du kannst auch etwas machen. Du kannst ja mal schauen, ob es nicht ein sicheres Versteck für die Notizen gibt. Du bist Fred und George ähnlich und sie wussten immer, wo sie ihre Sachen vor Filch und den Lehrern verstecken konnten. Daher wirst Du garantiert auch so einen Platz finden.“

Rons Ohren wurden rot vor stolz. Er wollte mit Hermine gemeinsam nach einer solchen Stelle suchen und fragte sie, ob sie ihn begleiten wollte. Ohne lange zu zögern stand sie auf und Arm in Arm gingen die beiden auf die Suche, während Ginny und Harry sich an die Interpretation machten.

~*~


Unterdessen war Severus Snape bei Kingsley zu Besuch. Natürlich konnte er nicht ins Ministerium, daher hatte Kingsley den Grimmauldplatz als Treffpunkt gewählt. Die Schutzzauber waren schon lange erloschen, nur der Fidelius-Zauber war nicht aufgehoben. Sie saßen im Salon des Hauses, welches schon nach der freundlichen Behandlung durch Harry von Kreacher komplett gereinigt und auf Vordermann gebracht worden war.

Der amtierende Minister hatte den ehemaligen Spion in den Reihen von Riddle begrüßt und sie redeten miteinander über die Ereignisse die zu Dumbledores Tod geführt hatten.
„Harry hat mir schon etwas gesagt und ich vertraue auf sein Urteil. Aber um Dich, Severus, wirklich unbeschadet aus der Geschichte rauszuholen, muss ich wirklich alles wissen.“

Severus schaute Kingsley mit müden Augen an. Noch war er nicht bereit, seine Sicht der Dinge darzulegen. Obwohl sein Gegenüber einer der besten Auroren war, konnte dieser mit Legilimentik nichts herausfinden. Der ehemalige Schulleiter hatte vorher seinen Geist geleert und es gab nichts zu sehen. Da Kingsley stets sehr umgänglich und auch verbindlich ihm gegenüber war, hatte Snape nichts gegen die sehr vertraute Anrede. Mit der gleichen Anrede begegnete er seinem Mitstreiter im Orden.

„Ich werde Dir sicher alles sagen, jedoch fühle ich mich nicht in der Lage dazu. Ich hoffe doch, dass Du verstehst, dass ich mich ausgebrannt und leer fühle. All die Jahre haben ihren Tribut gezollt und ich muss erst einmal etwas Ruhe finden. Habe ich die Zeit denn?“, wollte er wissen.

„Aber natürlich. Im Ministerium bin ich einer von 3 Personen, die wissen, dass Du überlebt hast und die zwei anderen gehören zu den Weasleys. Sie sind absolut vertrauenswürdig und werden nichts verraten.“

„Gut zu wissen. Ich erwarte von Dir, dass es bei drei Personen bleibt und nicht über den erlauchten Kreis hinausgehen wird.“ Mit seinem bekannten strengen und durchdringenden Blick schaute Severus den Minister an.

„Ich werde dafür Sorge tragen. Du kennst mich genau seit meiner Schulzeit und ich war immer jemand, der seine Versprechen gehalten hat. Und Dir gegenüber war ich auch immer fair, oder etwa nicht?“

Severus erinnerte sich an die wenigen Begebenheiten in denen er mit Kingsley in Hogwarts zu tun gehabt hatte. Damals war der glatzköpfige Mann 2 Jahrgänge über ihm gewesen und war Schulsprecher. Und er war ein Hufflepuff. der immer auf Ausgleich und Frieden aus war. Das hatte Severus selbst erlebt und wusste nur zu gut, dass Kingsley immer loyal und diplomatisch gewesen war. Daher glaubte Severus ihm sofort sein Versprechen.

„Ich werde Dein Versprechen akzeptieren und werde Dir die Aussage so schnell wie möglich zukommen lassen.“

„Sehr gut. Damit ist alles geklärt und nun sollten wir wirklich das Haus verlassen. Der Besitzer weiß nicht, dass wir hier sind, obwohl ich nicht glaube, dass er etwas dagegen hätte.“

Severus nickte und verließ schweigend das Haus, von dem er wusste, dass es Harry gehörte.

~*~


Am nächsten Morgen beim Frühstück war Severus wieder am Lehrertisch anwesend. Er wirkte übernächtigt und von Sorgen geplagt. Harry und seine Freunde sahen das mit großer Besorgnis. Harry wartete darauf, dass Severus mit seinem Frühstück fertig war um ihn danach anzusprechen. Vor dem Eingang zur großen Halle sprach er seinen Lehrer an und fragt leise, so dass niemand die Unterhaltung hören konnte: „Was ist los mit Dir, Severus? Kann ich Dir helfen?“

„Nicht hier, Harry. Bitte folg mir zu einem der Klassenräume.“

Gemeinsam gingen sie in eines der vielen Zimmer im Schloss und auf dem Weg dahin schwankte Severus sichtlich. Es war sehr traurig für Harry mit anzusehen, wie ausgelaugt Severus zu sein schien. Im Klassenzimmer für Zauberkunst setzte sich Severus auf eine der Bänke und Harry nahm direkt neben ihm Platz.

„Ich schlafe einfach nicht gut und Tränke helfen nicht gegen meine Albträume. Dein Besuch gestern und die Betrachtung all Deiner Erinnerungen haben es nicht besser gemacht. Und Dein Geheimnis macht mir doch mehr Sorgen als ich gestern zugeben wollte.“

„Wieso hast Du denn nichts gesagt? Dann hätte ich Professor McGonagall oder noch jemand anderen gefragt.“

Mit hängendem Kopf erwiderte Snape: „Du vergisst, dass ich noch immer an den unbrechbaren Schwur gebunden bin.“

„Nein, das habe ich nicht vergessen. Doch es ist auch meine Aufgabe von meinen Freunden nicht zu viel zu fordern. Und wie ich es sehe, habe ich genau das bei Dir getan. Du solltest wirklich mehr auf Dich achten. Für mich bist Du als Mensch, Freund und Unterstützer zu wertvoll.“

Diese Worte waren Balsam für Severus Seele und er fühlte Wärme durch seinen Körper fließen. Trotzdem verflog die Müdigkeit nicht.

„Ich würde vorschlagen, Du gehst zu Madam Pomfrey. Sie wird Dir besser helfen können als Du dir selbst.“, fuhr Harry fort.

„Ich soll auf die Krankenstation?“, fragte Severus erstaunt.

„Wieso nicht? Vielleicht solltest Du auch mal Urlaub machen und auf andere Gedanken kommen. Andauernd den Spion zu spielen ist garantiert nicht gesund.“

„Ich würde gerne mal wo anders sein, aber ich gelte noch immer als Todesser. Ich glaube aber nicht, dass man mich so einfach reisen lassen würde.“ Nun wirkte der Mann, der so viel riskiert und beinahe sein Leben verloren hatte, resigniert und am Ende. Die wohltuenden Worte vom Anfang hatten ihre Wirkung verloren.

Harry bemerkte die herunterhängenden Schultern. „Es wird sich sicher sehr schnell eine Lösung für dieses Problem finden lassen und wenn ich selbst wie eine Banshee im Ministerium auftauchen muss.“

Die Vorstellung war selbst für Snape amüsant, denn er wusste vom Temperament des jungen Mannes, welches selbst bei ihm so manches Mal eiskalte Schauer den Rücken herunterlaufen gelassen hatte. Da war er seiner Mutter sehr ähnlich und das amüsierte und betrübte Snape gleichzeitig. Am Ende verlor das Gefühl der Trübsal und ein leichtes Zucken der Mundwinkel deutete an, dass diese Vorstellung ihn doch aufheiterte.

„Das glaube ich Dir sofort. Aber ich bleibe in Hogwarts und erledige die Aufgaben, die wirklich wichtig für mich sind. Erst danach kann ich daran denken meinen Ruf wiederherzustellen.“ Mit diesen Worten stand Severus auf und machte Anstalten den Klassenraum zu verlassen. Harry schnitt ihm jedoch den Weg ab und rang dem Lehrer das Versprechen ab, dass er sich von seinen Kollegen und Madam Pomfrey helfen lassen würde, sollte es wirklich nicht besser werden. Erst danach gab der Jüngere den Weg zum Gang wieder frei.

Auf dem Weg zu den Kerkern fühlte sich Snape schon etwas besser, denn er wusste nun, dass es mindestens eine Person gab, der etwas an ihm lag.

Harry machte sich nach dem kurzen Zwiegespräch auf den Weg zurück zu seinen Freunden um die Abreise morgen früh vorzubereiten. Es gab noch so einiges zu erledigen und viele Sachen mussten hierbleiben. Daher fragten Harry und Hermine Professor McGonagall, ob sie viele Sachen in einem der ungenutzten Räume zurücklassen könnten. Dies stellte kein Problem dar und Professor McGonagall sorgte dafür, dass niemand außer sie selbst, Harry oder Hermine den Raum betreten durfte. Zudem belegte sie die Habseligkeiten der beiden Schüler mit einem Antidiebstahlzauber.

Beruhigt konnten nun alle ihre Planungen fortsetzen und es gab einiges zu beachten. Hermine hatte einen Leitfaden für Reisen nach Australien in der Bibliothek ausgegraben und gemeinsam studierten sie die wichtigsten Hinweise. Noch war es nicht klar wohin genau der Portschlüssel sie bringen würde, aber Hermine hatte den Verdacht, dass sie im australischen Zaubereiministerium auftauchen würden.
Was alle wunderte, war die Tatsache, dass in dem fremden Land die Zauberer und Hexen unter den Muggeln lebten. Sie schirmten sich nicht so hermetisch ab wie hier. Die meisten Zauberer und Hexen dort gehörten aber der Gruppe der Ureinwohner, der Aborigines, an. Sie züchteten antipodische Opalaugen, einer Drachenart und verkauften aus Drachen gewonnene magische Zutaten.

Es waren sehr viele Informationen in dem Text und Hermine beschloss eine Kopie des Buches mitzunehmen. Mit einem Verdopplungszauber verschaffte sie sich ein Exemplar und steckte es ein.

Am Abend hatten sie die meisten Fakten gelesen und verinnerlicht. Nur Mittags hatten sie eine kleine Pause gemacht um eine Kleinigkeit zu essen. Nach dem Abendessen, welches ereignislos verlaufen war, wollten alle bis auf Harry ins Bett, da sie um 5 Uhr aufbrechen wollten. Harry wollte noch den Brief an Kingsley fertigstellen und ihm den morgen im Ministerium hinterlassen. Es dauerte noch eine Stunde, bis er mit seiner Arbeit fertig war. Er hatte noch die Einschätzung zu Lucius Malfoy fein säuberlich verfasst. Danach ging auch er schlafen.

Am Morgen wurden Harry und Ron durch das laute Schrillen eines Weckers geweckt. Sofort standen sie auf, wuschen sich, zogen sich an und schnappten sich ihre Taschen. Harry steckte noch den Brief für den Minister in seine Jacke. Sie trafen gemeinsam mit Hermine und Ginny im Gemeinschaftsraum ein. Alle vier waren sehr aufgeregt. Alle waren gespannt wie es in Australien sein würde. Leider hatte sich Kreacher noch nicht gemeldet und das zerrte an Hermines Nerven. Gemeinsam gingen sie zu Professor McGonagall, die schon in der Eingangshalle auf sie wartete. Um nicht unnötige Risiken einzugehen, erlaubte sie den Schülern von ihrem privaten Kamin ins Ministerium zu flohen. Harry mochte diese Art zu Reisen nicht. Ihm war fliegen oder apparieren viel lieber.

Einer nach dem Anderen trat aus einem der Kamine im Ministeriumseingang. Kingsley hatte schon vor zwei Tagen erfahren, dass Hermine einen Portschlüssel nach Australien bewilligt bekommen hatte und wollte die Angelegenheit selbst erledigen. Er kam auf die vier jungen Leute zu und begrüßte sie mit seiner ruhigen und tiefen Stimme. Kaum war das erledigt, tauchten Tonks und Remus auf. Tonks hatte dieses Mal feuerrote Haare und hätte locker als Mitglied der Weasley-Familie durchgehen können. Remus umarmte Harry als erstes bevor er auch die anderen begrüßte.

Harry zog Kingsley ein wenig zur Seite und übergab ihm das Schreiben, das er am Abend noch fertiggestellt hatte. Der Minister war erstaunt von der Dicke des Umschlags. Er hatte mit einem kurzen Brief gerechnet und nicht mit einem halben Roman. Er steckte das Kuvert in seine Tasche und ging zu Hermine, nicht ohne sich bei Harry für das Schreiben zu danken. Er übergab Harrys bester Freundin ein Halstuch, dass als Portschlüssel dienen sollte. Er erklärte ihr genau, was sie zu beachten hätte und welches Ziel der Portschlüssel hatte.

„Ms. Granger, bitte beachten sie, dass Sie sieben Tage Aufenthalt in Australien haben. Der Portschlüssel wird Sie und Ihre Begleiter in 10 Minuten direkt ins australische Zaubereiministerium bringen. Der Portschlüssel wird Sie heute in 7 Tagen um die gleiche Uhrzeit wieder hierher zurückbringen. Es gelten weiterhin die Vorschriften zur Geheimhaltung der Magie, wobei nur die ortsüblichen Regeln einzuhalten sind. Ich wünsche Ihnen und Ihren Freunden eine angenehme Zeit.“ Mit diesen Worten verabschiedete er sich und verließ die Eingangshalle in Richtung der Fahrstühle.

Hermine ging zu ihren Begleitern und forderte sie auf, das Tuch festzuhalten. Denn dieser war der Portschlüssel. Nun hieß es warten und die Zeit verging fast gar nicht. Hermine wurde ungeduldig und fing an mit einem Fuß auf dem Boden zu tappen. Dann war es soweit und das Tuch leuchtete blau auf und die Gruppe wurde in einen Wirbel gerissen. Es dauerte nicht lange und sie tauchten auf der anderen Seite der Erde wieder auf.

Alle sechs landeten auf den eigenen Füßen. Bis auf Hermine ließen alle das Halstuch los und sie sahen sich um. Die riesige Halle, in der sie sich jetzt befanden, sah vollkommen anders aus als die im heimischen Ministerium. Die Wände und Säulen waren aus weißen Granit und der Boden aus einem glattgeschliffenen und polierten roten Gestein. Große Fensterfronten ohne große Unterbrechungen zogen sich nach oben bis zur Decke. Hinter den Glasscheiben konnte man jede Menge Menschen an Schreibtischen bei der Arbeit sitzen sehen und alles wirkte viel moderner und weltoffener. Nichts, aber auch wirklich nichts schien im verborgenen abzulaufen. Es gab Nischen für Kamine mit Flohnetzwerkanbindung, gläserne Aufzüge und Apparierpunkte für Ministeriumsangestellte. Die Halle selbst wurde nicht durch Fackeln oder Kerzen sondern durch magische Lampen beleuchtet. Kaum hatten sie den ersten Eindruck verdaut, kam ein Mann auf sie zu und begrüßte sie sehr locker.
„`n Tag zusammen. W` geht's?“

Der Akzent war sehr gewöhnungsbedürftig und im ersten Moment verstand niemand ein Wort. Trotzdem kam der Inhalt an und die sechs Personen grüßten zurück. Der australische Ministeriumsangestellte merkte nun, dass die Ankömmlinge ihn nicht richtig verstanden haben und er fing nun an auch für sie verständlich zu reden.

„Willkommen in Australien. Sie sind im Herzen von Sydney gelandet. Ich hoffe Ihre Reise war nicht unangenehm. Ihre aktuelle Uhrzeit ist 7 Uhr abends.“

„Vielen Dank für die Begrüßung“, erwiderte Hermine und schüttelte dem Mann die Hand. „Wo genau in Sydney sind wir denn?“

„Wir befinden uns unter dem Hyde Park. Von hier sind es nur ein paar Minuten zu Fuß zum Opernhaus. Ich möchte Ihnen diesen Leitfaden für Reisende mitgeben. Dort finden Sie Informationen über Hotels für Magier, Sehenswürdigkeiten und Verhaltensregeln. Bei uns leben die Magier nicht versteckt bis auf ein paar wenige Ausnahmen und das sind einige wenige Ureinwohner, die nicht von nichtmagischen Menschen gestört werden wollen. Ansonsten haben wir die gleichen Regeln wie Ihr in Großbritannien. Sollten Sie Hilfe brauchen, können Sie jederzeit ins Ministerium kommen. Tagsüber sind die Eingänge in den U-Bahn-Stationen St.-James-Station und Museum-Station zu finden. Der Zugang ist die rechte Tür neben den Zugängen zu den Gleisen 1 und 2 von St.-James-Station oder auf den Rückseiten der Säulen am Eingang von Museum-Station. In Notfällen können Sie entweder durch die rechte Eingangstür der St. Mary's Cathedral oder durch die Nischen im Anzac Memorial das Ministerium betreten. Es steht aber auch alles in dem Leitfaden. Bitte verwahren Sie ihn gut auf. Er ist Ihre Zugangsberechtigung zum Ministerium. Ich hoffe, ich habe Sie nicht zu sehr gelangweilt mit meinem Sermon. Ich muss ihn bei jedem ausländischen Besucher vortragen.“

Hermine und die anderen lachten laut. Bürokratie ist doch überall gleich. Der Mann vom Ministerium stimmte mit ein und so herrschte schnell eine lockere Stimmung. Nun war es aber an der Zeit die Stadt und das Land zu erkunden. Sie wollten sich schon verabschieden, als Harry etwas einfiel.

„Haben Sie zufällig Informationen über magische Umzugsunternehmen mit Erfahrung im Umgang mit Muggeln?“, wollte er wissen.

Etwas skeptisch schaute der Ministeriumsangestellte ihn an. „ja, das haben wir. Ich frage mich nur, wieso Sie das wissen wollen.“

„Es geht um die Eltern von Hermine, Ms. Granger. Sie sind nach Australien vor den Anhängern von Voldemort geflohen und wir sind hier um ihnen bei der Rückkehr zu helfen.“

„Ach so, das versteh sogar ich. Mir kam Ihr Gesicht schon bekannt vor. Sie sind derjenige, dem es gelungen ist diesen Wahnsinnigen zur Strecke zu bringen. Stand auch bei uns schon in den Zeitungen. War nicht der große Aufmacher aber es hat alle hier gefreut, dass es so passiert ist.“

„Stimmt. Ich möchte aber nicht darüber reden. Ist noch zu früh dafür.“

„Kein Problem. Warten Sie einen kleinen Augenblick, ich gebe Ihnen ein Paar Broschüren von Umzugsunternehmen.“ Es dauerte nur zwei Minuten und Harry hatte die Informationen, die er benötigte. Er hatte vor, den Umzug für Hermines Eltern zu bezahlen. Es war ein Dankeschön für die Hilfe im vergangenen Jahr und dies wollte er ihr am Tag, an dem sie ihre Eltern gefunden hatten, sagen.

Hermine schaute ihn fragend an und er erklärte ihr, dass er nur vorsorglich die Information haben wollte, damit ihre Eltern schnell wieder in ihre alte Heimat zurückkehren könnten. Sie fiel ihrem besten Freund um den Hals, drückte ihn und gab ihn einen dicken Schmatzer auf die Backe. Verdutzt schaute er Hermine an, denn damit hatte er nicht gerechnet. Die anderen Reisenden grinsten breit bei dem Bild, das sich ihnen bot.

Nun war es aber an der Zeit eine Unterkunft zu finden. Der Leitfaden empfahl ein Hotel in Newtown, einem Stadtteil von Sydney, in dem vorwiegend Studenten lebten. Da dort verrückte Kleidung nichts außergewöhnliches war, würden Magier nicht auffallen. Das Hotel befand sich direkt am Jubilee Park, unweit einer kleinen Bucht. Es gab in dem Hotel einen Kamin mit Anbindung an das Flohnetzwerk und im Park war ein versteckter Apparierplatz. In der Unterkunft für die nächsten Tage wurden die sechs sehr herzlich begrüßt. Sie bekamen drei Doppelzimmer und es gab einige Diskussionen darüber, wer mit wem ein Zimmer teilen würde. Am Ende lief es darauf hinaus, dass Ron und Harry sich ein Zimmer teilten wie auch Hermine und Ginny. Remus und Tonks hatten eines für sich alleine und es war für sie wie Flitterwochen, wenn auch sehr verspätet. Harry hatte darauf bestanden die Kosten zu übernehmen und obwohl anfangs alle dagegen waren, konnte er sich durchsetzen. Finanziell konnte er sich ja einiges leisten und wenn er seinen Freunden einen Urlaub zahlte, so war dies ein Dankeschön für all die Hilfe, die er von ihnen erfahren hatte.

Sie hatten ihre Zimmer bezogen und ihre Taschen ausgepackt und trafen sich an der Rezeption. Es war ja schon Abend aber sie waren nicht müde. Das verwirrte alle etwas und daher beschlossen sie etwas zu essen. Da sie nicht wussten wo hier Restaurants waren, blieben sie im Hotel und aßen dort. Danach beschlossen sie noch etwas auf Erkundungstour zu gehen und streiften durch die Straßen, in denen das Leben tobte. Sie fielen absolut nicht auf. Hier waren Menschen aus vielen Nationen zuhause und es gab asiatische Punks, indische Grufties, arabische Rastafaris und europäische New-Age-Typen. Mit großen Augen sahen sich Tonks, Ginny und Ron um, während Hermine, Harry und Remus ganz locker blieben. Sie kannten Muggel nur zu gut und wussten genau wie ausgeflippt sie zum Teil sein könnten.

Nach 2 Stunden hatten sie genug davon und waren fast taub, weil aus einigen Gebäuden extrem laute Musik gedröhnt hatte. Deshalb machten sie sich auf den Weg zurück ins Hotel und beschlossen ins Bett zu gehen. In der Nacht schliefen sie jedoch so gut wie nicht, da für die innere Uhr bei allen ja hellster Tag war. Am Morgen gab es ein deftiges Frühstück und es dauerte nicht lange, bis sie satt waren.

Da Harry und Hermine noch immer auf eine Nachricht von Kreacher warteten und es sonst nichts zu tun gab, wurde beschlossen einige Sehenswürdigkeiten zu besuchen. Darunter war eine kleine Siedlung von australischen Ureinwohnern, wo nur magisch begabte Personen lebten. Nach einem kurzen Abstecher zu einem Drachenreservat, wo die schönsten Drachen der magischen Welt, die Opalaugen mit perlmutfarbenen Schuppen, gezüchtet wurden, machten sie sich auf zu dieser Siedlung, direkt neben dem Reservat lag. Sie wurden sofort als Magier erkannt und freundlich begrüßt.

Hermine war wieder ganz in ihrem Element und stellte Fragen über Fragen. Ron hingegen wollte mehr über die Opalaugen wissen und die Drachenhüter der Siedlung erklärten ihm alles und er durfte einen füttern. Das klang zwar gefährlich, war es aber nicht. Diese Drachenart galt als sehr friedlich, sofern man das von Drachen sagen konnte. Da aber Menschen nicht auf der Liste der Lieblingsspeise standen und die Tiere mittlerweile an ihre Hüter gewöhnt waren, knabberte eines der Wesen das Futter aus Rons Hand. Als nichts mehr zu essen da war, leckte es Rons Hand wie ein Hund ab und erwischte dabei den ganzen Arm bis zur Schulter. Tonks machte davon Fotos und lachte als Ron rief: „Igitt, Drachensabber!“

Trotzdem war Ron total aus dem Häuschen. Wann konnte man dann schon mal einen Drachen mit der Hand füttern und dieser benahm sich dabei wie Hagrids Saurüde.

Remus sprach mittlerweile mit einigen anderen Einwohnern der Siedlung über Verteidigung und ging dabei aus sich heraus. So zufrieden hatte man den Werwolf schon lange nicht mehr gesehen. Es war bezeichnend, dass Remus immer etwas Neues lernen wollte.

Harry hingegen stand mit Ginny zusammen und beobachtete das Treiben. So glücklich wie heute hatte er sich schon ewig nicht mehr gefühlt. Jeder seiner Freunde hatte Spaß und er konnte das beobachten. Auf einmal spürte er eine Hand auf seiner Schulter. Er und Ginny drehten sich um und er blickte einem sehr dunkelhäutigen alten Mann in die fast schwarzen Augen. Der Mann hatte langes weißes Haar und seine Kleidung war etwas ungewöhnlich. Er trug einen weißen Umhang mit einem Regenbogen an der Brust und Badelatschen an den Füßen. Zudem hatte er einen langen Stab mit einem leuchtend weißen Opal als Griff in der Hand.

„Ich fühle eine große Sorge in Dir, eine Sorge um einen neuen Freund, der sein Leben für Dich in Gefahr gebracht hat. Er hat sogar ein Mal angenommen um Dir zu helfen.“, sprach dieser Harry an.

'Wieso weiß er davon? So gut wie niemand weiß von Severus?`, dachte Harry. „Das stimmt. Woher wissen Sie das?“

Auch Ginny war davon erstaunt und schaute mit großen Augen den Mann an.

„Die Traumzeit hat mir das verraten. Sie hat mir gezeigt, dass Du einen schweren Kampf hinter Dir hast und die Toten des Kampfs noch nicht geehrt hast. Dies ist aber nicht Deine Schuld, weil Du noch immer in Gefahr bist.“

Beschämt ließ Harry den Kopf hängen. „Auch das stimmt. Aber was ist denn die Traumzeit? Der Begriff ist mir unbekannt.“

„Die Traumzeit verbindet Schöpfung, Leben und Vergehen, Liebe, Gleichgültigkeit und Hass, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, das Diesseits und das Jenseits miteinander. Die große Traumzeit ist nicht vielen zugänglich, doch wer es schafft, erblickt das Wichtige im Leben und kann Ereignisse sehen, die den meisten Menschen verborgen bleiben.“, erklärte der Ureinwohner.

„Also ist das so etwas wie Wahrsagen?“, wollte Ginny nun wissen.

Der Mann schaute etwas irritiert zu Ginny. „Es ist viel mehr als das. Es ist das Erkennen der natürlichen Ordnung. Sie bestimmt die Ereignisse in der Welt. Schon vor mehreren Monaten wusste ich, dass Ihr herkommen würdet und habe gesehen, dass Ihr eine Macht habt, die die Traumzeit ändern kann. Ihr müsst sie nur finden.“

„Welche Macht ist das denn?“, fragte Harry erstaunt?

„Diese Frage habe ich erwartet und kann sie leider nicht beantworten. Ihr müsst dafür Eure persönliche Traumzeit erforschen. Doch so verletzt wie Eure Seelen sind, ist es Euch nicht möglich. Seelen, die nicht geheilt sind, sind dazu nicht fähig. Eure Seelen kann ich vielleicht heilen, den Rest müsst Ihr alleine schaffen.“ Mit durchdringenden Blick schaute der alte Mann erst in Ginnys und dann in Harrys Augen. „Folgt mir!“

Der Befehl ließ keinen Widerspruch zu und die beiden folgten dem Mann in eine Hütte aus Stroh und Lehm. Dort nahm dieser ein TongefÃ¤ß und gab es Harry.

„Hier drin ist die Essenz Heilende Seele. Sie wird helfen Eure Seelen zu heilen. Die Menge reicht für zwei Personen. Da aber Dein Freund“, dabei deutete der Mann auf Harry, „auch Hilfe braucht, gebe ich Dir das Rezept, die Zutaten und die Anweisung zur Anwendung. Benutzt die Essenz weise, denn sie birgt bei gesunden Seelen große Gefahren. Eure Freunde, die mit Euch gekommen sind, sind fast geheilt und brauchen die Hilfe nicht.“

In einen Kleinen Korb packte der Mann die Zutaten zusammen. Es waren Blüten einer Pflanze, 2 kleine Fläschchen mit Flüssigkeit, 2 schwarze Opale und einem Mondstein. Dazu legte er ein Pergament mit der Brauanleitung und der Anleitung zur Anwendung. Als er fertig war, übergab er das Körbchen an Harry und Ginny, die sich den Inhalt genau anschauten. Die Blüten waren rosa bis violett und rochen süßlich, obwohl sie getrocknet waren. Die Fläschchen waren verschlossen. Die Flüssigkeiten darin waren milchig weiß und honiggelb. Der Mondstein war klein und unscheinbar. Selbst für Harry schien es einfach zu sein, die Essenz zu brauen obwohl die Brauanleitung lang zu sein schien. Der alte Australier sagte: „Wir benutzen die Essenz, wenn wir geliebte Menschen betrauern müssen und die Trauer nicht überwunden werden kann. Ihr dagegen benutzt den Trank für traumlosen Schlaf. Das verschiebt nur das Problem und macht es deutlich schlimmer. Unsere Essenz hilft dabei Ereignisse zu akzeptieren und Zuversicht in die Zukunft aufzubauen. Auch der Umgang mit anderen Menschen wird einfacher. Normalerweise geben wir Rezepte für unsere Tränke und Essenzen nicht an Fremde heraus, doch die Traumzeit sagt mir, dass Ihr keinen Unsinn damit anstellen werdet. Passt gut auf Euch und Eure Freunde auf, denn Ihr seid eine Einheit. Diese Einheit gilt es zu bewahren, solange es eine Gefahr da draußen gibt.“

Harry und Ginny bedankten sich für dieses Geschenk, verabschiedeten sich und gingen wieder zu ihren Freunden während der alte Australier in der Hütte zurückblieb. Kaum wieder im Freien kamen Hermine, Remus, Tonks und Ron auf Ginny und Harry zu und staunten nicht schlecht als die zwei ihnen erzählten was ihnen der alte Mann ihnen gesagt hatte. Sofort war Hermines Forscherdrang wieder erwacht und wollte die Anleitung zur Zubereitung lesen. Harry hielt sie jedoch davon ab, denn er wollte, dass sie alle den Tag genießen würden. Es war ja nicht gewiss wie lange sie die Gelegenheit haben würden, so frei und unbeschwert leben zu können. Hier in Australien war Harry zwar auch bekannt, aber bei weitem nicht so berühmt wie in der Heimat. Das gefiel ihm und er konnte sich vorstellen nach der Schule nicht länger in Großbritannien zu leben.

Den Gedanken schob er aber zur Seite und schlug vor, dass sie alle zum magischen Kaufhaus am Stadtrand von Sydney apparierten. Damit waren alle einverstanden und schon waren sie verschwunden, um einen Augenblick später vor einem großen Gebäude, das abseits der bewohnten Gebiete stand und vor Muggelaugen geschützt war, auftauchten. Man sah jede Menge Eulen rein und rausfliegen. Es war wirklich faszinierend anzuschauen und die Menschen, die dort ein und ausgingen, waren wie nichtmagische Personen gekleidet. Einige hatten sogar Mobiltelefone, die sie aber am Eingang in Schließfächer legten, damit die Geräte keinen Schaden nehmen würden. Magie und Elektronik passten nun mal nicht zusammen. Hermine und Harry fanden das genial, denn wenn Zauberer und Hexen sich unauffällig und ohne Magie unter Muggeln bewegen könnten, würde einiges vieles leichter im Zusammenleben.

Die vier anderen Reisenden wussten nicht was Mobiltelefone waren und Hermine erklärte es ihnen. Ron verstand es nicht ganz richtig und pries das Flohnetzwerk: „Wir haben doch das Flohnetz. Damit stehen wir schnell im Kontakt miteinander. Dazu braucht man so was doch nicht.“

Hermine korrigierte ihn. „Sieh mal, Ron. Wenn Du unterwegs bist und keinen Kamin erreichen kannst, wie willst Du dann ohne Verzögerung Kontakt aufnehmen? Mit Mobiltelefonen kannst du genau das machen. Du bist immer und überall erreichbar und kannst jeden den du willst erreichen, wenn er ein Telefon hat.“

„Ganz schön clever, diese Muggel.“

Hermine lachte leise. 'Die Zauberer und Hexen in Großbritannien sind so unbedarft wenn es um nichtmagische Geräte und Erfindungen geht. Da werde ich mit Ron noch einiges zu tun bekommen.`

Auch zwischen Harry und Ginny kam es zu einer ähnlichen Diskussion, wobei sich Ginny deutlich aufgeschlossener zeigte. Da war sie ganz wie ihr Vater.

Nun wollten sie aber gemeinsam sich im Kaufhaus umschauen. Angeblich konnte man hier alles bestellen oder kaufen. Davon wollte sich vor allem Tonks überzeugen. Schon direkt hinter dem Eingang wurden sie von dem Angebot erschlagen. Das ganze Gebäude war in Gänge, Etagen und einzelne Geschäfte unterteil. Es war fast wie die Winkelgasse, nur mit dem Vorteil, dass Regen und Wind hier nicht das Einkaufserlebnis stören konnten. Es war nicht zu kühl oder zu warm hier drin und man hörte Leute lachen, hin und wieder auch schreien. Eulen schuhuten vor sich hin und ab und zu hörte man einen magischen Feuerwerkskörper explodieren. Die Stimmung der Leute hier war sehr locker und gelöst und niemand nahm Anstoß an den unbekannten Neuankömmlingen. Zuerst gingen Harry, Ginny und Hermine in die Apotheke, die direkt hinter dem Eingang lag. Sie sah fast wie eine Muggelapotheke aus. Alles war sauber, modern und ordentlich. Es gab auch die Apothekerschränke, wobei die Schubladen magisch vergrößert worden waren um so auch Platz für große Gefäße zu haben. Drachenbestandteile waren hier deutlich günstiger als in London und Harry konnte nicht widerstehen und kaufte einiges für Severus als kleines Mitbringsel. Darunter war Drachenblut, Schuppen vom Opalauge, Drachenleber und als etwas Besonderes erstand er auch die Eierschalen von einem chinesischen Feuerball. Er zahlte sofort und ließ alles per Expresslieferung zusammen mit einer Karte, die er noch im Geschäft schrieb, nach Hogwarts schicken. Danach schaute er auf die Zutatenliste für die Essenz der heilenden Seele und fand darin, dass ein Silberkessel, ein Platinlöffel für die Zubereitung und für die Anwendung eine Schale aus Koboldgold benötigt wurde. Drei dieser Schalen kaufte er sofort und den Kessel und Löffel ließ er auch zu Severus liefern.

Ron, Remus und Tonks schauten sich auch um und entdeckten ein Geschäft für Verteidigung. Dort fanden sie ein paar Utensilien, die in Australien gerne zur Verteidigung genutzt wurden. Darunter war ein Bumerang aus verzaubertem Eukalyptusholz, der garantiert immer wieder zum Besitzer zurückkehrte. Als besondere Eigenschaft hatte der die Möglichkeit fast jeden Fluch, sofern er nicht der dunklen Magie zugeordnet wurde, zu speichern und auf Befehl auf das gewünschte Ziel loszulassen. Ron war sehr fasziniert davon und kramte in seinen Taschen nach ein paar Sickel, doch er fand nur 2 Knuts. Harry kam in dem Moment mit den beiden Mädchen dazu und sah das verzweifelte Gesicht von Ron. Harry holte einige Galleonen aus seinem Beutel und kaufte dafür direkt für alle seine Freunde, auch die in Dumbledores Armee und natürlich auch für sich solche Waffen. Es gab noch viel Kurioses zu sehen, wobei das alles eher als Humbug galt.

So langsam wurden alle müde, denn es war ja für sie mitten in der Nacht, aber sie wollten bis zum Abend durchhalten, damit sie am nächsten Morgen wieder im normalen Tag-Nacht-Rhythmus waren. Um die Müdigkeit zu bekämpfen, holten sie sich einen starken Tee und fühlten sich danach schon wieder viel wacher. Sie streiften durch die vielen Gänge des Kaufhauses und es war wirklich herrlich. Niemand erkannte sie und sie waren absolut ungestört. Das war wieder etwas, woran Harry in der Winkelgasse nicht denken konnte. Vor allem nachdem er Riddle zum Teufel gejagt hatte.

Die Zeit verflog und es wurde deutlich, dass die Sonne bald untergehen würde. Sie beschlossen in Sydney etwas zu essen und dann ins Bett zu gehen. Noch bevor sie gingen, sah Harry ein Schmuckgeschäft, das ihn anzog. Er betrat das Geschäft und im Augenwinkel erblickte er eine fein gearbeitete Kette mit einem Anhänger. Beides war aus Weißgold gefertigt und der Anhänger mit einem Rubin besetzt, der von Citrinen umgeben war. Zusammen bildeten die Edelsteine eine Sternform. Er wusste sofort, dass er das perfekte Geburtstagsgeschenk für Ginny gefunden hatte und kaufte das Schmuckstück. Danach war auch er bereit zu gehen. Mit einem leisen Plopp apparierten sie zum versteckten Platz in dem Park am Hotel und machten sich dann auf den Weg. Harry machte kurz halt an der Rezeption ihrer Unterkunft um Galleonen in Australische Dollar umzutauschen. Das war absolut kein Problem und so konnten sie endlich die einheimische Küche kennenlernen. Die Gruppe suchte sich ein gemütliches Restaurant aus, das auch im Leitfaden erwähnt wurde. Es gab fast nur Fisch und Gemüse und beides in allen möglichen und unmöglichen Zubereitungsarten. Beim Gemüse war Harry zurückhaltend, weil es ungesalzen war. Ein Salzstreuer brachte etwas mehr Würze ans essen und danach schmeckte es allen vorzüglich. Für einen Nachtisch waren alle zu müde und verließen nach dem Begleichen der Rechnung die Gaststätte. Im Hotel fiel jeder von ihnen fast augenblicklich ins Bett und schlief sofort nachdem der Kopf das Kissen berührte ein.

Am nächsten Morgen wurden Ron und Harry durch Kreacher geweckt, der mit einem leisen Krachen auftauchte. Schläfrig wollte Harry wissen, was los sei. Deshalb ließ Kreacher verlauten: „Meister Harry, Kreacher hat die Eltern von Ms. Granger gefunden. Sie leben nicht weit von hier. Ich kann Sie dahin bringen.“

Mit einem Schlag war Harry hellwach und wollte genau wissen wo Kreacher sie gefunden hatte.

„Kreacher hat alle Städte in Australien durchsucht. Hier ist die letzte Stadt und hier leben sie.“

„Und Dich hat niemand gesehen oder gehört?“

„Nein Meister Harry. Kreacher hat alles so gemacht wie mein Meister gesagt hat.“

„Das hast Du sehr gut gemacht. Sag mir bitte die Adresse, das reicht uns schon. Würdest Du nun bitte das Haus der Grangers in London saubermachen und alles reparieren was kaputt ist?“

„Mein Meister ist wirklich sehr nett. Er befielt nicht sondern bittet Kreacher etwas zu machen. Das hat Kreacher nicht verdient.“ Der kleine Hauself mit der piepsigen Stimme heulte laut vor Dankbarkeit und dadurch wurde Ron geweckt.

„Was ist denn los?“, nuschelte er noch verschlafen bevor er bemerkte, dass Harrys Hauself anwesend war. „Oh, hallo Kreacher. Wie geht's Dir denn?“

Das war nun endgültig zu viel für den kleinen Elf und er konnte kaum noch aufhören zu heulen. „Der beste Freund von meinem Meister ist auch viel zu freundlich zu Kreacher. Kreacher hat ihn beleidigt und das darf er nicht.“ Der Elf lag nun auf dem Boden und weinte sich die Augen aus dem Kopf. Ron schüttelte den Kopf ohne etwas zu sagen. Harry versuchte nun Kreacher zu beruhigen und nach quälend langen Minuten wurde er wieder still. Langsam erhob sich Kreacher wieder und tat nun das, worum Harry ihn gebeten hatte.

„Die Eltern von Meisters Freundin wohnen in Peronne Ave Nummer 4. Der Ort heißt Clontarf.“

„Danke Kreacher. Du hast wirklich gute Arbeit geleistet. Nun mach bitte das, um das ich Dich gebeten habe.“

Das kleine Wesen verbeugte sich und verschwand lautlos wieder.

„Ron, ich geh mal eben Ginny und Hermine wecken. Kreacher hat Hermines Eltern gefunden und das wird sie sicher aufwecken.“ Harry zog sich schnell eine Jeans an und ging zum Nebenzimmer. Kurz nachdem er angeklopft hatte, öffnete Hermine. Sie sah noch richtig müde aus und ihre Haare standen in alle Richtungen ab.

„Mensch Harry, wir schlafen noch. Wieso hast Du uns geweckt?“

„Ich habe gute Nachrichten. Kreacher hat deine Eltern gefunden.“

Hermine erging es bei dieser Nachricht wie Harry. Auf einen Schlag war auch sie wieder im Land der Lebenden. „Wo sind sie?“

„Sie leben in Clontarf. Kreacher hat mir die Adresse gegeben. Er meinte, es wäre nicht weit von hier. Bevor wir aber losziehen, sollten wir erst einmal einen Plan machen. Es wäre nicht gut, wenn wir etwas überstürzen und wir sollten dem australischen Ministerium Bescheid geben, dass wir Magie in einem Muggelgebiet anwenden werden. Bei Deinen Eltern werden sie ja keinen Aufstand machen.“

Diese Worte bremsten Hermine augenblicklich. Sie hatte bisher nicht darüber nachgedacht was sie machen würde, wenn sie ihre Eltern gefunden hatte. Sie gab sich angesichts von Harrys Logik geschlagen und machte sich nun dran einen Plan zu verfassen, nachdem sie die Tür zu ihrem Zimmer wieder geschlossen hatte. Ginny lag noch immer schlafend im Bett und ließ sich auch nicht durch das Kratzen einer Feder auf Pergament nicht stören.

Harry war wieder zu Ron zurückgekehrt und nun nahm er sich Zeit die Brauanleitung für die Essenz zu studieren. Es war nicht schwer, nur langwierig. Die Zubereitung dauerte 2 Tage und der Kessel musste dabei dauernd gekühlt werden. Die Rührbewegungen waren auch exakt aufgeschrieben. 13 mal im Uhrzeigersinn wenn ein Becher Quellwasser zum Mondstein in den Kessel kommt, 10 mal gegen den Uhrzeigersinn nachdem die getrockneten Blüten der black-eyed Susan hinzugefügt wurden und einmal in einer 8, nachdem der Saft der Flaschen- oder Zylinderbürste in den Sud getropft war, musste umgerührt werden. Danach durfte man 5 Stunden warten, bevor man den Nektar der grauen Spinne ohne zu rühren hinzufügen durfte. Dann begann die zwei Tage lange Wartezeit bis der Mondstein sich aufgelöst hatte und dann war die Essenz fertig. Also nicht schwer. Das könnte sogar der größte Stümper im Fach Zaubertränke herstellen.

Zwei Zimmer weiter wachten Remus und Tonks vom Ruf eines Kookaburra auf. So kündigte der lachende Hans täglich den neuen Tag pünktlich zum Sonnenaufgang an. Das schrille Lachen dieses Vogels drang auch durch das Fenster im Zimmer von Hermine und Ginny und weckten Harrys Freundin. Noch schläfrig streckte sie sich und sah danach Hermine an dem kleinen Schreibtisch sitzen und fieberhaft etwas aufschreiben.

„Guten Morgen, Hermine. Was schreibst Du da?“, fragte sie von einem herzhaften Gähnen unterbrochen. Hermine reagierte nicht, zu tief war sie in ihre Arbeit versunken. Ginny schwang sich aus dem Bett und näherte sich ihrer Freundin. Sie blieb hinter ihr stehen und las, was Hermine geschrieben hatte. Nun verstand sie, weshalb Rons Freundin nicht regierte. Deshalb tippte Ginny Hermine auf die Schulter und diese zuckte vor Schreck zusammen.

„Oh, guten Morgen, Ginny. Ich hab gar nicht bemerkt, dass Du schon wach bist. War wohl zu sehr beschäftigt.“

„Ich sehe es. Du planst, was Du machen wirst, wenn Du deine Eltern gefunden hast.“

„Kreacher hat sie schon gefunden und es Harry gesagt. Ich wollte eigentlich sofort los, aber Harry hat mich auf ein paar Dinge hingewiesen, die ich nicht bedacht hatte.“

„Du hast was nicht bedacht? Den Tag muss ich mir rot im Kalender anstreichen. Das passiert Dir ja sonst nie.“, erwiderte Ginny scherzhaft.

Nun musste auch Hermine lachen und es nahm ihr etwas die Anspannung angesichts des bevorstehenden Wiedersehens mit den Eltern. „Du hast aber auch gut reden. Wie war das in deinem fünften Schuljahr? Da hast du mehrfach Mittag- oder Abendessen ausfallen lassen um zu lernen oder Hausaufgaben zu machen.“

Nun wurde Ginny rot. Das Jahr der ZAGs hatte sie in schlechter Erinnerung. All die Aufgaben und Prüfungen hatten sie an den Rand des Wahnsinns getrieben.

Zwei Stunden später waren alle angezogen und bereit für das Frühstück. Sie blieben im Hotel, da es hier auch das typisch englische Frühstück gab. Während sie aßen, besprachen sie, wie sie nun vorgehen wollten. Klar war natürlich, dass zuerst offizielle Stellen eingeweiht werden mussten. Daher beschlossen sie ins Ministerium zu gehen um dort von ihrem Vorhaben zu berichten.

Gemeinsam fuhren sie mit der U-Bahn bis zur St.-James-Station, weil sie dort die Tür benutzen konnten, was nicht so auffallen würde wie ein Verschwinden in einer schmalen Säule. Es dauerte eine knappe halbe Stunde bis sie zur Haltestelle, in der sie ins Ministerium kommen konnten, gelangten. Während der Fahrt schauten Ron und Ginny mit staunendem Blick um. Die Bahn fuhr ohne jemanden, der sie steuerte und es wirkte für sie, dass hier Magie am Werk war. Harry erklärte ihnen im Groben, wie das funktionierte. Sie konnten es nicht glauben und meinten, dass er sie hinters Licht führen wollte. Es war im Moment halt zwecklos und auch nebensächlich. Viel wichtiger war es doch, dass Hermine ihre Eltern wiederbekam.

Am Ziel stiegen sie aus und gingen schnell zu dem Zugang, der im Leitfaden genannt wurde. Die Menschen um sie herum beachteten sie nicht und es war ein einfaches, durch die Tür zu treten. Sie tauchten direkt am Empfang des Ministeriums auf, wo sie freundlich von einer schwarzhaarigen, dunkelhäutigen und blauäugigen Hexe nach ihrem Begehren gefragt wurden. Da es Hermines Angelegenheit war, erklärte sie, was los war und was sie vor hatten. Die Frau am Empfang verstand sofort um was es ging und benachrichtigte umgehend jemanden, der für so etwas ausgebildet war. Es dauerte nicht lange, bis ein hochgewachsener Mann mit langen braunen Haaren und einer sehr schlanken Statur aus einem der gläsernen Aufzüge trat. In der Hand hatte er einige Formulare und auch die Broschüren über magische Umzugsunternehmen, die Harry in weiser Voraussicht auch in eine Innentasche seiner Jacke gesteckt hatte.

„Mein Name ist Frederic Burbanks aus der Abteilung für Zaubern bei nichtmagischen Menschen. Einen guten Tag wünsche ich Ihnen, Ms. oder Mrs.?“, sagte der Mann mit einem freundlichen Lächeln und streckte Hermine die Hand entgegen

Hermine begegnete ihm genauso freundlich und schüttelte ihm die Hand. „Ms. Hermine Granger heiße ich. Ihnen auch einen schönen guten Tag. Hinter mir sind meine Freunde, die mir helfen wollen. Sie wissen weshalb ich hier bin?“

„Natürlich. Die Dame am Empfang hat mich informiert und wir können uns in ein kleines Konferenzzimmer begeben um alles zu besprechen und die Formulare auszufüllen. Wenn das erledigt ist, bekommen sie eine Erlaubnis im Haus ihrer Eltern zu zaubern und um auch den Gedächtniszauber rückgängig zu machen.“

Hermine konnte es kaum glauben, dass es so einfach sein würde. In London hätte sie tausende Formulare und Anträge ausfüllen und sich einer Befragung durch Mitarbeiter der entsprechenden Abteilungen durchstehen müssen um eine Erlaubnis zu bekommen. Die Freude darüber zeigte sie ganz deutlich und lächelte fröhlich. „Sehr gerne Mr. Burbanks. Haben Sie etwas dagegen, wenn meine Freunde mit anwesend sind? Ich habe keine, nein eher kaum Geheimnisse vor ihnen.“

„Nein, das ist kein Problem. Bitte folgen Sie mir.“ Er deutete auf eine der vielen Türen direkt hinter dem Empfang.
Zusammen mit ihren Mitreisenden ging Hermine in das Besprechungszimmer, in dem ein Tisch stand, an dem 15 Personen gleichzeitig sitzen konnten. Kaum hatten alle Platz genommen, sagte der freundliche Herr: „Wir lassen die Formulare von einer magischen Feder ausfüllen. Das geht schneller und Sie müssen nachher nur noch unterschreiben. Es geht schneller, wenn nur Ms. Granger redet, deshalb möchte ich die weiteren Herrschaften darum bitten nicht zu reden.“

Die fünf anderen nickten nur und sagten keinen Ton.

„Sehr gut, dann können wir ja anfangen.“
Er fischte ein Formular für die Sondererlaubnis zum Zaubern in einem Haus von nichtmagischen Menschen für nichtaustralische Magier. Dort wurden die Daten von Hermine, ihren Eltern und ihre Identität nach dem Gedächtniszauber festgehalten. Das zweite Formular war der Antrag zur Nichtüberwachung von magischen Aktivitäten für die Dauer von einer Woche an einer Adresse. Auch das war schnell ausgefüllt und lag, genauso wie das erste Formular, in vierfacher Ausfertigung vor. Das letzte Formular war der Antrag zur Erlaubnis zur Aufhebung eines Gedächtniszaubers bei einem oder mehreren nichtmagischen Personen. Hier musste Hermine die ganze Geschichte erzählen und auch eine Begründung für diesen Antrag angeben. Auch von diesem Antrag wurden Kopien auf magische Weise angefertigt. Nur wurden hiervon sieben weitere Kopien angefertigt, von denen vier für den Fall aufbewahrt wurden, dass hier ein Missbrauch der Erlaubnis vorliegen würde. Sollte dem so sein, würden sie an das Ministerium für Magie in London geschickt und dort der Abteilung zur magischen Strafverfolgung vorgelegt. Dies erklärte Mr. Burbanks Hermine ganz genau und machte ihr klar, dass ein Missbrauch der Erlaubnis mit einer Gefängnisstrafe enden würde.

Da sie aber nichts zu befürchten hatte, unterschrieb sie jede Kopie. Auf den Ausfertigungen für Hermine erschien sofort ein Stempel mit dem Schriftzug Erlaubnis erteilt und schon war die Angelegenheit erledigt. Für alles hatte Hermine nur knapp eine Stunde gebraucht.

Mr. Burbanks sagte zu Hermine: „Ich wünsche Ihnen viel Glück und eine gute Zeit hier bei uns.“

„Vielen Dank, Mr. Burbanks. Sie waren eine große Hilfe.“

Alle verabschiedeten sich und während der Ministeriumsangestellte in Richtung einer der Aufzüge ging, verließ die kleine Gruppe das Ministerium durch den Ausgang zu St.-James-Station. Alle waren froh darüber wieder Sonnenlicht zu sehen. So toll das Innere des Ministeriums gestaltet war, schlug es trotzdem nicht das Tageslicht und das Leben draußen.

Jetzt wurde es ernst für Hermine und die anderen. Da es ein normaler Wochentag war, ging Hermine davon aus, dass ihre Eltern noch bei der Arbeit waren. Sie hatte dafür gesorgt, dass sie als Zahnärzte weiterarbeiten konnten und ging daher davon aus, dass sie jetzt schon in ihrer Praxis sein würden. Vor sechs Uhr abends wären sie sicher nicht wieder daheim. Daher musste sie warten. Diese Zeit wollte sie nutzen um mit ihren Freunden sich über das Vorgehen abzustimmen. Mit der Tür ins Haus zu fallen wäre die schlechteste Idee, fand sie. Es muss schon subtiler vorgegangen werden. Sie durfte auch nicht auf offener Straße zaubern, also fiel auch ein Illusionszauber flach. 'Wie war das noch mal? Ich muss auch mal auf meinen Bauch hören und mich von meinen Instinkten leiten lassen.` Die innere Stimme wies sie auf etwas hin, dass sie nie richtig beachtet hatte. Sie wusste ja von den Vorlieben ihrer Eltern und eine davon war Konzerte. Vor allem klassische Konzerte hatten es ihnen angetan und sie wollte das ausnutzen.

„Ich habe einen Plan, wie wir meine ansprechen. Wir sollten das aber nicht auf der Straße besprechen. Ich schlage vor, wir gehen in eines der vielen Cafés in diesem Viertel.“, informierte sie die anderen.

Sie brauchten 15 Minuten, bis sie ein geeignetes Café gefunden hatten, in dem es auch Tische gab, die nicht so einfach eingesehen werden konnten. Alles setzten sich und Hermine erklärte ihren etwas improvisierten Plan. „Wir werden als Mitglieder eines englischen Schulchors auftreten und wir verkaufen Eintrittskarten für ein Konzert. Dazu brauchen wir aber etwas bessere Kleidung. Dunkle Hosen oder Röcke und weiße Hemden oder Blusen wären angebracht und natürlich schwarze Schuhe. Auf die Hemden und Blusen zaubern wir ein Abzeichen einer Schule. Vielleicht nehmen wir das alte Hogwartsemblem. Es ist so antiquiert, dass dies unsere Glaubwürdigkeit unterstreicht. Damit kommen wir sicher bis ins Haus meiner Eltern und dann können wir loslegen. Am besten wäre es, wenn Harry und ich als erste vor gehen und euch danach rein lassen. Wenn wir zu sechst dort aufschlagen, wäre das schon etwas bedrohlich und das sollten wir vermeiden.“

Remus stimmte dem zu. Sehr vergleichbar war der Orden auch vorgegangen um neue Mitglieder zu suchen und es hatte sich fast immer gelohnt. „Gut ausgedacht, Hermine. Nutze das Wissen über Dein Gegenüber und Du hast einen Fuß in der Tür.“

Die sechs mussten nun bis zum Abend warten und beschlossen daher den Tag faul und nichts machend zu verbringen. Remus und Tonks wollten endlich mal die Strände der Stadt erkunden und die zwei anderen Pärchen waren damit einverstanden. Sie ließen sich mit dem Bus, für den Harry die Tickets zahlte, zum Bondi Beach, den berühmtesten Strand der Stadt, bringen. Sie spazierten den Strand entlang und beobachteten die Menschen, die dort joggten, surften oder nur ganz relaxt mit Freunden, Bekannten oder Familien picknickten. Zum Baden war es für die meisten Leute schon zu kühl. Gelegentlich sah man auch Rauch von Grillplätzen aufsteigen und es wehte hin und wieder der Duft nach gegrilltem Fleisch oder Fisch zu ihnen rüber.

Nur Hermine schien abgelenkt zu sein. Sie überlegte sich, was sie ihren Eltern nach dem Aufheben des Gedächtnisveränderung sagen würde. Es würden sicher einige Vorwürfe auf sie niederhageln, dessen war sie sich bewusst. Sie hatte das Vertrauen ihrer Eltern ja auch missbraucht und sie, ohne es zu erklären, verhext. Die Vorstellung ließ sie frösteln. Ron, der neben ihr ging, merkte dies und zog sie an seine Schulter

„Nun mach Dir nicht zu viele Gedanken. Deine Eltern werden es sicher verstehen.“, versuchte Ron sie zu beruhigen.

„Du hast gut reden. Du hast nicht ihren Blick gesehen, als ich sie verhext habe. Erschrocken und vorwurfsvoll haben sie mich angeschaut, als ich meinen Stab auf sie gerichtet hatte. Das werde ich nie vergessen.“ Hermine war den Tränen nahe.

„Du machst Dir Vorwürfe, das verstehe ich. Doch Eltern vergeben ihren Kindern fast alles. Sie mal meine Eltern an und welchen Blödsinn meine Brüder und ich alles angestellt haben. Trotzdem haben sie uns immer wieder verziehen. Bei Deinen Eltern wird es auch so sein. Da bin ich mir sicher.“ Die einfühlsamen Worte von Ron machten Hermine wieder Mut und sie dachte nur noch daran wie glücklich sie sein würde, wenn ihre Familie wieder komplett wäre. Sie ließ die Sorgen für den Moment einfach mal keinen Platz und genoss den Moment mit ihrem Freund.

Ohne es zu merken hatten die 3 Pärchen das südliche Ende des Strands erreicht und sie kehrten um. So langsam wurden alle hungrig, denn es ging auf die Mittagszeit zu. Sie kehrten in ein gemütliches Restaurant ein und bestellten sich etwas zu essen. Nur Wein zum Essen konnten sie hier nicht bestellen, so etwas stand nicht auf der Karte, sie blieben sowieso lieber bei Säften und Wasser. Nach dem Essen blieb noch viel Zeit bis zur Umsetzung des Plans, daher entschloss sich die Gruppe ins Hotel zurückzukehren. Hermine studierte unaufhörlich ihre Notizen über die Aufhebung des Gedächtniszaubers und sie sorgte dafür, dass alle die passende Kleidung für ihre Mission hatten.

Ginny und Harry gingen in den Park beim Hotel und nutzten die Zeit um sich endlich mal auszusprechen über das vergangene Jahr. Dabei flossen bei beiden oft die Tränen vor Entsetzen und Trauer für die Opfer. Harry erzählte ihr alles über die Flucht, den Einbruch ins Ministerium, die Katastrophe bei den Lovegoods und einfach alles, was Ron, Hermine und er erlebt hatten. Zuletzt berichtete er ihr, wie er sich Voldemort im verbotenen Wald gestellt hatte, dort erneut den Todesfluch überlebt hatte und er dadurch alle Bewohner und Verteidiger Hogwarts vor Voldemort geschützt hatte. Ginny hatte noch nicht einmal im Ansatz geahnt, wie entsetzlich es gewesen sein musste. Ginny erzählte im Gegenzug von ihrem Schuljahr unter Snape und den Carrows. Die Carrows waren zum Glück nicht intelligent genug gewesen, um zu erkennen, wer sie da in den Wahnsinn treiben wollte. Trotzdem hatte sie mit ansehen müssen, wie Mitschüler wegen kleinster und harmloser Vergehen gefoltert wurden. Sie ließ auch nicht aus, wie Colin Creevey vor ihren Augen von einem Todesser getötet wurde. Am Ende fühlten sie sich Matt, aber erleichtert. Geheimnisse gab es zwischen ihnen nicht mehr.

Ron, Remus und Tonks blieben derweil in der Empfangshalle des Hotels und spielten Zauberschach. Ron verpasste zuerst Tonks eine vernichtende Niederlage, bevor er Remus herausforderte. Das Spiel war noch im vollen Gange, als Harry und Ginny sich dazugesellten. Remus war für Ron eine harte Nuss, was er nicht erwartet hatte. Das Spiel dauerte schon fast vier Stunden, ohne dass einer der beiden aufgeben wollte. Harry schaute auf seine Uhr und sah, dass es so langsam Zeit wurde zu gehen. Bis nach Clontarf würden sie knapp eine Stunde brauchen, da sie dorthin nicht apparieren konnten, und sie mussten sich noch umziehen.

Ginny ging in ihr Zimmer, wo Hermine mittlerweile wie ein Tiger hin und her ging und einem Nervenzusammenbruch nahe zu sein schien. Auf dem Bett lag schon die Kleidung für alle bereit. Hermine hatte wirklich hervorragende Arbeit geleistet. Als Ginny ihre Freundin so nervös im Raum umher tigern sah, musste sie eingreifen.

„Hermine, setz dich hin und versuch dich zu entspannen.“

„Nein Ginny, ich kann nicht. Ich habe irgendetwas vergessen und das kann alles zunichtemachen.“

„Den Zauber kannst Du. Kleidung hast du auch gezaubert, ein Plan liegt auch vor. Vielleicht solltest Du Tonks sagen, dass sie ihre Haare nicht pink färben sollte. Blond und schulterlang wäre angebracht, dann fällt sie nicht auf.“, erwiderte Harrys Freundin.

Aufgeregt rief Hermine: „Der Plan! Ich brauche den Plan noch mal.“, und kramte in den Pergamenten dabei. Sie las sich alles noch mal durch und merkte, dass sie ein kleines, aber wichtiges Detail vergessen hatte. Wenn ihre Eltern fragen würden, was der vermeintliche Chor denn aufführen würde, hatte sie keine Antwort darauf. Schnell überlegte sie sich eine Antwort auf die Frage und verinnerlichte sie. Danach schrieb sie dies noch auf um ihre Begleiter später zu informieren. „Ich hatte wirklich was vergessen. Die Haare von Tonks sind nebensächlich. Ich sage es euch allen gleich. Nun müssen wir uns aber umziehen. Ich bringe Remus und Tonks ihre Sachen und Du bitte Ron und Harry.“

So wie Hermine es wollte, wurde es auch gemacht und es dauerte nicht lange bis sich alle umgezogen und abmarschbereit in der Hotelhalle einfanden. Harry fragte an der Rezeption nach zwei Taxis nach Clontarf. Die Adresse hatte er auf zwei Zetteln notiert und gab einen davon an Hermine, die mit Remus und Tonks in einem der Fahrzeuge sitzen würde, während Harry mit Ron und Ginny im anderen zum Ziel fahren würde.

Nach 10 Minuten hielten die Transportmittel vor dem Hotel und alle stiegen ein. Die Fahrt dauerte, da es Berufsverkehr war, fast zwei Stunden, was aber nicht schlimm war. An der Adresse angekommen, sahen sie, dass in der offenen Garage ein Fahrzeug stand, von dem Hermine wusste, dass es das Traumauto ihres Vaters war. Das Haus selbst War am Hang gebaut und der Eingang war nur über eine Treppe zu erreichen. Das eiserne Tor am Fuß der Treppe stand offen und das bedeutete, dass garantiert jemand zuhause war. Hermine und Harry stiegen die Treppen hoch und standen schnell an der Haustür. Kaum hatten sie geklingelt, öffnete sich die Tür und ein Mann mit kurzen braunen Haaren und einem freundlichen Lächeln im Gesicht.

„Guten Tag. Kann ich Ihnen helfen?“

Hermine stockte das Herz, als sie ihren Vater vor sich sah. Sie brachte keinen Ton heraus. Harry bemerkte das und er übernahm nun.

„Schönen guten Tag. Wir kommen vom Hogwarts-Schulchor aus Schottland und wir verkaufen Eintrittskarten für unser Konzert hier in Schulauditorium.“

Mr. Wilkes, beziehungsweise Mr. Granger war erfreut, dass sich auch mal Personen aus seiner alten Heimat hierher verirrten und bat die beiden herein.

„Kommen Sie doch herein. Es ist schön, dass ich mal wieder Menschen aus Großbritannien treffe. Monica, kommst Du mal bitte? Wir haben Besuch“

Hermine und Harry sahen sich um und Hermine erkannte viele der Möbel wieder. Sie hatten in ihrem Heim in London gestanden. Auch ihr Lieblingssessel aus ihrem Zimmer, in dem sie oft gesessen und gelesen hatte, stand im hellen, lichtdurchfluteten Wohnzimmer. Sie hörte Schritte hinter sich und eine Frau mit dunkelblonden, etwas buschigen Haaren und braunen Augen näherte sich. Hermine schossen Tränen in die Augen und sie musste sich stark zusammenreißen, um ihren Plan nicht zu gefährden.

„Monica, das hier sind Mitglieder eines Schulchors aus Schottland. Sie treten hier an der Schule auf und verkaufen Eintrittskarten.“

„Das ist ja schön. Was singt Ihr denn?“

Hermine hatte sich schnell wieder beruhigt, ihre Stimme wiedergefunden und antwortete: „Wir singen die Missa Brevis Sancti Joannis de Deo von Joseph Haydn. Begleitet werden wir vom Schulorchester. Dazu gibt es dann noch ein paar Stücke von Bach, Mozart und Purcell.“ Sie wusste, dass dies die Lieblingskomponisten ihrer Eltern waren. Sie wartete darauf, dass ihre Eltern nahe beisammen standen um ihnen schnell den Restaurationszauber zu verpassen. Sie hatte ihren Zauberstab im Ärmel ihrer Bluse versteckt und nur die Spitze schaute fast unsichtbar aus dem Ärmel heraus.

„Ein ambitioniertes Programm, muss ich schon sagen, aber es gefällt mir“, sagte Hermines Mutter und machte einen Schritt auf ihren Mann zu. Nun standen sie fast perfekt. Hermine ließ ihren Stab in die Hand gleiten und sprach schnell den Zauber. Hermines Eltern wurden von dem Zauber getroffen und wirkten sehr verwirrt. Sie schüttelten ihre Köpfe und bewirkten, dass ihre richtigen Erinnerungen wieder an die richtigen Stellen im Kopf festsetzten. Sofort erkannten sie ihre Tochter wieder und sie schauten sie sehr traurig und enttäuscht an. Sie machten keinen Schritt auf ihre Tochter zu. Hermine wusste, was kommen würde und ließ den Kopf hängen. Sie traute sich nicht, ihre Eltern nach so langer Zeit zu umarmen.

„Hermine, was hast Du mit uns gemacht? Du hast uns total enttäuscht. Richtest Deinen Zauberstab auf uns, um uns zu verhexen. Was hast Du Dir dabei gedacht?“, wollte ihre Mutter von ihr wissen. Harry musste eingreifen, um seine beste Freundin zu unterstützen.

„Mrs. und Mr. Granger, ich glaube, Sie kennen mich, wenn auch meist aus Erzählungen von Hermine. Mein Name ist Harry Potter und ich bin mit ihr hier, damit ich sie unterstützen und Ihnen alles erklären kann. Wenn Sie erlauben, möchte ich erst einmal unsere Freunde rein holen. Sie werden Ihnen alles bestätigen können. Danach können Sie Hermine noch immer Vorwürfe machen, aber Sie sollten vorher noch die Motive Ihrer Tochter wissen.“

Dankbar schaute Hermine ihren besten Freund, der ihr schon einige Male aus schwierigen Situationen geholfen hatte, an.

„Sie sind also der Junge, von dem Hermine so oft geredet hat. Sind Sie etwa in unsere Tochter verliebt?“, fragte ihr Vater ihn.

„Nein. Hermine ist für mich die Schwester, die ich nie hatte.“

„Na gut, dass nehm ich einfach mal hin. Holen Sie ruhig ihre Freunde“

Harry ging zur Haustüre und stieß einen lauten Pfiff aus. Nur einen Moment später hörte man, wie mehrere Personen die Treppe hinaufkamen. Sie traten ins Haus ein und sahen eine sehr niedergeschlagene Hermine, die von ihren Eltern noch immer vorwurfsvoll angeschaut wurde. Ihr Vater forderte die Gruppe auf, sich doch zu setzen, wobei er und seine Frau sich nicht mit auf die Sitzgruppe im Wohnzimmer setzte, sondern auf zwei Sessel gegenüber.

Harry erzählte nun, was passiert war - dabei ließ er einige Details, die für die Grangers nicht wichtig sein würden, aus - und erklärte, weshalb Hermine so gehandelt hatte. Mit sichtbaren Grauen hörten Hermines Eltern das alles und sie erkannten, in welcher Gefahr sie geschwebt hätten, wären sie in London geblieben. Hermine saß still da, und weinte nun lautlos. Sie hatte zwar mit einer solchen Reaktion ihrer Eltern gerechnet, aber dass es so schmerzhaft sein würde, war ihr nie in den Sinn gekommen.

„Vielleicht hätte Hermine mit Ihnen vorher reden sollen, aber hätten Sie ihr denn erlaubt, dass sie sich auf eine solche gefährliche Reise begibt?“ fragte Harry und blickte erst Hermines Vater und danach ihrer Mutter in die Augen. Es dauerte einige Minuten, bis Mr. Granger sich räusperte und sagte: „Ich glaube nicht. Ich kann jetzt nur für mich sprechen und ich hätte Hermine niemals erlaubt, dass sie ihr Leben in tödliche Gefahr bringt.“ Hermines Mutter stimmte da zu, wobei sie auch Verständnis für ihre Tochter zeigte: „Wenn ich es richtig verstehe, wäre Hermine ja ins Gefängnis gekommen, nur weil sie nicht aus einer magischen Familie kommt. Das konnte sie ja nicht wissen, aber geahnt hat sie es schon. Daher musste sie sich entscheiden ob sie flieht oder mit Ihnen gegen diese Ungerechtigkeit kämpft. Da ich mein kleines Minchen als loyal und rechtschaffend kenne, gab es für sie keine Wahl. Sie wollte uns nur schützen und das weiß ich zu schätzen. Trotzdem hätte sie vorher mit uns reden müssen.“ Nun schaute sie ihrer Tochter das erste Mal seit der Wiederherstellung der Erinnerung in die verquollenen Augen, in der noch immer die Tränen aufstiegen. Sie konnte ihr nicht länger böse sein. Sie breitete ihre Arme aus und sagte sanft: „Komm her, Minchen. Es tut mir leid, dass ich Dich so angefahren habe. Ich versteh Dich nun und kann dir nicht länger böse sein.“

Hermine stand zitternd auf und stürzte sich in die Arme ihrer Mutter. Nun lagen sich die zwei Frauen in den Armen und weinten. Mr. Granger konnte sich nicht länger halten und umarmte seine Familie. Auch bei ihm schossen Tränen in die Augen, doch er blinzelte sie weg. Die Familie Granger brauchte fast eine halbe Stunde, bis sie sich wieder gefasst hatte, in der Zeit saßen die fünf Anderen still da und wagten kaum zu reden. Als sich Hermine wieder aus den Armen ihrer Eltern gelöst hatte, stellte sie nun ihre Freunde vor. Sie erzählte auch, dass Remus ein Werwolf war, was für die Grangers aber nicht beängstigend war, denn Remus war wie immer sehr freundlich und zuvorkommend. Als sie Ron als ihren Freund vorstellte, nahm Mr. Granger ihn zur Seite und in die Mangel. Er quetschte ihn aus über seine Familie, seine Berufsaussichten und einfach alles, was er über Ron wissen wollte. Hermines Mutter unterhielt sich angeregt mit Tonks und Remus, während Harry und Ginny Hermine in ihre Mitte nahmen und sie gemeinsam sich das Schauspiel betrachteten. Es wurde immer später und man hörte, dass einige Bäuche ein mächtiges Grollen von sich gaben. Mrs. Granger, die keine Lust hatte jetzt noch zu kochen, rief einen Lieferdienst an und bestellte Pizza für jeden. Mr. Granger holte was zu trinken, wobei er auf Alkohol oder stark zuckerhaltige Getränke verzichtete. Es gab selbstgemachten Eistee, der allen vorzüglich schmeckte. Als dann das Essen geliefert wurde, wurde es still im Haus. Alle langten kräftig zu und Ron aß, wie er es auch in Hogwarts machte, am meisten. Er fand Pizza richtig lecker und fragte sich, wieso es so etwas in Hogwarts nicht gab. Als Ron das laut aussprach entstand langsam eine sehr entspannte Atmosphäre und endlich erklang auch hin und wieder ein Lachen im Hause Granger.

Nach dem Essen wollte Hermine wissen, ob ihre Eltern wieder zurück nach London wollten.

„Natürlich wollen wir. Es wird aber etwas dauern, da wir hier alles verkaufen und unsere Möbel wieder verschiffen lassen müssen.“

Harry hatte die Prospekte von einigen magischen Umzugsunternehmen dabei und zeigte sie den Eltern von Hermine. Interessiert schauten sie sich diese an und sahen erstaunt, dass jedes dieser Unternehmen den Umzug in nur 3 Tagen abschließen könnte. Zwei Unternehmen hatten sogar eine enge Anbindung an einen Immobilienmakler. Das Haus würde durch den verkauft. Da blieb dann nur die Zahnarztpraxis. Die musste auch verkauft werden

Mr. Granger fragte: „Welche Referenzen haben diese Unternehmen denn?“

„Sie wurden vom australische Ministerium für Magie empfohlen. Wenn Sie wollen, können wir sofort Kontakt aufnehmen.“

„Sehr gerne. Am besten nehmen wir die zwei.“, sagte Mr. Granger und nahm die Broschüren, in der auch ein Immobilienmakler angepriesen wurde.

„Kein Problem, Mr. Granger.“, erwiderte Harry. „Und um die Kosten müssen Sie sich keine Gedanken machen. Das geht auf mich als mein Dank für Hermines Hilfe all die Jahre.“

Das wollte keiner der Familie Granger annehmen, doch Harry ließ keinen Widerspruch zu. „Ich habe mehr als genug Geld um davon zu leben. Wenn ich es nicht für sinnvolle Dinge ausgebe, bringt es nichts. Und meine beste Freundin glücklich zu sehen, ist für mich sinnvoll. Wo wir gerade dabei sind. Ihr Haus in London wird gerade von meinem Hauself hergerichtet und gesäubert. Es muss also nach dem Umzug nicht groß geputzt werden.“ Hermine drückte Harry ganz fest an sich und bedankte sich für alles. Auch ihre Mutter umarmte ihn. Jetzt verstand sie den Satz, den Harry am Anfang gesagt hatte. Er fühlte sich verantwortlich für seine Freunde, was für sie ein sehr selten zu findender Charakterzug war.

Nun wollte Mr. Granger wissen, wo sie wohnten und wie sie dahin kommen wollten. Hermine erklärte ihnen das Apparieren und dass viele Zauberer und Hexen so reisten. „So reist man schneller und hat keine Wartezeiten in Staus oder ähnliches. Wir können von hier zum Hotel apparieren und sind dann morgen früh wieder hier. Oder darf ich hier schlafen?“

„Natürlich darfst du das, Minchen und Dein Freund darf auch hier übernachten. Du bist ja erwachsen und wir können Dir ja keine Vorschriften mehr machen.“, sagte Mrs. Granger, die das Zepter übernommen hatte, bevor Hermines Vater auch nur einen Ton von sich geben konnte. Hermine und Ron blieben bei den Grangers zurück, als die anderen 4 zum Hotel apparierten. Sie hatten sich vorher für 8 Uhr morgens bei den Grangers verabredet um gemeinsam zu frühstücken. Weder Harry noch Ginny hatten Lust alleine in einem Zimmer zu schlafen. Sie beschlossen in einem Bett zu schlafen, zum ersten Mal in ihrer Beziehung.

Es passierte nichts in der Nacht, denn sie genossen nur die Nähe zueinander. Ginnys Augen waren geschlossen und sie lauschte Harrys Atmen, was sich sehr schnell sehr gleichmäßig wurde. Er war eingeschlafen und ihr fielen jetzt auch die Augen zu.

Am nächsten Morgen wurde Harry durch einen Wecker aus dem Schlaf gerissen und er fiel fast aus dem Bett. Mit kleinen Augen taperte er zur Tür zum Bad. Er erschrak beim Anblick, der sich nach dem Öffnen der Türe bot und er wurde purpurrot im Gesicht. Ginny stand nur in Unterwäsche am Waschbecken und fuhr erschrocken zusammen, als sie Harrys Antlitz im Spiegel sah. Schnell schnappte sie sich ein Badetuch und hielt es vor sich. Harry murmelte: „Entschuldige Ginny, das wollte ich nicht.“ und schloss die Türe blitzschnell wieder.

Ginny lachte etwas verlegen, doch sie merkte, dass es ihr doch nicht peinlich war, dass Harry sie so gesehen hatte. Sie brauchte nur wenige Minuten um sich anzuziehen und trat danach aus dem Bad. Harry saß auf dem Bett und schaute etwas verlegen in ihr Gesicht.

„Ginny, es tut mir Leid. Ich wollte nicht so ins Bad reinplatzen.“

Sie lächelte ihn an: „Mach Dir keine Gedanken drüber. Ich hätte ja auch in mein Zimmer gehen können. So etwas passiert nun mal und um ehrlich zu sein, es ist mir nicht mal peinlich, dass Du mich so gesehen hast.“

„Wirklich? Du hast ausgesehen, als ob Du eine Todesfee gesehen hättest.“

„Wirklich. Es war nur der Schreck. Nun beeil dich aber, wir haben noch eine Verabredung.“ Mit diesen Worten schickte sie Harry ins Bad, wo er sich so schnell es nur ging duschte, die Zähne putzte und sich anzog. Es hat nur knapp 10 Minuten gedauert und er war fertig. Gemeinsam gingen sie zur Rezeption und der Mann hinter dem Tresen rief die Umzugsunternehmen an, nachdem Harry ihn darum gebeten hatte. Es war nun 10 Minuten vor Acht, als Remus und Tonks händchenhaltend die Treppe herunterkamen. Die Vier gingen zu dem versteckten Apparationsplatz und tauchten punkt 8 Uhr mit einem leisen Plopp im Wohnzimmer der Grangers auf.

„Auf die Sekunde pünktlich, würde ich sagen“ begrüßte Mrs. Granger ihre Gäste. Der Tisch war schon gedeckt und in der Küche hörte man die Stimmen von Hermine und Ron. Es roch nach gebratenem Speck, Eiern und Toast. Dank der eingesetzten Magie, war das Frühstück schon so gut wie fertig. Es fehlte nur noch Kaffee und Tee. Ron ließ 2 Kannen vorsichtig auf den Tisch schweben. Harry informierte nun alle Anwesenden, dass um 9 Uhr die Umzugsleute eintreffen würden. Heute würden die Grangers ihre Praxis nicht öffnen und sehr wahrscheinlich auch nie wieder, je nach dem was die Umzugsunternehmen sagen würden.

Sie saßen am Frühstückstisch und sprachen über die Pläne für die restliche Zeit hier in Australien, als es an der Tür klingelte. Mr. Granger öffnete die Tür und herein kam ein Mann mit großen Tränensäcken. Er stank nach verbrannten Socken und wirkte nicht gerade vertrauenserweckend. „Guten Tag, Ich komme vom Magical Moving Service und will mit ihnen den Umzug besprechen.“

Harry sah die Person als erster und rief: „Ach, Mundungus, wieder auf Beutezug? Am besten Du gehst wieder, sonst fehlt hier die Hälfte.“ Erschrocken starrte der kleinkriminelle Zauberer in die Gesichter der versammelten Mitglieder des Ordens. Es krachte und der Zauberer war spurlos verschwunden.

Kurz danach klingelte es wieder und diesmal öffnete Mrs. Granger die Tür. Ein gepflegter Mann im Anzug trat ein und stellte sich vor: „Guten Tag, mein Name ist Andrew Fidgens und komme vom Fidgens erstklassige Umzüge für Magier und Nichtmagier.“
Hermines Mutter zeigte ihm den Weg ins Esszimmer. Hermine war gerade dabei den Frühstückstisch mit einem Schwenk ihres Zauberstabs abzuräumen, als Mr. Fidgens eintrat.

„Ah, ich sehe, dass hier gezaubert werden darf. Das macht alles einfacher. Wie darf ich Ihnen denn behilflich sein?“

Mr. Granger kam zu ihm und erklärte: „Meiner Frau und mir können Sie behilflich sein. Da meine Tochter zaubern kann, ist es kein Problem, wenn hier beim Umzug gezaubert wird. Das große Problem ist, dass wir das Haus und unsere Zahnarztpraxis verkaufen müssen.“

„Und was ist mit ihrem Auto? Soll das auch verkauft werden oder gehört das zu den Gegenständen, die Sie mitnehmen wollen?“

„Das nehme ich mit. Ist mein Traumauto.“, sagte Mr. Granger mit einem verträumten Blick.
Mr. Fidgens nickte. Er war auch ein Fan von britischen Sportwagen und ein alter Jaguar E-Type ist ein Traumauto. „Gibt es denn etwas, das hier bleiben soll?“

Mr. Granger überlegte etwas und dann sagte er: „Bis auf die Küche, Bäder, Lampen und die Gartengeräte in der Garage kommt alles mit. In der Praxis bleibt alles bis auf die persönlichen Gegenstände und soll inklusive Patientenkartei verkauft werden.“

Andrew notierte sich alle Informationen und fragte dann, wann der Umzug stattfinden sollte.

„Hermine, Wann reist Ihr wieder zurück nach London?“
Hermine rief zu ihrem Vater: „In drei Tagen um sieben Uhr abends reisen wir wieder zurück.“

„Danke, Minchen. Sie haben gehört, in drei Tagen wollen wir wieder in London sein.“

„Kein Problem. Wir werden in drei Tagen um zehn Uhr hier sein und alles zusammenpacken. Den Verkauf des Hauses haben wir bis dahin vielleicht schon erledigt. Das Geld wird Ihnen als Scheck von Gringots zugeschickt. Wegen Ihrer Praxis werde ich mal andere Makler fragen. Ich bin nicht nur Umzugsunternehmer sondern auch Makler, aber leider nur für Häuser und Wohnungen.“

Mr. Granger war das egal. Hauptsache er war zusammen mit seiner Frau wieder nahe bei Hermine. Das war das Einzige, was für ihn zählte.

Nun galt es über die Rechnung zu reden. Als Harry das mitbekam, trat er dazu und sagte: „Ich übernehme die Rechnung. Ich glaube, ich muss mich vorstellen. Mein Name ist Harry ...“ Weiter kam Harry nicht, denn Andrew Fidgens sah den jungen Mann genau an und entdeckte die Narbe und ergänzte Harrys Satz: „... Potter, Sie sind der berühmte Harry Potter. Es ist mir eine Ehre Sie kennenzulernen. Sie wissen es vielleicht nicht, aber Sie sind der Grund weshalb meine Großeltern und ich noch leben. Aber das können Sie nicht wissen, denn meine Großeltern waren vor 17 Jahren an Halloween mit mir in Godric's Hollow unterwegs und wir haben die Explosion in Ihrem Elternhaus gesehen. Wir waren in dem Moment in der Straße, als es passierte. Wäre das nicht passiert, hätte Voldemort uns auf der Flucht garantiert umgebracht.“
Nun fand Harry jemanden, der von der Tragödie, die sein bisherige Leben bestimmt hatte, indirekt, unwissend und trotzdem unmittelbar profitiert hatte. Es machte ihm nichts aus, denn es war wirklich nur ein Zufall und keine eiskalte Berechnung.

„Mr. Potter, für Sie mache ich natürlich einen guten Preis für die ganze Arbeit. Für den ganzen Umzug berechne ich normalerweise 3500 Galleonen. Für Sie sind es nur 2000. Nennen Sie es einen Dank dafür, dass Sie meine Großeltern und mich gerettet haben.“

Harry winkte ab. Er wollte nicht bevorzugt behandelt werden, das hatte er nie gewollte. „Nein, Mr. Fidgens, ich bezahle den normalen Preis. Wenn Sie mich bevorzugen, holen Sie ihren Verlust von anderen Kunden wieder rein. Das kann und will ich nicht länger akzeptieren. Nur weil per Zufall etwas passiert ist, dass Ihnen zu Gute gekommen ist, ist das kein Grund für eine Sonderbehandlung.“ Damit war Harry fertig und Andrew gab sich sofort geschlagen. Er wusste genau, wann sich argumentieren lohnte und wann nicht und hier lohnte es sich absolut nicht. Er hatte das schon mehrfach erfahren und er kannte auch den verstorbenen Schulleiter Dumbledore. Wenn er was gesagt hatte, ging von ihm eine Aura aus, die keinen Widerspruch zuließ. Bei Harry fühlte er genau das Gleiche. Er nahm nun einen Vertrag aus seiner Anzugsjacke und füllte ihn aus. Mr. Granger und Harry unterschrieben den Vertrag und damit war das Geschäft besiegelt.

Mr. Granger wollte noch in die Praxis um seine Patienten zu informieren. Dies war seine Pflicht und die nahm er sehr ernst. Er bedauerte es etwas, das Land zu verlassen, aber er vermisste London und das durchwachsene Wetter dort. Nachdem er gegangen war, machten sich die sechs zusammen mit Hermines Mutter auf um Sehenswürdigkeiten der Stadt zu besichtigen. Tonks hatte immer ihren Fotoapparat zur Hand und schoss so viele Bilder wie möglich. Sie besuchten auch den Taronga Zoo, wo am Koala-Gehege eines der Tiere es schaffte zu entkommen und bei Ginny das Bein hochkletterte. Der Pfleger konnte sich nicht erklären, dass ein Koala entkommen konnte und nun in den Armen der rothaarigen jungen Frau lag und schlief. Harry stellte sich schnell dazu und Tonks machte ein Bild davon, bevor der Tierpfleger den Koala wieder ins Gehege brachte.

Mrs. Granger war vom Apparieren nicht begeistert, da sie danach immer kurz an Übelkeit litt, die zum Glück jedoch schnell vorbei ging. Sie sah jedoch die Vorteile an dieser Art des Reisens. Man kam wirklich schneller von Ort zu Ort.

Die nächsten Tage vergingen nun auch wie im Fluge mit Besichtigungen und schon war der Tag der Rückreise da. Am Morgen der Abreise holten die drei Pärchen ihre Sachen aus dem Hotel und apparierten zu den Grangers um beim Packen zu helfen, doch es gab nicht viel für sie oder die Grangers zu tun. Die Umzugshelfer arbeiteten schnell und sauber. Schnell waren alle Habseligkeiten der Grangers in Kartons verpackt, diese beschriftet und geschrumpft. Auch die Möbel und das Auto wurden geschrumpft und verpackt. Am Ende waren es nur 4 Kartons, in denen das gesamte Hab und Gut der Familie verstaut war. Andrew Fidgens kam am Nachmittag und teilte den Grangers mit: „Ich habe einen Käufer für das Haus und der zahlt sogar zehn Prozent mehr als geschätzt. Für die Praxis gibt es drei Interessenten, die sich gegenseitig überbieten. Ich denke, bis zu Ihrer Abreise ist alles verkauft.“

Nun herrschte Jubelstimmung bei den Grangers. Es ging alles so glatt, dass es wirklich magisch war. Andrew bekam nun einen Anruf und die Nachricht, die er erhielt ließ ihn grinsen. „Wie ich es vorhergesagt habe, ist die Praxis nun verkauft. Sie werden in drei oder vier Tagen einen Scheck erhalten, den Sie bei jeder Bank in Großbritannien einlösen können. Ich verabschiede mich nun. Sie kennen das ja selbst, die Pflicht ruft. Es war angenehm Geschäfte mit Ihnen zu machen.“ Er schüttelte jedem die Hand und ging zur Haustür raus.

Jetzt konnten alle nur noch warten und bald schon war es kurz vor sieben und Hermine zog das Halstuch, das als Portschlüssel diente, aus ihrer Tasche. Ihre Eltern würden mit den Umzugshelfern direkt in ihr Haus in London reisen und dort alles einräumen.
Jetzt verabschiedeten sich die Reisenden von den Grangers und berührten den Portschlüssel. Der Zeiger der Uhr sprang auf sieben Uhr und schon wurden sie in einen Wirbel gezogen. Einen Augenblick später tauchten sie wieder im Ministerium auf und die alte Tristesse hatte sie wieder.
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Anmerkungen des Autors: Die Begrüßung in Australien ist G'day und Ha ye goin`. Dies ins Deutsche zu übersetzen mit den Verkürzungen und der Aussprache ist nicht einfach. Deshalb habe ich es auf gut Glück versucht. Alle Orte um das Ministerium in Australien sind real und können mit Google Maps gefunden werden. Die hier beschriebenen Pflanzen existieren wirklich. Die Flaschen- oder Zylinderbürste ist die Callistemon linearis, die Black Eyed Susan ist die Tetratheca ericifolia und die graue Spinne ist die Grevillea buxifolia und kommen in diesen Formen nur in Australien vor. Sie gelten bei den Aborigines als Heilpflanzen und ich habe die Eigenschaften, für die sie stehen, genutzt, um die Essenz zu kreieren. Schwarze Opale sind auch in Australien zu finden und gelten als die seltenste Art der Opale.


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