von Annemaus
Während sie von der beweglichen Wendeltreppe nach oben getragen wurden, sprach keiner der beiden Männer ein Wort.
Als Snape die Tür zu seinem Büro öffnete und Harry reinließ, strahlte Dumbledore die beiden Männer aus seinem Portrait heraus an.
Harry nahm auf dem Stuhl Platz, auf dem er auch bei seinem Gesprächen mit Dumbledore immer gesessen hatte. Severus setzte sich auf die Kante seines Schreibtisches und verschränkte die Arme.
Harry sah Snape an, dass er sich immer noch nicht ganz wohl in seiner Rolle an Schulleiter fühlte. Als der Gryffindor sich im Büro umsah, fiel ihm auf, dass Snape kaum etwas verändert hatte. Wenn Dumbledores Portrait nicht wäre, hätte man fast denken können, dass Snape nur Dumbledores Urlaubsvertretung wäre.
"Wie - wie geht es Ihnen, Professor?", fragte Harry zögerlich, um ein Gespräch in Gang zu bringen.
Severus zuckte die Achseln.
"Mein Abo fürs Fitnessstudio habe ich gekündigt", sagte er.
Harry verdrehte die Augen.
"Jetzt mal im Ernst", meinte er.
"Die Heiler rechnen zumindest mit einer Heilung jenseits der 80 %. Allerdings werde ich wahrscheinlich nie wieder rennen können, geschweige denn kämpfen oder gar ohne Besen fliegen", erklärte Severus.
"Eigentlich bin ich gekommen, um mich bei Ihnen zu entschuldigen", sagte Harry leise und wagte es nicht, Snape dabei in die Augen zu sehen.
"Und wofür genau?", fragte Severus gereizt.
Der Gryffindor sah ihn verdutzt in die Augen.
"Wie meinen Sie das?"
Snape schnaubte durch die Nase, etwas, das Harry an die gemeinsamen Schulstunden erinnerte.
"Willst du dich dafür entschuldigen, dass du und deine Freunde meinen persönlichen Zutatenschrank als Selbstbedienungsladen betrachtet habt? Oder dass Miss Granger mich angezündet hat und ihr in ganz Hogwarts verkündet habt, dass ich den Stein der Weisen stehen wollte und deinen Namen in den Feuerkelch geworfen habe? Dafür, dass du ins Denkarium eingebrochen bist? Oder dafür, dass du die ganze Zeit darüber gejammert hast, wie ungerecht Black doch behandelt worden war, aber es nicht für nötig befunden hast, die Ereignisse um Albus´ Tod mal aus einer anderen Perspektive zu beleuchten. Für dich war ich immer nur der übliche Verdächtige und eine Bestie ohne jede Moral", rief Snape und wurde mit jedem Wort lauter, "Und jetzt raus aus meinem Büro! Wenn du im Juli die Schule verlässt und ich die nie wieder sehen muss, bin ich der glücklichste Mensch der Welt!"
"Severus!", sagte Dumbledore, aber sein Nachfolger ignorierte ihn.
Harry stand auf, drehte sich aber an der Tür nochmals um.
"Ich war übrigens schon mal in der Stadt, wo Mum und Sie aufgewachsen sind. Auf der Flucht vor den Briefen hatten wir dort eine Nacht im Hotel verbracht", erzählte er.
Überrascht hörte er, dass Snape kurz auflachte.
"Dieses Hotel kann man sogar von meinem Haus aus sehen. Was glaubst du, wie Hagrid so schnell die 100 Briefe ins Hotel bekommen hatte? Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, Petunia etwas zu triezen."
"Ich frage mich, was Tante Petunia gemacht hätte, wenn Sie mich abgeholt hätten", sinnierte Harry.
"Wahrscheinlich hätte sie einen Herzinfarkt erlitten", mutmaßte Severus und Harry lachte kurz auf.
"Schönen Tag noch", sagte Harry und schloss die Tür mit dem Gefühl, dass dieses Gespräch doch nicht völlig umsonst gewesen war.
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