von Annemaus
"Severus, ich hätte die Vorstellungsgespräche auch alleine absolvieren können. Sie sind immer noch nicht ganz gesund", sagte Minerva McGonagall, während sie aus dem Stapel Bewerbungsmappen die der Bewerberin fischte, die jeden Moment zum Vorstellungsgespräch eintreffen sollte.
Severus Snape schüttelte entschieden den Kopf.
"Nein, Sie haben schon die Auswahl für den neuen Lehrer für Verteidigung alleine treffen müssen", meinte er, "Allerdings würde ich Sie bitten, zu übernehmen, falls meine Stimme mich im Stich lässt."
"Natürlich", sagte Minerva und musterte ihren Vorgesetzten besorgt.
Von Snapes Kinn bin fast zu seiner Schulter zog sich eine dicke wulstige Narbe von Nagini. Snape war nie dick gewesen, aber da er nach dem Schlangenangriff immer noch nur kleine Portionen zu sich nehmen konnte, war er inzwischen fast nur noch Haut und Knochen. Er war noch blasser als sonst und unter seinen Augen lagen dicke schwarze Schatten, die ihm verrieten, dass er auch nicht viel schlief. An der Seite des Schreibtisches lehnte ein Stock, da Severus noch nicht wieder stark genug war, um lange Strecken zu laufen und auch mit dem Treppen noch Probleme hatte.
"Also, wer kommt nochmal als Nächstes?", fragte Severus.
"Sayuri Tames, 20 Jahre alt. Sie kommt aus Auckland und hat erst diesen Sommer ihr Studium der Muggelkunde abgeschlossen", sagte Minerva.
Wie auf Kommando klopfte es.
"Herein!", rief Severus und unterdrückte hastig einen Hustenanfall.
Eine Frau mit einer Mähne von roten Locken und smaragdgrünen Augen öffnete die Tür.
"Lily!", schoss es Severus durch den Kopf und sein Magen krampfte sich zusammen.
Als die Dame sich dem Tisch nährte, ihnen die Hand reichte und sich setzte, schalt er sich in Gedanken für seine Sentimentalität, jede rothaarige Frau mit Lily zu vergleichen und sah sich die Bewerberin genauer an.
Lily war eher groß und schlaksig gewesen, aber Sayuri war ohne Absätze wahrscheinlich nur knapp 1,50. Ihre Haut war nicht so Marmorweiß wie bei Lily und sie hatte Sommersprossen, die Lily nicht gehabt hatte. Allerdings war irgendetwas in ihren schmalen Gesicht mit den hohen Wangenknochen und ihrer Art, sich zu bewegen, die Severus schmerzhaft an seine Jugendliebe erinnerte.
Der Slytherin beschloss, sich auf die Unterschiede zu Lily zu konzentrieren, blickte auf und suchte nach einem unverfänglichen Gesprächsbeginn.
"Sayuri ist ein ungewöhnlicher Name. Sie sehen auch ehrlich gesagt nicht so aus, als hätten sie asiatische Wurzeln", sagte er.
Die junge Dame lachte.
Es war ein fröhliches, unbekümmertes Lachen.
"Nein, Mutter Neuseeländerin und Vater Brite. Aber meine Mutter fand die Bedeutung des Namens einfach schön. Und es kann ja auch nicht jeder Mary oder Emily heißen", erwiderte sie.
"Also wollen Sie nach Hogwarts, um die Heimat ihres Vaters näher kennenzulernen", mutmaßte Minvera.
Sayuri nickte.
"Genau, in der Stellenbeschreibung stand, dass Muggelkunde ab diesem Jahr für alle Schüler bis zur 3. Klasse Pflicht wird", sagte sie.
Sie setzte sich etwas gerader hin und Severus begriff, dass sie von einem Thema redete, das ihr am Herzen lag.
"Ich möchte den Schwerpunkt nicht nur auf die Alltagsdinge, sondern auch auf die Kultur lenken. Wenn die Reinblüter mehr Bücher von Muggelautoren und mehr Musik von Muggelmusikern hören würden, würden sie die Muggel vielleicht besser verstehen", erklärte sie.
"Ein interessanter Ansatz", meinte Severus.
Sayuri wandte sich zu ihm und sie sahen sich zum ersten Mal wirklich in die Augen.
Und Severus sah in Augen, die er nie vergessen konnte. Lilys Augen...
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