von Rave
Ich wurde von lauten Stimmen geweckt. Nein, von einer lauten Stimme, aber Professor McGonagall regte sich anscheinend so auf, dass ihre Tonlage sich ständig änderte.
Ich setzte mich auf. "Oh, du bist wach. Guten Morgen. Ich habe dir hier etwas zu essen vom Frühstück gebracht. Iss etwas." Ich tat wie geheißen und fragte mit vollem Mund: "Undwaschpasschiertjetzmitmir?" Dann bemerkte ich den Blick, den Professor McGonagall mir zuwarf und schluckte schnell hinunter. "Entschuldigung. Was passiert jetzt mit mir?" Sie schürzte die Lippen. Wir haben stundenlang gestritten, wir hatten halt noch nie so einen Fall, musst du wissen, und ich habe schließlich vorgeschlagen, dich in das Gryffindor- Haus zu nehmen, aber Severus, äh ich meine Professor Snape hat mich beschuldigt dich nur zu nehmen, weil du ein 'Multitalent' bist." "Ich dachte Professor Snape will mich nicht hier haben." "Das will er auch immer noch nicht, aber noch weniger will er das Gryffindor dich bekommt." "Und weißt das jetzt?" "Das heißt", sie seufzte. "Du bist in Gryffindor, schläfst im Gryffindor Turm, bist im Unterricht mit Ihnen, aber du darfst keine Punkte für uns sammeln und kein Quidditch spielen. Nur damit Gryffindor nicht schon wieder den Hauspokal gewinnt." Sie gab ein paar üble Schimpfwörter von sich, die ich von einer Lehrein eigentlich nicht erwartet hatte. Ich räusperte mich. "Professor McGonagall, ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass ich sonderlich nützlich wäre um den Hauspokal zu gewinnen." Sie sah mich entrüstet an. "Aber natürlich was glaubst du warum der Hut sich nicht entscheiden konnte? Weil er keine Lust hatte? Nein, er hat sich nicht entschieden, weil von jedem Haus und seinen Merkmalen großes Potenzial in dir steckt. Du bist besonders und du bist nun in Gryffindor." Sie lächelte mich warmherzig an. "Wenn du aufgegessen hast, bringe ich dich auf dein Zimmer. Deine Sachen sind bereits dort." Ich nickte und stand auf. Von dem Frühstück war nichts übrig geblieben. Auf den Fluren war nichts los, aber ich hatte trotzdem das Gefühl, verfolgt zu werden. Nicht schön. Professor McGonagall hielt vor dem Bild einer Dame, die wahrscheinlich nicht gerade ins Guiness Buch der Rekorde für die dünnste Frau der Welt kommen würde. Auf dem Weg hierhin hatte ich die sich bewegenden Bilder gesehen, das war vielleicht unheimlich! Professor McGonagall lächelte das Porträt an und sagte: "Du brauchst ein Passwort um hineinzukommen. In diesem Jahr heißt es: Fortuna Major." Die Tür schwang auf. Vor mir lag ein Raum mit großen gemütlichen Sesseln, einem Kamin und Dutzenden von Schülern. Stille Schüler. Professor McGonagall schritt mit erhobenem Haupt hinein und verkündete: "Das hier ist Ny McCal. Sie ist von nun an eure neue Mitschülerin. Mrs Harbour zeigen Sie Ihr doch bitte ihr Zimmer, ja." Und dann ging sie. Das Mädchen, das Professor McGonagall angesprochen hatte, kam auf mich zu. "Hi Ny. Ich bin Lexi. Komm mit." Sie lächelte mich freundlich an und ich lächelte zurück. Kaum waren wir aus dem Raum, begann das Flüstern. Instinktiv zog ich den Kopf ein. Lexi sah mich von der Seite her an. "Hey, mach dir nichts draus, was die anderen sagen. Die zerreißen sich sowieso das Maul, egal ob du es willst oder nicht. Schau dir doch mal Harry Potter an. Der Typ muss das jetzt schon drei Jahre ertragen." "Wer ist Harry Potter?", fragte ich vollkommen verwirrt. Lexi sah mich ungläubig an, dann lachte sie. "Ach ja klar. Du bist ja bei Muggeln aufgewachsen." "Muggel?!" "Muggel sind Nichtmagier. Sie wissen nicht von uns und das soll auch so bleiben. Harry ist auch bei Muggeln aufgewachsen. Er wusste bis zu seinem 11. Geburtstag ja noch nicht mal selbst wer er ist!" "Und wer ist er?!" Lexi schwieg einen Moment, dann antwortete sie. "Ok, wo fang ich an. Also:
Unsere Welt ist ja geteilt, das weißt du. Wir, die Zauberer, und die Muggel. Die Muggel wissen nichts von uns. Vor langer Zeit, ok naja vor 12 Jahren herrschte hier ein böser Zauberer namens Lord Voldemort, viele trauen sich nicht seinen Namen auszusprechen und sagen lieber Du-weißt-schon-wer oder Er-dessen-Name-nicht-genannt-werden-darf, ich finde, das ist Schwachsinn. Was ist denn so groß dabei seinen Namen zu sagen? Kehrt er dadurch sofort zurück? Dieser Zauberer auf jeden Fall, meinte die Zauberer sollten über alles und jeden herrschen und diejenigen, die anderer Meinung waren bsw. die es laut ausgesprochen haben oder sogar gegen ihn gekämpft haben, wurden getötet. Alle. So kam es das Voldemort auch Harry Potters Eltern töten wollte, hat er dann ja auch gemacht, deswegen lebt Harry jetzt bei seinem Onkel und seiner Tante. Also wo war ich, also er hat nun Harrys Eltern getötet und wollte nun den auch den einjährigen Harry Potter töten. Aber er hat es nicht geschafft. Niemand überlebt den Avada Kedavra, den Todesfluch, bis auf er." Ich bekam sofort Mitleid mit Harry, dann überlegte ich, dass er vom ganzen Mitleid bestimmt schon genervt war und ich nahm mir vor, ihn, falls ich ihn irgendwann mal treffen würde, auf gar keinen Fall darauf ansprechen würde. "Woher weißt du das alles?", fragte ich Lexi. "Die normale Version kennt jeder. Voldemort tötet seine Eltern, kann ihn aber nicht töten. Die Details habe ich von meiner Mutter, die mit Molly Weasley befreundet ist, der Mutter von Ron Weasley, der der beste Freund von Harry Potter ist und Harry weiß das alles von Dumbledore und Dumbledore weiß schließlich alles." Alles? Auch warum ich so sonderbar war? Während Lexi geredet hatte waren wir stehen geblieben und standen nun vor einer weiteren Tür. Lexi stieß sie auf. Es war ein Schlafsaal mit fünf Betten, die kreisförmig angeordnet waren. Auf einem Bett leg mein Koffer, auf einem anderen saß ein weiteres Mädchen mit langen, blonden Haaren. Ihr Gesicht war von einem Buch verdeckt. Lexi schob mich in das Zimmer. "Ella und ich dachten schon wir würden hier alleine bleiben. He Ella, guck mal wer hier ist. Unsere Neue: Ny McCal!" Ella hob den Kopf, sagte kurz "Hi." und senkte ihn wieder. Sehr gesprächig war sie ja nicht. Lexi wandte sich wieder mir zu. "Ich würd sagen, du packst erstmal aus und dann gehen wir zurück in den Gemeinschaftsraum. Heute ist schließlich unser letzter freier Tag. Morgen ist wieder Schule." Sie lächelte gequält. Ich ging zu meinem Bett und öffnete den Koffer. Ganz oben lag ein Bild von meinen Pfelgeeltern. Sie waren nie meine Eltern gewesen, aber dennoch lag hier ein Bild von Ihnen? Glaubten die ich würde das aufstellen? Wohl kaum. Ruhig stand ich auf, ging zum Fenster, öffnete es und schmiss das Bild hinaus. Ich spürte Lexis und Ellas Blicke im Rücken, als ich zurückging und weiter den Koffer auspackte. Dann fing Lexi an zu lachen. Ich drehte mich um. Auch Ella hatte den Kopf gehoben und um ihre Lippen spielte ein leichtes Lächeln. "Was? Ich fand es passte nicht zum Gesamtbild", sagte ich, was sie noch mehr zum Lachen brachte. Ich wandte mich wieder dem Koffer zu.
Der Innenraum war voller Schulkleidung, aber auch ein wenig Freizeitkleidung, Pullover, T-shirts, Jeans. Die Sachen gehörten mir ganz offensichtlich nicht, aber sie schienen zu passen. Noch etwas was Dumbledore gewusst hatte? Ich war auf dem Boden des Koffers angekommen, dort lag ein Beutel mit lauter goldener, silberner und bronzener Münzen. Ich hob eine hoch und drehte mich erneut um. "Was ist das?" Lexi lächelte. "Das ist eine Galleone. Die Währung hier. Die Silbernen sind Sickel und die bronzenen Knuts. 29 Knuts sind ein Sickel und 17 Sickel sind eine Galleone." "Eigentlich ganz einfach, wenn man es sich einmal gemerkt hat", fügte Ella hinzu. "Ich bin bei meinem Vater aufgewachsen, er ist ein Muggel und ich hatte keinen Kontakt zur Zaubererwelt, bis meine Mutter mich zu sich genommen hat. Da war ich neun." Sie lächelte. "Das war das Beste, was mir je passiert ist. Mein Dad war allerdings nicht so begeistert. Er hält Zauberer für eine Missgeburt. Wir seien Ausgeburten der Hölle." Sie schnitt eine Grimasse. "Meine Mutter hat da gesagt, die Einzigen, die eine Ausgeburt der Hölle sind, sind Menschen, die andere nicht respektieren. Da war er still. Sind deine Eltern beide Zauberer, Ny?" "Ich weiß nicht wer meine Eltern sind. Ich bin bei einer Pflegefamilie aufgewachsen. Sie mochten mich nicht sehr." "Die beiden, deren Bild du gerade aus dem Fenster geworfen hast?" Ich nickte. "Muss wirklich scheußlich sein. Meine Eltern sind beide Zauberer." Lexi verschränkte die Hände. "Aber ich hab nichts gegen andere", fügte sie schnell hinzu. "Was meinst du damit?", fragte ich sie. "Ach Gott, du weißt ja wirklich gar nichts! Manche Zauber, die nur von Zauberern abstammen, auch Reinblüter genannt, halten sich für etwas besseres und hassen andere, die nur halb oder gar nicht von Zauberern abstammen." Ich nickte abermals. Es gab überall solche Leute, in meiner alten Schule hatte es Dutzende gegeben, auch wenn die keinen Zauberstab hatten, aber sie waren so auch schon nicht sehr nett. "Ähm, könnt ihr vielleicht noch mehr über die Zaubererwelt und Hogwarts erzählen? Ich will da nicht so doof dastehen." Auf Lexis Gesicht breitete sich ein Grinsen aus und dann fing sie an zu reden. Ella hatte sich wieder hinter ihrem Buch verschanzt, aber ich sah, dass auch sie ab und zu neugierig hinübersah.
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