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REQUIEM - 1. Akt: Die Rückkehr der Finsternis - Alchemistische Komplikationen

von CyberneticNemesis

Sie Sonne stand tief am Himmel und dunkle Wolken brauten sich in den Gipfeln der Berge zusammen. Alles deutete auf spätnachmittäglichen Regen hin. Am Fuß dieser Berge lag ein kleines Dorf. Versteckt in den felsigen Ausläufern und von riesigen Nadelwäldern umgeben wirkte es wie die letzte Bastion der Zivilisation vor den urgewaltigen Toren der Natur.

Dieser Schein trügte jedoch, denn die Dorfbewohner hatten ihre Steinbrüche seit Jahrhunderten in den Berg getrieben. Wie ein Großteil der Insel namens Britannien gab es auch in ihren schottischen Höhen unermessliche Vorkommen an Kalk und Kreide, die die Arbeiter hier seit dem Mittelalter abbauten.

Die gesamte Insel wurde vor Jahrmilliarden aus dem Meer gehoben und so lagerten sich auf dem gesamten Gebiet gewaltige Massen an Muscheln und anderen Fossilien an, die schließlich in jenen weißen Stein zerfielen ohne den heute eine Schule nicht zu führen war. Auch Hogwarts nicht.

Das Dorf selbst stammte noch aus dem dunklen Zeitalter. Enge Gassen, kleine mit Schiefer gedeckte Häuser und Pflastersteine auf den Straßen, die zwar Zeitweise einmal bei den wenigen Modernisierungsversuchen dieser Gegend mit Asphalt überdeckt wurde, der jedoch nach dem ersten Winter abbröckelte als würde sich dieser Ort gegen jedweden Eingriff der Neuzeit wie eine schlafende Kreatur wehren.

Im Dorf selbst gab es den obligatorischen Pub, einen Fleischer, einen Großbauern, Bäcker, sogar diese kleinen Lebensmittelläden wie es sie heute nicht mehr gab, weil die großen Discounter alles verschluckten, was nicht bei drei auf den Bäumen war.

Dennoch, als Severus Snape in Chesterfield ankam, sah er ein abgeschottetes, perfekt funktionierendes System, dass seit Jahrhunderten jeden Eingriff von Außen standhielt und sich eine eigene Existenz geschaffen hatte.

Der einzige Kontakt zur Außenwelt bestand in Form des Steinbruchs.

Severus stellte den Landrover etwas abseits ab, um nicht gar so sehr aufzufallen - und das würde er! Ein unbekanntes Gesicht eilte in solchen Orten stets seinem Besitzer vorraus.

Und so machte er sich auf den Weg zum Steinbruch. Er lag direkt am Ende der Hauptstraße. Als sei das Dorf um ihn herum gebaut worden siedelten sich die ersten Fachwerkhäuser nur wenige Meter vor dem Tor zum Betriebsgelände an und schlugen einen Bogen um den Bereich an dem wohl vor Jahrhunderten angefangen wurde zu graben.

Transliquid International Inc.

Severus stutzte. Transliquid war einer der größten Chemiekonzerne Großbritanniens, aber seit wann interessierten sich Giftmischer für Steinbrüche? Sein Interesse an der ganzen Geschichte auf die ihn die Kinder gestoßen hatten stieg mit jeder Minute.

Es ging hier gewiss nicht um einfache Schulkreide wie er sie benutzte.

Severus versuchte das Tor aufzuschieben. Es war mit einer Eisenkette gesichert.

In ihm keimte erneut ein Verdacht. Auf seinem Weg hierher hatte er keine Menschenseele gesehen und der Steinbruch war bei Tage abgesperrt? Hatte er es hier womöglich mit einem ganzen Dorf voller Vampire zutun?

Obwohl er sich mit einem Mal völlig in der Unterzahl fühlte hielt er an seinem Plan fest.

Severus stieg über die Querstreben des Tors, zog sich nach oben und sprang auf die andere Seite. Von da aus eilte er über das Gelände.

Hier gab es alles, was ein Steinbruch brauchte. Moderne Bagger, Laster, einen größeren Hallenkomplex in dem sicherlich Büros und Material für die Sprengungen lagerten. Nach außen hin völlig unauffällig. Nur offenbar wurden hier ausschließlich Nachtschichten geschoben.

Und so machte er sich auf den Weg in die alten Stollen. Früher, als noch nicht gesprengt wurde, trug man Steine am äußeren Fels und in Bergwerksstollen ab, wenn die gesuchte Gesteinsart nicht an der Oberfläche zu finden war.

Am Eingang des Berkwerkes pragte ein verwitterter Warnhinweis, der auf die instabile Struktur der alten Gänge aufmerksam machte. Wenn es hier Menschen gab, dann würden sie diesen Bereich sicherlich meiden. Ein perfektes Versteck.

Severus öffnete die Eisentür, die ins Innere führte und holte seine Taschenlampe aus dem Rucksack.

Ein erster Blick offenbarte den schlechten Zustand des Stollens. Es war feucht. Überall rieselte und regnete Grundwasser herab, so dass sich der Boden in Schlick verwandelte. Die Wände waren mehrfach mit großen Stahlpfeilern abgesichert.

Da wunderte es, dass die in die Kreidewände geschlagenen Baulampen überhaupt noch funktionierten.

Severus drang weiter in den Berg vor. Dabei orientierte er sich an dem ausgeschilderten Hauptstollen und den verlegten Schienen für die Loren.

Lange Zeit wanderte er so durch diese nasse, finstere Gruft ohne einen Anhaltspunkt für seine Theorie zu finden. Bis er Schritte näher kommen hörte.

Er schaltete die Taschenlampe aus und verbarg sich in einer dunklen Nische.

„Wonach suchen wir eigentlich?“

„Hast du nicht zugehört! Nach dem Mensch, der heute hier rumgeschnüffelt hat. Als hätten wir nicht schon genug Ärger ...“

„Woher willst du wissen, dass er hier ist?“

„Weil Cullen ihn gesehen hat wie er über das Gelände gelaufen ist, du Vollpfosten!“

„Cullen hat gesagt ...“

„Er ist der Chef! Wenn du dich beschweren willst, geh zu ihm. Ich mach nur meinen Job.“

„Ja, ja, schon gut.“

Severus wagte einen Blick aus seiner Deckung. Es handelte sich um zwei Männer in Blaumännern mit gelben Helmen auf dem Kopf. Sie waren auffällig blass und ihre Augen waren pechschwarz, nur ihre Iris glomm rot.

Vampire. Er hasste es so recht zu haben.

Severus schraubte die UV-Linse auf seine Taschenlampe und wartete ab bis die beiden an ihm vorbei gingen. Anschließend bewegte er sich den Gang weiter entlang und landete im Hauptschacht. Es handelte sich dabei um eine große Höhle in der jedoch schon lange nichts mehr abgebaut wurde. Im Gegenteil, die gesamte Anlage war zu einem unterirdischen Alchemielabor umfunktioniert worden. Ein hochmodernes obendrein. Nicht so ein „Chemiebaukasten“, wie sie ihn in Hogwarts hatten, sondern große Maschinen und Rohrleitungssysteme wie in einer Raffinerie. Die Frage war nur, was hier synthetisiert wurde.

Zudem wimmelte es hier von arbeitenden Vampiren. Alle trugen sie Blaumänner und Helme. Dazwischen patroulierten Wachmänner mit Kalaschnikows, die sie locker umhängen hatten. Zudem trugen sie Schutzwesten und Basecaps.

Vampire konnten zwar magische Kraft aufspüren, sie aber selbst nicht fokusieren. Daher waren sie gezwungen auf die Waffen der Muggel zurück zu greifen.

Als Severus die Wachen sah wünschte er sich, er hätte seine Pistole mitgenommen. Er sah sich um und entdeckte eine provisorische Umkleide. Darin hingen Blaumänner in verschiedenen Größen und Helme. Severus zog sich schnell Jacke, Hose und Helm über. Die Taschenlampe versteckte er in der Brusttasche und ließ den Rücksack hier.

Severus wagte sich in den Komplex, ließ den Kopf jedoch gesenkt falls ihm einer der Vampire in die Augen sah, insofern ihr natürlicher Drang lebendiges Fleisch aufzuspüren ihn nicht schon vorher verriet. Er bewegte sich eine Metalltreppe hinunter und ging zwischen den Vampiren hindurch als sei es das natürlichste der Welt. Severus ging in einen Arbeitskomplex in dem die Maschine eine Substanz ausspuckte und Kanister befüllte. Diese waren weiß und unbeschriftet. In einem Augenblick in dem er sich unbeobachtet fühlte schraubte er einen davon auf und erstarrte. Einhornblut, allerdings stimmte etwas nicht. Es roch anders und die Konsistenz schien ebenfalls nicht zu stimmen. Was zum Teufel taten sie hier? Sythetisierten sie Einhornblut? Aber wofür? Als Nahrungsmittel? Sehr unwahrscheinlich. Vampire überfielen zwar ab und an Einhörner, aber für sie war deren Blut nicht mehr als Schokolade. Lecker, aber ohne großen Nährwert. Was sollte das also? Wollten sie plötzlich Willy Wonka spielen? Auch eher unwahrscheinlich.

Severus nahm den Kanister und stellte ihn auf eine Arbeitstisch unweit des Ausgabebereichs. Dort stand eine Sammlung von Dosen, die offenbar für Proben verwendet wurden und füllte etwas von der silbrigen Flüssigkeit hinein. Anschließend stellte er den Kanister zurück auf die Palette, schnappte sich seine Probe und verschwand.

An der Treppe jedoch wurde er von einem großen, muskulösen Wachvampir gestoppt.

„He du, was glaubst du eigentlich, was du hier tust?“, fragte er.

„Verzeihung?“, sagte Severus und vermied den Blickkontakt mit dem Vampir.

„Das ist nicht deine Schicht. Was machst du hier? Überstunden gibts nicht bezahlt, weißt du doch.“

„Ich dachte, ich hätte etwas an meinem Arbeitsplatz vergessen, aber es ist nichts.“, antwortete Severus.

„Ach nein?“ Der Vampir kam näher. „Du riechst aber verdammt nach jemanden, den wir suchen.“

„Tatsächlich? Wen sucht ihr denn?“ Severus spielte auf Zeit. Er musste hier verschwinden.

Der Vampir zog die Luft ein und kam noch näher. Severus Nackenhaare stellten sich auf.

„Erwischt, Menschlein!“ Der Vampir zog ihm brutal den Helm vom Kopf und packte ihn quasi zeitgleich am Kragen. Severus griff reflexartig in seine Brusttasche, zog die Taschenlampe heraus und blendete den Vampir mit dem Lichtstrahl. Dieser schrie auf und taumelte heulend nach hinten. In diesem Augenblick bemerkten sämtliche Arbeiter und Wachen, dass etwas nicht stimmte.

„Feuer! Feuer! Erschießt den Bastard!“, rief jemand und Severus nahm die Beine in die Hand. Er hechtete die Treppe nach oben während Gewehrsalven auf ihn abgefeuert wurden.

Oben angekommen schnappte er sich seinen Rücksack und sprintete durch die Bergwerksstollen zurück. Als Vampire vor ihm auftauchten rannte er sie um. Die überraschten Blutsauger wurden von den Füßen gerissen. Hinter sich hörte er das Trampeln von Stiefeln. Sie kamen näher.

Severus rannte über den Bauhof und kletterte erneut über das Tor, was ihm wertvolle Zeit raubte. Die Vampire kamen aus dem Bergwerk gerannt und feuerten auf ihn. Ein Schuss streifte seinen Arm. Er schrie auf und klatschte auf den bröckeligen Asphalt. Severus brauchte einen Augenblick, um sich aufzurappeln. Sein Arm blutete wie wild und tauchte seinen Ärmel in ein dunkles Lila, doch er dachte nur daran hier zu verschwinden.

Während ihm eine Horde Vampire nachsetzte rannte er zu seinem Wagen und trat das Gaspedal durch. Erneut Schüsse. Severus duckte sich hinter dem Lenkrad weg und hörte die Einschläge an der Karosse. Er verließ den Ort, doch nun tauchten zwei Geländemotorräder in seinem Rückspiegel auf.

Diese Vampire waren verdammt gut ausgerüstet. Zu gut für seinen Geschmack.

Die beiden Zweiräder kamen näher und er versuchte sie durch einen Schlenker abzudrängen. Die Fahrer waren gut und störten sich nicht an seinem Monöver. Severus wartete bis sie aufgeholt hatten und versuchte es noch einmal. Er hörte wie Metall auf Metall krachte. In seinem rechten Rückspiegel sah er wie einer der Fahrer auf das neben ihn liegende Feld gescheudert wurde. Der andere Vampire war jedoch bereits mit ihm gleichauf. Dieser zückte eine Pistole und wollte durch das Seitenfenster auf Severus schießen. Geistesanwesend öffnete er die Tür und schlug sie dem Fahrer mit voller Wucht gegen den Maschinenrumpf. Der Vampir machte einen Abgang. Sein Motorrad überschlug sich.

Froh die beiden Quälgeister los zu sein bemerkte Severus erstmals den Schmerz in seinem Arm klar und deutlich. Er drückte mit der Hand auf die Wunde, um die Blutung wenigstens etwas zu stoppen bis er wieder Zuhause war. Ohne Frage würde er einem Verhör durch Dumbledore nicht mehr entgehen können.

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Severus traf erst zu später Stunde wieder im Schloss ein. So mit Blut überströmt und immer noch in den Blaumann gekleidet war er froh, dass er keinem der Schüler begegnete. Die Fragen, die er hätte dann beantworten müssen wären noch unangenehmer gewesen als ein Kreuzverhör durch Albus und Minerva - nun ja, zumindest fast.

Er schleppte sich in seine Kerkerwohnung, zog die blutigen Klamotten aus und versorgte die Wunde an seinem Arm. Die Probe, die er mitgebracht hatte, verstaunte er sorgsam in seinem Safe, den er in einem der Schränke stehen hatte.

Anschließend ging er in sein wohlverdientes Bett, konnte jedoch einfach nicht einschlafen. Das, was er gesehen hatte, ließ ihn nicht los. Diese Vampire waren so gut organisiert. Das hatte er noch nie erlebt. Und es störte ihn ungemein, dass offenbar niemand von dieser Vampirkolonie in ihrer nähe wusste oder wissen wollte. Ganz zu schweigen von dem, was sie da trieben.

Normalerweise lebten Vampire in kleinen Gruppen. Sie fanden sich nicht zu so großen Sippen zusammen, schon gar nicht mit solcher Ausrüstung. Jemand unterstützte sie und was noch schlimmer war, er beauftragte sie mit der Herstellung von etwas, dass Einhornblut sehr ähnlich sah. Er würde dieses Zeug näher analysieren müssen, doch wenn seine Vermutung stimmte, dann produzierten sie dort eine Art synthetischen Einhornblutersatz. Aber wofür? Vielleicht für jemanden, der in letzter Zeit sehr begierig auf das Blut dieser Tiere war?

Alles Spekulation. Keine Klarheit. Nur Verwirrung.

Severus zog sich frustriert die Decke über den Kopf, doch die Gedanken ließen ihn nicht los. Schließlich, als er endlich einsah, dass er heute Nacht ohnehin keinen Schlaf mehr finden würde, stieg er aus dem Bett, zog sich an und machte sich mit seiner Probe auf den Weg ins Labor.

Dort unterzog er die Probe einigen Untersuchungen. Magischen wie Muggeligen. Naturwissenschaften waren schließlich universal. Unter dem Mikroskop sah er schließlich, was er die ganze Zeit vermutet hatte. Die Verbindungen waren nicht natürlich, ähnelten jedoch denen von Einhornblut. Es musste ein Heidengeld gekostet haben diese Formel zu entwickeln, aber wer hatte so viel Geld und Matrial künstliches Einhornblut herzustellen? Das war schließlich eine Mammutaufgabe für jedes Forschungslabor.

Severus Frustration hatte nun einen gefährlichen Siedepunkt erreicht. Zumal er der Antwort auf die Frage was das alles mit dem Angriff und dem Stein der Weisen zutun hatte nicht einen Schritt näher gekommen war.

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Auf der Lehrerbesprechung am nächsten Morgen musste Severus Snape seinen fehlenden Schlaf kompensieren. Er lag wie manch einer seiner Schüler auf dem Tisch und eines der Klassenbücher musste als Kopfkissen herhalten. Dumbledore sagte nichts und auch die anderen Lehrer hielten ihre Klappe. Es war beileibe nicht das erste Mal, dass sie ihn so sahen.

Das Gespräch seiner Kollegen hörte er nur mit einem halben Ohr aus weiter Ferne. Es ging um das übliche: Klassendurchschnitte, eventuelle Problemschüler und natürlich um die Verteilung von Urlaubstagen. Da Dumbledore ihm ohnehin ständig seine freie Zeit strich wie er gerade lustig war lohnte es sich kaum hinzuhören.

Erst als ihn zwei Hände an den Schultern packten und durchschüttelten schreckte er auf. Das Lehrerzimmer war bis auf Minerva und Albus verlassen.

„Sie sind mir eine Erklärung schuldig.“, sagte Albus.

Severus setzte sich auf und holte eine Schachtel Zigaretten aus seiner Umhangtasche.

„Nicht hier!“, ermahnte ihn Minerva streng. Als hätte er je auf sie gehört. Und so zündete er sich seinen wohlverdienten Tabak an. Nach all dem, was er die letzten Tage für sie durchgemacht hatte konnten sie ihn ruhig seine Zigarette gewähren.

„Schießen Sie los.“, sagte Severus und nahm einen Zug.

„Sie waren die letzten Tage sehr nachlässig. Wo zum Teufel haben Sie sich rumgetrieben?“, fragte Albus.

„Strengen Sie ihr Gehirn an, vielleicht kommen Sie ja drauf!“

Albus sah ihn durchdringend an. Severus war inzwischen gut darin die geistigen Attacken des Alten abzuwehren. Selbst in seinem jetzigen Zustand war er immer noch in der Lage einem Legimentor wie ihm stand zu halten.

Schließlich sah auch Dumbledore ein, dass er an Severus’ Barrieren nicht vorbei kam und verlegte sich wieder aufs Reden.

„Sie sollten auf Potter und Quirrel acht geben. War das wirklich zu viel verlangt?“

„Oh, ich habe mal wieder viel mehr getan als das, aber Bedanken Sie sich bloß nicht.“, giftete Severus. Er erhob sich und steckte die Zigarette in den Mund.

„Wagen Sie es ja nicht, einfach abzuhauen, Severus!“, ermahnte ihn Albus wie einen kleinen Schuljungen, der sich bei seinem Hauslehrer eine Standpauke abholte.

„Ich will Ihnen etwas zeigen. In meinem Büro.“

Severus ging ohne ein weiteres Wort aus dem Lehrerzimmer. Die beiden anderen folgten ihm mit etwas Abstand. Offenbar waren sie sich nicht so ganz sicher, was hinter seinem Verhalten steckte. Wie Severus es liebte, wenn er den großen Albus Dumbledore verunsichern konnte. Sicher, das gelang ihm nicht besonders oft, doch jedes Mal war ein Genuss.

In seinem Büro zeigte er den beiden schließlich die Probe.

„Ist es das wofür ich es halte?“, fragte Minerva.

„Synthetisiertes Einhornblut. Und irgendjemand hier in der Nähe braucht offenbar eine riesige Menge davon. So viel, dass er sich zusätzlich noch an den Tieren im Wald vergeht.“, erklärte Severus fachmännisch.

„Wo haben Sie das her?“, fragte Albus.

„Aus dem Steinbruch in Chesterfield. Und ich sollte nebenbei noch erwähnen, dass es dort von Vampiren wimmelt. Gut organisierte und hervorrangend ausgestattete Vampire obendrein.“

Minerva und Dumbledore sahen ihn wortlos an.

„Ach kommen Sie!“, rief Severus schließlich aus. „Ich kann nicht der Einzige sein, der eins und eins zusammenzählen kann. Das albanische Schiff, das neuerliche Interesse des Ministeriums an den Vampiren und plötzlich taucht jemand im Schloss auf, der den 3. Stock auskundschaftet?“

„Wie kommen Sie auf Vampire?“, fragte Minerva.

„Mein Hund hat dem Kerl ein Stück Stoff herausgerissen. Es war mit Kreide versetzt, also habe ich den nächsten Ort in Betracht gezogen, wo man Kreide finden kann. Der Steinbruch von Chesterfield.“

Minerva und Albus wechselten besorgte Blickte.

„Wenn das stimmt, dann haben wir ein gewaltiges Problem.“, sagte Dumbledore schließlich. „Etwas, dass so viel Einhornblut zu sich nimmt kann nur ...“

„Ein Seelenfressser sein, ich weiß.“, antwortete Severus. „Und bei allen Indizien, die wir haben kommt nur ein ganz bestimmter dafür in Frage.“

„Moment, wir wissen doch gar nicht sicher, ob Du-weißt-schon-Wer in der Nacht bei den Potters sich sicher in einen Seelenfresser verwandelt hat.“, warf Minerva ein. In ihrer Stimme schwang die unterschwellige Hoffnung mit, dass Severus falsch lag, aber wie wahrscheinlich war das wohl?

Nun war es an Severus und Albus Minerva durchdringend anzuschauen.

„Na schön, nehmen wir an es handelt sich wirklich um einen Seelenfresser und der ist wirklich unser alter Freund Du-weißt-schon-Wer ... er bräuchte immer noch einen Wirt.“, sagte Minerva.

„Wer kommt aus Osteuropa zurück und hat nicht mehr alle Nadeln an der Tanne?“, fragte Severus.

„Quirinius?“ Minerva entglitten die Gesichtszüge. „Das ist doch völlig unterbelichtet! Niemand, der noch alle Tassen im Schrank hat, nicht einmal Du-weißt-schon-Wer, würde sich Quirinius schnappen!“

Wo sie recht hatte hatte sie recht, aber Voldemort war niemand, der logisch handelte.

„Ich behalte ihn ab jetzt im Auge. Das ist womöglich auch der beste Weg Potter zu schützen.“, sagte Severus.

„Da stimme ich Ihnen ausnahmsweise einmal zu.“, sagte Albus.

Oh, wenn das kein gottverdammtes Lob war, dann wusste er auch nicht mehr weiter.

Minerva schwieg, doch an ihrem Gesichtsausdruck konnte Severus ablesen, dass sie das alles für absolut schwachsinnig hielt. Ihr wäre es wohl lieber gewesen, wenn sich all die Vorsichtsmaßnahmen der letzten Monate als absolut unnötig herausgestellt hätten. Tief in ihrem Herzen wusste sie es aber bestimmt besser.

„Na schön, dann müssen wir ab jetzt noch wachsamer sein.“, sagte Minerva schließlich.

„Immer wachsam.“, platze es aus Severus heraus. Minerva verdrehte die Augen. Ausgerechnet einen paranoiden Ex-Auroren zu zitieren, wenn sich die schlimmste Paranoia bestätigte war sicherlich alles andere als Angenehm für die Gute, aber Severus konnte es sich einfach nicht verkneifen.

„Dann gehen wir wieder an die Arbeit.“, schloss Albus. „Ich fürchte, ich muss den Minister in Kenntnis setzen.“

Dazu sagte Severus lieber nichts. Als ob Fudge, diese Hohlbirne, je auf Dumbledore gehört hätte.


Kapitel 5: Gegenkultur

Seine letzte Doppelstunde Zaubertränke hatte Severus Snape heute bei den Drittklässlern. Auf diese Weise konnte er John und seine Freunde auch relativ unproblematisch abfangen und in sein Büro schleppen.

„Was gibts, Professor?“, fragte der Junge mit den Rastas.

„Unser Deal existiert nicht mehr. Diese Sache ist zu groß für euch.“

„Aber, aber, aber ...“, setzte der Irokesenträger an.

„Nein, meine Entscheidung ist endgültig.“, sagte Severus energisch. „Hört zu, es ist mir völlig egal, ob ihr nachts draußen rumschleicht und Filchs Katze in einem Ritualkreis opfert ...“

Die Augen des Punks begannen zu leuchten.

„... na ja, zumindest fast.“, fügte Severus noch schnell hinzu. „Aber ihr haltet euch von dieser Tür im dritten Stock fern, ist das klar!?“

„Was haben Sie gesehen?“, fragte John.

„Das geht euch nichts an.“

Die Jungen verschränkten die Arme demonstrativ. Wenn man sich einmal mit dem Teufel einließ ...

„Verdammt, es ist gefährlich, klar?“

„Wie gefährlich?“, fragte der Rastaträger.

„So gefährlich wie ... ich reiß dir deine Eingeweide raus und verteile sie im Raum!“, antwortete Severus.

„Cool!“, meinte der Punk.

„Ihr habt meine Deckung nicht mehr. Wenn euch etwas passiert oder ihr erwicht weret, dann zählt nicht auf meine Hilfe!“ Irgendwie musste er den Jungs klar machen, dass das alles andere als cool war.

„Aber ...“

„Jetzt reicht es mir aber mit euch! Ich sagte nein!“ Severus blickte die Drei mit seiner furchteinflösensten Mieme an. „Und jetzt raus!“

Wortlos verließen die Jungs das Büro. Severus hoffte sie würden sich daran halten.

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John, Ben und George machten sich auf den Weg zurück in den Gemeinschaftsraum. Dort herrschte der übliche, nachmittägliche Trubel. Sie suchten sich einen freien Platz und ließen sich fallen.

„Was meint ihr?“, fragte John in die konspirative Runde. „Was ist passiert?“

„Keine Ahnung.“, sagte George und drehte seine Dreadlocks mit dem Finger ein.

„Na ja, er schien sich ziemlich an dieser Kreidegeschichte aufzuhängen.“, meinte Ben.

John zuckte mit den Achseln und rieb sich die Augen. Am liebsten hätte er seinen Vater aus Prinzip ignoriert, nur dieses eine Mal sagte ihm eine Stimme, dass er nicht umsonst so aufgebracht sein könnte. Er hatte in der Bibliothek nach Kreide recherchiert und war beim Thema Vampirismus gelandet. Vielleicht hatte Severus ja eine unangenehme Begegnung mit einem Blutsauger gemacht?

„Wir sollten besser aufpassen. Es war eine blöde Idee ausgerechnet Ihn darauf anzusprechen.“, sagte John.

„Er war unsere beste Spur.“, meinte Ben. „Immerhin war irgendjemand im dritten Stock ...“

„Wir sollten warten bis etwas Gras über die Sache wächst. Der vergiftet uns sonst noch!“, mutmaßte George.

John sagte nichts. Irgendwie war ihm nicht nach Snape-Witzen zumute und so wandte er sich anderen Dingen zu.

„Entschuldigt, Jungs.“, sagte John und erhob sich.

„Was is?“, fragte Ben.

„Ich hab grad keinen Kopf für sowas.“

Und das stimmte sogar. John machte sich auf den Weg in den Gryffindorturm und landete dort vor dem geschlossenen Potrait der Fetten Dame.

„Passwort?“

„Leon Draconis.“, antwortete John.

Die Fette Dame verzog missbiligend das Gesicht.

„Wozu Passwörter, wenn ihr die ohnehin untereinander austauscht?“, fragte sie missmutig.

„Das wüsste ich auch gern.“, meinte John lapidar.

Das Gemälde gab den Durchgang frei und er betrat den Gemeinschaftsraum der Gryffindors. Es war normal, dass die verschiedenen Häuser ihre Passwörter untereinander austauschten, wenn man sich gegenseitig besuchen wollte. Die Hauslehrer taten so als würden sie es nicht bemerken und so herrschte nach wie vor die Tradition der strikten Haustrennung, obwohl sie inoffiziell nichtig war.

Vor dem Kamin saß Laura. Sie war ein Jahr über ihm, hatte jedoch ein ähnlich kämpferisches Herz wie er und ignorierte gern jede Regel. Sie kritzelte in ein schwarzes Skizzenbuch. Laura konnte gut zeichnen und malte Karrikaturen. Gerade verging sie sich an Dumbledore, dem sie eine Beziehung mit Mrs. Norris andichtete.

„He, wie gehts?“, sagte John und setzte sich neben sie.

„Ganz gut. Und? Hat der Professor was vermeldet?“, fragte sie.

„Nein. Er sagt uns nichts mehr. Es sei zu gefährlich.“ John verdrehte die Augen.

„Wichser, aber das is man ja von dem gewohnt.“ Laura klappte ihr Buch zu. „Was machst du eigentlich am Wochenende?“

„Hogmead. Rumhängen. Slytherins vor den Drei Besen anpöbeln.“ So in etwa, manchmal auch in unterschiedlicher Reihenfolge.

„Hast du Lust auf etwas Abwechslung? Ein paar Jungs haben einen Keller klar gemacht. Unten beim Eberkopf.“

„Ich vermute illegal?“, fragte John.

„Natürlich. Du weißt doch, alles was Spaß macht ist in diesem Scheißschloss ja eh verboten.“

„Dumbledore ist eben ein Langweiler.“, sagte John.

„In der Tat, deshalb fickt ihn ja auch Filchs Katze.“ Laura schlug ihr Buch wieder auf und vollendete ihren Schulleiter in vulgären Posen mit Mrs Norris.

„Wer spielt denn?“, fragte John neugierig.

„Hab gehört [style type="italic"]Ministerielles GesoX[/style] und [style type="italic"]Magic Basterds[/style].“

„Cool, dass es die auch mal wieder hierher verschlägt.“

Auch wenn es oft nicht so schien, so gab es im Umkreis von Hogwarts doch eine sehr rege Underground-Szene. Viele Bands rekrutierten sich zudem aus scheidenden und ehemaligen Schülern. Einen Konzertort klar zu machen war allerdings schwierig, da gerade in Hogsmead fast alle Geschäftsmänner und Kneipenbesitzer einen guten Draht zu Dumbledore hatten. Nun ja, außer Aberforth natürlich, der ihnen immer wieder die Möglichkeit gab sich auszutoben. Höchstwahrscheinlich machte er das alles nur, um seinem großen Bruder eins reinzuwürgen. Umso besser für alle Schüler, die sich regelmäßig langweilten.

Plötzlich ging ein großes Geschrei los, dass von den Erst- und Zweitklässlern ausging. John und Laura wandten sich um konnten den Grund allerdings nicht erkennen.

„KINNERS! REISST EUCH ZUSAMMEN!“, schrie ein entnervter Siebentklässler schließlich und das Kindergartengeschrei ebbte wieder ab.

„Und, wie ist euer neuer Held eigentlich so?“, fragte John.

„Wer?“

„Potter.“

„Keine Ahnung, seh ihn kaum.“, meinte Laura. „Und mir ist der Trubel auch scheißegal.“

Da ging es ihm ähnlich, auch wenn er vermutete, dass McGonnagall wohl vor Stolz aus allen Nähten platzte.

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Ein Wochenende in Hogwarts war für jeden, der auf eher unkonventionelle Dinge stand die pure Folter. Sicher, es gab reichlich Beschäftigung mit Hausaufgaben, Aufsätzen und vielleicht auch Nachsitzen, aber das war über den Tag alles getan. Was war also mit dem Abend?

Spätestens ab dem dritten Jahr, wenn die Hormone in jedem Schüler spriesten, genügte es nicht mehr wirklich sich im Gemeinschaftsraum einen netten Kartenabend zu machen. Nein, in diesem Alter will man Rebellion. Man möchte die Ketten der Eltern zerbrechen, auf die gewohnten Autoritäten scheißen und Spaß dabei haben. Gemeinhin nannte man diese Zeit auch Pubertät. Bei einigen verflog dieser Zustand nach ein paar Jahren. Andere hingegen hatten sich einen Narren an der Rebellion gefressen und folgten ihr auch noch lange nachdem der Hormonspiegel wieder im Gleichgewicht war.

John Francos Hormone hatte erst vor einem Jahr angefangen zu kochen - und dann auf eine Weise wie es sich kein Elternteil der Welt wünschte. Er hatte angefangen jede Autorität zu hinterfragen. Insbesondere natürlich die seines Vaters, aber die war ihm schon schnuppe gewesen bevor seine Gefühlswelt explodierte. So landete er nach und nach in der geheimen Welt der Gegenkultur von Hogwarts.

Die Subkultur in der magischen Welt war geprägt von der in der Welt der Nichtmagier. Tatsächlich schwappte das meiste von den Muggeln zu ihnen herüber, weil gerade die Kinder aus den Zaubererfamilien aufgrund mangelnder Alternativen kaum eine Vorstellung davon hatten, wie eine Gegenkultur aussehen könnte. So landeten viele beim Punk, beim Ska oder Hardcore. Zugegeben auch der unsägliche „White Trash“ war hier und da zu sehen, stellte jedoch keine ernsthafte Konkurrenz dar, da die Welt der Magier noch von echten Rassisten bevölkert war denen die Weiße Rasse so egal war wie dem Ku-Klux-Klan ein reinblütiger, magischer Stammbaum. Tatsächlich hassten sich die beiden Gruppen und eiferten darum wer den besseren Hass verbreitete. Die Todesser-Kids prügelten sich da schon mal mit Naziskins und umgekehrt. Nur wenn es um ihre allgemeinen Feindbilder ging kannten sie Einigkeit.

Hogsmead war also die einzige Abwechslung, die es gab. Das Dorf war jedoch so langweilig und bieder. Man musste schon Dumbledore sein, um es spannend zu finden. Einen Lichtblick gab es jedoch. Alle paar Wochen veranstaltete Aberforth geheime, illegale Konzerte in einem Schuppen hinter dem Eberkopf. Seit vielen Jahren war es ein angesehner Platz für Leute, die dem „System Hogwarts“ entfliehen wollten. Das Publikum war bunt gemischt und bestand aus allen Alterklassen - wirklich aus allen! John hatte schon Erstklässler gesehen, die hier verkehrten. Es war eine offene Gesellschaft. Hier war jeder willkommen, außer Lehrern und den harten Reinblut-Kiddies, die meinten hier einen auf Todesser machen zu können.

Es war kein Problem hin zu kommen. Es gab genug Geheimgänge aus dem Schloss heraus und für die meisten, erfahrenen Schüler war Filch keine Bedrohung. Und so fanden sich an diesem Abend um die 50 Leute in Aberforths Hütte ein. Die Räumlichkeit selbst war ein alter Steinbau mit Flachdach. Vermutlich ein ehemaliger Schweinestall. Eine Bühne gab es nicht. Alles spielte sich auf gleiche Höhe ab. Und Aberforth verteilte gegen eine kleine Spende Bierflaschen.

John stand mit Laura, Ben und George in einer der forderen Reihen und feuerte die sich gerade bereitmachende Bandcrew des [style type="italic"]Ministeriellen GesoX[/style] an. Drei Jungs mit knallbunten Irokesen. Eine Gitarre, ein Bass und ein Schlagzeug. Der Schlagzeuger mit nacktem Oberkörper, der so seine zahlreichen Tatoos preisgab. Die anderen beiden trugen T-Shirts auf denen das Bandlogo zu sehen war. Ein sich übergebender Auror.

Der Schlagzeuger zählte an und los gings. Die Menge tobte, grölte die Texte mit, tanzte wilden Pogo. John wurde hin und her geschubst, flog mehrere Mal hin, wurde wieder auf die Beine gezogen, sprang dem nächstbesten Punk in den Rücken.

Todesser in der Stadt
Hass - Hass - Hass
Todesser in der Stadt
Hass - Hass - Hass
Todesser in der Stadt
Hass - Hass - Hass

Todesser in der Stadt
Logo machen wir die Platt
Kommen die Ministeriumsbonzen noch dazu
Gibts es für uns keinen Frieden, keine Ruh!

Todesser in der Stadt
Hass - Hass - Hass
Todesser in der Stadt
Hass - Hass - Hass
Todesser in der Stadt
Hass - Hass - Hass

Steine knallen, Flüche hallen
Alle raufen, alle laufen
Randalierende Punkrocksoldaten!

Todesser in der Stadt
Hass - Hass - Hass
Todesser in der Stadt
Hass - Hass - Hass
Todesser in der Stadt
Hass - Hass - Hass

Es knallte von allen Seiten. Die Musik bauschte die Emotionen auf und machte aus den sonst eher ruhigen Schülern eine wilde Horde, die hüpfend und tobend die Sau raus ließ. Für John war es jedes Mal wieder ein Akt der Befreiung vor der Nase Dumbledores wild zu sein. Im Schloss wurden sie eingesperrt und nieder gehalten, aber hier waren sie das, was sie wirklich waren. Freie, wilde Menschen. Aggressiv und zügellos.

Die Band spielte noch einige Songs bevor die nächste Crew ihre Show liefern durfte. John war bereits völlig durchgeschwitzt und hatte sich viele blaue Flecken geholt.

Die [style type="italic"]Magic Basterds[/style] waren keine Punks, sondern gehörten dem Hardcore an. Die Musik unterschied sich insofern, dass sie noch unmelodischer war und der Sänger noch mehr ins Mikro schrie. Die vier Männer waren allesamt sehr groß und muskulös. Der Schlagzeuger machte sich wie üblich gar nicht erst die Mühe seinen Oberkörper zu bedecken. Auch er war mit Tatoos übersät. Die anderen verteilten sich auf Gitarre und zwei Mal Bass. Das Haar war kurz geschoren und sie trugen schwarze Shirts und Hosen. Einzig der Sänger hatte zusätzlich noch das klassische NYHC-Hardcore-Kreuz-Emblem aufgedruckt.

„Wart ihr auch alle schön artig?“, schrie er in die Menge.

„NEIN!“, rief diese zurück.

Der Schlagzeuger begann mit der Basstrommel langsam anzuspielen.

„Also gut, für all die alten Wichser da draußen, die meinen man könnte unsere Köpfe in einen Käfig sperren!“ Der Sänger strieg auf eine Kiste und breitete die Arme aus. „Wir sind die Magic Basterds aus London und wir sagen euch; fickt die Schule!“

Einige stimmten in den bekannten Schlachtruf der Band ein.

„Fuck the Hogwarts-Party! Party! Party! Party!“

Die Band stimmte endgültig an.

Riot! Riot! Riot!
Riot! Riot! Riot!
Riot! Riot! Riot!

Die Menge stimmte in die Riot!-Abzählung ein.

Drücken sie uns an die Wand
Und kein Ausweg ist in Sicht
Gibt es nichts mehr zu verlieren
Beugen werden wir uns nicht!

Riot! Riot! Riot! Riot in Hogwarts!

Stampft die ganze Bude ein!
Weg mit dem alten Schwein!
Lebend kriegt ihr uns nicht!
Höchstens meinen Stiefel im Gesicht!

Riot! Riot! Riot! Riot in Hogwarts!

In diesem Augenblick stürmten mit Schals vermumte in den Raum und griffen wahllos Leute an. Einige hatten sich nicht eimal die Mühe gemacht zu verdecken woher sie kamen. Slytherinschals und Embleme auf der Kleidung waren gut sichtbar. Die Menge stürzte sich auf die Angreifer und es kam zu einer regelrechten Massenschlägerei. Flaschen wurden geworfen. Fäuste flogen. Schreie und spritzendes Blut

John war gerade mit einem mindestens einen Kopf größeren Typen beschäftigt, der ihn irgendeinen Fluch aufhalsen wollte. Ein gezielter Tritt in die Eier löste das Problem. Daraufhin stürzte sich jemand von hinten auf ihn, der ihn an den Haaren zog und ihm eine verpasste. Blut sprizte aus Johns Nase, doch er spürte den Schmerz kaum. Das Adrenalin befeuerte ihn und so schlug er mit aller Kraft zurück. Seine Faust schmetterte er gegen den Kopf seines Gegners, der zu Boden ging. Sicherheitshalber trat John noch einmal zu.

Beide Seiten wurden erheblich aufgemischt. Jeder blutete irgendwo. Selbst Aberforth hatte es erwischt. Den letzten noch aufrecht stehenden Schlägern machte er höchstpersönlich beine.

„Los lauft! Ihr Gesindel!“, rief Aberforth wütend. Anschließend half er den Verletzten.

John suchte nach seinen Freunden. Sie sahen ähnlich lediert aus wie er. Wie durch ein Wunder hatte Laura fast nichts abbekommen und stopfte die blutenden Nasen der beiden Jungs mit Taschentüchern. Er hätte jetzt auch gut eins gebrauchen können.

„Fuck! So eine Scheiße aber auch!“ Ben redete durch die Nase.

„Tja, jetzt kann zumindest niemand mehr behaupten hier sei es langweilig.“, meinte Laura gelassen.

„Du hast gut reden.“, sagte George.

„Wenigstens haben wir es den Wichsern heimgezahlt.“, antwortete John und gesellte sich zu ihnen. „Hat einer von euch deren Gesichter gesehen?“

„Zähl doch einfach die gebrochenen Slytherin-Nasen, die dir morgen über den Weg laufen.“, schlug Laura vor.

„Waren das wirklich nur Slyths?“, fragte John.

„Jo. Die haben immerhin einen Ruf zu verlieren.“, sagte Ben.

John war sich dennoch ziemlich sicher auch Leute aus anderen Häusern gesehen zu haben. Entgegen dem Klischee gabs es Todesserkinder und Punkhasser nämlich nicht außschließlich in Slytherin.

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Der Sonntag hätte wirklich ruhig werden können, doch schon auf dem Weg zur Großen Halle fielen Severus Snape eine ganze Reihe von Schülern auf, die aussahen als habe sie in der Nacht ein Zug überrollt. Aufgeplatzte Lippen, Blaue Augen, blutige Stirnen, deformierte Nasen.

Er hatte sich in seinem Leben oft genug geprügelt und kannte daher die Symptome bestens. Es musste sich zweifellos um eine regelrechte Schlacht gehandelt haben.

Als er in der Großen Halle zum Lehrertisch ging suchte er Haustische ab. Er fand sage und schreibe 23 Slytherins, 18 Hufflepuff, 14 Ravenclaws und 21 Gryffindors, die ins Schema passten. Er hoffte inständig die Jungs und Mädels hatten keinen groß angelegten Fight Club gegründet.

Severus setzte sich neben Dumbledore, der seine Schüler über die Brillengläser hinweg musterte.

„Sie wissen nicht zufällig, ob ich heute Nacht etwas verpasst habe?“, fragte Albus.

„Nein.“, antwortete Severus lapidar. „Vielleicht sind sie alle zeitgleich aus dem Bett gefallen?“

Der Schulleiter verdrehte die Augen.

„Ich habe es den anderen Hauslehrern schon gesagt. Das muss ernste Konsequenzen nach sich ziehen.“

„Was soll ich denn bitte machen? Soll ich sie alle nachsitzen lassen? Oder wollen wir sie gleich alle nach Hause schicken?“ Severus konnte sich den Sarkasmus nicht verkneifen. „Solange wir es nicht beweißen können sind uns die Hände gebunden.“

„Sie sind doch sonst nicht so zimperlich mit Strafarbeiten!“, echauffierte sich Albus.

„Sonst sehe ich ja auch, was sie angestellt haben.“

„Sehen Sie es jetzt etwa nicht?“, fragte Albus.

„Ich sehe, dass sie alle eine furchtbare Nacht hatten.“, entgegnete Severus.

Albus schwieg und Severus wusste, was ihm durch den Kopf ging. Als Severus noch Schüler war hatte er mit einigen Freunden mal etwas derart Blödes angestellt ... und der Alte versuchte einer weiteren, ähnlichen Dummheit vorzubeugen. Nach Severus’ Verständnis von Schülern war das jedoch kaum möglich. Erst recht nicht durch Bestrafung.

Nach dem Frühstück wartete Severus hinter dem Flügel des Eingangsportals auf seinen Sohn. Als dieser die Halle verließ fing er ihn sofort ab.

„Mr Franco, in mein Büro!“, befahl er trocken. John verdrehte die Augen, trabte ihm aber hinterher.

„Setz dich.“, bat Severus ihn und schloss die Bürotür.

„Was ist passiert?“, wollte er wissen und setzte sich hinter seinen Schreibtisch.

„Nix!“, antwortete John trotzig. Severus wartete und erwiderte den rebellischen Blick seines Sohnes mit Gelassenheit.

„Du und 70 andere Schüler hattet nicht zufällig Streit?“, fragte er.

„Warum fragst du das nicht die Leute aus deinem eigenen Haus?“, antwortete John.

„Weil ich es von dir wissen möchte.“

John schwieg einen Augenblick, doch Severus konnte genau sehen wie ihm der Zorn ins Gesicht stieg.

„Wir waren gestern Nacht noch unterwegs.“

„Natürlich ohne Erlaubnis.“, vervollständigte Severus.

„Ja, und? Als hättest du nie auf die Schulregeln geschissen!? Wir waren bei Aberforth. Da platzen deine Slytherins rein und wollen aus uns Kleinholz machen!“

Severus rieb sich die Schlefe. Er war bei weitem nicht so unbedarft wie sein Sohn dachte. Er wusste, dass am Wochenende bei Aberforth viel los war. Ebenso wusste er, dass die älteren Schüler am Wochenende nicht in ihren Betten blieben. Der Fall war also kompliziert. Seine Schüler hatten eine Party überfallen, die ebenso illegal war wie der Überfall.

In seinem Haus gab es einige richtig üble Gesellen, die den Ethos ihrer Eltern ohne Zögern weiterführten. Wäre es nach ihm gegangen hätte er eine richtige Tracht Prügel veranschlagt, aber er war Hauslehrer und außerdem nicht überzeugt, ob das wirklich im pädagogischen Sinne helfen würde. Was sollte er also tun?

„Na schön ...“ Severus stand auf. „... ich werde mich beraten.“

„Für’n Arsch!“, antwortete John.

„Das kannst du laut sagen, aber ich bin nun mal nicht in der Position das zu entscheiden. Das letzte Wort hat nun mal Dumbledore.“, sagte Severus, auch wenn das nur zum Teil stimmte.

Dumbledore überließ das Strafmaß den Hauslehrern und forderte „Konzequenzen“, legte sich beim Strafmaß aber nicht fest. Also würde er verdammt viele Briefe schreiben, an Leute, die ihren Kindern womöglich noch gratulierten, dass sie es „dem Pack“ mal gezeigt hatten. Absolut sinnlos!

„John, versprich mir, vorsichtig zu sein.“

„Wobei?“, fragte John bockig.

„Bei deiner Freizeitgestaltung.“

„Du denkst also, wenn ich nicht raus gehe, dann verprügelt mich keiner von den Faschos aus deinem Haus? Hast du noch mehr solcher super Ideen?“

John stand auf.

„Nicht alle Slytherins sind so.“

„Ja, aber mehr als genug.“, entgegnete John zornig. „Hast du dich nie gefragt, ob das an der Sache selbst liegt?“

Severus blickte seinen Sohn fragend an.

„Etwa daran, dass man hier von Anfang an auf Krieg getrimmt wird. Konkurrenz der Häuser und der ganze Scheißdreck. Als Lehrer verhindert ihr doch nur, dass es irgendwann Tote zu beklagen gibt, aber ihr schürt den Hass unaufhörlich!“

Severus schwieg. Er hatte das Haussystem als Schüler oft genug am eigenen Leib erlebt und John hatte Recht. Es ging dabei nie darum die Leistungen der Schüler zu bewerten, sondern ihre Unterschiede hervorzuheben, nicht jedoch ihre Gemeinsamkeiten.

„Sag, was du willst, aber diese Schule ist ein Gefängniss und ich habe nicht vor im Knast zu leben!“

Ohne ein weiteres Wort verschwand John aus dem Zimmer und ließ Severus allein in der Dunkelheit zurück. Er ließ sich auf seinen Stuhl sinken und dachte über Johns Worte nach.

Sie hatten ihn hart getroffen. Nicht, weil sie nicht stimmten, sondern gerade weil sie so wahr waren.


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