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Fanfiction

REQUIEM - 1. Akt: Die Rückkehr der Finsternis - Immer diese Helden

von CyberneticNemesis

Der nächste Tag begann für Severus zunächst mit seiner morgendlichen Migräne auf die viel zu starker Kaffee und mehrere Aspirin folgten. Anschließend frühstückte er für sich in seinen Räumlichkeiten, weil er wusste, dass er Dumbledore wahrscheinlich den Hals umdrehen würde, wenn er ihm unter die Augen trat. Schon allein die Tatsache, dass er ihm offensichtlich Minerva hinterher geschickt hatte sorgte dafür, dass sich seine Kopfschmerzen verschlimmerten.

Inkognito mit Turnschuhen, einem schwarzen Kapuzensweatshirt und einer blauen Trainingshose bewaffnet machte er sich zusammen mit Leia auf den Weg über die Ländereien – so wie immer, wenn er wieder einmal kurz davor war in das Büro des Schulleiters zu marschieren, um einen äußerst unappetitlichen Mord an ebenjenem zu begehen. Die Ruhe der Wälder von Hogwarts bewahrte ihn davor auszurasten, zu explodieren. Sicher, es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass Severus auf Dumbledore losgegangen wäre, doch hielt er den Zeitpunkt für eine solche Aktion für denkbar schlecht. Am Abend würden die Schüler ankommen und wer sollte dann erklären warum der Schulleiter mit einem blauen Auge vor ihnen stand? Andererseits; Dumbledore würde selbst dann noch ein todsicheres Alibi finden. Der Mann hatte Phantasie – das war unbestreitbar.

Severus ließ sich auf einem Baumstumpf am Rand des Waldes nieder und graulte Leia hinter den Ohren.

„Wenn ich Sie wäre würde ich es mir hier nicht zu gemütlich machen.“, sagte plötzlich eine tiefe Stimme hinter ihm.

Severus drehte sich um. Es war ein Zentauer.

„Seit wann wagen Euresgleichen sich so nah an die Waldgrenze?“

„Seitdem wir in der Ankunft des Jungen, der überlebt hat hier in Hogwarts erfahren haben.“, antwortete der Zentauer.

Severus erhob sich und kniff dabei die Augen zu, um sich selbst um Geduld zu bitten. Potter! Warum nur immer Potter!? Gab es denn dieser Tage kein anderes Gesprächsthema auf diesem Planeten!? Wäre Potter eine Reinkarnation des heiligen Messias gewesen hätte er den Aufstand ja noch annährend nachvollziehen können. Aber Potter? Selbst wenn Potter der Sohn Gottes wäre, dann wäre es wohl zu früh, um das genau festzustellen. Selbst Jesus brauchte ganze 33 Jahre bevor er seinen so oft glorifizierten Märtyrertod sterben konnte.

„Harry Potter ist maßlos überschätzt.“, sagte Severus.

„So? Ist er das?“, fragte der Zentauer.

„Garantiert. Der größte Fehler seit der Erfindung der Ewoks.“

Der Zentauer blickte ihn fragend an.

„Ach, vergiss es.“ Severus ging davon bevor ihn sein Gegenüber nach der unmöglichsten Kreation im Star-Wars-Universum fragen konnte – gleich nach Meister Yodas Akzent.

Er wanderte noch einige Zeit über das Gelände bevor er ins Schloss zurückkehrte. Dort liefen die Vorbereitungen auf die Eröffnungszeremonie auf Hochtouren und zum Glück waren Minerva und Albus zu sehr mit organisatorischem Kram beschäftigt als dass sie ihm hätten gezielt auf die Nerven gehen können. So schloss sich Severus einfach in seiner Wohnung ein und tat so als gäbe es Dumbledore überhaupt nicht. Erst am Abend verließ er seine Räumlichkeiten wieder, in düstere Gedanken über die nächsten Stunden verstrickt. Severus hatte sich für diesen Abend für den Schein, auf den sein Chef so viel wert legte, entsprechend gekleidet. Sicherlich hatte er sich nicht besonders in Schale geworfen, doch immerhin gut genug damit Albus und Minerva ihm nichts vorwerfen konnten. Severus trug Hemd und Krawatte, darüber einen schwarzen Pullover mit V-Ausschnitt und seine Robe, die er stets offen trug – es sei denn natürlich im altehrwürdigen Gemäuer von Hogwarts pfiff der Wind wieder als gäbe es keinerlei Türen und das war beileibe nicht selten. (Weshalb Severus wieder an seine chronische Angina denken musste.)

„W-w-w-wiss-s-ss-en S-sie, S-sev-erus, e-es ist sch-schon h-hart d-da dr-außen.“ Quirell saß an der großen Tafel der Lehrer direkt neben Severus und stotterte ihm die Ohren voll.

Er wollte ihm ein Gespräch über seine „Abenteuerreise“ aufzwingen. Durch den Sprachfehler seines Kollegen und dessen berühmte Angewohnheit den Faden zu verlieren war dieser jedoch meilenweit davon entfernt auf den Punkt zu kommen.

Vielleicht sollte Severus diese anstrengende Konversation beenden indem er ihm seine Schüssel mit Kirschgrütze über dem Kopf ausschüttete? Aus Rücksicht auf Quirells völlig zusammenhangslose Gefühlswelt ließ er den Gedanken jedoch nur Gedanken sein.

Schließlich öffneten sich die Tore und die Erstklässler, angeführt von der guten Minerva McGonagall, betraten die große Halle. Severus versuchte zwanghaft nicht die Reihen der Schüler nach Potter abzusuchen. Er tat stattdessen so als habe er etwas furchtbar Interessantes am Grund seines silbernen Kelchs gefunden – aber mehr als den Teesatz vermochte er dort nicht zu entdecken.

Dann nach vielen, quälenden Minuten wurde letztendlich jener Name aufgerufen, den hier alle so voller Spannung erwarteten: „Potter, Harry!“

Ein kleiner, abgemagerter Knirps trat hervor, dem seine Schuluniform nicht so recht passen wollte. Er hatte struppeliges, schwarzes Haar und eine Brille. Etwas unbeholfen und sichtlich nervös kletterte er auf den Hocker. Severus blickte den Jungen an und verfluchte James Potter für seine dominanten Gene. Der Knirps sah ja wirklich genauso aus wie sein Vater und so gleich wurde er ihm noch unsympathischer als er ohnehin schon war.

Minerva setzte Potter den Sprechenden Hut auf, der ihm sogleich bis zur Nase hinunter rutschte. Dort verweilte er einige Augenblicke bis der Hut inbrünstig „GRYFFINDOR!“ ausrief.

Dieser Junge hatte Severus gerade eine menge Geld gekostet und er war darüber sogar froh. Nicht auszudenken, was geschehen wäre, wenn Potter wirklich nach Slytherin gekommen wäre. Wahrscheinlich wäre er ausgewandert – wobei das tatsächlich keine schlechte Idee war.

Während des Essens warf Severus Potter immer wieder einige grimmige Blicke zu. Schon aus Prinzip. Und einige Mal blickte Potter mit unsicherem Gesichtsausdruck zurück.

An diesem Abend war er der Erste, der das festliche Bankett verließ – schon allein, um Quirells Stotteranfälle loszuwerden. Der alte Hexenmeister sah das zwar gar nicht gern und wahrscheinlich würde Dumbledore ihm morgen Früh eine Rede reden, doch das war ihm egal. Er konnte nicht dort sitzen und ständig Potter anglotzen!

Schon schlimm genug, dass Quirell ihn mit seinem zusammenhangslosen Gebrabbel schädigte, da musste er nicht noch vor der ganzen Schule einen Heulanfall bekommen. Und wie heulen war ihm wirklich zumute!

Es gab diesen einen großen, unverzeihlichen Fehler in seiner Biographie und den büßte er nun schon seit geschlagenen 11 Jahren, aber wofür büßte er eigentlich? Dafür, dass er Potters spätere Frau geliebt hatte? Dafür, dass er diese Frau unwissentlich ans Messer geliefert hatte? Oder doch eher dafür, dass er ihren Sohn als Waise aufwachsen ließ? Aber war es überhaupt seine Schuld?

Dumbledore behauptete ständig jeder Mensch habe zu jeder Zeit die völlige Kontrolle über seinen individuellen Willen. Ja, er war auch der große Albus Dumbledore. Severus war damals die rechte Hand von Voldemort gewesen – oder um genau zu sein: sein Sekretär und Leibarzt. Er hätte ja zu gern erlebt wie Albus seinen „freien Willen“ behielt, wenn man ihm jeden Tag den Zauberstab an den Kopf hielt. Nein, der gute Albus war zu dieser Zeit voll und ganz damit beschäftigt eine Armee von Magiern anzuführen und Propaganda, die der der Todesser in nichts nachstand, zu verbreiten. Er hatte keine Ahnung wie es war ein kleines Licht im System zu sein.

Nein, Dumbledore war jemand, der das System beeinflussen und Spielregeln aufstellen konnte. Severus war jemand, der dem System ins Auge geblickt hatte und wusste, dass der Widerstand zwangsläufig im Tod endete. Er hatte versucht den Umständen entsprechend gut und richtig zu leben. Er hatte Jenny deshalb verlassen. Seinen leiblichen Sohn im Stich gelassen. War das etwa kein Opfer? Ein Leben zu leben, das nie sein eigenes war nur damit ihm ein paar größenwahnsinnige Hexenmeister nicht die Eingeweide bei lebendigem Leib herausrissen und an die Hunde verfütterten? Dumbledore hatte keine Ahnung von Opfern. Hatte er im Krieg in einem Graben irgendwo zwischen Moskau und Wladiwostdok gelegen? Hatte man ihm beinahe das Bein abgeschossen? War er gezwungen worden hilflosen Menschen experimentelle Gifte zu verabreichen damit ein weiterer Hexenmeister Tod und Vernichtung über ein ganzes Volk bringen konnte? Musste er seine Seele jeden Früh zu Hause zurücklassen damit er nicht wurde wie Voldemort? Ja, er wusste, dass er Beteiligter war und nichts unternommen hatte – zumindest nichts Großes. Aber war es nicht schon ein Ausgleich, wenn man Flüchtlingen half, obwohl man genau wusste, dass der Irre, welcher der eigene Vorgesetzte war es jederzeit herausfinden konnte?

Wofür verurteilte Albus ihn eigentlich? Dafür, dass er diesen Wahnsinn überlebt hatte?

Der Großherzige Albus Dumbledore. Darauf schiss er! Albus‘ Großherzigkeit war eine Legende. Ein Mythos, den er selbst erschaffen hatte damit niemand in seiner ebenso befleckten Vergangenheit grub. Niemand außer vielleicht Severus, der Aberforth und dessen Geschichten über seinen älteren Bruder zur genüge kannte. Albus hatte mehr Dreck am Stecken als Severus je haben würde. Albus war ein Bastard und irgendwann würde die Welt auch das erkennen.

Wütend ging Severus in seine Wohnung. Leia lag vor dem Kamin und döste. Er legte seine Robe ab, ließ sich auf dem Boden neben seiner Hündin nieder und begann sie zu graulen. Das tat er oft, wenn wieder einmal Lust hatte mit Fackel und Forke durch Hogwarts zu ziehen und diesen ganzen, verfluchten Ort in Schutt und Asche zu legen. Leia beruhigte ihn, nahm ihn seinen Zorn, sorgte für ein friedvolles, fast schon buddhistisches Gleichgewicht in ihm, dass Menschen bei ihm nicht hervorrufen konnten – nicht einmal Jennifer.

Nachdem Severus ausgiebig mit Leia geknuddelt hatte ging er ins Schlafzimmer, welches im Großen und Ganzen nur aus einem Bett, einem rustikalen Kleiderschrank und einem Nachttisch bestand. An den Schrank gelehnt stand seine alte Gitarre, die er aus Russland mitgebracht hatte. Er nahm sie und setzte sich aufs Bett. Zögernd begann er die Saiten anzuspielen. Es war lange her seitdem Severus sie das letzte Mal benutzt hatte. Ohne zunächst so recht zu wissen, was er spielen sollte lockte er dem Instrument Töne hervor, die nach einigen unentschlossenen Momenten eine ihm wohl bekannte Melodie ergaben. „The Times They Are A-Changin“ von Bob Dy-lan. Wie er ausgerechnet auf dieses Lied kam wusste er selbst nicht.

Sein Spiel wurde von einem plötzlichen energischen Klopfen an der Tür unterbrochen.

Severus überlegte einen Augenblick, ob er zur Tür gehen sollte. Wahrscheinlich war es Dumbledore oder Minerva, um ihn an irgendwelche unsäglichen Pflichten zu erinnern.

Beim zweiten Mal verwandelte sich das Klopfen in ein regelrechtes Hämmern. Genervt raffte er sich auf und ging zur Tür.

„Was ist?“, platze Severus los als er die Tür öffnete. Es waren jedoch weder Minerva noch Albus, die er draußen vorfand, sondern John.

„Du mich auch.“, gab er mit einer Trockenheit zurück, die glatt von seinem Vater stammen konnte.

„Oh, hallo John. Entschuldige, ich dachte du wärst jemand anderes.“

„Schon klar, kann ich rein kommen?“

„Musst du nicht in deinem Haus sein?“, sagte Severus und versuchte es halbwegs autoritär klingen zu lassen.

„Ach, das sagt mir jemand, der während des Festessens das Weite sucht und seine Erstklässler nicht einmal begrüßt?“, fragte John. Severus schnaufte mürrisch.

„Ich hatte einen Magen-Darm-technischen Zwischenfall.“, antwortete er.

„Und du meinst Dumbledore kauft dir das ab?“

„Kann dir doch egal sein!“, giftete Severus unbewusst.

„Tut mir leid, ich wollte nur wissen, was mit dir los ist. Aber jetzt, da ich weiß, dass es wohl nur deine üblichen Panikattacken sind kann ich ja auch gehen.“, entgegnete John völlig trocken und wandte seinem Vater den Rücken zu.

„Fein! Dann geh doch!“, rief Severus ihm wütend hinterher und knallte die Tür zu. Er lehnte sich gegen das Portal und sah zu Leia, die vor dem Kamin stand und ihn neugierig musterte.

„Sag bloß nichts!“, ermahnte er seine Hündin mit erhobenem Zeigefinger als könnte sie tatsächlich sprechen. „Ich weiß, ich hab’s versaut!“

Severus setzte sich auf sein Sofa und lehnte sich erschöpft zurück. Warum war er so zu seinem Sohn gewesen? Wahrscheinlich drehte er langsam durch. Er wusste wie sich das anfühlte. Severus hatte dieses Gefühl des wahnsinnig-werdens leider schon oft durchlebt. Es war ein Mechanismus in seinem Kopf, der seinen rationalen Verstand manchmal völlig ausknockte. Und in letzter Zeit passierte ihm das wieder häufiger als ihm lieb war. Dieser ganze Irrsinn um Potter und den Stein der Weisen machte ihn ganz kirre im Kopf. Und zu allem Überfluss musste er nicht nur den Babysitter für Potter, sondern auch für Quirell spielen. Warum blieb nur immer alles an ihm hängen?

Aberforth würde wohl sagen: Weil das Albus‘ Art war mit Freunden umzugehen. Und leider kannten Severus und Aberforth ebenjenen gut genug, um zu wissen, dass Albus Dumbledore keine echten Freunde besaß, nur Untergebene – und von denen verlangte er mehr als ihm zustand. Da überraschte es ihn, dass Minerva ihn noch nicht den Rücken gekehrt hatte. Na gut, wenn er ehrlich war, dann musste er zugeben, dass sie manchmal den Eindruck machte als würde sie auf den alten Zausel stehen. Sicher war es nur ein Gefühl. Jeder, der Albus näher kannte wusste, dass er sich für alles interessierte nur nicht für die Menschen um sich herum und erst recht nicht für Frauen.

Frustriert ließ er sich auf dem Sofa im Wohnzimmer nieder. Severus legte die Füße hoch und kaum, dass er sich niedergelassen hatte döste er auch schon weg.

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Der nächste Morgen begann für Severus eigentlich zunächst recht angenehm. Während es dämmerte lief er mit Leia seine übliche Runde über das Gelände, zog sich anschließend seine Arbeitskleidung an – was in Hogwarts Hemd, Krawatte und Robe bedeutete – und aß in aller Ruhe in der Großen Halle. Das wahre Donnerwetter erwartete ihn gute 15 Minuten später im Lehrerzimmer.

„Nun, wie wir alle wissen ist Harry Potter nach Gryffindor gewählt worden.“, verkündete Minerva unangenehm lautstark, ihrem bohrenden Blick auf Severus gerichtet. „Und da die meisten von uns auf dieses Haus gesetzt haben wäre es angebracht, wenn Professor Snape uns die Ehre erweist und uns den entsprechenden Wettgewinn auszahlt, oder?“

Das hatte er heute Morgen glatt völlig verdrängt.

„Was soll ich dazu sagen, Professor, außer dass ich zur Zeit etwas knapp bei Kasse bin.“, entgegnete Severus. „Ganz davon abgesehen, dass dieser vermaledeite Hut so was von parteiisch ist ... Es ist doch klar, dass er sich vorher mit Albus abgesprochen hat. Ich meine, er ist der wohl gewichtigste Gryffindor aller Zeiten, nicht wahr?“

„Severus, ich danke Ihnen wirklich dafür, dass Sie wieder einmal solch schmeichelhafte Worte für mich übrig haben ...“, sagte Albus völlig ruhig und taxierte seinen Kollegen über seine Brillengläser hinweg. „..., aber vielleicht sollte ich dennoch anmerken, dass Ihre Bemerkung recht gewagt ist. Ganz davon abgesehen, dass ich nicht den Anstoß zu dieser Sache gegeben habe.“

„Severus, rücken Sie das Geld raus!“, giftete Minerva. Ja, die gute hatte wirklich ein erhebliches Sümmchen auf den guten Mr Potter gesetzt – so als prinzipielle, gryffindorische Erhaltung der Ehre. Die anderen Lehrer hatten auch gewettet, aber Flitwick und Sprout waren nicht besser dran als er selbst, da sie ebenfalls auf ihre eigenen Häuser gesetzt hatten. Daher beobachteten sie zunächst nur.

„Z-zu-m G-glü-ck b-bin ich z-zu ä-ängst-l-lich zum w-we-wetten.“, stotterte Quirell und gab ein schrilles, hysterisches Lachen von sich, welches bei Severus für akute Ohrenschmerzen sorgte.

„Leute, ich bin Pleite.“, gab er mit Unschuldsmime zurück. „Mich hat neulich so ein kleiner Pisser im East End überfallen und alles – wirklich ALLES – mitgehen lassen!“

„Was zur Hölle machen Sie im East End?“, fragte Minerva.

„Das geht Sie nun wirklich nichts an.“, gab Severus lapidar zurück.

„Wie wäre es, Albus, wenn Sie ihm seine Schulden einfach vom Monatsgehalt abziehen?“, schlug Flitwick vor. Severus öffnete den Mund, um etwas zu entgegnen, doch Dumbledore kam ihm zuvor.

„Hervorragende Idee.“ Albus klatsche freudestrahlend in die Hände. „Keine Beschwerden, Severus! Es war Ihre Idee zu Wetten, schon vergessen? Wer nicht wagt, der nicht gewinnt – und sie haben nach allen Regeln der Kunst verloren!“

„Tja, deshalb nennt man es wohl Glücksspiel, was?“, fügte Minerva zuckersüß hinzu.

„Na schön, ihr Blutsauger!“, murrte Severus und verteilte den Gewinn in Pfund. Der Kurs der magischen Währung lag ihm zu hoch. Fünf Pfund waren nicht einmal eine Galleone wert. Zum Glück wussten das die meisten seiner Kollegen nicht.

„Muggelgeld?“, fragte ihn Minerva stutzend.

„Ich habe gesagt, dass ich pleite bin. Außerdem ist der Pfund immer noch besser als jede andere Währung in Europa!“ Ein wenig geheuchelter Patriotismus half meistens.

„Sie sind ein verdammter, hinterhältiger Bastard.“, flüsterte Albus ihm zu.

„Tja, damit wären wir quitt, oder? Buisness is usal, Albus.“, antwortete Severus ebenso leise und ging aus dem Raum, um noch rechtzeitig zum Unterrichtsbeginn in den Kerkern zu erscheinen.

Während er die schmalen, ausgetretenen Treppen hinunter eilte warf er einen Blick auf seinen Dienstplan. Natürlich, wie könnte es anders sein! Albus wollte ihm offenbar eine Freude machen und hatte den Zaubertrankunterricht der Erstklässler in die ersten beiden Stunden verfrachtet. Wahrscheinlich würde er ab jetzt Montags regelmäßig verschlafen.

Es läutete als er bei seinem Klassenzimmer ankam. Dreißig neugierige Augenpaare waren auf ihn gerichtet als er eintrat. Niemand redete mehr. Sein Erscheinen reicht oft aus, um selbst aufmüpfige gestalten zum Schweigen zu bringen, obwohl er manchmal selbst nicht wusste wie er das machte. Er vermutete es lag an seiner nicht unbedingt freundlichen Ausstrahlung. Natürlich war vieles davon gespielt. Er wäre auch gern netter zu ihnen gewesen – und als Hauslehrer war er das durchaus –, aber bereits in seiner ersten Woche hatte er gelernt, dass eine gute, furchteinflößende Show ihm den nötigen Respekt verschaffte. Als Lehrer durfte man nicht zu nett sein. Er sollte ihnen schließlich etwas beibringen und nicht ihr Spielkamerad sein. Obwohl Severus über seine standartmäßigen Einführungssätze nicht groß nachdenken musste ließ er seinen Blick über seine Schüler gleiten. Schließlich entdeckte er Potter neben einem Rotschopf. Wohl der jüngste Spross der Weasleys. Das wusste er auch ohne Klassenbuch. Interessanter Weise vererbten Reinblüter ihr Äußeres immer sehr dominant. Das galt für Weasleys Rotschopf und Sommersprossen ebenso wie für Potters schwarze Haare und dessen hageren Körperbau oder das ewige Blond der Malfoys.

Severus räusperte sich, um Zeit zu gewinnen. Als Lehrer von Kindern zu zögern war eine Todsünde. Aus irgendeinem Grund spürten sie wie Hunde, wann der Erwachsene vor ihnen Angst hatte. Allerdings bezweifelte Severus, dass Kinder die Schweißabsonderungen unter seinen Achseln riechen konnten.

„Mein Name ist Professor Severus Snape ...“ Er wandte sich zur Tafel und schmierte seinen Namen mit Kreide auf den schlecht abgewischten, schwarzen Untergrund. Sie würden lernen seine Sauklaue zu lesen. „... und wir werden die nächsten sieben Jahre hoffentlich in einer gewissen Harmonie miteinander verbringen. Sicher fragt sich der eine oder andere von Euch, um was es in Zaubertränke geht.“ Severus lehnte an seinem Pult und verschränkte die Arme. „Während ihr in anderen Fächern den ganzen Tag nur so mit eurem Zauberstab herumfuchtelt ist Zaubertränke ein Fach in dem Reaktionsfähigkeit und korrektes Aussprechen von Formeln keinerlei Bedeutung haben. Es sei denn ihr wollt wie das Rumpelstilzchen ums Feuer hüpfen, aber ich fürchte das bringt nicht viel.“ Er erntete verständnislose Blicke. Am liebsten hätte Severus in irgendetwas hineingebissen. Alle Welt kannte Grimms Märchen, nur die Zaubererschaften mal wieder nicht!

„Nun denn, ich werde zunächst eure Namen durchgehen. Wen ich aufrufe, meldet sich kurz.“

Schön der Reihe nach ging er die Namensliste im Klassenbuch durch und erstellte dabei einen obligatorischen Sitzplan. Etwas pikiert stellte er fest, dass Lucius‘ Sohn ebenfalls in der Klasse vertreten war. Sicher, er hatte nichts gegen den Jungen, doch wäre es ihm lieber gewesen seinen Patensohn nicht in der gleichen Klasse wie Potter zu haben.

Schließlich rief er „Potter, Harry“ auf. „Unsere neue Berühmtheit.“

Einige der Slytherins lachten und erst in diesem Augenblick stellte Severus erschrocken fest, dass er seinen Gedanken laut ausgesprochen hatte.

Ups.

Allen „Ups‘“ zum trotz durfte er sich nichts anmerken lassen.

Genau, ich bin ein Slytherin und das war alles so geplant, weil Slytherins ja gerissen sind und alles planen. Buhuu – dramatische Orgelmusik!

Oh Mann, er sah sich schon wieder in Dumbledores Büro Ärger abholen.

„Verdammt, Severus, wie konnten Sie den Jungen nur so in seiner ersten Stunde ... blah, blah, blah ...“ Er schob den imaginären Albus in seinem Kopf beiseite und erhob sich.

Severus stellte sich vor die erste Bankreihe und blickte zu Potter hinab, der direkt vor ihm saß. Der Knirps blickte ihn ängstlich an.

„Nun, Mr Potter, könnten Sie so freundlich sein und mir einen kleinen Diskurs geben?“

Potter sah ihn fragend an, offenbar nicht ganz sicher, was genau sein Lehrer meinte.

„Was bekomme ich, wenn ich einem Wermutaufguss geriebene Affodillwurzel hinzufüge?“, fragte Severus den Jungen.

Potter schaute erst zu dem Weasley neben sich, der genauso ahnungslos aussah wie sein Partner. Im gleichen Augenblick schnellte die Hand eines Mädchens mit braunen, lockigem Haar hoch; Hermine Jane Granger. Er beachtete sie nicht.

„Ähm … ich weiß es nicht, Sir.“, antwortete Potter unsicher.

„Tjaja, Ruhm ist eben nicht alles, was?“, kommentierte Severus. „Versuchen wir’s nochmal, Potter. Wo würdest du suchen, wenn du mir einen Bezoar beschaffen müsstest?“

Der sah ihn völlig ahnungslos an, während Granger sich beinah den Arm ausriss, bei dem Versuch sich zu melden.

„Ich weiß es nicht, Sir.“

„Und was könnte der Unterschied zwischen Eisenhut und Wolfswurz sein?“, machte Severus weiter, in dem Wissen, dass er sich völlig unangemessen verhielt, doch was tat man nicht alles, um Albus eins auszuwischen.

„Ich weiß es nicht, Sir.“, sagte Potter leise, ja beinahe gekränkt. „Aber ich glaube, Hermine weiß es, also warum nehmen Sie nicht Hermine dran?“

Severus stemmte sich auf die Schulbank und lehnte sich zu Potter nach vorn. Der Junge rutschte in seinem Stuhl nach unten wie ein nasser Sack.

„Zur allgemeinen Information, Affodill und Wermut ergeben einen Schlaftrank, der so stark ist, dass er als Trank der Lebenden Toten bekannt ist. Ein Bezoar ist ein Stein aus dem Magen einer Ziege, der die meisten Gifte neutralisiert. Eisenhut und Wofswurz sind die selbe Pflanze, die auch unter dem Namen Aconitum bekannt ist.“

Severus ließ seinen Blick durch die Klasse schweifen. Niemand sagte etwas, noch schrieb er etwas – mal wieder typisch!

„Und warum schreibt sich das hier eigentlich niemand auf?!“

Wie auf Befehl holten sie alle Zettel und Stift hervor. Severus und Potter sahen sich noch einen Augenblick mit dem auf absoluter Gegenseitigkeit beruhenden Blick der Verachtung an, bevor er wieder nach vorn ging und nochmal alles in Ruhe erklärte. Die erste Doppelstunde nahm er immer zunächst die nötige Theorie durch, bevor er mit dem praktischen Teil begann – alles andere wäre Selbstmord gleichgekommen.

Nach dem Unterricht ging er in sein Büro, grollte einige wohltuende Flüche auf Albus in sich hinein und zog seine Zigaretten aus der Hosentasche. In diesem Augenblick klopfte es an der Tür.

„Herein!“, rief Severus missmutig und unüberlegt.

„He, Onkel Sev ...“ Es war Draco. Severus steckte sich seine Kippe in den Mund und taxierte seinen Patensohn scharf.

„Weißt du noch worüber ich mit dir gesprochen habe?“

Draco schaute verlegen drein und mied den direkten Blickkontakt mit seinem Gegenüber.

„Ähm ... darüber, dass ich dich unter keinen Umständen mit Onkel Sev anspreche, sondern mit Professor Snape und nie in die Verlegenheit komme so zu tun als würden wir uns kennen.“, betete der Knirps aus dem ff heraus vor.

„Genau.“, sagte Severus und suchte verzweifelt nach seinem Feuerzeug. Ein uraltes Ding, Benzinbetrieben, das er in Murmansk von einer alten Freundin bekommen hatte.

„Das ist aber sowas von bescheuert, Sev!“, sagte Draco mit einer derart ungehemmten Ehrlichkeit wie sie nur Kinder kannten.

„Ist es nicht!“, konterte Severus. Endlich hatte er das verfluchte Ding gefunden. Warum lag es eigentlich zwischen all den unkorrigierten Arbeiten? „Außerdem habe ich einen Ruf zu verteidigen.“

Draco setzte sich auf jenen Stuhl den alle anderen immer zutiefst fürchteten – ein Dreibein vor seinem Pult auf dem sonst sämtliche Leute von ihm Schnecke gemacht wurden.

„Und ich will nicht, dass die anderen denken ich wäre parteiisch.“

„Deshalb hast du auch Potter vor der ganzen Klasse runter gemacht?“, fragte Draco.

„D-d-d- ....“ Jetzt fehlten ihm wirklich die Worte. „D-das ist etwas völlig anderes.“

Draco blickte ihn mit jenem skeptischen Blick an, den Narzissa immer drauf hatte, wenn sie mit ihm sprach. Warum waren die blackschen Gene auch ständig so furchtbar dominant?

„Komm‘, raus mit dir. Deine Freunde warten bestimmt schon auf dich.“

„Eigentlich wollte ich dir ja nur einen Brief von Dad übergeben.“ Draco erhob sich und holte einen schlichten Umschlag aus seinem Rucksack. Severus nahm ihn zögernd an.

„Warum kann mir Lucius nicht einfach eine Eule schicken?“

„Keine Ahnung.“, meinte Draco. „In letzter Zeit ist er ohnehin etwas komisch.“

„Komischer als sonst?“, fragte Severus, der sich seine Zigarette hinter das Ohr steckte. Er kam jetzt wohl eh nicht dazu sie zu rauchen.

„Weiß nicht.“ Draco zuckte mit den Schultern. „Er wird immer gleich böse, wenn man ihn danach fragt. Mom glaubt, dass er von der Arbeit gestresst ist ...“

„Aber?“, hakte Severus nach.

„Ich denke, er hat vor irgend etwas Angst. Er hat in letzter Zeit ‘ne richtige Meise, Sev. Schließt sich stundenlang in sein Arbeitszimmer ein.“

Draco hatte Recht, das war selbst für Lucius, den alten Angsthasen, nicht mehr normal.

„Ich werde mal mit ihm reden.“, sagte Severus. „Jetzt mach aber das du in deine Klasse kommst, verstanden?“

Draco nickte und verschwand durch die Tür in den Flur. Severus setzte sich hinter seinen Schreibtisch und öffnete den Brief.


Severus,
ich kann dir diesen Brief nicht über die üblichen Wege zukommen lassen.

Ich bin über das informiert, was in Hogwarts vor sich geht. Albus‘ Geheimnis ist durchgesickert. Frag bloß nicht wie. Ich stand ohnehin nie hinter dieser Aktion. Wenn du mich fragst hat der ganze Aufriss Du-Weißt-schon-wer überhaupt erst auf die Spur des Steins gebracht.
Ich habe für dich allerdings ein paar interessante Details über den aufgebrachten, albanischen Frachter in Erfahrung bringen können. Die Frachtliste war gefälscht. Es gab mehrere, nicht registrierte Container mit „Heimaterde“ an Bord. Im Ministerium wird seit geraumer Zeit schon erhöhte Aktivität der Vampire aus der ehemaligen UdSSR festgestellt. Irgendetwas ist im Gang. Die verlassen seit der Ankunft des Frachters die Insel wie die Ratten das sinkende Schiff. Und du weißt sicherlich noch, was die Todesser mit den Vampiren gegen Ende des Krieges angestellt haben.

Ich bleibe an der Sache dran. Und behalte du Dumbledore im Auge. Ich traue diesen aufgeblasenen Wichtigtuer nicht die Spur.

Lucius


Severus und Lucius waren seit Ende des Krieges vor 11 Jahren nicht mehr die besten Freunde. Sie hatten beide Dinge getan, die sie heute bereuten. Allerdings stand Lucius bei ihm in einer Lebensschuld. Wie oft hatte er ihm an der Front das Leben gerettet? Severus zählte mittlerweile nicht mehr mit. Lucius’ Schulden aus dem Krieg wirkten jedoch bis heute nach und so bat er ihn ab und an um einen kleinen Gefallen. Sein ehemaliger Kumpane saß im innersten Kreis des Ministeriums und hatte Zugang zu sämtlichen Daten.

Allerdings glaubte er, dass sich Lucius in Bezug auf die Heimaterde irrte. Sie diente nicht nur Vampiren als Transportmittel, sondern konnte im Prinzip von jeder auf unnatürliche Weise lebenden Kreatur in Beschlag genommen werden. Das setzte jedoch einen Helfer voraus, denn ohne spezielle Riten und Beschwörungen funktio-nierte das Ganze nicht – selbst bei einem Vampir nicht! Glücklicher Weise konnten die Untoten nicht so lässig aus dem Sarg, beziehungsweise ihrem Erdhaufen, aufsteigen wie Christopher Lee es als auf Zelluloid gebannter rumänischer Graf stets tat.

Dumbledores Theorie zu Voldemort besagte, dass er als Schatten umherirrte und nach lebenden Seelen suchte – in etwa so wie der Teufel im „Exorzisten“ immer wieder junge Frauen für sich beanspruchte und damit gern den örtlichen Pfarrer in den Wahnsinn trieb. Schatten gab es wenige auf dieser Welt, was wohl daran lag, dass es ein Magier selten schaffte anstatt zu sterben seine Seele in das Zwielicht zwischen der irdischen Ebene und den Hades zu schicken. Wenn ein Magier das tat war er entweder extrem blöd und selbst zum Sterben zu gehirnamputiert oder – was eher auf Voldemort zutraf – er hatte tatsächlich vor ewig zu leben und nahm dafür sogar ein Dasein als Seelenfresser in Kauf.

Wenn Thomas Riddle, wie Voldemorts bürgerlicher Name lautete, nun tatsächlich wahnsinnig genug war, um diesen Weg einzuschlagen dann musste er auch für seine Umwandlung in irdische Materie vorgesorgt haben. Allerdings wollte Severus nicht in den Kopf gehen wieso so ein machtbesessener Typ wie Voldemort es nun mal war, ganze 11 Jahre darauf gewartet hatte. Ein Seelenfresser ernährte sich ähnlich wie die Dementoren von menschlichen Gefühlen. Nach Ende des Krieges herrschten derartig überspannte Emotionen bei allen Beteiligten um ein ganzes Kontingent dieser spirituellen Aasfresser satt zu bekommen. Jetzt hingegen war die Zeit der endlosen Debatten und der von Langeweile getriebener Politik vollgefressener, pseudo-demokratischer Bürokraten, die dank ihres fetten Arsches an ihren Stühlen festwuchsen. Einzig der verfluchte Hype um Potter sorgte für ein laues Lüftchen in der Presse, aber eigentlich nicht genug, um einen Schatten zu befriedigen oder gar dazu zu bewegen einen Frachter zu kapern und durch seine gebündelte, negative Energie zum Massensuizid zu bewegen. Selbst Voldemort wäre nicht so bescheuert nur für seine Rache hierher zu kommen. Wenn er also wegen des Steins hier war, dann nicht um Potter in menschlicher Gestalt kalt machen zu können – wenn der Junge allerdings noch mehr intellektuelle Glanzleistungen wie heute ablieferte, dann würde das Severus sowieso selbst übernehmen.

------------------

Seit Lucius‘ Brief flogen die Wochen dahin, ohne das es Anzeichen auf eine unmittelbare Gefahr für den Stein der Weisen gab. Quirell benahm sich wie immer – sprich; er brachte keinen vernünftigen Satz zustande und machte jeden in seiner unmittelbaren Umgebung durch seine hibbelige Hysterie irre – und Potter schaffte es seine schlimmsten Befürchtungen zu erfüllen. Allerdings stellte nur einer seiner Schüler Potters Unfähigkeit in den Schatten: Neville Longbottom. Er wusste genau wessen Sohn das war. Der Sprössling von Alice und Frank Longbottom, zweier Auroren, die von Todessern in den Wahnsinn gefoltert wurden und nun nicht einmal mehr ihr eigenes Kind wiedererkannten. Severus hatte durchaus Mitleid mit ihm. Er wusste nur zu gut wie es war die Eltern auf grausame Weise zu verlieren. Dennoch änderte das absolut NICHTS daran, dass er eine hochgradige Niete in Zaubertränke war. Eine jener minderjährigen Terroristen, die ihm mit explodierenden Kesseln und garantiert tödlichen Falschmixturen nach dem Leben trachteten.

Und so saß er diesen Montag wieder einmal in der ersten Klasse und versuchte mehr als nur einem unfähigen Idioten auf einmal auch nur ein bisschen Wissen in den Kopf zu hämmern.

„Potter, was zum Teufel soll das bitte schön sein?“, fragte Severus als er Potters blubbernde Unfähigkeit begutachtete. Es sah aus wie die negativ aufgeladene Götterspeise aus „Ghostbusters II“. Mit dem Unterschied, dass sie giftgrün war und wahrscheinlich jedes lebende Wesen bei bloßer Berührung töten würde.

„Ähm ...“, machte Potter, der in den letzten Wochen gelernt hatte, dass man Severus Snape gegenüber lieber schlüssige Antworten gab. „Ein Genesungstrank, Sir.“

Severus verdrehte die Augen.

„Potter, soll ich Weasleys Hand in den Kessel halten und anschaulich demonstrieren wie sie ihm weggeätzt wird?“, fragte Severus, woraufhin Ron Weasley leichenblass wurde und sich blitzschnell auf seine Hände setzte.

„Nein, Professor ...“ Die Aufmüpfigkeit sprach dem Jugen aus dem Gesicht, auch wenn er es sich verkniff hinzuzufügen, was ihm offenbar gerade auf der Zunge lag. Immerhin, lernfähig war er.

„Eine Frage, hat es der große Harry Potter nicht nötig zu lesen, was auf dem Rezept steht oder ist er möglicherweise sogar Analphabet?“

Harry sah zur Tafel und seine Augen huschten nochmals über die Zutatenliste und Brauanleitung.

„Es ist eigentlich ganz einfach.“, sagte Severus kaltschnäuzig. „Man liest die Zeilen von links nach rechts und dann von oben nach unten und macht dann gottverdammt noch mal genau das was dort steht!“ Einige Schüler kicherten als sie Severus‘ Standpauke mitbekamen. Potter hingegen sah ihn nur zornig an und schwieg. „Ich sehe schon, so wird das offenbar nichts. Bis zur nächsten Stunde hätte ich gern eine Ausarbeitung über – sagen wir – zwei Seiten zu dem Thema. Und keine Ausreden! Verstanden, Potter?“

„Jawohl, Sir!“, grollte Potter genervt.

„Und noch ein Wort in diesem Tonfall und die Länge des Aufsatzes verdoppelt sich, kapiert?“, entgegnete Severus so leise, dass es nur Harry und sein rothaariger Geselle hören konnten. Potter gab seine Rebellion auf und nickte bloß steif.

Severus ging weiter zu Longbottom. Dieser übertraf selbst Potter mit seinen Braukünsten. Als er näher an den Jungen herantrat begann dieser nervös zu schlottern und rührte beschäftigt in seinem Trank beziehungsweise seiner giftgrün schimmernden Pampe herum.

„Was - ist - DAS?“

Longbottom brachte kein Wort heraus, sondern starrte seinen Lehrer bloß verängstigt an. Severus wollte gerade nach dem Kessel greifen, um schlimmeres zu verhindern als dieser ihm und der Klasse förmlich um die Ohren flog. Longbottom belegte eindeutig das falsche Fach. Zu dumm das es Sprengstoffkunde nicht im zivilen Unterricht gab. Vielleicht sollte er das gegenüber Dumbledore auf der nächsten Lehrerkonferenz anmerken?

Nach der vorrüber gegangenen Explosion, die zum Glück nicht viel mehr anrichtete als die gesamte Klasse - Severus eingeschlossen - in Ruß zu färben beendete er die Stunde und brummte Longbottom Nachsitzen im Sinne von Reinigungsarbeiten auf.

So endete eine Stunde von vielen und wieder keimte das leise Verlangen nach einer Gehaltserhöhung in ihm auf.

Die Woche verging ohne größere Ereignisse und Severus Snape ließ diesen Freitag im Eberkopf bei einem Glas Guiness ausklingen. Leia lag neben ihm auf dem Boden und kaute vergnügt an einem alten Knochen herum, den Aberforth ihr spendiert hatte.

„Hast du genug?“, fragte der alte Wirt als Severus gedankenversunken gerade gar zu tief in sein Glas blickte.

„W-was?“

„Was ist los? Ich kenn’ dich schon zu lange, um nicht zu wissen, dass dir etwas mächtig gegen den Strich geht.“

„Ich hätte deinen Bruder nur schon vor Jahren die erstbeste Treppe im Schloss hinunterschubsen sollen.“, antwortete Severus finster. „Immer halst er mir die Scheißarbeit auf.“

„Glaub mir, damit habe ich es auch schon versucht.“ Aberforth zwinkerte ihm zu. „Er lässt sich von sowas leider nicht großartig beeindrucken.“

„Ich weiß.“ Severus legte seinen Kopf auf die Tischplatte.

„Vielleicht solltest du doch nach Hause gehen.“, meinte Aberforth.

„Warum? Damit ich morgen dieses ach so tolle Quidditschspiel nicht verpasse? Vergiss es!“

„Ich habe gehört Potter spielt bei den Gryffindors, so wie sein Vater.“

Severus hob den Kopf und blickte sein Gegenüber missmutig an.

„Wenn du mich damit aufbauen willst, dann ist dir das gerade gar nicht gelungen!“

„Ich mein nur, vielleicht hast du Glück und er fällt vom Besen.“

„Pah, bei meiner Glückssträhne knocken sich diese Esel, die für Slytherin spielen eher selbst mit ihren Schlägern aus.“

„Ich sehe, du hast vollstes Vertrauen in deine Schüler.“

„Spar dir den Sarkasmus.“ Severus legte dem Wirt seine Zeche hin.

Aberforth zuckte bloß mit den Schultern und zählte das Geld schnell durch.

„Komm, Leia.“

Der Hund nahm den halb zerkauten Knochen ins Maul und folgte damit seinem Herren bis ins Schloss und in dessen Privaträume, wo er es sich vor dem Kamin bequem machte und dort genüsslich weiterkaute.
Severus hingegen schlief unversehens in seinem Sessel ein. Das Bier hatte seine Wirkung nicht verfehlt.

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Am nächsten Morgen blieb Severus außnahmsweise einmal von einem Kater verschont. Als er auf die Uhr sah bemerkte er, dass er dieses verdammte Quidditschspiel beinahe verschlafen hätte. Er wusch sich schnell, zog Pullover und Robe an und wickte sich seinen altehrwürdigen Slytherinschal um den Hals, den er schon seit seiner eigenen Schulzeit in Hogwarts besaß. (Entsprechend abgetragen war das gute Stück.) Severus schnappte sich Stephen Kings „Friedhof der Kuscheltiere“ aus dem Regal und steckte es in den Papierumschlag von „Disertation der destruktiven Alchemie“ von Magnus Horbalt Fehnherr - einem uralten Schinken zum Thema Zaubertränke, das einem an jeder Alchemistenuniversität als Standertwerk hinterhergeworfen wird. So auch zu seiner Studienzeit. Es war die perfekte Tarnung für Mr King, der ihm wohl wieder davor bewahren sollte, dass er sich auf der Tribüne zu Tode langweilte. Severus nahm Leia mit. Auf dem Weg zum Quidditschfeld machte er kurz bei Aberforth halt damit er auf seine Süße aufpasste und ihm noch dies und das zum Essen gab. Er war sprichwörtlich am verhungern.

Als er dann endlich so weit war hatte das Spiel bereits begonnen.

„Severus, Sie sind zu spät - wie immer!“, schimpfte Dumbledore. Er überhörte ihn - wie immer.

„Gryffindor ist in Führung.“, flüsterte Minerva ihm zu.

„Na wie wunderbar.“, antwortete Severus trocken.

Dieses ewige Gerangel um Hauspunkte hatte ihn schon zu seiner Schulzeit nicht die Bohne interessiert und heute tat es das noch weniger. Dennoch lächelte er freundlich und tat so als ob von Quidditsch das Überleben der Menschheit abhing. Zugegeben konnte er noch nie etwas mit Mannschaftssport anfangen. Während seinem Militärdienst im Ministerium war er immer wieder dazu genötigt worden Fußball zu spielen. Lag vielleicht auch daran, dass es in der Armee auffallend viele Liverpool-Fans gab. Auf jeden Fall glaubte irgendein Spatzenhirn damals durch seine hagere Gestalt sei er ein guter Stürmer. Diese Entscheidung bereuten seine Kameraden, da er meistens zwar bis zum Tor kam, aber so gut wie nichts traf. Daraufhin wurde er ins Tor versetzt, wo er sich blaue Augen und gebrochene Nasen zuzog. Die feindlichen Bälle hinderte das allerdings wenig. Schließlich fanden sie sich damit ab, dass er eine Niete war und verbannten ihn auf die Ersatzbank. Es muss wahrscheinlich nicht erwähnt werden, dass er so gut wie nie ausgewechselt wurde.

Severus blickte über das Spielfeld und erkannte den Sucher der Gryffindors: Harry Potter. Ihm lief ein kalter Schauer dem Rücken hinunter. Wie sein Vater. Und McGonnagall grinste ihn die ganze Zeit überlegen an. Die Hausmannschaft des letzten Abschlussjahrgangs hatte 7 Jahre die Spiele dominiert. Sie freute sich offenbar dieser grünen Dominanz ihren roten Flash Gordon entgegensetzen zu können und ihm dieses Jahr den Hauspokal abluchsen zu können.

Seinetwegen, er wusste ohnehin so langsam nicht mehr wo er diese verfickten Po-kale in seinem Büro unterbringen konnte. Er hätte sie ihr ja geschenkt, aber aus politischer Sicht wäre das ihm wohl nicht bekommen.

Während die Massen johlten zog Severus gelangweilt Stephen King aus der Tasche und las vielleicht zum hundersten Mal die Geschichte über Dämonen, Friedhöfe und fiese Kinder. Erst als die Slytherins fluchten, die Gryffindors johlten und die Ravenclaws und Hufflepuffs in das Getöse einstimmten war ihm klar, dass das Spiel vorbei war. Potter hatte den Schnatz gefangen oder so wie es sich ihm darstellte beinahe verschluckt. Schade eigentlich. Es hätte Severus durchaus interessiert wie ein Schnatz nach dem Gang durch Potters Verdauungssystem aussah. Und vor allen wie es sich beim großen Geschäft anfühlte. Er schätzte, das war schlimmer als Hämoriten und Nierensteine zusammen. Von beidem konnte er ein Liedschen singen.

Als die Lehrer geschlossen die Tribühne verließen bemerkte Severus aus den Augenwinkeln wie sich Quirell von der Truppe trennte. Er sah sich um. Dumbledore hatte es wohl nicht bemerkt (oder wollte es nicht bemerken) und so folgte er seinem Kollegen mit einigem Abstand. Quirell ging in Richung Wald. Severus beeilte sich. Dort drinnen würde er ihn wahrscheinlich verlieren.

„Quirinius!“, rief er ihm laut entgegen. Dieser blieb stehen und drehte sich zu ihm um.

„S-se-verus.“, stötterte er.

„Haben Sie keinen Hunger? Das Mittagessen ist sicherlich schon auf dem Tisch.“

„Ähm, i-ich da-ch-te ich h-hätte etwas g-ge-hört.“

„Ohren wie ein Luchs, was? Über einen halben Kilometer, das schafft nicht mal unser Wildhüter.“

Quirell lachte nervös und ging raschen Schrittes an ihm vorbei zum Schloss hoch. Was er wohl dort drin wollte?

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Severus verschwieg Dumbledore den kleinen Zwischenfall und Quirells außergewöhnliches Gehör. Noch war nichts passiert, außer dass sich sein Kollege sonderbar benahm, aber das wusste der Alte ohnehin und so konzentrierte er sich auf eine andere Spur; das Geisterschiff.

An diesem Abend ging er mit Leia nicht in den Pub, sondern fuhr mit dem Zug in den nächstgelegenen Ort nach Hogsmead. Nur am ersten Schultag fuhr der Hogwarts-Express ohne Stops zum Bahnhof von Hogsmead, an allen anderen Tagen war es ein stinknormaler Zug mit all seinen Vorzügen und Nachteilen.

Das Dorf hieß Heroldshire. Die Leute hier kannten ihn und somit kamen auch keine unnötigen Fragen auf, die es in Orten dieser Größe automatisch gab, wenn ein fremdes Gesicht auftauchte. Er ging in den örtlichen Pub „Zum Gehängten“. Drinnen war es belebt. Der Stammtisch wetterte gerade fröhlich gegen den Premierminister und Ausländer, die Dörfler stimmten ihnen zu und ansonsten ergötzten sich alle an Klatsch, Tratsch und immer gut gefüllten Bierkrügen. Der Wirt war ein kräftiger Kerl Ende sechszig, mit allerhand Falten im Gesicht und Glatze. Er trug ein kariertes Hemd dessen Ärmel er hochgekrempelt hatte wodurch man seine Tätowierungen sehen konnte, die fröhlich verkündeten: Gottes Reich ist gekommen!

„Oh, guten Abend, Mr Dawnston.“, sagte der Wirt mit seiner rauchigen Whiskeystimme zu ihm. Dawnston war Severus' Deckname.

„Gleichfalls, Greg, ich bräuchte Ihr Hinterzimmer.“ Er holte unauffällig eine Zwanzigpfundnote aus seiner Manteltasche und legte sie dem Wirt hin. „Ich möchte nicht gestört werden.“

„Natürlich, Sir, gar kein Problem. Die Versammlung hier wird noch eine ganze Weile dauern.“ Mit anderen Worten; Heroldshires Dorfnazis wären mit sich selbst und ihren hirnlosen, prahlerischen Reden beschäftigt. Severus verschwand im Hinterzimmer, verschloss dort die Tür von innen, setzte sich an den Tisch und wählte an dem uralten Apperat die Nummer von Lucius.

„Ja.“, antwortete dort eine müde Stimme.

„Lu, hier ist Severus. Draco hat mir deine Botschaft überbracht.“

„Schön zu hören.“

„Konntest du etwas wegen dieser Heimaterde herausfinden?“

„Nicht viel. Sie ist wohl albanischer Herkunft, genau wie unser Frachter. Sie war in den unregistrierten Containern enthalten. Einige waren geöffnet.“

„Also hat jemand unsere blinden Passagiere rausgelassen?“, fragte Severus.

„Vielleicht. Da wir keine Leichen geschweige denn Zeugen. Und ohne Obduktion wird sich das wohl kaum herausfinden lassen.“

„Seit wann verlässt du dich auf sowas traditionelles wie Zeugenaussagen und Obduktionen?“

„Hör zu, Sev, seit dieses verdammte Schiff im Hafen eingelaufen ist habe ich mehr Arbeit als ich machen kann. Dieser Idiot Fudge sitzt mir im Nacken und meint wir sollten das VDP reaktivieren.“

VDP - Vampire Destruction Programm. Ein Erbe aus Voldemorts Herrschaft. Im Grunde stand es für einen Genozid an Blutsaugern, die nicht mit dem Ministerium kooperierten. Und das waren nun mal so ziemlich alle. Im Zuge des Programms wurden Spezialeinheiten gebildet, die auf die Vernichtung sogenannter Brutstätten spzialisiert waren. Im Grunde pflügten damals Auroren alles, was auch nur wie Heimaterde aussah um und schnitten den schlafenden Vampiren das Herz aus der Brust (Mit einem Pflock allein war es nämlich wahrlich nicht getan!) oder verbrannten sie restlos mit Phosphor oder Napalm. Letztere Methode war weitaus beliebter, da man dafür nicht so nah an die Vampire heran musste.

„In England gibt es seit dem VDP keine Vampire mehr. Die haben sich nicht ohne Grund nach Osteuropa und Asien zurückgezogen.“, meinte Severus dazu.

„Hab ich ihm auch erzählt, aber das ist gar nicht das Problem.“

„Dein Sohn hat mir erzählt, dass du dich kaum noch blicken lässt.“

„Ich hab das Gefühl, dass ich verfolgt werde.“

„Von Vampiren?“

„Vielleicht.“ Lucius klang unsicher, nervös. „Ich habe den Fall heute ohnehin an die Auroren abgegeben. Verdammt, ich bin doch kein Außendienstler, der sich mit irgendwelchen wildgewordenen Viechern rumschlägt!“

„Ich weiß schon, du bist ein Schreibtischhengst.“

„Werf mir das bloß nicht schon wieder vor!“ Lucius hörte sich wütend an. „Du warst von uns beiden immer der robustere, Sev, und das weißt du auch. Was immer hier passiert, ich will nichts damit zutun haben, kapiert? Lass deine Probleme bei dir und Dumbledore!“

„Du solltest dich hören, du klingst wie ein verängstigtes Kind. Was ist? Hast du so eine Angst vor seiner Rückkehr? Du als leuchtender Anhänger.“ Da war er wieder, der alte Streit zwischen ihnen. Die Kluft, die seit Ende des Krieges immer wieder für heiße Luft sorgte.

„Severus, halt’s Maul! Was weißt du schon davon!“

„Ich weiß, dass du genug Hinrichtungsbefehle unterschrieben hast, um damit ganze Friedhöfe zu füllen. Du hast niemanden umgebracht, Lu, nur deine Unterschrift. Und es war dir immer egal, was mit den Leuten passierte. So lange bis es mal dich selbst betraf. Dann kriegst du Angst und pisst dir ein wie ein Kleinkind, dass nach seiner Mutter schreit!“ Jetzt war es an Severus wütend zu werden. „Was machst du eigentlich, wenn Draco dich fragt, was du im Krieg gemacht hast?“

„Ich sage ich war Buchhalter.“

„Klar, Buchhalter töten ja auch niemanden.“

„Fick dich!“ Lucius legte auf und Severus lehnte sich zurück.

Sie würden wohl nie wieder gute Freunde werden. Seitdem er in den Todesserprozessen erfuhr, was Lucius wirklich getrieben hatte war ihr Verhältnis zerrüttet. Severus hatte ebenfalls Menschen getötet, doch anders als sein Freund gestand er sich die Schuld und das Blut, das an seinen Händen klebte ein. Lucius verdrängte alles und behauptete obendrein seit den Verhandlungen er sei kein Todesser gewesen und das man ihn dazu gezwungen hätte. Jedes Mal wenn Severus daran dachte hätte er sich am liebsten übergeben. Wie konnte man sich nur derart selbst belügen?

Abgesehen davon hatte ihn sein Anruf nicht weitergebracht. Allerdings verhärtete sich sein Verdacht, dass sie es mit einem Seelenfresser zutun hatten. Wahrscheinlich hatte er sich an der Besatzung des Schiffes ordentlich satt gefressen, hat sich dann einen Wirt gesucht oder ist wieder in ihn zurückgekehrt und dann aus dem Hafen verschwunden bevor die ersten Arbeiter in die gespenstische Szenarie eintraten. Dass Minister Fudge jedoch das VDP reaktivieren wollte war eine andere Geschichte. Fudge war niemand der Fragen auf den Grund ging. Er suchte sich das erstbeste Opfer aus und eröffnete dann eine Hexenjagd. Kein Wunder, der Mann war im Krieg der leitende Geschäftsführer im Ministeriums gewesen, zwar kein Todesser, aber auf jeden Fall ein Symphatisant ihrer Ideen. Das merkte man seiner Politik noch heute an. Aber was wollte man damals tun? Man konnte schlecht den gesamten Staatsapperat auswechseln und Fudge war das kleinere Übel, selbst wenn er regelmäßig gegen Halbmenschen wie Zentauren, Vampire und Werwölfe hetzte. Die besaßen kein Wahlrecht, geschweige denn eine Stimme in den Medien und konnten sich somit ohnehin nicht wehren, anders als die Halbblüter.

Severus erhob sich und ging deprimiert zurück zum Bahnhof. Während er dort auf den Zug wartete kamen zwei Männer auf ihn zu. Sie waren jung, höchstens um die zwanzig, trugen weiß geschnürte Springerstiefel, Armeehosen und Bomberjacken. Sie blickten ihn verachtend an.

„He du, wer bist du?“

„Wer will das wissen?“, fragte Severus.

„Wir, du Kanacke!“

„Ganz langsam, wo brennt’s denn?“

„Wir mögen keine Fremden hier. Schon gar keine die rumschnüffeln!“

„Was ihr nicht sagt, Jungs.“ Severus wandte sich von ihnen ab. Er wollte keine Schlägerei mit zwei, kleinen Faschos, die offenbar auf ihrer „Versammlung“ zu tief ins Glas geschaut hatten.

Plötzlich packte ihn einer von ihnen am Arm.

„Sieh’ uns gefälligst an, wenn wir mit dir reden!“

Ohne zu zögern schoss seine Faust nach vorn und brach dem Glatzkopf die Nase. Er ging zu Boden während der andere ein Klappmesser aus seiner Tasche zog. Severus packte ihm am Handgelenk, verdrehte es ihm mit einem kräftigen Ruck bis es laut knackte und schnellte hinter ihn, während der den Arm auf Distanz hielt. Er zog den Kopf des Schlägers zurück und setzte ihn mit einem schwungvollen Tritt ins Bein außer gefecht. Der Galtzkopf krachte mit dem Hinterkopf auf den Bahnsteig und blieb reglos liegen. Währenddessen stürzte sich der andere auf Severus. Er wirbelte herum, blockte seinen Schwinger mit seinem rechten Arm, trat ihm daraufhin in die Eier und schickte den heulenden Möchtegern-Arier mit einem gezielten Handkantenschlag gegen die Schlefe ins Reich der Träume.

In diesem Augenblick traf der Zug am Bahnhof ein und Severus stieg ein als sei nichts gewesen.

Da zeichnen sich die 5 Jahre Jiu-Jitsu offenbar doch noch aus. Von wegen unnützer Muggelsport, Albus!


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Zwischen Harry, Ron und Hermine gibt es Unterschiede, zum Beispiel im Vokabular. Ron ist der britische "lad", etwas bildungsfern, wie wir hier sagen würden, jedenfalls der Welt der Theorie und Metaphysik nicht sonderlich zugetan. Sein Vokabular ist etwas gröber und eingeschränkter als das Hermines, die mehr die Intellektuelle ist und sehr elaboriert sprechen kann, jedenfalls wenn sie in Laune ist. Harry liegt dazwischen, mit Sympathien für Ron, wenn es darum geht, vermeintlich hochgestochenes Gerede zu verulken. Aber keiner spricht wirklich lax oder fehlerhaft.
Klaus Fritz