von ChrissiTine
13. Dezember: Gemeine Nachbarn
„Sei nett, Dad, okay?", sagte Scorpius so beiläufig wie möglich, während er seinem Vater einen dicken Wälzer reichte, der mit irgendwelchen merkwürdigen Schriftzeichen übersäht war. Sein Vater hatte in den letzten Wochen ein paar neue sehr alte Bücher erstanden und war jetzt dabei, seine umfangreiche Bibliothek neu zu ordnen. Und da Scorpius nicht den ganzen Tag nur draußen rumtollen und sich mit einigen seiner Muggelfreunde treffen konnte, sondern auch etwas nützliches in seinen Sommerferien tun sollte, durfte er seinem Vater jetzt dabei helfen, alte, schwere und verstaubte Bücher von einem Regal zum nächsten zu tragen. Er hatte schon zehnmal geniest und hätte schwören können, dass eines ihn sogar gebissen hatte. (Bei Büchern konnte man nie wissen, die konnten richtig fies sein.)
„Ich bin doch immer nett", erwiderte sein Vater mit schiefem Lächeln.
Scorpius verdrehte die Augen und schaute ihn skeptisch an. „Ach ja?", fragte er sarkastisch. „Deshalb kann Mrs Rawandi uns auch nicht leiden."
„Ich hab doch versucht, nett zu sein, aber wenn sie die Rosen absichtlich über den Zaun wachsen lässt, obwohl ich ihr mehrfach gesagt habe, dass ich gegen diese bestimmte Art allergisch bin, dann hat sie es nicht anders verdient! Das ist reine Schikane!", widersprach sein Vater entrüstet und knallte ein Buch auf den Tisch. Scorpius hätte schwören können, dass es sich empört räusperte.
„Dad", seufzte Scorpius genervt, denn dieses Argument kannte er schon, seit er denken konnte. Natürlich stimmte es, dass sein Dad allergisch war, aber er ging in die Ecke des Gartens sowieso nie und da müsste er wirklich kein solches Theater machen, besonders, weil er das doch mit einem einfachen Spruch hätte regeln können. Aber nein, sein Dad musste sich ja unbedingt streiten und deshalb bellte ihn Mrs Rawandis Dackel jetzt jedes Mal an, wenn sie sich über den Weg liefen, weil die blöde Kuh ihn so abgerichtet hatte.
„Es stimmt, frag deine Mutter. Ich war ganz höflich und ich war sogar im Recht. Sie hätte die Sträucher doch nur zwei Meter versetzen müssen, das hätte sie wirklich nicht umgebracht." Er stellte das nächste Buch so heftig ins Regal, dass ihm eine Staubwolke entgegenkam.
„Jaja", murmelte Scorpius und gab ihm ein weiteres Buch. „Aber ich mein ja gar nicht Mrs Rawandi. Wenn Al später kommt, dann sei nett, ja?"
„Ich bin immer nett", beharrte sein Vater und Scorpius konnte sich gerade noch davon abhalten, gequält aufzustöhnen. Mit seinem Dad konnte man wirklich nicht reden. „Ich bin nur der Meinung, dass ein Potter nicht unbedingt der beste Einfluss für dich ist, das ist alles."
„Dad, bitte." Sein Vater würde es nie verstehen. Er würde nie verstehen, dass es keinen besseren Freund als Albus Potter geben konnte. Al verstand ihn einfach, er wusste, was es bedeutete, einen vorbelasteten Namen zu haben, ohne ihn wären die ersten Wochen in Slytherin unerträglich gewesen und Scorpius war so dankbar, dass er einen besten Freund gefunden hatte, auf den er sich verlassen konnte. Hogwarts ohne Al war einfach unvorstellbar.
„Es wär einfach schön, wenn er nochmal wiederkommen möchte. Ich will nicht immer nur mit Mortimer Zabini spielen." Er war in einer Muggelgrundschule gewesen (seine Mutter hatte darauf bestanden und Scorpius war es sowieso lieber gewesen, als irgendeinen dämlichen Hauslehrer zu haben) und hatte deshalb einige Freunde im Dorf, aber ihr Haus war zu magisch, um irgendwelche Muggel einzuladen. Vor Hogwarts hatte er nur Mortimer Zabini aus der Zauberwelt gekannt und so war ihm nichts anderes übrig geblieben, als mit ihm zu spielen (was er immer gehasst hatte, der Idiot war ein Arschloch und hatte immer sein bestes Spielzeug kaputt gemacht). Al war der erste Freund, der ihn besuchte, den er auch wirklich sehen wollte und er hatte furchtbare Angst, dass Al nicht wiederkommen wollen würde. Er hatte sich zu Weihnachten so willkommen bei den Potters gefühlt und er wusste, dass er sie wieder würde besuchen dürfen, aber dort waren immer Als Geschwister und es wäre nett, wenn Al sich auch bei ihm wohlfühlen könnte. Er hatte einen Haufen Spielzeug und das Haus bot unzählige Möglichkeiten, die er noch nie richtig hatte ausnutzen können. (Er hoffte immer noch, sich irgendwann mal vom obersten Stockwerk hinunter in die Empfangshalle abseilen zu können, aber er brauchte jemanden, der das Seil hielt und seine Eltern würden das bestimmt nicht tun.)
„Ist ja schon gut, Scorp. Ich werde deinen Freund bestimmt nicht aus dem Haus treiben", versicherte ihm sein Vater und klang sogar so, als ob er es ernst meinte.
„Wirklich?", fragte Scorpius zweifelnd. „Versprichst du's?" Er kannte seinen Vater. Sein Vater konnte gut lügen, wenn er wollte.
Sein Vater seufzte. „Ja, ich versprech's. Wenn's dir so wichtig ist." Er lächelte Scorpius leicht zu und Scorpius nickte zufrieden. Das reichte hoffentlich. Sein Dad konnte sich zwar manchmal sehr blöd benehmen, aber ein Versprechen hatte er noch nie gebrochen.
TBC...
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A/N: Danke für eure Kommentare!
@Hermino: Ich fürchte, im Moment wird es bei dem Adventskalender über Al und Scorpius bleiben, aber wenn du mehr von den beiden willst und meine anderen FFs noch nicht kennst, dann schau mal bei denen rein, da kommt die Freundschaft häufiger vor (besonders in einigen Kapiteln von All I Want For Christmas und Can't Help Falling In Love With You, in einigen Momentaufnahmen ebenfalls und auch bei James' Geschichte gibt es ein Kapitel mit den beiden, With Or Without You, ich glaube, es war das zweite).
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