von dasPhi
Harry gab sich geschlagen und hielt den Blick weiterhin auf seine Hände gerichtet. Wie war er nur in diese Situation gekommen? Erstens wusste Snape nun endlich die wahre Geschichte der Schlacht, zweitens hatte er bei seinem ehemaligen Professor übernachtet und jetzt saß er auf dessen Couch und wurde offensichtlich zu einem sehr emotionalen Gespräch gedrängt.
Harry war fast drauf und dran gewesen in seine eigene Gedankenwelt abzutauchen und alles um sich auszublenden, als Severus Snape seine erste Frage stellte.
„Wie geht es Ihrem Arm?“
Diese Frage verwunderte Harrys. Er hatte mit etwas ganz anderem gerechnet.
„Ich kann meine Finger wieder spüren, danke.“, sagte Harry und blickte dabei in Severus Snapes Augen. Es war ihm in seiner Schulzeit immer unangenehm gewesen, seinem Lehrer in die Augen zu schauen, vor allem nachdem er gelernt hatte, dass der Professor Legilimentik beherrschte. Doch nun, wo Snape ohnehin schon alles wusste, konnte er ihm ohne Angst begegnen.
„Würden Sie sich, auch wenn es nur die kleineste Hoffnung gäbe, mit dem Cruciatus ‚behandeln’ lassen?“, fragte Severus aufrichtig interessiert.
Obwohl Harry auch diese Frage überraschte, musste er nicht lange über eine Antwort nachdenken.
„Ich müsste zuerst jemanden finden, der es machen würde, ohne mich dabei umbringen zu wollen. Ab eigentlich...ja, ich würde es machen.“
Bevor Harry in der Nacht zuvor in seine Träume gefallen war, hatte er mit geschlossenen Augen darüber nachgedacht. Niemand würde es machen. Niemand, den er kannte, würde ihn verfluchen. Nicht einmal Minerva. Sie war eine ausgesprochene Gegnerin der dunklen Künste.
Die anderen, die er kannte und die ihn verfluchen würden, würden den Fluch sicherlich zu lange wirken lassen, sodass er überhaupt nichts mehr machen konnte. Insofern war es Harry dann doch lieber mit Schmerzen zu leben.
„Ich wüsste, auf welche Schmerzen ich mich einlassen würde. Der Cruciatus ist nichts Neues für mich.“, schloss Harry leise.
Es stimmte. Der Angriff im vierten Schuljahr auf dem Friedhof war keinesfalls der einzige geblieben. Tom Riddle hatte Harry nicht einfach mit dem Todesfluch beschossen. Er hatte ihn gefoltert. Natürlich nicht zu viel. Der Mann wusste, wie er seine Flüche zu dosieren hatte, um richtigen Schaden anzurichten.
„Ich weiß.“, hörte Harry seinen Kollegen sagen.
Er blickte auf.
„Sie wissen? Woher? Sir.“
„Madam Pomfrey hat Sie einige Tage in ein magisches Koma versetzt, um Ihre Verletzungen zu heilen und um Ihrem Magiekern eine Erholung zu gönnen. Ich habe die Tränke gebraut, die sie benötigt hat. Darunter war auch ein spezieller Trank gegen die Nachwirkungen dieses Fluches.“
„Wow. Vielen Dank.“, antwortete Harry. Davon hatte ihm niemand erzählt.
Snape nickte und Harry wand den Blick wieder seinen Händen zu.
„Warum haben Sie das gemacht?“, fragte Snape nach einigen Minuten kompletter Stille.
Harry runzelte leicht die Stirn. ‚Warum haben Sie das gemacht?’ Was? Warum hat sich Harry verfluchen lassen? Warum hat er die Stelle in Hogwarts angenommen? Warum was?
„Ich weiß nicht genau, was Sie meinen, Sir.“, antwortete Harry unsicher und blickte Severus erneut in die Augen. Der Blick war unergründlich.
„Warum haben Sie mich zu Madam Pomfrey gebracht? Sie haben mich gehasst. Sie hätten mich ganz einfach sterben lassen können und niemand würde Ihnen einen Vorwurf machen.“
‚Ich würde mir einen Vorwurf machen.’, dachte Harry. Doch dies war es nicht, was Harry damals angetrieben hatte. Er wollte einfach nicht, dass Snape starb. Egal wie gehässig und unfreundlich dieser in den letzten Jahren zu ihm gewesen war.
Am liebsten würde Harry anfangen zu schreien. Er würde Snape anschreien, ob er nicht mehr alle Tassen im Schrank hätte. Ob er es etwa bereuen würde, dass Harry ihn gerettet hatte. Aber all dies tat Harry nicht. Der Harry, der damals hier zur Schule gegangen war, hätte so reagiert. Aber nicht der erwachsene Harry.
„Ron meinte immer, ich habe ein sehr stark ausgeprägtes Helfersyndrom.“, sagte Harry und verzog dabei das Gesicht zu einem leichten Lächeln.
„Nachdem ich die Erinnerungen dann gesehen habe, war ich sehr froh darüber, dass ich Sie nicht habe verbluten lassen.“
„Warum haben Sie es getan, ohne diese Erinnerungen zu kennen?“, fragte Severus eindringlich.
„Ich...ich weiß es nicht. Sie...Sie haben mir geholfen. Sei haben mir geraten, Okklumentik zu lernen. Während der Schulzeit haben Sie mich mehr als nur ein Mal gerettet. Da kann ich Sie doch nicht einfach sterben lassen, oder?“
Beide Männer schwiegen eine Zeit lang vor sich hin bis Severus die Stille brach.
„Danke, Harry.“
„Jederzeit wieder, Sir.“, antwortete Harry leise, aber leicht lächelnd.
Mehrere Minuten hingen beide Männer ihren eigenen Gedanken hinterher, als Severus die Stille diesmal etwas lauter unterbrach.
„Ich würde es versuchen.“
Harry runzelte leicht die Stirn. Er machte selbst auch oft Gedankensprünge, die in den seltensten Fällen nachvollziehbar waren, doch diesmal hatte er keine Ahnung, wovon sein Gegenüber sprach.
„Natürlich nur, wenn Sie mir vertrauen.“
Der Satz hatte einen leicht sarkastischen Unterton, doch Harry spürte, dass Severus es durchaus Ernst meinte.
Vertrauen? Harry konnte Severus vertrauen, das hatte dieser mehr als nur einmal bewiesen. Doch worauf...?
Dann fiel es Harry von Schuppen von den Augen.
„Sie würden das wirklich tun?“
„Sie würden es mich tun lassen?“, fragte Severus erstaunt.
„Sie wären der Einzige. Ja, ich vertrauen Ihnen, Severus.“
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Hallo!
Kurz aber knackig würde ich jetzt mal sagen..
Eigentlich wollte ich einbauen, dass Harry Severus jetzt 'Severus' nennen darf, aber das hatten wir ja bereits. Hatte ich nicht mehr im Kopf. Naja.
Ich hoffe, euch gefällt dieses neue Kapitel und ich verspreche hoch und heilig, dass vor Weihnachten - oder sagen wir besser - vor der Bescherung am Abend vom 24.12 noch ein Kapitel kommt ;)
@SarahGranger: ich schreibe gerne Cliffhanger, lese sie aber ungern..wie offenbar viele^^und ich liebe Snarry Geschichten..wenn ich etwas schreibe, dann höchstwahrscheinlich so etwas in der Art
und psst..nicht weitersagen..ich hab da auch schon was in Arbeit. Aber ganz anderer Hintergrund ;)
Bis demnächst und noch schönen 4. Adventsonntag,
eure Phi
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