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Fanfiction

Die Schatten werden länger - Die zweite Runde

von Viola Lily

Um Punkt 14 Uhr ging die zweite Runde für die Jäger und das gleichzeitige Auswahlverfahren für den Hüter los. Von weitem hörte ich den Jubel und die Zurufe und Befehle, die der Wind vom Quidditchstadion bis zu mir trug. Ich selbst befand mich nicht weit vom Stadion bei Hagrids Hütte auf der Koppel der Einhörner und Pegasi.
Ich war aus gutem Grund nicht im Stadion. Denn kaum, dass ich nach dem Mittagessen wieder von hibbeligen Bewerbern und krassen Möchtegern-Quidditchspielern umgeben gewesen war, hatte ich so entsetzliches Lampenfieber bekommen, dass ich mich auf den Besen geschwungen und davon geflogen war. Ganz egal, was die anderen dachten: ich musste dort weg - und hatte instinktiv den Ort angesteuert, an dem ich regelmäßig Ruhe fand. Bei den Stallungen der Tierpflege-AG. Bei meiner Elma.
Dieser Besuch war längst überfällig. Während ich meinem Adoptivkind aus dem letzten Schuljahr über das Gefieder streichelte, fand ich keine Antwort darauf, warum ich sie nicht schon eher besucht hatte. Elma schien das ganz locker zu sehen und machte mir keinerlei Vorwürfe. Ganz im Gegensatz zu mir.
„Tut mir Leid, dass ich so lange gebraucht habe“, murmelte ich und strich Elma über den Orangefarbenden Schnabel. „Ich habe es einfach... vergessen.“
Hinter mir hörte ich schwere Schritte und ein leichtes Schnaufen, das unverkennbar zu unserem Wildhüter und Lehrer für Pflege Magischer Geschöpfe gehörte. Er trug einen großen Ballen Heu auf den Schultern, als wäre es so leicht wie ein leeres Fass Butterbier. Mit einer wuchtigen Bewegung ließ er ihn auf die Wiese fallen.
„Hab mich schon gefragt, wo de abgebliebn bis', Laura“, brummte er und ein Hauch von Vorwurf schwang in seinen Worten mit.
„Hallo Hagrid.“
„Du warst in letzter Zeit wohl viel beschäftigt?“, fragte er und wischte ich mit dem Handrücken über die Stirn.
Ich musste kurz lachen. Das Schuljahr hatte erst vor 3 Wochen angefangen. 3 Wochen, in denen ich schon viel beschäftigt war. So viel, dass ich darüber meine beste, tierische Freundin vergessen habe.
„Ich war mit dem Kopf irgendwie woanders“, erklärte ich Hagrid und als Wiedergutmachung klopfte ich Elma auf den Hals. „Aber jetzt bin ich ja da.“
Trotz meines unschuldigen Lächelns blieb der kritische Blick des Wildhüters auf mir haften, wodurch ich unmissverständlich spürte, dass er noch etwas anderes auf dem Herzen hatte als meine Abwesenheit der letzten Wochen.
„Ich sehe, dass du da bis', aber solltest de nicht lieber im Stadion sein? Sind doch Auswahlspiele heute. Und so wie du aussiehst haste schon ne Runde hinter dir. Biste etwa raus geflogen?“
Ich schüttelte den Kopf: „Nein, irgendwie hab ich's in die zweite Runde geschafft.“
„Das ist doch super! Was machste also noch hier?“
„Im Moment sind die Jäger und Hüter dran“, erklärte ich. „Erst danach geht es mit den Treibern weiter. Und bis dahin wollte ich lieber für mich sein. Die ganze Stimmung im Stadion hat mich ziemlich - naja, fertig gemacht.“
„Haste etwa Schiss?“, fragte Hagrid und grinste.
„Das hättest du wohl gerne. Ein bisschen aufgeregt vielleicht... .“
Ich wollte vermeiden, Hagrid von der Teamkonstellation zu berichten. Ich gegen Weasley, Flint, Luke und Connelly gleichzeitig? Nein, da hätte ich mehr Chancen gegen das ganze Slytherin-Team als gegen die vier.
Um mich von meiner aussichtslosen Situation, in der ich mich gerade befand, abzulenken, wendete ich mich wieder Elma zu. Sie scharrte mit ihren Klauen den erdigen Boden auf, in der Hoffnung, die eine oder andere Maus zu erwischen.
Aus den Augenwinkeln beobachtete ich, wie zwei Einhörner zu dem großen Heuballen trabten, den Hagrid zuvor mitgebracht hatte. Ein Mädchen, vermutlich aus der Tierpflege-AG, lief zwischen den beiden Tieren her und sprach leise mit ihnen - zumindest vermutete ich das, denn ich konnte zwar nicht verstehen, aber ihre Lippen öffneten und schlossen sich wieder. Da das Mädchen in meinem Alter sein musste, betrachtete ich sie genauer - denn ich konnte mich überhaupt nicht an sie erinnern. Keiner, außer der Schüler der Tierpflege-AG, durfte sich ohne weiteres den Einhörnern nähern. Und da ich im letzten Jahr oft hier gewesen war, hatte ich die meisten dieser Schüler kennen gelernt und konnte sie zumindest den Gesichtern zuordnen.
Aber dieses Mädchen war neu - und ging mit den Einhörnern um, als hätte sie ihr ganzes Leben nichts anderes gemacht.
„Hagrid? Ist die da drüben neu in der AG?“, fragte ich leise.
Hagrid, der nun dabei war, Seile zu entknoten, hob kurz den Kopf und antwortete: „Das is' Rosie. Sechste Klasse. Seit der ersten Woche is' sie fast jeden Tag hier. Un' ich hab noch nie jemanden gesehn', der so gut mit Einhörnern umgehn' kann.“
Ich sah ein letztes mal zu dieser Rosie rüber - und genau in diesem Moment sah sie zu mir. Ihr Blick traf mich wie ein Schlag. Er war so neutral und gleichgültig. Gleichzeitig aber auch so erhaben und kraftvoll, dass er mich in Verlegenheit brachte. Schnell schaute ich weg.
„Und wie lautet ihr Nach-... .“
Das Signal einer Trompete klang an meine Ohren, begleitet von Beifall und Gejubel. Offenbar war die Auswahlrunde der Jäger und des Hüters vorbei. Bevor Hagrid also meine Frage beantworten konnte, war ich zum Gatter gelaufen. Dort lehnte mein Besen, ich schwang mein Bein über den Stiel und stieß mich vom Boden ab.
„Viel Erfolg, Laura!“, rief Hagrid mir nach.
Als Zeichen, dass ich ihn verstanden hatte, hob ich den Arm und winkte ihm zu. Dann sah ich zu, dass ich schleunigst ins Stadion zurück kam.

Als ich die Arena erreichte, versammelten sich gerade die Bewerber für die Treiber und den Sucher unten auf dem Rasen. Schweigend gesellte ich mich zu ihnen. Wenn ich mal gerade nicht auf den Boden starrte, beobachtete ich Luke, der nach außen hin einen gelassenen Eindruck machte. Doch innerlich war er, wie ich, kurz vorm ausrasten. Ich erkannte es daran, dass er sich ständig mit der Zunge über die trockene Lippen fuhr - ein Verhalten, dass ich jedes mal vor einem Quidditch-Spiel bei ihm beobachtete.
Ich zuckte zusammen, als ein Pfiff das Ende der Pause verkündete und Mrs. Jordan und die Sucherin Leslie McDougal mit den beiden Treibern Emmett Connelly und Constantin Vießbrock zu uns kam. Ich hatte keine Zweifel, dass der andere Treiber irgendwie mit diesem Gunnar Vießbrock verwandt sein musste, dem Jäger der Vahrensburg in Deutschland. Er hatte denselben grimmigen Gesichtsausdruck und hervorstechende, blaue Augen. Er musste Mitte 20 oder älter sein. Vielleicht war er sein großer Bruder?
Die Sucherin Leslie McDougal, eine kleine Frau mit kurzem, blonden Haar und Stupsnase, trat vor die 5 Sucher und hielt den kleinen, goldenen Schnatz hoch, sodass jeder ihn sehen konnte.
„Dieser Schnatz, mit dem wir heute arbeiten, ist so verzaubert, dass er nach spätestens zwei Minuten auftaucht und nach 7 Minuten automatisch zu uns zurück fliegt. Wenn ihr Glück habt, hat jeder von euch also ein Zeitfenster von 7 Minuten, in denen ihr uns von euch überzeugen könnt.“
Ich sah, wie jegliche Farbe aus Lukes Gesicht wich. Auch ich fand, dass weniger als 10 Minuten ziemlich wenig waren, um einen Schnatz zu finden. Soweit ich wusste, würde es für die Sucher keine zweite Runde geben, also mussten sie in dieser Zeit versuchen, die Jury von ihren Flugkünsten, schnellen Reaktionen und Flexibilität zu überzeugen. Ich fragte mich, warum ausgerechnet nur 7 Minuten. Oft konnten Stunden, manchmal auch Tage vergehen, bis einer der Sucher den Schnatz gefangen hatte. Wollten sie die Auswahlspiele schnell hinter sich bringen, oder was?
Leider war das auch schon alles, was Leslie McDoual sagte, denn nach ihr ergriff sofort Mrs. Jordan das Wort.
„Wenn die Treiber zugehört haben, werden sie feststellen, dass sie gleich mehr als eine halbe Stunde auf dem Besen sitzen werden. Wenn jemand von ihnen Einwände hat, so möge er sich jetzt melden. Wenn nicht, dann begeben sie sich jetzt zu ihren Tutoren.“
Ich warf Luke einen schnellen Blick zu und wünschte ihm ein stummes Viel Glück. Dann ging ich mit meinem Nimbus Superior rüber zu Constantin Vießbrock, der schon mit Frederic Entswisthle wartete.
„Frederic und Lauren, richtig?“, fragte er mit tiefer Stimme, worauf wir beide nickten. „Schön, ich bin Constantin, Treiber bei Eintracht Pfützensee. Wir haben noch ein paar Minuten, bis es los geht. Es wird zwar nicht verlangt, dass ich euch auf das Spiel gleich vorbereite, aber ich bin der Meinung, dass man besser zusammen spielt, wenn man sich kennt. Habt ihr schon miteinander gespielt?“
„Nein“, antwortete ich. „Ich bin Treiberin vom Ravenclaw-Team.“
„Und ich von den Hufflepuffs.“
„Ok. Und sonst?“
„Wir sind im selben Jahrgang“, ergänzte Frederic und sah ein bisschen verwirrt aus.
Auch ich konnte mir keinen Reim darauf machen, worauf Vießbrock hinaus wollte.
„Na, immerhin etwas. Wisst ihr, nichts ist schlimmer, als einen Mitspieler zu haben, den man gar nicht kennt. Man weiß sonst nicht, woran man ist und deshalb möchte ich euch bitten - auch wenn ihr in der Schule vielleicht nicht viel gemeinsam macht - so zu spielen, als hättet ihr schon immer zusammen gespielt. Heute seit ihr die besten Freunde, die aufeinander achten und sich nicht gegenseitig die Klatscher wegnehmen, ok?“
Frederic und ich nickten einvernehmlich und ehe ich noch etwas sagen oder anmerken konnte, ertönte auch schon der Startschuss.
„Also los“, murmelte ich und bestieg meinen Besen. „Dann wollen wir denen da drüben mal zeigen, was wir drauf haben, oder?“
„Und wie wir das werden“, entgegnete Frederic und gab mir einen High-5.
Auf der anderen Seite sah ich Fred Weasley, und seine Augen sprühten nur so vor Kampfgeist. Naja, den hatte ich auch.
Die Sucher wurden während unserer Treiberangelegenheiten aufs Feld geschickt, doch im Grunde nahm ich sie gar nicht richtig wahr. Während der nächsten halben Stunde hatte ich nur meinen Schläger und die beiden Klatscher im Kopf. Ich spielte ihn immer wieder zu Frederic rüber, schlug ihn öfters aus der Bahn der Gegner (oder auf sie zu) und legte einmal sogar eine Glanzparade hin, als er über meinen Kopf angesaust kam und ich ihn aus einem Salto heraus in Richtung Connelly schlug. Ich fühlte mich wie im Rausch und erst als der Pfiff das Ende verkündete, wachte ich wieder auf.
Mit zitternden Händen klammerte ich mich an meinem Besen fest und blieb erst mal in der Luft stehen. Der kühle Wind tat meinem aufgeheizten Körper gut und mit geschlossenen Augen lehnte ich mich zurück. Tja, es war vorbei. Meine Chance, der Jury zu zeigen, was ich drauf hatte, was vorbei. Und zu meinem eigenen Erstaunen war es für mich in diesem Moment egal, was sie dachten. Es fühlte sich an wie nach einer Zaubertränke-Prüfung: ändern konnte ich nichts mehr.
Ich öffnete die Augen: gerade noch rechtzeitig, um nicht von einem Klatscher getroffem zu werden.
„WAS ZUM-.“
Instinktiv ließ ich mich nach links fallen, hob den rechten Arm, in dem ich immer noch meinen Schläger hielt und während ich mich in die Rolle fallen ließ schlug ich den Klatscher in die gottverdammte Richtung, aus der er so plötzlich gekommen war.
Erst als ich aus meiner Rolle wieder in die Senkrechte kam, vernahm ich von allen Seiten die Aufregung und das Entsetzen, welches sich durch den plötzlichen Klatscher-Beschuss auf mich im Stadion ausgebreitet hatte. Von irgendwo hörte ich, wie sich jemand nach meinem Befinden erkundigte, mache Jubelten auch oder pfiffen - aber keiner war so außer sich vor Zorn wie ich. Das Herz schlug mir bis zum Hals und es fiel mich schwer, zu atmen.
„Reena, ist alles okay?“
Luke kam auf mich zugeflogen. Zum ersten mal seit dem Startpfiff für die Auswahlrunde bekam ich ihn wieder zu Gesicht und war erschrocken darüber, wie abgekämpft er war. Seine Augen waren vom Flugwind gerötet, seine Haare zerzaust und seine Haut blass wie Schweizer Käse. Das mich jetzt auch noch beinahe ein Klatscher umgesäbelt hätte trug nicht gerade positiv zu einem gesünderen Erscheinungsbild bei.
„Im Prinzip ja“, antwortete ich zerknirscht und ließ dabei meinen Blick über die Anwesenden schweifen. Irgendwen musste es doch geben, den ich für diesen Schrecken zur Rechenschaft ziehen konnte.
„Ich dachte, die hätten die Klatscher längst eingetrieben“, fluchte Luke. „Ich will mir gar nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn du nicht ausgewichen wärst.“
Diese Vorstellung ersparte ich mir. Stattdessen war mein Kopf schon damit beschäftigt, sich einen Plan auszudenken, wie ich Emmett Connelly am besten in den Arsch treten konnte, ohne dass ich dafür der Schule verwiesen werden würde.
Denn der Treiber der Tutshill Tornados war der Einzige, der keinen entsetzen, überraschten oder beeindruckten Eindruck machte. Er saß einfach nur auf seinem Besen, hatte seinen Treiberschläger auf der Schulter liegen und grinste mit einem Mundwinkel. Das er dabei in meine Richtung guckte, machte die Sache eindeutig.
„Mooooooment, Reena!“, rief Luke und packte meinen Besen am Schweif. „Wo willst du mit diesem Gesicht hin?“
„Bin gleich wieder da, ich muss diesem Connelly nur mal eben zeigen, wie schön sich ein Schläger im Gesicht anfühlt.“
Ich war außer mir. Hatte ich diesem Connelly irgendwas getan, weshalb er mich umbringen wollte? Klar, umbringen war übertrieben. Aber wer machte denn so etwas? Egal wie, irgendwie wollte ich ihm weh tun.
„Das lässt du schön bleiben.“
Luke hatte keine Mühe, mich und meinen Besen zurück zu halten. Das war auch gut so, denn solange ich noch die Chance hatte, ins Team zu kommen, sollte ich mich lieber nicht mit einem Mitglied der Jury anlegen. Wobei dieser Connelly es durchaus verdient hätte.
Ich warf einen letzten bitterbösen Blick in seine Richtung. Dann riss ich meinen Nimbus herum und rauschte davon. Heute war Connelly noch davon gekommen, doch irgendwann würde ich ihn zur Rede stellen. Das war für mich so sicher wie das Amen in der Kirche.
Luke und ich landeten bei den anderen Bewerbern, die uns nach Connellys Nummer entweder überrascht, beeindruckt oder misstrauisch begafften.
„Hab ich 'nen Eulenkeks auf dem Kopf oder warum starrt ihr so!“, blaffte ich.
„Ganz locker, Broderick“, raunte Flint und verschränkte die Arme. „Bist ja noch so ziemlich lebendig.“
„Ja. Lebendig genug, um Connelly eine rein zu hauen“, zischte ich.
Flint hob eine Augenbraue und sah zu Luke: „Nimm deine Freundin lieber an die kürzere Leine, sonst riskiert sie noch 'nen Platzverweis.“
„Du riskierst gleich 'nen saftigen Fang“, konterte ich und machte mit geballter Faust einen Schritt auf Flint zu. Wieder einmal war es Luke, der mich davon abhielt, meinen Emotionen freien Lauf zu lassen.
Flint feixte, als ich mich von Luke zurück schieben ließ.
„Jetzt komm mal wieder runter!“, befahl er mit strengem Ton und packte mich am Arm. „Weißt du eigentlich, wie du dich grad aufführst?“
Ich musste zugeben, dass ich ein wenig schockiert von Lukes Anfuhr war. Das letzte mal hatte mein Vater so mit mir kurz vor der Abreise geredet. Und plötzlich Luke - meinen Luke - so reden zu hören, war ziemlich unheimlich. Aber auch ziemlich demütigend.
„Jetzt redest du schon wie mein Vater“, brummte ich.
„Gut, wenigstens tut es einer von uns.“
„Was?“
„Sorry, wenn ich dir das so direkt sagen muss, aber du benimmst dich wie ein kleines Kind.“
„So? Tu ich das?“
„Merkst du das denn nicht?“
„Merkst du überhaupt was? Dieser Connelly haut mich fast vom Besen und dann kommt Flint auch noch mit so 'nem blöden - das habe ich gesehen, Flint.“
Ich zeigte mit dem Finger auf Flint, der eine abfällige Kopfbewegung gemacht und dabei Uuuuh, Pärchenstreit gequiekt hatte.
„Du kennst doch Flint, der ist immer so“, zischte Luke leise und sah mir dann tief in die Augen. „Was weiß ich, was Connellys Absichten waren, aber alles, was du heute für die Auswahlspiele durchgemacht hast, solltest du jetzt nicht wegen eines banalen Wutausbruches riskieren.“
„Ich werde eh nicht im Team sein!“, motzte ich und verschränkte die Arme. „Ich weiß es einfach. Sie werden Fred und irgendeinen dieser chromosomalbehinderten IKEA-Schränke da drüben nehmen.“
Luke stand verdutzt der Mund offen. Ob es an meinem Ausdruck lag? Welches Wort hatte er nicht verstanden? IKEA? Oder das davor? Doch ehe ich meine missliche Lage weiter ausschweifen konnte, hatte er sich wieder gefangen.
„Selbst wenn sie dich nicht nehmen. Willst du so einen letzten Eindruck bei ihnen hinterlassen?“, fragte er. „Außerdem steht doch noch gar nichts fest. Du hast - Nein, lass mich ausreden! Du hast heute fantastisch gespielt. Selbst wenn sie dich nicht nehmen, wirst du immer noch ein super Feedback von ihnen kriegen. Und ich finde, dass ist etwas, worauf du stolz sein solltest. Quidditch ist nun mal eine harte Branche und da gilt jede gute Rückmeldung, die du von erfahrenen Leuten kriegen kannst.“
Der Ausdruck in Lukes Augen ließ mich verstummen. Was er sagte, sagte er nicht als Freund und auch nicht als Mannschaftskapitän. Sondern als jemand, der den Rest seines Lebens diesen Sport machen und sich in allen Bereichen auf diese Zukunft vorbereiten wollte.
„Du hast dich also endlich entschieden?“
Zuerst schien Luke nicht ganz zu verstehen, was ich damit meinte. Er blinzelte verwirrt.
„Ja“, sagte kurz darauf und raffte die Schultern. „Ich habe mich dafür entschieden.“
„Aber das - ist doch wunderbar.“
Es war seltsam. Wie auf Knopfdruck war meine Wut verschwunden und hatte einem merkwürdigen Schrecken Platz gemacht. Ich fühlte mich wie vor den Kopf gestoßen - im positiven Sinne. Luke hatte sich endlich dazu entschlossen, für seinen Traum vom Quidditch-Profi zu kämpfen. So wie ich ihn kannte, würde er ab jetzt nichts mehr unversucht lassen, um dieses Ziel zu erreichen.
Eigentlich sollte ich mich freuen. Ihn um den Hals fallen und ihm versprechen, dass ich ihn unterstützen würde. Doch ich konnte es nicht. Eine noch nie dagewesene Unruhe ergriff mich. Und Angst. Angst davor, ihn deswegen aus den Augen zu verlieren.
Er hatte Recht. Ich führte mich wirklich wie ein kleines Kind auf.
Ich spürte, wie er mich am Arm stupste. Wie aus weiter Ferne drang seine Stimme an meine Ohren, die meinen Namen rief.
„Reena? Ha ich was falsches gesagt?“
Vehement schüttelte ich den Kopf: „Nein, es ist - alles in Ordnung. Mein Verstand hatte sich grad nur verabschiedet, dass ist alles. Hehe... .“
Unser Gespräch wurde abrupt beendet, als die Jury und die Profi-Spieler vor uns auf dem Rasen landeten. Mein Zorn auf Connelly war verraucht, doch als ich ihn sah, spürte ich trotzdem noch ein feindseliges Zucken in meiner rechten Faust. Er schenkte mir keinen einzigen Blick - auch nicht, als Mrs. Jordan das Wort wieder an uns richtete.
„Vielen Dank, dass ihr dabei wart. Es waren wirklich großartige Leistungen, die ihr heute erbracht habt und jeder Einzelne von euch kann stolz auf sich sein, es so weit gebracht zu haben. Doch wer es jetzt letztendlich ins Team geschafft hat, steht noch nicht ganz fest.“
An dieser Stelle warf sie einen Blick über ihre Schulter, doch die Jury-Mitglieder guckten völlig emotionslos (außer den Strahlemann Oscar Plumpton) in eine andere Richtung.
„Die Jury wird sich in den kommenden Tagen weiter beraten. Das Ergebnis wird dann am Abend des 30. Septembers offiziell in der großen Halle bekannt gegeben.“
Sie machte eine kurze Pause und klatschte denn in die Hände.
„Also, noch mal Danke an alle, die mitgemacht haben. Wir sehn' uns dann in 10 Tagen wieder und bis dahin - machen Sie sich einen schönen Abend.“
Beifall brandete auf. Als ich dann sah, wie Lukes Vater auf uns zu kam, zog sich mein Magen zusammen.
„Ich geh schon mal vor“, sagte ich leise.
„Was? Warum?“
„Ich hab noch was zu erledigen.“
„Ne bessere Ausrede fällt dir nicht ein?“
„Ähm... später.“
Ich achtete nicht auf Luke, winkte Mr .Wood kurz zu uns machte mich dann auf den Weg zum Ausgang. Ich hatte keine Angst vor Mr. Wood, im Gegenteil. Ich mochte ihn: er war lustig und liebte seine Familie. Doch er war auch sehr engstirnig und ehrgeizig, ein Quidditch-Profi durch und durch. Und nach meinem Benehmen vorhin traute ich mich nicht, ihm unter die Augen zu treten. Es würde schon noch schlimm genug werden, mich gleich bei Luke zu entschuldigen - denn was sollte ich heute noch groß zu erledigen haben?
Doch wo sollte ich hin? In den Gemeinschaftsraum, der voll mit Leuten war? In die große Halle, in der sich alle über die Auswahlspiele unterhalten würden?
Ich machte das einzig richtige und schlug wieder den Weg zu Elma ein. Unterwegs achtete ich darauf, nicht von meinen Freunden gesehen und sofort bestürmt zu werden. Ich schlich mich von Ecke zu Ecke, duckte mich hinter Schildern und Bäumen und sobald ich außer Sichtweite war, lief ich hinunter zur Koppel.
Auf der Strecke, die durch den verbotenen Wald führte, sah ich plötzlich wieder dieses Mädchen. Diesmal ritt sie auf einem der Einhörner. Da sie mich noch nicht gesehen hatte, versteckte ich mich schnell hinter einer Anhöhe.
Wie hieß sie noch gleich? Rosie? Rosie und wie weiter?
Ich konnte mir meine brennende Neugier nicht erklären. Noch nie war ich so erpicht darauf, den Nachnamen einer mir bislang unbekannten Schülerin zu erfahren. Gleichzeitig fragte ich mich, warum sie mir überhaupt nicht bekannt war. Schließlich mussten wir seit 5 oder sogar 6 Jahren schon zur selben Schule gehen. Und Hogwarts ist vielleicht groß, so groß aber auch nicht. Schon gar nicht in unserem Alter.
Ich hob den Kopf, sodass ich über den Rand der Anhöhe auf sie hinunter schauen konnte. Gedankenverloren streichelte sie dem Einhorn über den Hals. Als sie sich dafür vorbeugte, fielen ihr dicke Strähnen ihres blonden Haares ins Gesicht. Es war wirklich kurz, fast wie ein Haarschnitt für Jungs. Aber irgendwie sah es gut an ihr aus. Es passte zu ihrem, kindlichen, runden Gesicht, zu ihrer Stupsnase und den schmalen Lippen. Ihre Haut war blass - als hätte sie den ganzen Sommer über keinen Schritt vor die Tür gesetzt. Ihre Statur hatte zudem etwas zerbrechliches an sich, fast als wenn sie jederzeit wie ein Kartenhaus in sich zusammen fallen könnte.
Hätte sie doch nur ihre Uniform getragen. Dann wüsste ich jetzt wenigstens, in welches Haus sie gehörte. Ravenclaw war ohnehin ausgeschlossen. Meinem ersten Eindruck nach zu urteilen hätte ich auf Hufflepuff getippt. Gryffindor schied eigentlich auch aus, denn sie machte eher den Eindruck, beschützt werden zu müssen als umgekehrt. Und Slytherin? Nein, jemand sanftes wie sie würde in diesem Haus unter gehen.
Plötzlich hob das Einhorn den Kopf. Es drehte seinen Hals in die Richtung, aus der ich gekommen war. Der Körper des Tieres spannte sich an, jederzeit bereit, zu fliehen, doch diese Rosie blieb ruhig und erwartete den Besucher, der nach wenigen Sekunden in mein Blickfeld trat.
Es war Fergus Pucey, der Jäger aus Slytherin. Wie ich trug er noch seinen Mannschaftsumhang und er hatte lässig seinen Besen geschultert.
„Was tust du hier, Rosie?“, fragte er im vertrautem Ton. Ich war überrascht. Noch nie hatte ich Fergus so ruhig und freundlich gehört. Ob sich die beiden kannten?
„Du solltest lieber nicht näher kommen, Fergus“, entgegnete Rosie. Sie hatte eine weiche und melodiöse Stimme. „Einhörner scheuen die Anwesenheit von Jungs.“
„Du solltest lieber wieder ins Schloss zurück gehen. Es ist nicht gut für dich, allein im Wald herum zu streunen.“
Rosie bewegte lächelnd den Kopf - und wie zufällig drehte sie ihn dabei zu mir. Es ging sehr schnell, und während sie in meine Richtung sah, wurde mir klar, dass sie mich bemerkt hatte. Sie grinste Fergus geheimnisvoll an.
„Aber ich bin doch gar nicht allein“, erklärte sie und grinste schelmisch.
Es kroch mir eiskalt den Rücken runter. Es wäre mir schlichtweg einfach viel zu peinlich, wegen so etwas aus meinem Vertsteck zu kriechen.
„Einhörner zählen nicht“, entgegnete Fergus und lächelte leicht. Okay, für mich war ab jetzt eindeutig klar: der Typ steht auf sie. „Bring es zurück in den Stall und geh dann ins Schloss zurück.“
Rosie sagte daraufhin nichts. Stattdessen lenkte sie die Zügel des Einhorns wieder in die Richtung, in der die Koppel lag.
Sicherheitshalber duckte ich mich und wartete. Wartete, bis ich keine Schritte mehr hören konnte - weder die des Einhorns noch die von Fergus. Erst dann traute ich mich aus meinem Versteck, zupfte mir ein paar Blätter vom Umhang und klopfte die Erde von der Hose. Dann fasste ich einen Entschluss. Ich wollte mehr über diese Rosie heraus finden - zumindest, in welche Klasse und welches Haus sie ging. Denn niemand behielt es einfach so für sich, wenn er merkte, dass er belauscht wurde.
Wer sie auch immer war: ab diesem Moment nahm ich mir vor, mir ihr Gesicht zu merken.


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