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Fanfiction

Mit dem Wissen wächst der Zweifel - Kapitel 6

von Pelagea

Inhalt: Auf der Suche nach Voldemorts Horkruxen geraten die Ordensmitglieder unverhofft in eine Sackgasse, ihnen fehlen wegweisende Anhaltspunkte. Von der ominösen Hoffnung geleitet, diesbezüglich hilfreiche Informationen in der Vergangenheit zu finden und auch aufgrund fehlender Alternativen, reist Hermione in Tom Riddles Schulzeit. Immerhin besagt ein weises Sprichwort, in der Jugend läge der Schlüssel zum Menschen. Fatalerweise mutet diese Aufgabe jedoch komplizierter an, als sie im ersten Augenblick erscheint, denn um die Handlungsweisen eines Menschen begreifen zu lernen, muss man sich gänzlich auf ihn einlassen. Doch was passiert mit einer jungen Seele, wenn sich jene in die nebulösen Tiefen des wohl kältesten aller Menschen wagt? Was wird sie dort finden? Und wie wirkt sich das auf Hermiones persönliche Entwicklung aus? – Das Spiel mit der Schlange beginnt. (HG / TR)

Disclaimer: Die Welt von Harry Potter gehört J. K. Rowling. Mir gehört nur die Handlung dieser Fanfiktion


Kapitel 6

Es war endlich der Montagmorgen und Hermine konnte den Unterricht besuchen. Die stillen Gänge Hogwarts lagen noch in Dunkelheit, als sie diese auf dem Weg zum Klassenraum durchquerte. Doch obschon das seltsam war, denn zumindest beleuchtet müsste das Schloss sein, achtete sie kaum darauf. Vielleicht lag es an der frühen Stunde, aber das Atmen fiel ihr schwer und Gedankenfetzen jagten durch den Kopf, ohne dass sich die Aufmerksamkeit auf etwas bestimmtes konzentrieren ließe. Der Herzschlag halte währenddessen dumpf in den Ohren wieder.
Im Versuch den Kopf zu klären, schüttelte sie ihn, doch es befreite nicht, sondern überzog die Sicht mit einer grauen, gleichmäßigen Wolke, die die Kontraste des ohnehin schon dunklen Korridors, obendrein reduzierte.

Wenn Hermione ihren Zustand beschreiben müsste, würde sie es mit Fieber vergleichen und dem Gefühl tief unter dem Wasser zu treiben. In jener Weltabgeschiedenheit, wenn die dir bekannte Umwelt schwand und jegliche Geräusche nur dumpf ans Ohr drangen, als kämen sie aus einer anderen Dimension. Dabei schärfte sich das Empfinden auf den eigenen Herzschlag und er halte umso lärmender durch den Kopf. Seltsamerweise traf das auch auf ihre Schritte zu, denn diese wirkten unnatürlich laut. Ansonsten war da nichts.

Bei genauerem betrachten war es sonderbar, müsste sie nicht auch die Schritte der anderen Schüler hören, ihr leises Reden und Lachen? Hermione schaute sich um und erkannte einen vollkommen leeren Gang. Das war suspekt, es hätte recht belebt sein müssen.

„Ist hier jemand?“, rief sie daher. Ihre unsichere Stimmte klang befremdlich im Kopf nach, so als käme ihr Ruf ausschließlich aus dem Inneren, ohne dabei die Umwelt zu erreichen. Dass sich niemand meldete verstärkte nur den nervösen Druck in der Magengegend.

Trotz dieses verwirrenden Zustandes, wurden die Schritte schneller, denn obwohl der Gang bekannt wirkte, wusste sie nicht, wo genau in Hogwarts dieser lag. Sie bog mehrmals in den nächsten Korridor und benutzte zwei mal die Treppe, doch es schien, als sei es immer der gleiche Weg. Wie ein magisches Labyrinth.

Hermione kniff sich in den Arm, spürte den Schmerz. Betrachtete dann genau ihre Handfläche, die feinen Linien und wie das schwache Mondlicht auf ihrer Haut brach, somit gleißend die Konturen nachzeichnete. Diese differenzierten Bilder wären untypisch für einen Traum, andererseits konnte sie sich auch nicht erinnern, wie sie hierhergekommen war.

Der Druck auf den Ohren stieg, ein rauschen kam hinzu, ließ das Mädchen schwanken, doch Hermione stützte sich tapfer an der Wand ab und setzte den Weg fort.

Es wäre schwer zu bestimmen, wie lange diese Odyssee dauerte, doch nach einer Weile drangen Stimmen zu ihr durch und sie folgte ihnen wie einem rettenden Anker. Den Gang gerade aus, dann rechts, wieder gerade aus, links.

„Robby Robby, der kleine Robby. Denkst du, du kommst damit durch?“

Abrupt blieb Hermione stehen und lugte dann vorsichtig um die Ecke, denn die kalte, spottende Stimme war alles andere als vertrauenerweckend und es galt zweimal zu überlegen, ob man alleine diesem Menschen gegenüber treten mochte.

Tatsächlich bestätigte die Szene vor ihr gewissermaßen diese Sorge.

„Flavianus, was soll dieser Schwachsinn? Wir wissen alle, wo wir stehen. Darüber hinaus hatte ich bisher nicht den Eindruck, du könntest mir irgendetwas davon nachweisen.“ Es war Hamlin, der diese Worte sprach. Obschon es dunkel war, erkannte Hermione ihn an seiner Statur und dem weichen Timbre seiner Stimme, unabhängig davon, dass er diese nun möglichst hart klingen ließ.
„Wir wissen es. Du hast die Spielregeln aber anscheinend noch nicht verstanden.“, sprach wiederum der Junge, den sie als erstes Gehört hatte, Flavianus. Mit aller Konzentration versuchte sich Hermione seine Züge einzuprägen. Doch das matte Mondlicht erhellte nur sporadisch das Gesicht. Er hatte eine helle Haut und dunkles, volles Haar. Auf seinen Körper fiel jedoch ein Schatten, sodass weder die Farbe noch die Abzeichen an der Uniform zu erkennen waren. Die kalte Stimme, samt seiner selbst überzeugten Haltung, verleiteten jedoch auf Slytherin zu setzen.

„Seit wann muss ich mich vor dir rechtfertigen?“ Hamlin klang locker, ob es seiner wahren Gesinnung entsprang oder nur ein Pokerface war, ließ sich nicht bestimmen.

„Leidest du seit neustem an Größenwahn? Wenn einer von uns es verlangt – rechtfertigst du dich. Glaubst du, Tom wird dich jemals sosehr schätzen wie uns? Du bist nun mal ein Mensch zweiter Sorte.“

Der dunkelhaarige Junge sprach diese Worte in einem beiläufigen Ton, während er sich ruhigen Schrittes Hamlin näherte. Die rechte Hand ließ er in einer nahezu kumpelhaften Geste an dessen Schulter sinken, in diesem Kontext trug diese Gebärde jedoch einen anderen Inhalt. Dann neigte Flavianus den Kopf zu Hamlin und setzte seine Rede selbstzufrieden fort.

„In deiner Position stellt sich diese Frage doch erst gar nicht. Selbst die kleinen Blacks könnten dich zu Rechenschaft ziehen.“ Die spottenden Worte zog er in die Länge und auf seinem Gesicht erschien ein schiefes Grinsen, das ihn teuflisch verspielt wirken ließ.

„Die Blacks gehören doch nicht mal dazu, die sind nur dumme Kinder.“ Hamlin schien verärgert zu sein. Und wenn Hermione es recht bedachte, wohl auch eingeschüchtert, denn in seinem Blick schimmerte kurz etwas gehetztes . So schnell es gekommen war, war es jedoch wieder weg. Er hielt sich locker und zeigte eine perfekte, ebenmäßige Maske.

„Welche Rolle soll das spielen? Sie stammen aus einer ehrenwerten, reinblütigen Linie.“

„Das trifft auf mich ebenfalls zu.“, bei dieser Entgegnung wand Hamlin seinen Oberkörper in einer abweisenden Bewegung, sodass Flavianus die Hand wieder von seiner Schulter nehmen musste.
„Es nutzt dir bloß wenig, ihr seid nun schon zu lange geächtet, als dass du daran noch etwas rühren könntest.“

Hamlins Lippen kräuselten sich zu einem undefinierbaren Halblächeln. Dann lehnte er lässig nach hinten gegen einen Fenstersims, neigte den Kopf leicht zur Seite und hob das Kinn in einer arroganten Attitüde, während das durch die Glasscheiben auf seinen Rücken einfallende Mondlicht, das helle Haar einem Heiligenschein gleich aufleuchten ließ. Da war etwas an ihm, das ihn wie einen gefallenen Engel wirken ließ. Allerdings schrieb Hermione diesen Vergleich ihrem eigenartigen Zustand zu. Oder aber diese Zeit weckte die religiösen Gene in ihr, die bis dato geschlummert hatten, denn vor ein paar Tage meinte sie auch Riddle als radioaktiven Engel bezeichnet zu haben.

„Tröste dich ruhig damit. Ich denke, das hast du auch nötig, wenn einer wie ich den geliebten Spross der ehrenwerten Linie Lestrange als Zauberer übertrifft.“, Hamlins Stimme klang arrogant, in den Augen leuchtete ein boshaftes Feuer. Ansonsten wirkte er jedoch unberührt.

Flavianus zeigte ebenfalls keine Verärgerung, verzog nur das Gesicht im gesitteten Spott. „Netter Versuch deine Autarkie zu beweisen, ist jedoch vollkommen unpassend. Denn tatsächlich bist du doch genauso ein blinder, dummer Schwächling, wie deine liebe Schwester. Im Vergleich zu dir, kennt sie wenigstens ihren Platz und versucht sich nicht als Emporkömmling.“

„Was habe ich mit der zu tun, dass du meinst Vergleiche ziehen zu können?“

„Warum so abweisend? Solltest du als Bruder nicht ihre Ehre verteidigen.“

„Ihre Ehre könnte für mich kaum nebensächlicher sein. Das Kind soll meinetwegen verrecken, würde mich wenig interessieren. Außerdem verstehe ich dein plötzliches Interesse an meiner Familie nicht, sollten wir nicht zum Ursprungsthema zurückkehren?“

Unerklärlicherweise setzte Hermiones Herz bei diesen Worten einen Schlag aus. Geschwister hatte sie nie gehabt und dürfte nicht derart empfindlich reagieren. Andererseits waren doch Harry und Ron so etwas wie Brüder für sie und das goldene Trio hatte mehrmals bewiesen, dass sie für einander das Leben hergäben. Ihre Beklemmung mochte vielleicht daher rühren.

Flavianus dagegen hob belustigt seine Augenbrauen und wechselte dann tatsächlich das Thema, als sei eine solche Aussage keiner weiteren Aufmerksamkeit wert.

„Heute ist wohl etwas passiert, das Riddle verärgert hat.“, erklärte er und wirkte, ohne der zuvor zur Schau gestellten Feindseligkeit, nun müder und resignierter.

„Wie meinst du das? Hat er etwas angedeutet?“

„Er war den ganzen Abend über unglücksverheißend ruhig. Und du kennst ihn, je schweigsamer er wird, desto gefährlicher entlädt sich, was danach kommt.“

„Sicher, dass er nicht nur gelangweilt durch eure Gesellschaft war, nach dem ich den ganzen Tag anderweitig beschäftigt war?“, fragte Hamlin und präsentierte das ironische Grinsen, welches Hermione bereits von ihm kannte. Flavianus verzog abweisend die Lippen.

„Wie du genau weißt, sprichst du Schwachsinn. Wenn er ruhig ist, ist es keine Vorbote der Langweile, sondern zeigt, dass er über etwas nachdenkt. Die Schlüsse, die er dabei zieht, enden üblicherweise für irgendjemanden böse. Er meinte zwar, du wärst diesmal nicht derjenige, doch ich sehe das anders.“, erklärte Flavianus, ohne sich die Mühe zu geben, den schadenfrohen Unterton zu verbergen. Man müsste kein Genius sein, um seine Abneigung Hamlin gegenüber zu erkennen.
„Was willst du damit sagen?“ Diese Frage brachte Hamlin interessierter hervor, als Hermione erwartet hätte. Bei der Aussicht, Riddles Ärger zu empfanden, wurden ihr eher die Knie weich.
„Dass der Termin deiner Prüfung festgelegt wurde. Auf diese Nacht.“, erklärte Flavianus mit bedeutungsschwerer Stimme.

Hermione spitzte die Ohren, das war interessant, um was für eine Prüfung mochte es sich handeln? Sie sah, wie Hamlin sich verspannte, dann aber den Körper straffte, während in seinem Blick unbändige Entschlossenheit zu lesen war. Er antwortete etwas, doch bei aller Anstrengung hörte sie es nicht mehr. Denn der Druck legte sich erneut über ihre Ohren und statt seiner Worte drang ein leises weinen zu ihr durch.

Sie mochte lieber den Beiden folgen, doch sie entglitten ihr in dem grauen Schleier, lösten sich regelrecht in der Luft auf, sodass wieder bloß ein leerer Gang zurückblieb.

Nun war nur noch das Weinen zu hören. Leise und zurückhaltend, doch der unterdrücke Schmerz wirkte eindringlicher, als es Schreie vermocht hätten.

Fragend schaute sich Hermione um, doch es ließ sich nicht mal die Ursprungsrichtung ausmachen. Die Sicht dagegen verschwamm, die Korridore wurden immer dunkler. Angestrengt blinzelte sie, um irgendetwas zu erkennen. Als sie dann wieder die Augen öffnete, lag sie in dem dunklen Schlafsaal, auf ihrem Bett.

Ein Traum, dachte sie wie betäubt. Es hatte sich viel realer angefühlt. Und das weinen am Ende...Moment. Das Weinen, sie hörte es immer noch.

Hermiones Blick glitt zur Seite, in die Richtung, aus der das unterdrückte Schluchzen kamen. Ihre Augen blieben an Nicoles Bett haften. Das Mädchen selbst sah sie nicht. Doch die Decke bewegte sich, wurde sanft von diesem leisen Weinen erschüttert.

Vermutlich wollte sie nicht auf sich aufmerksam machen und Hermione ließ ihr ihre Privatsphäre. Doch eine halbe Stunde später weinte das Mädchen immer noch und sie hörte in einer anderen Ecke des Zimmers jemanden entnervt murmelt.

Mit weichen Schritten, um sonst niemanden zu wecken, näherte sie sich der Vertrauensschülerin und ging vor dem Bett in die Hocke.

„Nicole? Bist du in Ordnung?“, flüsterte sie. Das leise Weinen hielt inne, setzte dann wieder genau so leise ein, ohne dass sie eine Antwort erhielt.

„Kann ich dir irgendwie helfen?“

Eine Bewegung am Kissen deutete ein Kopfschütteln an, doch Hermione konnte nichts genaueres erkennen.

„Soll ich dich vielleicht raus begleiten?“ wieder die gleiche verneinende Bewegung.

Ratlos blieb Hermione neben dem Bett hocken. Das leise Schluchzen hielt an und brachte sie in eine unangenehme Situation. Einerseits fühlte es sich falsch an, Nicole weiterhin zu bedrängen, ebenso wenig konnte es richtig sein, sie ihrem Leid allein zu überlassen. Als sie selbst krank gewesen war nach Riddles Angriff, hatte sich Nicole um sie gekümmert, war darüber hinaus die einzige, die Anteilname gezeigt hatte. Und nun schien bei ihr etwas tragisches vorgefallen zu sein.
Beim Mittagessen hatte Nicole zwar entspannt gewirkt, jedoch hatte Hermione sie seit dem nicht mehr gesehen. Selbst als sie zu Bett ging, fehlte diese noch im Schlafsaal und war vermutlich erst zurückgekehrt, nachdem sie schon eingeschlafen war.

Also fasste sie ihren Mut, streckte vorsichtig eine Hand aus und legte diese so zärtlich sie könnte dorthin auf die Decke, wo der obere Rücken sein dürfte. Die plötzliche Stille, welche diese Handlung mit sich brachte, ließ erneut an deren Richtigkeit zweifeln. Dann erhob sich Nicole jedoch und lehnte, nach kurzem Zögern, ihre Stirn an Hermiones Schulter an.

Das war wohl ein gutes Zeichen. Vorsichtig richtete Hermione sich auf, um ebenfalls auf dem Bett zum Sitzen zu kommen und mit dem Rücken am Bettkopf anzulehnen. Sie legte einen Arm an die zitternde Schulter des Mädchens. So blieben sie wortlos sitzen, denn es gab auch nichts zu sagen. Nicole weinte weiter, jetzt jedoch ohne auch nur einen Ton von sich zu geben, während Hermione zwar recht steif im Bett saß, aber beruhigend über ihren Rücken strich.

~.~.~

Wenige Stunden später befand sie sich dann tatsächlich auf dem Weg zur ersten Unterrichtsstunde – Zaubertränke. Sie fühlte sich unausgeschlafen und träge.

Nachdem Nicole sich wieder beruhigt hatte und Hermione im eigenen Bett lag, hatte der Schlaf nicht mehr zu ihr finden wollen. Vor allem trug wohl dieser eigenartige Traum die Schuld daran. Er fühlte sich real an, allerdings hatte die junge Hexe bereits in ihrem Leben vor der Magie, kaum etwas mit esoterischen Vorstellungen anfangen können. Daran hatte sich auch später, als sie Hogwarts besuchte, nichts mehr geändert, sodass sie auch nun kaum annahm, diese Nacht ihr drittes Auge entdeckt zu haben.

Doch selbst wenn man annähme, es sei eine Offenbarung, nennenswerte Informationen waren ihr wohl nicht erschienen. Dass Slytherins ekelhafte Spielchen spielten und die Menschheit in Menschen und Untermenschen einteilten, waren keine revolutionären Erkenntnisse. Wäre der Traum mehr auf die besagte „Prüfung“ eingegangen, sähe das ganze vielleicht anders aus, doch genau an dieser Stelle war er abgebrochen.

Als Hermione in den Kerkern ankam und den Klassenraum betrat, entdeckte sie sogleich Nicole. Es verwunderte, denn diese war früh am Morgen verschwunden und auch beim Frühstück nicht aufgetaucht, was sie hatte annehmen lassen, diese würde heute blau machen. Offensichtlich war dem nicht so.

Allerdings war neben ihr, wie auch schon in all den anderen Fächern zuvor, kein Platz frei und da die Unterrichtsstunde noch nicht begonnen hatte, ließ es sich auch sonst nicht einschätzen, wo noch frei wäre, sodass ihr nichts anderes übrig blieb, als den Lehrmeister direkt anzusprechen.

„Professor Slughorn, mein Name ist Hermione Hathaway und ich bin neu hier. Könnten sie mir vielleicht sagen, wo hier noch freie Plätze sind?“, sprach sie, nach dem sie zu seinem Pult getreten war. Der Zaubertränkemeister schaute zu ihr auf und nickte dann begeistert.

„Miss Hathaway! Wie ich sehe, scheinen Ihnen meine Tränke hervorragend geholfen zu haben, Sie sehen schon viel besser aus als vor einer Woche. Ich freue mich, Sie in meinem Unterricht begrüßen zu dürfen!“, erklärte er und schüttelte tatsächlich nahezu väterlich ihre Hand. Hermione konnte sich an seinen Besuch im Krankenflügel nicht erinnern, andererseits war sie in einem recht liederlichen Zustand gewesen und hatte im Nachhinein sogar Schwierigkeiten gehabt, sich an Riddle zu erinnern. Und wenn man schon vom Teufel spricht, kaum, dass dieser Name sich in ihren Gedanken geformt hatte, sprach ihn auch der Zaubertränkemeister.

„Mr Riddle war im direkten Wegen für ihren Zustand verantwortlich geworden. Selbstverständlich habe ich mich aber gegen eine härtere Bestrafung eingesetzt, immerhin hatte er Ihnen gewiss nicht bewusst schaden wollen! Doch ich halte es für eine hervorragende Idee, sie in meinem Unterricht als Paar arbeiten zu lassen. Diese Zusammenarbeit wird indes alle diesbezüglichen Bedenken aus dem Weg räumen.“

„Selbstverständlich.“, antwortete sie, das Wort ein wenig in die Länge gezogen, denn die Ãœberraschung über diesen Vorschlag musste sie erst verdauen. „Bestimmt wird aber kaum jemand angenommen haben, mir zu Schaden sei eine bewusste Absicht.“

Hingegen wusste Hermione durchaus, dass Dumbledore eben das angenommen hatte und sich darüber hinaus dafür aussprach, härtere Strafmaßnahmen zu ergreifen. Im Endeffekt hatte Professor Slughorn, der Hauslehrer Slytherins, Riddle aus dieser unangenehmen Situation herausbringen können. Wie sie aus den Erzählungen von Nicole hatte entnehmen können, sei es angeblich zum Streit zwischen beiden Dekanen gekommen. Wiederum waren es ungesicherte Quellen, die dergleichen besagten. Es mochte aber wohl tatsächlich ein Streitpunkt gewesen sein, den sie hatten nicht so schnell beiseite legen können, sodass Slughorn nun sie dafür nutzte, seines Lieblings Ruf reinzuwaschen. Immerhin war es einem Gewinn überaus zuträglich, wenn das Opfer dem Täter sympathisierte. Und ihr konnte es auch nur recht sein, so kam sie besagtem Liebling auf eine sehr unauffällige Weise näher, denn er müsste schon paranoid sein um anzunehmen, das Ganze sei so von ihr geplant gewesen.

„Fein, dann sehen wir das gleich!“ erklärte Professor Slughorn wie auf ein Stichwort, als hätte er auf ebendiese Worte gewartet und wies dann auf einen Tisch zu ihrer rechten. „Sie können sich auf den Platz von Mr Hamlin setzen, er wird heute nämlich fehlen. Wenn er wieder da ist, kann er sich zur Entschädigung selbst einen anderen aussuchen.“

Verwundert schaute Hermione zum besagten Tisch, der Plätze für vier Schüler bot, wovon drei besetzt waren. Außer Riddle, der dem Gespräch anscheinend interessiert gelauscht hatte, saßen dort noch zwei weitere Slytherins. Sie könnten beide jenem Lestrange aus ihrem Traum ähnlich sehen, dunkles Haar, helle Haut und fein modellierte Gesichter mit hohen Wangenknochen und ausdrucksstarken Augenbrauen. Im Endeffekt ließe sich ja auch Riddle vergleichbar beschreiben, nur dass er irgendwie niedlicher aussah. Diesen Eindruck hatte sie aber auch erst seit dem sie ihn unter Drogeneinfluss genauer bestaunen durfte. Vermutlich würde das mit der Niedlichkeit sonst kaum jemand unterschreiben.

Andererseits musste sie schon fast ein Lächeln unterdrücken, tatsächlich saßen sie wie Welpen – Drillinge da und schenkten ihr herablassende Blicke, während sie sich vorstellte, wie sie ebendiese zu Hause vor dem Spiegel übten. Besonders witzig war diese Vorstellung bei Voldemort, jenem aus der Zukunft, wie ER nasenlos vor einem Spiegel stünde und aus roten Augen sich selbst spöttische Blicke zuwarf.

„Warum fehlt Hamlin?“, fragte sie stattdessen und wandte sich dem Professor zu. Sonst hätte sie sich vielleicht nichts weiter dabei gedacht, doch nach ihrem Traum erschien es sinnvoll, einer solchen Auffälligkeit sofort auf den Grund zu gehen.

„Er hatte wohl diese Nacht einen Unfall. Die Sperrstunde gilt eben nicht umsonst. Aber Madame Winfield wird ihn wieder hinkriegen, Sie brauchen sich insofern nicht zu sorgen und können sich ruhig auf den freien Platz setzen. Ich bin überzeugt, diese jungen Männer-“, dabei deutete er mit einer ausholenden Bewegungen zum Tisch hinter ihr, „.-nehmen sie gerne in ihre Runde auf.“
Diese Erklärung brachte er mit einem sehr zufriedenen Gesichtsausdruck hervor, wohl weil er nun seinen Disput mit Dumbledore zu gewinnen meinte. Dabei zwinkerte er nicht gerade unauffällig Riddle zu. Vermutlich glaubte er, er täte ihm mit dieser Tat tatsächlich ein Gefallen. Hermione ging jedoch davon aus, dass die Freude über ihre Anwesenheit sich stark in Grenzen halten würde.
Als klettere man freiwillig in eine Schlangengrube, ging sie dann mit recht wenig Begeisterung zum Tisch der künftigen Todesser samt Ataman* .

Ihre falsche Identität war nicht vom feinsten Geblüt, denn lange, reinblütige, englische Linien waren in der hiesigen Gesellschaft bekannt und es fiele auf, wenn sie sich plötzlich zum neusten Spross der Parkinsons oder dergleichen erklärt hätte. Zwar hatte sie sich stattdessen russische Wurzeln angedichtet, aber auch da hatte es sich verboten zu hoch zu greifen, denn es kam vor, dass auch jene ins Ausland kamen, sodass ein Schwindel schnell aufflöge. Es blieb zu hoffen, dass dieses Thema nicht so schnell zur Sprache käme.

„Es ist mir eine Ehre, meinen Kopf für die Erhaltung deine Rufes hinzuhalten.“ meinte sie dann ironisch an Riddle gewandt, nachdem sie sich auf den freien Platz an der Wand gesetzt hatte, sodass er nun links von ihr saß. Er hatte sie die ganze Zeit über mit seinem undefinierbaren Blick angeschaut, sodass sie aus der Nervosität heraus, wenigstens irgendetwas gesagt hatte. Im Nachhinein betrachtet eine wenig geistreiche Bemerkung, die aber zumindest davon ablenkte , wie sehr sich das Mädchen vor ihm fürchtete.

„Es ist wohl das Mindeste, nach dem ich wegen deiner Unaufmerksamkeit falsch beschuldigt werde.“, sprach er, als sei er sich keiner Schuld bewusst und vermutlich sah er das auch tatsächlich so.

„Mir wurde berichtet, du seist eine charmante Persönlichkeit. Wie ich sehe, bin ich da schamlos angelogen worden.“, seufzte sie und versuchte ein wenig naiv zu klingen.

Er zog eine Augenbraue in die Höhe. „Wer genau erzählt so etwas?“

Möglichst lässig zuckte Hermione ihre Schultern.

„Vermutlich niemand, der dich persönlich kennt?“ , erklärte sie dann um keine Namen zu nennen.
„Wieder Gegenfragen.“, entgegnete er kritisch. Sie merkte schon, dass in seiner Welt ausschließlich die anderen Schuld an allem trugen. Eine interessante Lebensphilosophie...

„Es ist eben der beste Weg, Vorwürfe zu machen, ohne dass sich diese primär als solche anhörten.“ Um genau zu sein, war es geradezu berauschend, sie könnte ihm alles an den Kopf werfen, das sie dem echten, rotäugigen Voldemort niemals sagen würde. Auch wenn es dann nur zu beten bliebe, dass er sie nicht in seine langen, folternden Fingerchen bekam, nach dem sie wieder in ihre Zeit reiste. Dieses Szenario war ernüchternd genug, als dass sie doch recht vorsichtig in ihrer Ausdrucksweise zu bleiben gedachte. Das, und jene Aufgabe, die sie hier zu erfüllen hatte.

„Meinst du nicht, dass ich durchaus in der Lage bin, die Intention dahinter zu erkennen?“

„Vermutlich, aber so kleinkariert wirst du doch sicher nicht sein. Magst du mir vielleicht deine Freunde hier vorstellen, die mich so feindselig anschauen?“,versuchte sie vom unglückseligen Thema abzulenken und deutete auf die Beiden hinter ihm, die vielleicht feindselig wirken mochten, wohl aber viel irritierter waren aufgrund dieser seltsamen Unterhaltung. Hermione fragte sich, ob sie eifersüchtig waren, Riddles Aufmerksamkeit teilen zu müssen, immerhin hatte sie gehört, dass manche Todesser später eine recht... krankhafte Beziehung zu Voldemort pflegten.

Mit einer gönnerhaften Bewegung seiner Hand deutete Riddle auf die beiden. „Flavianus Lestrange und Theodore Nott, fühle dich geehrt.“

Also doch, dann war es nicht nur ein Traum denn als Flavianus hatte Hamlin seinen Gegenüber angesprochen gehabt. Viel interessierter betrachtete sie aber den anderen.

Theodore Nott war vermutlich mit jenem Theodore Nott verwandt, mit dem sie mehreren Jahre gemeinsam die Schule besuchte. Diesem hier war sie vermutlich ebenfalls schon mal begegnet, damals in der Mysteriumsabteilung. Allerdings schien er sie nach fünfzig Jahren nicht mehr erkannt zu haben, zumindest war er damals nicht herübergekommen, um Smalltalk unter alten Schulkameraden zu führen.

„Hermione Hathaway, freut mich.“ Sagte sie recht trocken in Anbetracht der Erinnerung dieser Tage. Ihr Handeln damals war höchst unbedacht und trotz all der guten Absichten ebnete es den Weg zum Schlechten. Das schlimmste an der Vorstellung war aber, dass diese Jungen hier nicht so wirkten, als dass sie so dumm und überstürzt handeln würden, wie Harry und Ron damals. Sich das verdeutlichen zu müssen, war keine angenehme Aufgabe, immerhin hatte sie bei der Schwachsinnsaktion mitgemacht und fühlte sich wie ein Trottel, wenn sie nun daran zurück dachte.
Zu ihrem Glück begann Slughorn in diesem Augenblick den Unterricht und schnitt ihr somit jegliche Möglichkeiten ab, weiterhin anzuecken.

Der Trank, den sie diese Stunde zubereiten durften, empfand sie nicht als anspruchsvoll und erledigte die Aufgaben in einer meditativen Gesinnung, während sie ihre Gedanken weit schweifen lassen konnte.

Entgegen ihrer Bedenken war es sogar recht angenehm, mit Riddle zu arbeiten, nicht zu Vergleichen mit Neville oder Ron. Die Aufgaben teilten sie gerecht unter einander auf und vor allem war es entspannend, seinen Teil nicht nachkontrollieren zu müssen. Doch irgendwann, während der Arbeit, waren ihre Augen doch zu seinen Händen gewandert. Diese umfassten den Wermut anders, vorsichtiger und sanfter, als üblich. Das wirkte bizarr, aber vermutlich wollte er nur nicht, dass die Bitterstoffe des Krauts an seiner Haut kleben blieben.

Das konnte sie gut nachvollziehen, der Duft dieses sonderbaren Krauts, das stets aussah, als sei es mit Raureif bedeckt, fand sie schon als Kind faszinierend, doch wenn man es berührte und danach mit den Händen an den Mund kam, war der Geschmack schier unerträglich. Wie es schien, schonte der Herr seine feinen Geschmacksknospen.

Und wer hätte gedacht, dass er so zart und bedacht mit etwas umgehen konnte, diese schlanken Hände mit den feingliedrigen, langen Fingern waren...

„Verlobt?“, fragte sie ironisch und deutete auf den schlichten Ring mit einem bläulich schimmernden, außergewöhnlich hellen Saphir, den er am Ringfinger seiner linken Hand trug. Der Witz an dieser Vorstellung war ihm vermutlich nicht sosehr bewusst, wie ihr, dennoch folgte er verwirrt ihrem Blick.

„Wie kommst du darauf?“, fragte er dann verärgert. Es schien, als fände er diesen Vorwurf nicht so witzig.

„Ein Ring mit einem hellen, blauen Steinchen am Ringfinger der linken Hand deutet schon irgendwie auf eine Verlobung hin, würde ich meinen.“

Sein Gesichtsausdruck zeigte recht deutlich, dass ihm das neu war. Vielleicht wusste er nichts von dieser Tradition aufgrund seiner fraglichen Herkunft, doch recht schnell gewann er wieder die Kontrolle über die Situation.

„Das gilt vielleicht für Frauen.“

„Nur keine falsche Bescheidenheit, - “, entgegnete sie sofort. „ Mit einem reinen Saphir sollte auch ein Mann seine Treue symbolisieren dürfen!“, am besten steckte er allen seinen Todessern so einen an den Finger, romantisch!

Doch während sie sich an dieser Vorstellung weidete, bedachte Riddle sie mit einem derart kalten Blick, dass doch tatsächlich ein Schauer ihren Rücken hinab lief. Betreten schaute sie weg, und schnitt, mit präziser Sorgfalt, das gezielt zusammengestellte Burian*, während ihr ganzer Humor von eben wie mit der Hand davon gewischt war und sie sich fragte, welcher Teufel sie wohl an der Zunge gezogen haben mochte.

Riddle indes hatte es nicht eilig, sich wieder seiner Arbeit zuzuwenden, sondern betrachtete seine Partnerin weiterhin nachdenklich. Leider war es wohl ein denkbar schlechtes Omen, denn ein gewisser Lestrange hatte diese Nacht wohl angemerkt, es käme nichts gutes dabei heraus, wenn man Riddle länger nachdenken, oder gar ausdenken ließe.

Gescheit wie sie war, entschied sie, unauffällig gegen letzteres vorzugehen, denn worüber er auch immer dort brüten mochte, es sollte lieber ergebnislos bleiben. Das versuchte sie zu erreichen, indem sie die weitere Aufgabestellung besprach und hoffte, er würde zu seinen Gedanken nicht mehr zurückkehren.

Wenig später waren sie die ersten, die mit ihrem Trank fertig waren. Slughorn, der die ganze Stunde über die beiden mit Argusaugen beobachtet hatte, schien sehr zufrieden und beide bekamen jeweils zehn Punkte für ihr jeweiliges Haus.

„Habe ich es mir doch gedacht, dass ihr beide gut und produktiv zusammenarbeiten werdet! Ich denke, Sie, Miss Hathaway, bleiben auch weiterhin hier sitzen.“ Und während sie nur betreten lächeln konnte, meinte sie tatsächlich ein entnervtes Stöhnen von Lestrange gehört zu haben.
Was Riddle, der auf diese Worte hin nur galant genickt hatte, davon hielt, blieb jedoch genau so ein Rätsel, wie auch alles andere, das ihn betraf.

Den Rest der Stunden saßen sie still auf ihren Plätzen. Aufgrund fehlender Alternativen drehte Hermione tatsächlich Däumchen. Unterdrückt zitterte sie am ganzen Körper und redete sich ein, dass es an den ungeheizten Kerkerräumen lag, immerhin war draußen tiefster Winter. In Wirklichkeit war es wohl nicht das einzige, das sie zum Zittern brachte, denn nun, da sie keine Aufgabe mehr hatte, wurden ihre Gedankengänge recht kreativ und beschäftigten sich vorrangig mit den Methoden, die Voldemort wohl am liebsten wählte, wenn er sich rächen wollte. Sie hoffte jedoch, dass derselbe ihre Angst nicht bemerkte und das Zittern ebenfalls der unerträglichen Kälte zuschrieb.

Kurz nach ihnen hatten dann Lestrange und Nott ihre Arbeit ebenfalls beendet und tuschelten seit dem irgendetwas mit einander. Ab und zu hörte sie sie sogar lachen. Ihrer Einschätzung nach, veralberten sie sich gegenseitig, aber eigentlich müsste sie sich irren, denn das passte einfach nicht in ihr Bild von Todessern. Eindeutig aber konnte Lestrange diesen Nott lieber leiden, als Hamlin.
Der Arme war also Im Krankenflügel gelandet. Was mochten sie dort geprüft haben, dass er nun medizinischer Hilfe bedurfte? Sie nahm sich vor, ihn in der nächsten Freistunde zu besuchen, vielleicht ließ er sich ja irgendwelche Informationen entlocken.

Dann war die Stunde auch schon beendet und sie war, ohne auf die zahlreichen, ihr hinterher geworfenen Blicke zu achten, mitunter eine der Ersten am Ausgang. Es mochte feige wirken, das lag aber nur daran, dass es auch so war. Sie würde später darüber nachdenken.

~.~.~

„Hamlin, wie fühlst du dich?“

Hermione stand im Krankenflügel an Hamlins Bett. In der rechten Hand hielt sie ein ihr bereits bekanntes Fläschchen. Das gleiche Schmerzmittel , das auch sie vor über einer Woche bekam und nun an Hamlins Bettschränkchen vorgefunden hatte. Es musste wohl übler um ihn stehen, als es Slughorn an diesem Morgen dargestellt hatte.

Tatsächlich sah er auch sehr mitleiderregend aus. Der ganze Körper war mit Wunden und Schrammen überzogen, selbst sein Gesicht wurde nicht verschont.

Mehrmals hatte sie ihn bereits angesprochen, doch er lag regungslos da. Resigniert entschied sie schon zu gehen, um zu einem späteren Zeitpunkt wiederzukommen, als er dann doch langsam die Augen öffnete und aus weggetretenen Augen zu ihr schaute. Dieses Bild zeichnete eine recht genaue Vorstellung, welch ein erbärmliches Spektakel sie damals vor Riddle abgegeben haben dürfte.

„Also doch bei Bewusstsein?“ fragte sie ironisch, woraufhin er blinzelte. Langsam schien sich seine Sicht zu klären.

„So, so.“, sprach sie schleppend und zog sich einen Besucherstuhl zu seinem Bett, auf dem sie dann Platz nahm. Ihrer Erinnerung nach, dürfte er sich nun in einem Zustand der vollkommenen Glückseligkeit befinden, der ihren Zielen durchaus entgegen kam.

„Was ist denn heute Nacht passiert?“ fing sie also mit ihrer Befragung an und beobachtete ihn möglichst genau, um sich keine Regung entgehen zu lassen. Tatsächlich schien er immer weiter in der Realität anzukommen, zumindest besagte das sein wacherer Blick. Ansonsten lag er weiterhin regungslos da. Nur seine Hände spielten nun mit einem weißen, kleinen Gegenstand, der vielleicht an ein gefaltetes Blatt Papier erinnerte. Dieses Etwas musste sich schon in seinen Händen befunden haben, als sie herkam. In einem sich wiederholenden Bewegungsablauf, ließ er es durch seine Finger gleiten. Diese „Beschäftigungstherapie“ hatte wohl die Aufgabe, seine Konzentration in der Gegenwart zu fixieren. Erst nach einer Weile antwortete er dann recht bescheiden.

„Ein Unfall.“

„Ah. Dann bist du wohl gegen die berühmte Tür gelaufen. Hat sie auch einen Vornamen?“, fragte sie dann und beobachtetet, wie seine Hände in ihrer Bewegung innehielten.

„Du nervst ganz schön...“ Belustigt hob Hermione ihre Augenbrauen in die Höhe.

„Das glaube ich kaum, in diesem Zustand dürfte dir so ziemlich alles egal sein. Also?“

„Dann so: Es geht dich nichts an.“

„Also gibt es einen Namen, du willst ihn nur nicht nennen?“

„Nein, du nervst wirklich...“

Hermione seufzte, in Sachen Durchhaltevermögen stand er ihr wohl in nichts nach.
„Du wirkst eben nicht wie jemand, der einen Unfall hatte, ich will nur helfen.“, log sie.

„Vögelchen, das ist sicher überaus freundlich und selbstlos von dir,-“ erklärte er dann schleppend, dennoch ironisch. „-ich bin allerdings mit allem recht Zufrieden und brauche keine Hilfe von dir.“ Dabei deutete jene Hand, die zwischen dem Zeige- und Mittelfinger dieses weiße Etwas einklemmte, auf sie.

Interessiert betrachtete Hermione den lädierten Jungen. Tatsächlich hatte er sich auch in ihrem Traum nicht erschrocken, sondern überaus zielstrebig gewirkt, als Lestrange die Prüfung ansprach. Hatte er etwa gewusst, worauf das ganze hinauslief und trotzdem so reagiert? Was war mit diesen Slytherins nur los?

„Willst du damit sagen, du hast sadomasochistische Veranlagungen?“, fragte sie ironisch und erntete einen gleichgültigen Blick.

„Nein. Ich weiß nur was ich will und wie ich es erreiche. Aber du mischst dich in Angelegenheiten ein, die dich nichts angehen und die du mit deinem Bescheidenen Verstand auch nie begreifen könntest. Lass es einfach sein, gerade du solltest dich lieber weit zurückziehen und nicht mal in unsere Richtung schnuppern.“

„Warum hebst du gerade mich so hervor?“

„Das wüsstest du wohl gerne?“, fragte er, woraufhin sie ehrlich nickte. Hamlin grinste, selbst in diesem Zustand erstrahlte seine Ãœberheblichkeit mit der Reinheit eines Diamanten.

„Vielleicht erzähle ich es dir irgendwann, Vögelchen. Und nun verschwinde, sonst rufe ich Madame Winfield und sage ihr dass du mich belästigst.“

Hermione seufzte. Über Slytherins lernte man nie aus. Dieser Tage hatte sie erfahren, dass sie nicht sonderlich gesprächig waren, wenn sie es nicht sein wollten. Durch Druck ließ sich vermutlich ebenfalls nichts erreichen. Also richtete sie sich auf und wollte schon zum Ausgang gehen, als er sie zurückhielt.

„Warte, ich habe etwas für dich.“

Mit diesen Worten reichte er das weiße Ding herüber, das ihre Aufmerksamkeit vorhin schon, wie magisch auf sich gezogen hatte. Als ihre Hand sich darum schloss, wandte Hamlin endgültig den Kopf zur Seite und entließ sie somit.

Erst im Flur betrachtete das Mädchen neugierig, was es da hatte. Es war tatsächlich ein gefalteter Zettel, auf dessen vorderen Seite Hermione nun den eigenen Nachnamen lesen konnte. Vorsichtig entfalteten ihre klammen Finger das Blatt und sie las die mit einem sanften Schwung niedergeschriebenen Worte.

- Triff mich heute Nachmittag, um 16.00, am Eulenturm. Riddle. -


Fortsetzung folgt...


*Ataman: Der Anführer russischen Kosaken oder auch mancher Steppenvölker. Da diese sich ihrem Ataman oft freiwillig anschließen und unter seinem Befehl in Krieg und Tod zu ziehen bereit sind, hat Hermione diesen Vergleich zu Voldemort gezogen da sie die Beziehung zwischen ihm und den Todessern vergleichbar klassifiziert. Ataman als solches ist ursprünglich ein ehrenvoller Titel.

*Burian: ein aus dem mongolischen stammender Begriff, bedeutet wildes Grass, jedoch nur jenes, das hoch wächst. Dabei ist die Art des Grases irrelevant.


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