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Fanfiction

Mit dem Wissen wächst der Zweifel - Kapitel 7

von Pelagea

@FräuleinHortensie:
Ich bedanke mich hier noch mal für deinen ausführlichen Kommentar! Wie sehr ich mich darüber freue, weißt du ja! Ansonsten werden wir die Beantwortung wohl gleich handhaben ;) Und noch mal danke, dass ich mit bei dir diesen Weg, auf Kommentare einzugehen abkupfern darf, es ist recht bequem!
@Brina:
Vielen Dank, dass du dich gemeldet hast! Aber ich kann auch verstehen, wenn du es nicht immer schaffst, eine Anmerkung zu hinterlassen. Ich freue mich bereits, Interesse und Faszination für meine Arbeit hervorrufen zu können!





Kapitel 7


Erleichtert atmete Hermione aus, als diese am Nachmittag den Mädchenschlafsaal der Ravenclaws betrat und ihn vollkommen leer vorfand.

Es erübrigte sich vermutlich zu erwähnen, dass die Ereignisse der letzten Stunden wohl an der emotionalen Verfassung eines jeden geistig gesunden Menschen gerüttelt hätten, sodass auch die sonst so ausgewogene Hermione sich außerstande sah, dem zu entgehen. Immerhin verharrte sie soeben vor ihrem Schrank und räumte hektisch alle Kleidungsstücke, die eventuell vermochten warm zu halten, auf ihr Bett, einzig in der Hoffnung etwas passendes zu finden, worin es sich draußen in der Kälte Voldemort begegnen ließe. (Sie glaubte wohl, das mittelalterliche Panzerkleid samt Kettenhemd sei angemessen.)

Ja, ja, eben dieses panische Treiben war, wohlgemerkt, ein Beweis für ihre geistige Stabilität und nicht etwa Labilität, welche sich vielleicht im äußeren Schein zeigte. Doch nur ein waschechter Idiot könnte sich mit diesem gottverdammten Zettel in der Tasche wohl fühlen! Oder aber der sadomasochistische Hamlin. Jener erlauchte Mistkerl, dessen antipathische Wirkung auf Hermione im Takt der verzweifelten Minuten stieg, trug er doch, in ihrer Auffassung, die Hauptschuld an der Misere.

Und da ein neugieriges Publikum ihr eigenartiges Verhalten unvorteilhaft auslegen könnte, traf es sich sehr passend, hier keines vorgefunden zu haben. So blieb ihre kritisch - abschätzende Beurteilung aller Kleidungsstücke dessen Augen verborgen, erinnerten ihre diesbezüglichen Gebärden doch an das verliebte Treiben eines naiven Dummerchens, welches in seiner Unsicherheit, was es zum ersten Rendezvous anziehen sollte, den Hang zur Realität verlor. Wobei sie sich an eine solche Nervosität bei sich selbst nicht erinnern konnte, damals, als sie an Viktors Hand den Ballsaal betrat, war sie nur freudig erregt, obschon der Eröffnungstanz die allgemeine Aufmerksamkeit in Anspruch nahm.

War das hier aber auch eine dem gänzlich gegenläufige Situation, immerhin wartete draußen, anstatt eines schönen Jungen, der Boogey Man der magischen Welt höchstpersönlich auf sie. Freilich getarnt als der hübsche Junge Tom Riddle. Doch vermochte nicht mal die Tatsache, dass er selbst nichts von seiner Tarnung wusste, Hermione dahingehend zu bewegen, sich von seinem entzückenden Köpfchen täuschen zu lassen.

Leider war aber eben der Kontakt zu Riddle ein Grund, weswegen sie hierher reiste, sodass sie nun, sich innerlich zur Ruhe schimpfend, die magere Ausbeute auf ihrem Bett betrachtete. Dumbledore hatte ja eigens für sie genügend Kleidung für den schulischen Alltag besorgt. Jedoch war der einzige Ausgehmantel in diesem Schrank viel zu dünn, um derzeitigem Wetter zu trotzen. In diesem Augenblick, zum Beispiel, schneite es.

Nicht, dass eine Erkältung ihre größte Sorge wäre, es ging wohl ums Prinzip, vor allem aber, mochte es sich um den Wunsch handeln, eine Ablenkung zu finden.

Was das Erste betraf, gab es wohl keine andere Alternative, als sich für die Kohltechnik zu entscheiden, das hieß: wie ein solcher sich mit mehreren Schichten Kleidung zu bedecken. Für das Andere bot sich die Selbstlüge an, Hermione behauptete schlichtweg, weder ängstlich noch nervös zu sein.

Keine zwei Stunden später sollte sie erkennen, dass beide Herangehensweisen wohl gewiss zweifelhafte und vor allem fehlerhafte Versuche der Problemlösung darstellten.

~.~.~

Wind und Schnee trotzte das kleine Kreuzblütengewächs auf seinem Weg zur Eulerei. Zumindest fühlte sich Hermione als ein solches, bekleidet mit zwei Hemden, drei Pullovern, einer Jacke und einem Mantel, der sich wegen der Fülle darunter übrigens nicht mal hatte schließen lassen. Ihre ganze Gestalt wirkte unförmig und verloren. Insbesondere, da sie auch keine Hose entdeckt hatte, sodass untenrum ihre schlanken Beinchen wie zwei Stöckchen umweht wurden einzig vom dünnen Schulrock.

Eigentlich täte ihr der Wärmezauber einen immensen Gefallen, denn außer des vortrefflich lachhaften Aussehens, erbrachte diese Aufmachung keinen weiteren Dienst. Doch kam ihr auch das Frieren durchaus entgegen, es wirkte hervorragend gegen Angstzustände.

Ja, tatsächlich, nur zwei Stunden nach dem glorreichen Entschluss, sich selbst zu belügen, kam diese erschütternde Erkenntnis recht unverhofft aber einschlägig. Denn trotz der hartnäckigen Versuche sich die Realität angenehm zu reden, sprach diese nämlich parteiisch für die Wahrheit und zwar, dass Riddle Hermione an irgendetwas verdächtigte oder... was auch immer tat.

Oder sollte Hamlin etwa ganz zufällig, nach dem er halbtot geprügelt wurde, Riddles Nachricht für sie aufbewahren? So, als habe er keine schöneren Aufgaben, als den Laufburschen zu spielen? Vor allem wenn man bedachte, dass es Riddle keinerlei Umstände geschaffen hätte, selbst eine solche Einladung auszusprechen.

Diese Überlegungen ergaben indes die nächste Frage, nämlich weswegen er dazu kam, diesen umständlichen Weg der Kontaktaufnahme zu wählen. Immerhin fehlte ihm ein entsprechender Anlass für die Vermutung, sie ginge tatsächlich einen kranken Mitschüler besuchen, mit dem sie bis Dato kaum bekannt war.

Andererseits war das eine vorschnelle Schlussfolgerung und die logische Aufbereitung der gegebenen Sachlage widersprach ihr. Denn diese Form der Kontaktaufnahme dürfte er wohl nur wählen, wenn er ihren Besuch bereits im Vorfeld voraussetzen konnte, könnte seine Einladung sie doch sonst gar nicht erst erreichen. Das deutete durchaus auf das Bestehen einer gewissen Palette an Gründen für wegweisende Annahmen. Schließlich war Voldemort nicht gerade für geistige Willkür bekannt. Daher lautete die richtige Frage, auf welcher Grundlage Annahmen fußten, deren Inhalt diese überzeugenden Sicherheiten bot.

Da kam ihr sogleich der Traum dieser Nacht in den Sinn, denn war er doch die Ursache für ihren Besuch bei Hamlin. Nur kannte sie keinen Weg, wie er ihren Traum gelesen haben könnte. Oder vielleicht sogar einen zuspielen sollte.

Bei Harry ginge wohl beides grundsätzlich schon, womit er ihn in der Zukunft auch gerne quälte und verunsicherte (was die Option, dass er hier vergleichbar handeln mochte, bestärkte). Allerdings hatte er bei ihrem Freund diese Möglichkeit ausschließlich wegen jener Verbindung, die durch Harrys Narbe gegeben war.

Eine solche teilte er jedoch mit ihr nicht.

Da gab es dann noch den Zauberstab, dessen Funktionalität sich nicht mehr mit Sicherheit bestimmen lies. Allerdings hatte sie ihren treuen Lebensbegleiter, seit dem Riddle sich daran vergangen hatte, stets weit weggelegt, wenn sie zu Bett ging. Wie er in diesem Sinne also genutzt werden sollte, wäre somit ebenfalls ein Rätsel.

Doch selbst wenn man diese Überlegungen übersah und schlichtweg annahm, Riddle hätte einen, wie auch immer gearteten Weg in ihren Kopf gefunden, so stellte sich erneut die Frage, ob er in ihren Traum geschaut hatte, oder ihr einen zuspielte.

Der erste Fall setzte hellseherische Fähigkeiten ihrerseits voraus, deren Existenz sie höchstpersönlich bestritt. Im anderen Fall hätten die Träume jeweils die von Riddle erlebte Realität zeigen müssen und zwar jene, die sich in diesem Augenblick vor seinen Augen abspielte. Wiederum hätte er sich kaum minutenlang durchs Schloss gequält um sich schlussendlich an der ominösen Wand zu versteckt, von der aus ihr das Geschehen erschienen war.

Das ganze funktionierte nämlich nicht wie ein Denkarium, welcher die Ereignisse auch im Nachhinein und aus beliebig gewählter Perspektive wiedergab.

Die Theorie der magisch – geistigen Verbindung besagte, dass wohl eine Interaktion zwischen zwei Parteien immer an Zeit, Raum und Person geknüpft sein würde. Praktisch gesehen, kannte die magische Welt solche Vorfälle jedoch nur aus Märchen und Sagen. Und eben von Harry, wobei es sich hierbei um einen einzigartigen Fall handelte. Wie, bitte sehr, sollte Riddle da ihre Träume abfangen oder diese zusenden, zu einer Zeit in der er nichts weiter war, als ein ambitionierter Schüler? Irrte sie sich doch?

Hermione entschied, in der Hoffnung auf Klarheit, über beide Möglichkeiten in der Bibliothek nachzuforschen.

Auch würde sie gleich nach ihrem Treffen mit Riddle, Hamlin einen weiteren, überaus freundlichen Krankenbesuch abstatteten. Denn es gab eindeutig eine Verbindung zwischen ihm und dem Traum, diese hatte sie nur versäumt zu klären. Es wäre jedoch höchst-brisant zu erfahren, welche Gründe ihn veranlassten, den Ãœberbringer dieser Hiobsbotschaft (im wahrsten Sinne des Wortes) zu spielen. Im ersten Augenblick war es ihr reichlich schwer gefallen, über den Schock hinwegzukommen, Riddle wieder alleine zu begegnen, so hatte sie sich für die Klärung solcher Banalitäten wie des „warum“ und „weswegen“ zunächst kaum interessiert, auch wenn sich nun deren zentrale Bedeutung offenbarte.
Darüber hinaus wollte sie die Art der Beziehung zwischen Hamlin und Nicole ergründen, denn da bestand diese Möglichkeit, dass ihre Zimmergenossin etwas verbarg. Der zwingende Verdacht, die Tränen ließen sich auf Hamlins Zustand zurückführen, war ihr zwar erst aufgekommen, nachdem sie zur Ruhe gefunden hatte, doch dann war dieser Gedanke nicht mehr von der Hand zu weisen.

Noch wusste sie nicht, in welchem Bezug das alles zu ihren vorherigen Überlegungen stehen könnte, aber sie würde feilschen, um aus dem zugedröhnten Hamlin möglichst viele Informationen herauszukitzeln. Vielleicht übersah sie etwas, das er in seiner geistigen Verwirrung ausplaudern würde. Und zumindest musste sie diese Möglichkeit nutzen, denn bald wären die Schmerzmittel abgesetzt und wer konnte schon sagen, wann das Schicksal wieder so gnädig mit ihr wäre.

Diese Überlegungen endeten abrupt, als Hermione den Eulenturm vor sich erkannte, den sie in all ihrer Gedankenversunkenheit dennoch erreicht hatte. Zunächst ließ sich Riddle jedoch nirgendwo erkennen, erst als sie den Turm umbog, zeichnete sich seine, durch den fallenden Schnee mit weißen, prachtvollen Flocken durchzogene Gestalt, vor dem Hintergrund des verbotenen Waldes ab. Dieses strahlende Bild, mitsamt all seiner winterlichen Helligkeit, schnitt in ihre Augen, sodass sie geblendet die Lieder herabsinken ließ, was ihr im Übrigen einen demütigen Ausdruck verlieh. Noch einmal sog sie tief die frische und kühle Luft ein, um dann auf den Jungen zuzugehen. Sogleich erreichte ihn wohl das knirschende Geräusch, das die vorsichtigen Schritte im Schnee verursachten, denn seine schattenhafte Präsenz wandte sich zu ihr. Der Gesichtsausdruck blieb dennoch verborgen, dieser märchenhafte Schneefall überzog auch jenes mit dem romantisch - milchigen Schleier, der so gar nicht zu Riddle passen mochte und diese ganze Erscheinung reichlich suspekt wirken ließ.

Er sagte kein Wort, als sie sich seiner imposanten Gestalt näherte und erst als sie vor ihm stand, zog er in distinguierter Rührung eine Augenbraue in die Höhe, als sein Blick ihren Aufzug in Augenschein nahm. Unsicher und nervös trat das Mädchen von einem Fuß, auf den anderen. Als Hermione dann sprach, ließen sich die zittrigen Noten in der Stimme kaum unterdrücken.

„Mein Umzug nach England verlief in einer gewissen Dringlichkeit, sodass mir die Möglichkeit entging, wärmere Kleidung einzupacken.“, kam anstatt einer Begrüßung diese, aus unerfindlichen Gründen gesprochene Rechtfertigung. Vielleicht, weil sie sich unter seinem Blick so klein fühlte und meinte, durch eine Erklärung wieder gleichauf ziehen zu können. Auch wenn das reichlich blöd war.

Und sicher wusste er auch, dass dieses ausgedehnte Schweigen, bevor er spricht, sie effektvoller verunsicherte, als jede andere Reaktion seinerseits es vermocht hätte.

„Aus Russland?“, fragte er galant und in seinen Augen glitzerte diabolische Ironie, welche sogleich auf ihr Fauxpas hinwies, jedoch nickte sie möglichst selbstverständlich. Auch entschied sie, nicht nachzufragen, woher er nun das wusste, denn ihm gegenüber hatte sie nie erwähnt, woher sie kam und darüber hinaus sprach sie auch sonst mit keinem Slytherin darüber.

„Dann bist du wohl keine richtige Hexe?“

Hermiones Herz gefror für schmerzlichen Augenblick, erst darauf erkannte sie, wie wenig sich seine Aussage auf die mangelnde Beschaffenheit ihres Blutes bezog und wie sehr sie sich verriete, brächte sie genau das zur Sprache.

„Das ist wohl eine anmaßende Unterstellung!“, schimpfte sie, getreu dem Motto, Angriff sei die beste Verteidigung. „Du bist verantwortlich für meine derzeitige Bedürftigkeit. Ich wollte mich kaum zufällig zu Tode aufkochen, indem ich mit meinem überaus treuen Zauberstab meine überaus zuverlässigen magischen Fähigkeiten für einen Wärmezauber nutze!“

Das war zwar gelogen, aber dennoch eine plausible Erklärung, theoretisch war ein solcher Unglücksfall in ihrem angeschlagenen Zustand durchaus denkbar, auch wenn wenig realistisch. Die Entscheidung, ihn damit zu konfrontieren, mochte dagegen einer gewissen Eleganz entbehren, nur fehlte ihr zu diesem Zeitpunkt die Geistesgegenwart für eine bessere Erwiderung. Ließ sich seine Impertinenz ja schon geradezu löffeln. Unerwartet allerdings, war die plötzliche, sanfte Wärme, die ihren Körper flirrend durchzog und ein Gefühl der Geborgenheit auslöste. Arg verdattert blinzelte sie zu ihm hinauf, um den abwesenden Blick dieser dunklen, aber in ihrem Ausdruck erschreckend blassen, geradezu bleiernen Augen zu treffen. Doch die Ursache für diese körperliche Glückseligkeit war ihr durchaus bekannt.

„Ist das ein Schuldbekenntnis?“, fragte sie, denn dass er seinen Wärmezauber auf sie ausbreiten würde, hätte sie nun als letztes vermutet. Bereits sein kühler Blick überführte ihre Frage der Naivität.

„Wohl kaum, ich friere nur sehr ungern und du wirst meine emphatischen Fähigkeiten gewiss nicht derart gering einschätzen und erwarten, deine leidige Situation ließe mich ungerührt.“ Wahrlich entspräche das Adjektiv „gerührt“ wohl nicht ihrer Wahl, wenn sie ihn zu beschreiben wünschte.

„Selbstverständlich...nicht, welchen Grund hätte ich?“, quetschten ihre Stimmbänder diffizil hervor.

„Diese Frage gebe ich sogleich an dich weiter.“

Der dünkelhafte Ton in dieser Entgegnung gab sein Wissen preis um ihr Misstrauen ihm gegenüber und sie, dumme Kuh, hatte ihm auch noch die Pointe geliefert. Zur Schadensbegrenzung blieb nur noch das Schachern.

„Ist das nicht augenscheinlich? Bisher habe ich keine besonders guten Erfahrungen mit dir sammeln können.“

„Ich würde meinen, ich war sehr zuvorkommend dir gegenüber.“ Sollte das Belustigung sein, die seine angehobene Augenbraue symbolisierte? Das zu erkennen war wohl eine gewisse empathische Herausforderung, denn die meisten seiner Gefühle veräußerlichten sich in vergleichbarer Form, diesmal jedoch, schien es sich tatsächlich um Belustigung zu handeln. Aber wieso wunderte sie sich auch darüber, es war eine gute, alte slytherintsche Sitte, auf den durch sie selbst verzapften Mist außerordentlich stolz zu sein. Und überhaupt schien ihr Weg eine Sitte zu beurteilen denkbar einfach – je smarter, aparter und adretter sie aussahen bei dem, was auch immer sie da anstellten – desto sittlicher. Punkt. Sie war sogar überzeugt, dass die Todesser beim Morden in ihrer Grazie unübertrefflich waren, einzig damit es zur höchsten Tugend wurde.

„Ah, das hatten wir doch schon. Mit größerem Interesse hätte ich gewusst, warum ich nun hier bin.“, entschied Hermione das Thema zu wechseln, denn jeden ihrer gesprochenen Sätze legte Riddle auf die Waagschale, anscheinend im Versuch sie zu analysieren.

„Auch das hätte ich lieber von dir gewusst.“

Musste sie ihm heute wirklich ununterbrochen den Ball zuspielen? Wirklich?

„Die Umstände deuten an, du wüsstest den Grund auch ohne meiner Hilfe.“, eröffnete sie ausweichend. „Ich habe die Einladung von Hamlin überreicht bekommen, die, wie deine Anwesenheit hier bezeugt, auch von dir kam.“

„Das ist mir durchaus bewusst. Ich hätte jedoch gerne gewusst, warum du im Krankenflügel warst.“

Ärgerlich musste Hermione ein seufzen unterdrücken, denn sie führten die Fortsetzung ihres ermüdenden Spiels aus der letzten Unterhaltung – beide schacherten mit der Unwissenheit des Anderen und versuchten möglichst viele Informationen aus demselben herauszureißen. Sie konnte nur hoffen, dass sie für ihn ebenso ein Rätsel darstellte, wie umgekehrt, die Vorstellung gelesen zu werden wie ein offenes Buch, war reichlich unangenehm.

„Das hatten wir auch schon festgestellt, ohne Bezahlung – keine Informationen.“

Riddle hob wieder eine Augenbraue, betrachtete sie jedoch mehr nachdenklich, als verärgert. Überhaupt hatte sie ihn bisher noch nie gereizt zu Gesicht bekommen, was jedoch auch durchaus mit seinem nebulösen Charakter im Einklang stand und nicht weiter verwunderte, denn er würde kaum seine Gefühle offen zeigen und schon ihr am wenigsten.

„Also willst du auch nicht verraten, warum du hier bist?“

„Doch, ich habe eine Einladung von dir bekommen und möchte gerne wissen, worum es geht.“

„Mir ging es eigentlich um Hogwarts. Warum bist du nach Hogwarts gekommen?“

„Dafür habe ich private Gründe, die dich kaum etwas anbelangen dürften. Es ist darüber hinaus taktlos mich darauf anzusprechen, denn um Aspekte privater Natur zu diskutieren, ist unsere Beziehung wohl noch nicht familiär genug.“

„Also willst du eine familiäre Beziehung zu mir?“

Hermione hätte weinen können bei dieser Herumdreherei ihrer Worte, die zum Ziel anmutete sie derart zu verwirren, bis ihrem Mund Unbedachtes entschlüpfte. Und sie wollte gar nicht wissen, wie oft bereits genau das geschehen war, unfreiwillig und unerkannt. Denn er dürfte schätzungsweise ein recht guter Manipulant sein, seine hervorragenden okklumentischen Fähigkeiten waren ein guter Beleg für solche Annahmen, wurden sie doch durch manipulative Persönlichkeiten erfolgreicher erlernt und beherrscht. Deswegen hatte Harry solche großen Schwierigkeiten damit, während selbst Draco Malfoy sich diese Fähigkeit angeeignete und Voldemorts Begabung sich nur mit der einer weiteren Person vergleichen ließe – Dumbledore. Und sie hinterfragte auch erst gar nicht, weswegen sie sich darin als solches Talent entpuppt hatte.

„Selbst wenn dem so sei, die Art unserer Beziehung zu diesem Zeitpunkt stünde einer Antwort darauf erneut im Wege. Sei sie nun positiv oder negativ, ich weigere mich, darauf einzugehen. Ãœberhaupt wären mir Fragen genehmer, die zu beantworten ich mich auch in der Lage sehe.“

Sie beobachtete ihn genau, sah, wie sich die weichen Lippen verzogen und in den Augen ein Funke erglomm, dessen Ursprung wohl in den Tiefen des von ihr gerne beschriebenen „Leer“ liegen dürfte. Die Freude, diese Regung auch lesen zu können, blieb nichtsdestotrotz weiterhin verwehrt. Und kurz darauf verklärte sich sein Gesichtsausdruck erneut zu jener spiegelglatten Attrappe seiner selbst, welche er wohl im Alltag bevorzugte.

„Dem kann ich gerne entgegenkommen. Ich will wissen, was mit deinem Zauberstab nicht stimmt. Nenne mir deinen Preis.“

Nun war es an Hermione sich zusammenreißen, den äußeren Schein ihrer ausgewogenen Ruhe zu bewahren, Merlin war ihr wohl gnädig, denn es gelang. Tatsächlich hatten die Überlegungen darüber, welche Bitte wohl in diesem Fall angebracht wäre, Stunden gekostet. Es war eine reine Mammutaufgabe, bedachte man, dass da jegliche Richtwerte für solche Entscheidungen fehlten, solange Riddles Charakter eine Unbekannte blieb. Doch wie sagte man so schön: Wer nicht wagt, trinkt keinen Champagner.

„Ich will Nachhilfe von dir im magischen Duell.“

Hermione platzte regelrecht mit dieser Forderung heraus, hielt jedoch ihre Stimme fest und selbstbewusst. Das Wiederstreben des Mädchens, sich mit dieser Bitte an ihn zu wenden, sollte tunlichst verborgen bleiben. Und, so Merlin es wollte, würde auch das gelingen.

Doch die Möglichkeit der Überprüfung bestand nicht, Riddle wurde nur zusehends ruhiger. Bedachte sie aber mit einem ihr vollkommen neuen Blick aus diesen winterlich grauen Augen. Nein, vollkommen neu war er wohl gar nicht, letztendlich sogar der gleiche wie vorhin, eiserne Pforten, welche die hinter ihnen schlummernden Tiefen vor der Welt unerbittlich verschlossen. Es war aber dieses für ihn untypische, helle Grau, das sie verunsicherte, es spiegelte die weiße Schneepracht und erlangte dadurch einen unwirklichen Glanz. Nur stand leider zu befürchten, dass es sich hierbei um seine persönliche Vorstufe zu rot handelte, was dann doch dieser romantischen Utopie das vierte Standbein ansägte.

„Interessant,“, meldete er sich nach kurzem Zögern. „Ich meine mich der Anklage zu entsinnen, bezüglich deiner Unfähigkeit mich auch nur anzuschauen, ohne ihn Kopfschmerzen auszubrechen. Aufgrund von... wie nanntest du es sogleich? Posttraumatische Reaktion?“ Wow, also „Spottend reden“ übte er wohl an den gleichen Tagen vor dem Spiegel, wie auch die Disziplin des „Herablassende Blicke Zuwerfens“. Unübertrefflich.

„Dennoch überlegte ich mir, es könnte recht sinnvoll sein, auch in Anbetracht Professor Merrythoughts Standpunkt diesbezüglich, tadelte sie doch meine Unfähigkeit, ordentliche Angriffe auszuführen. Und wie sagt man so schön, sitze auf...“ Hermione unterbrach ihre dumme Rede mithilfe eines Hustenanfalles. Es war hirnverbrannt, sich ihm gegenüber in mugglehaften Sprichwörtern über Pferde und das Aufsitzen nach dem Sturz auszudrücken, vorwiegend weil es sich hierbei um Riddle handelte. Während manche Reinblüter sich der Ignoranz verschrieben, nicht mal wissen zu müssen, welche Fortbewegungsmethoden Muggles der vergangenen Jahrhunderte bevorzugten, weswegen sie mit vergleichbaren Sprichwörtern schlichtweg nichts anzufangen wüssten, verhielt es sich bei Riddle gegenteilig, das Waisenkind kannte sich gewiss gut genug aus, um solche zuzuordnen.

„Was ist denn nun mit deiner prekären Reaktion auf meinen Anblick? Sie dürfte dich in deinen Fähigkeiten beschneiden. Oder möchtest du endlich zugeben, gelogen zu haben?“

Hermione entschied, Empörung sei hier die beste Reaktion. „Was für eine Unverfrorenheit, selbstverständlich habe ich das nicht getan! Es war so und nun habe ich es überwunden, Selbstbeherrschung ist eine hoch geschriebene Tugend.“

Sein zweifelnder Blick besagte, dass er ihr nicht weiter traute, als er sie werfen könnte. Wobei sie überzeugt war, seine Ambitionen reichten für die stattliche Strecke von hier bis über die Todesschwelle hinaus.

„Ich befürchte, du hast dir den Falschen ausgesucht, kleines Mädchen. Ich bin mehrere Kaliber zu groß für dich, will weder die Rücksicht auf deine körperliche Unversehrtheit nehmen, noch nach einem Duell verarzten und am wenigstens steht mir den Sinn nach nervtötendem Gejammer.“

Obschon diese Worte dem Inhalt nach recht abschätzend klangen, erinnerten sie ansatzweise an die Rede über die Risiken und Nebenwirkungen am Ende einer jeder Werbung für Arzneimittel. Was tendenziell positiv war, denn es handelte sich hierbei um eine Warnung, anstatt einer Absage.

„Das dürfte kein Problem darstellen, denn ich bin mit deinen Bedingungen einverstanden. Wäre sonst noch etwas?“

Erneute bedachte er sie mit diesem ihr verhassten Blick.

„Es würde dir unter keinen Umständen gestattet, den Krankenflügel aufzusuchen oder irgendjemandem gegenüber von unserer Abmachung zu erwähnen, solange ich nicht höchstpersönlich anderes bestimme.

„Lässt sich auch Hamlin gegen deinen Willen behandeln?“

„Auch ist es dir untersagt, sich in meine Angelegenheiten einzumischen.“, antwortete in einem harten Ton, der Gehorsam forderte.

Hermione verzog den Mund über diese Verschlossenheit. Wenn er sich bereits bei derartigen Lappalien wie eine verschreckte Jungfrau zurückhielt, wird er wohl schreiend wegrennen, sobald sie das Wort Horkrux auch nur erwähnt.

„Dann brauche ich deine Zusicherung für mein Ãœberleben und dafür, dass mir keine bleibenden Schäden oder Beeinträchtigungen verursacht werden.“

Riddle hob desinteressiert die Schultern, es mochte vielleicht ein Trick sein, jedoch erweckte er nicht den Eindruck, er würde solchen Intentionen unterlegen. Auch wenn er dezent seine Verwunderung betonte über solche realitätsfernen Vorstellungen und meinte, der Krieg der Muggles müsse wohl ihrer Psyche beträchtliche Schäden zugefügt haben.

Da schimpft wohl der Psychopath den Anderen den Geisteskranken.*

„Für einen unbrechbaren Schwur fehlt uns ein Zeuge. Aber es gibt andere Wege eines magischen Abkommens, worauf ich gerne bestehen würde.“, erklärte Hermione weiter, ohne auf die bedenken Voldemorts bezüglich ihrer geistigen Gesundheit einzugehen.

„Und was steht dir im Sinn?“

„Nichts außerordentliches, nur die Abwandlung einer magisch besiegelten Wette. Wenn du dich an genannte Punkte nicht hallten solltest, soll auf deiner Stirn für die Dauer eines Monats mit juckenden Pusteln geschrieben stehen: „Ich habe Hermione Hathaway ermordet.“ Das halte ich für ausreichend.“ Zumindest hoffte sie, dass ihn die bedrückende Vision seines verrottenden Daseins ins Askaban vor dem Morden abschreckte, immerhin war das ihre einzige Lebensversicherung.

Was ihr jedoch auffiel war sein irritierter, wenn nicht glattweg verblüffter Gesichtsausdruck. Eine Regung, die sie bei ihm zum ersten mal bestaunen durfte und welche wohl dem unorthodoxen Vorschlag entsprang. Zu ihrer Schulzeit waren solche Strafen für den Bruch einer Wette nicht unüblich, selbst Malfoys Stirn zierte einst die Inschrift „Ich bin das hübscheste aller Frettchen“ und zwar in unansehnlichen, roten Pusteln mit eitrigen Hügeln. Doch diese Mode war wohl deutlich später entstanden, wie Riddles verdutztes Gesicht verriet. Wortlos schaute er sie einige Augenblicke an und blinzelte sogar mehrmals, bevor er dann recht langsam und durchaus zu ihrem Erstaunen, nickte.

„Ich begreife zwar nicht, wie du auf solche brachialen Methoden kommst, aber ich überlasse diese Entscheidung dir. Es fehlt nur noch den Zeitraum festzulegen, über den diese Abmachung greifen soll.“

„Das soll sich nicht nach einem Zeitraum richten, sondern mit der Erfüllung einer gesetzten Aufgabe vollendet sein. Diese wäre – mich auf den Stand zu bringen, in dem ich dir in einem Kampf standhalten könnte.“

Er verzog das Gesicht zu etwas, was wohl eine Grimasse andeuten mochte, auch wenn ihr der unerklärliche Eindruck entstand, er sei durch diese Aussage amüsiert.

„Meinst du, ich will dich für den Rest meines Lebens an mich gebunden wissen? Ãœberlege dir etwas anderes.“

„Diese Ãœberheblichkeit verzeihe ich dir ausnahmsweise. Ich will aber auch nicht ebenbürtig sein, sondern im Kampf eine Weile standhalten können.“

„Das ist unrealistisch.“

„Sieh es doch als Herausforderung an deine pädagogischen Fähigkeiten. Bei Erfolg könntest du eine Laufbahn als Lehrer im Fach Verteidigung gegen die dunklen Künste anstreben.“ Hermione sprach dieses Beispiel im scherzhaften Ton um seinem Misstrauen zu entgehen, wusste jedoch genau – dieses Argument hatte jedes Potential, um in seinem Kopf auf fruchtbaren Boden zu fallen. Schließlich erhielt sie die Information, dass Riddle sich gleich nach seinem Abschluss für dieses Fach bewarb, von Dumbledore höchstpersönlich. Er wurde abgelehnt und bewarb sich einige Jahre später erneut, obschon ihm mehrmals der Posten als Zauberminister angeboten wurde. Schätzungsweise hatte sich wohl seit diesem Tag, an dem er zum zweiten Mal abgelehnt wurde, kein einziger Lehrer mehr länger, als ein Jahr in diesem Amt halten können. Der Junge war ein miserabler Verlierer.

„Außerdem könntest du den Unterricht jederzeit abbrechen. Die genante Strafe bezieht sich auf den Bruch der genannten Regeln. Für den Abbruch der Vereinbarung als solche, verlange ich keinerlei Konsequenzen. “, setzte Hermione ihre Argumentation fort, denn sie merkte, wie er ins Grübeln kam und wollte ihn unbedingt ködern. Es mochte vielleicht gewagt sein, ihm solche Freiheiten zu lassen, doch die Entscheidung rührte aus ihrer Ãœberzeugung, er ginge auf diese Abmachung nur ein, solange die Kontrolle über die Situation in seinen Händen lag. Sie könnte sich natürlich auch irren und das ganze ließe sich nach ihren Bedingungen gestalten, trotzdem hätte sie sich auch dann dagegen entscheiden müssen, immerhin entstünde sonst die Gefahr, er würde in Hermione eine Bedrohung für seine Souveränität erkennen, was mit allen Mitteln zu vermeiden galt.

„Was lässt dich annehmen, ich würde mich dann daran halten?“

„Du hattest mir bisweilen immerzu nahegelegt, wie hoch dein Ehrgefühl sei. Nun bin ich bereit, mich darauf zu verlassen. Oder möchtest du deine Lüge gestehen?“, sprach sie mehr oder weniger seine eigenen Worte. „Wobei du das vermutlich erst tun würdest, nach dem du bekommen hast, was du willst, nicht wahr?“

„Nein. Nein, du kannst dich auf mein Wort verlassen. Wenn ich jedoch den Eindruck bekomme, du überstrapazierst die Vereinbarung oder hältst dich nicht an meine Regeln – und das Training läuft einzig nach meinen Vorstellungen – wird diese abgebrochen.“

„Gut.“, antwortete Hermione kurz angebunden und streckte ihm schnell ihren Zauberstab entgegen, sodass ihm die Möglichkeit weiterhin nachzudenken entging. Er zögerte einen Augenblick und zog daraufhin ebenfalls seinen Stab, den er bedacht mit ihrem kreuzte.

Der Vorgang selbst verlief dann in Strukturen, die denen des Unbrechbaren ähnlich waren, immerhin gehörten beide zur Gruppe der „Schwüre“, die bestimmte Gesetzmäßigkeiten voraussetzte. Der Hauptunterschied bestand darin, dass hierbei für die magische Besiegelung kein Zeuge notwendig wurde, aufgrund der harmloseren Konsequenzen. Tom und Hermione sprachen nach einander ihre Bedingungen, wobei ersterer unter anderem verfügte, ihr solle es unmöglich sein, ihn innerhalb der festgelegten Grenzen anzulügen. Zur Besiegelung des Abkommens schickte der Zauberstab des jeweils anderen, Magie durch ihre Körper. Diese zeigte sich mit dem Kribbeln, welches alle Glieder durchzog und bereits abebbte, bevor man es hätte richtig einordnen können.

Viel Zeit verschwendete Riddle nicht, als er sogleich seine erste Frage an sie richtete, während er seinen Zauberstab wieder in die Tasche legte.

„Sag mir, was du getan hast, um zu erkennen, dass mit deinem Zauberstab etwas nicht stimmt.“

„Ich habe nichts getan.“, antwortete sie unsicher.

Sein verzogener Mund und der harte Ausdruck in den Augen, zeichneten eine gewisse Unzufriedenheit und Verärgerung über diese Antwort, er gab jedoch keinen seiner Bedenken preis.

„Gut. Dann möchte ich wissen, woran du es erkannt hast.“

Hermione entschlüpfte ein „Oh“, denn endlich fiel der Groschen. Das hatte sie an seiner Reaktion damals derart irritiert! Es war ihr nämlich unerklärlich, weswegen er wünschte, sie würde ihre Vorwürfe aussprechen , woraufhin sie annahm, er habe die Vermutung, ihr sei etwas außerplanmäßiges aufgefallen. Dabei hing es schlichtweg damit zusammen, dass ihr hätte rein gar nichts auffallen dürfen! Ganz eindeutig schien ihm wohl ein Fehler oder sonst irgendeine Unregelmäßigkeit unterlaufen zu sein, sodass ihre Reaktion ihn unvorbereitet traf. Und nun versuchte er herauszufinden, worum es sich handelte! Wenn dem wirklich so war, wüsste sie es selbst viel zu gerne!

„Er... ist kalt.“, antwortete sie nach ihren langen und von ihm scharf beobachteten Ãœberlegungen.

„Wie meinst du das?“

„Ãœblicherweise reagiert der Zauberstab anders auf mich. Seit dem er sich hatte in deiner Obhut befinden dürfen, ist er eiskalt geworden und schickt, jedes mal wenn ich ihn berühre, einen frostigen Schauer durch den Körper.“

Nachdenklich ließ er seinen Blick auf ihrem Zauberstab ruhen. Streckte dann in stummer Forderung seine Hand aus, sodass sie ihm diesen aushändigte, denn sich zu widersetzen erschien wenig erfolgverheisend.

Wie auch zuvor, reagierte er nicht auf seine Berührung, was das Mädchen durchaus beruhigte, denn jener Zweifel, der Zauberstab hätte sich aus unerfindlichen Gründen für diesen Hexer umentschieden, hatte sich doch unterbewusst in ihre Gedankenwelt gefressen. Also beobachtete Hermione nun in vermeintlicher Ruhe, wie Riddle diesen magischen Gegenstand mit seinen langen Fingern umfasste, ihn drehte und dann durch die Luft schwang, um ein paar schlichte Zauber auszuprobieren, die der Stab, gewiss widerwillig, zugestand.

„Und wie genau fühlt sich das für dich an? Ist es vielleicht eine Form von Abweisung?“

„Ich weiß es nicht. Es könnte natürlich so sein. Aber es fühlt sich nicht an, wie ein unwilliger Zauberstab, weswegen ich diese Ãœberlegung bereits vorher verworfen habe. Alle Zauber lassen sich in üblicher Präzision ausführen.“

„Beschreibe akribisch, wie es sich anfühlt, wenn du ihn in berührst oder benutzt.“

„Es ist sehr kalt. Selbst wenn das Holz meine körperliche Wärme aufnimmt, dringt diese nicht bis zur magischen Ebene, welche weiterhin kalte Schwaden über mich hinweg treibt. Es ist vielleicht ein Gefühl der Trostlosigkeit, welche bis in die Seele greift, um dort ihre lethargischen Wurzeln zu schlagen. Es fühlt sich an... als hätte man einen Freund verloren... nein, eigentlich verraten, als hätte man einen Freund verraten. Und dennoch ist da keine Ablehnung, keine Wut und kein Vorwurf. Es ist etwas anderes. Ehrlich gesagt verstehe ich dieses Gefühl nicht, es ist mir sehr fremd.“ Sie verstand es wirklich nicht. Und es belastete sie, ihm von ihren seelischen Unsicherheiten erzählen zu müssen. Es war derart intim, dass sie sich lieber nackt vor ihm ausgezogen hätte, als diese Gedanken und Gefühle darzulegen. Doch die Vereinbarung lockte ihr diese Worte aus dem Munde, ähnlich, wie es wohl das Veritaserum getan hätte, oder aber der Imperiusfluch.

„Wann hast du das bemerkt?“

„Als ich nach deinem Besuch das erste mal wieder aufgewacht war. Ich wollte nachts etwas Wasser suchen und habe dabei festgestellt, dass der Zauberstab eiskalt ist.“

„Gab es andere Auffälligkeiten?“

„Ich konnte nicht zaubern. Es hat sich jedoch mit den kommenden Tagen wieder gelegt, weswegen ich es dem Dämonenfeuer zugeschrieben habe. Oder hatte es auch mit dem Zauberstab zu tun?“

„Die Fragen stelle ich. Hat sich seit dem etwas besonderes zugetragen?“

„Ich denke nichts, von dem du nicht selbst schon wüsstest.“

Er hob die Augenbrauen, überging ansonsten diese Erwiderung gänzlich und ließ stattdessen den Zauberstab spielend durch seine Finger Gleiten. Vielleicht bemerkte er in seiner Gedankenversunkenheit nicht davon, doch berührte er das Holz recht liebevoll.

„Was hast du getan, um die Ursachen hierfür zu klären und was hast du erfahren?“

„Wieso nimmst du an, ich hätte in dieser Hinsicht etwas unternommen?“

„Die Fragen stelle ich.“

Hermione unterdrückte ein Seufzen. Er war ja doch ein ignoranter Mistkerl.

„Ich denke nicht, dass die Beantwortung dieser Frage innerhalb der Grenzen unserer Abmachung gegeben wäre.“ Denn wenn sie es wäre, bliebe ihr diese Wahl versagt und durch den magischen Zwang hätten die richtigen Worte bereits ihren Weg zu Riddles Ohren gefunden. Besagter schien sich dieser Tatsache ebenfalls bewusst. Er war wohl auch nicht besonders begeistert darüber, lies es jedoch darauf beruhen, vermutlich weil er wusste, dass Hermione nicht nachgeben würde.

„Und du willst mir nicht sagen, was du damit getan hast?“, fragte Hermione, nach dem Riddle eine Weile schwieg.

„Nein.“

„Und wenn ich sage, welche Analyse ich zu Zwecken der Ursachenforschung durchgeführt habe?“

„Auch dann nicht.“

Hermione seufzte. Vermutlich zum ersten mal offen, sonst vermied sie es, damit er keinen Zugang zu ihren Gedanken und Gefühlen bekam. Wenigstens hatte sie das Training heraus verhandelt. Es blieb nur zu hoffen, dass er sich auch daran hielt.

„Sind das dann alle Fragen?“

„Ja. Wenn mir im Laufe der nächsten Zeit weitere Fragen einfallen sollten, die durch die Abmachung gegeben wären, erwarte ich jedoch weiterhin Antworten. Du kannst jetzt gehen.“

Da hatte er sie aber salopp verabschiedet. Allerdings hatte Hermione schon befürchtet, sie würden gemeinsam zum Schloss zurücklaufen und war darum froh, dass er zumindest das nicht vorhatte. Sie wandte sich schon ab, als ihr dieser unbedachte Gedanke in den Sinn kam, denn sie sogleich aussprach. Viellicht um ihm zu ärgern, nach dem er so abweisend auf ihre Fragen reagierte.

„Müsstest du mir nicht deinen Umhang anbieten? Der Wärmezauber wird sich verflüchtigen, sobald ich einen gewissen Radius überschreite, was mich wieder der Kälte ausliefert. Immerhin bist du nun mein Mentor, das birgt eine gewisse Verantwortung. Und die ehrenwerte Pflicht eines Gentleman wäre das auch.“

Für diese Dreistigkeit erntete sie erneut seinen legendären Silberblick, der diesmal die unzähligen Kleidungsschichten an ihrem Körper geradezu abtastete. Wie viele Sympathiepunkte hatte sie wohl damit verloren? Doch dann überraschte er sie ein weiteres mal an diesem Tag.

Steif, als sei sie ein Brett, verharrte seine Gestalt in vollendeter Reglosigkeit, während sich die linke Hand wie in Zeitlupe zum oberen Verschluss seines Umhangs hob. Der dunkle Stoff glitt an seinen Armen hinab, sobald sich die Schnalle öffnete. Er fasste ihn am Kragen und überbrückte dann den Abstand zu ihr in wenigen Schritten, legte ihr das Kleidungsstück in einer flüssigen Bewegung um die Schultern und verschloss die Schnalle höchstpersönlich mit sicheren und akribischen Griffen. Sogleich mochte Hermione zurückweichen, wovon sie jedoch seine warme Hand zurückhielt, die sich sanft um ihr Kinn legte. Unwillig dem dezenten Druck nachzugeben, wandte sie den Blick ab, doch wortlos hielt er ihr Gesicht, bis sie seinem unartikuliertem Wollen nachkam und die Lieder hob, sodass ihre Augen die seinen treffen konnten. Doch ihn sah sie dort nicht. Nur die Spiegelung des weißen Schnees.

„Du solltest meine Geduld nicht überstrapazieren.“, erklärte er mit einer leisen und linden Stimme. Dann wandte er sich ab und ging zum Eingang des Eulenturm, ohne noch einmal zu ihr zu schauen.

Nicht, dass sie das hätte bemerken können, ihre Beine trugen sie so schnell davon, wie sie es nur vermochten. Vergessen war der Umhang, der nur am Hals hielt und beim Laufen weit auseinander klaffte, während die pfeifenden Windböen den Saum herumwirbelten. Sie spürte keinerlei Kälte.

~.~.~

Noch einmal durchatmend, zog Hermione am Henkel der Tür, die zum Krankenflügel führte.

Vor wenigen Minuten war sie ihm Schloss angekommen und hatte nach kurzem Überlegen den Weg hierher eingeschlagen. Vermutlich war sie unterkühlt nach dem recht offenherzigen Lauf über das Gelände und sollte nun ein heißes Bad nehmen oder zumindest einen wärmenden Tee trinken. Andererseits hatte sie auf dem Rückweg die Kälte kaum gespürt und weigerte sich anzunehmen, es könne ihr tatsächlich schaden. Schließlich war es sinnvoller, sich zunächst der weitaus wichtigeren Aufgebe zu widmen ein Gespräch mit Hamlin zu suchen, bevor er vielleicht noch weitere Anweisungen von Riddle bekam.

Leise betrat sie den ruhigen Raum und schaute sogleich zur hinteren Ecke. Dort lag er direkt am Fenster, doch anders als am Vormittag, wurde die untere Hälfte seines Lagers von einem Paravent verdeckt, sodass sie nur seinen Kopf und den Oberkörper sah. Er schien zu schlafen und so kam sie vorsichtig näher.

Sein Gesicht war weiterhin zerbeult, doch die kleinere Blessuren heilten bereits ab. Schöner sah er dadurch wahrlich nicht aus, mit den angeschwollenen Lippen, dem blauen Auge und seinem verschwitzten Haar, das ihm wohl zumindest jemand aus der Stirn gestrichen hatte, wirkte der Junge, als stünde er kurz vor dem Tod. Einzig erfrischend an seiner trostlosen Erscheinung waren vielleicht die violetten Hortensien, die ihm jemand gebracht und in einer dezenten Vase auf dem Bettschränkchen abgestellt hatte.

Hermione kam noch näher, umbog das Paravent und blieb wie angewurzelt stehen, da sie nun sah, was dieser verbarg.

Dort unten, auf dem Boden, saß Nicole, direkt vor dem Bett an dessen Rand ihr Oberkörper lehnte. Das wohl verwirrendste an diesem Bild war aber ihr Gesicht, das schlafend an jener Stelle ruhte, an der auch Hamlins Hand lag. Nur wenige Millimeter trennten sie von einer Berührung, es wirkte als vermeide das Mädchen diese bewusst und würde sie doch zugleich ersehnen. Die getrockneten Tränenspuren, die ihre Wege horizontal auf ihrem Gesicht zogen, mochten diesen Eindruck verstärken, denn ihre Form bezeugte, dass Nicole in dieser Position bereits gelegen haben musste, bevor sie einschlief.

Eigentlich wollte Hermione lieber gehen und die beiden alleine lassen, doch das raubte ihr die Möglichkeit, weitere Informationen zu erhalten und sie entschied sich gegen ihr übliches Vorgehen.

„Nicole?“

Die Vertrauensschülerin regte sich, hob den Kopf und schaute auf Hamlins Hand, welche sich immer noch in ihrer Front befand. Ließ ihren Blick dann durch den Raum wandern und hielt inne, als sie das andere Mädchen erkannte. Sogleich weiteten sich ihre Augen, was dem Gesicht einen gehetzt Ausdruck verlieh und bevor Hermione Worte der Besänftigung hätte finden können, schnappte Nicole ihre Tasche und rauschte nahezu kopflos zur Tür, den Blick beschämt zu Boden gerichtet.

Zurück blieb nur die völlig verdutze Hermione und der selig schlafende Hamlin.


Fortsetzung folgt...





* „Da schimpft der Psychopath den Anderen den Geisteskranken“ - das ist abgeleitet von „Da schimpft der Idiot den anderen den Dummen.“ und ist in meinem Kulturkreis ein geläufiges Sprichwort. Ich bin jedoch nicht sicher, ob es deutschlandweit bekannt ist und möchte es vorsichtshalber erläutern.
Es bedeutet so viel, als dass ein Idiot keine Kompetenzen darin hätte, einen anderen Idioten als dumm zu bezeichnen. In diesem Zusammengang bezog es sich auf Riddles Impertinenz, Hermione psychische Labilität zu unterstellen, was wiederum ihm vermutlich nicht zusteht.


-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.-.


Liebe Leser,
Vielen dank für eure Aufmerksamkeit!
Bei Fragen, anderen Anmerkungen oder Kritik könnt ihr mir gerne einen Kommentar hinterlassen. Ganz besonders freue ich mich natürlich über ein paar liebe und aufmunternde Worte!
Eure E.P.


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