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Fanfiction

Mit dem Wissen wächst der Zweifel - Kapitel 4

von Pelagea

Inhalt: Auf der Suche nach Voldemorts Horkruxen geraten die Ordensmitglieder unverhofft in eine Sackgasse, ihnen fehlen wegweisende Anhaltspunkte. Von der ominösen Hoffnung geleitet, diesbezüglich hilfreiche Informationen in der Vergangenheit zu finden und auch aufgrund fehlender Alternativen, reist Hermione in Tom Riddles Schulzeit. Immerhin besagt ein weises Sprichwort, in der Jugend läge der Schlüssel zum Menschen. Fatalerweise mutet diese Aufgabe jedoch komplizierter an, als sie im ersten Augenblick erscheint, denn um die Handlungsweisen eines Menschen begreifen zu lernen, muss man sich gänzlich auf ihn einlassen. Doch was passiert mit einer jungen Seele, wenn sich jene in die nebulösen Tiefen des wohl kältesten aller Menschen wagt? Was wird sie dort finden? Und wie wirkt sich das auf Hermiones persönliche Entwicklung aus? – Das Spiel mit der Schlange beginnt. (HG / TR)
Disclaimer: Die Welt von Harry Potter gehört J. K. Rowling. Mir gehört nur die Handlung dieser Fanfiktion


Kapitel 4

Geschockt starrte Hermione dem jungen Voldemort – Tom Riddle, in die grauen Augen. Ihre Gedanken kreisten wie in Zeitlupe um seine Worte, versuchten den Sinn zu erfassen. Doch sie fand keinen anderen, als den offensichtlichen. Es war eine Herausforderung zum Duell.

Ein vorsichtiger Blick zu Professor Merrythought verriet, dass diese eher interessiert wirkte und anscheinend nicht vorhatte dieses Duell zu unterbinden. Bei dem fragenden Blick ihrer Schülerin, nickte sie aufmunternd.

Hermione schaute erneut zu Riddle. Mit leicht hochgezogenen Augenbrauen und gerader Haltung, stand er da, wartete, bis sie sich gefasst hatte. Er wirkte zugleich steif und lässig. Eine Kombination, die in sich widersprüchlich schien, ihm jedoch gut stand. Zauberduellant, wie er im Buche nicht besser gemalt worden wäre.

„Ich habe mich von dem Kampf mit Hamlin noch nicht erholt.“ Die junge Zauberin ließ ihre Stimme sicher und gefasst klingen, wagte einen direkten Blick in seine Augen.

„Das sollte kein Problem sein, ich habe auch ein Duell hinter mir.“ Er klang ruhig, aristokratisch gelangweilt. Woher ein Waisenkind diese hochwohlgeborene Attitüde allerdings hernahm, war ihr ein Rätsel. Jedenfalls schien es nicht so, als hätte er in seinem Duell auch nur einen Fluch abbekommen. Das schwarze Haar war in perfekten Wellen nach hinten gekämmt, auch wenn ein paar wenige, dunkle Strähnen in das kantige Gesicht fielen. Die bis zum Kragen zugeknöpfte Robe war ebenfalls weder zerrupft, noch zerknitter. So sah niemand aus, der auch nur einmal so durch die Gegend geflogen war, wie sie vorhin. Dennoch gab es keine Ausrede, die sie aus dieser Affäre hätte bringen könnte und die junge Hexe fügte sich in die Situation.

„Gut, dann nehme ich an, wir können anfangen.“

Kaum, dass diese Worte gesprochen waren, peitschte ihr ein Fluch entgegen. Dieser war eigentlich vergleichsweise harmlos. Allerdings würde die, in der Magie auf den Punkt gebündelte, Ausführung einen Treffer schmerzhaft sein lassen. Leider war das noch nicht die Tücke an diesem Angriff.
Anscheinend hatte Riddle ihren Kampf mit Hamlin genau genug beobachtet, um ihre Schilde zu analysieren. Die Hülle seines Expelliarmus war in ihrer Struktur verändert und somit nicht mit herkömmlichen Mitteln abzuwehren. Das ließ sich in etwa mit einem Grippevirus vergleichen, der das Immunsystem immer wieder aufs neue überlisten konnte, indem er seine Oberflächenstruktur abwandelte. Ein ähnliches Prinzip würde hier dafür sorgen, dass ihr Protego, der in seiner Funktionsweise für eine bestimmte Form konzipiert war, den Fluch nicht fassen können würde. Schlicht gesagt, der Fluch würde hindurch gleiten .

Das eigentlich faszinierende war aber, dass diese Manipulation nicht nur eine bloße Abänderung der oberen Struktur darstellte, sondern dass diese auf Hermiones Vorgehensweise abgestimmt war. Er hatte erkannt, wie genau sie die Berechnungen für ihre Schilde aufstellte und das, obschon es eine von ihr selbst entwickelte Technik war. Die Abweichung an seinem Fluch ließ sich jedoch auf diese weise nicht berechnen.

Slawische Runen, das war die Lösung. Noch besser gleich Sanskrit, schoss ihr durch den Kopf, als sie ihren üblichen Schild aufstellte.

Der Fluch passierte diesen, traf in den Bauch und ließ die Hexe nach Luft schnappen, während der Körper zur Wand geworfen wurde. Eine magische Welle riss den Zauberstab aus den vor Schmerz verkrampften Fingern. Anstatt dann, wie üblich, in einer wilden Kurve in irgendeine Richtung geschleudert zu werden, flog dieser direkt in Riddles Hände.

Und es gab noch einen Unterschied zu ihrem ersten Duell, diesmal war ihr nicht mal eine Pause gegönnt.

Das zusammengekrümmte Mädchen wurde von fremder Magie erfasst, zu gerader Haltung ausgestreckt und an sein Platz zurückgebracht, wo es, wie eine willenlose Puppe, auf dem Boden abgestellt wurde.

Fassungslos blitzte Hermione zu ihrem Gegner hinüber, eine solche Arroganz hatte sie nicht erwartet, obschon sie wusste, mit wem sie hier zu tun hatte.

Tom jedoch schenkte ihrem wütendem Ausdruck keine Beachtung, sondern betrachtete gelangweilt ihren Zauberstab. Lies ihn durch seine schlanken Finger gleiten, als wolle er ihm seine Geheimnisse entlocken. Hermione wusste jedoch, ihr Zauberstab würde nicht mit ihm kommunizieren, auch wenn dies seltsam klang, aber er war ihr treu ergeben.

Tom schaute wieder auf und ihre Blicke trafen sich. Seine Hand streckte er dabei aus, sodass der Zauberstab auf der offenen Handfläche lag. Langsam hob sich dieser in die Luft und flog zu seiner Besitzerin, wo er von selbst wieder in ihre Hand glitt.

„Ich würde darum bitten, mich beim nächsten mal selbst aufstehen zu lassen.“ Hermione entschied, dass wie auch immer ihr Vorgehen demnächst aussehen mochte, es ihr nicht zu sehr schaden würde, wenn sie jetzt wenigstens ein wenig Rückgrat zeigte.

„Das ist keine Option, du würdest bloß Zeit schinden. Ich will die Stunde gerne möglichst effektiv nutzen.“

„Und das soll den respektlosen Umgang mit seinem Partner entschuldigen?“

„Ich sehe das Problem nicht. Einer gestrauchelten Dame wieder auf die Beine zu helfen ist eines der ersten Gesetzte der Galanterie.“ entgegnete Tom distanziert. Der Ausdruck unleserlich wie immer.
Dann, ohne Zeit für eine Erwiderung zu lassen, folgte gleich der nächste Angriff.

Mehr aus einem sich im Krieg gebildeten Instinkt heraus, denn bewusst, wich ihr Körper blitzschnell zur Seite und der Fluch traf die Wand. Der nächste folgte hinterher, ebenso flüssig entkam sie erneut.

Hermione wollte keine neuen Berechnungen anstellen, denn ihr fiel keine andere Lösung ein, als Runen in Sanskrit. Sanskrit, eine Sprache, die im Normalfall nicht mal die Lehrer kannten, geschweige denn irgendein Schüler. Runen an sich belegte ja schon kaum jemand. In ihrer Zeit saßen sie nur zu siebt in der Klasse . Und selbst da wurden eher Grundlagen behandelt, nur selten ging der Unterricht in die Tiefe einer Thematik.

Hermione überlegte, welche einfachere Lösungswege es für die Abwehr seiner Flüche gab. Es war nämlich anzunehmen, dass es diese gab. Aber die Hexe übersah sie wohl, da ihr die Zeit fehlte, auch nur eine Idee strukturiert zu Ende zu denken. Denn es blieb kaum Raum mehr um auszuweichen und die Flüche trafen in Brust und Bauch. Bevor Hermione jedoch durch die Wucht der Kollision mit seiner Magie die Wand erreichte, ließ Riddle sie, mit einem Wink des Zauberstabes, zurückgleiten, sodass die Hexe wieder auf den Beinen stand. Auf diese Weise zog sie weniger Verletzungen zu sich, als im Duell gegen Hamlin, wurde aber dafür häufiger getroffen.

Interessanterweise wählte Tom auch überwiegend harmlosere Flüche, als es Hamlin getan hatte. Trotzdem ließen ihn der Hohn, in seinem Umgang mit ihr und die desinteressiert – provozierenden Blicke, sowie die Art, wie er ihre Abwehr durchschaute und wie subtil er sich an ihrem Versagen weidete, gefährlicher wirken, als seinen Vorgänger.

Er stellte sie bloß, ohne auch nur ein Wort zu sagen, kein billiger Spot oder zweitklassige Comic – Bösewicht – Sprüche, die die Slytherins, über viele Generationen hinweg kultivierten.
Darüber hinaus schnitten die schnell und in bestimmter Reihenfolge gesprochene Flüche jegliche Fluchtmöglichkeiten ab, da diese den ganzen Raum zu fühlen schienen.
Hermiones Lippen formten schon wie von selbst die slawischen Worte, die es bedurfte, um den ganzen Mist auf ihn zurückzuwerfen, nur durch eiserne Selbstkontrolle ließen sie sich wieder schlucken.

Und genau in diesem Moment schoss Riddle ein Feuer vierter Klasse auf sie ab.

Die geweiteten Augen verrieten den Schock, der kurzzeitig ihre Gedanken lähmte. Instinktiv wollte der geschundener Körper die Kontrolle übernehmen und eine Barriere aufrichten, die das Mädchen endlich schützen würde . Erst im letzten Moment konnte Hermione sich ihres Planes wieder entsinnen. Trotzdem formulierte sie einen Schutzzauber, basierend auf slawische Runen, dessen Form aber nicht differenziert genug wäre, um das Feuer ganz abzuwenden. Denn dieses mal war es unmöglich, den Angriff schutzlos hinzunehmen, die Wahrscheinlichkeit dabei den Tod zu finden war recht hoch.

Das Feuer prallte an ihren Schild und ein Teil wurde absorbiert, während der andere diesen passierte, als sei dort gar kein Hindernis. Es küsste ihre zarte Haut und hinterließ Brandwunden. In diesem Augenblick durchzog beißender Schmerz all ihre Glieder und Sehnen. Die äußerlich sichtbaren Verbrennungen standen parallel zu der inneren, magischen Auszehrung, welche die Besonderheit des magischen Feuers gegenüber dem gewöhnlichen darstellte.

Leuchtende und verzehrende Zungen schienen sich in das Blut eingebrannt zu haben, entzogen Kraft und machten atemlos. Diese Kombination ermattete den Körper und es wäre vermutlich nur eine leere, verbrannte Hülle zurückgeblieben, hätte der Angriff ungebremst getroffen.

Während dieser inneren Qual konzentrierte sich Hermione auf Riddle. Versucht ihn zu lesen, zu begreifen, warum er das getan hatte. Einerseits weil sie wegen der Grausamkeit des Angriffs so schockiert war, andererseits, weil es den Versuch darstellte, den Schmerz zu unterdrücken. Sie hegte keinen Wunsch, sich, heulend und übergebend, auf dem Boden zu winden.

Sein Blick war vollkommen leer. Eine seltsame Form des Leerseins. Weder desinteressiert, noch gelangweilt. Nicht mal teilnahmslos, was doch üblicherweise synonym zu leer verwendet werden konnte. Das hier war etwas vollkommen anderes.

Vielleicht, wenn sie dieses Leere verstand, würde sie besser sein Handeln, ihn selbst, begreifen können. Im Augenblick war sie weit davon entfernt. Dennoch war es dieser Moment, der sie erkennen ließ, wie falsch sie in der Annahme gelegen hatte, sein Aussehen passe nicht zu ihm.
Ganz im Gegenteil kleidete es ihn perfekt. Der Kontrast zwischen Schönheit und namenloser Grausamkeit verlieh einen bizarren Zug von Unmenschlichkeit. Unnahbarkeit. In dieser Kombination schien er nicht fassbar für jemanden wie sie. Als könnte ihn kein normaler Mensch verstehen oder gar analysieren... dabei müsste sie nur wissen, was hinter diesem „Leer“ lebte. Oder war es etwa sein Wesen – Leer?

„Mistkerl.“, krächzte Hermione eine leise Beleidigung, in der Hoffnung ihn durch diese Zuschreiben vor ihrem geistigen Auge realer und menschlicher erscheinen zu lassen. Denn mit einem gewöhnlichen Mistkerl konnte sie besser umgehen. Und eigentlich hätte er es aus dieser Entfernung nicht hören dürfen. Doch seine angehobene Augenbraue deutete an, dass er es von ihren Lippen gelesen hatte.

„ Miss Hathaway, können sie mich hören?“

Professor Merrythought war bei ihrer Schülerin angekommen und schaute besorgt das verbrannte Mädchen an. Schon vom weiten hatte die Frau angefangen gegen das Feuer zu wirken und als sie bei ihr ankam, war dieses bereits verdampft.

Die Ersthilfe stellte ein Stabilisierungszauber dar, denn manche Verbrennungen gingen recht tief und würden sich nur durch Zaubertränke heilen lassen. Stabilisierungszauber verbesserten den Zustand eines Patienten zwar nicht, hielten ihn jedoch auf einem Niveau, sodass der Nachbrenneffekt nicht einsetzen und weiter schaden konnte.

„Miss Hathaway?“, wiederholte sie erneut und Hermione regte sich.

„Ja, ich höre Sie. Meine Augen sind in Ordnung. Atmen ist schwer. Aufstehen kann ich nicht.“, sie versuchte möglichst mutig eine objektiv eine Analyse ihres Zustands vorzubringen. Die grausamen Schmerzen raubten jedoch ihre übliche Wortgewandtheit.

Die Lehrerin schien dennoch erleichtert zu sein, ihre Schülerin zumindest bei Bewusstsein vorzufinden.

„Mr Riddle,...“, wandte sie sich dann an Tom, doch bevor der Gedanke ausgesprochen wurde, unterbrach er sie.

„Ich wollte die erste Stufe anwenden und habe die Kontrolle verloren.“ Hermione wusste, dass er lügt und auch Merrythought kniff die Lippen zu einer festen Linie. Sie kannte ihren Schüler, normalerweise unterliefen ihm solche Fehler nicht.

„Wir reden später darüber. Sie hätten sie umbringen können, dafür gibt es keine Entschuldigung. Doch zunächst muss ich das arme Mädchen in den Krankenflügel bringen.“

Mit diesen Worten richtete sie sich auf und ließ Hermione zum Kamin schweben. Selbst folgte sie ihr und nahm vom Lehrertisch eine handvoll Flohpulver.

In den Räumen von Verteidigung gegen die dunklen Künste gab es Kamine für genau solche Fälle, diese waren ausschließlich an den Krankenflügel angeschlossen.

Während Hermione dorthin schwebte, hing ihr vor Schmerz verschleierter Blick an Tom, bis sie in den Flammen aufging und aus dem Kamin verschwand.


Benebelt lag Hermione in ihrem Bett. Schmerzen spürte sie keine. Aber auch sonst nichts.
Als sie gestern zum Krankenflügel gebracht wurde hatte die Heilerin nur die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen und Merrythought zu Slughorn geschickt. Zu dieser Zeit hatte Hermione schon mit der Bewusstlosigkeit gekämpft, in die sie der Schmerz trieb.

Eine endlose Stunde später waren dann alle Tränke da. Der erste sollte eine heilende Wirkung entfalten. Der Rest war eine weise zusammengestellte Palette an Schmerzhämmern, die teils eigens für sie gebraut worden waren. Die üblichen Tränke für Schüler würden in ihrem Fall kaum Wirkung zeigen.

Diese Mischung machte dagegen einen hervorragenden Dienst. Seit gestern schwebte ihr Geist wie auf einer Wolke. Meist im Halbschlaf, spielte die verschwommene Umwelt keine Rolle für das Mädchen. Ab und zu dachte Hermione daran, welche Umstände hierzu geführt hatten, allerdings weckte das keinerlei Ärger oder gar Ängste.

Immer dann, wenn sich wieder Schmerzen wie ein Hauch um den verstand legten, piepste etwas hinten im Raum. Kurz darauf erschien die Heilerin und verabreichte die nächste Portion, die ins Paradies führte.

Deswegen bekam sie jetzt auch nichts von ihrem Besucher mit, bis er sich selbst meldete.
„Hathaway, wie fühlst du dich?“, Eine leise Stimme brach durch den Nebel hindurch. Diese erschien ihr bekannt, sie hätte nur nicht sagen können, woher. Mühevoll öffneten sich die verhangenen Augen und nachdem diese ihren Gegenüber scharfgestellt hatten, erkannte sie Riddle. Tadellos wie immer.

Er hier - das war vermutlich nicht so gut, bei diesem Zustand.

„Ich schätze, recht erbärmlich, wie man sieht.“, die eigene Stimme hörte sich fremd an. In die Länge gezogen, fast lallend.

Riddles Blick wanderte über den mit vielen Schichten verbundenen Kopf und die Arme, es erinnerte an eine Mumie. Der Rest des Körpers war unter der Decke verborgen.

„Es soll Menschen geben, die das mögen.“, seine Stimme klang, als käme sie von sehr weit weg und Hermione bemühte sich, ihre Aufmerksamkeit zurück zu gewinnen.

„Uhh...pervers.“, kam es ihr recht lallend über die Lippen und er hob eine Augenbraue. Im nächsten Moment sah sie ihn an einem der Tränke vom Beistelltisch schnuppern.

„Das solltest du probieren, gutes Zeug.“ Was sagte sie da bitte-sehr? Wohl nichts gutes, denn schon wieder erntete die Hexe einen seltsamen Blick von ihm.

Wie ein Mantra wiederholte sich in ihrem Kopf der Gedanke, den Mund möglichst zu halten. Am Ende trällerte sie noch voller Stolz, welch wunderbarer Auftrag das junge Mitglied des Orden des Phönix hierher führte. Gar keine gute Idee.

Doch er sagte nichts weiter dazu, sondern zog etwas aus seiner Tasche. Kalter Schock brach durch den Nebel hindurch und ließ sie für eine Weile klarer denken.

„Das ist meiner.“ Das Mädchen betrachtete mit gierigem Blick den Zauberstab in seinen Händen. Wie lange lag sie in diesem Zimmer? Riddle musste ihn heute schon den zweiten Tag haben. War er ganz alleine mit ihm? Ãœbelkeit stieg im Magen auf. Das war jetzt wirklich pervers. Ein Zauberstab war etwas sehr persönliches für einen Zauberer. Ihn bei Voldemort zu wissen war eine unglaublich belastende Vorstellung, als hätte sie ein Stück ihrer Seele in seiner Obhut gelassen.

„Du hast ihn gestern auf dem Boden liegen lassen, ihn bin so freundlich, ihn vorbeizubringen.“

„Du hattest ihn die ganze Zeit?“, verzweifelt stellte sie fest, dass die durch den Schock hervorgerufene Klarheit sich wieder langsam verflüchtigte.

„Das kann dich kaum stören, immerhin hast du nicht mal seine Abwesenheit gemerkt.“ Bei diesen Worten hoben sich seine Schultern und sanken wieder zurück.

Fordernd hob sich ihre Hand. Zumindest soweit der Arm es zuließ. Aber er beeilte sich nicht, ihr den Stab zu reichen. Mit einer Selbstsicherheit, als gehöre ihm dieser, spielten seine Finger damit, während Riddle Hermione beobachtete. Dann kam er einen Schritt näher und ging vor ihrem Bett in die Hocke, sodass sie auf gleicher Augenhöhe waren. Er war viel zu nah, für ihren Geschmack.
„Er ist nicht sonderlich gesprächig.“, informierte sie dann eine desinteressierte Stimme. Sie schätzte, es ärgerte ihn mehr, als er zugab.

„Ist ein wenig schüchtern fremden gegenüber.“ Sie hätte schief gelächelt, aber das Schmerzmittel tat ihrer Fähigkeit, sich durch Mimik auszudrücken, gravierenden Abbruch.

„Warum hast du das getan?“, sprach er nach einer Weile wieder. Sie hatte schon den Faden verloren.

„Was getan?“

„Das Feuer nicht abgewehrt.“

„Ich wusste nicht wie.“

Riddles Markenblick wollte ihr ein weiteres mal nicht verraten, was er dachte. Vielleicht versuchte er sich genauso an sie heranzutasten, wie sie sich an ihn? Konzentriert fokussierten ihre Augen die seinen, doch dann lenkte die hübsche, kleine Nase ihre ganze Aufmerksamkeit auf sich. Und die Haut schimmerte auch so zart. Die Gesichtszüge, die ihr sonst kantig vorkamen, wirkten durch ihren Schleier weich geformt, fast schon puppenhaft.

Dieser verfluchte Nebel brachte sie auf unpassende Gedanken.

„Du solltest gehen.“, forderte ihre brüchige Stimme.

„Warum?“

„Weil ich in deiner Gegenwart noch Komplexe bekomme.“ Erneut zog er eine Augenbraue in die Höhe, diesmal fragend und sie erläuterte: „ Ich sehe wie eine verkohlte Mumie aus und du wie ein hübsches Mädchen. Unangenehmer Umstand für mich.“ Was redete sie da schon wieder?
Sein Gesicht nahm daraufhin einen amüsierten oder aber verärgerten Ausdruck an. Es war ihr unmöglich dies mit Sicherheit zu bestimmen.

„Meinst du nicht, dass es recht unhöflich ist, einem Mann zu sagen, er sähe aus wie ein Mädchen?“

„Mag sein, aber ich bin bekifft. Mich in eine verkohlte Mumie zu verwandeln, das war unhöflich.“ Mit jedem Wort wurde ihre Stimme leiser. Dieser Besuch forderte viel Kraft und der Nebel schloss sich wieder fester um den Geist. Sie sah vielleicht noch ein schiefes Grinsen auf seinem Gesicht. Wusste man in den Vierzigern überhaupt, was „bekifft“ ist? Durch ihre verschwommene Sicht, konnte sie aber auch hier nicht mit Sicherheit sagen, ob sein Gesichtsausdruck nicht vielleicht doch eine Grimasse war oder etwas dergleichen.

Dann hob Riddle den Zauberstab höher und ihr entgegen. Mit letzter Kraft griff ihre Hand danach, verfehlte jedoch und umfasste stattdessen sein Handgelenk. Ein verwirrter Ausdruck ergriff die Züge des Mädchens. Die Finger tasteten das Handgelenk ab und glitten dann vorsichtig an seinem Handrücken hinauf. Das fühlte sich seltsam an. Um genau zu sein vollkommen normal, weich, warm. Deswegen auch so „... seltsam.“

„Was ist seltsam?“, fragte er und schaute wieder in ihre Augen, nach dem er eben ihre Hand beobachtet hatte.
„Deine Haut fühlt sich weich und warm an...“
Seine Mundwinkel zuckten. Nicht verwirrt. Aber vielleicht interessiert? Sie war sich nicht sicher.
„Was hast du denn sonst erwartet?“ Es klang ironisch.
„Etwas kaltes und schuppiges... vielleicht.“, hauchte die brüchige Stimme und dann war Hermione wieder in den Schlaf gesunken.


Da nächste mal, als Hermione wieder zu sich kam, war ihr Verstand klarer, dafür auch die Schmerzen wieder präsent.

Weiter im Raum hörte sie leise Stimmen. Der Inhalt des Gesprächs ließ sich jedoch aus dieser Entfernung nicht identifizieren. Deswegen unterließ sie weitere Versuche etwas herauszuhören und bemühte sich stattdessen den Körper in eine aufrechte Position zu bringen, was ihr auch erstaunlicherweise gelang.

Das Rascheln ihrer Decken unterbrach das Gespräch und kurz darauf erschien die Heilerin wieder vor ihr, ein wenig weiter hinter ihr stand Nicole.

„Guten Morgen, meine Liebe!“, trällerte die Frau. Sie war vielleicht 10 bis15 Jahre junger als Madame Pomfrey . „Ich bin Madame Winfield, ich habe mich die letzten Tage um Sie gekümmert. Wie fühlen Sie sich?“

„Ich habe Schmerzen. Haben Sie vielleicht...“ Der Blick wanderte zum Schränkchen neben ihrem Bett. Parallel zur Kante lag darauf ihr Zauberstab, sonst nichts.

„Nein, Schmerzmittel werden sie keine bekommen. Anfangs haben Sie diese noch gut vertragen, aber nun, nachdem sie zwei Tage durchgeschlafen haben, reicht das. Außerdem verheilen die Verbrennungen recht gut, manche Verbände konnte ich sogar schon abnehmen. Die restlichen tragen sie noch ein paar Tage. Die Schmerzen müssten nun aber auszuhalten sein.“

Hermione verzog das Gesicht. Sie hatte sich schon auf ein wenig Paradies gefreut.

„Außerdem haben sie Besuch.“, beendete sie und deutete auf Nicole. Diese trat schüchtern von einem Fuß auf den anderen und kam dann näher, als Madame Winfield sich entfernt hatte.

„Wie fühlst du dich?“, fragte sie und setzte sich vorsichtig an den Rand ihres Bettes.

„Ich befürchte, das ist...“

Hermione stoppte, als eine verschwommene Erinnerung vor ihrem inneren Auge auftauchte.
„Hm.. ich glaube Tom Riddle ist hier gewesen.“, kam es unsicher. Sie konnte sich wage an ein Gespräch erinnern. An den Inhalt eigentlich kaum noch. Sie wusste nur, dass sie Schwachsinn erzählt hatte. Mit Anstrengung gelang es ihr, ein frustriertes Stöhnen zu unterdrücken. Es wäre eine Schande, wenn er ihr etwas entlockt hatte, das nicht für seine Ohren bestimmt war.

„So?“ Nicole schaute sie schief an. „Was wollte er denn?“

„Ich glaube...“ Hermiones Blick blieb nachdenklich an ihrem Zauberstab hängen. „ Ich glaube, er hat mir meinen Zauberstab gebracht. Ich habe ihn wohl fallen lassen, als ich brannte. Aber an unsere Unterhaltung erinnere ich mich nicht. Weißt du, ob es wegen dieser Geschichte Ärger gegeben hat?“

„Ja, ich glaube schon. Ich weiß es aber nicht genau. Allerdings habe ich mitbekommen, dass Professor Merrythought ziemlich wütend war. Dabei mag sie Riddle normalerweise recht gerne und hält immer wieder ein Auge zu. Diesmal war er wohl eindeutig zu weit gegangen. Außerdem habe ich gesehen, wie Professor Dumbledore sich mit ihm unterhalten hatte. Du musst wissen, die beiden mögen sich nicht besonders gerne. “

„Prügelt er seine Partner normalerweise nicht bis zum Krankenflügel?“, fragte Hermione und merkte, dass sich Nicoles Blick wieder verschloss.

„Im Unterricht tut er normalerweise so etwas nicht.“

„Im Unterricht? Soll das heißen, sonst schon?“

Nicole zuckte mit den Schultern und schaute zur Seite. „ Du weißt doch, wie Jungs sind. Die üben schon mal außerhalb des Unterrichts, eifern gegen einander und gehen manchmal zu weit. Das muss ja nicht gleich etwas böses sein.“, sie klang unsicher und Hermione meinte einen Hauch von Nervosität herauszuhören. Sorgte sich Nicole etwa um Voldemort?

„Dann ist mir wohl eine ganz besondere Ehre zuteil gekommen.“, entgegnete sie nach einer Weile und Nicole verzog zweifelnd das Gesicht.

„Aber deine Schilde sind ganz gut, haben einiges standgehalten.“

„Ja, ich habe es den beiden wohl richtig gezeigt, die werden sich nicht so schnell trauen, sich mit mir anzulegen“, entgegnete sie zwinkernd und Nicole lächelte sie an.

„War aber auch eine Schande, dass es ein Zauberduell war. Ohne Zauberstab bin ich nämlich unschlagbar, habe eine schwere Rechte.“ Die hatte sie tatsächlich und Malfoy könnte sicher ein Liedchen davon trällern. Allerdings war allein schon die Vorstellung absurd, sie kämme bei Riddle mit einer solchen Aktion durch.

„Na ja, mach dir nichts draus. Die beiden sind die besten im Kurs. Professor Merrythought hat sie auseinandergesetzt, weil sie beim letzten Training den halben Raum in Schutt und Asche gelegt haben. War eigentlich unfair, dass du ausgerechnet gegen sie antreten musstest. Ich denke gegen die anderen hättest du bessere Chancen gehabt.“

„Was hören meine Ohren denn da, die hätte nicht mal gegen eine Maus reale Chancen.“

Hermione wandte den Kopf zum Eingang. Herablassend grinsend stand Hamlin in der Türöffnung und warf ihr herausfordernde Blicke zu. Dann schlenderte er lässig durch den Raum und blieb vor dem Bett stehen.

„Ich meine eine Einladung bekommen zu haben.“, sein Grinsen wurde breiter.

„So etwas ähnliches. Allerdings kommst du zu spät.“ sie bezog sich ebenfalls auf das Gespräch im Unterricht und war sich recht sicher, dass Hamlin wissen würde, was das heißen sollte. Tatsächlich verzog er kurz die Lippen, hob dann aber desinteressiert die Schultern.

„Ich war schon vorher hier gewesen, aber du schliefst ununterbrochen und bist nicht mal aufgewacht, als ich mit dem Zauberstab in deine Verbrennungen gepickt habe.“

Bei dieser Vorstellung wurde Hermione ein wenig übel, doch bevor sie etwas erwidern konnte, hörte sie Nicoles seltsam hohle Stimme.

„Robert, lass sie in Ruhe, du hast hier nichts zu suchen , sie klang angespannt und wirkte irgendwie blass.

„Ah, wie ich sehe, mischst du dich immer noch mit Vorliebe in die Angelegenheiten anderer Leute ein?“ Die Stimme war spottend und kalt. Hermione kam nicht umhin, anzunehmen, dass irgendetwas unangenehmes zwischen ihnen vorgefallen war.

„Nein, viel eher ist es so, dass du hier keine Angelegenheit hast.“

Die Vertrauensschülerin schien sich unwohl zu fühlen, ihr Gesicht wirkte bleich.

„Das kannst du also mittlerweile auch entscheiden?“ Er pfiff mit gespieltem Erstaunen.

Dann stand er jedoch auf. „Deine Gegenwart kotzt mich an, ich verschwinde.“ Doch bevor er ging, neigte er sich zu Hermione, ohne dabei den provokanten Blick von Nicole zu abzuwenden. Die Augen blieben gnadenlos auf ihr Gesicht gerichtet, als seine Lippen die Wange von Hermione berührten. Dann richtete er sich wieder auf und verließ den Raum, ohne noch ein Wort zu sagen.
„Ähm..“ Hermione war sich unsicher, wie sie die Stille unterbrechen konnte, doch als sie Luft holte um etwas zu sagen, wurde sie von Nicole unterbrochen.

„Ich sollte vielleicht gehen, du brauchst sicher ausreichend Ruhe.“, die Stimme klang wieder ruhig, doch das Mädchen schaute ihr nicht in die Augen.

„Vielleicht. Auch wenn ich neugierig wäre, zu erfahren, was das eben war.“ Das stimmte tatsächlich. Diese Geschichte schien irgendwie mit Riddle verwoben zu sein. Und es war die Essenz ihrer Aufgabe, alle Angelegenheiten, die Riddle betrafen, zu ihren eigenen zu machen.
Doch Nicole schaute nur bittend auf und als Hermione keinen Druck ausübte, erhob sie sich und flüchtete geradezu aus dem Raum.



Wenig später war Hermione wieder eingeschlafen. Die Ereignisse der letzten Tage schienen sich ununterbrochen zuzuspitzen. Eigentlich hätte ihr ein ruhiger Anfang, der Zeit für Pläne, Strukturierungen und Nachforschungen bot, eher zugesprochen. Es gäbe mehr Optionen um das weitere Vorgehen möglichst erfolgversprechend zu gestalten. Stattdessen stolperte sie von einer Katastrophe in die nächste. Jetzt brauchte sie eindeutig eine Pause. Doch anscheinend sollte ihr diese nicht gegönnt sein.

Als sie wieder aufwachte, war es dunkel und sie fühlte sich gerädert. Der Mund war unglaublich trocken. Vorsichtig aufsetzend tastete ihre Finger nach dem Zauberstab auf dem Nachtschränkchen, um dann etwas Wasser suchen zu gehen. Doch als sie ihn berührte, zuckte ihre Hand erschrocken zurück. Er war eiskalt.

Irritiert betrachtete sie dessen Umrisse in der Dunkelheit. Normalerweise grüßte er mit wohliger Wärme. Sie streckte die Hand aus und berührte ihn nochmal.

Er fühlte sich an wie ein Eiszapfen. Seine Kälte breitete sich langsam in ihrer Hand aus, wanderte dann den Arm hinauf und verteilte sich in ihrem Körper. Die Brust zog sich zusammen, als hätte sich ein kalter Griff um ihre Seele gelegt. Hermione begann zu zittern, ließ ihren Zauberstab jedoch nicht los.

„Lumos“

Es geschah nichts. Kein Fünkchen erhellte den Raum. Sie flüsterte diesen Zauber mehrmals in der Dunkelheit. Versuchte dann ein paar andere, doch es geschah nichts. Ihr Zauberstab schwieg.


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