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Fanfiction

Feels Like Home - Dezember: Geständnis

von ChrissiTine

21. Dezember: Geständnis

„Also, was läuft da zwischen Weasley und dir?", fragte Michael und ließ sich wieder mit einem riesigen Becher Popcorn in den Sitz neben Steven fallen. Steven, der mit seinem Omniglas die Spieler auf dem Feld beobachtet hatte, zuckte erschrocken zusammen.

„Was machst du hier?", fragte er vorwurfsvoll, ohne den Blick vom Feld abzuwenden.

„Was glaubst du denn, du Genie?", sagte Michael genervt. „Ich will mir ein Spiel anschauen. Und du, als treuer Kestrels-Fan, bist natürlich hier anzutreffen." Steven ignorierte ihn, bis Michael ihm einen Ellbogen in die Rippen rammte. „Hältst du mich für bescheuert? Wie lange geht das schon zwischen euch?"

Steven seufzte und ließ das Glas langsam sinken. Er hatte gewusst, dass er es nicht mehr vor Michael verbergen konnte. Spätestens, seit er sie zur Feier seines Vaters mitgenommen hatte. Er wusste, dass er sich das hätte verkneifen müssen, dass es alles nur komplizierter machen würde, aber der Gedanke, einen ganzen Nachmittag mit diesen angeberischen steifen Idioten und irgendeiner Tussi verbringen zu müssen, die seine Mutter für ihn ausgesucht hatte, ohne Dominiques Kommentare, ihr Lachen und ihre Taktlosigkeit, war einfach unerträglich. Er wusste schon seit Monaten, ja wenn er ehrlich war, seit Jahren, dass er nicht ohne sie sein wollte, dass er Dominique jeder anderen Frau vorzog. Es gab einfach keinen Vergleich. Aber er kannte sie und er wusste, dass sie nichts ernstes wollte, dass er keine Chance bei ihr hätte, wenn sie wüsste, wie gerne er mit ihr zusammen sein wollte. Und so spielte er nach ihren Regeln.

„Seit fünfzehn Jahren", antwortete er schließlich.

Michael schaute ihn ungläubig an. „Seit fünfzehn Jahren?! Und das sagst du erst jetzt?! Und was war mit Heather und Abby und Salome?"

„Es hat vor fünfzehn Jahren angefangen", erwiderte Steven eingeschnappt, „das heißt nicht, dass das schon seit fünfzehn Jahren so geht. Ich hab weder Heather noch Abby oder Salome betrogen, wenn du das meinst." So tief war er nie gesunken.

Die Spieler stiegen mittlerweile in die Luft. Das Spiel wurde angepfiffen. Der Schnatz verschwand, die Klatscher sausten besonders aggressiv durch die Luft, der Quaffel wechselte im Sekundentakt den Besitzer.

„Aber … aber … wie … das muss doch dann schon in Hogwarts angefangen haben. Wieso wusste keiner was?"

„Es ist nicht gerade so, als ob wir das jemandem auf die Nase gebunden hätten", sagte Steven unwillig. „Und es war … es war nicht so, als ob wir zusammen gewesen wären. Wir haben irgendwann nur angefangen, rumzuknutschen wenn keiner da war und das hat dann irgendwann zu Sex geführt, aber das war auch alles. Sonst haben wir uns nur gestritten, weil sie so ein schrecklicher Sturkopf ist. Manchmal könnte ich ihr den Hals umdrehen. Und dann war ich fertig mit Hogwarts und wir haben uns aus den Augen verloren. Ich hab mir manchmal ein Spiel angesehen, aber mehr auch nicht." Um ehrlich zu sein hatte er sich jedes ihrer Spiele angesehen, seit sie professionelles Quidditch spielte. In der Schule hatte er sie zwar immer mit Vergnügen fertig gemacht auf dem Platz, wenn sich die Gelegenheit geboten hatte, aber er hätte blind sein müssen, um nicht zu erkennen, was für ein Talent sie hatte. Und das hatte er nicht verpassen wollen.

„Und wie lange geht das jetzt schon so?"

„Anderthalb Jahre? Aber es ist nur Sex, es ist wirklich nicht-"

Michael lachte humorlos. „Wen willst du hier verarschen? Keine würde zu Dads Geburtstag kommen und es mit Mum und Heather aufnehmen, wenn es nur Sex wäre. Keine. Außerdem, anderthalb Jahre? Das ist eine verdammt lange Zeit, um nur Sex zu haben."

Steven starrte die Spieler an. Die Kestrels waren mittlerweile mit dreißig Punkten im Rückstand. Pride of Portree hatte aber auch einen wirklich guten Lauf. Und der Wind, der durch das Stadion pfiff, machte es auch nicht einfacher. Die Treiber hatten immer mehr Probleme, die Klatscher zu kontrollieren.

„Wir haben auch manchmal was gegessen oder einen Film gesehen oder sowas, aber für sie ist es wirklich nur Sex. Sie hat sich monatelang mit einem anderen getroffen. Und … sie …"

Steven schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Einen Moment später hatte Michael ihm einen Arm um die Schultern gelegt. „Mann, es hat dich wirklich schlimm erwischt."

„Ich weiß auch nicht wie", sagte er niedergeschlagen. „Ich meine, wir haben uns immer nur gestritten, sie hat sich nie was sagen lassen und ich konnte sie nicht ausstehen … und dann hab ich sie nicht mehr aus dem Kopf gekriegt und … ich hab doch nie gedacht, dass sie wirklich … dass wir überhaupt mal …" Er hatte ihr in Hogwarts vorgeschlagen, dass sie mal miteinander schlafen könnten, aber er hatte nie gedacht, dass sie es tatsächlich tun würde. Und er hatte nie gedacht, dass er, nachdem er einmal angefangen hatte, nicht mehr damit aufhören könnte. Dass er immer an sie denken musste, egal, mit wem er zusammen war. Dass ihr einfach niemand das Wasser reichen konnte, auch nach fünfzehn Jahren nicht. Er war machtlos gegen Dominique.

„Und jetzt … ich … ich würde ja gerne, aber sie … und ich … aber wenn ich sie nicht ganz haben kann, dann will ich wenigstens das, was sie mir geben kann …" Hilflos schaute er Michael an. Sein kleiner Bruder hatte es so einfach. Er hatte Allison getroffen, sich sofort in sie verliebt und ihr war es genauso gegangen. Sie wussten, was sie hatten.

„Sie will es auch", versicherte Michael ihm. „Sie will es auch. Du hättest sehen sollen, wie sie Heather mit ihren Blicken erdolcht hat. Als du dich mit ihr und Mum alleine unterhalten hast, hätte sie euch am liebsten verflucht. Wenn das keine Eifersucht ist, dann weiß ich auch nicht."

„Aber es heißt auch nicht-", widersprach Steven.

„Natürlich nicht. Aber dass sie überhaupt mitgekommen ist, dass sie es mehrere Stunden ausgehalten hat, das heißt es schon. Weißt du, warum Allison das alles vor zwei Wochen ertragen hat, obwohl sie hochschwanger ist, sich schrecklich unwohl gefühlt und ihr Kleid gehasst hat? Weil sie mich liebt und weil sie weiß, wie ich das alles hasse. Und weil sie weiß, dass ich das alles viel besser hinkriege, wenn sie bei mir ist. Weil sie alles besser macht. Und wenn Dominique deine Allison ist, dann, um Himmels Willen, tu was! Sag was! Ihr scheint nicht sonderlich auf reden zu stehen. Aber woher soll sie wissen, was du willst, wenn du nichts sagst? Woher sollst du wissen, was sie will-"

Eine starke Windböe brachte den Spielaufbau durcheinander und ein Jäger sauste haarscharf an ihnen vorbei. Dominique trudelte etwas in der Luft, hatte aber alles unter Kontrolle.

„Ich weiß doch, was sie will!", widersprach Steven. „Sie sagt es doch ständig! Das ist nur Sex für sie! Sie ist nur mitgegangen, weil ich keine Ruhe gegeben habe und sie lässt es sich nicht entgehen, über Quidditch zu sprechen und sie lässt es sich auch nicht nehmen, jemanden zu beleidigen, der sie so beleidigt hat wie Heather. Das hat alles nichts zu bedeuten, das ist-"

Ein markerschütternder Schrei unterbrach ihn. Das Blut gefror ihr in den Adern, als er in den Himmel hinauf sah und Dominique erkannte, die mit einer unheimlichen Geschwindigkeit Richtung Boden taumelte, während ihr Besen immer noch in der Luft schwebte. Ihr Gesicht war voller Blut und sie hörte einfach nicht auf zu schreien. Ohne nachzudenken sprang Steven von seinem Sitz und rannte zum nächsten Ausgang. Dumpf nahm er wahr, dass Michael seinen Namen rief und hinter ihm herlief. Er rannte durch die leeren Gänge, nur ein Ziel vor Augen: Dominique. Er musste zu Dominique. Er musste sehen, dass es ihr gut ging, er musste ihr sagen, dass er sie brauchte, dass er sie liebte, dass er ohne sie nicht leben konnte, dass sie die unglaublichste Frau war, die er jemals kennen gelernt hatte.

Er schaffte es unbehelligt bis zu den Mannschaftsumkleiden. Dominique hatte ihm einmal den Spruch und das Kennwort verraten, als sie sich nach einem Spiel mit ihm hatte treffen wollen, deshalb war es kein Problem, hinein zu kommen. Nur als er zum Platz kam, wurde er von zwei Leuten vom Sicherheitspersonal aufgehalten.

„Sir, Sie können hier nicht durch!", sagten sie bestimmt. Steven reckte den Hals, konnte Dominique aber nicht sehen, nur einen Haufen Heiler, die sie umgaben. Der Rest der Mannschaft stand in nächster Nähe und keiner von ihnen sah erleichtert aus. Auch die gegnerische Mannschaft stand auf dem Feld. Alle trugen denselben entsetzten Gesichtsausdruck. Es musste etwas verdammt ernstes sein, wenn das Spiel unterbrochen worden war.

„Weasley!", rief er verzweifelt. „Weasley! Dominique!"

„Sir, Sie können nicht einfach-"

„Schon okay." Steven fuhr herum. Hinter ihm stand die Sucher-Trainerin Lou, die er ein paar Mal getroffen hatte, als er Dominique abgeholt hatte. „Er ist ihr Freund, er will nur wissen, wie es ihr geht."

Das Sicherheitspersonal ließ ihn zögerlich durch.

„Und?", fragte er Lou panisch. „Was ist mit ihr? Können die Heiler es in Ordnung bringen? Wie geht's ihr?" Er eilte auf die Heiler zu, Lou dicht auf seinen Fersen.

„Ein Klatscher hat sie ganz übel erwischt. Der Wind hat ihn vom Kurs abgebracht und sie konnte nicht mehr ausweichen", erklärte sie, während er sich immer weiter nach vorne drängte. Endlich sah er eine Trage, umringt von Menschen in limonengrünen Umhängen. „Es scheint ziemlich ernst zu sein, sie wollen sie ins Mungos bringen."

„Weasley!", rief er verzweifelt und schubste jemanden zur Seite, um zur Trage zu kommen. Ihre Uniform war von Blut durchtränkt, sie war so weiß wie ein Einhorn. Ihre Augen waren offen, aber ihr Blick war nicht fokussiert. Steven griff nach ihrer Hand und drückte sie fest. Sie reagierte kaum. „Weasley", sagte er mit brüchiger Stimme. „Du schaffst das. Ich weiß es."

Ihre blauen Augen fanden seine. „Davies?", fragte sie schwach.

Steven nickte mit Tränen in den Augen. „Ja." Er küsste ihre Hand und schmeckte Blut. Ihm wurde fast schlecht. „Es wird alles gut, okay? Ich liebe dich. Es wird alles gut. Morgen geht's dir wieder super. Du schaffst das." Er schluckte schwer. „Für mich, okay? Ich kann ohne … ohne dich … nicht leben. Ich liebe dich. Ich kann nicht ohne … ohne dich … du schaffst das. Alles wird gut. Ich liebe dich." Er wusste nicht mehr, was er sagte, er wusste nur, dass er es ihr sagen musste, bevor es zu spät war. Er wusste es seit fünfzehn Jahren und er hatte es ihr nie gesagt, nicht einmal vor zwei Wochen, nach dem Geburtstag, als er im Bett so kurz davor gewesen war. Sie musste es wissen. Auch wenn es sie nur dazu motivierte zu kämpfen, um ihn hinterher zum Teufel zu schicken, weil er sich nicht an ihre Abmachung gehalten hatte.

Ihre Worte unterbrachen seinen verzweifelten Wortschwall. „Ich liebe … dich auch", brachte sie mühsam hervor, bevor sich ihre Augen nach oben drehten und sie das Bewusstsein verlor. Die Heiler stießen ihn aus dem Weg und einen Moment später waren sie mit der Trage verschwunden. Steven umklammerte die Luft, wo gerade noch ihre Hand gewesen war, und starrte fassungslos auf das Stück Gras.

Widerstandslos folgte er Lou, die ihn vom Platz führte und Michael übergab, der ihm gefolgt war. Er sah nichts anderes als sie, hilflos, kraftlos, schwer verletzt, wie sie ihm das sagte, was er schon so lange von ihr hören wollte und sich wünschte, dass es nie so weit gekommen wäre.

Zehn Jahre war er ohne sie in seinem Leben ausgekommen, hatte sie nur von weitem gesehen, und er hatte keine Ahnung, wie er das erneut schaffen sollte.

„Sie schafft das. Sie hat sofort Hilfe bekommen. Kopfwunden bluten immer, das sah bestimmt viel schlimmer aus, als es war", redete Michael auf ihn ein. Behutsam hatte er ihm die Arme um die Schultern gelegt und steuerte ihn Richtung Ausgang. „Wir apparieren gleich ins Krankenhaus, dann wissen wir mehr. Du musst dir keine Sorgen machen. Alles wird gut, okay? Übermorgen könnt ihr wieder fantastischen Sex haben und dann kannst du das alles vergessen. Okay?"

„Ich kann ohne sie nicht leben." Tränen verschleierten seinen Blick. „Ich weiß nicht wie."

Michael umklammerte seinen Arm. „Das musst du auch nicht." Und schon waren sie verschwunden.

TBC…
_________________________________________________________

A/N:

@Kasching:
Wenn sich ein Bezug ergibt, dann muss man den natürlich auch nutzen, und mit einer Veela ausgegangen zu sein ist schließlich Grund zum Stolz für Roger Davies.

@Sunny: Naja, jede Dominique ist anders in FFs, aber ich freu mich, dass du meine magst. Ich hoffe doch sehr, dass sich mein Stil weiterentwickelt hat, seit ich vor über zehn (?) Jahren angefangen habe zu schreiben. Mal sehen, was ich noch so für Ideen habe.

@Emily: Ja, Dominique nimmt kein Blatt vor den Mund, das mag ich sehr gerne an ihr und das sorgt häufig für lustige Situationen. Ich dachte ehrlich gesagt, dass es offensichtlich ist, dass Steven der Sohn von Roger Davies ist, aber vllt hab ich's auch nie explizit geschrieben und es war nur in meinem Kopf. Na jedenfalls isses jetzt eindeutig. Danke für deinen Kommentar.


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