von ChrissiTine
7. Dezember: Medizinische Hilfe
„ICH BIN NICHT DA!", schrie Dominique genervt und verzog dann das Gesicht. Es fühlte sich an, als ob jemand mit einem Messer auf ihre Stirn einstach. Sie wollte einfach nur im Dunkeln auf ihrem Sofa liegen und in aller Ruhe vor sich hinleiden, aber solange jemand lautstark an ihre Tür hämmerte, ging das leider nicht. Ihre Kopfschmerzen wurden nur schlimmer und nicht mal der Trank, den ihr der Teamheiler mitgegeben hatte, half.
„DANN SOLLTEST DU VIELLEICHT NICHT SO LAUT SCHREIEN!", hörte sie Stevens Stimme dumpf durch die Haustür. Einen Moment später gab es einen lauten Knall. Dominique presste mit schmerzverzerrtem Gesicht die Hände an die Stirn und presste ihren Hinterkopf in die Lehne der Couch, in der Hoffnung, dass der Schmerz aufhören würde. Stattdessen tat es nur noch mehr weh. Wenn sie wieder klar denken konnte, würde sie Steven dafür umbringen, dass er ihre Tür zerstört hatte. „Was zum Teufel ist passiert? Seit zwei Monaten treffen wir uns jeden Freitag. Ich warte seit drei Stunden, du gehst nicht an dein Handy, also was ist passiert, verdammt noch mal?"
Er stürmte in ihr Wohnzimmer und blieb wie erstarrt stehen, als er sie erblickte. Sie hatte die Hände über ihrem Kopf gefaltet und gab wimmernde Laute von sich, weil die Schmerzen einfach nicht besser wurden und jeder Ton von ihm ihr einen neuen Stich versetzte. Tränen rannen ihre Wangen herunter, die sie einfach nicht aufhalten konnte.
„Weasley, was ist passiert?", fragte er besorgt. Sie zuckte zusammen, als er sich neben sie auf das Sofa setzte und ihr eine Hand auf die Schulter legte.
„Tut so weh", wimmerte sie mit schmerzverzerrtem Gesicht und lehnte sich gegen seine Schulter. Die Schmerzen wurden immer schlimmer, der Trank hatte aufgehört zu wirken und die Stiche in ihrem Kopf kamen im Sekundentakt.
„Hast du einen Trank? Kennst du einen Spruch? Soll ich dich ins Mungos bringen?"
„Nein", presste sie hervor. Sie hatte den Rest des Tranks auf einmal geschluckt in der Hoffnung, dass die Schmerzen dann verschwinden würden, aber das hatte sie nur noch schlimmer gemacht. Niemand wollte ihr einen Spruch verraten, da diese Sprüche wirklich nicht ihre Stärke waren und sie mehr Schaden als Nutzen anrichten würde. Und sie war sich hundert Prozent sicher, dass sie es nicht aushalten würde, auch nur fünf Meter zu apparieren.
„Was soll ich machen?", fragte Steven hektisch. Er berührte ihre Stirn sanft mit seinen Fingerspitzen. Die Stiche ließen ein kleines bisschen nach, aber sie konnte dennoch nicht klar denken.
Dominique kniff die Augen zusammen und versuchte ein Wimmern zu unterdrücken. Es half alles nichts. Sie würde noch verrückt werden. Und sie hasste es, dass Davies ihr dabei zuschaute. Vor ihm wollte sie keine Schwäche zeigen, vor ihm nicht. Er würde das nur ausnutzen und das konnte sie nicht zulassen.
Sie spürte, wie er ihr den Finger an die Lippen drückte und sie öffnete leicht ihren Mund. Er legte ihr eine Tablette auf die Zunge und setzte ein Glas an ihre Lippen. Reflexartig schluckte sie die Tablette mit einem Schluck Wasser und atmete tief durch. Seine Hände strichen ihr über die Haare und sie vergrub ihren Kopf in seiner Schulter. Er roch nach diesem sündhaft teuren Aftershave, das er schon in Hogwarts benutzt hatte. Das Stechen ließ etwas nach und sie konnte ein wenig leichter atmen. Seine Arme hatten sich um sie gelegt und er wiegte sie vorsichtig hin und her.
Nach ungefähr zehn Minuten meldete er sich leise wieder zu Wort. „Besser?", flüsterte er.
Dominique gab ein zustimmendes Geräusch von sich und klammerte sich an seinen Pullover. Das Stechen hatte aufgehört, aber sie fühlte sich dennoch, als wäre sie vom Hogwartsexpress überrollt worden. Ihr war schwindelig und sie war sich nicht sicher, ob ihre Beine sie tragen konnten. Sie konnte sich nicht mal mehr erinnern, wie sie überhaupt nach Hause gekommen war.
„Was ist passiert?", fragte Steven sie nach weiteren fünf Minuten, in denen sie nur still dagesessen hatten. Seine Hände massierten mittlerweile ihren Nacken und sie konnte wieder einen klaren Gedanken fassen.
„Klatscher", stöhnte sie. „Ist komplett außer Kontrolle geraten. Hat meinen Besen zerbrochen. Ich war nicht weit oben, vielleicht fünf Meter, aber ich bin auf den Boden gefallen, bevor die Zauber mich auffangen konnten. Es wurde gleich alles geheilt, aber ich hab nicht gut auf den einen Trank reagiert und der andere hat nichts gegen die Kopfschmerzen vom ersten Trank machen können." Sie öffnete vorsichtig ein Auge, um zu testen, ob sie das Licht vertrug, aber da Steven keine Lampe angeschaltet hatte und mit ihr im Dunkeln saß, war das kein Problem und so konnte sie auch das andere Auge wieder öffnen. Seine besorgten Augen schauten direkt in ihre und sie musste lächeln. „Was war das für ein Zeug, das du mir gegeben hast?"
„Starkes Muggelmedikament", erklärte er und wandte den Blick ab. „Ich krieg manchmal sehr starke Kopfschmerzen und das Zeug wirkt besser und schneller als alle Tränke. Und lässt sich leichter mitnehmen."
Ihr Lächeln wurde größer. „Sieh an, Steven Davies kann auch Schmerz empfinden", neckte sie ihn. „Wer hätte das gedacht? Normalerweise verheimlichst du doch immer, dass du ein normaler Mensch bist."
Er verdrehte die Augen. „Auch nicht mehr als du, Weasley. Es ist gut zu wissen, dass du auch mal die Klappe halten kannst. So lange warst du noch nie still. Nicht mal, wenn du schläfst." Sie hatte die blöde Angewohnheit, im Schlaf vor sich hinzumurmeln (was die anderen Mädchen in ihrem Schlafsaal nicht gerade gefreut hatte), aber sie hatte gedacht, dass er das gar nicht bemerken würde. Er schlief immer sofort wie ein Stein. Er betrachtete sie aufmerksam. „Eigentlich hätte ich dich vorher fragen sollen, ob du gegen irgendwas allergisch bist, aber ich glaube, Ausschlag ist besser als diese Kopfschmerzen."
„Ich bin gegen nichts allergisch", murmelte sie. „Und Sex kriegst du heute so oder so nicht mehr von mir, da ist es auch egal, ob ich noch Ausschlag kriege. Ich kann ja nicht mal aufstehen."
Er verdrehte die Augen und ließ sie los. Eine unangenehme Kälte stieg in ihr auf und sie erschauderte.
„Als ob ich jetzt Sex wollen würde", schnaubte er. „Glaub mir, es ist nicht gerade sexy, wenn du dich vor Schmerzen windest."
Sie wollte beleidigt die Arme vor der Brust verschränken, aber das war zu viel Anstrengung und so warf sie ihm nur einen wütenden Blick zu. Dann seufzte sie, denn das war ihr alles einfach zu viel. Sie wollte nur ihre Ruhe. „Tut mir Leid, dass ich dir nicht Bescheid gesagt hab, ich hab's völlig vergessen. Du hättest nicht extra kommen müssen. Und du musst auch nicht hierbleiben, wir werden ja heute nichts mehr machen. Es ist Freitag und das hast bestimmt noch was anderes vor, also wenn du jetzt gehen willst, dann …"
Sie schluckte, als sich ihre Blicke trafen. Er starrte sie unbeweglich an, so lange, dass sie eine Gänsehaut bekam und schließlich den Kopf wegdrehte. Sie hasste es, so verwundbar zu sein. Er sollte sie nicht so sehen.
Erschrocken schrie sie auf, als er sie plötzlich hochhob. Instinktiv schlang sie die Arme um seinen Nacken. „Was soll das denn? Lass mich runter, du Idiot!"
Er ließ sich nicht beirren und trug sie durch das Wohnzimmer und den Flur zu ihrem Schlafzimmer. „Dein Sofa ist nicht bequem genug, um die ganze Nacht drauf zu schlafen."
„Ich kann alleine ins Bett gehen", widersprach sie. Ohne es zu wollen lehnte sie ihren Kopf dennoch gegen seine Schulter. Von seinen Bewegungen wurde ihre wieder schwindelig und sie hoffte inständig, dass sie sich nicht auch noch übergeben musste, bevor sie bei ihrem Bett waren.
„Natürlich kannst du das", erwiderte er grinsend und setzte sie sanft auf ihr ungemachtes Bett (wer hatte schon in der Früh die Zeit?). „Aber das heißt nicht, dass du dir nicht auch mal helfen lassen kannst. Soll ich dir beim Ausziehen helfen?"
„Das hättest du wohl gerne", murmelte sie und zog ihren Zauberstab aus der Hosentasche. Glücklicherweise hatte sie ihn auf dem Weg nicht verloren. Zwei Schlenker später lagen ihre Trainingsklamotten in einer Ecke und sie hatte ihren ältesten, löchrigsten und bequemsten Schlafanzug an. Sie lehnte sich in die Kissen und schloss zufrieden stöhnend die Augen. Sie fühlte sich zwar immer noch nicht sonderlich gut, aber es war auch kein Vergleich zu vor einer halben Stunde. „Danke", sagte sie kaum hörbar. „Aber du musst wirklich nicht …" Sie hörte seine Kleidung rascheln und spürte einen Moment später, wie er sich zu ihr aufs Bett legte. „Was … was machst du …?"
„Es kann gefährlich sein, wenn du jetzt allein bist", flüsterte er. „Vielleicht bist du doch allergisch oder die Schmerzen kommen wieder oder … du solltest einfach nicht allein sein, okay?"
Sie war zu erschöpft, um sich zu streiten. Oder ihre Hand wegzuziehen, als er ihre Finger mit seinen verschränkte und sie zudeckte. Ihr war alles egal. Und vielleicht war es wirklich besser, dass er hier war, sollte sie im Schlaf sterben oder sowas.
TBC…
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A/N: Vielen Dank für die Reviews, ihr glaubt gar nicht, wie ich mich freue, dass ich nach so vielen Tagen Stille mal wieder eine Rückmeldung bekommen habe und weiß, dass tatsächlich noch jemand liest und es ihm/ihr auch gefällt. Schönen 2. Advent!
@Dolohow: Ach deshalb hab ich schon so lange nichts mehr von dir gehört. Im Moment sind die Kapitel alle noch ziemlich kurz, weil sich die Abschnitte gerade so ergeben haben, aber gegen Ende werden sie um einiges länger werden, weil ich nicht mehr so gute Trennungspunkte gefunden habe (ich hab alles am Stück geschrieben und mir keine Gedanken über Kapiteltrennung gemacht), also wirst du später mehr zu lesen haben ;). Danke für deinen Kommentar.
@Phoenixträne: Vielen Dank für das Lob, ich freu mich, dass du den Kalender noch entdeckt hast :). Und ja, dass Dominique jetzt Sucherin ist, hat einen sehr tiefgründigen Grund, ich hab nämlich vergessen, dass ich sie zur Jägerin gemacht hab (das passiert mir ständig in der Generation, ich vergesse andauernd die Quidditchpositionen oder Augenfarben, deshalb hab ich mich bemüht, Hugos alte Position nie zu erwähnen, weil ich wirklich nicht mehr weiß, wohin ich ihn gesteckt habe), aber wenn du einen etwas durchdachteren Grund haben möchtest, sie kann als Jägerin angefangen haben, weil das die einzige freie Position war, aber sobald sie einmal als Sucherin gespielt hat (Training oder als Ersatz, so wie Ginny), haben alle gemerkt, dass sie dafür viel geeigneter ist und sie wurde eine Sucherin :).
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