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Fanfiction

James Potters Geständnis - Wenn er schläft

von Buntstiftchen

Sie saß auf dem Boden des Wandschrankes. Mit ihrem Rücken hatte sie sich an die Wand gelehnt und starrte ins Nichts. Noch immer. James war vor gut zehn Minuten nach draußen verschwunden, doch sie konnte sich einfach nicht dazu überwinden, ihm zu folgen. Sie traute sich nicht auch nur einen Fuß vor die Tür zu setzen und sich dem zu stellen, was sie draußen erwarten würde.
Sein Blick. Sein Blick wollte ihr einfach nicht aus dem Kopf gehen. Er war so wütend auf sie gewesen. Er. Dieser junge Mann, den normalerweise nichts aus der Ruhe zu bringen schien. Wie war es da möglich dass ausgerechnet sie es fertig brachte, ihn so zornig zu machen?
Ihm ist doch egal, was die Leute denken. Das war es ihm immer.

Lily konnte es sich nicht erklären. Zum ersten Mal in ihrem Leben wusste sie nicht weiter. Sie hatte keine Lösung, nicht einmal den Hauch einer Idee oder eines Plans wie sie die Situation noch irgendwie retten konnte. Sie war verloren. Völlig. Sie wusste das. Ihre Lage war aussichtlos.
Sie sah hinab auf ihre nackten, bebenden Beine und schluckte gequält. Alles, was sie zu James gesagt hatte, hatte sie ernst gemeint. Sie hatte es nicht nur gesagt, weil sie so wütend gewesen war. Sie würde es nicht zurücknehmen, denn es stimmte. Sie mochte ihn nicht, vielleicht hasste sie ihn sogar und ändern würde sich das sicher nicht. Sie wollte, dass er das wusste. Wollte, dass er wusste, dass sie kein Interesse an ihm hatte, in keiner Hinsicht. Sie wollte, dass er wusste, dass alles was er zu ihr sagte und alles was er tat unerwünscht war. Sie wollte es nicht. Wollte ihn nicht. Nicht seine Aufmerksamkeit, nicht sein Interesse, nicht seine Gegenwart, nichts.

Nie hatte sie etwas weniger gewollt als James Potters Blick auf sich zu ziehen.
Und trotzdem war es irgendwie passiert. Welche Ironie. Es machte sie so wütend, dass er zu denken schien, er könne alles und jeden haben. Sie wollte, dass er verstand, dass dem, zumindest im Bezug auf sie, nicht so war.

Zitternd holte sie Luft. Ich will gehen. Ich will doch nur in meinen Schlafsaal gehen.

James Potter hatte auf ihre Beleidigung genauso reagiert, wie sie sich das von ihm erwartet hatte. Er war wütend geworden. Sein Ego hatte nicht ertragen, was sie zu ihm gesagt hatte. Und jetzt wollte er es ihr heimzahlen. Er hatte ihr bestätigt, was sie schon gewusst hatte: Nämlich dass mit ihm nicht zu spaßen war. Dass er egoistisch war und ihn andere Menschen einfach nicht interessierten. Er sah nur sich. So war er immer gewesen und so würde er auch immer sein. Und Lily hatte den Fehler gemacht das zu vergessen.

Leise klopfte es an der Tür. Lily zuckte zusammen und wischte sich hastig über ihr gerötetes Gesicht. Sie wollte nicht, dass jemand sah, wie schwach sie war.
„Was?“, wollte sie hinausblaffen, doch alles, was aus ihrem Mund kam war ein schwaches, kränkliches Krächzen.
Die Tür wurde geöffnet und ein großer, dunkler Schatten trat zu ihr herein, schloss die Tür hinter sich und blieb dann gerade lange genug unter dem flackernden Licht der nackten Glühbirne stehen, damit sie die Gestalt erkennen konnte: Es war Sirius Black. Groß und breit wie ein Fels stand er da und hatte zumindest den Anstand besessen, sich sein Hemd überzuwerfen, nachdem es ihm beim Spiel ausgezogen worden war. Lose hing es ihm über die Schultern.
Einen Moment starrte Lily ihn an wie eine Erscheinung und war unfähig dazu sich zu rühren oder sonst irgendwie zu reagieren. Sie konnte sich nicht erinnern, dass Sirius Black sie je zuvor so lange angesehen geschweige denn mit ihr gesprochen hatte. Wenn sie wetten hätte müssen hätte sie gesagt er hätte ihr kaum einmal richtig in die Augen geblickt und das obwohl sie seit fast sieben Jahren dieselbe Schule besuchten und im selben Haus wohnten. Sie fühlte sich unwohl in seiner Gegenwart. Damals schon mit elf Jahren war das so gewesen und bis heute hatte sich nichts daran geändert. Seine Präsenz war so überwältigend, dass sie das Gefühl hatte neben ihm nicht existieren zu können. Nur bei James Potter war dieses Gefühl noch stärker.
„Was?“, fragte sie und hob trotzig ihren Kopf. Sie sah Sirius an und wartete auf einen genervten, ungeduldigen Kommentar von wegen sie solle sich jetzt zusammenreißen und sich nicht wie ein kleines Kind im Wandschrank einschließen. Doch er lachte nur. Einen Moment lang musterte er sie mit schief gelegtem Kopf, dann kam er zu ihr und setzte sich neben sie. Er schien dabei nicht zu beachten oder gar zu bemerken, dass sie erschrocken zusammenfuhr, als er ihre Seite mit seinem Oberarm berührte. Er roch nach Alkohol und irgendeinem Rasierwasser, das Lily irgendwie an ihren Vater erinnerte. Voller Unbehagen rutschte sie hin und her.

„Du kannst den Raum verlassen, Evans“, meinte er ohne sie richtig anzusehen. „Es ist alles halb so schlimm. Sieh mal, du kannst überall hingehen wo du willst, solange James auch dorthin geht. Ich weiß es nicht genau... vielleicht sind es zwei oder drei Meter, die du zwischen dich und ihn bringen kannst, mehr sind es jedenfalls sicher nicht.“
Einen Moment lang vergaß Lily, mit wem sie sprach, wo sie war und was geschehen war. Sie versuchte zu verstehen, was Sirius ihr da so ruhig zu erklären versuchte, doch sie scheiterte. Ihre Gedanken sprangen wild hin und her und neben Bildern in ihrem Kopf, die Sirius zeigten wie er ihr den Rock auszog schossen plötzlich auch noch Bilder herum, die sie an James Seite zeigten, zeigten, wie er sie küsste.
„Wie meinst du... ich dachte ich kann... du sagtest...“
Sirius unterbrach sie, ehe sie noch weiter völlig überfordert vor sich hin stottern konnte.
„Ja, das habe ich gesagt“, meinte er schulterzuckend. „Und es ist auch so wenn jemand eine Frage nicht beantwortet oder eine Pflicht, die nur ihn alleine betrifft nicht erfüllt. Aber ein Kuss schließt nun mal zwei Menschen mit ein.“
„Und deshalb kann ich nach draußen?“ Lily richtete sich auf. „Ich kann gehen?“ Sie konnte kaum glauben, was sie da hörte.
„Ja, theoretisch kannst du gehen.“ Sirius wog den Kopf langsam hin und her. „Wie gesagt: Solange James mitgeht, kannst du überallhingehen, wo du willst. Und das wird so bleiben, bis ihr beiden gemacht habt, was die Flasche will.“
„Aber ich WILL doch machen, was die Flasche will.“ Lilys Stimme wurde schrill und ihre Hände ver- und entknoteten sich hektisch in ihrem Schoß. „ER will nicht! Ich kann nichts dafür. Das muss diese blöde Flasche doch erkennen. Sie muss doch sehen, dass...“
Sirius starrte sie mit hochgezogenen Brauen an. „Evans, das ist eine Flasche“, unterbrach er sie trocken. „Sie kann nicht hören und sehen und schon gar nicht kann sie denken. Das ist simple Zauberei und mehr nicht. Es betrifft dich und James und solange ihr es nicht macht, solange bleibt die Flasche rot. So einfach ist das.“ Er sprach so unbekümmert, als wäre es kaum der Rede wert.
Lily atmete tief aus.
„Aber ich bin nicht hier eingeschlossen? Bist du dir da sicher?“
„Ja ich bin mir sicher.“ Sirius seufzte tief. „Ich hab das Ding erfunden. Ich weiß, wie es funktioniert.“
Ich hätte es wissen müssen.
Lily wandte ihren Kopf nach rechts und starrte Sirius solange an, bis er ihr schließlich abermals seufzend das Gesicht zuwandte.
„Was?“, fragte er mit einer Spur von Ungeduld in der Stimme. „Falls du mir jetzt eine Standpauke halten willst, dann spar dir das in Ordnung?“ Gähnend streckte er seine langen Beine aus und sah wieder geradeaus. „Dafür bin ich taub.“
Lily sah ein, dass sie besser darin beraten war, jetzt ihren Mund zu halten. Sirius schien nicht wütend auf sie zu sein weil sie das Spiel unterbrochen hatte und solange sie, wie es schien, nicht aussteigen konnte, sollte sie versuchen, zumindest ihn nicht zu verärgern. Also runzelte sie nur ihre Stirn und schwieg, woraufhin Sirius sie wieder ansah und leise lachte.
„Es brennt dir auf der Zunge mich zusammenzustauchen, was?“, fragte er und grinste leicht. „Nett von dir, dass du es nicht machst.“
„Vielleicht mache ich es nur nicht weil es mir nicht weiterhelfen würde. Ich war schließlich dumm genug mitzuspielen.“ Lily seufzte und starrte ebenfalls wieder gegen die Wand vor ihnen. „Vielleicht mache ich es, wenn ich... frei bin.“
„Frei?“ Sirius lachte tief. „Du bist frei... mit einigen Einschränkungen.“
„Und wie lange soll das gehen? Einen Tag, zwei Tage?“
Bei dem Gedanken einen ganzen Tag an James Potters Seite verbringen zu müssen, wurde Lily schlecht. Er würde zwar ohnehin nicht mit ihr sprechen, immerhin hatte sie ihn ganz gehörig beleidigt, doch trotzdem... sie wollte ihm nicht nahe sein. Sie wollte nicht bei ihm sein, wollte nicht Zeit mit ihm verbringen müssen. Er verunsicherte sie und für jemanden, der immer alles unter Kontrolle haben wollte, war das schrecklich unangenehm.
Sirius neigte den Kopf nach links und dann wieder nach rechts. Er zögerte, ehe er schließlich antwortete.
„Tja... Grundsätzlich ist James überhaupt nicht nachtragend. Aber er ist auch nicht leicht wütend zu machen, was du allerdings problemlos hingekriegt hast. Ich weiß nicht... Ich kann mir nicht vorstellen, dass er morgen noch immer wütend ist... Er mag dich. Das tut er dir nicht an.“
„Sollte er mich je irgendwie... gemocht haben, dann ist das jetzt garantiert vorbei.“
Lily spürte, dass Sirius ihr einen prüfenden Blick von der Seite her zuwarf. „Du klingst hoffungsvoll.“
„Das bin ich auch. Ich will nicht, dass er mich... mag.“
„Warum?“
„Weil ich es nicht will!“
„Du bist ziemlich stur, was?“
„Nein.“
„Doch, bist du. Und James ist es auch. Warum stört es dich so, wenn er dich mag? Er tut dir doch nichts.“
Lily schluckte und suchte nach Worten.
„Ich... es stört mich einfach. Ich... will das nicht. Ich will dass alles wieder so wird wie früher. Er soll mich nicht beachten. Und er soll nicht wütend auf mich sein. Er soll neutral sein.“
„Neutral?“ Sirius zog die Augenbrauen nach oben und Lily konnte deutlich sehen, was er von ihrer Aussage hielt. Sie presste die Lippen zusammen und umschlang ihre Knie mit ihren Händen.
„Ja neutral! Warum darf ich das nicht sagen?“
„Das war es nicht, was du zu ihm gesagt hast, nehme ich an. Das hätte ihn nicht so wütend gemacht.“
„Ich habe ihm nur gesagt, dass er mich in Ruhe lassen soll und ich... nicht will. Es ist mein gutes Recht ihm das zu sagen.“
„Schon“, räumte Sirius schulterzuckend ein. „Aber wenn du möchtest, dass er seine Pflicht dieses Jahr noch erfüllt, dann würde ich dir empfehlen, mit deiner Meinung über ihn hintern Berg zu halten. Versuch einfach... sei nett. Oder zumindest netter, als du es bisher warst. Du scheinst ja nicht besonders gut darin zu sein.“
„Worin?“
„Nett zu sein. Freundlich. Zu anderen.“
„Ich war immer nett zu ihm. Bis er mich gezwungen hat, hierherzukommen!“
„Du hast ihn ignoriert, bevor er dich hierhergeholt hat.“
„Er mich doch auch.“
„Nein. Das hat er nicht. Wenn du nicht so beschäftigt mit Lernen gewesen wärst und deine Zeit nicht mit Lesen verschwendet hättest und stattdessen mal den Blick gehoben und die Augen aufgemacht hättest, dann hättest du das bemerkt. Ganz ehrlich Evans: Hättest du Augen im Kopf gehabt, dann hättest du es auch bemerkt und James wäre nie auf diesen Tisch gestiegen und hätte gesagt, dass er dich liebt. Er wollte nur, dass du ihn endlich siehst.“

Lily zuckte zusammen, wie immer, wenn jemand sie auf jenen Abend ansprach oder sie hörte, wie die Leute darüber sprachen. Überrascht registrierte sie die Spur von deutlich hörbarer Schärfe und Wut in Sirius Blacks Stimme, auch wenn sie sich diese beim besten Willen nicht erklären konnte.
„Wenn er mich auch nur eine Spur kennen würde, dann hätte er gewusst dass eine... blöde... blöde Liebeserklärung vor dem ganzen Haus das... das... ALLERLETZTE ist, was ich will!“, zischte sie leise und rückte von Sirius ab. „Er hat... hat alles kaputtgemacht. Ich war zufrieden hier auf der Schule. Alles war okay. Und jetzt sehen mich alle an, als wäre ich geisteskrank. Bin ich das? Geisteskrank? Weil ich James Potter nicht will?“
Lilys Stimme überschlug sich. „Ich will nur meine Ruhe und das darf ich auch sagen. Ich wollte nicht mitspielen und er hat... hat...“

„James wollte das auch nicht spielen. Bevor du hochgekommen bist haben wir darüber gesprochen.“ Mit Nachdruck in der Stimme und im Blick sah Sirius Lily an. „Es war meine Schuld, Evans. Das ganze Schlamassel hier ist meine Schuld.“
„Dann bring ihn dazu, es zu machen. Ich verspreche auch, ich sage kein Wort mehr.“
„Ich habe versucht mit ihm zu reden.“
Lily schluckte. Sie hatte es gewusst.
„Besteht denn irgendeine Möglichkeit... die Flasche auszutricksen? Oder das Spiel zu beenden? Du musst doch... irgendetwas eingebaut haben? Einen Aus- Schalter oder etwas in der Art?“
Hoffungsvoll sah sie Sirius an, doch dieser zuckte nur mit den Achseln und stand langsam auf. „Nein. Und jetzt komm. Sich hier drinnen zu verkriechen wie ein kleines Kind bringt uns auch nicht weiter.“
Laut gähnend streckte er ausgiebig die Gliedmaßen seines riesenhaften Körpers, dann wandte er sich Lily zu, die seine ihr dargebotene Hand jedoch ausschlug und sich ohne Hilfe aufrappelte, dabei jedoch weit weniger elegant aussah als er.
„Ich verkrieche mich nicht“, meinte sie trotzig und hoffte mit diesem Trotz zu überspielen, was sie wirklich fühlte. Denn was sie wirklich fühlte war nackte Angst und nichts anderes. Doch vor Menschen wie Sirius Black durfte man keine Schwäche zeigen. Tat man es doch war man verloren. Lily straffte die Schultern und ging an ihm vorbei. „Ich habe nur nachgedacht“, sagte sie, weil sie ohne ihn anzusehen wusste, dass er die Augen verdrehte.
Ihr war klar, dass er genau wusste, dass sie log. Er hatte ihre Angst sehr wohl erkannt. Er war einer von diesen Menschen die die unglaubliche Gabe besaßen jeden zu durchschauen ohne dabei jedoch selbst durchschaut zu werden. Lily hatte keine Ahnung warum er so nett zu ihr war, doch es spielte ohnehin keine Rolle. Sie wusste, dass er launisch sein konnte. Wenn sie ihn verärgerte, dann war es vorbei mit seinen aufbauenden Worten. So einfach war das.
Sie stieß die Tür auf und trat entschlossen hinaus in den Schlafsaal. „Ach und worüber hast du nachgedacht?“, fragte er ohne echtes Interesse und folgte ihr langsam. Sie ignorierte ihn, sah sich im Raum um und entdeckte die Flasche, die noch immer auf dem Boden lag. Genau dort, wo sie sie zurückgelassen hatten. Isabella und Lucy schienen gegangen und Peter, dem lauten Plätschern nach, im Bad verschwunden zu sein.

James und Remus lagen auf ihren jeweiligen Betten. Remus rappelte sich auf, als er Lily sah, James jedoch hob nur kurz den Kopf und ließ milde überrascht seinen Blick über sie gleiten, so als wäre er tatsächlich erstaunt, dass sie immer noch da war. Als ob ich irgendwo hingehen könnte. Sie tat, als sähe sie ihn nicht. Blind und taub für ihre Umgebung marschierte sie zur rot- pulsierenden Flasche, hob sie hoch, holte aus und schmetterte sie entschlossen gen Boden.
In Erwartung herumfliegender Scherben wich sie hastig zurück, doch die Flasche rollte völlig unversehrt, unter James’ Bett. Mit versteinerter Miene starrte Lily ihr hinterher. Sirius’ Lachen riss die Stille entzwei.
„Evans schau nicht so. Sie ist nicht unzerstörbar.“ Er ging mit großen Schritten zu James hinüber und holte die Flasche unter dem Bett hervor. „Schau“, sagte er und warf nun seinerseits die Falsche zu Boden. Dieses Mal zerbrach sie.
„Du hättest nur fester werfen müssen.“
Lilys Gesicht rötete sich. Sie starrte mit verbissenem Gesicht auf die Scherben hinab und wartete darauf, dass passierte, was sie vermutete dass passieren würde, was etwa drei Sekunden später der Fall war. Die Scherben der Flasche schossen mit einem Mal wie von unsichtbarer Magnetkraft angezogen aufeinander zu und setzten sich mit einem leisen, klackenden Geräusch wieder zusammen, bis die Flasche, rot und glänzend und gänzlich unversehrt wieder zu ihrer aller Füßen lag. Sirius hob sie hoch und setzte sie auf dem Fensterbrett, hinter dem der Mond silbern funkelte und sie zum Glänzen brachte, ab.
„Du kannst es gerne morgen noch einmal versuchen aber mach dir keine allzu großen Hoffnung. Ich bin nun mal brillant, so wie meine Erfindungen.“ Sirius gähnte und schlenderte zu seinem Bett hinüber. „Ich leg mich hin“, meinte er, schlüpfte aus seinem Hemd und warf es achtlos beiseite. Mit einem lauten Ausatmen ließ er sich auf seine Matratze fallen und riss Lily damit aus ihrer inneren Starre. Innere Starre deshalb, weil nur ihre Gedanken stillgestanden hatten, nicht aber ihr restlicher Körper. Ihre Hände zitterten kaum merklich an ihren Seiten.
Sie fuhr zusammen und starrte Sirius’ breiten, nackten Rücken an, dessen Muskeln leicht zuckten, als er sich bewegte.
„Was... was ist mit mir?“, fragte sie und konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme dabei piepsig und irgendwie schrill klang. „Was soll ich machen? Wie... W... ich... was...“
Sirius fuhr sich durch die Haare und wälzte sich stöhnend auf den Rücken. Er blickte zwischen seinen zotteligen, langen Haaren zu James hinüber.
„Du wirst sie doch wohl nicht auf dem Boden schlafen lassen?“, fragte er und seufzte tief. „Evans ich würde dich ja auf meinem Bett schlafen lassen... aber...“
Er blickte von sich zu James und wieder zurück. „Ich glaube nicht dass du dich soweit von James entfernen kannst.“
Lily zuckte zusammen. Um Himmels Willen, das sind keine drei Meter. Wie in Trance ging sie zu Sirius hinüber, streckte die Hand nach dem Pfosten seines Bettes aus und dachte schon, es geschafft zu haben, als irgendetwas an ihr zu ziehen schien. Nicht an ihrem Hemd, nicht an ihren Haaren, nicht an ihrer Hand. Etwas zog an ihrem Inneren. Es fühlte sich als, als würde ihr Magen sich verdrehen. Keuchend blieb sie stehen.
„Gut, das wären eineinhalb Meter“, meinte Sirius und zuckte gähnend mit den Achseln. „Mehr als ich gedacht hätte.“
Lily starrte ihn an und fuhr zusammen, als er sich aufrichtete und mit einem lauten Ratsch die Vorhänge seines Himmelbettes zuzog. „Gute Nacht“, sagte er noch, dann war es still. „Gute Nacht“, murmelte Remus, während auch er die Vorhänge um sein Bett herum zuzog und Lily und somit alleine mit James zurückließ.
Verloren wie eine Maus mitten in einer Eiswüste stand sie im Raum und verknotete ihre Hände vor ihrer Brust, so fest, dass es schmerzte. Sie würde sich eher einen Arm ausreißen, als James Potter zu fragen, was sie jetzt tun sollte.

Sie schluckte und blickte demonstrativ nach draußen in die kalte Nacht. Es schneite so dicht und fest, dass die Fensterscheiben klirrten. Es war als würden Kiesel gegen die Scheiben fliegen und keine Flocken. Lily durchlief ein Zittern, welches ihre nackten Knie zum Beben brachte. Sie fror. Doch wenn es nötig war würde sie die ganze Nacht so stehen bleiben und Stunde um Stunde ausharren bis es hell wurde und James hoffentlich einsehen würde, dass es niemandem half, wenn er sich weigerte die Pflicht zu erfüllen.
„Du musst nicht auf dem Boden schlafen.“
Sie zuckte zusammen und brauchte einen Moment um zu begreifen, dass es nur James sein konnte, der da mit ihr sprach. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er noch etwas sagen würde, geschweige denn freundlich zu ihr sein könnte. Ihre Schultern verspannten sich, als sie sich langsam zu ihm umdrehte und ihn argwöhnisch ansah. Er erwiderte ihren Blick ruhig, da war keine Spur mehr von Wut oder Zorn in seinen dunklen, fast schwarzen Augen.
Er nahm seine Brille vom Nachttisch und stand dann ohne allzu große Eile auf. Noch immer trug er nur seine Hose, doch das schien ihn nicht zu stören. Er schien es nicht einmal zu bemerken. Lily wich zurück, als er an ihr vorbei ging. Seine Züge verzogen sich vor Spott. „Keine Angst. Du musst nicht mit in meinem Bett schlafen.“ Er ging zu Peters Bett und zog darunter eine weitere Matratze hervor. „Da“, sagte er und legte sie ohne große Kraftaufwendung neben sein Bett.

Lily starrte ihn an. Sie verstand nicht, was vor sich ging. Sie verstand es einfach nicht. Was hatte er nur für ein Problem mit ihr?
„Wusstest du, dass du nicht hier eingesperrt sein wirst?“ Sie kaute auf ihrer Lippe und wusste selbst nicht, warum sie ihn das fragte. Im Grunde genommen spielte es doch keine Rolle mehr.
James lachte und richtete sich auf, bis er wieder in seiner vollen Größe dastand.
Er zuckte mit den Achseln. „Natürlich.“
Lily starrte ihn mit versteinertem Gesicht an und versuchte herauszufinden, ob er noch wütend auf sie war oder nicht.
„Wenn ich mich entschuldige...“
Er unterbrach sie unwirsch.
„Glaubst du ich bin dumm?“
Lily zuckte zusammen.
„Ich...“ Sie wusste nicht, was sie sagen sollte.
„Wir sind nicht mehr im Kindergarten. Spar dir falsche Entschuldigungen für jemanden auf, den sie interessieren.“
Sie hörte keinen Zorn in seiner Stimme. Da war auch kein Spott. Wenn sie es nicht besser gewusst hätte, hätte sie gesagt er spräche durchaus freundlich mit ihr. Sie trat unbehaglich von einem Bein auf das andere.
„Aber...“
Ihr blieben die Worte im Hals stecken als er langsam auf sie zukam und knapp vor ihr stehen blieb. Schluckend starrte sie geradeaus auf seine Brust und wusste trotz dessen, dass sie ihm nicht ins Gesicht blickte, dass er sie mit blitzenden Augen ansah.
„Du denkst, dass du mit deiner Vorstellung von mir genau richtig gelegen hast. Dass ich egoistisch bin. Dass ich selbstsüchtig bin. Und weißt du was: Es wird dich freuen zu hören, dass du Recht hast: So bin ich.“ Jetzt klang er doch wütend. „Du siehst mich an als wäre ich ein Unmensch. Ich kann dir ansehen wie unangenehm es dir ist, mit mir zu sprechen. Alleine wie du dastehst.“
Von oben bis unten betrachtete er sie. Er hatte Recht, das wusste Lily. Ihre ganze Haltung, die verschränkten Arme, die zusammengepressten Lippen und hochgezogenen Schultern, drückte Ablehnung aus.
„Ich habe gesagt, dass ich dich liebe. Und du denkst, dass sich das geändert hat, weil du mich nicht magst und weil ich wütend auf dich bin.“
Lily entglitten die Gesichtszüge. Nein. Nein. Nein. Nein. Nein. Halt den Mund. Halt den Mund. Halt den Mund.
„Lily...“
Sag nicht meinen Namen. Sag ihn nicht und sag ihn nicht so. Nicht SO.
„Ich mag dich. Und das wird so bleiben, egal wie sehr du dich dagegen sträubst.“
James Potter hob die Hand und strich ihr eine Strähne, die sich aus ihrem Pferdeschwanz gelöst hatte aus dem Gesicht. „Ich hoffe deine Meinung über mich ändert sich“, sagte er freundlich.
Lily zuckte zurück als hätte er ausgeholt um sie zu schlagen. Fassungslos starrte sie ihn an.
Sie konnte es nicht glauben. Wie eingebildet konnte man sein. Wie arrogant und herablassend. Seine unmögliche Siegesgewissheit machte sie krank.
„Hörst... hörst du dir eigentlich zu?“ Ihre Stimme überschlug sich vor Zorn. Sie stemmte die Hände in die Hüften und versuchte, halbwegs deutlich weiterzusprechen. „Du... du kannst... so etwas nicht zu mir sagen. Wir KENNEN uns nicht! Und ich WILL das nicht! Verstehst du das denn nicht?“
„Natürlich verstehe ich dich“, sagte James und sah sie einfach nur an. Es schien nicht, als würde er noch etwas dazu sagen wollen. Er stand nur da und sah sie an. Mit einem Blick, der Lily einen Schauer nach dem anderen über den Rücken jagte.

Sie ertrug es nicht. Er war schon wieder so persönlich geworden. Schon wieder hatte er das Gespräch in eine Richtung gelenkt, in die sie nicht gehen wollte.
„Ich möchte in meinem Schlafsaal schlafen.“ Es war kaum mehr als ein Flüstern das da plötzlich aus ihrem Mund kroch und es diente einzig und alleine dem Zweck James Potter davon abzuhalten über Dinge zu sprechen, über die sie mit ihm einfach nicht sprechen wollte. Neutral. Alles soll wieder neutral werden. „Du kannst genau so gut...“
Sein Lachen unterbrach sie. Als sie ihn verstört ansah, sah sie in seinen Augen ganz deutlich, dass er sie durchschaut hatte, doch zu ihrer grenzenlosen Überraschung sagte er nichts dazu und machte auch keinen Versuch, das nicht beendete Gespräch wieder zu beginnen.
„Nein kann ich nicht“, meinte er nur, nachdem sich sein Lachen gelegt hatte. „Davon abgesehen dass ich keine Lust auf kichernde Mädchen und ihr Herumgetuschel habe: Ich komme nicht hoch. Zu dir.“
Sie verstand nicht und runzelte die Stirn. „Was?“
James drehte sich um und ließ sich wieder auf seinem Bett nieder.
„Die Wendeltreppe. Du erinnerst dich“, sagte er, ohne sie anzusehen.
Innerlich schlug sie sich gegen die Stirn. Natürlich. Die Wendeltreppe. Wie hatte sie das nur vergessen können. Unglücklich zog sie die Schultern hoch und betrachtete die blütenweiße Matratze, die nun neben James’ Bett lag.
Er warf ihr ohne ein Wort ein Kissen und eine Decke zu.
Sie zwang sich mit zusammengepressten Lippen, nichts zu sagen, während sie mit steifen, kleinen Schritten auf ihren Schlafplatz zuging und sich mit bebenden Fingern still und leise schwor James Potter niemals zu verzeihen, was er ihr hier antat. Sie spürte seinen Blick auf sich als sie sich hinkauerte und sich so eng zusammenrollte, wie sie konnte. Mit einem Wink seines Stabes löschte James das Licht und Lily fand sich in bodenloser Schwärze wieder. Sie hörte Peter aus dem Bad kommen und wenig später drang sein lautes Atmen trotz der Decke, die sie sich über den Kopf gezogen hatte zu ihr durch.

Lily wartete. Es war nicht so, dass sie alles hinunterschlucken würde. Jede von James’ Demütigungen klaglos über sich ergehen lassen würde. Jede seiner Beleidigungen kritiklos annehmen würde. Darin war sie schon immer gut gewesen aber hier war es etwas anderes. Sie würde nicht darauf warten, dass er Erbarmen zeigte.
Jeder auf der Welt schien ihm gefallen zu wollen, doch sie würde sich nicht in diese bemitleidenswerte, erbärmliche Reihe einordnen. Niemals.
Sie wartete fast eineinhalb Stunden, dann, als sie sich sicher war, dass er eingeschlafen war rappelte sie sich auf und schlich hin zu ihm. Sie würde es hinter sich bringen und ihm nicht die Genugtuung geben, sie betteln zu lassen. Er würde aufwachen, am nächsten Morgen und sie würde fort sein und ihn in aller Seelenruhe weiter hassen können solange sie dies wollte und ohne, dass es irgendwelche Konsequenzen für sie hatte.


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Es gibt einen Grund dafür, warum alle großen Fantasy- und Science-Fiction-Filme im Gedächtnis der Leute geblieben sind. Sie haben eine große Tiefe und nicht nur eine oberflächliche Handlung. Und deswegen werden wir in 50 oder 100 Jahren auch immer noch die Harry-Potter-Bücher lesen und hoffentlich die Filme anschauen.
Michael Goldenberg