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Fanfiction

James Potters Geständnis - Trau dich

von Buntstiftchen

Sie beugte sich über ihn und konnte nicht anders, als ihn anzustarren. In all den Jahren, in denen sie ihn nun schon kannte und in denen sie Tag für Tag im selben Klassenzimmer gesessen und am selben Tisch gegessen hatten, war sie ihm noch nie so nahe gekommen, geschweige denn dass sie ihn einmal so genau angesehen und beobachtet hätte. Dafür hatte sie sich nie die Zeit genommen. Natürlich hatte sie immer gewusst, wie gut er aussah, das hätte einem gar nicht entgehen können, selbst wenn man blind gewesen wäre dann hätte man das gespürt, doch Lily hatte schlicht und einfach ein Grund gefehlt, ihn genauer anzusehen oder auch nur eine Spur mehr wahrzunehmen.
Er war kein Teil ihres Lebens gewesen, zu keiner Zeit. Er war zwar immer da gewesen, jeden Tag, in jeder Stunde, doch nie war er mehr für sie gewesen, als ein Irgendwer. Jemand Beliebiges. Nicht in ihren Träumen hätte sie geglaubt, dass sich das eines Tages irgendwie ändern könnte.
Und doch war es genau so passiert. An jenem Abend, an dem er auf jenen Tisch gestiegen und JENE Sache gesagt hatte. Mit JENER Sache hatte er sich jäh aus dem Hintergrund heraus in den Vordergrund katapultiert und Lily hatte angefangen ihn wahrzunehmen.
Doch nicht als den Quidditchehelden, den jedermann bewunderte und beneidete, nicht als den umwerfend gut aussehenden James Potter, dem alle Welt zu Füßen lag. Sie hatte ihn immer nur als die Gefahr gesehen, die alles bedrohte, was sie um sich herum aufgebaut hatte.
Sie hatte angefangen sich zu verstecken. Hatte begonnen sich verschreckt nach ihm umzusehen, wenn er hinter ihr ein Klassenzimmer betrat, hatte begonnen auf den Gängen mit gesenktem Kopf zu gehen und fluchtartig das Weite zu suchen, wenn sie ihn irgendwo erblickte. Sie hatte begonnen früher als alle anderen zu frühstücken und später Abend zu essen nur um ihm nicht zu begegnen. Ihre freie Zeit hatte sie in leeren Klassenzimmern und in der Bibliothek verbracht, nur weit fort vom Gemeinschaftsraum, wo sich James Potter mit Vorliebe aufhielt. Sie war davongelaufen. Vor ihm, seiner Gegenwart, seinen Worten und Blicken. Dass ausgerechnet sie in seinen Fokus gefallen war, das erschien ihr selbst jetzt noch so absurd, dass sie es sich einfach nicht erklären machen konnte.

Ihr Herz pochte unangenehm laut in ihrer Brust und sie war sich sicher, dass er das gehört hätte, wäre er wach gewesen. Sie spürte seinen Atem in ihrem Gesicht, auf ihren Wangen, ihrer Nasenspitze, ihrem Kinn und auf ihren Lippen. Jedes noch so kleine Detail an ihm schien ihr irgendwie seltsam vertraut, so als hätte sie alles an ihm schon immer so wahrgenommen, wie sie es jetzt im Schein einer einzelnen, einsamen Kerze, die auf seinem Nachttisch stand, tat. James Wimpern waren so lang und dicht, wie die eines Mädchens. Sie hätte sie nicht zählen können, so voll waren sie. Ihr Blick wanderte tiefer, in Richtung seines Halses, in dem sein Adamsapfel kurz zuckte, ganz so, als würde er schlucken. Sie wünschte sich, er hätte sich zum Schlafen ein Shirt angezogen oder wenigstens die Decke hochgezogen. Im fahlen Licht des Mondes schimmerten seine Muskeln an den Schultern, Armen und am Bauch silbern. Gegen ihren Willen beobachtete Lily das gleichmäßige Heben und Senken seiner Brust, war wie gefesselt von diesen tiefen, kräftigen Atemzügen. Sie verspürte völlig überraschend den absurden Wunsch ihre Hand zu heben und ihn zu berühren. Mit ihren Fingern diese harten Konturen nachzuzeichnen um zu sehen, ob alles so fest und hart war, wie es aussah. Es war kein Verlangen, das sie da verspürte, dessen war sie sich sicher. Es war bloße Neugierde. Wie bei einem Kleinkind, das etwas Fremdes und Neues sah und es sofort anfassen musste. Es war nicht so, als hätte Lily noch nie den nackten Oberkörper eines Mannes gesehen, sie hatte sogar den von James schon öfters gesehen, doch irgendwie machte es einen gewaltigen Unterschied, wenn sie ihm in dieser Situation so nahe war.
Sein Körper war so fremd. So anders, als der ihre. Jeder Zentimeter davon schien perfekt und genau diese Tatsache holte sie auch aus ihrer Starre zurück. Irgendwie machte sie diese unglaubliche Perfektion schrecklich wütend. Es machte sie zornig, wie gut er aussah. Machte sie zornig, dass er das sehr genau wusste und dass er sie dazu brachte, so über ihn nachzudenken.
Sie schluckte und atmete noch einmal tief durch, ehe sie ihre Knie langsam und vorsichtig neben seiner Hüfte auf das Bett setzte und dabei betete, er möge das Hinabsinken der Matratze nicht spüren können. Einen Moment hielt sie inne und starrte ihn mit noch immer laut pochendem Herzen an, doch als er sich nicht rührte, wagte sie sich weiter. Langsam beugte sie sich über ihn und stützte ihre Hände rechts und links von seinem Kopf ab.
Wie lange dauert ein Kuss? Ab wann ist ein Kuss ein Kuss? Ab wann ist er mehr als eine bloße Berührung von zwei Mündern?
Lily hatte keine Antwort auf diese Fragen. Sie würde ihre Lippen auf die seinen legen und dann würde sie zählen. Eins, zwei, drei, vier und fünf. Dann würde sie den Kopf heben, zur Flasche sehen und wenn sie endlich grün war würde sie aufstehen und still und leise verschwinden. Niemand würde sie bemerken und morgen würde alles wieder so sein, wie es gewesen war. Wenn nicht, würde sie es noch einmal versuchen, solange, bis es funktionierte.
Sie näherte sich mit ihrem Gesicht dem seinen, ihr Blick zuckte von seinem Mund zu seinen Augen und wieder zurück. Seine Lider waren geschlossen, zuckten nur leicht als würden sich die Pupillen unwillkürlich verändern, sich verkleinern oder vergrößern als würde ein gewaltiger Lichtstrahl sie treffen und dann wieder in völliger Dunkelheit zurücklassen. Sie zuckte, als er tief einatmete und seine Brust eine Millisekunde lang die ihre streifte. Fest presste sie die Lider aufeinander und atmete laut und hektisch gegen seine Lippen.

„Trau dich“, flüsterte James Potter.

Sie fuhr so heftig zurück, dass sie auf den Boden gefallen wäre, hätten nicht plötzlich seine Finger wie aus dem Nichts fest und unnachgiebig ihre Handgelenke umschlossen und zugedrückt. Sie versuchte reflexartig sich loszureißen, ohne überhaupt realisiert und begriffen zu haben, was eigentlich geschehen war.
Er hat nicht geschlafen. Er hat gespürt, wie du ihn angesehen hast. Er spielt mit dir.
Er spielte mir ihr so wie er mit allen anderen Menschen in seinem Umfeld spielte. Sie waren wie Marionetten für ihn und Lily hatte nie eine von ihnen werden wollen. Nie hatte sie manipuliert werden wollen, nie ausgetrickst, nie bloßgestellt werden wollen. Doch scheinbar mühelos, ja fast schon wie zufällig zerbrach James Potter alles, was sie für wichtig hielt. Systematisch, strategisch, so als führte er einen höheren Plan aus, von dem sie selbst noch nicht einmal ahnte.
Sie war panisch. Und nichts anderes. Sie zerrte an ihren Händen, wollte nichts weiter, als fort von ihm, soviel Abstand zwischen sich und ihn bringen, wie nur irgend möglich. Weg, weg, weg... nur weg.
Genau das schien er verhindern zu wollen. Und selbst in ihrer kopflosen, völlig von jeder Vernunft und Logik losgelösten Panik war Lily klar, dass sie in dieser Auseinandersetzung eindeutig und immer den kürzeren ziehen würde. Sie wusste, dass es zwecklos war, sich zu wehren doch trotzdem hörte sie nicht damit auf.
Wie ein Schraubstock hielt er sie fest. Sie hob aus einem Impuls heraus den Kopf und starrte ihm ins Gesicht.
Sein Ausdruck war kein Spiegelbild des ihren. Er sah sie mit einer wissenden Ruhe im Blick an, die Lily noch überhaupt nie in ihrem ganzen Leben empfunden hatte und schon gar nicht in einer Situation wie dieser. Als er sprach klang seine Stimme sanft, beinahe schon freundlich, womit er den eindeutigen Befehl in seinen Worten sehr gut kaschierte.
„Leise sein, Evans“, flüsterte er und tat, als merke er nicht einmal, wie sehr sie sich los zu kämpfen versuchte. „Und stillhalten.“
Wenn sie gekonnt hätte, hätte sie ihn angebrüllt. Doch wie, wenn er so nahe war? Wie, wenn er so nahe war? Er wartete stumm und sie resignierte.

In einer verqueren Position hielt sie inne. Sie kniete halb neben, halb auf ihm und sah sich gezwungen ihren Oberkörper angespannt über seinem zu halten, entweder das oder sie riss sich die Arme aus. Ihre Handgelenke brannten wie Feuer und ihr Rücken schmerzte als lägen hundert Kilo darauf. James schien nichts davon zu bemerken. Vielleicht ignorierte er es auch, Lily hätte ihm beides zugetraut.
„Gut so“, sagte er nur. Er sagte es in einem Tonfall, in dem man mit einem unartigen Haustier sprach. Schlagartig kam Lily sich vor wie eine völlige Idiotin. Wie paralysiert starrte sie ihm ins Gesicht und wartete ohne zu wissen worauf. Er schien zufrieden und lockerte seinen Griff etwas, doch nicht soweit, dass sie hätte abrücken können.
Mit seinem Knie drückte er so lange gegen ihren Rücken, bis sie ihm nicht mehr standhalten konnte und ihren Oberkörper in Ermangelung einer Ausweichmöglichkeit auf seine Brust sinken ließ. Sein Gesicht war plötzlich wieder so nah wie es gewesen war, als sie ihn küssen hatte wollen. „Mach’s dir ruhig gemütlich“ sagte er leise und funkelte sie an. Sie brachte keinen Ton hervor. Nicht in hundert Jahren würde sie sich hier entspannen können. Nicht in tausend Jahren. Ihre Muskeln waren bis zur Unmöglichkeit angespannt. Sie merkte, dass sie nicht atmete. Unwillkürlich fragte sie sich, was da bloß schiefgelaufen war und wie sie innerhalb von Sekunden von siegesgewiss zu völlig ausgeliefert hatte fallen können.
„Du bist ein Feigling, weißt du das, Evans?“ James verzog spöttisch den Mund. „Hättest du das wirklich getan? Still und heimlich? Und dann wärst du so einfach abgehauen?“
Er spielt. Schon wieder spielt er. Er ist der Jäger und ich bin die Beute. Die dumme Beute, die nicht einmal merkt, dass man sie jagt.
Lily begann wieder an ihren Händen zu ziehen. Es war nicht normal, nicht natürlich ihm so nahe zu sein und ihn zu... berühren. Sie wand sich. James zischte leise.
„Komm schon, lass das. Es bringt dir nichts. Und das weißt du auch.“
„Ich... ich schreie das ganze Hause zusammen. Ich...“
„Du machst gar nichts. Du willst nicht dass dich irgendwer so sieht.“
Wie immer hast du Recht.
„Lass mich los.“
„Nein.“
„Was soll das? Du tust mir weh.“
„Halt still, dann tut es nicht weh.“
Sie hielt natürlich nicht still. Sie zappelte und versuchte ihre Beine freizubekommen um ihn zu stoßen, doch er schien damit gerechnet zu haben denn er blockte sie mit seinem Oberschenkel ab.
„Ruhig jetzt, ich tue dir nichts. Aber wenn du mich trittst dann wird es ungemütlich.“
Irgendetwas in seiner Stimme ließ sie aufblicken.
„Ich wusste, dass du das versuchen würdest.“ Da war Wärme in seiner Stimme. Unerklärliche, alles in Lily einfrierende Wärme.
„Ich wusste, dass du nicht so einfach aufgibst.“
„G... gar nichts wusstest du!“
„Ich hätte dich gerne weitermachen lassen. Nur um zu sehen, wie weit du zu gehen bereit gewesen wärst.“
„Ich wäre frei gewesen!“ Lily jaulte auf, als James’ Knie ihre Hüfte streifte.
„Nein“, murmelte er selbstgefällig und ließ seinen alles- sehenden Blick wieder und wieder über ihr Gesicht streifen. „Du wärst nicht frei gewesen. Die Flasche wäre rot geblieben. ICH muss dich küssen. Nicht du mich.“
„Was?“ Mit versteinerter Miene sah Lily ihn an. „Wovon sprichst du?“
„Es hätte dir nichts gebracht mich im Schlaf zu küssen. Weil ICH es bin, der dich küssen muss.“
Gott, wie hatte sie nur so dumm sein können. Seit wann dachte sie nicht nach, bevor sie handelte? Seit wann war sie so dämlich? Du bist nur dumm, wenn es um IHN geht. Nur wenn es um IHN geht, dann denkst du nicht nach!
„Hättest du es getan Evans?“ Er riss sie aus ihrer Starre. Mit glitzernden Augen sah er sie an, doch sie hütete sich, der Lockung in seinen Worten und in seinem Blick nachzugeben. Sie spürte sein Bein leicht an ihrem Oberschenkel reiben. „Wenn ich dich nicht unterbrochen hätte, Evans, wie weit wärst du gegangen?“
Sie schwieg und starrte nur mit zusammengepressten Lippen auf einen Punkt an seinem Hals.
Sein Mund verzog sie zu einem leichten Lächeln und gab ihr die dumpfe Ahnung, dass er sie weit besser durchschaute, als sie das bisher angenommen hatte. Seine Selbstgefälligkeit machte sie ängstlich und rasend zugleich.
„Dann bist du wirklich verzweifelt“, stellte er fest und sah dabei so überheblich aus, dass Lily ihm, wenn sie gekonnt hätte, ihr Knie zwischen die Beine gerammt hätte. Er schien irgendwoher zu wissen, was sie dachte, denn sein Griff verstärkte sich wieder.
„Niemand wird etwas merken“, versicherte er ihr mit leiser Stimme. „Morgen und am Montag wenn der Unterricht wieder beginnt. Die Leute werden einfach denken, dass du mich doch erhört hast.“
„Das... das habe ich aber nicht! Jeder der mich auch nur ein wenig kennt...“
„Niemand kennt dich. Sie werden alle glauben, dass du nicht genug von mir bekommen kannst. Wenn du mir nicht einmal von der Seite weichst, wenn ich auf die Toilette gehe.“
„Das war dein Plan, oder? Alle Welt glauben machen, dass dich niemand abweist? Nicht einmal ich. Die ganze Zeit über hast du diese... diese... Abfuhr nicht überwunden, aber nicht wegen mir, sondern weil dein... dein Ego so übergroß ist und du nicht willst, dass irgendwer denkt, dass du nicht alles bekommen kannst, was du haben willst!“
„Langsam wird mir dieses Thema langweilig.“
„Lass mich los, dann langweile ich dich nicht weiter!“
„Das Thema langweilt mich, Lily. Nicht du.“
„L...lass mich los.“
James bewegte sich leicht unter ihr und einen Moment dachte Lily, er würde tatsächlich tun, was sie verlangte, doch stattdessen schlang er eines seiner Beine um ihre Hüfte und drückte sie so noch fester auf sich. Sie wand sich wieder.
„Lass das“, fuhr sie ihn an. Ihre Stimme wankte gefährlich.
Aus einem willkürlichen Gefühl heraus sah sie ihm ins Gesicht und war überrascht von der Ernsthaftigkeit die ihr dort aus seinen sonst so arroganten Zügen entgegenstrahlte. Ihr stockte der Atem in der Brust.
„Evans...“ Er wartete bis sie aufhörte sich zu winden. Dann sprach er weiter. „Ich bin ziemlich wütend auf dich. Das gebe ich auch gerne zu. An jenem Abend war ich wirklich, wirklich zornig. Die Art und Weise wie du mich da hast stehen lassen...“
„Wie oft muss ich dir noch sagen, dass ich das NICHT HÖREN WILL! Ich will nicht! Ich will ni...“
„Sei ruhig“, unterbrach er sie zischend. „Und lass mich ausreden. Ich war wütend und ich bin es auch jetzt noch. Aber im Gegensatz zu dir kann ich mich zusammenreißen. Solange wir beide einander nicht von der Seite weichen können, solange halte ich mich zurück. Und das solltest du auch tun. Nur als kleiner Rat.“
Unvermittelt drückte er seine Finger wieder fester zusammen. „Behandle mich normal, schrei mich nicht an, ignoriere mich nicht. Du hast mich damals zum Idioten gemacht und ich mache mich nicht zum Idioten. Nie.“ Seine Augen glitzerten. „Für niemanden.“
Er ist wütend. Weil ich weggelaufen bin. Er ist wütend. Weil ich ihn abgewiesen habe. Er ist wütend weil er sich zum Idioten gemacht hat.
Und jetzt sah er sie an mit diesem Ausdruck in den Augen an, den er schon einmal gehabt hatte. Nämlich in jenem Moment, in dem er ihr gesagt hatte, dass er sie liebte. Da war sie wieder. Die Siegesgewissheit in James Potters Blick. Die absolute Überzeugung, er wäre im Recht und jedermann stünde unter ihm. Die Siegesgewissheit, die vor vier Monaten dazu geführt hatte, dass Lily Hals über Kopf aus dem Raum gestützt war. Die Siegesgewissheit die zeigte dass er selbst jetzt noch dachte, sie könne im nicht widerstehen und würde früher oder später seinem Werben nachgeben.

Vielleicht hätte Lily sein ‚Friedensangebot’ annehmen sollen, zustimmen sollen und ihn normal behandeln sollen. Vielleicht hätte sie ihre Wut unterdrücken, nachgeben und klug handeln sollen und sich einfach unterordnen. Vielleicht hätte sie die Lily sein sollen, die sie immer gewesen war: Brav, artig, überlegt, konfliktscheu und still. Vielleicht hätte sie ihm sagen sollen, dass ihr Herz seit jenem Augenblick in dem er sie gepackt hatte so fest pochte, dass es schmerzte. Vielleicht hätte sie ihm sagen sollen, dass sie in seiner Gegenwart nicht atmen konnte. Vielleicht hätte sie all das tun sollen.

Doch sie konnte es nicht.

„Ich habe... nichts getan. Du bist an allem selber Schuld. Ich habe nie gewollt dass du mir vor allen anderen solche Sachen sagst. Ich habe nichts getan was dich irgendwie dazu hätte ermutigen sollen. Und jetzt tue ich auch nichts.“ Jedes ihrer Worte war, obwohl sie so schnell sprach, sorgfältig überlegt und abgewägt. Mit eisiger Kälte im Blick sah sie ihn an. Purer Trotz in ihren Augen und unverhohlene Wut in ihrer Stimme. Sie blickte ihn an, ohne ihn dabei wirklich anzusehen.
„Zahl es mir ruhig heim Potter, das kann ich aushalten. Ich halte alles aus. Aber betteln werde ich nicht das kann ich dir versprechen.“
Stille.
Sie spürte seinen Blick über sich kriechen, wieder und wieder. Sie rechnete mit Wut und Zorn von seiner Seite und wappnete sich innerlich bereits dagegen, als er sie plötzlich losließ und mit seiner nun freien, rechten Hand ihr Kinn umfasste.
Jetzt. Reiß dich los. Jetzt.
„Lily?“ Seine Augen bohrten sich solange und mit solcher Intensität in die ihren, bis sie nicht anders konnte, als seinen Blick zu erwidern. Es schmerzte regelrecht und sie konnte fühlen, dass er das auch fühlte. „Du wirst mich um diesen Kuss nicht anbetteln. Du wirst mich bitten.“

Mit einem sicheren Griff um ihre Taille hob er sie von sich. Wie erstarrt stand sie plötzlich neben seinem Bett. Ein Zittern durchlief ihre nackten Beine und unwillkürlich fragte sie sich, warum sie noch immer nicht zurückwich, jetzt wo er sie nicht mehr festhielt. Sie war wie paralysiert. Er kniete vor ihr und war so annähernd auf Augenhöhe mit ihr. Erst jetzt fiel ihr auf, dass er seine Brille nicht trug. Als er sprach, konnte sie seinen warmen Atem an ihrem Hals fühlen. „Wenn du mich aus den richtigen Gründen bittest, dann werde ich es tun. Vorher nicht.“

Er war es, der sich abwandte. Nicht sie.


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Klaus Fritz