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Fanfiction

Verstand und Gefühl - Von Okklumentik und tiefgreifenden Gedanken

von MagicMarlie

„Wie geht es mit dem Trank voran, Severus?“ Albus’ Stimme war leise, klang ein wenig erschöpft. Er saß in seinem hohen Stuhl hinter seinem Schreibtisch und beobachtete Severus, wie er ruhelos im Büro auf und ab lief, die Hände hinter dem Rücken verschränkt.

Der Zaubertränkemeister blieb schließlich stehen und schenkte ihm einen durchdringenden Blick. „Es wird.“, sagte er nur.

Albus seufzte innerlich. Warum nur musste er Severus immer alles aus der Nase ziehen?

„Wie macht sich Hermine? Ich denke, ihr macht die Arbeit in der Schule großen Spaß.“

Severus’ Blick verfinsterte sich. Albus fragte nur pro forma. Er wusste, dass sich Hermine Granger mit großem Tatendrang auf ihre Aufgabe stürzte, und er wusste auch, dass sie vor wenigen Tagen aufgeregt in Severus’ Büro gestürmt war, um ihm eine Entdeckung mitzuteilen, die sie in der Forschung um den Trank wieder ein Stückchen nach vorne gebracht hatte. Ebenso wusste er, dass Severus davon beeindruckt war, genauso wie er wusste, dass eher die Hölle zufrieren, als dass er das jemals zugeben würde.

„Sie bemüht sich.“, lautete Severus’ reservierte Antwort. Albus musste ein Lächeln unterdrücken.

„Na bitte. Habe ich dir das nicht von Anfang an gesagt? Es ist wichtig, dass der Trank rechtzeitig fertig wird, Severus, du musst Hermine-“

„Ich weiß, Schulleiter“, unterbrach ihn Severus schroff, „ich gebe ihr nach und nach alle Informationen, die sie braucht, um den Trank, sollte er nicht fertig werden, eines Tages allein zu Ende zu brauen.“

„Gut“, sagte Albus und nickte, „auch wenn ich hoffe, dass es nicht so weit kommt.“

Severus schnaubte und warf ihm einen vernichtenden Blick zu.
„Sonst noch etwas, Direktor?“

„Nein, das wäre dann alles. Du kannst gehen.“

Severus nickte einmal kurz und verließ mit bauschenden Roben das Büro. Albus blieb in seinem Sessel zusammengesunken zurück. Der offene Krieg würde bald kommen, so viel stand fest. Voldemort wurde immer stärker, mit jeder Stunde gewann er neue Anhänger, und seine Taten im Hintergrund wurden immer grausamer. Der schwarze Magier forderte viele Opfer, aber auch die gute Seite hatte Menschen geopfert, auf dem Weg zum Sieg über die dunkle. Langsam wurde es Zeit, dass all das ein Ende fand. Albus war des Krieges müde, wie so viele andere auch.

Seine Gedanken schweiften ab, als er Fawkes dabei zusah, wie er sein rotgoldenes Gefieder putzte.

Hermine war bestimmt eine der klügsten jungen Hexen, die er je gekannt hatte, und es war wichtig, sie in ihr Projekt miteinzubeziehen, dessen war er sich sicher. Zusammen mit Severus konnte sie bestimmt außergewöhnliche Dinge bewerkstelligen, die für den Verlauf des Krieges ausschlaggebend sein könnten.

Allerdings dachte er mit wachsendem Unbehagen an die Versammlung und ihren Gefühlausbruch zurück. Es war nicht gut, wenn sie sich zu viele Gedanken um ihren Spion machte, und schon gar nicht, wenn ihre Sorge größer werden, und sie von wichtigeren Dingen ablenken würde. Derzeit wirkte es nicht so, als würde sie Severus beeinflussen, doch ihm war klar, was ein falsches Wort, ein falscher Gedanke auslösen könnte, und was für verheerende Folgen ein unkonzentrierter Spion mit sich bringen konnte. Hermine war aufgrund ihrer Intelligenz und ihrer Freundschaft zu Harry eine entscheidende Figur in diesem Kampf, auch wenn es ihr noch nicht in ganzer Tragweite bewusst war, und es galt, sie zu beschützen. Würde Voldemort in Severus Gedanken etwas über sie und ihre Aufgabe finden, das Severus nicht bewusst dort platziert hatte, könnten die Folgen verheerend sein.

Albus seufzte und legte die Fingerspitzen aneinander. Er würde nicht eingreifen, noch nicht. Erst einmal würde er die Dinge beobachten, und auf Severus’ Pflichtgefühl vertrauen.

Abermals seufzte er und nahm seine Halbmondbrille ab, um sich die Augen zu reiben. Er war müde, und langsam wurde auch er, der von so vielen hoch gelobte Albus Dumbledore, Bezwinger der dunklen Mächte, zu alt für dieses Spiel.

+++

Dichter Dampf hüllte Hermine ein, während sie sich über den Kesselrand beugte. Schweißtropfen rannen ihr in die Augen und immer wieder fiel ihr eine widerspenstige Haarsträhne ins Gesicht. Mit ihrer linken Hand rührte sie in dem gewaltigen Kessel, und mit der rechten träufelte sie vorsichtig eine genau dosierte Menge zerriebener Zweihorn-Hörner hinein.
Konzentriert rührte sie jeweils fünfmal im Uhrzeigersinn, und siebenmal dagegen.

Snape saß unterdessen hinter seinem Schreibtisch und listete irgendwelche Zutaten auf. Erst vor kurzem hatte er ihr erlaubt, ohne seine strenge Aufsicht an dem Trank zu arbeiten, allerdings befand er sich immer in der Nähe, wenn sie vor dem Kessel stand. Hermine war froh, dass er ihr soweit vertraute, auch wenn ihr bewusst war, dass er immer noch lieber allein arbeiten wollte.

Sie hustete, als ihr der Rauch in den Mund stieg und wischte sich über die schweißnasse Stirn. Durch die Dampfschwaden hindurch spähte sie zu Snape, der konzentriert an seinem Schreibtisch saß, die schwarzen Haare wie ein Vorhang vor dem Gesicht. Sie dachte zurück an die Versammlung des Ordens, an die gehässigen Sticheleien von Moody, und an ihr spätabendliches Gespräch. All das lag nun schon fast drei Wochen zurück, und seitdem war nichts wirklich Aufregendes mehr geschehen. Snape schien nicht mehr bei Voldemort gewesen zu sein, oder zumindest war er nicht verletzt worden, und auch dessen Angriffe waren seltener geworden. Hermine ahnte, dass er sich nach dem gescheiterten Versuch, seine Leute ins Ministerium zu bringen, zurückzog um einen neuen Plan zu entwerfen. Sie hatte es mehrmals versucht, aber aus Snape war diesbezüglich nichts herauszubekommen, vermutlich teilte er seine Informationen nur Dumbledore mit.

Hermine sah auf die Liste, die Snape ihr gereicht hatte, bevor er sie an den Trank gelassen hatte, griff nach einer Brise Mondstaub, ließ sie in den Trank rieseln und bekam einen Beinahe-Herzinfarkt. Sie hatte das Mondkraut vergessen. Es kam vor dem Staub, es stand vor ihr, da, auf der Liste.

Erschrocken beobachtete sie, wie der Trank zu brodeln begann, aber Snape war so konzentriert, dass er es nicht bemerkte.

„Se ... Severus?“, stammelte sie, den Blick nicht von dem brodelnden Trank nehmend.

„Was?“, knurrte er, ohne aufzusehen.

„Kommen Sie schnell, wir haben ein Problem.“

Augenblicklich erhob sich Snape und kam mit zusammengekniffenen Augen auf sie zu. Als er in den Trank sah, zeichnete sich Erkenntnis auf seinem Gesicht ab.

„Verdammt!“, schrie er, „weg da!“

Hermine sah wie er auf sie zustürmte, sie nach hinten, weg von dem Kessel, stieß, und das keine Sekunde zu früh. Eine kleine Explosion erschütterte das Labor und warf sie beide zu Boden. Hermine riss sich die Arme über den Kopf und spürte, wie etwas Schweres auf sie fiel. Um sie herum regnete es dunkelgrüne Tropfen dickflüssigen Trankes.

Als Snape sicher war, dass keine Gefahr mehr drohte, rollte er sich von Hermine herunter und zog sich hoch. Hermine warf ihm einen angsterfüllten Blick zu.

„Ist alles in Ordnung?“, fragte er, hielt ihr die Hand hin und überraschte sie damit ziemlich.

Sie nickte verwirrt und ließ sich von ihm auf die Beine helfen.
Sie beide wagten sich zurück an den Kesselrand. Der übriggebliebene Trank brodelte noch immer, und Hermine fiel ein Stein vom Herzen, als sie sah, dass nicht allzu viel verschüttet worden war.

Snape verzog säuerlich das Gesicht.

„Nun, das bedeutet wieder ein wenig Arbeit mehr.“

„Soll ich-“

Sie sollen erst mal gar nichts! Sie haben schon genug angerichtet!“, fuhr er sie an, schien es sich dann aber anders zu überlegen. Er seufzte.

„Lassen Sie mich das machen. Gehen Sie zu Bett.“

Hermine hatte mit einer Strafpredigt, mit wüsten Beschimpfungen gerechnet, aber nicht mit diesem resignierten Ton. Schuldgefühle machten sich in ihr breit. Er hatte wahrscheinlich so schon genug um die Ohren, auch ohne dass sie noch diesen so wichtigen Trank verschüttete und ihm sein Labor ruinierte.

Dennoch nickte sie und machte, dass sie wegkam, bei Snapes Stimmungen wusste man nie.

+++

Verzweifelt stützte Severus den Kopf auf seine Arme. Er hatte die ganze Nacht gebraucht, um zumindest den Rest des Trankes zu retten. Wie gut, dass sie klug genug gewesen waren, eine größere Menge, als tatsächlich notwendig, herzustellen, sodass zumindest nicht alles verloren war.

Er wusste, er sollte wütend auf Granger sein, aber er war es nicht. Er war einfach zu erschöpft dazu. Die letzte Zeit war viel zu anstrengend gewesen. Unerwartet oft hatte er dem Dunklen Lord einen Besuch abstatten müssen, allerdings war er nie schwerwiegend verletzt worden, da der böse Zauberer im Moment andere hatte, an denen er seine Wut ausließ. Hinzu kam die mühselige Forschung um den Trank, ein sehr ungeduldiger Dumbledore, nebenbei versuchte er seinen Volltime-Job nicht zu vernachlässigen, und nicht zu vergessen, dass er unzählige Heiltränke für das St. Mungos wie auch für Poppy Pomfrey brauen sollte, dann die zahlreichen Gifte für den Dunklen Lord ... Und nun musste er sich eine neue Einrichtung für sein Labor besorgen. Irgendwann, dachte er mürrisch, würde ich auch gerne mal wieder schlafen.

Schließlich zauberte er sich eine Tasse Kaffee herbei und setzte sich auf seine gemütliche Couch, entschlossen, zumindest für zehn Minuten die Beine hochzulegen. Doch kaum hatte er sich hingesetzt, da klopfte es an seiner Tür. Er verbrannte sich vor Schreck die Lippen an dem Kaffee, seufzte und erhob sich wieder. Als er auf die Uhr schaute und feststellte, dass es gerade einmal halb sechs am Morgen war, wusste er, dass nur einer es wagen würde, so früh an seine Tür zu klopfen.

Er riss die Tür auf und starrte seinem Besucher mit blutunterlaufenen Augen entgegen. „Was wollen Sie, Schulleiter?“

„Dir auch einen guten Morgen, Severus.“, sagte Dumbledore, schritt an ihm vorbei und ließ sich ungebeten auf die Couch sinken.

Severus biss die Zähne zusammen.

„Ich habe gerade vorhin Hermine getroffen, sie scheint heute früh aufgestanden zu sein. Sie meinte, es gab gestern einen Unfall im Labor?“

„Es ist nicht allzu schlimm. Sie hat eine falsche Zutat beigefügt, oder besser gesagt, in der falschen Reihenfolge, und es gab eine kleine Explosion. Ich konnte den Trank aber retten.“

„Zum Glück.“

Dankeschön, Severus, wie gut, dass du da warst. - Gern geschehen, Schulleiter. Severus sagte nichts, auch wenn es ihn einige Überwindung kostete, seine Gedanken nicht auszusprechen.

„Das ist allerdings nicht der vorrangige Grund, weshalb ich hier bin.“, fuhr Dumbledore unbeirrt fort.

„Ach?“ Severus zog spöttisch eine Augenbraue hoch.

„Hermine hat mir erzählt, dass weder sie, noch Harry mehr als die Grundlagen der Okklumentik beherrschen. Der Krieg kommt, und Hermine wird eine große Rolle in ihm spielen. Es ist höchste Zeit, dass sie lernt, ihren Geist zu verschließen.“

Severus ahnte schlimmes, sagte aber nichts.

„Ich möchte, dass du es ihr beibringst, Severus.“

Jetzt war es also heraus.

„Und wie stellen Sie sich das vor, Dumbledore?“, murrte Severus, der langsam Kopfschmerzen bekam, „Es ist nicht so, dass ich sonderlich viel Freizeit hätte. Außerdem ist sie eine Gryffindor, und die tragen ihr Herz bekanntlich auf der Zunge. Vermutlich-“

„Ich dulde keine Widerrede, Severus.“, sagte Dumbledore leise aber bestimmt, und das blaue Funkeln in seinen Augen war verschwunden.

Natürlich nicht, dachte Severus. Er war wahrscheinlich einer der wenigen Menschen die wussten, wie Dumbledore wirklich war. Er war ein großer Zauberer, und vermutlich auch ein Genie, irgendwie, aber er war keineswegs der senile, nette alte Opa, für den viele ihn hielten.

„Ich möchte, dass du sie so oft wie möglich unterrichtest, damit sie ihren Geist so bald wie möglich sinnhaft abschirmen kann. Ich zähle auf dich, Severus.“

Mit diesen Worten stand er schließlich auf und ging zur Tür.

„Ich sehe dich später beim Frühstück, und nein – keine Ausreden diesbezüglich.“

Severus warf die Tür hinter seinem Vorgesetzten ins Schloss und lehnte sich stöhnend an die kalte Steinwand. Auch das noch.

+++

„Guten Morgen, Severus, haben Sie es geschafft, den Trank zu retten? Ohh, es tut mir so leid, ich wollte das wirklich nicht, ich-“

„Bitte, Hermine, Sie schwafeln. Der Trank ist in Ordnung.“

Hermine hatte ungeduldig darauf gewartet, dass Snape zum Frühstück erschien, und als er endlich aufgetaucht war, hatte er fürchterlich ausgesehen. Seine Haare wirkten noch strähniger als sonst, er hatte schwarze Ringe unter den Augen und seine Haut war aschfahl. Vermutlich hatte er in dieser Nacht kein Auge zugetan. Und auch nicht in der Nacht davor.

Jetzt saß er neben ihr und kaute lustlos an einem Stück Toast. Hermine beobachtete ihn unauffällig von der Seite. Immer noch schien er überhaupt keinen Appetit zu machen. Ihre Sorge regte sich wieder.

„Mhm, heute sind die Pfannkuchen wirklich hervorragend“, sagte sie gut gelaunt, „möchten Sie welche?“ Auffordernd hielt sie ihm die Platte hin.

Snape zog die Augenbrauen zusammen und ignorierte sie einfach.

Soviel dazu, dachte Hermine nur.

Schließlich wandte sich Snape ihr zu.

„Haben Sie schon von Ihrem außergewöhnlichen Glück gehört?“, fragte er sarkastisch.

„Was meinen Sie?“, fragte sie verwirrt zurück.

„Ich werde Sie in Okklumentik unterrichten.“

„Ach so, Professor Dumbledore hat etwas erwähnt. Ich freue mich wirklich, dass Sie zugestimmt haben!“

Hermine freute sich wirklich. Sie hatte oft genug versucht, es sich selbst beizubringen, doch nie hatte es geklappt. Und von den anderen Ordensmitgliedern konnte es einfach niemand gut genug.

Snape grummelte nur etwas Unverständliches, bevor er sich erhob und seinen Umhang gleichrückte.

„Kommen Sie heute Abend in mein Büro, dann fangen wir an.“

Mit diesen Worten verließ er die Halle, und Hermine schmeckten die Pfannkuchen gleich noch einmal so gut.



Es war kalt in Snapes Büro, und dunkel wie immer. Angespannt saß Hermine auf dem harten Holzstuhl und betrachtete Snape auf der anderen Seite des Schreibtisches.

„Der Schulleiter sagte, Sie kennen und beherrschen die Grundlagen?“

Hermine nickte.

„Ich habe mit Remus ein wenig geübt“, das entlockte Snape nur ein spöttisches Schnauben, „und bisher konnte ich seine Angriffe abblocken.“, fügte sie nicht ohne Stolz hinzu.

„Nun, dann lassen Sie es uns versuchen.“, sagte Snape leise und kam um seinen Tisch herum.

Er hob seinen Zauberstab.

„Machen Sie sich bereit. Eins, zwei, drei, Legilimens!“

Hermine versuchte, sich auf den dunklen und dichten Wald zu konzentrieren, den sie als Bild gewählt hatte, um den Eindringling in die Irre zu führen. Doch sie spürte Snapes Präsenz in ihrem Kopf augenblicklich. Die Art, wie er durch ihren Geist streifte, unterschied sich gänzlich von der Lupins. Wo der andere Lehrer ihren Geist ruhig und langsam zu durchforsten versucht hatte, war Snape ziemlich grob.
Hermine bekam Kopfschmerzen und konnte nicht verhindern, dass Erinnerungsfetzen an ihrem inneren Augen vorbeischwirrten.

Schließlich zog sich Snape zurück. Einen Moment wurde Hermine schwarz vor Augen, dann hatte sie sich wieder gefasst.

„Nun, ich denke, daran muss man arbeiten.“, schnarrte Snape, und Hermine warf ihm einen wütenden Blick zu.

Sie machte den Mund auf, um ihm zu sagen, dass er beim ersten Mal ruhig etwas vorsichtiger hätte sein können, doch er ließ sie nicht zu Wort kommen.

„Was glauben Sie, Hermine, wird der Dunkle Lord, sollten Sie ihm in die Hände fallen, und das Glück haben, nicht sofort von mehreren Todessern missbraucht und zu Tode gefoltert zu werden, auf ihr Seelenheil oder ihre geistige Gesundheit Acht geben? Seien Sie versichert, das hier ist um ein Vielfaches sanfter.“

Hermine schluckte bei seinen Worten und senkte den Blick. Er hatte ja Recht.

„Nun gut, der Wald ist keine schlechte Idee. Aber Sie müssen ihn besser strukturieren, das heißt, Sie dürfen nur die Erinnerungen hinter den Bäumen hervorlassen, die Sie ihm auch zeigen möchten, oder die zumindest gefahrlos sind. Ãœben Sie das bis zum nächsten Mal. Ich werde jetzt noch einmal in Ihren Geist eindringen, und Sie werden versuchen, mich gewaltsam zu verdrängen. Sie dürfen auch Zauber einsetzen, aber besser wäre es, wenn Sie es nur mit ihrem Geist schaffen.“

Hermine nickte angespannt und machte sich bereit.
Snape ließ ihr nicht viel Zeit.

Legilimens!“

Diesmal wusste sie, auf was sie vorbereitet sein musste, und versuchte, Snape aus ihren Gedanken zu drängen. Doch schon im nächsten Moment fühlte sie, wie Snape ihre Erinnerungen durchforstete. Panik machte sich in ihr breit. Was, wenn er nun Erinnerungen sah, die sie unbedingt geheim halten wollte? Natürlich führte dieser Gedanke nur dazu, dass sie genau an diese Erinnerungen dachte, und schon im nächsten Moment sah sie sich selbst, nur mit einem Leintuch umwickelt, in Rons Armen liegen, sie sah John, einen anderen Freund, der sie küsste, berührte, -

„Würden Sie sich bitte konzentrieren!?“, herrschte Snape sie an und zog sich aus ihrem Geist zurück. Er warf ihr einen angewiderten Blick zu.

Das interessiert mich nun wirklich nicht!“

Hermine wurde knallrot. Gott, was war ihr das peinlich!

„Ich ... natürlich, es tut mir leid.“

Snape ließ ihr einen Augenblick Zeit um sich zu sammeln, dann versuchten sie es erneut. Diesmal gelang es Hermine, ihn von ihren Erinnerungen fern zu halten. Sie stellte sich eine Steinmauer vor, die sie in einem Kreis um ihre Gedanken legte. Snape stürmte auf die Mauer zu, versuchte sie einzureißen, doch Hermine, deren Kopfschmerzen mittlerweile fast unerträglich waren, riss in einer verzweifelten Geste ihren Zauberstab hoch und feuerte einen Expelliarmus in die Richtung, in der sie Snape vermutete.

Tatsächlich verschwand die Präsenz in ihrem Kopf sofort.

Hermine blinzelte und nahm ihre Umgebung wieder wahr. Sie schien Snape mit ihrem Zauber überrascht zu haben, denn er umrundete gerade seinen Schreibtisch, um seinen Zauberstab einzusammeln. Mit säuerlicher Miene verstaute er ihn wieder in seinem Umhang.

„Das genügt für heute. Ich möchte, dass Sie bis zum nächsten Mal allein weiterüben. Versuchen Sie Ihre Gedanken zu ordnen und vor dem Zubettgehen Ihren Kopf frei zu machen.“
Hermine nickte, bedankte sich rasch und verließ die Kerker.



In dieser Nacht schlief sie nicht gut. Sie hatte immer noch Kopfschmerzen, und es war ihr immer noch mehr als peinlich, dass Snape gerade diese Erinnerungen gesehen hatte.

Stöhnend schlug sie die Hände vors Gesicht.

Als sie sich schließlich ein Dutzend Mal in ihrem Bett hin und her gewälzt hatte, und ihr Kopf alles andere als frei war, stand sie auf, zog ihren Morgenmantel über ihr Nachthemd, schlüpfte in ihre Schuhe und verließ ihre Gemächer. Als Lehrerin brauchte sie keine Angst mehr zu haben, des Nachts im Schloss erwischt zu werden, also machte sie sich auf zu einem kleinen Spaziergang durch das kühle und herrlich stille Schloss. Sie war kaum zwanzig Minuten unterwegs, als sie vor sich, in einem Korridor im zweiten Stock, ein leises Schluchzen hörte. Hermine blieb stehen und lauschte.

„Es ... es tut mir leid, aber ... aber sie haben mich ausgesperrt!“, schluchzte die Stimme leise, und Hermine erkannte, dass es wohl eine Erstklässlerin sein musste. Aber mit wem redete sie da?

„Beruhigen Sie sich!“, hörte sie da eine andere Stimme, leise, samtig. Das arme Kind, dachte Hermine instinktiv, verängstigt und dann auch noch mitten in der Nacht von Severus Snape höchstpersönlich aufgegabelt.

Rasch schlich Hermine den Korridor bis zur nächsten Biegung entlang und versteckte sich im Schatten einer Ritterrüstung. Vorsichtig lugte sie um die Ecke.

Das Bild, das sich ihr bot, überraschte sie. Noch gut konnte sie sich an ihre eigene Schulzeit erinnern, wenn sie und die Jungs von Snape erwischt worden waren. Damals hatten sie nichts zu lachen gehabt.

Nun aber hockte Snape am Boden vor einem kleinen Mädchen aus Slytherin, das auf einer Steinbank saß und sehr verängstigt wirkte. Auf Augenhöhe des Kindes redete er auf das Mädchen ein.

„Wer hat Sie ausgesperrt, Miss Wilson?“, fragte er leise.

Das Mädchen nannte zwei Namen, die sie nicht kannte. „Sie ... sie wissen, dass ich das Passwort vergessen habe.“, schluchzte es.

„Ich werde mich um die beiden kümmern.“, versprach Snape, und Hermine war überrascht, dass er auf einmal nicht mehr klang wie die gemeine Fledermaus aus den Kerkern, sondern wie ein Hauslehrer, der sich tatsächlich Sorgen um seine Schützlinge machte.

„Ich hab solche Angst wenn es dunkel ist“, schniefte das Mädchen, „ich will wieder nach Hause!“

Zu ihrer grenzenlosen Verwirrung sah sie, wie Snape sich neben das Mädchen auf die Bank setzte, seinen Umhang abnahm und ihn dem zitternden Kind über die Schultern legte.

„Beruhigen Sie sich, Miss Wilson.“, wiederholte Snape seine Worte, doch es lag keine Wut oder Häme darin.

Das Kind aber schien sich nicht beruhigen zu wollen, und Snape schwang seinen Zauberstab, um aus dem Nichts eine dampfende Tasse erscheinen zu lassen. Er hielt sie dem Mädchen hin, das ihn mit großen Augen anstarrte.

„Was ist das?“, fragte es und vergaß sogar zu schluchzen.

„Heiße Schokolade.“, erwiderte Snape und drückte sie dem Mädchen in die Hand.

„Trinken Sie das, erzählen Sie mir in Ruhe was passiert ist, und dann bringe ich Sie wieder zurück in Ihren Schlafsaal, ja?“

Hermine stand der Mund offen. So hatte sie Snape noch nie mit irgendwem, schon gar nicht mit einem Schüler, reden hören. Er wirkte zwar etwas unbeholfen, doch er versuchte wahrhaftig, das Mädchen zu trösten.

Das Kind nickte, wischte sich über die Augen, hickste ein paar Mal und nahm dann einen Schluck. Leise begann sie Snape zu erzählen, warum sie die zwei älteren Jungen ausgesperrt hatten. Aufmerksam hörte Snape ihr zu, weder genervt noch ungeduldig.

Als das Mädchen seine heiße Schokolade schließlich ausgetrunken hatte, ließ Snape den Becher verschwinden und stand auf.

„Kommen Sie, ich bringe Sie zurück.“

„Wollen Sie mir gar keine Punkte abziehen?“, fragte das Mädchen, immer noch verängstigt.

Snape warf ihr einen kurzen Blick zu.

„Nein.“, sagte er schließlich leise und bedeutete ihr, mit ihm zu kommen. Das Mädchen folgte ihrem Hauslehrer und schleifte seinen ihr viel zu großen Umhang hinter sich her, doch Snape sagte nichts dazu.

Bevor sie an der nächsten Biegung angelangt waren, hörte Hermine, wie das Mädchen sich bei ihm bedankte.

„Vielen Dank, Professor Snape, für den Kakao, und alles ...“

Hermine traute ihren Augen nicht, als sie sah, wie Snape kurz zögerte, ihr dann aber ein kleines, beinahe warmes Lächeln schenkte, bevor sie um die Ecke verschwanden.



Diese nächtliche Begegnung ließ Hermine noch Tage später unkonzentriert im Unterricht stehen. Mochte Snape bei den Mahlzeiten, im Labor oder wenn sie ihn einfach im Gang traf, noch so unfreundlich und gehässig sein, so konnte sie doch nicht verhindern, dass sie ihn seit dieser Nacht mit anderen Augen sah. Natürlich war er ein selbsternannter Mistkerl, er war gemein, ironisch und unsozial, aber Hermine hatte gesehen, wie er noch war. Sie hatte eine Seite an Severus Snape gesehen, die wohl nicht viele kannten. Sie wusste nun, dass er nett und sanft sein, Trost spenden konnte. Nicht nur, weil es gerade angebracht war, oder weil es ihm einen Vorteil brachte, sondern einfach, weil es ein, zugegeben gut versteckter, Bestandteil seines Charakters war.

Hermine war sich sicher, dass solche Zusammentreffen wie das mit der Erstklässlerin aus Slytherin recht selten vorkamen, immerhin würde er ja sonst seinen Ruf als Kerkermeister verlieren, aber dennoch war er nett gewesen und hatte dem Mädchen keine Hauspunkte abgezogen, was ja an sich schon an ein Wunder grenzte, zog er doch ansonsten den Schülern Punkte wegen zu lautem Atmen ab.

Unauffällig sah Hermine zu Snape hinüber, der etwas abseits von den anderen Kollegen im Lehrerzimmer saß und im Tagespropheten las. Sie warteten darauf, dass Dumbledore kam, um mit der Konferenz zu beginnen, die einmal monatlich stattfand.

Snape schien ihren Blick nicht zu bemerken, mit zusammengekniffenen Augen überflog er angespannt die Zeitung.

Als Minerva hereinkam, warf sie ihm einen wütenden Blick zu, den Snape nur zu gekonnt erwiderte. Anscheinend gab es zwischen den beiden Hauslehrern wieder irgendeine Reiberei.
Den anderen Lehrern schenkte Snape entweder ebenso abschätzende Blicke, oder er beachtete sie gar nicht.

Hermine fragte sich, wer oder was es gewesen war, das Snape zu dem Menschen gemacht hatte, der er heute war. War es nur Voldemort gewesen, oder steckte mehr dahinter? Hermine schwor sich, es herauszufinden, da sie es schrecklich traurig fand, dass Snapes dunkle Seite zu seinem Ich geworden war, und dass seine gute, nette Seite fast nie zum Vorschein kam, dass er sie hinter der harten und kalten Fassade versteckte und die Leute glauben machte, dass sie gar nicht existierte. Natürlich wusste sie, dass Snape für seine Spionagetätigkeiten eine gewisse Härte brauchte, und dass er ohne Gefühlskälte vermutlich längst entlarvt und tot wäre – aber dennoch war es einfach nicht ... gerecht. Allerdings war ihr klar, dass Snape, sollte er von ihren Gedanken wissen, sie bereits ebenso umgebracht hätte.

Gerade als sie sich fragte, wo Dumbledore blieb, zuckte Snape in seinem Sessel zusammen. Es schien niemandem aufgefallen zu sein, außer Hermine, die gerade zu ihm hingesehen hatte. Er stand auf, warf die Zeitung auf den Stuhl und verließ mit raschen Schritten das Lehrerzimmer. Als er an der Tür war, umklammerte er mit weiß hervortretenden Fingerknöcheln seinen linken Arm.


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