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Fanfiction

Verstand und Gefühl - Beginnendes Gefühlschaos

von MagicMarlie

„Hermine, dürfte ich Sie wohl auf ein Wort zu mir bitten?“

Die Angesprochene wandte sich zu ihrer Kollegin um.

„Natürlich, Minerva. Was gibt es?“

Hermine folgte der älteren Hexe aus der Großen Halle hinaus in die Eingangshalle, und eine Weile standen sie nebeneinander und sahen den Schülern dabei zu, wie sie die Treppe hinauf zum Unterricht strömten.

Schließlich wandte McGonagall sich Hermine zu. „Ich wollte mich bloß erkundigen, wie es Ihnen ergeht. Von den Schülern höre ich nur Positives über Sie. Ich hoffe, das Unterrichten an Ihrer alten Schule macht Ihnen genauso viel Spaß, wie Sie erwartet haben.“

Hermine war geschmeichelt. „Ja, Minerva, ich bin gerne Lehrerin. Ich genieße das Unterrichten sehr, die Schüler sind sehr umgänglich.“

„Was man von Severus nicht gerade behaupten kann.“

Hermine blickte McGonagall überrascht an, diese jedoch starrte stur gerade aus.

„Nun“, begann sie, „das war ja nicht anders zu erwarten, ich kenne ihn ja schon seit langem und-“

„Hermine, ich weiß, wie er sein kann, er war mein Schüler. Ich sehe auch, wie er manchmal mit Ihnen herumspringt. Was ich damit sagen will“, sie drehte sich zu Hermine um, „bevor Sie sich an ihm die Zähne ausbeißen oder gar an ihm verzweifeln, kommen Sie ruhig zu mir. Er sollte mit Ihnen nicht umgehen, wie mit einer Schülerin.“

Hermine war überrascht, aber auch gerührt. „Vielen Dank, Minerva, ich weiß Ihr Vertrauen sehr zu schätzen, aber es ist alles halb so schlimm. Er kann manchmal ziemlich ... nun ja, stur sein, aber ich bin mit Harry und Ron als Freunden groß geworden, also glauben Sie mir, damit komme ich schon klar.“

Sie lächelte, um ihre Worte zu unterstreichen, aber in Wahrheit war ihr nicht so sehr danach zumute. In Wahrheit biss sie sich wirklich die Zähne an ihm aus.

„Dann will ich beruhigt sein, meine Liebe“, sagte McGonagall und lächelte ebenfalls, „Aber wenn es je Schwierigkeiten, egal welcher Art, geben sollte, zögern Sie nicht, zu mir zu kommen.“

„Vielen Dank, ich werde daran denken.“

„Gut. Sie machen sich jetzt lieber auf den Weg, Hermine, Sie sollten nicht zu spät zum Unterricht kommen.“ McGonagalls Stimme war nun wieder gewohnt streng, und sie entfernte sich in Richtung der Treppe.

Auch Hermine hob ihre Tasche vom Boden auf und machte sich auf den Weg in das Zaubertränkeklassenzimmer.

+++

Severus hatte der Unterhaltung seiner beiden Kollegen belustigt gelauscht. Minerva hatte also vor, ihren jungen Schützling vor dem bösen schwarzen Mann zu beschützen. Beinahe hätte Severus laut gelacht. Aber Granger hatte beteuert, schon zurecht zu kommen. Nun, dachte er, immer noch erheitert, ich werde ihr schon noch das Fürchten lehren.

Seine Stimmung sank allerdings wieder, als er an den Vormittag mit ihr in seinem Labor dachte. Nach wie vor war er nicht davon begeistert, sie mit ins Boot zu holen, aber Dumbledore hatte an der Notwendigkeit keinen Zweifel gelassen. Es war nun zwei Tage her, dass er ihr seine Unterlagen mit all seinen Aufzeichnungen zu dem Trank überlassen hatte, und er hatte es nicht gerne getan. Bisher schien sie seine Anweisung aber zumindest ernst zu nehmen, denn er hatte sie ein paar Mal in der Bibliothek verschwinden sehen. Er sah es nicht gerne, wenn jemand anders sich in seine Angelegenheiten und Arbeiten einmischte, aber er hoffte dennoch, dass sie vielleicht wirklich etwas herausfand, was er und Dumbledore bisher übersehen hatten. Es gefiel ihm nicht, sie dabei zu haben, aber er wusste auch, dass er selbst bald an einen Punkt gelangen würde, an dem er nicht mehr wirklich weiterwusste, aber eher würde die Hölle zufrieren, als dass er ihr das gesagt hätte.

+++

Der Himmel war an diesem Septemberabend in blutrotes Licht getaucht, und die Sonne war schon fast hinter den Baumkronen des Verbotenen Waldes verschwunden. Es war noch angenehm warm, was für Mitte September in Schottland eher ungewöhnlich war, aber Hermine genoss das schöne Wetter, um ein wenig am See spazieren zu gehen. Mit sich trug sie einen Stapel Pergamentblätter, aufmerksam darauf bedacht, sie gut festzuhalten und sie sich nicht von einem plötzlichen Windstoß aus der Hand und in den See wehen zu lassen.

Nach einer Weile blieb sie stehen und wandte sich zum Schloss um. Da es zu dämmern begann, konnte sie die von Kerzen hell erleuchtete Große Halle erkennen, und auch in einigen Klassenräumen und Turmzimmern brannte Licht. Hermine blickte hinauf zum Gryffindorturm und musste unweigerlich lächeln. Irgendwie fand sie es immer noch ein wenig befremdlich, wieder in Hogwarts zu sein, aber nicht in ihrem alten Schlafsaal zu wohnen.

Immer noch mit einem Lächeln im Gesicht setzte sie ihren Rundgang um den See fort, bis sie zu einer großen Eiche kam, unter der sie sich im Gras niederließ. Sie lehnte sich an den dicken Stamm und ordnete die Pergamentblätter in ihrer Hand. Es waren die Unterlagen von Snape. Stundenlang hatte sie die Blätter studiert, und immer wieder festgestellt, wie genau und überlegt seine Aufzeichnungen waren. Auf ihrem Bett sitzend hatte sie sie durchgearbeitet, und immer noch fehlten ihr ein paar Seiten. Deshalb hatte sie sie heute mit nach draußen zum See genommen, sie wollte das schöne Wetter noch einmal ausnutzen.

Sie blätterte bis zu der Seite, bei der sie zuletzt stehen geblieben war. Es handelte sich dabei um Aufzeichnungen über den derzeitigen Stand des Trankes, die Snape erst vor ein paar Tagen hatte anfertigen können. In seiner feinen schrägen Handschrift standen hier die Zutaten, deren Mengen, die Zeiten, in denen sie dem Trank beigemischt worden waren, und was sie bewirkt hatten. Hermine fand den Eintrag über das Haar von Seidenschnabel, das er vergangene Woche bei Hagrid geholt hatte. Seitdem hatte er noch Flussgrassamen hinzugefügt, und den Trank dann köcheln lassen, zweimal am Tag, immer exakt zur selben Uhrzeit, wurde umgerührt.

Am Rand hatte Snape kleine Notizen angebracht, Verbesserungsvorschläge, Korrekturen. Es erinnerte Hermine stark an ihre eigenen Aufsätze.

Mehrere Male war sie in der Bibliothek gewesen und hatte Zutaten und Wirkungsweisen nachgeschlagen. Sie bewunderte Snape, dass er nach jahrelanger Arbeit an dem Trank nicht irgendwann einmal den Ãœberblick verlor.

Als sie schließlich auch die letzte Seite des Berichtes gelesen hatte, packte sie die Blätter zusammen und ging zurück zum Schloss. Ihre Schritte führten sie geradewegs in die Kerker. Es war noch nicht dunkel, also war Snape vermutlich in seinem Büro. Schnell klopfte sie an.

„Herein!“, ertönte es von drinnen.

Hermine stieß die Tür auf und trat in das Büro. Wie üblich saß Snape hinter seinem Schreibtisch und schien Hausaufgaben zu benoten.

„Miss Granger“, begrüßte er sie, „Wie ich sehe, halten Sie sich nicht an meine Bürozeiten. Was gibt es so dringendes?“

„Guten Abend, Professor Snape. Ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass ich mit Ihren Unterlagen durch bin.“

Sie trat heran und legte den Stapel Pergament auf seinem Schreibtisch ab.

Snape sagte nichts, er sah sie nur mit undurchdringlichem Blick an. Schließlich verstaute er die Blätter in einer seiner Schubladen.

„Nun, dann wissen Sie ja jetzt Bescheid. Ich hoffe, Sie haben sich ausreichend darüber Gedanken gemacht. Ich erwarte Sie nächsten Dienstag wieder hier.“

Hermine starrte ihn an. War das alles? Eigentlich hatte sie sich schon fast auf eine leidenschaftliche Diskussion gefreut.

„Ist ... Ist alles in Ordnung, Professor?“, verleitete sie dieser Gedanke zu fragen.

Snape warf ihr einen mehr als unschönen Blick zu.

„Wagen Sie nicht noch einmal mir diese Frage zu stellen. Guten Abend.“

Damit war sie entlassen, und Snape wandte sich wieder den Hausaufgaben einiger unglücksseliger Schüler zu.

Hermine verzog das Gesicht und seufzte innerlich, verließ aber ohne Widerrede das Büro.



Die Stimmung beim Abendessen war ein wenig angespannt gewesen, aber das war ja nichts ungewöhnliches. Jetzt, beim Frühstück am nächsten Morgen, war Hermine stinksauer.

Snape schien an diesem Tag eindeutig mit dem falschen Fuß aufgestanden zu sein, denn er war so bissig wie lange nicht mehr. Zuerst hatte er mit überhaupt niemandem geredet, und nur finster vor sich hingestarrt, dann hatte er seine Taktik geändert, was Hermine noch mehr zur Weißglut brachte.

Als sie ihm leise eine Frage zu dem Trank gestellt hatte, hatte er nur spöttisch die Augenbrauen hochgezogen und „Benutzen Sie doch einmal Ihr Gehirn, so Sie denn eines haben, und belästigen Sie mich nicht mit Ihren dummen Fragen, Miss Granger.“ gemurmelt. So war es noch eine Weile weitergegangen, bis Hermine schließlich der Kragen geplatzt war. Sie war nicht mehr die Schülerin, die sich alles gefallen ließ.

„Hören Sie endlich auf, mit mir zu reden wie mit einer unterbelichteten Halbwüchsigen! Ich bin verdammt noch mal Ihre Kollegin, ob Ihnen das nun passt oder nicht, und hören Sie endlich einmal auf, mich Miss Granger zu nennen!“

Dafür hatte Snape nur ein spöttisches Lächeln über.

„Ich bin nicht länger das besserwisserische Schulmädchen aus der ersten Reihe, sondern ihre Kollegin! Behandeln Sie mich gefälligst wie eine! Sie nennen Minerva ja schließlich auch nicht Miss McGonagall!“, ließ Hermine ihrem Ärger Luft.

„Nun, das liegt daran, dass Minerva beinahe doppelt so alt ist wie ich.“, sagte Snape darauf mit einem süffisanten Lächeln, und Hermine hörte, wie McGonagall, die zwei Plätze weiter saß und das Gespräch offensichtlich belauscht hatte, empört nach Luft schnappte.

Hermine ignorierte es.

„Ich habe einen Vornamen, und ich bestehe darauf, dass Sie ihn auch benutzen!“

„Wenn Sie dann endlich die Luft anhalten, mit Vergnügen – Hermine.“, erwiderte Snape.

Hermine schnaubte, es klang komisch und unvertraut, wenn Snape ihren Vornamen benutzte. Sie bemerkte, dass seine Mundwinkel, als er sich wieder seinem Toast zuwandte, verräterisch zuckten. Ihr kam der Verdacht, dass er sich gerade köstlich auf ihre Kosten amüsierte.

Wütend knallte sie ihr Besteck auf den Tisch und stand auf.

„Schönen Tag noch, Severus!“

Mit diesen Worten rauschte sie aus der Halle, drehte sich aber an der Tür noch einmal um, nur um zu sehen, dass Snape versuchte, sein Grinsen vor Dumbledore und McGonagall zu verbergen.

Wütend stapfte Hermine in ihre Räume.

+++

Severus musste grinsen. Lange hatte er nicht gegrinst, aber jetzt hatte er gar keine andere Wahl. Miss Granger – Hermine – verbesserte er sich, war aber auch zu komisch, wenn sie wütend war.

Nun, dann würde er sie eben Hermine nennen, auch egal. Das würde nichts ändern. Außerdem hatte er McGonagall mit der Anspielung auf ihr Alter eins ausgewischt. Besser konnte der Tag doch gar nicht mehr werden.

Immer noch grinsend schmierte er sich Butter auf seinen Toast.

+++

Auf ihrem Schreibtisch fand Hermine ein versiegeltes Blatt Pergament. Sie verdrängte die unangenehmen Gedanken an Snape und sah nach, von wem der Brief war, den anscheinend ein Hauself hier hin gelegt hatte.

Als sie die Nachricht las, erkannte sie die geschwungene Handschrift von Dumbledore.

Am 20. September um 20 Uhr findet ein Ordenstreffen statt. Ich ersuche um Ihre Teilnahme. Mit freundlichen Grüßen, A.D.

Hermine faltete das Stück Pergament zusammen und ließ es in Flammen aufgehen. Ihr wohl war bewusst, dass solche Informationen vertraulich waren.

Gut, dachte sie, vielleicht hat er Neuigkeiten. Außerdem sehe ich Ron und Harry wieder.

Mit diesen Gedanken setzte sie sich an ihren Schreibtisch und begann mit der nächsten Stundenvorbereitung.

+++

Als Severus gedacht hatte, der Tag konnte nicht mehr besser werden, hatte er Recht behalten. Er wurde nämlich schlimmer.

Als er in seine Räume zurückkehrte, fand er den Brief von Dumbledore. Das Treffen war für den 20. anberaumt, während am Vorabend ein Todessertreffen geplant war. Das waren schlechte Neuigkeiten, da ihm Dumbledore vor dem Treffen keine Informationen geben würde, die er an den Dunklen Lord weiterleiten könnte. Er würde diesen Bastard also ein weiteres Mal vertrösten müssen. Er seufzte. Wie er es doch liebte, vom Dunklen Lord und von Dumbledore auf diesem Spielbrett hin und hergeschoben zu werden, ohne Rücksicht auf Verluste. Denn Dumbledore war zwar menschlicher als der Dunkle Lord, und er opferte nicht, wenn es nicht notwendig war, aber er konnte, wenn er wollte, genauso durchtrieben und manipulativ sein wie der schwarze Zauberer. Dumbledore war nicht der exzentrische, senile alte Opa für den viele ihn zu halten schienen. Dessen war Severus sich wohl bewusst. Nicht umsonst hatte er den Ruf als der mächtigste Magier seiner Zeit.

Abermals seufzte Severus und vertrieb diese Gedanken. Er sah zu seinem Schreibtisch hinüber, wo ein Stapel Aufsätze auf ihn wartete. Er setzte sich an den Tisch und tauchte seine Feder in die rote Tinte. Es galt Arbeit zu erledigen.

+++

Die folgenden Tage vergingen wie im Flug. Hermine hatte im Unterrichten bereits eine gewisse Routine bekommen, und mit Snape hatte sie sich mehr oder minder auch arrangiert. Er nannte sie mittlerweile tatsächlich Hermine, was vor den Schülern natürlich besser klang als Miss Granger.

Am Dienstag war sie wieder in seinem Labor gewesen, aber den Trank hatte er sie nicht anrühren lassen. Dafür aber war er zielstrebig zu einem Bücherregal gegangen, hatte ein uraltes und ein neueres Buch herausgezogen und sie ihr in die Hand gedrückt.

Es handelte sich bei dem alten Exemplar um eine mehrere Jahrhunderte alte Abhandlung über den Todesfluch, und bei dem neueren über die neuen Anwendungen von Mondkraut, die frisch entdeckt worden waren und noch in keiner Buchhandlung auflagen.

„Lesen Sie sie mit Bedacht. Aber nur diese beiden Bücher, ist das klar?!“

Hermine hatte unterwürfig genickt und es gar nicht abwarten können, sich in ihre Räume zurückzuziehen.



Am Morgen des 20. Septembers, es war ein Freitag, saß Hermine mit Nackenschmerzen beim Frühstück. Sie hatte die vergangenen Nächte immer in Snapes Büchern gelesen, hatte sich Notizen gemacht und in der Bibliothek nachgeschlagen.
Gähnend schaufelte sie sich Rührei auf ihren Teller.

„Schlafen Sie nicht gut, meine Liebe?“, fragte da Professor Dumbledore lächelnd, „Sie könnten Madame Pomfrey fragen, sie hat bestimmt etwas gegen Schlaflosigkeit. Aber- verzeihen Sie, Hermine, ich vergesse immer wieder, dass sie ja mittlerweile selbst Zaubertränke unterrichten und sich einen solchen Trank bestimmt mit Leichtigkeit selbst brauen können!“

Das stimmte.

„Schon gut, Professor. Es ist alles in Ordnung.“

Sie lächelte ihm über Snapes leeren Platz hinweg zu und bestrich sich ihr Brötchen mit Marmelade. In letzter Zeit hatte Snape oft bei den Mahlzeiten gefehlt, doch inzwischen machte sie sich kaum mehr darüber Gedanken. Er gab ihr allen Grund zu glauben, dass er einfach nicht länger in ihrer Gegenwart sein wollte, als unbedingt nötig war.



Zur ersten Stunde lief Hermine hinab in die Kerker. Snape würde jetzt die Zweitklässler von Hufflepuff und Ravenclaw unterrichten, und vielleicht kam sie ja noch rechtzeitig, um einem Rawenclaw-Schüler, Daniel Archer, eine Nachricht von McGonagall zu überbringen. Die alte Lehrerin hatte sie beim Frühstück darum gebeten.

Als sie durch die steinernen Gänge der Kerker ging, hörte sie Stimmen lauter werden. Sie beeilte sich und fand im Gang vor dem Zaubertränkeklassenzimmer eine Traube aus Schülern, die verängstigt an der Wand standen. Snape war auch da. Er war gerade dabei, einen kleinen Hufflepuff-Schüler zur Schnecke zu machen.

„Und was glauben Sie“, knurrte Snape ganz nah am Gesicht des kleinen pummeligen Jungen, der Neville Longbottom nicht unähnlich sah, „wer Sie sind?! Das bringt Ihnen einen Monat Nachsitzen und 30 Punkte Abzug von Hufflepuff, Williams!“

Als Snape Hermine bemerkte richtete er sich auf und trat einen Schritt von dem zitternden Jungen zurück.

„Ah, Professor Granger. Wie kann ich Ihnen helfen?“

Hermine schnaubte vor Wut. Der kleine Junge wirkte so verstört, und sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass er etwas so schwerwiegendes angestellt hatte, dass es ihm fairerweise ein Monat Nachsitzen und 30 abgezogene Hauspunkte einbrachte.

„Wie ich sehe, habe ich Sie wohl gerade bei Ihrer Lieblingsbeschäftigung, dem Bestrafen unschuldiger Schüler, gestört. Verzeihen Sie vielmals.“

Snape funkelte sie zornig an, und sie funkelte zurück.

Da entdeckte sie Daniel Archer in der Menge und reichte ihm mit einem freundlichen Lächeln das versiegelte Pergament.

Dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Szene vor ihr.

„Darf man fragen, was denn passiert ist? Ich denke nicht, dass ein so langes Nachsitzen angebra-“

Mit wenigen Schritten war Snape bei ihr, und Hermine fand sich mit dem Rücken an der Wand wieder.

„Oh, ich denke nicht, dass Sie mir sagen müssen, was für Sie denn angebracht ist, und was nicht, Professor!“, knurrte Snape mit wildem Blick.

Hermine kam sich schrecklich unterlegen vor, wollte sich aber vor den ganzen Schülern auf keinen Fall bloßstellen lassen.

„Nur weil Sie schlechte Laune haben, müssen nicht immer die Schüler für Sie herhalten!“, fauchte Hermine zurück.

Ihr war wohl bewusst, dass die Schüler ihren kleinen Schlagabtausch gebannt beobachteten.

„Wie können Sie es wagen!?“, keifte Snape, „Das wird Ihnen noch leidtun!“

Er war Hermine so nahe gekommen, dass er sie mit seinem gemeinen Blick förmlich aufzufressen schien. Einem Reflex folgend stieß Hermine ihm beide Hände vor die Brust, und Snape taumelte tatsächlich einen Schritt zurück.

„Wollen Sie mir etwa Hauspunkte abziehen, oder was!?“, knurrte sie zurück, doch Snape gab ihr keine Antwort. Er blinzelte ein paar Mal, und alle Farbe schien aus seinem Gesicht zu weichen. Er schwankte und schien Schwierigkeiten mit seinem Gleichgewichtssinn zu haben.

„Alle ins Klassenzimmer, aber schnell jetzt!“, rief Hermine den Schülern zu, und tatsächlich drängten die Kinder, immer noch verängstigt, in den Kerker.

Snape indes schien nach etwas zu suchen, woran er sich festhalten konnte. Schnell war Hermine bei ihm und versuchte, ihn auf ihre Schulter zu stützen. Sie trug nur sein halbes Gewicht, aber ihr war klar, dass wenn er sich jetzt dazu entschloss umzukippen, sie mit ihm zu Boden gehen würde.

„Prof- Severus, ist alles in Ordnung?“ Snape antwortete nicht, aber er schien sein Gleichgewicht langsam wieder zu finden.
Als er bemerkte, dass Hermine seinen Arm um ihre Schultern gezogen hatte, ließ er sie schnell los. Hermine erinnerte sich daran, ihn gestoßen zu haben.

„Ich ... ich wollte nicht ... Es tut mir leid, ich wollte Ihnen nicht wehtun!“, stammelte sie, doch Snape schüttelte nur den Kopf. Er war immer noch sehr bleich und anscheinend noch nicht wieder ganz bei der Sache.

„Haben Sie ... tut Ihnen etwas weh?“, fragte Hermine zaghaft, da erblickte sie plötzlich eine kleine, noch etwas gerötete Narbe unterhalb seiner rechten Augenbraue, die gestern bestimmt noch nicht dagewesen war. Sie spürte, wie sich Eis in ihr ausbreitete. War er gestern Abend etwa wieder verletzt worden? War er deshalb heute nicht zum Frühstück erschienen?

Da endlich schien Snape wieder Herr seiner Sinne zu werden.

„Ich ... es ist nichts.“, sagte er nur, richtete seine Roben und trat auf die Tür zum Klassenzimmer zu.

„Sind Sie sicher, dass Sie ... ich meine, wenn Sie sich nicht gut fühlen, kann ich den Unterricht übernehmen.“

„Dazu besteht kein Anlass.“, sagte Snape und wandte sich von ihr ab.

Doch Hermine ließ nicht locker. Sie packte ihn am Arm. Überrascht drehte er sich wieder um.

„Fehlt Ihnen wirklich nichts? Es ist nur ... ich mache mir Sorgen!“

Einen Augenblick lang war Hermine sich sicher, so etwas wie maßloses Erstaunen und Unglaube in seinem Blick gesehen zu haben, doch im nächsten Moment war es wieder vorbei.

„Dazu besteht kein Anlass.“, wiederholte er nur leise seine Worte und verschwand endgültig im Klassenzimmer.

Hermine seufzte und blickte auf die verschlossene Tür. Ihre Wut auf ihn war verschwunden. Wenn man mir das antun würde, was man ihm offensichtlich antut, würde ich auch alle anschnauzen, dachte sie nur und machte sich schließlich wieder auf den Weg.

+++

Nach dem Unterricht knallte Severus die Tür zu seinen Räumen lautstark zu. Das hatte ihm heute gerade noch gefehlt. Zuerst hatte sich diese Granger so unverschämt in seine Angelegenheiten eingemischt, und dann war er auch noch kurz davor gewesen, das Bewusstsein zu verlieren. Er hatte genau gespürt, wie seine Muskeln verkrampften, eine Nachwirkung des Cruciatus-Fluches. Ihm war fürchterlich schwindlig geworden, und plötzlich hatte er sich in ihrem Arm wiedergefunden. Er erinnerte sich an ihren erschrockenen Blick, und dann hatte sie sich auch noch nach seinem Wohlergehen erkundigt. Er schnaubte. Dennoch konnte er nicht verhindern, darüber nachzugrübeln, ob ihre Sorge ernst gemeint war. Es hatte so ausgesehen, außerdem trugen Gryffindors ihr Herz ja bekanntlich auf der Zunge. Aber andererseits ... niemand machte sich Sorgen um ihn, nicht Dumbledore, auch wenn er es behauptete, und auch sonst niemand. Er brauchte auch überhaupt keinen, der sich um ihn Sorgen machte, das redete er sich nun seit Jahren ein, und er würde jetzt nicht damit aufhören. Vermutlich hatte sie begriffen, woher sein Schwächeanfall herrührte, und sie hatte sich Sorgen um ihre Sicherheit und die ihrer Freunde und der restlichen Zauberwelt gemacht. Vielleicht hatte sie sich Sorgen gemacht, weil ihr klar war, dass ein toter Spion nicht viel brachte.

Severus versuchte sich auf seine Arbeit, die vor ihm lag, zu konzentrieren. Während er die Arbeiten dieser nichtsnutzigen Schüler auseinanderklaubte, schweiften seine Gedanken immer wieder ab. Er wusste, es war töricht, doch ein Teil von ihm wollte glauben, dass sie sich wirklich Sorgen um ihn, um sein Wohlergehen gemacht hatte, dass nicht immer alles andere auf dieser Welt wichtiger war.


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