4. Schulbeginn
James
Gelangweilt verfolgte ich die Häuserverteilung der Erstklässler und klatsche gespielt begeistert, wenn einer nach Gryffindor kam.
Ich musste immer wieder an das Gespräch mit Sissi denken, als wir uns in der Eingangshalle gesehen haben...
»Wer war eigentlich das... ähm- Mädchen von eben?«, fragte sie mich neugierig und betonte dabei das "Mädchen", wobei es sich eher anhörte, als ob sie Dreck in den Mund nehmen würde. Ich lachte leise.
»Das war eine Bekannte von mir... Lucy... Ähm, sie geht dieses Jahr neu nach Hogwarts«, erklärte ich ihr und verzog meinen Mund dabei.
Offenbar merkte sie, dass ich sie nicht sonderlich mochte und fragte: »Woher kennst du sie denn, dass sie so anhänglich ist? Du musst sie ja vor einem Drachen gerettet haben, dass sie so von dir schwärmt. Wobei... eigentlich hast du das nicht nötig, schließlich siehst du nicht wirklich schlecht aus«, lachte Sissi und ein hauch rosa legte sich auf ihre Wangen.
»Hast du gerade indirekt zugegeben, dass du mich heiß findest?«, fragte ich sie neckend und lobte mich für meinen Mut, ihr gegenüber so etwas zu sagen.
»Vielleicht...«, antwortete sie nur grinsend und verabschiedete sich mit einem atemberaubenden Lächeln von mir, was meine Knie augenblicklich weich werden ließ.
Vielleicht...
Ich konnte es einfach nicht fassen...
Sissi Rodríguez, Hogwarts' hübschestes Mädchen, fand mich, James Sirius Potter, vielleicht heiß?!
Auch wenn ich mir das vielleicht weg gewünscht hätte...
Aber trotzdem! Der Gedanke zählt.
Gerade kam ein Knirps namens Jake Williams nach Slytherin, als Sissi mich von der Seite anstupste.
Bei Merlins pink gestreifter Spitzenunterwäsche...! Seit wann saß sie da?!
Sie schien wohl meine Verblüffung bemerkt zu haben, da sie mich angrinste, bevor sie mir ihr Anliegen schilderte.
»Unsere Räumlichkeiten befinden sich in unmittelbarer Nähe des Gryffindorturms, hinter der Statue neben Barnabas dem Bekloppten. Das Passwort ist Schulsprecher.
Sehr einfallsreich, ich weiß«, fügte sie noch hinzu, als sie meine fragende Miene deutete.
Und wieder faszinierte mich dieses Mädchen. Sie konnte einem die Gefühle einfach im Gesicht ablesen.
»Ähm... Okay, da-danke«, stammelte ich und sah ihr noch nach, als sie sich wieder an ihren Platz setzte.
Langsam sickerten alle Informationen in mein Kopf.
Sissi und ich...
Unsere eigenen Räumlichkeiten...
Wir beide... Alleine...
Bei Merlin! Wie sollte das klappen? Ich soll sie jeden Tag sehen und meine Gefühle für mich behalten, ohne dass sie etwas merkt?!
Und die Schulsprecheraufgaben?!
Ich bin schon froh wenn ich in ihrer Anwesenheit überhaupt einen vollständigen Satz rausbekomme...
Scheiße...
Trotz der misslichen Lage konnte ich nicht leugnen, dass mir der Gedanke gefiehl, mit Sissi zusammen auf engsten Raum zu leben...
Was dachte ich da nur wieder?!
Sissi war meine Partnerin. Nicht mehr.
Sichtlich gesättigt und müde, hörten wir uns noch die jährlich gleichen, Regeln und Vorschriften, wie "kein zaubern auf den Korridoren" an.
Wahrscheinlich wurden diese sogar von Jahr zu Jahr langweiliger. Jedenfalls konnten wir danach in unsere Gemeinschaftsräume gehen...
Für Sissi und mich hieß es allerdings, unsere Räumlichkeiten zu beziehen.
Also verabschiedete ich mich schon vor dem Gryffindorgemeinschaftsraum von meinen Freunden und ging um die Ecke um das Bild von Barnabas dem Bekloppten zu finden. Von meinem Dad wusste ich, dass gegenüber dieses Gemäldes der Raum der Wünsche liegt. Allerdings hatte ich bisher noch nicht herausgefunden wie man ihn betritt.
Aber zurück in die Gegenwart: ich stand also vor besagter Statur und hatte keine Ahnung, was ich machen sollte. Soll ich einfach das Passwort sagen?
Da mir keine bessere Idee kam, sagte ich: »Schulsprecher«
Und Tatsache: die Statur verbeugte sich vor mir, machte einen Schritt zur Seite und entblößte somit einen schmalen und durch Fakeln beleuchteten Durchgang. Mit einem etwas mulmigen Gefühl in der Bauchgegend, betrat ich die Schulsprecherräumlichkeiten. Und WOW.
Als erstes fiel mir ein riesiger Gryffindorbanner ins Auge, der an der gegenüberliegenden Wand, über einem gemütlichen Kamin hing. Davor stand eine Sitzgruppe mit einem großen Tisch in der Mitte.
Rechts neben dem Eingang, standen zwei große Schreibtische nebeneinander und erinnerten mich an die ganzen Aufgaben der Schulsprecher.
Mein Blick streifte zwei gleiche nebeneinander liegende Türen, welche jeweils mit unseren Namen versehen waren. Unsere Schlafräume.
Ich ging direkt auf die linke Tür zu, auf der in kursiven Lettern James Sirius Potter stand.
Sissi wollte ich heute besser nicht mehr begegnen. Außerdem war ich von der langen Reise und dem Festessen müde geworden.
Morgen war auch noch ein Tag.
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