von ChrissiTine
2. Dezember: Keine Freunde mehr
Und dabei hatte er heute Morgen noch gedacht, dass es ein stinknormaler Tag werden würde. Er hatte wie üblich zusammen mit Al am Slytherintisch gefrühstückt und dabei mit ihm die Pläne für das nächste Training besprochen. Sie hatten mittlerweile eine ganz passable Mannschaft zusammengestellt, aber es fehlte die Eingespieltheit der letzten zwei Jahre, die es ihnen ermöglicht hatte, im letzten Schuljahr siegreich zu sein.
Zwischenzeitlich wurden sie von Carolina Matthews unterbrochen, die vom Hufflepufftisch zu ihnen geschlendert kam. Scorpius war im letzten Schuljahr zwei Monate mit ihr zusammen gewesen und hatte sich schließlich am Ende der fünften Klasse von ihr getrennt. Sie war lieb und nett, sah gut aus und er mochte sie auch ganz gerne, aber es hatte einfach nicht gefunkt und es erschien ihm die Mühe nicht wert, die Beziehung über die langen Sommerferien aufrecht zu erhalten. Es hatte ihm leidgetan, ihr wehzutun, denn sie mochte ihn auch, aber es hatte ihn dennoch nicht davon abgehalten. Und wenn er wirklich so empfunden hatte, dann konnte die Liebe zwischen ihnen wirklich nicht so groß gewesen sein, oder? Wenn sie überhaupt dagewesen war. Sicher war er sich da nicht.
Carolina wollte dennoch nicht so schnell aufgegeben, und auch wenn sie seine Entscheidung anfangs akzeptiert hatte, hatte sie ihn seit Beginn des neuen Schuljahres schon mehr als einmal aufgesucht und versucht, ihn zu einem neuen Anfang zu überreden.
„Und wenn du dem Jäger mit einem Klatscher blockierst, dann könnte ich zwischen dir und dem Jäger durchfliegen, ungefähr so", Al hielt einen Salzstreuer und ein Brötchen in die Luft, während er mit der Gabel, die er sich in den Mund gesteckt hatte, seinen Flugweg zu simulieren versuchte. Dabei sah er so lächerlich aus, das Scorpius sich nur sehr mühsam davon abhalten konnte, laut loszulachen.
„Hallo Scorpius."
Überrascht spukte Al die Gabel wieder aus und schaute zu Carolina, die hinter ihm stehen geblieben war. Sie schaute Al mit hochgezogenen Augenbrauen an. Der warf seinem besten Freund einen kurzen Blick zu, schnappte sich sein Brötchen und stand auf. „Ich wollte Rose sowieso noch was wegen Alte Runen fragen." Das war natürlich gelogen, denn das war das einzige Fach, in dem Al seiner Cousine haushoch überlegen war, aber als Ausrede war sie so gut wie jede andere.
Scorpius sah seinem besten Freund hinterher, der durch die Große Halle ging und sich am Gryffindortisch neben Rose, Lily und Hugo setzte. Rose drehte sich verwundert um, als Al auftauchte. Fragend schaute sie zu Scorpius. Ein wissender Ausdruck erschien auf ihrem Gesicht, als sie Carolina erblickte und sie wandte sich mit gerunzelter Stirn wieder ihrem Frühstück zu.
„Was willst du denn?", fragte Scorpius schließlich kurz angebunden seine Exfreundin, die sich neben ihn auf die Bank fallen ließ. Sie ergriff nervös Als Gabel und drehte sie in ihren schlanken Fingern.
„Ich wollte nur mit dir reden", sagte sie entschuldigend. „Al hätte nicht gehen müssen, das wollte ich nicht."
„Ist jetzt ja auch egal", murmelte Scorpius und wandte sich wieder seinen Pfannkuchen zu. Wie in aller Welt konnte er ihr nur begreiflich machen, dass sie nicht noch einmal zusammen kommen würden?
„Hast du gut geschlafen?", fragte sie mit einem zögerlichen Lächeln.
Er seufzte. Sie hatte ein wirklich hübsches Lächeln, aber mittlerweile schlug sein Herz nicht mal mehr einen Deut schneller, wenn er es sah, so wie vor ein paar Monaten noch. So Leid es ihm auch tat, sie war einfach nicht mehr, was er wollte.
„Caro, das geht dich wirklich nichts mehr an." Vielleicht sollte er nicht nett sein. Es schien nichts zu bringen. Vielleicht war es besser, wenn er abweisend war. Dann würde sie vielleicht eher begreifen, dass es endgültig aus war.
Ihr Lächeln verschwand und sie wandte verletzt den Blick ab. „Du musst wirklich nicht gemein sein, Scorpius", flüsterte sie. „Ich wollte doch nur als eine Freundin wissen, wie es dir geht. Du hast doch gesagt, dass wir Freunde bleiben können."
„Willst du das denn?", erwiderte er barsch. Jedes Mal, wenn sie mit ihm sprach, versuchte sie mit ihm zu flirten und erinnerte ihn an ihre Beziehung. Wie er mit ihr nach Hogsmeade gegangen war und ihr Schokofrösche im Honigtopf gekauft hatte, wie er sie auf dem Nachhauseweg geküsst hatte. Wie sie ihm um den Hals gefallen war, als sie den Quidditchpokal gewonnen hatten und wie sie einmal eine Stunde lang hinter den Gewächshäusern herumgeknutscht hatten. Es war eine schöne Zeit gewesen, aber er wünschte sie sich nicht zurück, nicht so wie sie und so lange konnten sie doch unmöglich Freunde sein. „Ich hab das Gefühl, dass du immer noch mehr sein willst als das und das geht nicht mehr. Es tut mir Leid, Caro, aber ich glaube, es ist besser, wenn wir nicht mehr befreundet sind."
„Aber … Scorpius" Tränen traten ihr in die Augen und sie blinzelte. „Ich wollte doch nur … bitte … ich hab dich in den Ferien so vermisst. Ich weiß, dass deine Familie nicht von mir begeistert ist, aber wenn wir zusammen halten … ich meine … bitte …"
„Mit meiner Familie hat das nichts zu tun", widersprach er vehement. Sie war ein Halbblut und er konnte sich ausmalen, dass seine Großeltern darüber alles andere als begeistert sein würden, aber darum ging es doch nun wirklich nicht. „Ich will einfach nicht mehr mit dir zusammen sein. Es tut mir Leid, dass ich dir das so sagen muss, aber es ist so. Du bist ein wirklich tolles Mädchen und ich hab dich mal sehr gemocht, aber …" Er schüttelte den Kopf und zwang sich, weiterzusprechen, obwohl ihr mittlerweile dicke Tränen die Wangen herunterkullerten. „Aber jetzt nicht mehr und es wäre nicht fair, noch mit dir zusammen zu sein. Und ich glaube nicht, dass es gut ist, wenn wir befreundet sind. Das tut dir doch nur noch mehr weh."
„Darum musst du dir keine Sorgen machen", erwiderte sie und wischte sich unwirsch die Tränen aus den Augen. „Ich werde dich nicht mehr belästigen. Merlin weiß, was für ein Schatten sonst auf das Haus der Malfoys fallen würde." Sie schmiss die Gabel auf den Tisch, stand auf und verließ schnellen Schrittes die Eingangshalle.
Scorpius stützte den Kopf in die Hände und schaute traurig auf seine mittlerweile kalten Pfannkuchen. Warum musste das Ganze nur so kompliziert sein? Letzte Weihnachten war er in Enid Belby verknallt gewesen, die leider aus unerfindlichen Gründen einen Narren an James Potter gefressen und ihm einen Korb nach dem anderen gegeben hatte, egal, wie häufig er es auch versucht hatte. Er hatte sich damals auch nicht mit nur einem nein abspeisen lassen, was wohl daran lag, dass ihm sein Dad beigebracht hatte, dass man so ziemlich alles bekommen konnte, wenn man es nur lange genug versuchte. Carolina machte ja eigentlich nur, was er auch getan hatte. Aber irgendwann hatte er eingesehen, dass er einfach keine Chance hatte und Enid sich nicht einfach in ihn verlieben würde, nur weil er es wollte. Dann war Carolina auf der Bildfläche erschienen und sie hatte seine Gefühle erwidert, wenn auch viel stärker, als seine es je gewesen waren. Aber vielleicht hatte sie jetzt endlich begriffen, dass aus ihnen nichts mehr werden würde und fand jemanden, der sie so sehr mochte, wie sie ihn. Verdient hätte sie es.
„Hey, alles in Ordnung?"
Scorpius sah auf und zwang sich zu einem Lächeln. „Sicher. Wieso nicht?"
„Weil du deine Pfannkuchen sonst schon alle aufgegessen hättest", erwiderte Al und setzte sich wieder auf seinen Platz. „Hast du das mit Caro endlich geklärt?"
Er zuckte mit den Schultern. „Hoffentlich. Aber ich hab anscheinend keine Ahnung von Frauen, also was weiß ich schon?" Er hatte schon bei ihrer Trennung gedacht, dass zwischen ihnen alles geklärt war, aber das war ja offensichtlich nicht der Fall.
„Mich kannst du nicht fragen", erwiderte Al abwehrend. „Ich war nur mit Della zusammen und du weißt ja, wie das gelaufen ist." Della war mehr an seiner berühmten Familie interessiert gewesen als an ihm und obwohl es Al das Herz gebrochen hatte, hatte er sich schließlich von ihr getrennt. Und dann das nächste halbe Jahr Liebeskummer gehabt. Mittlerweile hatte er seine ganze Energie auf die Schule und das Quidditch umgeleitet, womit er sehr zufrieden war. Und dem Team hatte es definitiv nicht geschadet.
Lustlos stocherte Scorpius in seinen Pfannkuchen herum, aber der Appetit war ihm vergangen.
„Jetzt mach nicht so ein Gesicht", sagte Al aufmunternd und klopfte ihm auf die Schulter. Er griff nach dem Salzstreuer. „Lass uns über was anderes reden. Mir ist nämlich gerade noch eine Idee gekommen. Wenn du den Sucher zum Beispiel so blockieren würdest …" Er hielt ihm einen Krug mit Kürbissaft unter die Nase und umkreiste ihn mit dem Salzstreuer. „Dann wären wir doch unschlagbar, oder?"
TBC …
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A/N: Keine Sorge, ihr bekommt bald mehr von Rose und Scorpius zu lesen, auch wenn die beiden nicht in jedem Kapitel zusammen auftreten werden und manche auch etwas kürzer sind, irgendwie musste ich die 24 Kapitel dieses Jahr schließlich vollkriegen, so einfach ist das nicht.
@Aleyshanee: Danke für deinen Kommentar, freut mich, dass dir die FF bisher gefällt.
@Hobbit: Super, dass dir der Anfang gefällt. Danke für deinen Kommentar.
@Schwesterherz: Wow, so viel Lob gleich am Anfang, mal sehen, ob ich am Ende auch noch so viel kriegen werde. Ja, der Spruch kommt schon recht spät, das stimmt. Ich hab mir gedacht, vllt. liegt das daran, dass Wasser ein Element ist und deshalb vllt schwerer, aber Feuer konnte Hermine schon in der ersten Klasse machen, also vllt nicht. Aber immerhin stimmt's bei mir wenigstens mit dem Cannon überein, das ist doch auch schon mal was ;). Danke für deinen Kommentar.
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