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Fanfiction

Ex Domo - In der Bibliothek

von NamYensa

Gleich nach dem Wochenende, am Montagnachmittag, traf Yuna sich mit Blaise, um in der Bibliothek nach Informationen zu ihrem Trank des klaren Geistes für Snapes Tränkeprojekt zu suchen. Sie saßen an Yunas Lieblingsplatz, einem Tisch am Fenster, direkt hinter der letzten Regalreihe. Hier hinten war die Muggelkundeabteilung, weshalb sich nur wenige Schüler hierher verirrten. Es war der ideale Platz, um ungestört zu arbeiten.
Nachdem vor einiger Zeit irgendjemand unbefugt einige Bücher per Accio durch ein offenstehendes Fenster aus der Bibliothek gemopst und nie zurückgebracht hatte – der oder die Schuldige wurde nie entlarvt –, waren sämtliche Bücher gegen magische Entnahme gesichert worden. Seitdem mussten die Schüler jedes Buch einzeln per Hand aus den Regalen ziehen, was natürlich sehr viel mehr Zeit kostete, als sie einfach zu mehreren herauszuzaubern. Außerdem schlich Madam Pince jetzt noch öfter als früher durch die Reihen, um jeden Anwesenden zu kontrollieren und misstrauisch zu beäugen. Es könnte sich ja wieder ein unverschämter Dieb mit unlauteren Absichten in ihrem Allerheiligsten herumtreiben. Diese Kontrollen und vor allem die zeitraubende händische Büchersuche waren den Schülern natürlich äußerst lästig.
Während also Blaise unermüdlich die verschiebbare Leiter hinauf- und hinunterkletterte, um die Regale zu durchforsten, dabei zahlreiche in Frage kommende Bücher herauszog und nach hinten zu Yuna an den Tisch schleppte, durchblätterte sie seine Funde. Nach fast dreistündiger Suche, als sie schon entnervt aufgeben wollten, stießen sie endlich auf einen alten, abgegriffenen Schinken mit dem Titel Das Erbe des Altmeisters: Fast vergessene Zaubertränke. In dem Buch fand sich eine ganze Anzahl alter Rezepte, unter anderem auch das für ihren Trank.
"Puh, das wurde aber auch langsam Zeit", stöhnte Blaise und ließ sich scheinbar völlig entkräftet neben Yuna auf den Stuhl fallen. "Morgen werde ich kaum aus dem Bett kommen vor lauter Muskelkater in den Beinen. Ständig die lange Leiter rauf und runter! Ich wette, Snape hat das Buch mit voller Absicht ganz oben im allerletzten Regal versteckt, nur um uns die Suche so schwer wie möglich zu machen."
"Gut denkbar", nickte Yuna und rieb sich die Schläfen, weil ihr vom vielen Bücherwälzen und Lesen unzähliger Inhaltsverzeichnisse inzwischen ein wenig der Kopf brummte. "Zuzutrauen wäre es ihm."
Während sich Blaise, die Beine von sich gestreckt, neben ihr auf seinem Stuhl räkelte und sich erholte, zog Yuna eine Rolle Pergamentpapier, Federkästchen und Tinte aus ihrer Tasche hervor und machte sich daran, das Rezept abzuschreiben. Dabei stellte sie verärgert fest, dass das Buch nur mühsam zu lesen war, so stark waren die Seiten vergilbt, mit ominösen Flüssigkeiten verkleckst und die Schrift zum Teil verblasst.
"Hoffentlich habe ich alles richtig entziffert", meinte sie schließlich, als sie die letzte Zeile des Rezeptes auf ihrem Pergament notiert hatte, das Geschriebene noch einmal mit dem Buch abglich und schließlich die Feder beiseite legte. "Warum kann eigentlich niemand mal die alten Bücher hier restaurieren? Dann könnte man sie wenigstens wieder vernünftig lesen. Bei uns in der Akademie für Magie war die Bibliothek tipptopp in Schuss."
"Du hast recht, das sollte man mal als Verbesserungsvorschlag an die Schulleitung weiterreichen", stimmte Blaise ihr zu. "Aber ich bin sicher, dass du alles richtig abgeschrieben hast. Besorgst du die Zutaten oder soll ich das machen?"
"Das kann ich übernehmen, ich will morgen Nachmittag sowieso ins Dorf. Aber wir brauchen Silbernatterzähne und ein Zyklop-Auge, das sind Ingredienzien der Gefahrenklasse B1, die kriegen wir im Mistelzweig nicht ohne Snapes Bewilligung." Sie grinste fies. "Das ist dein Part, du bist näher an Snape dran. Meinst du, du kriegst den Wisch bis morgen Mittag von ihm?"
"Klar, das wird kein Problem sein. Und wann wollen wir loslegen und den Trank ansetzen?"
"Sobald wir die Zutaten haben, würde ich sagen. Im Rezept steht –", Yuna warf einen Blick auf ihre Notizen und fuhr mit dem Finger die Zeile entlang, "der Trank braucht vierzehn Tage für die Zubereitung und dann noch zwei Tage zum Reifen. Also sollten wir möglichst bald damit anfangen. Am besten starten wir gleich am Mittwoch."
"Okay, mal sehen …" Blaise schob die Bücher auf dem Tisch ein Stück beiseite und wühlte sich durch ein paar Blätter, die er aus seiner Tasche genommen hatte. Er zog den Stundenplan für die Teams daraus hervor und warf einen Blick darauf. "Snape hat sich das wirklich blöd ausgedacht. Warum hat er es nicht einfach uns selbst überlassen, wie wir uns die Arbeit in den Labors einteilen? Glaubt er, wir sind zu doof dafür?" Er schob Yuna den Zettel hin. "Hier – am Mittwoch sind von neun bis elf Draco und Sterling dran, nach dem Mittagessen von eins bis drei Pansy und Weasley, und wir beide dann anschließend bis fünf. Am Donnerstag ist es alles versetzt, da geht es morgens mit uns beiden los. Und in der ersten Schulwoche ist es dann wieder ganz anders, weil wir da nur nachmittags und abends ins Labor können. Merlin, ist das umständlich! Ohne Plan kann sich das wirklich kein Mensch merken. Und außerdem –", er schnippte den Plan über den Tisch, "morgens um neun passt mir gar nicht."
"Warum nicht?" Yuna fing an, ihre Sachen in die Tasche zu packen. "Die Uhrzeit ist doch völlig egal, wir haben doch Ferien."
"Eben drum. Da wollte ich ganz gerne ausschlafen."
"Ausschlafen …" Sie lachte. "Aber da bist du bestimmt nicht der Einzige, die anderen wollen das vielleicht auch mal. Also ist die Aufteilung im Plan schon ganz gerecht so. Außerdem sind wir nur zweimal pro Woche morgens dran."
"Tja, ein Blaise Zabini braucht eben seinen Schönheitsschlaf", hörten sie eine Stimme hinter sich, und die kam so unerwartet, dass sie beide erschrocken herumfuhren. Draco war von ihnen unbemerkt hinter der Bücherwand hervorgetreten und stand nun, mit seiner Schultasche unter dem Arm und lässig einen Kaugummi kauend, vor ihnen.
"Was machst du denn hier?", fragte Blaise überrascht.
"Ähm …" Im ersten Moment wirkte Draco wie ertappt und schien sich erst einmal eine Antwort überlegen zu müssen. "Na, was wohl", sagte er dann, "vermutlich dasselbe wie ihr."
"Du suchst nach dem Rezept für das Tränkeprojekt?"
"Genau das."
Dabei sah er nicht Blaise, sondern Yuna an, und dieser Blick aus seinen Augen genügte, um ihr Herz gleich ein bisschen schneller schlagen zu lassen. Im Stillen verfluchte sie sich dafür, dass sie schon wieder nervös wurde. Verflixt nochmal! Wieso konnte sie in Dracos Gegenwart einfach nicht mehr locker sein? Vor einer Woche war alles noch so einfach gewesen, sie hatte völlig ungezwungen mit ihm reden können. Auf einmal ging das nicht mehr.
"Und? Bist du fündig geworden?", wollte Blaise wissen und grinste hinterhältig, weil er wohl wusste, wie die Antwort lautete.
"Nein", gab Draco zu. "Aber ich habe auch noch gar nicht gesucht. Ich habe eure Stimmen gehört, und da dachte ich mir, bevor ich mich durch die staubigen Regale quäle, frage ich einfach mal, ob ihr schon Erfolg bei eurer Suche hattet."
"Ja, hatten wir", bestätigte Yuna sofort, deutete auf das Buch des Altmeisters und zwang sich, nach außen hin möglichst gelassen zu wirken. "Welchen Trank hat Snape dir und Freya denn zugeteilt?"
"Na, dieses bescheuerte Elixier der angenehmen Träume", erklärte Draco, und plötzlich zuckten seine Mundwinkel. "Aber immer noch besser als der Traumlos-Schlaftrank …"
Yuna schluckte diese kleine Anspielung und schmunzelte nur. Die Sache mit der Muschelsuppe hatte Draco offenbar immer noch nicht vergessen.
"Dann schau mal hier rein", empfahl sie ihm und reichte ihm das Buch. "Ich bin ziemlich sicher, dass ich im Inhaltsverzeichnis das Rezept dafür gesehen habe."
"Hey!", fuhr Blaise dazwischen. "Wir haben Stunden gebraucht, um das richtige Buch zu finden! Lass den faulen Sack doch gefälligst selbst nach seinem Rezept suchen!"
"Sei nicht albern." Draco grinste und warf seine Tasche auf den Tisch. "Wo soll ich denn suchen, wenn das Rezept in genau diesem Buch steht? Willst du den Schmöker erst wieder irgendwo in den Regalen verstecken, nur damit ich selbst ran muss?"
"Ja", gab Blaise missgelaunt zurück, "das entspricht so ungefähr meinen Vorstellungen. Es würde dir überhaupt nicht schaden, wenn du selber –"
"Jetzt hör schon auf", würgte Draco ihn ab, boxte ihm spielerisch gegen die Schulter und nahm Yuna das Buch des Altmeisters ab. Während Blaise noch irgendetwas wie "Leiter" und "Muskelkater" vor sich hin grummelte, hatte Draco das Buch schon aufgeschlagen und fuhr mit dem Finger über das Inhaltsverzeichnis.
"Bestens", nickte er zufrieden, als er das Gesuchte gefunden hatte. "Habt ihr mal ein Stück Papier, damit ich mir das Rezept abschreiben kann?"
"Zauber dir doch eins", gab Blaise leicht verärgert und vielleicht auch ein bisschen zu schroff zurück, so dass Draco ihn erstaunt ansah.
"Warum bist du eigentlich so grantig?", grinste er. Doch auf einmal keimte wohl ein ganz bestimmter Verdacht in ihm auf, denn sein Grinsen verschwand und machte einem wachsamen Ausdruck Platz. Er hielt sogar im Kauen seines Kaugummis inne, und sein Blick ging prüfend zwischen seinem Freund und Yuna hin und her. "Störe ich irgendwie? Soll ich wieder gehen?"
"Du störst immer, Draco", sagte Blaise ungerührt, grinste nun aber doch.
"Nein, tust du nicht", widersprach Yuna schnell, um mögliche Missverständnisse gleich aus dem Weg zu räumen. Das fehlte noch, dass Draco glaubte, sie könnte hier mit Blaise geturtelt haben. Rasch zog sie die Rolle Pergamentpapier aus ihrer Tasche und reichte sie ihm.
"Okay." Er griff danach und ging um den Tisch herum, wo er sich einen Stuhl heranzog und sich zu den beiden dazusetzte. Dann blätterte er die Rezeptseite im Buch auf und studierte die Zutatenliste. "Hey, klasse – Morboltentakel!", rief er begeistert.
"Was ist denn an denen so klasse?", fragte Blaise eher gelangweilt.
"Gefahrenklasse C2", erklärte Draco knapp. "Hochgiftig, das Zeug. Eine kleine Berührung ohne Schutzhandschuhe, und du bist blind, stumm und verwirrt."
"Cool", erwiderte Blaise trocken und verdrehte die Augen. Yuna kicherte.
"Na, besser als langweilige Aalaugen, oder nicht?" Draco schüttelte verständnislos den Kopf. "Wo bleibt denn der Spaß, wenn nicht auch ein bisschen Nervenkitzel dabei ist?" Er schob seine Tasche etwas zur Seite, rollte das Pergamentpapier vor sich auf dem Tisch aus und strich es glatt. "Okay, dann brauche ich jetzt nur noch eine Feder und Tinte." Dabei legte er seinen Arm mit geöffneter Hand vor Yuna auf den Tisch und sah sie abwartend an.
"Sonst noch was?", meckerte Blaise. "Deinen Trank braust du aber schon selber, oder sollen wir das auch für dich erledigen?"
"Als hätte ich es nötig, dass mir jemand einen Trank braut", spöttelte Draco. "Das mache ich schon lieber selbst."
Yuna wunderte sich ein bisschen. Irgendwie war es doch gar nicht typisch für den ehrgeizigen Draco Malfoy, in die Bibliothek zu kommen, ohne irgendwelche Arbeitsmaterialien mitzubringen, und sich stattdessen auf die Hilfe anderer zu verlassen. Dabei hatte er doch seine Schultasche dabei. Allerdings wirkte sie erstaunlich leicht und leer. Was hatte er denn da drin, wenn nicht seine Schreibsachen? War da überhaupt was drin? Na egal, sie würde ihn natürlich nicht im Regen stehen lassen, also bückte sie sich nach ihrer eigenen Tasche, holte nach der Pergamentrolle nun auch Federkästchen und Tintenfass wieder heraus und baute sie vor ihm auf dem Tisch auf.
Als Draco nach der Tinte griff, streiften seine Fingerspitzen kurz Yunas Hand. Es war nur eine leichte Berührung, doch sie ging ihr durch und durch. Genauso wie an ihrem Abreisetag zur Insel, als sie beide gleichzeitig den Portschlüssel anfassen wollten und stattdessen ungewollt die Hand des anderen berührt hatten. 'Lass das, Bennett! Pass auf, wo du hingrapschst!', hatte Draco sie angeblafft. Aber nicht nur ihm, nein, auch ihr selber war die unfreiwillige Berührung nicht angenehm gewesen. Inzwischen hatte sich jedoch einiges geändert. Heute war es die gleiche Berührung, aber ein ganz anderes Gefühl – ein Gefühl, das Yunas Herz heftig klopfen ließ. Dummerweise war ihr erster Reflex, die Hand so hastig zurückzuziehen, dass das Tintenfass umfiel. Draco sah sie daraufhin mit einem seltsamen Ausdruck an, sagte aber nichts, sondern stellte das Fass einfach wieder hin, schraubte den Deckel ab und griff dann nach dem Federkästchen.
"Du bist viel zu nett zu dem Kerl", brummte Blaise, der immer noch beleidigt aussah und sich nun mit vor der Brust verschränkten Armen in seinem Stuhl zurücklehnte.
"Ich bin ja auch eine Gryffindor", entgegnete sie scherzhaft, wofür sie von Draco einen belustigten Blick erntete.
"Na, dann wollen wir doch mal sehen, was die Gryffindor anzubieten hat", quittierte er ihre Worte mit hochgezogener Augenbraue und einem leicht herablassenden Lächeln, öffnete das lange, schmale Kästchen und nahm die darin liegende Feder in die Hand. Mit Kennermiene musterte er sie, ließ mehrmals Schaft und Fahne durch die Finger gleiten, rollte prüfend die Spule zwischen Daumen und Zeigefinger und besah sich auch die Schreibspitze sehr genau. Yuna wusste nicht so recht, was sie davon halten sollte. Dafür, dass er nur ein Rezept abschreiben wollte, machte er ziemlich viel Aufhebens um die Feder.
"Perlhuhn, richtig?", wollte er nach Abschluss seiner kritischen Begutachtung wissen.
"Ja, Guinea-Henne", erklärte Yuna, weil sie fand, dass das besser klang als Perlhuhn und weil sie eigentlich ein bisschen stolz auf diese hübsche, getüpfelte Feder war, auch wenn sie nicht gerade zur Elite unter den Schreibfedern zählte. Was gefiel ihm denn daran nicht?
"Hm …", machte Draco nur skeptisch, formte lässig eine Blase mit seinem Kaugummi und ließ sie wieder platzen, "Perlhuhnfedern sehen ganz nett aus. Aber kann man damit auch schreiben?" Er tauchte die Feder mit Bedacht ins Tintenfass, zog sie wieder heraus und stippte sie ein paar Mal über dem Pergament. Prompt fielen zwei Tropfen.
"Einfacher Stahl, oder?", vermutete er mit einem geringschätzigen Blick auf die Spitze und rümpfte die Nase. "Kleckst ein bisschen. Hast du keine andere?"
Yuna blieb für einen Moment die Spucke weg. Sie wusste einfach nicht, was sie sagen sollte. Dafür, dass Draco kein eigenes Schreibzeug mitgebracht hatte und auf ihres angewiesen war, fand sie seine Anspruchshaltung eigentlich ganz schön frech und anmaßend. Typisch Malfoy eben. Außerdem kränkte es sie, dass er sich so abfällig über ihre hübsche Feder äußerte, auch wenn sie ihm das natürlich nie gesagt hätte. Aber das war auch nicht nötig; im Gegensatz zu ihr hielt Blaise nämlich nicht den Mund.
"Jetzt ist es aber gut!", schimpfte er und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. "Nicht jeder hat so eine erlesene Rotmilanfeder mit vergoldeter Spitze wie du! Wenn dir diese Feder nicht passt, dann hol dir doch deine eigene! Vielleicht bestehst du ja auch noch auf einer besonderen Tintenfarbe, dann bring dir die auch gleich mit!"
Er hatte noch gar nicht ganz geendet, als Dracos Gesicht sich auch schon zu einem Grinsen verzog. "Reg dich ab, Blaise, das war ein Scherz", stellte er richtig. "Hier – bevor du platzt, lutsch ein Bonbon, das beruhigt." Er griff in seine Hosentasche, holte eine Handvoll Pfefferminzbonbons heraus und warf sie auf den Tisch." Außerdem könntest du mal die ganzen Bücher hier vom Tisch wegräumen, ich hab ja kaum Platz."
Ohne eine weitere Antwort abzuwarten oder auf Blaise' säuerlich verzogene Miene und sein beleidigtes Schnauben zu achten, tauchte er die Feder wieder ins Tintenfass, grinste noch einmal und begann zu schreiben. Yuna kicherte leise vor sich hin. Ein Scherz der Marke Malfoy, und sogar Blaise war darauf hereingefallen.
Während Draco sich seine Notizen machte, konnte Yuna ihn ungestört beobachten. Es war schon seltsam: Auf der Insel waren sie so nahe beieinander gewesen und hatten sich tagtäglich gesehen, aber sie hatte ihn nie wirklich angesehen. Jetzt, da sie ihn mit anderen Augen sah, fielen ihr Details auf, die sie vorher nie bemerkt hatte – der silbrige Schimmer in seinem hellblonden Haar, das jetzt, da durch das Fenster die Sonne darauf fiel, richtig leuchtete; sein schmales Gesicht mit den hohen Wangenknochen; die zu seinem hellen Haar so erstaunlich kontrastreichen, auffallend dunklen und dichten Augenbrauen; die Lippen, die er gerade in diesem Moment mit der Zungenspitze benetzte – ob sie wirklich so weich waren, wie sie aussahen? Und er roch auch wieder so gut – Yuna atmete unauffällig tief ein – nach seinem würzig-herben Duft. Ihr Blick wanderte zu seiner Hand, die die Feder zügig über das Pergament führte. Wieso war ihr eigentlich bisher nie aufgefallen, was für schöne Hände er hatte? Schmale, gepflegte Hände mit schlanken Fingern. Pianistenhände. Sie schmunzelte. Ihr Dad hätte sie wahrscheinlich als Nichtstuer-Hände bezeichnet, denn man sah ihnen an, dass sie zweifellos noch nie hatten arbeiten müssen. Wie es wohl wäre, über die Ländereien zu schlendern – ihre Hand in seiner? Wie es sich wohl anfühlte, diese Hand in ihrem Haar zu spüren oder von ihr liebkost zu werden? Bei dieser Vorstellung überlief sie ein kleiner wohliger Schauer.
Als hätte Draco ihre Blicke auf sich gespürt, schaute er in diesem Moment von seinem Pergament auf und sah sie mit seinen stahlgrauen Augen an. Merlin, diese Augen! Sie könnte darin versinken! Sofort spürte sie, wie ihr eine leichte Röte ins Gesicht stieg, denn sie fühlte sich ertappt. Hatte er etwa gemerkt, dass sie ihn so angestarrt hatte? Doch Draco legte nur seinen Finger auf eines der Bonbons und schob es wortlos, aber mit einem kleinen Lächeln zu ihr herüber, ehe er sich wieder über seine Notizen beugte und weiterschrieb. Yuna nahm das Bonbon, wickelte es aus und steckte es sich in den Mund. Es schmeckte herrlich frisch, das kühle Prickeln war angenehm auf der Zunge, und die leichte Schärfe machte den Kopf wieder frei und klärte ihre Gedanken. Und das war auch gut so, bevor sie noch tiefer in ihren Träumereien versinken und ihre Fantasien in ganz andere Dimensionen abdriften konnten. Am Ende würde sie sonst noch vor lauter Schmacht vom Stuhl rutschen. Fast war sie froh, als Draco die Feder endlich beiseite legte und sich auf seinem Stuhl zurücklehnte.
"Das war's", lächelte er zufrieden, trennte das beschriebene Stück Pergament von der Rolle und wedelte damit, um die feuchte Tinte zu trocknen.
"Ja", knurrte Blaise, "drei Stunden Arbeit für uns, ganze fünf Minuten für dich."
"Motz nicht", schmetterte Draco ihn ab. "Dafür habe ich neulich Ordnung in dein Chaos gebracht. Das hat mich viel meiner wertvollen Zeit gekostet."
"Mein Chaos?", rief Blaise empört und fuhr aus seiner lümmelnden Haltung auf. "Hast du eben mein Chaos gesagt? Wer hatte das denn bitteschön veranstaltet?"
"Na, du selbst natürlich."
"Ach ja? War ich es etwa, der da gewütet hat wie ein knallrümpfiger Kröter?"
"Ich habe nicht gewütet, sondern nur die Basis für eine Neustrukturierung geschaffen."
Die beiden kabbelten, meckerten und frotzelten sich noch eine Weile, und Yuna kicherte vor sich hin. Es war schon ganz lustig, ihnen dabei zuzuhören. Denn dass das alles nicht ernst gemeint war, war ihr völlig klar. Im Grunde war es ganz ähnlich wie das Gekabbel zwischen Harry und Ron. In diesem Punkt waren die Jungs wohl alle gleich.
"Jedenfalls kann es jetzt mit dem Tränkebrauen losgehen", wurde Draco schließlich wieder ernst, rollte sein inzwischen getrocknetes Pergamentblatt zusammen und sah Yuna eindringlich an. "Auf dass der Bessere gewinne. – Stimmt's, Bennett?"
Seine letzten Worte waren eindeutig eine Erinnerung an ihre Wette. Vielleicht glaubte er, Yuna habe sie vergessen. Sie sah sein siegessicheres Lächeln mit der leicht angehobenen Braue, lächelte zurück und hoffte, dass sie selbst genauso siegessicher wirkte wie er.
"Worauf du Gift nehmen kannst, Malfoy", erwiderte sie todernst. "Gegen mich hast du sowieso keine Chance."
"Das werden wir ja sehen. Jedenfalls solltest du den Mund nicht zu voll nehmen."
"Die Frage ist doch wohl, wer den Mund hier zu voll nimmt."
"Och nö, fangt jetzt bloß nicht wieder mit euren blöden Feindseligkeiten an", ging Blaise dazwischen, der gerade seine Pergamentblätter zusammenraffte und natürlich nicht wissen konnte, worum es ging und dass das kleine Wortgefecht nicht böse gemeint war. Vielleicht befürchtete er wirklich, dass die Stimmung kippen könnte, jedenfalls erhob er sich ziemlich abrupt von seinem Stuhl und sah auf Yuna herunter. "Wir sind dann auch fertig hier, oder?", setzte er nach, während er einen Stapel Bücher, die ja erst noch weggeräumt werden wollten, auf die Arme nahm.
Sie nickte ein bisschen enttäuscht, während sie ebenfalls ihre Sachen zusammenräumte und wieder in ihrer Tasche verstaute. Die Wahrheit war, dass sie nichts dagegen gehabt hätte, noch ein wenig länger hier zusammenzusitzen. Da sie aber ihr benötigtes Rezept gefunden und abgeschrieben und ansonsten nichts mehr hier zu tun hatten, gab es natürlich keinen wirklichen Grund dafür. Also erhob sie sich, hängte sich ihre Tasche über die Schulter und nahm ebenfalls einen Bücherstapel auf die Arme. Immerhin war ihr heutiges Zusammentreffen mit Draco besser verlaufen als die vorhergehenden. Keine Pansy, kein Blondchen, kein Stress. Das war ja auch schon was. Noch schöner wäre es natürlich ohne Blaise gewesen. Andererseits war es vielleicht ganz gut, dass er mit dabei war. Ohne ihn hätte sie hier wahrscheinlich die ganze Zeit nur mit klopfendem Herzen gesessen, gar nicht gewusst, was sie mit Draco hätte reden sollen und nur irgendein dummes Zeug gestammelt. An ihrer Nervosität in seiner Gegenwart musste sie unbedingt arbeiten.
"Kommst du nicht mit?", fragte Blaise in diesem Moment, weil Draco nur lässig mit seinem Stuhl kippelte und den beiden zusah, wie sie ihre Sachen zusammenräumten, selbst aber keine Anstalten machte, aufzustehen.
"Nein", gab der zurück und hörte nun auf zu kippeln. "Ich, ähm … muss noch was anderes nachschlagen."
"Großartig!", sagte Blaise mit einem fiesen Grinsen, setzte den Bücherstapel von seinen Armen kurzerhand wieder auf den Tisch, nahm auch Yuna ihre Bücher ab und schob beide Stapel zusammen mit einem guten Dutzend weiterer Bücher zu Draco hinüber. "Wenn du sowieso noch hier zu tun hast, kannst du ja nebenbei auch gleich die ganzen Schwarten hier mit wegräumen, es sind ja höchstens dreißig. Die richtigen Plätze in den Regalen wirst du schon finden. Viel Spaß dabei. Und pass bei der Leiter auf, die dritte Stufe von unten ist ziemlich abgetreten und ein bisschen instabil. Wir sehen uns dann später beim Essen – wenn du dich ranhältst. Ansonsten dann eben morgen beim Frühstück. Tschö!"

* * *


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Helena Bonham Carter