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Fanfiction

Ex Domo - Sandelholz und Bergamotte

von NamYensa

Später, nach der Doppelstunde Verteidigung, ließ Yuna sich absichtlich viel Zeit dabei, ihre Sachen zusammenzupacken. Ihr Plan war, Draco abzufangen, aber dafür mussten ihre Freunde erst einmal verschwinden. Ihr Bauchgefühl sagte ihr, dass es besser war, wenn Ron, Hermine und Harry sie nicht mit Draco reden sahen, das hätte nur dumme Fragen nach sich gezogen.
Während sie also in aller Ruhe Buch, Pergament, Tintenfass und Federkästchen in ihre Schultasche packte, dann umständlich alles noch einmal herausräumte und neu verstaute, schaute sie immer wieder zu ihren Freunden hinüber und hoffte, sie würden endlich abschwirren. Ron und Harry gingen dann auch tatsächlich schon vor – Ron nicht ohne einen knurrigen Blick zu Draco hinüber, dem er sicher immer noch für seinen Spott beim Frühstück grollte. Hermine war allerdings abwartend an der Tür stehen geblieben und trippelte nun ungeduldig mit den Fingern auf den Rahmen. Schließlich blieb Yuna nichts anderes übrig, als absichtlich ihre Schultasche so ungeschickt fallen zu lassen, dass ihre Sachen wieder herausrutschten und sie mit dem Packen noch einmal von vorne anfangen musste.
"Was ist denn los mit dir?", rief Hermine ihr ungeduldig zu. "Warum bist du so langsam? Hat dir jemand einen Fatigo verpasst?"
"Nein. Kümmere dich einfach nicht um mich. Sieh lieber zu, dass du pünktlich in Arithmantik kommst."
Sie kannte Hermine gut genug, um zu wissen, dass ihrer Freundin kein Grund triftig genug war, um den Anfang einer Unterrichtsstunde zu versäumen. Und sie behielt recht: Hermine schüttelte noch einmal verständnislos den Kopf, rauschte dann aber endlich aus der Klasse.
Auch Pansy stand an der Tür. Für Yuna hatte sie natürlich keinen Blick, aber sie beobachtete Draco und schien zu überlegen, ob sie auf ihn warten sollte oder nicht. Als er sie jedoch völlig ignorierte, überlegte sie es sich wohl anders, zog eine beleidigte Flunsch und zog ab.
Während der Klassenraum sich immer mehr leerte, schaute Yuna ab und zu unauffällig zu Draco hinüber. Es schien fast so, als habe auch er es nicht sonderlich eilig, hier herauszukommen, denn er packte ebenfalls ziemlich umständlich an seiner Tasche herum.
"Bleibt es bei heute Abend um acht in der Bibliothek?", fragte Blaise, der seine Sachen schon zusammengepackt hatte und sich nun von seinem Platz neben Yuna erhob.
"Klar, warum sollte es nicht dabei bleiben?", gab sie zurück und stopfte die beiden letzten Bücher in ihre Tasche. "Oder hab ich dich schon mal hängenlassen?"
"Nein, du hast recht, das war eine dumme Frage", grinste er und griff nach seiner Tasche. "Okay, bis heute Abend dann."
Sie hatte gehofft, dass er nun ebenfalls verschwinden würde – ein dummer Wunsch, wie sie jetzt feststellen musste, denn er ging zu Draco hinüber, neben dem er abwartend stehen blieb. Wie ärgerlich. Wenn Blaise sich nicht aus dem Staub machte, würde sie unverrichteter Dinge gehen müssen, denn noch viel länger konnte sie sich mit dem Packen ihrer Sachen nicht aufhalten, das wäre doch zu auffällig.
"Warte nicht auf mich", hörte sie Draco gerade zu ihm sagen, wobei sein Blick kurz Yuna streifte. "Du hast doch jetzt eine Freistunde, und ich muss sowieso in die andere Richtung." Genau in diesem Moment fiel ihm – so ein Pech – sein Tintenfass aus der Hand, das mit einem lauten Klirren auf dem Boden zerschellte. "Auch das noch!", schimpfte er. "Na toll, jetzt muss ich hier erst noch saubermachen!"
"Soll ich dir helfen?", bot Blaise an.
"Nicht nötig, das schaffe ich schon allein. Also hau ruhig ab."
"Na gut, wie du meinst. Aber kann ich dich denn mit Bennett unbesorgt allein lassen?", witzelte Blaise mit einem Blick zu Yuna. Er erhielt jedoch keine Antwort, Draco war schon auf Tauchstation gegangen, wo er sich wohl an der Tintenpfütze auf dem Boden zu schaffen machte. Yuna hörte nur, dass er irgendetwas vor sich hin murmelte, was nach "Blödmann" klang. Schließlich zuckte Blaise mit den Schultern, ließ seinen Freund zurück und machte sich auf den Weg hinaus. Er nickte ihr noch einmal zu, dann war auch er verschwunden.
"Was ist denn los da bei Ihnen?", tönte auf einmal Lankfords Stimme herüber, der an der Tür stand und mit Millicent und Nott gerade die letzten Schüler an sich vorbeiließ.
"Oh – nichts weiter!", rief Draco und schaute hinter seinem Schreibpult hervor. "Ein kleines Malheur mit meinem Tintenfass. Ich muss das nur noch schnell –"
"Na gut, aber beeilen Sie sich. Und schließen Sie die Tür hinter sich, wenn Sie gehen."
Lankford schien selber in Eile zu sein, und als er den Klassenraum verlassen hatte, war Yuna mit Draco allein. Sie sah zu ihm hinüber, wie er da vor seinem Platz hockte, wo er mit dem Säubern des Bodens beschäftigt war und nur sein Blondschopf hinter dem Schreibpult hervorlugte. Einen Moment zögerte sie, dann schloss sie ihre Tasche, hängte sie sich über die Schulter und schlängelte sich durch die Schreibpulte bis zu ihm durch.
"Hey", begrüßte sie ihn, woraufhin er so ruckartig den Kopf hob, dass er sich an der Kante der Tischplatte stieß.
"Au, verdammt!", fluchte er und rieb sich die Stirn. "Oh, du bist es", kam es scheinbar völlig überrascht hinterher.
"Tut mir leid", sagte sie schnell und mit einem unsicheren Lächeln, "ich wollte dich nicht erschrecken." Dabei strich sie überflüssigerweise ihren Umhang glatt und fragte sich, warum sie eigentlich so nervös war. Dafür gab es doch gar keinen Grund. Es war doch nur Draco, mit dem sie sprach.
"Schon okay", meinte er, grinste und fuhr sich mit der Hand über seinen Haarschopf. "Der Skalp ist noch dran, also werde ich es wohl überleben, denke ich."
"Du musst also nicht in den Krankenflügel?", fragte sie augenzwinkernd und legte ihre Tasche auf dem Pult ab.
"Ich glaube nicht", gab er todernst zurück.
"Dann bin ich ja beruhigt." Sie deutete auf die grüne Pfütze am Boden. "Da hast du wohl ein bisschen Pech gehabt, was? Soll ich dir helfen?"
"Wenn es dir nichts ausmacht, gern. Das ist ja eine ziemliche Sauerei, und zu zweit geht es schneller – natürlich nur, wenn du nichts Besseres zu tun hast …"
"Nein, hab ich nicht. Ich hab jetzt eine Freistunde."
"Wie schön für dich. Ich muss mich gleich mit Arithmantik abquälen."
"Ja, ich weiß. Hermine ja auch."
Yuna zückte ihren Zauberstab, ging neben Draco in die Hocke, und gemeinsam machten sie sich daran, die Tinte aufzusaugen. Als sie da so neben ihm kauerte, nahm sie sofort den feinen Duft wahr, der ihn umgab. Wie gut er roch! Merkwürdig, dass ihr das während der Woche auf der Insel nie aufgefallen war. Sie hob ein wenig die Nase an und schnupperte unauffällig – Sandelholz und Bergamotte konnte sie ganz deutlich herausriechen und auch Ambra. Aber da war noch etwas anderes. Sie schnupperte noch einmal, schloss sogar unbewusst die Augen, während sie den Duft in sich aufnahm. War das Vetiver? Ja, diese holzig-erdige Note könnte Vetiver sein. Und nicht zuletzt war da auch ein Hauch von Minze. Interessante Mischung. Unwillkürlich musste sie lächeln. Der Minze-Duft kam sicher von Pfefferminzbonbons, denn das waren ja seine Lieblingsbonbons, und sicher lutschte er gerade eines. Auf ihre Nase war jedenfalls Verlass; schon immer hatte sie Ingredienzien gut erriechen und auseinanderhalten können – eine seltene Gabe, auf die sie stolz war. Doch dann fiel ihr ein, dass sie Draco aus einem anderen Grund abgefangen hatte, als an ihm herumzuschnüffeln.
"Eigentlich wollte ich mich nur bedanken", sagte sie rasch und riss sich von den angenehmen Sinneseindrücken los; nicht dass er am Ende vielleicht noch merkte, wie interessiert sie ihn beschnupperte. Das wäre doch ziemlich peinlich.
"Warum?", fragte er und hob kurz den Blick vom Boden. "Das Molochblut war ich dir doch schuldig."
"Aber die Karamellkugeln nicht."
"Ach das", winkte er ab und wandte sich auch schon wieder dem Tintenfleck zu. "Sieh es als kleine … Wiedergutmachung. Du magst die süßen Kuller doch, oder?"
"Ja, das schon …"
"Na also."
"Hermine hat mir allerdings geraten, die Kugeln untersuchen zu lassen. Sie glaubt, sie könnten vergiftet sein."
Draco stutzte einen Moment, dann schnaubte er belustigt. "Typisch Granger!"
"Naja, ganz so unbegründet ist ihre Befürchtung ja nicht, oder?", nahm Yuna Hermine in Schutz, machte aber ein amüsiertes Gesicht. "Geschenke von Slytherin an Gryffindor sind schon irgendwie verdächtig."
"Ihr habt ja eine verdammt gute Meinung von uns", spielte Draco den Beleidigten. "Aber natürlich habt ihr völlig recht, Gryffindors vergiften ist unsere Lieblingsbeschäftigung." Er grinste, doch dann wurde er wieder ernst und sah Yuna sehr nachdenklich an. "Und?", fragte er, und sein Blick bohrte sich förmlich in sie hinein. "Lässt du die Karamellkugeln untersuchen?"
Yuna merkte, dass hinter dieser Frage so viel mehr steckte als das Offensichtliche. Dabei sollte Draco nach ihrer gemeinsamen Woche auf der Insel doch eigentlich wissen, dass sie ihm nicht misstraute – nicht mehr.
"Ich denke, das kann ich mir sparen", erklärte sie, und um der Sache den Ernst zu nehmen schob sie nach: "Außerdem wäre es dafür sowieso zu spät – ich habe nämlich schon ein paar gegessen." Sie kicherte.
"Wie leichtsinnig", tadelte er sie, schmunzelte aber und war mit ihrer Antwort offensichtlich mehr als zufrieden. "Stell dir vor, was da alles hätte passieren können."
Sie schauten sich an, mussten lachen und kümmerten sich dann wieder um die Tintenpfütze. Nachdem schließlich auch der letzte Klecks in ihren Zauberstäben verschwunden war, erhob Draco sich.
"Aber wenn wir schon dabei sind –", meinte er, "wie ist es denn eigentlich umgekehrt?" Er sah auf Yuna herunter, die noch am Boden hockte und damit beschäftigt war, mit einem Reparo die Splitter des zerbrochenen Tintenfasses wieder zusammenzufügen.
"Was meinst du mit 'umgekehrt'?", fragte sie irritiert. Seine Frage erschien ihr völlig zusammenhanglos. Irgendwo musste sie den Faden verloren haben.
"Naja … habe ich mich überhaupt mal bei dir bedankt?"
"Wofür?" Sie hatte wirklich keine Ahnung, wovon Draco redete, und als sie sich nun ebenfalls erhob, wunderte sie sich über sein ernstes Gesicht. Sie hielt ihm das reparierte Tintenglas entgegen, aber dafür hatte er gar keinen Blick, er griff nur automatisch danach und steckte es unbesehen in seine Tasche.
"Dafür, dass du mich bei der Giftbratze aus der Klemme geholt hast", sagte er, "für das Gegengift … und überhaupt."
Dass Draco die Sache mit dem Epehju gemeint haben könnte, darauf wäre Yuna wirklich nicht gekommen. Dieser Vorfall schien Ewigkeiten zurückzuliegen. Wie eigenartig, dabei war es noch keine zwei Wochen her.
"Ach, das meinst du", winkte sie ab. "Aber das Thema hatten wir doch schon. – Übrigens hast du noch ein paar grüne Spritzer auf deinen Schuhen, schau mal."
Aber Draco interessierte sich nicht für seine Schuhe, er hatte offenbar nicht einmal richtig zugehört.
"Was soll das heißen, das Thema hatten wir schon?", ließ er nicht locker. "Ohne dich würde ich hier nicht stehen, das ist dir ja sicher genauso klar wie mir. Also tue es nicht einfach so ab. Ich bin dir was schuldig."
Dann lade mich doch einfach mal zum Essen ein, schoss es ihr spontan durch den Kopf, aber lieber hätte sie sich kopfüber vom Astronomieturm gestürzt als diesen Gedanken laut auszusprechen. Wie zum Kuckuck kam sie denn auf so einen Unfug?
"Du bist mir gar nichts schuldig", sagte sie stattdessen, nahm ihre Tasche vom Tisch und hängte sie sich wieder über die Schulter. "Können wir uns vielleicht einfach darauf einigen, dass das Schnee von gestern ist, und es dabei belassen?"
"Nein", widersprach Draco beharrlich. "Fakt ist doch, ohne dich hätte ich nicht überlebt und –"
"Doch, hättest du", fiel Yuna ihm ins Wort, und als Draco sie überrascht ansah: "Inzwischen habe ich nachgelesen, dass das Gift des Epehju nicht tötet, sondern nur eine schwere Bewusstlosigkeit verursacht. Es kann höchstens passieren, dass man verhungert oder verdurstet, weil man natürlich im bewusstlosen Zustand weder essen noch trinken kann."
"Nur verhungern oder verdursten, na dann …", sagte Draco trocken. "Das ist natürlich wesentlich weniger schlimm, als direkt am Gift zu sterben."
Jetzt erst merkte Yuna, was sie da Dummes gesagt hatte, und musste kichern.
"Sieh es doch einfach mal so –", versuchte sie dem Thema den Ernst zu nehmen, "erstens wärst du nicht innerhalb weniger Tage verhungert, zweitens brauchte ich dich für die Projektaufgaben, und drittens – hätte ich dich da einfach so bewusstlos liegenlassen, wer hätte mir dann die Woche über den Fisch fürs Abendessen besorgt?"
Das war schon recht schwarzer Humor und eigentlich überhaupt nicht witzig, aber ihr war nichts Besseres eingefallen. Es war bezeichnend, dass Draco über diesen Scherz nicht lachte, nicht einmal grinste, sondern nur verhalten lächelte, und noch dazu war es ein sehr nachdenkliches Lächeln.
"Der Unterricht hat angefangen! Du kommst zu spät!", quäkte in diesem Moment eine Stimme. Yuna schrak bei dem unerwarteten Geräusch zusammen und sah sich auf der Suche nach dem Urheber im Klassenraum um.
"Ist hier irgendwo ein Papagei?", fragte sie irritiert.
Draco lachte. "Kein Papagei – das hier ist der kleine Quälgeist", sagte er und deutete auf seine Armbanduhr.
"Ach nee, das ist ja ein interessantes Teil", stellte Yuna mit einem Blick darauf erstaunt fest. "Eine Uhr mit eingebautem Erinnermich? Wie praktisch."
"Praktisch schon, aber manchmal ganz schön nervig." Draco griff nach seiner schwarzen Ledertasche – echtes Drachenleder, wie das Label der Nobelfirma Dragona zeigte –, klemmte sie unter den Arm und wandte sich zum Gehen. "Und was das andere Thema angeht – lassen wir das erstmal so stehen. Aber auch nur, weil ich jetzt los muss." Und schon war er auf halbem Weg zur Tür. "Darüber reden wir nochmal."
"Deine Schuhe solltest du aber trotzdem noch in Ordnung bringen, meinst du nicht?", fand Yuna und deutete erneut auf die grünen Spritzer, die auf dem schwarzen Schuhleder deutlich sichtbar waren. Draco schaute an sich herunter.
"Oh!" Er zog seinen Zauberstab noch einmal hervor und beeilte sich, die kleinen Flecken zu entfernen, was mit einem Tergeo zum Glück rasch erledigt war, denn –
"Mach dich endlich auf die Socken!", quäkte es erneut.
"Ja, ja, schon gut, halt die Klappe", brummte Draco und gab der Uhr einen Klaps aufs Glas. "Siehst du jetzt, was ich mit 'nervig' meine? Das Ding wird nicht lockerlassen, wenn ich mich nicht auf den Weg mache."
"Kann man es denn nicht abstellen?", wollte sie wissen. Mit den üblichen Muggelweckern war das ja immerhin möglich.
"Doch. Aber dann macht es keinen Sinn mehr, oder?"
"Das gibt Nachsitzen, hehe!", tönte die Uhr nun schadenfroh.
"Blödsinn!", knurrte Draco. "Vektor sieht es zwar nicht gerne, wenn man zu spät kommt, aber Nachsitzen brummt sie einem nicht dafür auf, höchstens einen kleinen Punktabzug. Trotzdem sollte ich mich ein bisschen sputen." Mit ein paar Schritten war er bei der Tür, hatte sie schon geöffnet und drehte sich noch einmal um. "Kommst du?", drängte er, weil Yuna immer noch mitten im Klassenzimmer stand. "Oder willst du etwa hierbleiben?"
"Nein, eigentlich nicht. Ich will in unseren Turm."
"Na, dann hast du doch denselben Weg, und wir können ein Stück zusammen gehen, oder?"
Sie nickte, und gemeinsam verließen sie den Raum für Verteidigung. Der Klassenraum für Arithmantik befand sich im sechsten Stock, also auf dem Weg zum Gryffindor-Turm, wo sie ihre Freistunde verbringen würde. Normalerweise hätte sie die bekannten Abkürzungen genommen, um schneller dorthin zu gelangen. Heute verzichtete sie jedoch darauf. Es war einfach schön, mal wieder ein bisschen mit Draco reden zu können, und das wollte sie nicht abkürzen. Insgeheim wunderte sie sich allerdings, dass er trotz seiner Verspätung ebenfalls den normalen, längeren Weg nahm. Ob er die Geheimgänge gar nicht kannte? Das wäre allerdings sehr erstaunlich, immerhin ging er schon seit sieben Jahren nach Hogwarts und sollte das Schloss in- und auswendig kennen. Merkwürdig war auch, dass er es plötzlich gar nicht mehr so eilig zu haben schien …
"Was hat Weasley eigentlich mit seinem Kopf angestellt?", wollte Draco wissen, als sie gerade an der Statue der einäugigen Hexe im dritten Stock vorbeikamen. "Der sieht ja aus wie eine Klobürste."
Yuna prustete los, denn diese Umschreibung traf es ziemlich genau. Eine karottenrote Klobürste.
"Bisschen zu viel Styling-Gel", kicherte sie, "aber Ron findet es cool."
"Cool? Das überrascht mich jetzt nicht wirklich. Jeder andere wäre bei so einem Anblick schreiend vorm Spiegel zusammengebrochen. Respekt, dass er trotzdem in der Großen Halle erschienen ist. Wirklich mutig. Eben ein echter Gryffindor", spöttelte er. "Obwohl – wenn ich es mir recht überlege, steht ihm dieser Bürstenlook gar nicht schlecht. Das ist doch mal ein richtiger Charakterkopf. Beim Quidditch vielleicht sogar von Vorteil."
"Was hat denn Quidditch damit zu tun?", fragte sie, obwohl sie sich schon denken konnte, dass sicher keine liebenswürdige Erklärung folgen würde.
"Naja, wenn er die Quaffel schon nicht halten kann, dann kann er jetzt vielleicht mit seiner Bürste das eine oder andere Tor verhindern – und sei es auch nur durch einen Lachflash bei den angreifenden Jägern. Weasleys Anblick wird sie glatt von den Besen hauen."
"Gehässig bist du gar nicht, oder?" Yuna lachte. "Armer Ron – er ist so stolz auf seine Frisur!"
Draco grinste. "Na, dann soll er mal aufpassen, dass ihm die Pracht nicht wegbröckelt."
"Aufpassen solltest du aber auch", warnte Yuna ihn. "Erst wollte er dir nur die Butter in die Haare schmeißen, aber dann hat er gedroht, dir einen Fluch auf den Hals zu jagen."
"Einen Fluch? Muss ich jetzt in ständiger Angst vor Weasley leben?" Draco lachte spöttisch und winkte ab. "Da ist ehrlich gesagt meine Befürchtung größer, dass Flitwick mich mit einem gezielten Schulterwurf aufs Kreuz legen könnte."
Yuna musste lachen. So ganz ernst nahm sie Ron und seine Drohungen ja selbst nicht. Sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass sein Aufplustern nicht viel mehr als heiße Luft war. Er konnte sich schnell ereifern, meinte es im Grunde aber gar nicht so. Außerdem beherrschte er den angedrohten Fluch nicht einmal.
Während sie weiter durch die Korridore schlenderten und zahlreiche Treppen erklommen, wurden sie noch ein paar Mal von Dracos Uhr unterbrochen, die ihn mit Sprüchen wie "Trödel nicht so!" oder "Du warst auch schon mal schneller!" zur Eile antrieb. Schließlich brachte er sie mit Silencio zum Schweigen. Nun hatten sie ihre Ruhe und konnten sich ungestört unterhalten. Dabei sprachen sie über dieses und jenes – meist enorm Wichtiges, wie Vor- und Nachteile von Pfefferminzbonbons gegenüber Sahnekaramellkugeln oder den Nährwert von Eulennüssen im Vergleich zu Mäusen und Fröschen; aber auch über schulische Dinge wie den langen Aufsatz über Succubi und Incubi, den Lankford ihnen als Ferienhausaufgabe aufgegeben hatte, und die lästigen Schutzzauber, die Yuna zusätzlich würde üben müssen. Gerade heute hatte ihr Lehrer die Klasse wieder einmal mahnend darauf hingewiesen, wie wichtig diese Zauber für die Prüfung seien.
Der Weg kam Yuna heute trotz der umgangenen Schleichwege viel kürzer vor als sonst, und als Draco plötzlich stehen blieb, wurde sie davon regelrecht überrascht. Sie sah sich um: Tatsächlich, sie waren schon im sechsten Stock und standen vor dem Arithmantikraum.
"War das eigentlich deine Adlereule, die mir das Päckchen gebracht hat?", fragte sie noch schnell, als Draco die Hand schon auf dem Türdrücker hatte. Er ließ ihn wieder los und drehte sich noch einmal um.
"Ja, das war Apophis", erklärte er, und in seiner Stimme schwang unüberhörbar Stolz mit.
"Schönes Tier", sagte sie bewundernd.
"Ich weiß."
"Du weißt – na klar, was sonst. Da will man mal was Nettes sagen, und dann weißt du das schon." Yuna musste lachen. "Dann gib ihm mal einen Eulenkeks von mir."
"Okay, mach ich. Also dann – viel Spaß mit deiner Freistunde, ich muss jetzt wirklich rein", sagte Draco mit einem Kopfnicken zur Klassenzimmertür, "sonst gibt es vielleicht doch nicht nur einen kleinen Punktabzug, ich bin ja schon eine Viertelstunde zu spät. Aber es war schön, mal wieder mit dir zu reden."
"Ja, das finde ich auch." Yuna lächelte. "Und danke nochmal für das Molochblut und die Karamellkugeln. Das war wirklich sehr nett."
"Ich weiß", grinste er, und sie sah ihm schmunzelnd nach, wie er in der Klasse verschwand und die Tür sich hinter ihm schloss.

* * *


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Luna ist auch eine Person, in die ich mich von Anfang an verliebt habe. Sie gibt der Handlung einen wichtigen, neuen Anstrich und sie lässt Harry Dinge anders betrachten. Ich war ihr wirklich von Anfang an verfallen.
Michael Goldenberg