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Fanfiction

Ex Domo - Elfenwein

von NamYensa

Die heutige Aufgabe mit der magischen Truhe war zwar abgeschlossen, aber Draco wollte es sich nicht nehmen lassen, nach dem Dachboden nun auch den Keller zu inspizieren.
"Wenn wir schon beim Durchstöbern der Hütte sind, dann dürfen wir den Keller doch nicht auslassen. Mal sehen, was wir da Interessantes zutage fördern."
"Du willst wirklich noch in den Keller?", fragte Yuna ein wenig angeekelt.
"Auf jeden Fall. Wenn da nur halb so viel Krempel liegt wie auf dem Dachboden, wird das sicher spannend."
"Ich finde, Keller klingt eher nach 'schmutzig' als nach 'spannend'", wagte sie einen vorsichtigen Protest.
"Du musst ja nichts anfassen", gab er zurück. "Wir sehen uns da unten einfach nur mal um. Oder hast du Angst vor Mäusen?"
"Nein …"
"Na also."
Schließlich griffen sie nach ihren Zauberstäben und machten sich auf den Weg nach draußen, wo sich seitlich an der Hüttenwand die Luke mit Doppelklappe befand, die Yuna bereits an ihrem Ankunftstag aufgefallen war. Die Klappe war mit einem alten Schloss gesichert. Draco überlegte gar nicht lange; schon hatte er seinen Zauberstab darauf gerichtet und das Schloss mit Confringo aufgesprengt. Leider nicht nur das Schloss. Auch die Doppelklappe war zertrümmert.
"Sind wir heute ein wenig übereifrig, Mr. Malfoy?", tadelte Yuna ihn in klassischer Snape-Manier und deutete auf die überall verstreuten Holzsplitter. "Dieser Gewaltakt war absolut unnötig. Ein Alohomora hätte völlig ausgereicht. Ich fürchte, dafür muss ich Slytherin zehn Punkte abziehen."
Aber Draco grinste nur und winkte ab. "Ach was, das kriegen wir mit Reparo wieder hin."
"Ich fürchte, Sie verkennen Ihre missliche Lage, Mr. Malfoy. Sie haben fremdes Eigentum zerstört und mich nicht ernst genommen. Weitere zehn Punkte Abzug!"
"Was denn – nur zehn Punkte?", ging Draco nun auf den Spaß ein, "Und gar kein Nachsitzen? Schwache Leistung, Snape."
"Ich habe kein 'Professor' und kein 'Sir' gehört. Noch einmal zehn Punkte Abzug! Und natürlich Nachsitzen. Sie dürfen am Samstag die neue Lieferung fauliger Flubberwürmer auslesen."
"Gebongt – Sir!" Er lachte. "Und jetzt lass gut sein, Snape, ich will endlich sehen, was es da unten gibt."
Sie warfen einen unschlüssigen Blick in die Luke, aus der ihnen ein erdiger und modriger Geruch entgegenschlug. Draco stieg als Erster die schmale, kurze Stiege hinunter. Unten angekommen, ließ er mit "Lumos!" seinen Zauberstab aufleuchten und den Lichtstrahl durch das Dunkel wandern. Yuna zögerte noch, denn in einer Ecke quiekte es verdächtig. Aber schließlich folgte sie ihm, und nun standen sie beide dort unten und sahen sich um.
Der Raum war nicht sehr groß, vielleicht fünfzehn Quadratmeter, und der Boden bestand nur aus festgestampfter Erde. Die Decke war so niedrig, dass Draco kaum aufrecht stehen konnte. Rundherum an den Wänden standen von Spinnweben überzogene Regale, außerdem fanden sich drei staubige Kisten, ein hingeworfener Haufen Kaminholz und –
"Schau mal", sagte Draco und deutete auf zwei Besen, die in einer Ecke standen. "Das wäre wohl unser Werkzeug gewesen, um das Luftwesen auf regulärem Weg zu fangen. Ich hatte mich schon gefragt, wie wir die Aufgabe denn überhaupt hätten bewerkstelligen sollen. Hier steht die Antwort."
"Na sowas!", rief Yuna überrascht. "Und ausgerechnet hier im Keller haben wir nicht nachgesehen! Dann hätten wir Valfaris ja gar nicht gebraucht."
"Naja, ich denke, dein Aeon hat uns die Sache schon gewaltig erleichtert. So einen Riesenbrocken auf dem Besen zu fangen, wäre sicher nicht ganz einfach gewesen – und auch nicht ganz ungefährlich."
"Stimmt. Der Garuda ist ja doch etwas größer als ein Schnatz."
Draco schmunzelte. "Ja, und auch kämpferischer." Er nahm einen der Besen in die Hand und begutachtete ihn. "Einfache Dinger, Sauberwischs, nichts Besonderes. Aber wir sollten sie auf jeden Fall mitnehmen. Wird sicher Spaß machen, damit mal ein paar Runden um die Insel zu drehen, meinst du nicht?"
Yuna blieb ihm eine Antwort schuldig. Natürlich hatte sie am obligatorischen Flugunterricht in ihrem ersten Jahr an der Akademie für Magie teilgenommen, aber sie hatte das Fliegen nie wirklich gemocht und konnte es auch nicht besonders gut. Gerade mal, dass sie sich halbwegs sicher auf einem Besen halten konnte; besondere Flugmanöver waren nicht drin. Doch das brauchte Draco nicht zu wissen. Also tat sie so, als hätte sie seine Frage gar nicht gehört, und er fand die Sache wohl nicht wichtig genug, um noch weiter nachzufragen.
Stattdessen sahen sie sich weiter im Keller um. Da die Regale leer waren, richteten sie ihr Augenmerk auf die Kisten, die sie nacheinander öffneten. Eine war leer, die beiden anderen enthielten Flaschen.
"Nicht schlecht, sieh dir das an", staunte Draco, der vor den Kisten hockte, jeder davon eine Flasche entnommen hatte und im Licht seines Zauberstabes die Etiketten studierte. "Das hier ist Holunderblütenwein – nicht übel, wenn auch nur Mittelklasse. Aber das hier, das ist Elfenwein, noch dazu ein guter Jahrgang. Warum zum Teufel haben wir den Keller nicht schon früher untersucht? Da quält man sich nun tagelang mit Tee und Kürbissaft durch die Abende, und dabei lagern hier unten die feinsten Traubensäftchen."
"Du kannst doch nicht einfach den Wein trinken!", tadelte Yuna ihn empört.
"Darauf darfst du wetten, dass ich das kann! Du glaubst doch nicht, dass ich diese edlen Tropfen hier verkommen lasse. Endlich mal was Brauchbares in dieser armseligen Hütte – auch wenn es sicher ein Versehen war, dass sie den Wein hier deponiert haben."
"Also, ich weiß nicht …"
"Warum nicht? Bei dem Brot oder den Eiern da oben im Vorratsschrank hast du doch auch keine Skrupel."
"Das ist ja auch was anderes, das sind notwendige Lebensmittel. Die sind dazu da, gegessen zu werden."
"Und das hier ist Wein. Der ist dazu da, getrunken zu werden. Oder was glaubst du, wozu er sonst gemacht wurde? Du tust ja gerade so, als würden wir jemanden beklauen. Der Wein liegt hier, also gehört er uns."
Nun ja, vielleicht hatte Draco ja recht und sie sollte es nicht so eng sehen. Außerdem war sie neugierig, wie der Wein schmeckte. Holunderblütenwein kannte sie, aber von Elfenwein hatte sie bislang nur gehört, probiert hatte sie ihn noch nie.
Da es ansonsten nichts weiter im Keller zu entdecken gab, machten sie sich schließlich mit den Weinflaschen und beiden Besen bewaffnet wieder auf den Weg zurück in die Hütte. Das Reparieren der Holzklappen über der Kellerluke dauerte eine Weile, weil sie doch sehr stark zerstört waren, aber schließlich war auch das erledigt.
"Die heutige Aufgabe war ja ein Kinderspiel", stellte Draco fest, als sie wieder in der Hütte waren und die Flaschen in einem der Küchenschränke versorgt hatten. "Es ist noch nicht mal Mittag. Ich gehe uns jetzt wieder einen Fisch besorgen, und heute Nachmittag können wir uns dann auf die faule Haut legen."
"Hey", protestierte Yuna, "du vergisst, dass wir noch eine Wasserkreatur fangen müssen."
"Hm – der Fisch, den ich mitbringe, zählt wohl nicht, was?"
Sie kicherte. "Wohl kaum. Schon gar nicht, wenn wir ihn aufessen."
"Na gut, dann sehen wir uns eben nach einer anderen Kreatur um. Aber nicht mehr heute. Morgen ist auch noch ein Tag."
Das hielt Yuna für keine gute Idee.
"Morgen ist unser letzter Tag hier", wandte sie ein, "und wir wissen nicht, was für eine Aufgabe wir noch bekommen. Vielleicht brauchen wir Stunden dafür. Und das Fangen der Wasserkreatur werden wir ja auch nicht in fünf Minuten erledigen."
"Mach dir doch nicht so einen Kopf! Bis jetzt war noch keine Aufgabe dabei, die uns wirklich lange beansprucht hat."
"Aber trotzdem –"
Draco seufzte genervt. "Na, dann mach doch, du übereifrige Gryffindor. Ich sehe mir nachher nur noch das Boot an, und dann werde ich mich für den Rest des Tages dem süßen Nichtstun hingeben, das steht fest. Du kannst währenddessen ja gerne nach Höherem streben und dich nach dem Wasserwesen umsehen."
Punkt. Draco hatte gesprochen. Und wieder einmal war Yuna diejenige, die klein beigab, weil sie keinen Streit wollte. Was blieb ihr auch anderes übrig? Allein konnte sie beim Fang der Wasserkreatur sowieso nichts ausrichten.

Diesmal hatte Draco keinen Fisch, dafür aber zwei schöne Langusten mitgebracht, die Yuna eigentlich in einem schmackhaften Weinsud zubereiten wollte. Gerade war sie dabei, eine Flasche zu öffnen, um den Wein in den Topf zu leeren, als Draco dazukam. Als er sah, was sie vorhatte, bekam er beinahe einen Herzanfall.
"Du willst die Langusten in Elfenwein kochen? Ich fasse es nicht!", rief er entsetzt und riss ihr die Weinflasche aus der Hand. "Hör mal, dieses edle Stöffchen ist zweihundert Jahre alt, das genießt man – und zwar zum Essen dazu und nicht im Badewasser für die Krabbeltiere. Klar?"
Klar. Aber woher hätte Yuna das wissen sollen? Schließlich kannte sie Elfenwein nicht. Nachdem Draco allerdings zum Essen eine Flasche geöffnet und sie davon probiert hatte, konnte sie seine Empörung verstehen: Es war wirklich ein ausgesprochen feiner und wohlschmeckender Wein, richtig lecker und zum Kochen natürlich viel zu schade. So etwas Gutes hatte ihre Zunge bislang noch nie gekostet. Allerdings war der Wein nicht nur wohlschmeckend, sondern auch recht schwer. Obwohl Yuna nur ein Glas davon getrunken hatte, machte er sich sehr schnell wohlig bemerkbar und stieg ihr zu Kopf. Zwar war sie bemüht, sich nichts anmerken zu lassen, aber als sie sich eine Stunde später zusammen auf den Weg ans Wasser machten, um das Boot zu inspizieren, fühlte sie sich ziemlich aufgekratzt. Sie lachte viel, trieb Unfug mit Muscheln, die sie durch die Luft schweben ließ, schnipste Beeren auf Mücken und war insgesamt sehr aufgekratzt. Draco bemerkte das wohl, sagte aber nichts. Wahrscheinlich fand er sie einfach albern.
"Wir haben zwar das Boot", unterbrach er schließlich ihr Gekicher, "aber die Wasserkreatur wird kaum an der Oberfläche herumdümpeln, also werden wir morgen tauchen müssen."
"Ja, das fürchte ich auch. Kannst du denn tauchen?"
"Was für eine Frage – natürlich kann ich tauchen! Und du? Kannst du überhaupt schwimmen? Oder gehörst du eher zu den Frauen, die mit Armen und Beinen das Wasser zum Kochen bringen, aber nicht vom Fleck kommen?"
Das durfte doch nicht wahr sein, diese Frage war ja wohl eine bodenlose Frechheit!
"Hör zu, Draco Malfoy, ich komme von der Insel Besaid. Insel, verstehst du? Genauso eine wie diese hier. Und ebenso wie hier, gibt es auch dort viel Wasser. Jeder, der dort lebt, kann schwimmen. Selbstverständlich auch ich!"
"Und tauchen auch?
Yuna zögerte. "Doch … ich glaube schon."
"Du glaubst?" Erstaunt zog Draco die Augenbrauen hoch. "Was heißt das? Kannst du nun oder nicht?"
"Doch, ich denke, das kriege ich hin. Wir brauchen doch bloß den Kopfblasenzauber, oder?"
Aber Draco sah nicht überzeugt aus.
"Wo hast du Tauchen gelernt?", wollte er wissen. "Muggeltauchkurs gemacht?"
"Nein. Ein … Freund hat es mir beigebracht."
"Profi?"
"Nein. Das heißt … doch, ja …" Wieder kicherte sie.
"Erst nein, dann ja … Was denn nun?" Draco klang jetzt schon ein bisschen genervt, und Yuna konnte förmlich sehen, wie ihm bei diesem Hin und Her "Typisch Frau!" durch den Kopf schoss. Sie beschloss, sich ab sofort zusammenzureißen.
"Doch, er ist sozusagen Profi", sagte sie mit Nachdruck, und als Draco sie immer noch zweifelnd ansah: "Er ist Wassersportler. Er spielt Bli… – ach, vergiss es. Jedenfalls hat er Ahnung vom Tauchen."
Dabei beließ sie es. Sie war sicher, dass Draco Blitzball nicht kannte – den Nationalsport von Spira, der unter Wasser gespielt wurde. Es machte wenig Sinn, ihm von etwas zu erzählen, von dem er noch nie gehört hatte und das ihn wahrscheinlich auch gar nicht interessierte.
"Na gut", lenkte er schließlich ein, "dann will ich dir mal glauben. Trotzdem sehe ich mir morgen erstmal an, was du drauf hast, bevor ich dich da mit runternehme", meinte er, und als sie nicht gleich etwas erwiderte, fuhr er fort: "Hör zu, wenn du dir nicht sicher bist, dann sag es lieber gleich. Wenn ich da runtergehe, will ich nicht auch noch das Kindermädchen spielen müssen."
Das fand Yuna nun allerdings ziemlich anmaßend, und im ersten Moment blieb ihr der Mund offen stehen. Was bildete dieser Kerl sich eigentlich ein? Er traute ihr ja anscheinend überhaupt nichts zu und tat gerade so, als wäre er der große Experte und sie das dumme Schaf. Aber morgen würde sie ihm schon beweisen, dass sie keinen Aufpasser brauchte. Pah!
Nach einem kurzen Fußweg am Strand entlang erreichten sie schließlich den Bootssteg, liefen bis zu seinem Ende vor und warfen einen Blick in das Segelboot, das dort vertäut war. Dabei stellten sie fest, dass mehrere Zentimeter hoch das Wasser darin stand.
"Sowas Blödes, da muss doch irgendwo ein Leck sein", murrte Draco. "Jetzt müssen wir das Boot auch noch reparieren, bevor wir es benutzen können. Aber ich dachte mir schon, dass es ohne Probleme nicht gehen würde, wäre sonst ja auch zu einfach."
"Vielleicht ist es ja gar nicht kaputt und nur die Wellen haben Wasser reingespült", überlegte Yuna.
"Auch möglich. Aber überprüfen muss ich es trotzdem. Nicht dass wir morgen mit dem Ding absaufen, wenn wir damit draußen sind."
"Kennst du dich denn mit Booten aus? Kannst du überhaupt segeln?"
Er sah sie an, als hätte sie ihn gefragt, ob er wisse, dass er blonde Haare habe.
"Natürlich kann ich segeln", sagte er dann auch, und Yuna musste unwillkürlich lachen.
"Natürlich!", rief sie, "Wie konnte ich nur daran zweifeln? Du kannst tauchen, du kannst segeln, reiten wahrscheinlich auch – gibt es denn eigentlich auch irgendetwas, was du nicht kannst?"
"Ja. Holz hacken und Kaffee kochen."
Nun mussten sie beide lachen, aber schließlich wandte Draco seine Aufmerksamkeit wieder der eigentlichen Sache zu, deretwegen sie hergekommen waren. Er ging in die Hocke und zog das Boot am Tau näher zu sich heran. Um besser hantieren zu können, hatte er seinen Zauberstab hinter sich auf den Stegplanken abgelegt. Yuna sah ihn dort liegen, und ein hinterlistiges Grinsen huschte über ihr Gesicht. Zum einen war sicherlich der Elfenwein nicht ganz unschuldig daran, dass der Übermut sie packte; zum anderen hatte sie sich darüber geärgert, wie herablassend Draco ihre Tauchkünste angezweifelt hatte. Dafür verdiente er einen Denkzettel.
Langsam und möglichst unauffällig bückte sie sich und hob den Stab heimlich auf. Draco bekam das nicht mit; er war zu sehr abgelenkt, weil er voll und ganz mit dem Boot und der Suche nach einem möglichen Leck beschäftigt war. Sie beobachtete ihn dabei und biss sich auf die Lippe. Eigentlich schade um die schöne hellbeige Hose, die er trug; und das blaue Hemd sah sogar ganz frisch gebügelt aus. Auch seine raffinierte Wuschelfrisur würde zwangsläufig leiden. Aber er hockte nun mal so herausfordernd nahe am Ende des Steges – das war doch einfach zu verlockend …
Warte nur, gleich darfst du mir beweisen, wie gut du tauchen kannst, du Profi du.
"Von hier oben kann ich kein Leck erkennen", stellte er fest.
"Nicht? Na, dann guck doch mal von unten!"
Schon hatte sie ihm einen Schubs gegeben, und ihr Kichern ging in dem nachfolgenden Platscher unter. Noch während sie darauf wartete, dass Draco wieder auftauchte, machte sie langsam einige Schritte rückwärts den Steg entlang – jederzeit bereit zur Flucht. Schließlich erschien er prustend und schnaubend an der Wasseroberfläche.
"Bennett!", rief er. "Du bist tot!"
"So? Das glaube ich kaum!", rief sie frech zurück. "Ich hab hier nämlich was – schau mal!" Dabei wedelte sie gut sichtbar mit seinem Zauberstab.
"Oh, warte! Wenn ich dich in die Finger kriege …!"
Seine Drohung beeindruckte Yuna allerdings überhaupt nicht, sie kicherte nur vor sich hin. Dann sah sie, wie er durchs Wasser kraulte und seine Hände bereits nach einem Stegpfosten griffen. Zeit, das Weite zu suchen. Und schon hatte sie kehrtgemacht und rannte los.
Vielleicht hatte sie ihre Laufkünste überschätzt; vielleicht kam sie auf dem Sand auch nicht schnell genug voran, weil sie so lachen musste; oder vielleicht hatte sie ganz einfach Dracos Sprintvermögen unterschätzt. Jedenfalls hatte sie noch keine fünfzig Meter Strand zurückgelegt, als sie ihn auch schon dicht hinter sich hörte.
"Jetzt bist du fällig!", rief er, und ehe sie es sich versah, hatte er sie auch schon von hinten gepackt und hielt sie fest umklammert.
"Heee!", rief sie und versuchte sich loszureißen, aber gegen seinen Griff kam sie nicht an. Schon spürte sie, wie die Nässe seiner Kleider durch ihre trockenen drang. "Lass mich los! Du bist doch ganz nass!"
"Ach nee! Wie das wohl kommt?"
"Nun lass mich schon los!"
"Ich denk nicht dran!"
"Aber ich will nicht so nass werden!"
"Das wirst du sowieso, wenn ich dich jetzt ins Wasser werfe!"
"Das schaffst du ja doch nicht!"
"Das schaffe ich nicht?" Draco lachte spöttisch und hob sie trotz ihrer Gegenwehr spielend leicht vom Boden, so dass ihr Beine in der Luft zappelten. "Eine halbe Portion wie dich schnipse ich mit dem kleinen Finger da rein!"
"Aber warum solltest du das tun?"
"Hm – lass mich mal überlegen …"
"Aua, du tust mir weh!"
Das war eine glatte Lüge, aber es wirkte; Draco lockerte sofort seinen Griff. Er hatte Yuna jedoch kaum losgelassen, als sie ihm auch schon eine lange Nase machte und erneut losrannte. Doch diesmal hatte er sie noch viel schneller eingeholt und umklammerte sie nur noch fester.
"Lass … lass uns reden, okay?", stieß sie völlig außer Atem hervor.
"Ich wüsste nicht, was es da zu reden gibt!"
"Aber ich wollte doch nur mal sehen, ob du Spaß verstehst!"
"Und ich werde jetzt mal sehen, ob du welchen verstehst!"
"Du wolltest doch sowieso nach dem Leck suchen! Ich hab nur ein bisschen nachgeholfen!"
"Das ist ja wohl die rotzfrechste Ausrede, die mir je untergekommen ist!"
Sie rangen eine Weile miteinander, während Yuna unablässig strampelte und versuchte, sich aus Dracos Klammergriff zu winden. Aber sie hatte keine Chance; Draco war deutlich stärker als sie, und außerdem ließen ihre Kräfte bereits nach. Schließlich lagen sie am Boden und wälzten sich im Sand. Es dauerte nicht lange, da kniete er schon über ihr, hatte ihre Handgelenke gepackt und mit eisernem Griff neben ihrem Kopf in den Sand gedrückt. Heftig schnaufend hielten sie in ihrer spielerischen Balgerei inne.
"Was mache ich jetzt mit dir?", überlegte er laut, und eine Augenbraue zuckte.
"Wie wäre es einfach mit Loslassen?", japste sie und versuchte den Wassertropfen auszuweichen, die ihr von seinem Haar ins Gesicht tropften.
"Keine Chance."
"Aber du bist nass und ich bin schon ganz voller Sand!"
"Interessiert mich nicht. Das hättest du dir vorher überlegen sollen. Dir muss doch klar sein, dass ich das nicht ungestraft lasse."
"Vielleicht können wir ja verhandeln …"
"Lustige Idee!" Er lachte gehässig. "Sieht nicht so aus, als wärst du in der Lage, zu verhandeln!"
"Vergiss nicht, dass ich immer noch zwei Zauberstäbe habe!"
"Und nutzen die dir jetzt irgendwas?", gab er zurück und umklammerte ihre Handgelenke noch etwas fester. "Dann probier doch mal einen Relaschio."
Noch einmal versuchte Yuna sich aus Dracos Griff zu befreien. Ihre Gesichter waren sich gefährlich nahe, und dann trafen ihre Augen plötzlich seine – und auf einmal sah sie etwas ganz anderes darin als Belustigung. Was war das – Überraschung? Verwirrung? … Bestürzung? Dieser Augenblick dauerte jedoch nur den Bruchteil einer Sekunde, dann ließ er sie abrupt los und stand auf.
"Du hast Glück, dass ich heute einen guten Tag habe." Er streckte seine Hand aus, um ihr aufzuhelfen. "Und jetzt gib mir meinen Zauberstab zurück."
Sein plötzlicher Stimmungsumschwung befremdete und irritierte Yuna. Täuschte sie sich oder war er tatsächlich böse? Eben war doch noch alles in Ordnung gewesen, sie hatten ganz ausgelassen herumgealbert; und plötzlich, von einem Moment auf den anderen, war die gute Stimmung wie weggeblasen. Das Lachen war ihr nun auch vergangen. Wortlos hielt sie ihm seinen Zauberstab hin, und er nahm ihn ihr ab und steckte ihn in seine Gesäßtasche.
"Was ist denn auf einmal los?", fragte sie unsicher und sah zu, wie er versuchte, sich den Sand abzuklopfen – ein ziemlich hoffnungsloses Unterfangen bei seinen nassen Klamotten.
"Gar nichts ist los", gab er zurück, aber sein Tonfall sagte etwas ganz anderes, und er sah sie auch nicht an.
"Tut mir leid, wenn du jetzt sauer bist", lenkte sie sofort ein. "Das war wohl ziemlich blöd von mir."
"Ja, das war total bescheuert!"
Sie seufzte. "Okay. Dann geh dich umziehen und gib mir deine Sachen, ich bringe sie wieder in Ordnung. Hinterher sind sie wie neu – versprochen."
"Ach, scheiß doch auf die Klamotten!"
Jetzt klang er schon wieder ganz wie der alte Malfoy. Nahm er den Spaß einfach zu persönlich? Fühlte er sich in seinem Stolz oder was auch immer gekränkt? Gut, sie hätte sich den Scherz wohl besser nicht erlauben sollen. Hinterher war man immer schlauer. Aber warum musste er sie denn gleich wieder so anranzen?
"Ich habe doch gesagt, dass es mir leidtut! Was willst du denn sonst noch hören?", gab sie nun ebenfalls ziemlich gereizt zurück. Sie war es einfach leid, immer wieder die Samthandschuhe anziehen zu müssen. "Wenn ich gewusst hätte, dass du mir das wirklich so krummnimmst, dann hätte ich dich selbstverständlich nicht ins Wasser geworfen! Ich konnte ja nicht ahnen, dass du gleich so angefressen bist!"
"Ich bin überhaupt nicht angefressen!"
"Nein, überhaupt nicht, das merke ich ja! Wahrscheinlich stört es dich nur, dass du Spaß hattest und versehentlich gelacht hast. Aber weißt du was? Dann geh doch in den Keller, da sieht dich keiner lachen! Mir wird das nämlich langsam zu blöd mit deinen Launen!"
Mit diesen Worten wandte sie sich ab und ließ sie ihn einfach stehen. Nach ein paar Schritten schlug sie sich jedoch in plötzlicher Erkenntnis mit der flachen Hand an die Stirn und drehte sich noch einmal um.
"Ach, jetzt verstehe ich, was los ist! Du hast ein Schlammblut angefasst! Wie eklig! Na, dann vergiss mal nicht, dir gründlich die Hände zu waschen, Malfoy!" Und damit drehte sie sich endgültig um und marschierte in Richtung Hütte davon.
"Spinnst du?", rief Draco ihr noch nach, aber das hörte sie schon nicht mehr. Er blieb zurück, sah ihr nach, und es dauerte einen Moment, ehe er merkte, dass er immer noch geistesabwesend an sich herumklopfte. Dann fiel ihm ein, dass es dafür schließlich Reinigungs- und Trocknungszauber gab. Er zog seinen Zauberstab hervor, strich damit über Hemd und Jeans, und nach einem gemurmelten Tergeo und Sicco fiel der Sand auch schon von ihm ab und seine Sachen waren innerhalb eines Augenblicks wieder trocken.
Aber nicht nur seine Klamotten – auch seine Kehle war ziemlich trocken. Dafür waren seine Hände feucht, und seine Pumpe ging ziemlich heftig – aber das hatte nichts mit der Rangelei zu tun. Verdammt, was war da eben passiert? Sie hatten doch nur ein bisschen herumgealbert und miteinander gerauft. Alles nur Spaß und ganz harmlos. Aber dann … Verdammt! Was war los mit ihm? Sein Körper reagierte auf sie, und das beunruhigte ihn ebenso wie es ihn verwirrte. Wie konnte das sein? Das durfte nicht sein! Nein, das war eindeutig eine Fehlreaktion. Er war es einfach nicht gewohnt, zu raufen. Oder der Elfenwein war schuld. Oder beides. Ja, genau. Es konnte gar nicht anders sein. Und jetzt? Ob er hoffen konnte, dass Yuna nichts bemerkt hatte? Nicht auszudenken, wenn doch …

* * *


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