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Ex Domo - Denkanstöße

von NamYensa

Bevor sie nach ihrer Waffenstillstandsverhandlung zum Strand aufbrachen, wo sie am Vortag den verschnürten Epehju zurückgelassen hatten, warf Yuna noch einen Blick auf die Bisswunde, die schon deutlich besser aussah. Als reine Vorsichtsmaßnahme trug sie trotzdem noch einmal etwas Diptam auf und legte auch einen neuen Verband an. Dann machten sie sich auf den Weg.
Unterwegs war Malfoy recht schweigsam. Er vermied es ganz eindeutig, Yuna anzusehen, und kickte nur immer wieder sinnlos Steinchen aus dem Weg, zupfte hier und da mal ein Blatt von den Pflanzen oder schlug genervt nach den Mücken, die sich in ihrem Bluthunger auf sie stürzten. Es war ihm recht deutlich anzumerken, dass ihn etwas beschäftigte.
"Was ist los?", fragte Yuna. "Irgendwas nicht in Ordnung? Brennt die Wunde? Dröhnt der Kopf?", versuchte sie zu scherzen.
"Nein, alles okay …"
"Aber?"
Er antwortete nicht sofort, lief auf dem schmalen Trampelpfad nun vorneweg, und Yuna trottete ihm hinterher; bis er schließlich so plötzlich stehen blieb, dass sie beinahe in ihn hineingelaufen wäre. Mit einem entschlossenen Gesichtsausdruck drehte er sich zu ihr um.
"Also gut, wenn du es wirklich wissen willst –", brach es schon fast angriffslustig aus ihm heraus, "als wir uns vorhin unterhalten haben … Ehrlich gesagt hat es mich gewundert, dass es dir dabei nur ums Projekt und unsere Zusammenarbeit ging und du die –", er senkte die Stimme und zögerte kurz, "die andere Sache überhaupt nicht erwähnt hast."
'Die andere Sache'? Aha, damit waren sie wohl bei seinem 'Schlammblut'. Yuna hatte sich schon den ganzen Morgen gefragt, ob Malfoy wohl Manns genug war, das Gespräch von sich aus auf dieses Thema zu bringen. Es hätte sie nicht weiter gewundert, wenn er es einfach totgeschwiegen hätte. Aber nun überraschte er sie damit, dass er es tatsächlich ansprach. Nur das Kind direkt beim Namen zu nennen, das bekam er offenbar doch nicht hin. Na gut, dann musste sie eben selber Tacheles reden.
"Du meinst dein 'Schlammblut'?", warf sie ihm dann auch ganz unverblümt an den Kopf und stellte fest, dass ihm diese sehr direkte Konfrontation mit seiner Kränkung nicht angenehm war; er wich ihrem Blick ganz eindeutig aus, und sie bemerkte die plötzliche Anspannung in seinem Gesicht. "Eigentlich hatte ich gehofft, dass du mir dazu vielleicht etwas zu sagen hast."
"Und was willst du jetzt hören? Dass es mies war? Natürlich war es das! Schließlich hast du mich nicht nur bei der Giftbratze aus der Klemme geholt, sondern auch ein Gegengift gebraut und mich wieder auf die Beine gebracht – und das, obwohl ich dich beleidigt hatte! Was glaubst du, wie ich mich jetzt fühle?"
Nichts für ungut, Malfoy, aber es interessiert mich nicht, wie DU dich fühlst. Du solltest dich lieber fragen, wie ICH mich dabei gefühlt habe.
Aber das sagte sie nicht laut.
"Moment mal – hab ich das richtig verstanden?", fragte sie stattdessen, weil ihr plötzlich aufging, was er da gesagt hatte. "Du findest dein 'Schlammblut' nur deshalb mies, weil ich nützlich für dich war und dir aus der Bredouille geholfen habe? Und wenn der Zwischenfall mit dem Epehju nicht passiert wäre, dann fändest du deine Beschimpfung okay und nicht mies?"
"Unsinn! Was interpretierst du denn da in meine Worte hinein?"
"Ich interpretiere nichts hinein. Das hast du genau so gesagt."
"Na gut, dann habe ich mich vielleicht blöd ausgedrückt."
"Dann drück dich doch einfach nochmal unblöd aus", sagte sie trocken.
"Verdammt, was willst du denn von mir h̦ren? Dass es mir leidtut? Na sch̦n, dann entschuldige ich mich eben. Aber du hast mich auch nicht gerade mit Samthandschuhen angefasst und mir einiges an den Kopf geschmissen. Da bin ich einfach ausgerastet! Jedenfalls Рmehr als mich entschuldigen kann ich nicht."
Naja, richtig überzeugend klingt das aber nicht. Nicht wirklich.
"Das hört sich ja wirklich nach tiefster Reue an", konnte Yuna sich nicht verkneifen, und natürlich war die Ironie in ihren Worten auch für Malfoy nicht zu überhören.
"Was sonst?", kam es prompt von ihm zurück. "Natürlich bereue ich es. Was glaubst du denn, warum ich mich entschuldigt habe?"
"Oh nein, entschuldigen heißt nicht bereuen. Bereuen setzt nämlich Einsicht und Erkenntnis voraus. Selbsterkenntnis vor allem. Und das ist das Problem. Dir ist das 'Schlammblut' ja nicht versehentlich rausgerutscht, sondern du hast genau das gesagt, was du denkst. Jetzt versuchst du, den Reumütigen raushängen zu lassen – und das nicht mal besonders gut. Deshalb nehme ich es dir auch nicht ab, es wirkt einfach nicht glaubwürdig und ehrlich. Du sagst nämlich nur, dass es dir leidtut, weil du glaubst, dass du mir was schuldig bist. Aber darauf kann ich verzichten."
"Dann ist also meine Entschuldigung sowieso für'n Arsch, oder was?"
"Solange das nur leere Worte sind und du bei nächster Gelegenheit wieder mit 'Schlammblut' um dich wirfst – ja."
"So. Und was erwartest du jetzt von mir? Was ich gesagt habe, kann ich nicht zurücknehmen. Meine Entschuldigung akzeptierst du aber auch nicht. Also, was soll ich, deiner Meinung nach, tun?"
"Fragst du mich das wirklich? Nun, dann würde ich sagen, geh einfach mal in dich und denk ein bisschen nach. Dann wirst du vielleicht dahinterkommen, was an deinen Worten noch nicht passt. Das eigentliche Problem ist nämlich nicht deine Beschimpfung, es ist deine ganze Einstellung. 'Schlammblut' ist nur ein Wort. Das wirklich Erbärmliche ist deine Grundhaltung, die dahintersteht. Und, nichts für ungut, aber eine andere Bezeichnung als 'erbärmlich' fällt mir da wirklich nicht ein."
Das waren deutliche Worte. Harte Worte. Worte, die ihm wahrscheinlich noch nie jemand in solcher Offenheit gesagt hatte. Und es überraschte Yuna, dass er alles stillschweigend schluckte. Hatte ihm der vorgehaltene Spiegel etwa einen solchen Schock versetzt, dass es ihm die Sprache verschlug? Bei Malfoy eigentlich schwer vorstellbar. Oder war es einfach nur Gleichgültigkeit, die ihn schweigen ließ? Seine fest zusammengepressten Kiefer sprachen allerdings eine andere Sprache.
"Aber warum rede ich hier überhaupt", wischte sie ihre Ãœberlegungen beiseite. "Schließlich ist es nicht meine Aufgabe, dich zum Umdenken zu bekehren. Darauf habe ich keine Lust, denn das ist mir bei jemand wie dir viel zu anstrengend. Es wäre sowieso für die Katz – so verbohrt, wie du bist. Und ich mag meine Zeit nicht mit Sinnlosigkeiten und hoffnungslosen Fällen verplempern. Entweder kommst du von selber darauf, was da in deinem Kopf verkehrt läuft, oder eben nicht. Das Denken werde ich dir ganz bestimmt nicht abnehmen."
Malfoy sagte noch immer nichts. Sein Gesicht war eine undurchschaubare Maske, und nur durch sein fortwährendes und rabiates Abreißen und Zerfleddern von Blättern war ihm anzumerken, dass in ihm überhaupt etwas vorging. Yuna hatte das ungute Gefühl, er könnte jeden Moment explodieren. Vielleicht war sie zu hart mit ihm umgesprungen. Nach ihrem gerade erst geschlossenen Waffenstillstand hatte sie eigentlich gar nicht so heftig werden wollen, aber die Worte waren einfach so aus ihr herausgesprudelt.
Komm mal wieder runter, Yuna! Und ab jetzt bitte ein bisschen diplomatischer.
"Unsere Aufgabe ist es, diese Woche gemeinsam herumzubringen", wechselte sie rasch das Thema und versuchte dabei versöhnlicher zu klingen, um ihren Vorhaltungen etwas die Schärfe zu nehmen und die Situation wieder zu entspannen. "Und dazu gehört, dass wir jetzt erstmal den Epehju dingfest machen. Also lass uns das einfach erledigen, okay?"
Er nickte zwar, aber sie hatte den Eindruck, dass er mit dem Verlauf des Gesprächs nicht wirklich zufrieden war – natürlich nicht. Sicher war ihm seine mehr schlecht als recht herausgequälte Entschuldigung nicht leichtgefallen; wahrscheinlich hatte er gehofft, sie würde prompt akzeptieren und das Thema wäre damit erledigt. Aber wie konnte sie das, wenn sie befürchten musste, vielleicht schon morgen wieder als 'Schlammblut' beschimpft zu werden? Sie sah jedoch keinen Sinn darin, dieses Gespräch fortzusetzen. Einen Denkanstoß hatte sie ihm gegeben, den Rest musste er mit sich selber abmachen; obwohl sie nicht daran glaubte, dass dabei wirklich etwas herauskommen würde.
Als sie den Strand erreichten, hing der Epehju immer noch genauso in der Luft, wie sie ihn gestern Morgen verlassen hatten. Yuna ging um das verschnürte Untier herum, wobei sie darauf achtete, seinen klingenartigen Beinen nicht zu nahe zu kommen, die aus dem Bündel herausragten.
"Liberacorpus!", rief sie, und es landete mit einem dumpfen Aufprall im Sand. "Sag mal, wie konnte das Vieh dich überhaupt erwischen?"
"Na, es kam plötzlich aus dem Gebüsch." Malfoy deutete auf den dichten, dschungelartigen Bewuchs, der sich an den locker mit Palmen bewachsenen Strand anschloss.
"Ja, aber wieso bist du überhaupt hier unterwegs gewesen?", fragte sie, doch sie ahnte die Antwort bereits.
"Na, warum wohl? Ich hatte das Pergament mit der Aufgabe gefunden und dachte, ich sehe mich mal um."
"Aha. Du hast gedacht, du ziehst das Ding mit den Kreaturen einfach mal im Alleingang durch."
"Ja, so ähnlich. Ich wusste ja nicht, was mich erwartet. Ziemlich bescheuert, was?"
"Naja, so bescheuert war das auch wieder nicht. Wer kann denn schon ahnen, dass solche Viecher hier herumschleichen?"
"Von wegen schleichen! Der konnte ganz schön rennen! Und er hat auch gar nicht lange gefackelt und mich gleich in den Sand geschmissen."
Yuna musste unweigerlich grinsen. "Aber immerhin war deine Jagdmethode erfolgreich. Unsere erste Kreatur haben wir."
Da der Epehju nach wie vor ruhig lag, wagte sie sich etwas näher heran und besah sich das hintere Ende etwas genauer.
"Hey, Malfoy, komm mal hier rüber!", rief sie. "Hier hinten an der Schwanzwurzel ist sowas wie eine Furche. Vielleicht können wir da ein Seil befestigen und das Vieh dann irgendwo anbinden."
Er folgte ihrem Ruf und kam auf die andere Seite herüber.
"Das gefällt mir nicht", sagte er knapp, während er so tat, als inspiziere er sehr eingehend die Schwanzfurche des Epehjus.
"Was gefällt dir nicht? Ihn anzubinden?"
"Malfoy." Er warf ihr einen kurzen Blick von der Seite zu. "Ich heiße Draco – schon vergessen?"
"Nanu?", konnte sie ihre Überraschung nicht verbergen. "Ist das etwa ein Angebot zur Erweiterung unserer Friedensverhandlungen? Ich dachte, Draco heißt du nur für deine Freunde."
"Naja …", grinste er, "bei Leuten, mit denen ich eine Woche auf einer einsamen Insel verbringen muss, mache ich auch mal eine Ausnahme."
Nun musste auch sie grinsen.
"Verstehe. – Na gut, Draco – dann lass uns mal zusehen, dass wir das Biest von hier wegbekommen. – Locomotor Epehju!"

Später, als sie den verschnürten Epehju in gebührendem Abstand zu ihrer Hütte mit einem magischen Seil am Ast eines Baumes gesichert hatten, fiel ihnen ein, dass sie noch gar keinen Gedanken an die heutige Aufgabe verschwendet hatten. Yuna holte das neue Pergament aus ihrem Zimmer und las es vor:
"'Inzwischen dürften Ihre Lebensmittelvorräte nahezu aufgebraucht sein. Sorgen Sie für Nachschub. Beschaffen Sie mindestens 10 verschiedene Nahrungsgüter.'"
"Na, das ist ja mal eine selten dämliche Aufgabe!", ereiferte sich Draco. "Nahrungsmittel besorgen! Sollen wir einkaufen gehen? Wo denn? Hab ich hier irgendwo einen Laden übersehen? Wenn sie nicht wollen, dass wir verhungern, warum schicken sie uns dann nicht einfach ein paar Hauselfen – am besten welche mit gut gefüllten Schüsseln."
"Hauselfen?" Yuna kicherte. "Gute Idee. War Dobby nicht mal euer Hauself? Und arbeitet er jetzt nicht in der Schulküche? Versuch doch mal, ihn hierher zu rufen, vielleicht gehorcht er dir ja noch."
"Wohl kaum. Aber woher weißt du überhaupt von Dobby?"
"Harry hat mal sowas erwähnt. Da gab es vor einigen Jahren wohl mal einen kleinen Zwischenfall …"
"Einen kleinen Zwischenfall?", fauchte Draco. "Was für eine nette Umschreibung! Ein ganz linkes Ding war das! Meinem Vater fällt sein Terminkalender aus der Tasche, und Potter hat nichts Besseres zu tun, als seine alte Socke reinzupacken und ihm dieses nette Extra unterzujubeln. Natürlich hat mein Vater das stinkende Ding nichtsahnend weggeworfen, Dobby hat es sich gegriffen – und schon waren wir ihn los! So ein hinterhältiger Trick! – Was gibt es denn da zu kichern?"
"Tut mir leid", quiekte Yuna, die in dem Bemühen, einen Lachanfall zu unterdrücken, kaum Luft bekam. "Das ist natürlich furchtbar tragisch …"
Doch ihre Bemühungen waren vergeblich; sie konnte noch so sehr die Hände auf den Mund pressen – so, wie sie vor sich hin gluckste, konnte Draco die Tränen in ihren Augen unmöglich für Tränen des Mitgefühls halten. Angesichts seiner finsteren Miene war es ihr fast peinlich, aber sie kam einfach nicht gegen den Lachdrang an. Die Geschichte mit Dobby kannte sie ja bereits von Harry, und wie vergnüglich war seine Erzählung gewesen! Aber Dracos Version war fast noch besser – vor allem in Verbindung mit seiner offensichtlichen Empörung über den Vorfall. Vor ihrem geistigen Auge sah Yuna den vornehmen Lucius Malfoy, wie er Harrys alte Socke aus seinem Terminkalender fischte und von sich schleuderte, mit dem Ergebnis, dass Dobby sich das Ding schnappte und sich damit vom Acker machte. Diese Vorstellung war einfach unbeschreiblich, und sie musste sehr an sich halten, um nicht laut herauszuplatzen.
Draco schien nicht recht zu wissen, was er von ihrem Heiterkeitsausbruch halten sollte, er sah ziemlich beleidigt aus. Zum Glück gelang es ihr schließlich doch, sich zusammenzureißen.
"Na, jedenfalls –", sagte sie nach einem kurzen Räuspern, "nach allem, was ich gehört habe, wart ihr aber auch nicht gerade nett zu Dobby. Und das war wohl auch der Grund, warum Harry –"
"Nett?", fiel er ihr ins Wort. "Verdammt, das ist ein Hauself! Zu denen muss man nicht nett sein!"
Bei diesen Worten verging Yuna nun wirklich das Lachen, und ihr Gesicht verschloss sich.
"Denkst du wirklich so?", fragte sie, erntete jedoch nur einen schwer deutbaren Blick.
Verwunderlich war seine Haltung eigentlich nicht. Wenn Draco schon seinen Mitschülern gegenüber nicht durch Freundlichkeit glänzte, dann natürlich erst recht nicht gegenüber einem Hauselfen. Aber vielleicht war er auch einfach nur verärgert, weil er ihren Lachanfall über Dobbys Befreiung persönlich nahm. Vielleicht fühlte er sich nicht ernst genommen und glaubte, mit einer typisch Malfoy'schen abfälligen Bemerkung sein Gesicht wahren zu können und wieder Oberwasser zu gewinnen.
"Jedenfalls war das eine böse Schlappe, die wir da einstecken mussten", wich er ihrer Frage gekonnt aus, "und dafür hat dein sauberer Freund Potter noch was gut bei mir!" Dabei spielte er bedeutungsvoll mit seinem Zauberstab.
"Du zahlst wohl immer alles zurück, oder?"
"Worauf du wetten kannst! Ich bleibe niemandem etwas schuldig."
Yuna hatte schon den Mund geöffnet, um etwas zu entgegnen, schloss ihn aber wieder und behielt ihre Meinung lieber für sich. Diskutieren hatte sowieso keinen Sinn. Offenbar war ihr Mienenspiel aber recht eindeutig, denn …
"Das gefällt dir nicht, oder?", fragte Draco prompt, und es klang ziemlich streitlustig. "Verträgt sich wohl nicht mit deinem gryffindorschen Ehrenkodex."
"Naja …", sagte sie zögernd und ignorierte seinen Spott. "Hast du vielleicht mal darüber nachgedacht, dass es auch die Möglichkeit gibt, alte Geschichten zu vergessen?"
"Du meinst, ich soll Unverschämtheiten und Beleidigungen einfach wegstecken und so tun, als wären sie nicht passiert?"
"Nein. Aber du könntest vergessen und vielleicht auch – verzeihen …"
"Und wie ein Trottel dastehen?"
Yuna seufzte. Schade, Draco verstand sie einfach nicht. Oder er wollte sie nicht verstehen.
"Du meinst also, wer verzeiht, ist ein Trottel? Und warum sollte ich dir dann eigentlich das 'Schlammblut' verzeihen, wenn ich mich damit ja doch nur zum Trottel mache? Wäre doch schön blöd von mir, oder?"
Einen Moment lang sah er sie nur an; er wirkte irritiert und wusste wohl nichts auf ihr Argument zu antworten. Kein Wunder, war es doch absolut stichhaltig.
"Aber wahrscheinlich", fuhr sie fort, "geht es dir sowieso am Allerwertesten vorbei, ob man dir verzeiht oder nicht, hab ich recht? Es ist dir im Grunde gar nicht wichtig. Du stehst ja über allem und hast das Wohlwollen anderer gar nicht nötig. – Welche Art der Abrechnung hast du dir denn eigentlich für mich überlegt? Wenn du so nachtragend bist und nicht verzeihen kannst, muss ich mich für die Sache mit dem Traumlos-Schlaftrank wohl auf einiges gefasst machen, oder?"
Draco sagte noch immer nichts, starrte nur vor sich hin und begann nervös mit seinem Zauberstab herumzuspielen. War er nun beleidigt, oder warum ging er darauf gar nicht ein? Warum kam überhaupt keine Reaktion, kein Konter – gar nichts? War er wirklich so gleichgültig, dass das alles an ihm abprallte?
"Na gut, lassen wir das Thema lieber", gab Yuna schließlich auf, weil sie das Gefühl hatte, nicht von der Stelle zu kommen. "Unsere Aufgabe ist es, etwas zu essen aufzutreiben, und unser Problem ist, dass wir nicht wissen, wie wir das bewerkstelligen sollen. Immerhin brauchen wir zehn verschiedene Nahrungsmittel." Sie zuckte ratlos mit den Schultern und wartete auf einen Vorschlag.
"Hey!", setzte sie nach, weil Draco immer noch gedankenverloren vor sich hin starrte. Offenbar hatte er gar nicht zugehört.
"Was?", schreckte er nun hoch. "Was hast du gesagt?"
"Ich denke, dass wir bei unserer Aufgabe ohne Magie nicht weiterkommen."
"Ach so … Magie. Ja klar. Ähm … wir sollen Nahrungsmittel beschaffen", sagte er zerstreut.
"Richtig!", bestätigte sie mit einem angedeuteten Grinsen. "Aber damit sagst du mir jetzt nicht wirklich etwas Neues. Es geht um das Wie."
"Na gut, ähm … wenn ich aber nicht komplett danebenliege, dann ist Nahrung – warte mal, wie war das noch …", er musste kurz überlegen, "die erste der Fünf Grundsätzlichen Ausnahmen – ähm …"
"… von Gamps Gesetz der Elementaren Transfiguration", beendete sie den Satz. "Ganz richtig."
"Was schlägst du also vor?"
"Wir könnten einen magischen Gemüsegarten anlegen."
"Einen was?" Er sah sie zweifelnd an. "Einen Gemüsegarten? Gibt es dafür auch einen Zauber? Mir ist jedenfalls keiner bekannt. – Womit wir wieder bei den Hauselfen wären. Die können das bestimmt."
Aber Yuna hörte gar nicht richtig zu. Ihr ging etwas durch den Kopf … Ja, das wäre eine Möglichkeit … Aber sollte sie wirklich …? Sie würde damit zwangsläufig ihr Geheimnis preisgeben … Unschlüssig biss sie sich auf die Lippe und focht einen inneren Kampf mit sich aus, während ihr Blick immer wieder zu Draco hinüberflackerte. Dass sie etwas beschäftigte, blieb ihm natürlich nicht verborgen.
"Was ist denn?" fragte er. "Du siehst mich so merkwürdig an …"
Sie seufzte. "Kannst du schweigen?"
"Was soll denn diese Frage?"
"Sag schon – kannst du schweigen?"
"Klar kann ich."
"Gut, dann verrate ich dir jetzt etwas, wovon niemand in Hogwarts weiß – wenn du mir versprichst, dass es niemand von dir erfährt! Wirklich niemand!"
Plötzlich fingen Dracos Augen an zu funkeln.
"Hey, du hast ein dunkles Geheimnis?" fragte er und schien ganz entzückt bei dem Gedanken. "Ich bin beeindruckt! Etwas Verbotenes?"
"Nein … eigentlich nichts Verbotenes. Aber trotzdem –"
"Sag schon!"
"Gib mir zuerst dein Wort!"
"Okay, okay, großes Ehrenwort!" Draco hob feierlich die rechte Hand. "Von mir erfährt niemand etwas."
Halt!, warnte Yuna plötzlich eine innere Stimme. Draco ist Malfoy und Malfoy ist ein Slytherin! Wieviel bedeutet das Ehrenwort eines Slytherins?
"Jetzt sag endlich", drängte er weiter und wirkte richtig hibbelig.
Sie zögerte noch einen Moment, aber dann beschloss sie, die innere Stimme zu ignorieren …

* * *


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