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Fanfiction

Ex Domo - Waffenstillstand

von NamYensa

Als es Nacht wurde, war Yuna fix und fertig und todmüde, aber an Schlaf war gar nicht zu denken. Sie wagte es nicht, Malfoy noch einmal allein zu lassen, und außerdem hätte sie sowieso kein Auge zutun können. Ein paarmal hatte sie ihm inzwischen das Gegengift verabreichen können, ganz nach Vorschrift immer nur einige wenige Tropfen auf die Zunge. Die letzte Gabe lag nun aber auch schon wieder fast eine Stunde zurück, und gebracht hatte es bislang leider nichts. Einmal hatte sie den Eindruck gehabt, Malfoy hätte seinen Kopf leicht bewegt, aber das war sicher nur Einbildung und Wunschdenken gewesen, denn letztlich hatte sich dann doch nichts getan. Ob ihr bei der Herstellung des Gegengiftes doch irgendein Fehler unterlaufen war?
Deprimiert und ziemlich mit den Nerven am Ende ging sie in die KĂĽche. Hunger hatte sie nicht, aber sie beschloss, sich einen Tee zu machen. Einen starken. Einen sehr starken. Zwischendurch lief sie immer wieder nach drauĂźen, in der Hoffnung, dass die Eule inzwischen zurĂĽckgekehrt war; aber nach wie vor lieĂź der Vogel sich nicht blicken.
Nach drei Tassen Tee fühlte sie sich ein bisschen besser und ging in Malfoys Zimmer zurück, um ihm eine nochmalige Dosis der beiden Tränke zu verabreichen – und blieb wie angewurzelt in der Tür stehen. Die Stirn in die Hände gestützt, saß er auf seinem Bett, offensichtlich immer noch etwas benommen und matt, denn er war wohl gerade eben erst zu sich gekommen, aber – er war wach!
Einen Moment lang starrte Yuna ihn nur fassungslos an; sie konnte einfach nicht glauben, was sie sah. Vor lauter Erleichterung wäre sie beinahe zu ihm gelaufen und ihm – Malfoy oder nicht – um den Hals gefallen. Doch diesen Impuls konnte sie in letzter Sekunde gerade noch unterdrücken. Dafür spürte sie, wie sich plötzlich ihre Kehle zusammenschnürte und etwas aus ihr heraus drängte – als wolle die Anspannung während der langen quälenden Stunden voller Angst sich nun einen Weg bahnen. Sie fühlte es kommen, spürte, wie ihr das Wasser in die Augen schoss, und versuchte es zurückzuhalten, doch es nutzte nichts – auf einmal öffneten sich alle Schleusen, und sie heulte Rotz und Wasser.
Malfoy, der sie wohl jetzt erst bemerkt hatte, hob den Kopf. Noch immer sah er blass aus, sein Blick war leicht verhangen, und seine Augen hatten auch noch deutliche Schwierigkeiten, Yuna zu fixieren. Trotzdem wirkte er verwirrt.
"Was ist denn los?", fragte er mit leicht belegter Stimme und sah sie an wie einen Geist. "Ist irgendwas passiert?"
Yuna war unfähig zu antworten, sie schüttelte nur den Kopf und schluchzte. Erinnerte er sich denn überhaupt nicht?
"Was ist los, Bennett?", fragte er noch einmal, und wenn er eben noch verwundert geklungen hatte, klang er jetzt schon gereizt und ungehalten. "Was machst du hier in meinem Zimmer?"
"Weißt du denn … gar nicht mehr …", schniefte Yuna, wurde jedoch barsch unterbrochen.
"Was soll ich wissen? Warum du hier bist? Nein, aber ich wüsste es wirklich zu gern." Sein Blick wanderte zum Fenster und dann wieder zu ihr zurück, und verärgert zog er die Stirn in Falten. "Es ist noch stockfinster draußen, warum weckst du mich mitten in der Nacht? Ist jemand gestorben, dass du hier stehst und mich vollheulst? Aber ehrlich gesagt –", er griff sich an den Kopf und stöhnte leise, "interessiert mich das nicht die Bohne. Mir geht es saumies, und ich habe dich nicht in mein Zimmer eingeladen, also mach, dass du verschwindest."
Yuna war einen Moment lang sprachlos. Sogar das Schluchzen blieb ihr im Halse stecken. Sie wusste nicht, was sie erwartet hatte; ein überschwängliches Danke sicher nicht, nicht von diesem überheblichen, unausstehlichen Kerl. Aber dass er sie, kaum dass er die Augen wieder offen hatte, gleich wieder anmaulen würde, damit hatte sie auch nicht gerechnet. Die Erleichterung, die sie eben noch verspürt hatte, verflog und machte aufsteigendem Ärger Platz.
"Dafür, dass ich dir den Hals gerettet habe, bist du wirklich sehr charmant!", fauchte sie und wischte sich mit einer Hand wütend die letzten Tränen von der Wange. "Ein einfaches Danke hätte auch genügt." Sie machte kehrt und war schon halb aus dem Zimmer, als er ihr nachrief.
"Danke? Wofür? Dieses blöde Vieh am Strand wäre ich auch ohne deine Hilfe losgeworden!"
Yuna konnte nicht glauben, was sie da hörte. Schnaubend fuhr sie herum.
"Natürlich, das habe ich ja gesehen, als du ohne Zauberstab unter ihm lagst!", spottete sie. "Und das Gegengift hättest du dir sicher auch selber gebraut, während du bewusstlos hier auf deinem Bett lagst!"
Ohne eine Antwort abzuwarten, lief sie aus dem Zimmer und knallte die TĂĽr hinter sich zu. Wenn es diesem Mistkerl gut genug ging, um sie anzupflaumen, brauchte er sie offenbar nicht mehr. Sollte er doch sehen, wie er alleine klarkam.

Draco blieb auf seinem Bett sitzen und starrte die Tür an, die Bennett lautstark hinter sich ins Schloss geworfen hatte. Bewusstlos? Gegengift? Wovon redete sie da eigentlich? Gut, ihm ging es nicht besonders, sein Kopf und sein Arm schmerzten, was wohl von dem Epehju-Biss kam, aber – Moment mal! Der Epehju-Biss! Diese Viecher waren giftig! Bedeutete das etwa –
Und schon war Draco vom Bett aufgesprungen. Viel zu schnell, wie er merkte, denn sofort drehte sich alles in seinem Kopf, und seine Knie waren weich wie Pudding, so dass er sich einen Moment am Bettpfosten abstĂĽtzen musste. Als sein Kopf sich wieder beruhigt hatte und das Zimmer um ihn herum wieder zum Stillstand gekommen war, lief er, noch immer leicht wankend, auf den Flur. Auf die Idee, bei Bennett anzuklopfen, kam er gar nicht, er stieĂź die TĂĽr einfach auf, so heftig, dass sie innen an die Kommode dahinter knallte. Erschrocken fuhr Bennett herum.
"Was soll das bedeuten?", herrschte er sie ganz ohne Einleitung an. "Was hast du da von einem Gegengift gefaselt?"
"Ich fasele nicht!"
"Also gut, was hast du da von einem Gegengift erzählt?", korrigierte er ungeduldig. Dass sie ziemlich geschafft aussah, ignorierte er. Am liebsten hätte er sie gepackt, um eine Erklärung aus ihr herauszuschütteln. "Offenbar habe ich irgendwas verpasst. Also erzähl schon, was passiert ist!"
Sie seufzte und ließ sich müde auf ihr Bett sinken. "Du weißt doch, da war der Epehju am Strand –"
"Ja, ja, ja, daran erinnere ich mich, und ich weiĂź auch noch, dass wir in die HĂĽtte zurĂĽckgegangen sind. Aber danach! Was war danach?"
Daraufhin berichtete sie ihm, was nach der Rückkehr in die Hütte passiert war; dass er verletzt, schweißüberströmt und schließlich kaum noch ansprechbar gewesen war und sie ihn in sein Zimmer gebracht hatte.
"… und hier auf deinem Bett bist du einfach umgekippt", beendete sie ihren Bericht.
"Ich hatte also einen kleinen Blackout?"
"Einen kleinen Blackout?" Bennett schnaubte leise. "Ja, so könnte man das auch nennen."
"Was soll das heiĂźen?"
"Dass du bewusstlos warst. Fast fĂĽnfzehn Stunden."
"Fünfzehn Stunden?" Beinahe hätte Draco gelacht. "Willst du mich verscheißern? Du meinst sicher Minuten."
"Nein, Stunden. Der Epehju hat dich gestern frĂĽh angegriffen, und jetzt ist es nach Mitternacht."
Draco konnte es nicht fassen. "Ich war fünfzehn Stunden weggetreten? Völlig weg?"
"Ja. Ich habe dich nicht wach bekommen, also habe ich Bücher gewälzt, Zutaten gesammelt und ein Gegengift gebraut. – Mann, Malfoy, ich hatte einfach Angst um dich!"
Diese Eröffnung kam so überraschend, dass Draco nicht wusste, was er davon halten sollte. Sie brachte ihn fast ein wenig aus der Bahn.
"Du hattest Angst?", wiederholte er verblĂĽfft. "Um mich?"
"Ja, stell dir vor. Und wenn du nun die Güte hättest, mich allein zu lassen", sie erhob sich von ihrem Bett und machte eine Handbewegung zur Tür, "wäre ich dir sehr dankbar. Ich habe nämlich einen langen und anstrengenden Tag hinter mir, bin ziemlich erledigt und würde gerne noch ein paar Stunden schlafen." Damit schlug sie auch schon die Bettdecke zurück. "Die beiden Tränke stehen auf deinem Nachttisch. Nimm von beiden jede Stunde ein paar Tropfen, nur zur Sicherheit."
Dann schlüpfte sie, angezogen wie sie war und ohne sich weiter um Draco zu kümmern, unter ihre Decke, wickelte sich darin ein und drehte ihm den Rücken zu. Dabei hatte er eigentlich noch eine Menge Fragen. Aber Bennett rührte sich nicht mehr, offenbar war sie in derselben Sekunde, als sie sich hingelegt hatte, auch schon eingeschlafen, also verschob er alles Weitere auf morgen. Was sie ihm hier gerade offenbart hatte, musste er ohnehin erstmal sacken lassen. Also wandte er sich ab und hatte die Türklinke schon in der Hand, als sie plötzlich doch noch einmal sprach.
"Morgen früh müssen wir mal miteinander reden", hörte er sie müde und schon halb im Schlaf murmeln. "So geht das einfach nicht weiter."
Bei ihren Worten wurde Draco etwas unbehaglich, und er antwortete nicht, aber wahrscheinlich erwartete sie auch gar keine Antwort. Eine Weile ließ er seinen Blick noch auf ihr ruhen, ehe er ihren Zauberstab griff, der auf dem kleinen Tisch neben der Tür lag, und damit das Licht löschte. Dann verließ er das Zimmer – und ertappte sich dabei, dass er das beinahe auf Zehenspitzen tat und beim Schließen der Tür deutlich rücksichtsvoller und leiser vorging, als er es beim Öffnen getan hatte.

Nachdem er in sein Zimmer zurückgekehrt war, ließ Draco sich wieder aufs Bett sinken. Ein bisschen drehte es sich immer noch in seinem Kopf, und so blieb eine Weile dort sitzen, bis er sich wieder völlig klar fühlte und sich auch der letzte Rest des Schwindels verzogen hatte. Vielleicht fühlte er sich noch etwas benebelt, wie mit einem dicken Schädel nach einer durchzechten Nacht. Aber dafür, dass er fünfzehn Stunden außer Gefecht gewesen war, ging es ihm eigentlich erstaunlich gut.
Merlin, fünfzehn Stunden …
Er mochte es noch immer nicht glauben. Was für ein Gift war das, das dieses Scheißvieh ihm eingeimpft hatte? Dem musste er unbedingt auf den Grund gehen. Bennett hatte gesagt, sie habe Bücher gewälzt, und genau dasselbe würde er auch gleich tun.
Doch zunächst musste er dringend mal pinkeln – kein Wunder nach so vielen Stunden unfreiwilligem Schlaf. Außerdem verlangte es ihn nach einer ausgiebigen Dusche. Also ging er ins Bad, wo er eine gute Viertelstunde das Wasser auf sich niederprasseln ließ, bevor er sich frisch genug fühlte und sich wieder abtrocknete.
Dabei besah er sich die Wunde an seinem Arm. Soweit er es beurteilen konnte, war sie vorbildlich versorgt. Pomfrey hätte das sicher auch nicht besser hinbekommen. Und er selber schon gar nicht. Vielleicht sollte er sich mal etwas näher mit Heilzaubern befassen, denn die waren hin und wieder doch recht nützlich. Seine einzigen Fähigkeiten in dieser Richtung beschränkten sich bislang auf die Anwendung von Diptam, und das war nicht wirklich viel. Aber Bennett schien bessere Kenntnisse zu haben und hatte wirklich gute Arbeit geleistet. Vielleicht hatte er Glück, und es blieb nicht einmal eine Narbe zurück.
Als er wieder in sein Zimmer zurückkam, fiel sein Blick auf den Nachttisch. Ja, genau wie Bennett gesagt hatte, standen da zwei Fläschchen, die ihm vorher gar nicht aufgefallen waren. Er nahm sie in die Hand und betrachtete sie. Wie nicht anders zu erwarten, waren sie fein säuberlich beschriftet, mit Blutreinigung und Eputoxin-Gegengift. Aha, Eputoxin hieß also der Übeltäter, und das hier war sein Antagonist.
So direkt mit diesem lebensrettenden Trank konfrontiert, überkam Draco zum ersten Mal ein seltsames Gefühl, fast so etwas wie – Beschämung. Er wusste sehr genau, dass Gegengifte schwierig waren, und Bennett hatte es für ihn gebraut – nicht für Snape, nicht für eine gute Note, sondern nur für ihn, damit er wieder auf die Beine kam … Er stellte sich vor, er hätte das Projekt nicht mit Bennett, sondern mit Pansy, Tracey oder Millicent machen müssen. Merlin, hilf! Keine von den dreien hätte ein Gegengift zustande gebracht. Und dann? Was wäre dann gewesen? Würde er dann auch hier auf beiden Beinen in seinem Zimmer stehen? Oder wäre er …? Bei diesem Gedanken überlief es ihn eiskalt, und er wollte lieber nicht so genau darüber nachdenken. Aber es war ja nicht nur das Gegengift. Wenn Bennett nicht rechtzeitig am Strand aufgetaucht wäre und ihm dort nicht aus der Klemme geholfen hätte, wäre es schon an Ort und Stelle mit ihm vorbei gewesen.
Und als Dank fĂĽr all das hatte er sie angeblafft.
Da Draco nicht mĂĽde war, ging er in den Wohnraum hinĂĽber. Er wollte unbedingt etwas ĂĽber das Eputoxin herausfinden und wie Bennett das Gegengift gebraut hatte. Das BĂĽcherregal musste er gar nicht erst durchforsten, denn sein Blick wurde von einigen BĂĽchern angezogen, die auf dem Tisch lagen, eines davon aufgeschlagen. Es war genau das, was er suchte: ein Buch ĂĽber Gegengifte.
Zurück in seinem Zimmer, legte er sich wieder hin und wollte gerade mit dem Lesen beginnen, als ihm auffiel, dass mit dem Bett etwas anders war – es war nicht mehr so kurz. Versuchsweise streckte er sich lang aus. Ja, richtig, das Ausstrecken klappte, das Bett war länger. So, wie es vorher gewesen war, hätte bestenfalls ein Zwerg wie Potter bequem darauf liegen können. Er selbst aber war zu groß und hatte sich ziemlich zusammenfalten müssen, und die ersten beiden Nächte waren eine einzige Qual gewesen. Jeden einzelnen Knochen hatte er am nächsten Tag gespürt. Doch nun konnte er sich recken und strecken und endlich vernünftig schlafen, ohne sich verbiegen zu müssen. Es konnte doch nur so sein, dass Bennett das Bett verlängert hatte, denn er selber hatte das nicht erledigen können, weil ihm der blöde Zauber einfach nicht eingefallen war. Und natürlich hatte sein Stolz es nicht zugelassen, sie zu fragen.
Während Draco also auf seinem jetzt sehr bequemen Bett lag und eigentlich in dem Buch lesen wollte, schweiften seine Gedanken immer wieder ab. Immer mehr kam er ins Grübeln, und je länger er über das Geschehene nachdachte, desto weniger wollte ihm in den Kopf, dass Bennett das alles für ihn getan hatte. Die Hilfe am Strand, das Brauen des Gegengifts, seine Versorgung während seiner Bewusstlosigkeit und nun auch noch das angepasste Bett … Das alles hatte sie für ihn getan – trotz ihrer nicht gerade freundschaftlichen Beziehung und trotz ihres heftigen Streits.
Verdammt, dieser blöde Streit! Hätte er sich doch wenigstens das 'Schlammblut' verkniffen, dann müsste er sich jetzt nicht so hundserbärmlich fühlen. Ganz klar, er stand in Bennetts Schuld. Denn wie er es auch drehte und wendete – sie hatte ihm das Leben gerettet.
Doch dann fiel ihm ein, dass sie morgen frĂĽh mit ihm reden wollte, und da kam dann wahrscheinlich die dicke Packung. Dann wĂĽrde sie ihm ja sicher das 'Schlammblut' auftischen. Und wie sollte er sich da herauswinden?

Als Yuna am Morgen erwachte und auf ihre Uhr sah, stellte sie fest, dass es schon nach halb neun war. So lange hatte sie eigentlich nicht schlafen wollen, und nun bekam sie ein richtig schlechtes Gewissen. Was, wenn in den letzten Stunden doch noch irgendeine Nachwirkung der Vergiftung oder eine Komplikation aufgetreten war? Nicht dass sie wirklich das Verlangen hatte, diesem undankbaren Ekelpaket Malfoy aufopfernde Pflege zukommen zu lassen, schon gar nicht, nachdem er sie gestern nach seinem Erwachen gleich wieder angemault hatte. Andererseits brachte sie es auch nicht ĂĽber sich, ihn einfach zu ignorieren. Immerhin hatte er eine Vergiftung hinter sich, sie konnte ihn nicht einfach sich selbst ĂĽberlassen. Nein, sie musste unbedingt nach ihm sehen, und sei es auch nur, um ihr eigenes Gewissen zu beruhigen.
Doch ihre Sorge war unbegrĂĽndet. Als sie sich rasch angekleidet hatte und ihr Zimmer verlieĂź, stieg ihr als erstes ein verlockender Duft nach frisch gebrĂĽhtem Kaffee in die Nase. Verwundert ging sie in den Wohnraum hinĂĽber. Malfoy stand, mit einer Tasse in der Hand, an die Esstheke gelehnt und schien sie schon zu erwarten.
"Guten Morgen", begrüßte er sie – und er lächelte dabei. Das war ja etwas völlig Neues. Ungläubig sah Yuna ihn an. Sie hatte ihn schon auf die unterschiedlichste Weise grinsen sehen – spöttisch, höhnisch, abfällig, arrogant-affektiert und schadenfroh. Aber das hier war nichts davon. Das hier war ein echtes Lächeln. Hatte er sich in der Nacht heimlich Gute-Laune-Tropfen gebraut? Oder war es vielleicht eine unbekannte Nachwirkung des Eputoxins? In dem Falle sollte man ihm öfter mal eine Dosis davon verpassen. Aber wie auch immer – überraschend war es allemal, denn ein ehrliches, unverstelltes Lächeln kannte sie an ihm überhaupt nicht. Dabei stand es ihm gut. Er sah richtig nett aus, wenn er lächelte, nett und attraktiv.
Und sogar Kaffee hatte er gemacht. Yuna war mehr als nur überrascht. Das deutete doch alles darauf hin, dass er heute Nacht ein wenig nachgedacht hatte und vielleicht zugänglicher war als in den beiden Tagen zuvor. Sehr schön. Wenn die positive Entwicklung sich nicht nur als irgendeine slytherinsche Taktik entpuppte und er sich weiterhin wie ein vernünftiger Mensch benahm, würde auch sie über sein unmögliches Verhalten letzte Nacht kein Wort mehr verlieren.
"Es ist wohl überflüssig zu fragen, wie es dir geht", sagte sie, doch statt einer Antwort stellte Malfoy seine Tasse beiseite und schenkte eine zweite, schon bereitstehende Tasse ein, die er ihr wortlos reichte. Dankend nahm sie sie entgegen, konnte sich dabei aber ein Schmunzeln nicht verkneifen, denn der Kaffee sah eher aus wie verdünnter Tee. Wie viel Krümel Kaffeepulver hatte er wohl für eine ganze Kanne genommen? Aber egal – letztlich war es die Geste, die zählte. Wahrscheinlich war es der erste Kaffee überhaupt, den Malfoy in seinem ganzen Leben selbst gemacht hatte.
"Mit dem Kaffee wollte ich mich einschmeicheln", gestand er. "Ist mir aber nicht so gelungen, was? Merke ich ja selber. Aber vielleicht lässt sich die Plörre ja trotzdem trinken, auch wenn sie aussieht wie –", er nahm seine Tasse, schwenkte sie und rümpfte die Nase, "wie der Sud von Fledermausmilzen."
Nun musste Yuna ja doch lachen. "Naja …", gab sie zu und rührte mit ihrem Löffel in der bräunlichen Brühe, "das üben wir noch ein bisschen. Kaffeepulver darf nämlich gerne etwas großzügiger verwendet werden als Zutaten für Zaubertränke." Da sie Malfoy nicht vor den Kopf stoßen wollte, indem sie das Zeug einfach wegkippte, griff sie nach dem Milchkännchen. Vielleicht ließ sich dieses wässrige Gebräu mit einem ordentlichen Schuss Milch etwas pimpen. "Aber viel wichtiger ist doch – wie geht es dir heute?"
"Ich bin okay. Ja, wirklich, es geht mir erstaunlich gut. Die Wunde brennt zwar noch, ist ja klar, und im Arm kribbelt es auch noch, aber ansonsten kann ich mich nicht beklagen. Im Kopf ist jedenfalls wieder alles paletti. Gestern Nacht, so direkt nach dem Aufwachen, war ich wohl ein bisschen … Ich wusste einfach nicht …"
"Vergiss es", winkte Yuna ab. Für Malfoy war dieser Ansatz einer Entschuldigung schon gleichbedeutend mit einer kniefälligen Bitte um Verzeihung und jedenfalls mehr, als sie erwartet hatte. Warum also noch mehr Worte darüber verlieren? Er benahm sich jetzt doch ganz anständig, fast nett.
"Jedenfalls muss dir das Gegengift wirklich perfekt gelungen sein, wenn es so gut gewirkt hat. Und dein Blutreinigungstrank natĂĽrlich auch. Volle Punktzahl, wĂĽrde Snape sagen. Ein glattes 'O'."
Nanu, Lobgesang von Malfoy?
Yuna wusste nicht, was sie davon halten sollte. Letzte Nacht hatte er sie noch angeblafft, und heute Morgen war er auf einmal wie ausgewechselt? Wer bist du und was hast du mit Malfoy gemacht?, wollte sie ihn schon fragen, verkniff sich diesen abgedroschenen Scherz dann aber doch.
Vielleicht hatte er selber das Gefühl, dass er für einen Malfoy schon zu viel Nettes gesagt hatte, denn er wechselte plötzlich das Thema.
"Ăśbrigens ist die Eule zurĂĽck", teilte er ihr mit und deutete mit dem Daumen nach oben Richtung Dach.
"Der dumme Vogel hätte ruhig einen Tag früher zurückkommen können", grummelte Yuna in ihre Tasse, während sie einen kleinen Schluck nahm und ihn mühsam hinunterwürgte. Nein, mit Milch schmeckte die Brühe auch nicht besser. Dann sah sie wieder auf. "Und? Welche Nachricht hat sie dir gebracht?"
Malfoy zuckte mit den Schultern. "Mein Vater hält nichts davon, dass ich das Projekt abbreche."
"Oh. Dann wird er dich also nicht hier herausholen."
"Nein."
"Na so ein Pech", sagte sie trocken.
"Nicht wirklich. Ich wäre sowieso geblieben." Und als sie erstaunt die Augenbrauen hob, erklärte er: "Ich kann es mir doch gar nicht leisten, das Projekt hinzuschmeißen. Schließlich brauche ich die Punkte für diese blöde Note."
Yuna war sich nicht sicher, was sie von dieser Eröffnung halten sollte und ob sie seinen Sinneswandel gut finden sollte oder nicht. Gestern zumindest hatte sie sich noch gewünscht, sein Vater würde ihn baldmöglichst hier von der Insel wegholen. Ob sie nun ihre Meinung dazu ändern würde – nun ja, das hing vom Verlauf ihres Gesprächs ab. Aber zunächst ging ihr etwas anderes durch den Kopf.
"Jetzt, wo die Eule zurĂĽck ist, sollten wir sie da nicht nach Hogwarts schicken?", ĂĽberlegte sie. "Eigentlich mĂĽssten wir deine Verletzung und die Vergiftung melden."
Aber Malfoy winkte ab. "Also, mir wäre es lieber, wenn der kleine Zwischenfall unter uns bleiben könnte. Die Schulleitung braucht doch nichts davon zu wissen. Wenn du natürlich –" Er brach unvermittelt ab.
"Wenn ich natürlich – was?"
"Naja, wenn du dir die Extralorbeeren dafür einheimsen willst, kann ich das verstehen. Denn die kriegst du bestimmt. Das Gegengift stand ja nicht auf dem Programm und –"
"Extralorbeeren?" Yuna sah ihn ungläubig an. "Du glaubst, ich habe das für ein paar lausige Punkte gemacht?"
"Naja … nein. Aber irgendwie wäre es doch auch blöd, darauf zu verzichten, oder? Ich meine, man sollte schon mitnehmen, was man kriegen kann."
Das war ja mal wieder typisch. Typisch Malfoy. Oder typisch Slytherin. Aus dem Schaden, dem Pech oder dem Unglück anderer möglichst noch einen Nutzen und einen Vorteil ziehen. Helfen um des Helfens Willen war wohl nicht denkbar. Aber das sagte sie nicht laut, sondern behielt es lieber für sich.
"Oder hast du immer noch Bedenken – meinetwegen?" Er hatte wohl ihr Mienenspiel beobachtet und unterbrach sie nun in ihren Gedanken. "Also, mir geht es wirklich gut", betonte er nachdrücklich. "Wenn es sein muss, geh ich auch Holz hacken. Wo war gleich nochmal die Axt?"
Ein Scherz! Malfoy hat einen Scherz gemacht! Habe ich das ĂĽberhaupt schon mal erlebt?
Nein, beantwortete sie sich die Frage im Stillen selbst. Höchstens, wenn der Scherz auf Kosten anderer ging.
Es war schon merkwürdig. Da standen sie nun hier ganz friedlich zusammen in der Küche, tranken Kaffee – oder taten so als ob – und plauderten miteinander, ohne dass die Fetzen flogen und als wäre es die normalste Sache der Welt. War es ja eigentlich auch – oder sollte es zumindest sein. Zwei Schulkameraden, die gemeinsam an einem Projekt arbeiteten, sollten in der Lage sein, freundlich miteinander umzugehen – selbst wenn einer von ihnen ein Slytherin war. Und deshalb fand Yuna es an der Zeit, dass sie nun endlich zur Sprache brachte, was ihr auf der Seele brannte.
"Du hast mir da gerade ein Stichwort gegeben", fing sie an. "Das Projekt. Du sagst, du brauchst die Punkte, und fĂĽr mich sind sie natĂĽrlich genauso wichtig. Nur leider ist das alles bisher nicht wirklich gut gelaufen. Oder wie siehst du das?"
Sie wartete ab, wollte sehen, wie Malfoy auf ihre Worte reagierte, aber er sagte nichts, und so sprach sie gleich weiter: "Wir haben uns diese Situation beide nicht ausgesucht – du nicht und ich auch nicht. Keiner von uns kann etwas dafür, dass der Hut uns zusammengesteckt hat, obwohl wir gerne mit anderen Teampartnern zusammengekommen wären. Sicher hättest du das Projekt lieber mit Pansy gemacht, aber –"
"Parkinson?" fiel er ihr ins Wort und wirkte nicht nur ehrlich verblĂĽfft, sondern geradezu belustigt. "Wie kommst du denn auf die?"
Upps.
Das war ja wohl ein echter Tritt ins Fettnäpfchen.
"Oh!", entfuhr es ihr. "Ich dachte, du bist mit ihr … also … Na egal, im Grunde spielt das ja auch keine Rolle", fuhr sie schnell fort. "Fakt ist, wir müssen mit der Situation klarkommen und das Beste daraus machen. Bei so einem Gemeinschaftsprojekt ist es einfach kontraproduktiv, gegeneinander statt miteinander zu arbeiten. Das wäre für uns beide von Nachteil. Das Projekt dauert ja nur ein paar Tage, und da sollte es doch möglich sein, dass wir – wie soll ich sagen – normal miteinander umgehen, ohne dauerndes Geschimpfe, ohne Streit und persönliche Anfeindungen. Wir werden sicherlich keine Freunde werden, aber vielleicht können wir ja wenigstens das Kriegsbeil begraben, solange wir zusammenarbeiten müssen. Glaubst du, wir kriegen das hin?"
"Wir? Meinst du nicht eher, ob ich das hinkriege?", berichtigte er sie mit einem angedeuteten Grinsen.
Die ehrliche Antwort war Ja, natĂĽrlich meinte sie ihn, aber sie hielt es fĂĽr diplomatischer, ihm das nicht so direkt zu sagen und sich lieber selbst miteinzubeziehen.
"Ich sagte wir und ich meinte wir", sagte sie nachdrĂĽcklich.
"Verstehe." Um seine Mundwinkel zuckte es. "Okay, ich denke, das kriegen wir hin."
"Und die Aufgaben bleiben auch nicht mehr alleine an mir hängen?"
"Bestimmt nicht."
"Gut. Dann also – Waffenstillstand?" Yuna streckte ihm die Hand entgegen.
"Waffenstillstand", versicherte er und schlug ein.

* * *


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Luna ist auch eine Person, in die ich mich von Anfang an verliebt habe. Sie gibt der Handlung einen wichtigen, neuen Anstrich und sie lässt Harry Dinge anders betrachten. Ich war ihr wirklich von Anfang an verfallen.
Michael Goldenberg