Auferstanden - nun wird alles gut! - Das Talent unter der Oberfläche
von tatze031
Hi Leute,
ich weiß ich bin mal wieder etwas später drann, aber es ging leider nicht anders. Ich hoffe aber sehr, dass ein paar von euch mir doch den einen oder anderen Kommi da lassen. Viel Spaß beim lesen.
@Harry+Ginny un love: ja ja unser lieber Draco kann schon ein echtes Eckel sein und ich finde auch sein Plan hat es in sich. Was Snape angeht, da geb ich dir Recht, eine einfache aber enge Freundschaft zwischen ihm und Lily ist mir auch lieber und dahin wird es sich auch noch entwickeln. Keine Sorge.
-Das Talent unter der Oberfläche-
-36-
Zwei Tage später, als Harry im Bett des Krankenflügels aufwachte, atmete er erleichtert auf, da er es mittlerweile satt hatte dort nur herumzuliegen. Denn er würde endlich entlassen werden, genauso wie hoffentlich sein Bettnachbar Draco.
In diesen zwei Tagen verstand Harry sich so gut mit dem blonden Jungen und konnte immer weniger nachvollziehen, wieso seine angeblichen Freunde ihn so abschätzig behandelten. Da war nämlich ein Vorfall, der Harry vor Augen führte was Draco meinte, als er sagte, die anderen Gryffindors würden ihn nicht leiden können. Dieser Ron und dessen Freundin Hermine kamen am vorigen Abend bei ihm vorbei und als Ron Draco nur sah, fuhr er ihn sofort an und nannte ihn ein feiges Frettchen. Draco ignorierte es einfach, was Harry für ziemlich gelassen hielt, er hätte so etwas wohl nicht einfach hinnehmen können, wenn ihn jemand ohne einen ersichtlichen Grund beleidigen würde.
Ron und Hermine gingen zu Harrys ans Bett und setzten sich auf die Stühle daneben. Nach dieser Sache eben hatte Harry aber ehrlich gesagt keine große Lust mehr, sich mit den beiden zu unterhalten. Er fand es schon ziemlich übertrieben wie Ron Draco behandelte, sagte dies aber nicht, weil Harry ja genau wusste, dass er und Draco ihre Freundschaft vor den anderen geheim halten mussten.
Deshalb nahm Harry sich vor, den beiden gegenüber kein Wörtchen darüber fallen zu lassen.
Insgeheim zählte er auch schon die Minuten bis sie wieder verschwanden. Ron erzählte ihm alles mögliche vom Unterricht und mit dem wenigsten davon konnte Harry etwas anfangen. Er hatte zwar realisiert, dass er hier wohl wirklich in einer Schule für Hexen und Zauberer war, jedoch bekam er immer neue Begriffe zu hören und diese Flut an Informationen war mit der Zeit erdrückend.
Sie erzählten ihm auch noch womit er sonst hier seine Zeit verbrachte und mit wem er so befreundet war.
Nach zwanzig Minuten lies Harry sich eine Ausrede einfallen, damit er die beiden endlich los wurde.
„Ich glaube, ich sollte mich jetzt lieber noch ein bisschen ausruhen, der Tag heute war schon ziemlich lang und vor allem anstrengend“, sagte Harry und gähnte noch dazu.
Hermine und Ron saßen auf der linken Seite des Bettes, beide sahen sich an und dann sagte Hermine etwas verwundert: „Ja, vielleicht hast du da Recht. Wir haben dir ja schon ´ne Menge erzählt und das musst du bestimmt auch erst mal sacken lassen, oder?“
Harry nickte nur kurz.
Dann standen die beiden auch schon auf, verabschiedeten sich von Harry und verließen den Krankenflügel in Richtung Gemeinschaftsraum. Erleichtert atmete der junge Potter auf. Nicht nur dass seine Eltern, sein Pate und dieser Professor Lupin am Nachmittag noch bei ihm waren, nein, seine Freunde überhäuften ihn auch noch mit unzähligen Informationen, mit denen er rein gar nichts anfangen konnte.
Am Nachmittag hatten ihm Professor Lupin und Sirius auch noch das „Du“ angeboten, doch Harry hatte es dankend abgelehnt. Er war der Meinung, weil er sich sowieso noch nicht an diese beiden Männer erinnerte, würde er sich etwas unwohl fühlen sie zu duzen.
Doch als Harry den verletzten Ausdruck auf dem Gesicht des Lehrers und seines Paten sah, war ihm schon etwas unwohl bei seiner Entscheidung. Er wollte aber vorerst dabei bleiben.
Immerhin waren ihm die beiden genau wie alle anderen hier gänzlich fremd. Bei seinen Eltern konnte er sich ja sicher sein, dass er zu ihnen irgendeine Art von Beziehung hatte, doch die beiden anderen, naja Harry fühlte sich auch etwas überfordert sie gleich zu duzen.
Als Harry noch über den gestrigen Tag und die Begegnung mit den Erwachsenen nachdachte, kam auch schon die Krankenschwester an sein Bett. Madam Pomfrey untersuchte ihn nochmal und danach entließ sie ihn ruhigen Gewissens. Harry packte nun seine spärlichen Habseligkeiten zusammen, darunter war seine Brille, einen etwas abgegriffenen Handspiegel und seinen, er konnte es noch nicht glauben diese Worte auch nur zu denken, seinen Zauberstab. Letzteren hatten ihm am gestrigen Tag seine Eltern vorbeigebracht. Sie hofften wohl sehr, dass dieser in Harry etwas wecken würde, doch es war für ihn eigentlich nur ein Stück Holz, mehr auch nicht. Trotzdem steckte er ihn in seine hintere Hosentasche, den Spiegel verstaute er in der Tasche seines Sweaters und bevor er ging blieb Harry nochmal an Dracos Bett stehen. Die Krankenschwester war gegenwärtig in ihrem Büro und somit konnte Harry Draco noch gute Besserung wünschen und er hoffte sehr, dass Draco auch bald hier raus kommen würde. Denn Madam Pomfrey war zwar sehr nett und fürsorglich, konnte aber wenn man ihr widersprach sehr harsch werden.
„Noch alles gute und bestimmt kannst du morgen auch schon wieder hier raus“, sagte Harry aufmunternd und verließ dann den Krankenflügel durch die große Eichentür.
Draußen auf dem Gang jedoch blieb Harry auf einmal wie angewurzelt stehen. Er sah sich um und nichts hier war im vertraut, Harry konnte nicht mal sagen wo er jetzt hingehen konnte oder musste.
Ein paar Minuten stand er so da und der Korridor war menschenleer, niemand begegnete ihm, den er nach dem Weg hätte fragen können. Weil Harry ja nicht stundenlang hier so herum stehen konnte, beschloss er, einfach mal loszugehen. Groß verlaufen würde er sich hier nicht können, dachte der junge Potter sich.
Wie er sich da nur geirrt hatte, erkannte er, nachdem Harry einige Gänge entlang gegangen war und seine Schritte auf dem Steinboden wider hallten, er musste sich ernüchternd eingestehen dass er nicht mehr weiter wusste.
Und es war auch keine große Hilfe, dass ihm die Portraits an den Wänden, die, wie er erschrocken erkennen musste, auch noch sprachen und sich bewegten, ihm jede Menge vermutlich nutzloser Wegbeschreibungen zu riefen.
Harry stand nun an einem Fenster und starrte hinaus. Die Sonne ging soeben auf und tauchte das ganze Gelände in ein beruhigendes rot-oranges Licht. Wenn hier wirklich niemand auf den Gängen zu finden war, dann waren wohl alle beim Frühstück oder so.
Wage erinnerte er sich daran, dass ihm Draco von einer Großen Halle erzählt hatte und dass dort immer das Frühstück stattfand.
Nun musste Harry nur noch den Weg dorthin finden und das schien eine geradezu unmögliche Aufgabe zu werden. Er war mehrere Treppen hinauf und wieder hinunter gelaufen und schlussendlich hier gelandet. Doch diese leeren Gänge und unzähligen Türen weckten in Harry überhaupt nichts.
Gedankenverloren starrte er aus dem Fenster und bekam deshalb auch nicht mit dass in diesem Augenblick jemand um die Ecke am Ende des Ganges kam.
„Potter?“, erklang eine kalte und schneidende Stimme.
Harry realisierte erst gar nicht, dass er angesprochen wurde, aber als er es tat, drehte er sich in die Richtung aus der die Stimme grade kam um.
Dort stand ein argwöhnisch drein schauender Mann in schwarzer Robe, er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und seine Stirn lag in Falten.
Es war Snape, doch Harry konnte ihn, wie viele andere hier auch, nicht zu ordnen.
„Was treibst du denn hier?“, wollte der Mann wissen, kam etwas auf Harry zu und von nahem sah er nicht weniger einschüchternd aus, ganz im Gegenteil.
Harry hatte das Gefühl, mit diesem Mann sei nicht zu spaßen.
„Ich...ich komme grade aus dem Krankenflügel und...“
„Ja, ich höre“, unterbrach Snape ihn.
„Eigentlich habe ich grade nicht die geringste Ahnung wo ich hier hin könnte oder hin muss. Kann ich sie mal etwas fragen, Sir?“
Snape zog eine Augenbraue hoch, kam noch zwei Schritte näher und sagte dann etwas argwöhnisch: „Ja?“
„Können Sie mir vielleicht sagen wie genau ich zur Großen Halle komme?“
Genervt atmete Snape aus.
Harry sah den Mann vor ihm eine Weile an und rechnete schon gar nicht damit dass er ihm helfen würde, doch dann sagte Snape nur: „Mitkommen!“
Der Professor drehte sich auf dem Fuße um und ging los, Harry war erst etwas perplex, folgte ihm aber dann eilig und holte den Mann vor ihm auch gleich wieder ein.
Schnellen Schrittes und ohne ein unnötiges Wort zu verlieren ging Snape die Korridore entlang. Nach ein paar Minuten kamen sie an einer Treppe an.
Nachdem sie diese betraten, setzte sie sich auf einmal in Bewegung und änderte die Richtung.
Harry hielt sich gerade noch so am Geländer fest.
„Was ist das denn jetzt schon wieder?!“, entfuhr es ihm.
Der Mann vor ihm stand vollkommen ruhig da, ihn schien es wohl gar nicht zu beeindrucken, dass die Treppen sich bewegten.
„Ach vergaß ich zu erwähnen, dass die Treppen regelmäßig ihre Richtung wechseln?“
„Ja, dass wäre ne hilfreiche Info gewesen“, sagte Harry aufgebracht als die Treppe dann anhielt.
Zügig gingen sie weiter, erneut eine steinerne Treppe hinunter, bei der Harry nach dieser Überraschung von gerade eben alles erwartete, doch zum Glück geschah nichts.
Nachdem Harry durch die Eingangshalle gegangen war, betrat er durch eine große Doppeltür die Große Halle.
Dort drin herrschte ein reges Treiben, an vier langen Tischen saßen unzählige Schüler und über ihnen flogen von draußen dutzende Eulen herein, die Vögel ließen Päckchen und Briefe über deren Empfängern fallen drehten dann eine Runde und flogen wieder davon.
Ohne ein weiteres Wort zu sagen, ging Snape den Mittelgang zwischen den Tischen entlang, nach vorne an das Kopfende der Halle, wo längs noch ein Tisch stand an dem wohl die Lehrer saßen.
Sofort als Harry die Halle betreten hatte fühlte er sich irgendwie beobachtet und er irrte sich nicht, natürlich hatten die meisten gleich gesehen wer da eben herein gekommen war.
Es hatte ja die ganze Schule Harrys Sturz gesehen, deshalb wurde der junge Potter jetzt auch von jedem angestarrt.
Noch bevor Harry darüber nachdenken konnte, kam Ron auf ihn zu
„Harry, wir dachten Madam Pomfrey lässt dich erst heute Abend gehen?“ fragte der Rothaarige verwundert.
„Ich hab es da einfach nicht mehr ausgehalten, die Frau ist nicht unbedingt einfach und mir geht’s ja auch schon gut, da konnte ich sie überreden mich gehen zu lassen“, sagte Harry während er sich hier etwas umschaute.
Ron nickte nur überrascht.
Währenddessen unterhielt sich Lily am Tisch mit Professor Flitwick und bekam noch gar nichts von all dem mit, bis Remus sie ansprach.
„Lily, hast du nicht gestern gesagt, dass Madam Pomfrey Harry erst heute Abend entlassen wollte?“
Immer noch zu ihrer Linken zu dem Lehrer für Zauberkunst gelehnt sagte Lily: „Ja wieso fragst du denn?“
Dann wandte sie sich rüber zu dem Werwolf und schaute ihn fragend an.
Er sagte nichts, sondern deutete nur auf die Tür der Großen Halle, wo Harry mit Ron stand.
Lily konnte sich nicht denken weshalb Harry jetzt schon hier war, sie machte sich noch immer Sorgen um ihn und wollte auf keinen Fall, dass ihr Sohn sich so schnell wieder überanstrengte. Genau in diesem Moment kam Snape an den Tisch heran.
Auf der anderen Seite der Tafel nahm er seinen Platz neben dem Schulleiter ein, dieser begann sofort mit dem Tränkemeister zu reden. Dumbledore schien etwas beunruhigt zu sein, nachdem Snape fertig war.
„Ich werde auf jeden Fall gleich mal mit Harry reden“, sagte Lily zu Remus.
Beide schauten mit besorgter Mine zum Tisch der Gryffindors rüber.
Mittlerweile hatte sich Harry gesetzt.
Denn Rest des Frühstücks bekam Lily keinen weiteren Bissen runter. Remus versuchte zwar sie etwas abzulenken, denn immerhin ging es Harry ja allem Anschein nach wieder gut, doch Lily beruhigte dass kein bisschen.
„Und wir haben heute Morgen auch noch ne Freistunde, das heißt, gemütlich im Gemeinschaftsraum sitzen und mal nichts tun“, sagte Ron und lud sich eine zweite Portion Rührei auf seinen Teller.
„Die Freistunden sind nicht dazu da um zu faulenzen, Ron. Wir müssen für die Prüfungen lernen, der UTZ-Stoff ist um einiges anspruchsvoller und da kann man nicht einfach so nichts tun!“, ermahnte Hermine ihren Freund. Ginny, die neben ihr saß, konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, ja so kannte man Hermine. Sie würde wohl nie aufhören Ron oder einen der anderen zu belehren wenn die sich mal nicht so um ihre Schularbeiten kümmerten.
Neben Ron saß Harry und die ganze Zeit über kam er sich so fehl am Platz vor. Er hatte nicht die geringste Ahnung wovon Hermine da sprach, es war einfach alles so fremd für ihn. Dieses Gefühl war so deprimierend.
Harry hatte sich zwar einen Toast genommen, der Appetit wollte sich aber nicht so recht einstellen, drum biss er nur zweimal ab und legte die Scheibe Brot dann wieder auf seinen Teller zurück.
Das entging seinen Freunden natürlich nicht.
„Ist alles in Ordnung, Harry?“, wollte Neville in besorgtem Tonfall wissen, er saß ihm schräg gegenüber.
Jeder von ihnen hier wollte Harry helfen, damit er sich so schnell wie möglich wieder eingewöhnte und seine Erinnerungen auch bald wieder kamen, doch das war nicht mal ansatzweise einfach.
„Ach, es geht schon“, gab Harry schwach lächelnd zurück, er goss sich etwas aus einer Kanne, die vor ihm stand ein, nahm einen Schluck davon und es war überraschend gut.
„Was ist das denn überhaupt?“, fragte Harry und deutete auf die Kanne, die auf dem Tisch stand.
„Kürbissaft“, sagte Ron.
Der rothaarige und Hermine tauschten einen kurzen Blick und dann sagte Hermine aufmunternd: „Harry, ich bin mir sicher, dass du dich bald wieder an alles erinnern wirst. Das wird schon noch.“
Nicht wirklich überzeugt nickte Harry diesen kläglichen Versuch ab.
Das Frühstück neigte sich so langsam dem Ende zu und die ersten Schüler standen auf. Es herrschte ein reges rücken von Bänken und Harry war froh das nun endlich hinter sich gebracht zu haben. Ohne auf die anderen zu achten ging Harry Richtung Tür und vermied es auf die zahlreichen Fragen zu reagieren.
Draußen in der Eingangshalle blieb Harry an die steinerne Wand gelehnt stehen.
An ihm vorbei kamen alle aus der Großen Halle und gingen entweder die Steintreppe hinauf, einige aber liefen die Treppe daneben hinunter. Unter letzteren war auch dieser Junge, der Draco vor ein paar Tagen in den Krankenflügel gebracht hatte. Er unterhielt sich mit einigen anderen.
Die Hände in seinen Hosentaschen vergraben, senkte Harry den Kopf und grübelte über seine Situation nach. Ebenfalls kam ihm wieder dieser merkwürdige Mann in den Sinn, der ihm den Weg hier runter gezeigt hatte, er machte zu Anfang einen sehr kalten Eindruck. Harry jedoch hatte das Gefühl oder zumindest kam es ihm so vor als er diesen Mann ansah, dass man vielleicht durchaus mit ihm auskommen konnte, es musste ja nicht gleich in jedem Menschen ein schlechter Kern stecken. Denn der junge Potter wollte andere auf keinen Fall so behandeln wie er dachte, dass seine Klassenkameraden Draco behandelten.
„Harry, kommst du?“
Der Angesprochene sah auf und vor ihm standen Hermine, Ron und dessen Schwester. Letztere sah ihn mit so einem traurigen Blick an und genau das war ihm zuwider, von den Leuten auf diese Art und Weise angesehen zu werden.
Wieso konnten sie ihn nicht ganz normal behandeln, so wie auch Draco es tat. Aber das konnte er ihnen ja nicht einfach so sagen, immerhin hielten er und Draco ihre Freundschaft ja geheim. Harry war jedoch froh, zumindest in Draco jemanden zu haben, der ihn ganz normal behandelte und nicht mit so einem mitleidigen Blick.
In diesem Moment kam Lily gemeinsam mit Remus aus der Halle und zu ihnen rüber.
„Entschuldigt, aber würdet ihr uns mal kurz allein lassen? Wir müssten mal mit Harry etwas besprechen“, sagte Remus in seinem gewohnt freundlichen Ton.
Die Jugendlichen nickten.
„Wir sehen uns ja gleich oben im Gemeinschaftsraum, das Passwort für das Portrait ist übrigens Caput Lovania“, sagte Hermine, anschließend gingen Ron Ginny und sie hoch in den Gemeinschaftsraum.
Harry stand nun dort vor seiner Mum, schaute dann rüber zu dem Mann und in beiden Gesichtern erkannte er mal wieder diesen mitleidigen Ausdruck in den Augen.
Lily strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und als sie ihrem Sohn in die Augen sah, wurde ihr mal wieder bewusst wie fremd sie alle ihm wohl waren. Und diese Erkenntnis traf die Professorin jedes Mal wie ein Schlag.
Remus warf einen Blick zu Lily und als sie kein Wort herausbrachte, entschloss er sich etwas zu sagen.
„Geht es dir auch wirklich gut, wir dachten nämlich dass Madam Pomfrey dich erst heute Abend entlassen wollte?“
Während er sprach, versuchte Remus so gefasst zu sein wie es ihm nur möglich war und sich nicht von Gefühlen übermannen zu lassen.
„Mir geht es wirklich wieder besser und weshalb sollte ich dann noch ein Stunden dort oben verbringen. Sie kann mir auch nicht weiter helfen, keiner von euch kann das oder versteht, wie es mir geht. Okay in meinem Kopf ist alles wie ausradiert, niemand hier kann verstehen wie das ist, also versucht es erst gar nicht!“, entfuhr es Harry und zum Ende hin war er lauter geworden als er es eigentlich beabsichtigt hatte.
„Harry...“, begann Lily doch brach dann ab, sie hob eine Hand, wollte sie auf Harrys Schulter legen doch er blockte mit einer Handbewegung ab.
„Lily, du musst doch jetzt zu deiner Klasse. Ich kann Harry schnell den Weg zum Gemeinschaftsraum zeigen, wenn´s ihm nichts ausmacht?“, sagte Remus und wandte sich an Harry.
Der Junge sah ihn kurz an und nickte dann.
Harry hatte sehr wohl gemerkt wie diese Geste seine Mutter verletzt haben musste, nur fühlte er sich etwas besser, jetzt noch keine zu große Nähe zuzulassen. Und wenn diese Frau, die zwar seine Mutter war, ihn umarmt hätte, dann wäre das trotzdem ein komisches Gefühl für Harry. Immerhin wusste er rein gar nichts über sie.
Lily sah nochmal zu Remus, dann zu Harry und sagte mit belegter Stimme: „Ja, ich geh dann mal. Bis nachher.“
Sie wandte sich um und ging die steinerne Treppe hinauf in den dritten Stock zu ihrem Klassenzimmer. Als Harry ihr hinterher schaute, fühlte er schon so etwas wie Schuld, nur wollte er auch nicht irgendetwas tun wobei er sich nicht wohlfühlte, nur um es seinen Eltern Recht zu machen oder damit sie sich besser fühlten.
„Komm, gehen wir“, sagte Remus.
Er ging los und Harry blieb neben ihm, der Schwarzhaarige warf ab und an mal einen kurzen Blick zur Seite und ihm schossen so viele Gedanken durch den Kopf. Er fragte sich, wie gut er diesen Lehrer kannte, da er ihm das Du angeboten hatte.
Sie gingen eben die gleiche Treppe rauf wie eben seine Mutter und die nächste Treppe setzte sich, kurz nachdem Harry sie betrat, wieder in Bewegung.
Dieses Mal war er aber darauf vorbereitet, nur mit einer Hand hielt sich Harry kurz am Geländer fest als die Treppe abrupt stehen blieb.
„Mensch, hier kommt eine Überraschung nach der anderen“, sagte Harry so vor sich her als er mit Remus nun vor dem Portrait der fetten Dame stand.
„Passwort?“, fragte sie.
„Caput Lovania“, antwortete Remus und sofort schwang das Portrait nach innen durch.
„Ja, ich werd‘ dann mal gehen“, sagte Harry.
Remus nickte kurz und Harry stieg dann durch das Portraitloch durch.
Der Werwolf drehte sich wieder zum Gehen um, hielt noch kurz inne und atmete tief durch. Es war für ihn schon alles andere als einfach wenn Harry ihn mit so einem fremden Blick ansah.
Wie diese Situation für James und Lily war vermochte er sich gar nicht vorzustellen.
Er ging nun in sein Büro, um sich an einige Hausarbeiten zu setzen, die noch korrigiert werden mussten.
Im Gryffindorgemeinschaftsraum war Harry kaum herein gekommen, da winkte Ron ihn an einen Tisch der abseits an einem Fenster stand.
Wieso konnten ihn alle nicht einmal in Ruhe lassen?
Resigniert ging Harry zu ihm und Hermine. Nur Ginny war dieses Mal nicht bei ihnen. Wo sie wohl war, fragte Harry sich als er auf einem der Stühle platznahm.
Auf dem Tisch lagen etliche Blätter, Bücher, Federn und es standen dort auch zwei Dinger die wohl Tintenfässchen waren. Zumindest machte es auf Harry den Eindruck, weil Hermine ihre Feder dort eintauchte und dann weiter schrieb.
Ron, der zu Harrys rechten saß, beugte sich zu ihm rüber und sagte leise: „Wir haben den anderen gesagt sie sollen dich wenn du kommst nicht gleich so belagern und etwas in Ruhe lassen“
„Danke“, entgegnete Harry mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen.
Er war den beiden ja auch wirklich dankbar, nur befürchtete Harry, die beiden würden ihn bald wieder mit irgendwelchen Geschichten überrumpeln an die er sich ja unbedingt erinnern müsse.
Hermine legte nun ihre Feder beiseite und rollte ein sehr langes Stück Pergament zusammen.
„Hast du den Aufsatz für Snape etwa schon fertig?“, wollte Ron verwundert von ihr wissen als er das sah.
„Ja natürlich. So viel Arbeit war es ja nun auch wieder nicht.“, sagte sie belanglos, packte die Rolle in ihre Tasche und wand sich an Harry.
„Aber nun mal zu was anderem. Es wäre bestimmt besser, wenn du schnell wieder oder zumindest einen Teil der Dinge wieder beherrschst, die du in den letzten Jahren hier gelernt hast. Ich könnte dir in den Freistunden und abends nach dem Unterricht beim Lernen helfen. Wir können uns nämlich nicht darauf verlassen, dass dein Gedächtnis in den nächsten Tagen oder Wochen wieder kommt.“
Als Hermine fertig war, sah auch Ron auf. Er legte seine Feder weg und schaute Harry ebenfalls fragend an.
„Sie hat Recht, Alter. Es kann doch noch ewig dauern und du kommst in den ganzen Stoff mit Hermines Hilfe schnell wieder rein.“
„Das ist ja ein netter Vorschlag, aber mal ganz ehrlich: ich weiß gar nichts. Das wird trotzdem ´ne schwierige Aufgabe werden“, sagte Harry geknickt.
„Das wird schon. Du bist ja alles andere als unbegabt, wir kriegen das ganz sicher hin“, versicherte Hermine ihm und Ron nickte zustimmend.
„Na gut, probieren kann man es ja mal“, gab Harry schlussendlich nach.
Er war zwar nicht so zuversichtlich wie die beiden, aber ein Versuch würde ja nicht schaden.
Nachdem Ron, dank der Hilfe seiner Freundin, dann doch noch zeitig mit seinen Hausaufgaben fertig geworden war, und erleichtert aufatmete, ging es für Harry erst los.
Wenn Hermine sich nämlich etwas vornahm, das wusste Ron, würde sie es gnadenlos durchziehen.
Drum setzte sich der Rothaarige in das gemütliche Sofa am Kamin, zu Dean und Seamus. Er hatte fürs erste genug vom Lernen.
„Hast du denn deinen Zauberstab dabei?“, wollte Hermine zuerst von Harry wissen. Er zog ihn aus der Tasche hervor und als er ihn so in seiner rechten Hand hielt durchfuhr den jungen Potter ein seltsam vertrautes Gefühl. Es durchzog ihn eine Wärme und es war, als würde Harry einen lange verlorenen Freund wieder finden.
Er sah auf.
„Was jetzt?“, fragte er sein Gegenüber. Hermine kramte darauf in ihrer Tasche und legte dann ein leeres Stück Pergament in die Mitte des Tisches.
„Wir werden bei den Grundlagen anfangen. Die Levitation, also Dinge schweben zu lassen“, Hermine richtete daraufhin ihren Zauberstab auf das Pergament, bewegte ihn und sagte: „Wingardium Leviosa“
Sofort fing das Papier an sich zu erheben und schwebte immer weiter hinauf, bis sie ihren Zauberstab wieder senkte.
„Nun bist du dran und eins darfst du nicht vergessen, es kommt auf die richtige Handbewegung, das Witschen und Wedeln an und auf die Betonung.“
Harry war sichtlich aufgeregt.
Er richtete seinen Zauberstab auf das Blatt, räusperte sich kurz und machte dann Hermines Handbewegung so gut es ging nach, dabei sagte er: „Wingardium Leviosa“
Und tatsächlich fing das Pergament an, sich von der Tischplatte zu erheben, schwebte etliche Zentimeter weiter hoch und als er, genau wie Hermine, seine Hand wieder senkte, kam es wieder hinunter und landete auf dem Tisch.
„Wow Harry, das war echt klasse! Ich muss ehrlich sein, ich hatte Sorge dass es beim ersten Mal nicht klappt, aber dass hier war perfekt“, entfuhr es Hermine glücklich. Und auch Harry konnte sich ein breites Lachen nicht verkneifen. Mit so etwas hatte er niemals gerechnet.
Die ganze restliche Freistunde übten die beiden erst mal einfache Zauber und fast alle funktionierten so reibungslos wie der erste Versuch
Wenn Draco aus dem Krankenflügel raus war und Harry sich mit ihm traf musste er ihm sofort davon erzählen!
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Samstag, 01.07.
Freitag, 02.06.
Mittwoch, 24.05.
Wie genau ich auf das Denkarium, eine Verbindung von "denken" und "Aquarium" gekommen bin, lässt sich schwer rekonstruieren, das geschieht nur zum Teil bewusst, manchmal muss man drüber schlafen. Aber in diesem Fall bin ich mit dem Ergebnis zufrieden.
Klaus Fritz