von tatze031
Hi Leute,
erst mal entschuldige ich mich dafür dass es dieses Mal so lang gedauert hat. Ich hatte eine mächtige Schreibblockade, (die Autoren unter euch werden das sicher nachvollziehen können) aber jetzt ist das nächste Kapitel fertig und ich hoffe es gefällt euch.
Auch möchte ich nochmal sagen, dass ich mich über jegliche Art der Kritik oder Kommentare immer freue. Also nur zu, hinterlasst mir eure Meinung zu dem Kapitel.
LG tatze
Mittlerweile wurde Harry von seinem Vater auf einer Trage, die er neben sich schweben ließ, in den Krankenflügel gebracht. Dort legte James seinen Sohn auf einem der Betten ab. Direkt hinter ihm waren auch Lily, Sirius, Remus und Dumbledore. Erstere sah genau wie ihr Mann sehr blass aus.
Madam Pomfrey kam sofort aus ihrem Büro geeilt und ging auf die besorgten Eltern und den Schulleiter zu.
„Was genau ist passiert?“, erkundigte sich die Krankenschwester als sie anfing ihren Patienten genau zu untersuchen.
„Er wurde gerade von einem Klatscher getroffen und ist von seinem Besen gestürzt“, informierte Dumbledore die Krankenschwester.
Madam Pomfrey nickte nur.
Ihre geschulten Augen erkannten sofort, dass Harrys sich den linken Arm gebrochen hatte. Mit einem Schlenker ihres Zauberstabes und nach einem leisen Knacken war er wieder wie neu.
Missbilligend schützte sie ihre Lippen. Des weiteren sah sie, dass der junge Potter eine Platzwunde am Hinterkopf hatte.
Sie erklärte den anderen, dass sie für die Wunde eine spezielle Tinktur zur Wundheilung benötigte, welche sich in dem abgesicherten Medikamentenschränkchen in ihrem Büro lagerte. Mit schnellen Schritten verschwand sie daraufhin kurz im angrenzenden Zimmer, um die entsprechende Phiole zu holen.
Lily, die sich unterdessen auf einen Stuhl neben dem Bett gesetzt hatte, legte ihre zierliche Hand auf die ihres Sohnes. Ihr Ehemann stand neben ihr und war unfähig irgendetwas zu sagen oder zu tun. Er hatte sich noch nie zuvor so nutzlos gefühlt. Die bittere Erkenntnis, dass er in diesem Augenblick nichts, rein gar nichts für seinen Sohn tun konnte traf ihn wie ein kräftiger Faustschlag mitten ins Gesicht. Und dieses Gefühl hasste James ungemein.
Etwas weiter abseits standen Sirius und Remus.
Die beiden Freunde der kleinen Familie warfen sich kurz ratlose Blicke zu, ehe sie besorgt zu James hinüber sahen.
Nur selten hatten sie ihren Freund so verzweifelt und fassungslos erlebt. Normalerweise glich James doch immer einem Fels in der Brandung, aber jetzt schien die starke Fassade zu bröckeln. Der Anblick seines verletzten Sohnes und die Gewissheit ihm nicht helfen zu können, schien den Familienvater schwer zu treffen.
Remus und Sirius waren ebenfalls die Hände gebunden. Das einzige was Sirius sinnvoll erschien, war so gut es ging für James und Lily in dieser schweren Zeit da zu sein.
Auf der anderen Seite des Bettes standen Hermine, Ron und Ginny. Die beiden letzteren hatten noch ihre Quidditchumhänge an. Ginny, die neben ihrem Bruder stand, fühlte sich in diesem qualvollen Augenblick so hilflos. Sie hoffte inständig, dass Harry so bald wie möglich wieder aufwachen würde.
Ron hielt die Hand seiner Freundin, um sich zumindest ein wenig zu trösten. Doch sehr viel Trost spendete es ihm nicht, fühlte sich gerade genau so hilflos wie die beiden Mädchen neben ihm.
Madam Pomfrey kam gleich darauf wieder und fing an die Wunde an Harrys Kopf zu versorgen. Nachdem sie die Wunde mit einem in dem Heiltrank getränktem Tuch behandelt hatte, legte die Krankenschwester noch einen Verband an.
Nachdem sie alles getan hatte, was in ihrer Macht stand, wandte sie sich langsam der Familie zu. Obwohl sie mit bestem Wissen und Gewissen gehandelt hatte, konnte man nicht davon sprechen, dass alles weiter so einfach wieder in Ordnung gebracht werden konnte. Ganz und gar nicht.
„Und was nun?“, fragte Lily zaghaft, während sie immer wieder über Harrys Arm strich.
Währenddessen wurde die Tür zum Krankenflügel wieder geöffnet und Snape kam herein. Zügig schritt er auf die versammelte Gruppe zu, als er jedoch die angespannte Stimmung bemerkte, hielt er sich erst einmal zurück und blieb im Hintergrund.
„Ich weiß, Sie hören das jetzt nicht gerne, aber wir können leider nur abwarten“, antwortete Madam Pomfrey schließlich.
James, welcher bis dato noch immer am Fenster stand, drehte sich zu der Krankenschwester um.
„Soll das etwa bedeuten, dass Sie rein gar nichts für ihn tun können? Dass wir hier nur sitzen und abwarten können?“, wollte er wissen.
Madam Pomfrey nickte anteilnehmend.
Doch das war zu viel für den Auror.
„Das kann doch nicht wahr sein. Sie wollen allen Ernstes einfach abwarten und sehen ob er vielleicht mal wieder aufwacht? “, wollte James wissen. Bevor die Krankenschwester jedoch die Möglichkeit hatte, etwas darauf zu antworten, fuhr er fort: „Das ist mein Sohn von dem wir hier reden. Ich kann nicht nur untätig hier rumsitzen und warten!“
„Schatz, bitte“, sagte Lily, doch er achtete nicht darauf.
„Ich kann doch nicht untätig hier rumsitzen und... “,ließ James seinem Frust freien Lauf, doch weiter kam er nicht, denn seine Frau war aufgestanden. Sie konnte es nicht mehr mit ansehen und schüttelte den Kopf, mit zwei Schritten war Lily dann bei ihrem Mann und nahm seine Hände in die ihren.
„James, wir sorgen uns hier alle um Harry, aber es nützt weder ihm noch dir etwas wenn du dich und uns hier so fertig machst “, sagte Lily eindringlich.
James schloss die Augen und atmete tief ein. Er wusste, dass seine Frau recht hatte. Seine Frau hatte immer recht. Aber er fühlte sich gerade so unendlich hilflos. Langsam stieß er die angehaltene Luft wieder aus und stellte fest, dass seine Hände zitterten. Obwohl James noch immer ziemlich frustriert war, sah er doch ein, dass keiner hier im Raum etwas dafür konnte.
Der Auror schaute etwas beschämt hinüber zu Madam Pomfrey und sagte: „Es tut mir sehr leid, ich hab‘ mich wohl etwas zu sehr gehen lassen."
Die Krankenschwester nickte nur mit einem sanften Lächeln auf den Lippen und damit war die Sache geklärt. James zog einen der Stühle, die an einem anderen Bett standen, heran und setzte sich.
Lily setzte sich neben ihn und legte eine Hand auf die seine.
Nun richtete Dumbledore sich an Snape,welcher sich bis jetzt diskret im Hintergrund gehalten hatte.
„Konnte denn geklärt werden, weshalb sich Mr. Brooks so, nennen wir es einmal unsportlich, verhalten hat?“, fragte, Dumbledore den Tränkemeister und rückte seine Halbmondbrille zurecht.
Snape löste seinen Blick von Lily und wandte sich dem Schulleiter zu. „Ich fürchte leider nicht. Er ist ziemlich wortkarg und ich muss sagen, dass er schon seit Wochen immer verschlossener und in sich gekehrter wirkt", sagte Snape.
Der Schulleiter nickte nur nachdenklich und strich mit einer Hand über seinen langen silbrigen Bart.
„Ich würde vorschlagen Severus, Sie werden den Jungen in nächster Zeit mal etwas im Augen behalten“, sagte Dumbledore.
Snape nickte.
Als der Schulleiter zu James und Lily hinüber sah, die beide sehr besorgt an Harrys Bett saßen, fügte er hinzu: „Ich denke es ist besser wenn wir die Familie nun allein lassen. Und ihr solltet auch erst einmal in euren Gemeinschaftsraum gehen."
Den letzten Satz richtete er an Ron, Hermine und Ginny.
Die drei saßen, nachdem Madam Pomfrey es gestattet hatte, ebenfalls an Harrys Bett und drehten sich nun alle drei um als der Schulleiter sprach.
„Aber wieso? Wir...“, fing Ron an, doch dann brachte Hermine ihren Freund mit einer Handbewegung zum Schweigen. So diskret wie möglich wies sie mit ihrem typischen, mahnenden Blick hinüber zu James und Lily.
Ron folgte ihrem Blick und sah ein, dass es das Beste wäre, doch erst einmal zu gehen. Immerhin konnten sie Harry ja später auch noch besuchen. „Ja, dann gehen wir wohl besser“, sagte er resigniert und stand gemeinsam mit Ginny und Hermine auf. Doch bevor sie gingen beugte sich Ginny noch zu ihrem Freund hinunter und gab ihm einen sanften Kuss, bei dem sich eine Träne aus ihren Augenwinkeln löste und ihre rosigen Wangen hinab kullerte. Resigniert schlug die Rothaarige ihre Augen nieder, um weitere Tränen zu stoppen. Als Lily aufblicke, sah sie, wie die Träne auf das Kissen perlte. Sanft lächelte sie das Mädchen an.
„Ich denke, dass Harry bestimmt nichts dagegen hätte, wenn du ihm etwas Gesellschaft leistest – sofern du das möchtest“, sagte Lily.
„Ehrlich? Und ich störe euch auch nicht?“, fragte Ginny um sicher zu gehen.
Nachdem Lily hinüber zu ihrem Mann blickte und auch James nur bekräftigend nickte, setzte sie sich wieder an das Bett.
Ron , der insgeheim froh war, dass seine Schwester ein Auge auf Harry werfen konnte nahm seinen und Ginnys Besen, die bislang an einer Kommode gelehnt hatten, und verließ zusammen mit Hermine den Krankenflügel, gefolgt von Dumbledore und Snape. Letzterer warf noch einmal einen Blick auf Lily bevor er dann die Tür schloss.
„Kann ich euch mal kurz allein sprechen, Leute?“, fragte James an Remus und Sirius gewandt
Die beiden wirkten etwas irritiert, nickten dann aber.
Zusammen mit James gingen sie ein paar Schritte von Harrys Krankenbett weg. Erst als sie außer Hörweite der anderen waren fragte James: „Könntet ihr vielleicht noch eine Weile bleiben?“
„Das ist doch selbstverständlich“, sagte Sirius und legte eine Hand auf die Schulter seines besten Freundes.
James sah zu Boden und schüttelte daraufhin den Kopf, für einen Augenblick stand er so da und die beiden anderen Rumtreiber tauschten einen besorgten Blick. Sie ahnten bereits, dass James das alles nur schwer hinnehmen konnte.
Als er dann seinen Kopf wieder hob und die beiden anschaute, standen ihm Tränen in den Augen.
„Ich schaff das ohne euch einfach nicht“, gab er dann zu und seine Stimme klang sehr brüchig. So hatten weder Sirius noch Remus ihn je erlebt.
„Wir Rumtreiber halten doch immer zusammen, stimmt‘s?“, fragte Sirius den Werwolf.
Und Remus nickte bekräftigend.
Als James das hörte, schlich sich kurz ein Lächeln auf seine Lippen. Was hatte er nur getan, um solche treuen Freunde zu verdienen?
Gemeinsam gingen sie wieder an das Krankenbett und setzten sich, James neben seine Frau und die beiden anderen ihnen gegenüber. Jetzt konnten sie alle nur darauf warten und hoffen, dass Harry so bald wie möglich wieder die Augen öffnete.
Als Ron und Hermine, nachdem sie das Portraitloch passierten, in den Gemeinschaftsraum kamen, wurden sie sofort von allen Seiten mit Fragen bombardiert. Immerhin hatten alle genau mitbekommen, wie Harry von Brooks mittels des Klatschers vom Besen gehauen wurde. Nur wusste hier noch keiner was danach passiert war und wie es Harry mittlerweile ging.
„Wie geht’s Harry?“, kam es von Dean Thomas.
„Er ist doch nicht schwer verletzt, oder?“, fragte Neville besorgt.
Ron und Hermine versuchten alle möglichen Fragen zu beantworten und sich irgendwie herauszuwinden.
Nach fast einer halben Stunde wurde es Hermine zu bunt.
„Jetzt reicht es aber langsam. Ihr alle könnte Harry - wenn es ihm wieder besser geht und er es möchte - selbst all diese Fragen stellen. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er euch das Gleiche sagen wird wie ich jetzt: Lasst mich in Ruhe“, entfuhr es Hermine, nachdem ein Drittklässler sie zum wiederholten Male gefragt hatte wie viele Knochen sich Harry denn gebrochen habe.
Alle Gryffindors, die um Ron und Hermine versammelt standen, wendeten sich mürrisch wieder irgendwelchen Beschäftigungen zu.
Als es Zeit zum Abendessen wurde, verließen die Schüler nach und nach dem Gemeinschaftsraum, nur Hermine und Ron saßen noch auf dem gemütlichen Sofa, nah dem Kamin.
Weder Hermine noch Ron hatten einen sonderlichen Appetit.
Plötzlich öffnete sich das Portraitloch.
Hermine, die dem am nächsten saß, erkannte gleich, dass es sich dabei um Ginny handelte. Ihre Augen waren verquollen, sie winkte die beiden nur ab und ging geradewegs hinauf in ihren Schlafsaal.
Oben angekommen schmiss sie die Zimmertür ins Schloss und ließ sich auf ihr Bett am Fenster fallen. Sofort fing Ginny hemmungslos an zu weinen. Harry so im Krankenflügel liegen zu sehen war schon schlimm genug und im Augenblick wollte sie nicht einmal mit ihrem Bruder oder Hermine darüber reden.
Immer wieder schluchzte sie vor sich hin und fragte sich wieso ausgerechnet Harry immer so etwas passieren musste.
Nach all den Jahren in denen Ginny unglücklich in Harry verliebt gewesen war und sie jetzt endlich zueinander gefunden hatten.
Oft wurde gesagt, dass man Wörter wie die „große Liebe“ in solch jungen Jahren nicht in den Mund nehmen sollte, doch Ginny war sich sicher. Sie wollte mit Harry den Rest ihres Lebens verbringen.
Sie mussten nur einige Hürden überwinden, da war sich die Rothaarige sicher.
Wie lange sie so in ihrem Bett lag, konnte Ginny nicht sagen, aber als sie das nächste Mal aufblickte und aus dem Fenster schaute, wurde es draußen schon dämmrig. Sie setzte sich auf und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, dann stand sie auf und verließ das Zimmer. Ginny entschied sich nun doch dazu noch etwas mit ihrem Bruder und dessen Freundin zu quatschen, falls die beiden noch im Gemeinschaftsraum wären. Das würde sie zumindest für einen kurzen Augenblick ablenken.
Und tatsächlich, als die Rothaarige die Treppe hinunter kam, saßen Ron und Hermine auf dem Sofa am Kamin. Und zum Glück war der Gemeinschaftsraum nicht ganz so voll. Viele, die an den Tischen saßen oder in einer anderen Ecke, redeten zwar angeregt über Harrys Unfall, aber das versuchte Ginny auszublenden.
Sie ging zum Kamin und setzte sich in den Sessel.
„Geht´s wieder?“, erkundigte sich Hermine und legte das Buch in dem sie gerade gelesen hatte zur Seite.
Ginny zuckte mit den Achsel und sagte dann: „Ja, nur wollte ich einfach für einen Moment etwas allein sein, darum bin ich gegangen.“
Hermine und Ron hatten sich mittlerweile zu ihr gewandt und die Rothaarige sah in ihren Augen, dass sich die beiden genau so große Sorgen um Harry machten, wie sie selbst.
Und das war ja klar.
Ginny lächelte kurz.
Dann sprang Krummbein auf ihren Schoß und machte es sich dort gemütlich.
Sie begann den orange-roten Kater gemächlich zu kraulen.
„Wir sollten einfach positiv denken und vielleicht ist Harry morgen früh ja schon wieder wach“, sagte Ron aufmunternd, doch seine Schwester blickte noch immer ziemlich betrübt drein.
Hermine jedoch nickte energisch.
„Ja, denn solange wir nicht wissen was los ist, bringt es nichts uns hier mit den wildesten und schlimmsten Vermutungen verrückt zu machen“, sagte Hermine.
Ginny, die gerade in das wärmende Feuer des Kamins starrte, nickte zwar, schien aber mit dem Gedanken vollkommen woanders zu sein.
Den Rest des Abends verbrachten sie zusammen im Gemeinschaftsraum. Hermine und Ron versuchten noch an einigen Aufsätzen zu arbeiten, brachten aber nichts Vernünftiges zustande. Beide waren einfach zu abgelenkt.
Nach fast zwei Stunden rollte Hermine die vor ihr liegenden Pergamentbögen zusammen und packte sie mitsamt Feder in ihre Tasche. Ron hatte schon eine Stunde früher aufgegeben und war gerade dabei mit Ginny, die nun wieder etwas munterer wirkte, eine Runde Zauberschnippschnapp zu spielen.
„Ich hätte mich einfach nicht von dir und Harry breitschlagen lassen sollen dieses Jahr doch Zaubertränke zu belegen. Ich komm mit dem verdammten Aufsatz für Snape einfach nicht weiter!“, meckerte Ron in Hermines Richtung.
„Wenn es dich tröstet: ich bin auch noch nicht über den ersten Absatz hinweg gekommen“, antwortete Hermine und war wieder voll und ganz in eines ihrer Bücher vertieft.
„Ja, das ist tatsächlich ein Trost, dass nicht mal du, als allseits bekannte Streberin, was zustande bringst!“, neckte Ron seine Freundin, sogar Ginny musste dabei laut lachen.
Sie verpasst ihm für diesen Spruch sofort einen Schlag mit ihrem Buch gegen die Schulter, schmunzelte aber auch.
Ron war froh, denn gleich nachdem er es ausgesprochen hatte, bereute er die Aussage und hatte befürchtet, dass Hermine ihm das wieder tagelang übel nehmen würde.
Wenig später entschieden sich die drei dazu doch noch hinunter in die Große Halle zu gehen, oder besser gesagt Ron und Ginny wurden von Hermine dazu überredet.
„Ich hör doch schon seit einer halben Stunde deinen Magen knurren und ich denke auch, dass wir alle jetzt etwas zu Essen vertragen könnten. Ihr beide ganz besonders, nach so einem anstrengenden Spiel wie heute“
Im Krankenflügel saßen James, Lily, Sirius und Remus noch immer an Harrys Bett. Keiner von ihnen hatte gerade Appetit und so gingen sie auch nicht hinunter zum Abendessen, sondern blieben an der Seite ihres Schützlings. Lily strich immer wieder sachte über die Hand ihres Sohnes und betete, dass er so schnell wie möglich seine Augen wieder öffnen würde. Madam Pomfrey war grade in ihrem Büro, denn außer Harry war zurzeit niemand im Krankenflügel und somit ließ sie der Familie ihren Freiraum.
Im nächsten Moment wurde die Tür aufgestoßen und Hagrid kam herein gestürmt. Er hatte wie üblich seinen Mantel aus Maulwurfsfell an.
Alle schauten auf , als die Türe schwungvoll gegen das alte Gemäuer krachte.
„Habs grad erst gehört. Ich war ´n ganzen Tag im Wald und...“
In dem Augenblick kam Madam Pomfrey aus ihrem Büro gestürmt, man konnte also nicht davon ausgehen, dass sie den Lärm überhört hatte.
Mit beiden Hände in die Hüfte gestemmt baute sie sich vor Hagrid auf.
„Das hier ist eine Krankenstation und wenn Sie sich nicht augenblicklich etwas ruhiger verhalten Hagrid, werde ich Sie leider hinaus schicken müssen“, ermahnte die Krankenschwester den gutmütige Halbriesen. Erst als dieser resigniert nickte, verschwand sie wieder in ihrem Büro und schloss die Tür hinter sich.
„Tut mir ja Leid“, entschuldigte er sich, doch James tat das nur mit einer lässigen Handbewegung ab.
„Du kennst sie ja und für uns ist es schon in Ordnung. Du sorgst dich ja nur um Harry und wir können das verstehen“, sagte James.
Danach beschwor James für Hagrid einen Stuhl herbei, der nicht gleich unter dessen Gewicht nachgeben würde, was bei den normalen Stühlen hier im Krankenflügel wohl eher der Fall sein würde.
Nachdem der Hüter der Schlüssel und Ländereien von Hogwarts sich gesetzt hatte, erzählte ihm James wie genau es zu Harrys Verletzung gekommen war und was Madam Pomfrey ihnen am Nachmittag erzählt hatte. Hagrid holte aus einer Innentasche seines Mantels ein etwa tischtuchgroßes Taschentuch hervor und schnäuzte sich darin mehrmals. Er konnte es nicht fassen, was Harrys nun schon alles hatte durchmachen müssen.
Kurz vor Mitternacht gingen aber alle zu Bett.
Madam Pomfrey hatte es nur sehr unfreiwillig gestattet, dass Hagrid, Sirius und Remus noch so lange blieben, da sie es normalerweise nur der Familie erlaubte. Doch als James ihr sagte, dass sie nicht nur drei seiner engsten Freunde waren, sondern sehr wohl zur Familie gehörten, gab sie nach und gestattete es.
Im Kamin des Gryffindor Gemeinschaftsraumes glomm nur noch ein schwaches Feuer, als sich Hermine an der Treppe zu den Jungenschlafsälen von ihrem Freund mit einem kurzen Kuss verabschiedete und gemeinsam mit Ginny in den Schlafsälen der Mädchen verschwand.
Am darauffolgenden Tag waren nicht nur die Erwachsenen sondern auch Hermine, Ron und Ginny an Harrys Krankenbett versammelt. Sie alle saßen um das Bett herum und es herrschte Stille.
Trotz ihrer hoffnungsvollen Blicke regte sich den ganzen Tag nichts. Der junge Potter lag einfach nur so da.
Man konnte nur von Glück reden, dass sich sein Zustand nicht verschlechtert hatte. Denn so etwas war, wie Madame Pomfrey am heutigen Morgen zugegeben hatte, auch schon einmal vorgekommen. Sie hatte betont, sie wolle, dass sie auf alle Eventualitäten vorbereitet waren.
Gegen Mittag kam auch noch der Schulleiter vorbei.
Er trug wie gewöhnlich einen langen purpurnen Umhang und seine halbmondförmige Brille.
„Ich versichere dir, Lily, dass du dir sehr wohl die nächsten Tage frei nehmen kannst, um voll und ganz für Harry da zu sein. Severus hat auch zugesichert, deinen Unterricht übernehmen zu können, falls du das möchtest“, brach Dumbledore die eiserne Stille, welche im Krankenflügel herrschte.
Lily lächelte sanft.
„Das ist wirklich großzügig, aber nein danke. Ich bin mir sicher, dass ich mich mit der Arbeit etwas ablenken kann und das hilft mir sehr“, antwortete sie daraufhin.
Die Professorin fühlte sich zwar etwas ausgelaugt und wich nur ungern von der Seite ihres Sohnes, aber sie war sich auch sicher, dass die Arbeit sie ein wenig ablenken würde.
Der Schulleiter nickte verständnisvoll und sagte. „Nun, falls ich irgendetwas für euch tun kann, scheut euch nicht zu fragen.“
„Danke“, kam es von James.
Plötzlich spürte Lily, dass sich Harrys Hand, welche sie noch immer hielt, etwas regte.
Sie schaute hoffnungsvoll auf.
„Ich glaube er wacht auf!“, entfuhr es ihr. Alle Blicke wandten sich sofort zu Harry. Ginny ergriff nun die andere Hand ihres Freundes und rückte mit ihrem Stuhl etwas näher an das Bett heran.
Das erste was Harry wahrnahm bevor er auch nur die Augen aufschlug, war der sterile Geruch um ihn herum. Aber da war auch etwas anderes, das durch all die anderen Gerüche zu ihm vordrang. Es war ein sehr blumiger Duft, doch er konnte ihn nicht genau einordnen.
Aber es erinnerte ihn an etwas.
Diese Vertrautheit fühlte sich sehr gut an, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass der junge Gryffindor sich, so sehr er sich auch anstrengte, nicht erinnerte was vor seinem Erwachen passiert war.
Da war aber noch etwas. Jemand hielt seine Hände. Eine zitternde, aber auch sehr behutsame Hand lag auf seiner rechten.
Er fühlte sich unglaublich geborgen. Die Wärme des weichen Bettes gab ihn zusätzlich ein Gefühl der Sicherheit. Was dazu führte, dass sich der Junge sogar davor fürchtete die Augen zu öffnen, immerhin konnte er nicht einmal sagen wie er überhaupt hieß. So viele Fragen schwirrten ihm im Kopf herum und bettelten darum beantwortet zu werden.
Um seine Antworten zu erhalten, musste er sie aber aufmachen. Und tatsächlich, langsam begann er seine Augen zu öffnen.
Das erste was der junge Potter sah waren die kahlen Wände die ihn umgaben.
„Harry, mein Schatz“, hauchte Lily glücklich und Tränen liefen ihr über die Wange.
Er blinzelte und sah sie alle der Reihe nach genau an.
„Da hast du uns aber einen mächtigen Schreck eingejagt, Großer“, kam es erleichtert von James. Mittlerweile hatte Remus, rational und pflichtbewusst wie er nun einmal war Madam Pomfrey hergeholt. Als die Krankenschwester gerade mit einer Folgeuntersuchung beginnen wollte, wich er etwas zurück, wodurch sich seine Hand aus Ginnys Griff löste, während Lily nur noch fester zudrückte. Irgendetwas stimmte nicht, dass sagten ihr ihre Mutterinstinkte.
Er erkannte niemanden von all diesen Leuten. Sein gehetzter Blick wanderte zu der rothaarigen Frau, welche zu seiner Rechten saß. Wieso hielt diese Frau seine Hand so fest, als würde ihr Leben davon abhängen? Wer war sie?
Entschlossen zog er seine Hand aus ihrer, wobei er ihren verletzten Blick bemerkte.
„Wo zum Henker bin ich hier und wer sind Sie alle?“
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