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Fanfiction

Choose-It-Yourself-Adventskalender - Dezember: Babysitting

von ChrissiTine

20. Dezember: Babysitting

2031


„So, ihr Knirpse, jetzt passt mal gut auf!" Lucy schritt energisch von den Kindern ihrer Schwester Molly auf und ab. Der fünfjährige Jeremy war am aufmerksamsten, aber auch am aufmüpfigsten, und Lucy konnte sich schon denken, dass er ihr die meisten Probleme bereiten würde. Die dreijährige Michelle war ruhig und brav, sie würde auf alles hören, was Lucy ihr sagte. Und der zweijährige Frank war noch so erschöpft von seinem Geburtstag vor zwei Tagen, dass er wahrscheinlich auf der Stelle einschlafen würde. Außerdem, was konnte ein zweijähriger Wicht schon groß anstellen?

„Bei mir gibt es nicht so ein Wischi-Waschi Verhalten wie bei euren Eltern. Hier tanzt keiner aus der Reihe. Wenn ihr auf mich hört, dann werden wir hier viel Spaß haben, während eure Eltern wer-weiß-was an ihrem zehnten Hochzeitstag veranstalten, wenn ihr nicht tut, was ich sage, dann haben wir ein Problem." Sie schaute die Kinder der Reihe nach durchdringend mit ihrem angsteinflößendsten Blick an.

Es war das erste Mal, dass sie über Nacht auf alle drei Kinder aufpassen musste. Molly und Justin hingen viel zu sehr an den kleinen Quälgeistern, als dass sie sie für mehr als einen Abend alleine gelassen hätten, außer sie brachten sie in den Fuchsbau. Aber dieses Mal waren ihre Großeltern nicht da, sie kamen erst am dreiundzwanzigsten auf Rumänien zurück, wo sie kurz vor Weihnachten Onkel Charlie besucht hatten, also hatte Lucy sich als Babysitter angeboten. Den zehnten Hochzeitstag sollte man schon ungestört von den Kindern mit Sex feiern können, und Lucy konnte sich denken, dass Molly und ihr Mann bei den dreien, die sie ja unbedingt in die Welt hatten setzen müssen, kaum mehr Zeit dafür hatten, als ein weiteres bei dem einen Mal Sex zu produzieren.

Sie mochte die Kleinen, schließlich war sie ihre Tante, aber keine zehn Pferde hätten sie dazu gebracht, auch solche in die Welt zu setzen. Wer wollte schon sein ganzes Leben nach einem Schreihals ausrichten? Ein paar Tage waren ja ganz in Ordnung, aber mehr … nein danke.

„Ihr bleibt immer da, wo ich euch sehen kann, außer ihr müsst auf die Toilette. Ihr esst, was ich euch vorsetze und tut gefälligst so, als ob es euch auch schmeckt. Ihr tut, was ich sage, und geht ohne Gezeter ins Bett. Haben wir uns verstanden?"

„Ja, Tante Lucy", sagten Jeremy und Michelle folgsam, während Frank sie nur aus müden Augen anschaute.

Lucy lächelte zufrieden. So war es richtig. „Okay, dann mache ich jetzt euer Abendessen und ihr bleibt brav hier auf der Couch sitzen." Sie griff nach der Fernbedienung und schaltete eine Zeichentrickserie ein. Das würde die Kleinen eine Weile beschäftigen.

Sie wusste gar nicht, warum sich Molly immer so beschwerte, dass die Kinder so anstrengend waren. Man musste nur wissen, wie man mit ihnen reden musste und alles war ein Kinderspiel. Sie sollte ein Buch schreiben. Damit würde sie bestimmt vielen verzweifelten Eltern helfen.

Sie machte sich daran, Makkaroni mit Käse aus der Packung zu kochen, denn etwas anderes konnte sie nicht. Ihre kulinarischen Fähigkeiten waren leider nicht so gut entwickelt wie ihr Ideenreichtum, den sie jeden Tag aufs Neue im Scherzartikelladen unter Beweis stellte.

Als sie eine Viertelstunde später wieder ins Wohnzimmer kam und vier Teller mit dem Essen vor sich herschweben ließ, blieb sie angewurzelt stehen. Nur noch Frank saß auf dem Sofa. Er war eingeschlafen und war halb unter einem Kissen vergraben. Von Jeremy und Michelle war keine Spur zu sehen. Lucy ließ die Teller auf dem Sofatisch landen und schüttelte Frank sachte. Verwirrt blinzelte er sie an.

„Wo sind deine Geschwister?" Frank zuckte mit den Schultern und schloss die Augen wieder. „Nicht Einschlafen!", rief Lucy. „Sag mir erst, wo Michelle und Jeremy sind!"

„Weiß nicht", murmelte er und zog sich das Kissen über den Kopf. „Vielleicht oben."

Lucy seufzte. Der Kleine war auch zu nichts zu gebrauchen. Sie ließ den Blick durch das Wohnzimmer schweifen, aber sie konnte nichts entdecken, wo sich die Kinder hätten verstecken können. Danach suchte sie das ganze Haus ab, vom Keller bis zum Dachboden, von der Abstellkammer bis hin zu Mollys und Justins Schlafzimmer, vom verschneiten Garten bis zum Besenschuppen. Nirgendwo konnte sie die beiden finden, ganz egal, wie lautstark sie ihnen drohte und was für Sachen sie ihnen an den Hals wünschte.

Wie konnten sie es nur wagen! Einfach ihre Anweisungen missachten und verschwinden! Ihnen konnte sonst was passieren! Todesser, Verletzungen, Zeugen Jehovas! Und dabei war sie doch nur ein paar Minuten weg gewesen! Wer hätte schon gedacht, dass Kinder in dieser Zeit überhaupt irgendwas anstellen konnten. Sie hatte als Kind immer auf ihre Eltern gehört und nie etwas angestellt. Sie war brav gewesen (mehr oder weniger).

Sie stapfte durch den Schnee zurück ins Haus und stellte entsetzt fest, dass Frank nicht mehr auf der Couch schlief. Jetzt hatte sie ihn auch noch verloren! So eine Scheiße aber auch. Sie wusste doch, warum sie Molly davon abgeraten hatte, Kinder zu bekommen, die machten doch nichts als Ärger!

„WO ZUM TEUFEL SEID IHR?!" Sie würde die drei schon wieder auftreiben, und wenn sie noch so häufig den Aufrufezauber verwenden musste. Und wenn sie sie erst mal hatte, na dann konnten sie aber was erleben! Wenn die Karte des Rumtreibers doch nur jedes Haus anzeigen könnte anstatt nur Hogwarts. Das wäre jetzt wirklich hilfreich gewesen.

Sie ließ sich erschöpft auf das Sofa sinken und nahm sich einen der vollen Teller mit dem kalten Essen. Sie wärmte es mit einem Zauber auf und aß es auf. Die Kinder würden schon kommen. Es war jetzt zu kalt draußen, also konnten sie nur irgendwo im Haus sein. Wahrscheinlich hatten sie immer darauf gewartet, dass sie in einem Zimmer verschwunden war, und hatten sich dann ein neues Versteckt gesucht. So hatte sie es zumindest gemacht, als sie noch klein gewesen war. Ihre Mutter hatte das immer in den Wahnsinn getrieben.

Nachdem sie aufgegessen hatte, stand sie auf und schlich so leise wie möglich nach oben. Sie lauschte angestrengt und konnte nach ein paar Sekunden ein Kichern aus dem Wäscheschrank hören. Sie riss die Tür auf und da saßen die drei Vermissten. Sie hatten sich unter einem Haufen Bettwäsche versteckt, deshalb hatte Lucy sie beim ersten Mal nicht gesehen, aber jetzt waren einige der Wäschestücke verrutscht und die Köpfe der Kinder lugten aus dem Chaos hervor.

Lucy verschränkte die Arme vor der Brust und bedachte jedes der Kinder mit dem bösesten Blick, den sie zustande bringen konnte. „Ich hoffe, diese Aktion hat euch Spaß gemacht. Jetzt nehmt ihr die ganze Wäsche, die ihr durcheinander gebracht habt, und bügelt sie wieder faltenfrei. Und danach könnt ihr das Geschirr spülen. Ohne Abendessen. Klar?"

„Das ist so unfair!"

„Das war doch nur Spaß!"

„Wir haben gar nichts gemacht!"

„Mum und Dad haben uns immer Abendessen gegeben!"

„Du bist so doof!"

Die Beleidigungen waren auch nicht kreativer geworden, seit sie klein gewesen war, und der Hundeblick der Kinder richtete bei ihr gar nichts aus, denn sie hatte immer noch nasse Füße, weil sie im Schnee nach ihnen gesucht hatte. Nur Frank ignorierte alles, denn er schlief so tief und fest, dass Lucy ihn sofort ins Bett steckte und hoffte, dass er bis morgen früh nicht mehr aufwachen würde, wenn Molly und Justin wieder kommen würden. Sie benutzte einen Klebezauber, um die Füße der anderen beiden im Wohnzimmer hinter dem Bügelbrett und in der Küche an der Spüle festzukleben, damit sie nicht noch einmal abhauen konnten, und der Rest des Abends verlief zu Lucys vollster Zufriedenheit. Nachdem Michelle und Jeremy mit der Hausarbeit fertig waren zwang sie die zwei noch, ein Bad zu nehmen – ohne Schaum und irgendwelche Spielzeuge – und dann brachte sie sie ohne Geschichte ins Bett.

Zufrieden setzte sie sich wieder auf die Couch und schaltete den Fernseher ein. Die würden es nie wieder wagen, sich zu verstecken, wenn sie auf sie aufpasste.

Als sie am nächsten Morgen in die Zimmer kam, um sie zu wecken, stand sie vor leeren Betten.

„WO SEID IHR VERDAMMTEN KNIRPSE?!"

Sie würde nie wieder auf diese unerzogenen Wilden aufpassen. So eine aufopferungsvolle Schwester war sie wirklich nicht. Merlin sei Dank hatte sie keine eigenen Kinder.

TBC…


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