von ChrissiTine
21. Dezember: Warten auf Frohe Weihnachten
2022
„Und du kommst wirklich morgen?", fragte Victoire zum wiederholten Mal. „Es ändert sich nichts mehr?"
„Nein, es ändert sich nichts mehr. Der Portschlüssel ist gebucht, die Zimmer sind nur noch bis morgen für uns reserviert und keiner will noch ein einziges Wort über Drachenpocken hören. Aber ich hab mit einem Werwolfexperten gesprochen und er fand meine Theorie nicht absurd! Er hat versprochen, dass wir in Kontakt bleiben und er mir ein paar Akten mitgeben wird. Vielleicht kann ich endlich mit vernünftigen Testreihen anfangen!"
Victoire lächelte angesichts seines Enthusiasmus. Sie konnte seine Freude verstehen. Werwölfe lagen ihm besonders am Herzen, gerade weil die Möglichkeit bestanden hatte, dass er von Geburt an einer hätte sein können und niemand wusste ganz genau, warum er keiner war. Es gab keine dokumentierten Fälle von Werwölfen, die sich fortgepflanzt hatten. Aber Ted war entschlossen, diesem Geheimnis auf die Spur zu kommen und Werwölfen das Leben leichter zu machen, nur leider war er noch nicht erfahren und etabliert genug, um eigene Forschungen zu betreiben, sondern steckte in der Drachenpockenstudie fest, die ihn schon wieder nach Russland geführt hatte.
Sie warf einen Blick auf ihren Ehering. Sie freute sich, dass er Fortschritte in seiner Arbeit machte, aber es bedeutete auch, dass sie noch mehr Zeit ohne ihn verbringen würde. Sie bemühte sich sehr, ihm keine Vorwürfe zu machen. Seine Ambitionen und seine Entschlossenheit, sie auch durchzuziehen, war einer der Gründe, warum sie ihn liebte. Und er war ja auch verständnisvoll, wenn sie urplötzlich nach Frankreich reisen musste, um in einer Sache zu vermitteln. Aber das machte es auch nicht einfacher.
„Das ist toll, Ted", sagte sie dennoch, denn das war es. Wenn er einen Schritt näher dran war, seinen Traum zu verwirklichen, war das fantastisch.
„Und wie läuft's bei euch?", fragte er dann. „Wie war der Fuchsbau?"
„Chaotisch, wie immer", erwiderte sie lächelnd. „Roxy erzählt jedem, der nicht schnell genug abhaut, wie toll Hogwarts ist und was für Geheimgänge sie schon entdeckt hat und wie groß die Gewächshäuser sind und wie lustig der Kopflose Nick ist. Es ist, als ob sie vergessen hätte, dass wir auch alle dort waren." Eine halbe Stunde hatte sie Roxanne zugehört, wie sie von Kräuterkunde bei Neville und Verteidigung gegen die dunklen Künste geschwärmt hatte, bis sie sie endlich dem betrunkenen James überlassen hatte, der Roxanne im Gegenzug erzählte, wie er nächstes Jahr mit professionellem Quidditch anfangen würde, wenn er endlich mit Hogwarts fertig war. „Ich hab deinen Pullover mitgenommen, du kannst ihn auspacken, wenn du wieder zu Hause bist."
Ted seufzte, aber sie konnte sein Lächeln in der Stimme hören. „Ich hab Molly doch gesagt, dass sie sich die Mühe nicht machen muss. Die Pullover der letzten Jahre passen mir immer noch. Ich hab gar keine Zeit, sie alle zu tragen."
„Hast du nicht die letzten drei mit nach Russland genommen, damit du dir nicht den Arsch abfrierst?", erwiderte sie. Sie wusste, dass er sie dort alle übereinander trug, weil die Pension, in der sie untergebracht waren, nur sehr schwach beheizt war. „Außerdem kennst du Grandma doch, wenn sie einmal damit angefangen hat, wird sie nie wieder damit aufhören, Pullover zu stricken. Mum und Dad bekommen immer noch einen."
„Aber wo nimmt sie die ganze Zeit her?"
„Ich glaube, sie hat mehr als genug. Alle Enkel sind in Hogwarts oder fertig damit, sie muss auf keine Kinder mehr aufpassen, sie und Grandpa hocken in dem großen Haus und auch wenn der Haushalt eine Menge Arbeit macht, ist das doch nichts im Vergleich zu früher, als Dad und die anderen noch klein waren. Oder als wir noch klein waren. Ich glaube, sie ist froh, wenn sie ihre Zeit damit verbringen kann, Pullover für alle zu machen. Sie hat was zu tun, macht allen eine Freude, und Wolle ist nicht teuer. Wenn sie dann irgendwann Urenkel hat, hat sie wieder Kinder im Haus. Vielleicht hört sie dann auf, für alle Pullover zu stricken." Aber sie bezweifelte es.
Sie hörte, wie Ted hustete. „Hast du gerade Urenkel gesagt? Das ist doch nicht deine Art, mir zu sagen, dass du schwanger bist, oder?"
Victoire lachte. „Merlin, nein, wie kommst du denn darauf? Wir haben doch gerade erst geheiratet! Was soll ich außerdem mit einem Baby, wenn du ständig in Russland bist?"
„Jetzt werde nicht unfair! Du warst mehr in Frankreich als ich in Russland in den letzten Jahren!", widersprach er.
„Ich weiß, ich weiß", beschwichtigte sie ihn. „Ich verspreche dir, wenn ich mal schwanger bin, sage ich es dir nicht über's Telefon und nicht, wenn wir über meine Großmutter sprechen, okay? Außerdem haben wir noch eine Menge Zeit."
Sie waren sich beide einig, irgendwann mal Kinder zu bekommen. Irgendwann. Aber mit zweiundzwanzig fühlte sie sich eindeutig noch zu jung, um eine Familie zu gründen. Sie kam sich auch noch ein bisschen jung vor, um zu heiraten, aber sie kannte Ted, seit sie denken konnte, sie wohnte mit ihm zusammen, seit sie mit der Schule fertig war, sie liebte ihn über alles und sie wollte, dass es offiziell war. Außerdem hatte sie immerhin vier Jahre gewartet und ihn nicht sofort nach Hogwarts geheiratet, so wie Molly ihren Freund Justin letzte Weihnachten. Aber zumindest was die Liebe betraf, fackelten die Weasleys nicht lange. Wenn sie wirklich wussten, dass es das Richtige war, warum sollten sie noch lange warten?
„Dann bin ich ja beruhigt." Victoire hörte einige Stimmen im Hintergrund. „Vic, ich muss leider gehen, wir haben noch eine Besprechung. Ich komm morgen um zehn in London an und dann feiern wir Weihnachten nach, in Ordnung?"
Sie nickte und Tränen stiegen ihr in die Augen, als sie daran dachte, dass sie ihn morgen endlich wieder sehen würde. „In Ordnung. Bis morgen. Ich liebe dich."
„Ich dich auch", erwiderte er. „Frohe Weihnachten."
„Dir auch." Aber wirklich froh würden sie erst morgen sein, wenn er wieder da war.
TBC…
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A/N: Das Kapitel hatte keine besondere Mehrheit, aber die anderen Kapitel wollt ihr an den anderen Tagen lesen. Danke für die Reviews und einen schönen Weltuntergang euch allen.
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