von ChrissiTine
13. Dezember: Erste Eindrücke
2027
„Das ist so wunderschön" Tia schaute mit leuchtenden Augen auf die dicken weißen Flocken, die vor ihrem Fenster auf die Erde fielen. „Ich kann mich schon gar nicht mehr erinnern, wann ich das letzte Mal richtigen Schnee gesehen habe."
Al schlang die Arme um seine Freundin und legte seinen Kopf auf ihre Schulter. Er küsste ihre Wange. „Und das hier ist nur London." Obwohl sie dieses Jahr viel mehr Schnee hatten als üblich. Vielleicht war das Tias Begrüßungsgeschenk. „Warte, bis du den Fuchsbau siehst. Der wird jetzt bestimmt schon zugeschneit sein."
„Ich kann's kaum erwarten" Sie drehte sich um und schlang ihre Arme um seinen Nacken. „Das wird bestimmt fantastisch."
Al lachte. „Naja, ich weiß ja nicht, meine ganze Familie auf einem Haufen … sie können schon sehr anstrengend sein."
„So schlimm waren sie doch gar nicht" In den letzten Wochen hatte sie Als Geschwister kennen gelernt, seine Eltern, seinen besten Freund Scorpius und dessen schwangere Frau, Als Cousine Rose, und sehr viele andere Cousins und Cousinen von ihm. Für das Einzelkind Tia war das eine ganz neue Erfahrung. Ihre Familie bestand lediglich aus ihren Eltern und Großeltern. Sie hatte keine Tanten und Onkel und Weihnachten war immer eine sehr langweilige Angelegenheit gewesen. Dieses Jahr würde es ganz anders sein und sie konnte es gar nicht mehr erwarten.
„Du hast sie ja auch noch nicht alle auf einmal erlebt", erwiderte Al. Er liebte seine Familie, aber er wusste auch, wie anstrengend sie sein konnte. James würde sie im Detail über ihr Sexleben ausfragen, Lily würde wissen wollen, ob es schon einen Hochzeitstermin gab (dabei war er sich noch nicht mal sicher, ob er sie überhaupt irgendwann fragen würde, er bemühte sich sehr, nichts zu überstürzen und ihr keine Angst zu machen), und Rose war immer noch in der Phase ihrer Schwangerschaft, in der sie sich ständig übergeben musste, und so konnte man sich höchstens eine Viertelstunde mit ihr unterhalten, bevor sie mit der Hand vor dem Mund aus dem Zimmer stürzte.
Es war immer noch sehr schwer für ihn zu glauben, dass sein bester Freund bald Vater sein würde. Da war er ein Jahr in Ägypten und schon war Rose schwanger. Lily arbeitete jetzt beim Tagespropheten, wo sie im Moment für das Kreuzworträtsel zuständig war, aber sie würde sehr bald in den Kulturteil wechseln. Es kam ihm wie gestern vor, dass Lily als unsichere Erstklässlerin unter dem Sprechenden Hut verschwunden war. Und jetzt war sie bereits fertig mit der Schule. Man verpasste wirklich viel, wenn man für eine Weile nicht da war. Aber man fand noch viel mehr, so wie er Tia gefunden hatte.
Natürlich hatte er nicht damit gerechnet, in Kairo mehr als einen One Night Stand zu treffen, aber sobald er Tia gegenüber gestanden hatte, hatte es klick gemacht. Und er war unendlich dankbar dafür, dass sie, schon bevor sie sich kennen gelernt hatten, geplant hatte, nach London zu ziehen. Keine Fernbeziehung und eine unglaubliche Frau, der es völlig egal war, dass sein Nachname Potter war.
Er hatte vorgeschlagen, dass sie bei ihm einzog, wenn sie nach London kam, aber sie bestand darauf, sich eine eigene Wohnung zu suchen. Sie wollte ihre Unabhängigkeit. Und sie waren noch nicht lange genug zusammen, um zu wissen, ob es auch wirklich zwischen ihnen klappen würde. Damit hatte sie zwar Recht, aber da sie sowieso die meiste Zeit zusammen waren und höchstens zwei Nächte in der Woche getrennt schliefen, war das ganze doch irgendwie überflüssig.
Nächstes Jahr würde er sie fragen, ob sie bei ihm einziehen würde. Oder vorschlagen, dass sie sich eine größere Wohnung suchten. Er war sich sicher, dass es zwischen ihnen funktionieren würde, so sicher wie noch nie zuvor, und die letzten drei Monate, seit sie in London war, hatten an diesem Gefühl nichts geändert. Doch er wollte sie unter keinen Umständen verschrecken, also zwang er sich zu warten. Und wer weiß, vielleicht würde seine Familie sie so abschrecken, dass sie sich nach diesem Abend von ihm trennen würde. Obwohl er das auf keinen Fall wollte.
„Hör auf, mir Angst zu machen. Ich liebe deine Familie.", sagte sie lachend und küsste ihn.
„Aber nicht so sehr wie mich, oder?", fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen.
„Natürlich nicht. Ich liebe niemanden so sehr wie dich."
Sein Herz hämmerte in seiner Brust. Sie hatte zwar schon oft gesagt, dass sie ihn liebte, aber diese Worte hatten ihre Wirkung immer noch nicht verloren. Es war das wunderbarste Gefühl auf der ganzen Welt.
Sie zog ihn mit sich zu ihrem Bett. „Wann müssen wir bei deinen Großeltern sein?", fragte sie zwischen zwei Küssen, während sie versuchte, den Pullover, den ihm seine Großmutter letztes Jahr geschenkt hatte, über den Kopf zu ziehen. Seine Brille verfing sich in der Wolle und sie brauchten eine Minute, bis sie ihn lachend wieder befreit hatten.
„Ich hab keine Ahnung" Er warf den Pullover in eine Ecke, setzte sich auf die Bettkante und zog Tia zu sich. „Aber es ist scheißegal, ob wir zu spät kommen. Das hier ist wichtiger." Er knöpfte ihre Strickjacke auf und küsste ihren Hals. Ihre Hände fuhren durch seine immer unordentlicheren Haare.
„Ich will aber keinen schlechten Eindruck–"
„Papperlapapp!", sagte er energisch, ließ sich nach hinten fallen und zog sie mit sich. Lachend fiel sie auf ihn. „Meine Familie wird dich genauso lieben wie ich."
„Das hoffe ich." Sie versanken in einem weiteren Kuss.
Oh ja. Al war sich ganz sicher. Diese Frau würde er irgendwann heiraten.
TBC…
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A/N: Heute haben Al und Tina mit 14,6%/6 Stimmen vor Hugo und Collette mit 0,3%/4 Stimmen gewonnen.
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