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Fanfiction

Begräbnis der Herzen - Glück, das ist Glück

von Buntstiftchen

Er betrachtete das Mädchen, das, den Kopf in seinen Schoß gebettet, neben ihm auf dem Sofa lag.
Das Mädchen schlief und noch nie hatte es schöner ausgesehen, als in diesem einen Augenblick.

Es sah so friedlich aus, strömte eine warme Sicherheit aus und der Klang ihres Atems ließ zum ersten Mal in seinem Leben ein Gefühl von Zuhause in ihm aufkommen. Zuhause. So musste es sich anfühlen. Hier, hier mit ihr zu sitzen war wie Balsam für seine zerfetzte Seele.

Seine Finger tanzten über ihr Haar. Nur so leicht, dass sie es kaum spüren würde, wäre sie wach, aber dennoch so stark, dass seine Finger glühten.
Ihr Haar war rot und lang, lockig. Ein Meer aus Seide, wirbelnd, flackernd wie Feuer, das seine Finger verbrannte.
Sein Herz tat weh und zersprang gleichzeitig vor Glück, während er sie ansah. Ihre Wimpern waren lang und warfen faszinierende Schatten auf ihre roten Wangen.

Ihr Mund war weich und voll. Wenn sie wollte, dann konnte sie mit diesem Mund, mit diesen Lippen Worte sprechen, die sein Herz zusammenhielten. Sie konnte damit eine Sonne in ihm aufgehen lassen, allein dadurch, dass sie lächelte.
Wenn sie wollte, dann konnte sie mit diesem Mund alles erreichen. Wenn sie ihn verzog, dann lenkte er ein, wenn sie ihm die Zunge entgegenstreckte, dann lachte er, wenn sie sich auf die Lippe biss, dann vergaß er zu denken und manchmal, da konnte dieser Mund auch traurig sein. Und wenn er das war, dann war auch er traurig.

Das Mädchen trug eine weiße Bluse und einen schwarzen Rock und nur noch einen Schuh. Der andere war wohl von ihren Füßen gerutscht, als sie zur Seite gesackt und eingeschlafen war.
Er betrachtete den kleinen Fuß und verfluchte ihn. Er war so schön, so klein und zart und dennoch hatte er die Macht, sie von ihm fortzutragen.
Wenn sie nicht bei ihm war, dann war seine Seele schwarz.

Die Augen des Mädchens zuckten unruhig und es regte sich kaum merklich.
Er wusste, dass er die ganze Nacht hier sitzen würde, wenn sie nicht von selbst aufwachen würde.
Denn er würde sie ganz bestimmt nicht wecken. Er würde hier sitzen bleiben und niemals müde werden, solange sie nur hier bei ihm war.

Er betete, sie möge weiterschlafen. Er wollte nicht gehen, wollte nicht allein in einem kalten, dunklen Zimmer schlafen, von Albträumen und Gedanken gequält und gepeinigt, bis sich die Schatten zurückzogen und grelles Licht ihren Platz einnahm.
Er wollte keine weitere Nacht alleine überleben müssen.

Wieder regte sie sich auf seinen Beinen, stieß kurz Luft durch ihre kleine Nase und runzelte skeptisch die Stirn, wie sie es so häufig auch im wachen Zustand tat.
Wie sie es eigentlich immer tat. Er lächelte. Es gehörte zu ihr, genau so sehr, wie ihr Feuerhaar. Ihr skeptisch, misstrauischer Blick auf die Welt und auf die Menschen.

Er war traurig, dass er ihre Augen jetzt nicht sehen konnte, denn sie waren das schönste an ihr.
Sie waren ein grünes Meer, mit Schaumkronensprenkeln und Wellen. Sie hatten tiefe Stellen und je nach Windstärke schimmerte der Grund manchmal in all seinen faszinierenden Facetten durch die Wasseroberfläche.
Wenn sie ihm in die Augen sah, dann verschmolzen sie mit den seinen und die Zeit stand für Jahrhunderte still.

Ein leises Aufseufzen durchbrach die nächtliche Stille. Sein Blick huschte über ihre Brust, die sich plötzlich schneller hob und senkte, hinauf zu ihrem Gesicht. Ihre Lippen hatten sich geteilt und schimmerten durch die Dunkelheit.

Dann schlug sie die Augen auf und einen Moment waren sie verschleiert und Lily Evans wirkte unschuldiger und bezaubernder auf Severus Snape als sie es je zuvor getan hatte. Sein Herz flog ihr zu.
Sekunden darauf fokussierte sich ihr Blick auf ihn und wurde dunkler.
Er wusste, in zwei Sekunden würde sie fortrücken und ihn loslassen. Ihr Arm, den sie im Schlaf um seine Hüfte geschlungen hatte löste sich bereits von ihm. Dann folgte ihr Kopf.

Ihm wurde kalt. Er zuckte, als sie sich mit ihrer kleinen Hand auf seinem Oberschenkel abstützte und hochstemmte. Dann zog sie sich auf ihre Seite des Sofas zurück und fuhr sich durch die Feuermähne, in die Minuten zuvor noch seine Finger verwoben gewesen waren.

„Bin ich eingeschlafen?“, fragte sie mit verschlafener Stimme und sah ihn entschuldigend an. Röte überzog ihre Wangen.
Er lächelte.
„Ja“, antwortete er und räusperte sich, als er hörte, wie belegt seine Stimme klang.
„Das tut mir leid“, sagte sie und blickte beschämt auf ihre ineinander verschlungenen Hände. „Wir wollten doch lernen.“
Sie sah auf die Bücher, die von der Couch gerutscht waren. „Warum hast du mich denn nicht geweckt?“
Er räusperte sich ein weiteres Mal und richtete sich ein wenig auf, ehe er sie wieder ansah.
„Du warst so müde und erschöpft. Lernen können wir auch noch morgen.“
Sie lächelte leicht. Die Grübchen an ihrem Kinn und auf der Wange vertieften sich und er sah sie einfach nur an. Kurz streckte sie sich, geschmeidig wie ein Katze, dann schob sie den anderen Schuh, der noch an ihrem Fuß war ebenfalls auf den Boden.

„Severus, du darfst mir nicht immer alles durchgehen lassen“, rügte sie ihn und zwinkerte ihm zu. „Das war verdammt unhöflich und noch dazu bin ich auf deinen Schoß gerutscht, sodass du nicht einmal gehen konntest.“
„Ich wäre nicht gegangen, egal wohin du gerutscht wärst.“
Er lächelte sie an.
„Lass und morgen lernen Lily. Geh jetzt schlafen, du siehst so müde aus.“
„Das bin ich auch, aber...“ Einen Moment hielt sie inne und runzelte die Stirn.

„Wie spät ist es denn?“, fragte sie dann alarmiert und ließ ihren Blick durch den verwaisten Gemeinschaftsraum fahren. Im Kamin glitzerte nur noch Glut und der Mond schien durch die beschlagenen Scheiben in den Raum, der dadurch dämmrig und düster erschien.
„Es ist nach drei“, sagte er und folgte ihrem Blick durch die Finsternis.
„Was? Und du warst... habe ich so lange...“
Wieder schoss Röte in ihr blasses Gesicht und er konnte den Blick nicht von ihr nehmen.
Sie biss sich auf die Lippe. „Entschuldige“, flüsterte sie und senkte betroffen den Blick.
„Du brauchst dich nicht zu entschuldigen.“

Sie seufzte tief und begann damit, ihr Haar und ihre Kleidung, die noch vom Schlafen verrutscht und verknittert war, zu ordnen.

„Willst du heute Nacht bleiben?“, fragte sie ihn, ohne ihn anzusehen. „Wenn du jetzt noch hinunter in die Kerker schleichst wirst du garantiert erwischt.“
Seinen Atem stockte, als er langsam zu begreifen begann, was sie gesagt hatte.
Er durfte bei ihr bleiben. Er musste nicht gehen. Er durfte hier bleiben, bei ihr. Er würde nicht allein sein, würde nicht von den langen Schatten verschluckt und am nächsten Morgen wieder ausgewürgt werden. Er durfte Frieden finden.

„Darf ich wirklich?“, fragte er und wagte es gar nicht zu glauben.
Sie grinste und rückte näher an ihn. Er spürte ihre Wärme.
Sie umgab sie immer, egal wie kalt es in ihm und außerhalb von ihm auch war. Und dann sehnte er sich immer sosehr danach, innerhalb dieser Wärme sein zu dürfen.
Heute ließ sie ihn. Sie lehnte sich gegen seine Schulter und zog die Beine an. Ihr Oberschenkel lag an seinem und er begann zu zittern.

„Ja, darfst du. Aber nur wenn du mir noch kurz das hier erklärst.“ Sie schnappte sich eines der Bücher vom Boden und deutete auf ein kompliziertes Rezept.
Er lächelte und drückte sich näher an sie, dann beugte er sich vor und streifte dabei ihren nackten Arm.
„Das heißt wenn es geht. Bitte“, flüstere sie und wurde wieder rot.
„Kein Problem“, murmelte er nur.

Sie beugte sich ebenfalls vor und ihre Haare streiften seinen Unterarm. Er zuckte und sog ihren Duft ein, als würde er ihn retten können, als würde er ihn zum Leben brauchen wie Luft.
Mit ruhiger Stimme rezitierte er, was er über den Trank wusste und sie hörte ihm gebannt zu, hing an seinen Lippen und kaute auf den ihren. Sie war so konzentriert, dass sie alles um sich vergaß.
Wenn er so konzentriert war wie sie, dann vergaß auch er alles, alles bis auf sie. Sie konnte er nicht vergessen, niemals. Zu präsent war sie in seinem Leben, zu wichtig, zu groß, zu gut.

Als sie fertig waren, erhob sie sich und sammelte vom Boden ihre Bücher ein. Er tat es ihr gleich, dann stand er da, fühlte sich verloren und starrte sie an, ihren schmalen Rücken, ihre zierliche, kleine Gestalt. Sie war so winzig, so viel kleiner und schmaler, zarter als er.
Sie war so viel schöner als er.
Er fragte sich, wie er es jeden Tag aufs neue aushielt, neben ihr zu stehen. Es reichte ihm einfach nicht und das machte ihm Angst. Wie sollte es nur jemals reichen?

Sie war ein guter Mensch, der beste den er kannte. Sie war viel zu gut für ihn und das zu erkennen, tat weh.
Wenn er sie liebte, und ja, um Gottes Willen ja das tat er, dann musste er sie gehen lassen. Denn er war niemals gut genug für sie, er verdiente sie nicht. Niemals.

„Kommst du?“, fragte sie ihn und sah ihn abwartend an.
Er schreckte hoch und starrte sie an.
„Ich... Wie willst du mich denn hoch bekommen?“, fragte er und daraufhin lächelte sie so geheimnisvoll und bezaubernd, dass es ihm die Kehle zuschnürte.
„Ich habe meine Mittel“, flüsterte sie und ging an ihm vorbei.
Er nahm ihr den Bücherstapel aus den Händen und folgte ihr problemlos die Wendeltreppe nach oben.
Der Schlafsaal war leer und kalt.

„Schläfst du die ganzen Weihnachtsferien alleine hier?“, fragte er und stellte die Bücher auf einer der Kommoden ab.
„Ja und deshalb schlafe ich auch in letzter Zeit so schlecht. Ich sehe hinter jedem Schatten hier oben ein Monster oder etwas noch schlimmeres.“
„Etwas noch schlimmeres?“
Er wusste, was sie meinte, sah es an dem Ausdruck in ihrem Gesicht, daran, wie sich ihre Augen verdunkelten.
Einen Moment standen sie sich unschlüssig gegenüber, dann bedeutete sie ihm, sich umzudrehen.
„Ich muss mich umziehen“, flüsterte sie und er gehorchte.

Als er sich umwandte und sie aus seinem Blickfeld verschwand schlossen sich ganz automatisch seine Augen.
Wenn er sie nicht mehr sehen konnte, musste er sich auf alles andere konzentrieren wozu seine Sinne fähig waren.
Seine Ohren nahmen jeden ihrer Atemzüge war, seine Haut empfing jeden kleinen Windstoß den ihre Bewegungen auslösten und seine Nase nahm ihren Geruch war, der schon nach wenigen Sekunden mit ihr in einem Raum schwer auf ihm lastete, sodass er kaum atmen konnte.

Er hörte leises frustriertes Aufseufzen, als unruhige Finger an Knöpfen nestelten, ein leises Rascheln von Stoff, das seine Ohren liebkoste.
Er presste die Hände an seinen Körper, versuchte nicht zu atmen um kein noch so leises Geräusch zu überhören.

Er spürte dass sie einen Schritt zurücktrat, ihr Geruch wurde schwächer. Wieder ein Rascheln, Stoff wurde über Haut gezogen. Ein Knistern als der Stoff über den Kopf gezogen wurde, Haare die elektrisiert in alle Richtungen abstanden.
Einen Moment war es still, so still dass er glaubte seinen viel zu schnellen und viel zu lauten Herzschlag zu hören.
Ein abgehacktes, zittriges Ausatmen. Er hörte einen tapsigen, zögerlichen Schritt. Ihr Geruch hüllte ihn ein. Sie stand direkt hinter ihm. Er spürte ihren Atem. Wieder ein Ausatmen und er wusste, dass er sich umdrehen konnte.
Seine Augen flogen auf, seine Lider flatterten, er drehte sich um, unsicher und dennoch ohne zu zögern, und als sein Blick auf sie fiel wich ihm die Luft aus den Lungen.

Dort stand sie, in einem Haufen aus abgelegter Kleidung, barfuß und mit nackten Beinen, golden und schimmernd.
Ihr kleiner Körper steckte in einem viel zu großen braunen Pullover, die Hände um den eigenen Körper geschlungen, als wolle sie sich selbst in den Arm nehmen und halten, wie sie es immer tat.
Es war ihre Art alles zu bewältigen was ihr Angst machte.

Die Haare sahen genauso aus, wie er sie vor seinem inneren Auge gesehen hatte- elektrisiert und wirr. Ihre Augen hob er sich bis zum Schluss auf. Er sah das Flackern, das Schimmern, das Etwas, das in ihren Augen war.
Immer, ob sie traurig oder wütend oder einfach nur glücklich war. Es war da, und es war alles was er brauchte um einen weiteren Tag zu überstehen.

Sein Blick glitt zu ihren Lippen. Fasziniert beobachtete er, wie sie sie leicht verzog. Mit den Zähnen sachte auf ihre Unterlippe biss, mit der Zunge darüber fuhr, dann als würde ihr plötzlich bewusst was sie tat, presste sie den Mund zusammen und er konnte sehen wie fest sie ihre Kiefer aufeinander drückte.

Um sich zu entspannen atmete er zittrig aus und als hätte sie nur auf diesen leisen Atemzug gewartet, fiel die unsichtbare Anspannung auch von ihr ab. Ihr viel zu gerader Rücken, ihre hochgezogenen Schultern sackten herab, ihre Hände glitten seitlich an ihren Körper und ein erleichterter Seufzer entfloh ihren Lippen.

Dann lachte sie. Nicht zögerlich und schüchtern. Wenn sie lachte, was sie sehr selten tat, dann ehrlich. Ohne Hemmungen. All ihre Barrieren und Schranken und Mauern, die sie immer aufrecht erhielt, fielen in solchen besonderen Momenten von ihr ab und er hatte die seltene Chance hinter ihre Maske zu blicken.
Und er lachte auch. Er lachte immer wenn sie lachte. Auch wenn er gerade böse auf sie war oder sie sich gestritten hatten.
Einfach um diesen einen Augenblick zu nützen, da sie ganz sie selbst war. Den Augenblick in dem immer nur sie beide existierten. Diese Momente durfte er nicht vergeuden.

So plötzlich wie sie begonnen hatte zu lachen, so plötzlich wurde sie auch wieder ernst. Auch das war immer gleich. Kurz gewährte sie ihm diesen Anblick, ehe sie sich wieder verkroch.
Doch er war nie traurig wenn sie aufhörte zu lachen. Jedes ihrer Lachen hatte er abgespeichert. An jedes konnte er sich erinnern und für jedes Lachen war er ihr unendlich dankbar, so kurz es auch gewesen war.

Als er die Hand nach ihr austreckte begannen ihre Augen stärker zu funkeln. Er berührte ihre Wange. Berührungen, ihre Haut an seiner, Sie an Ihm. Immer wenn er sie berührte hatte er das Gefühl sie nie wirklich zu spüren. Dann überkam ihn Panik. Es war ihm nicht genug, dieses leichte Streichen. Es war als wäre sie nicht da, als würde der Wind ihn sachte betrügen.

Deshalb hatte er immer so große Angst wenn er sie anfasste, nämlich dass er einen Fehler machen könnte. Dass sein Köper Dinge tat, die er nicht tun durfte. Und dass sie dann verschwand, einfach zerbrach, zerbröselte und als feiner Staub davon wirbelte.

„Wir müssen morgen früh genug aufstehen. Nicht auszudenken, wenn dich Black oder Potter hier drinnen sehen würden“, sagte sie und sah ihn unsicher an.
„Was hast du denn?“, fragte sie und begann, mit ihren Fingern zu spielen.
Er konnte nicht sprechen und schüttelte nur abweisend den Kopf.
„Ach du willst dich auch umziehen. Verstanden.“

Sie wandte sich um und er stand hilflos da und sah ihre nackten Beine an, die durch die Dunkelheit schimmerten.
Sie war einfach zu schön, zu perfekt. Und er, er war ein Stück Dreck, das sich hierher verirrt hatte. Ihre Haut war makellos und er? Er war voller Narben und Zeichen. Er war hässlich und sie war so schön und trotzdem durfte er hierbleiben.
Sie trat von einem Bein aufs andere und bemerkte, dass er sich nicht gerührt hatte.

„Severus, wenn du nicht hier bleiben willst, dann musst du das nicht. Du musst dich nicht verpflichtet fühlen...“
„Ich bin gerne hier. Dein Schlafsaal ist viel schöner als meiner und du bist so... du... mit dir hier oben ist so viel besser als mit ihnen dort unten.“
Er streifte sich zögernd das Hemd von den Schultern und schlüpfte aus seiner Hose. Gut, dass es so dunkel war.
„Gut“, sagte sie und drehte sich um.

Ihr Blick auf ihm tat ihm weh. Er wurde nicht gerne angesehen und ihre Augen waren so wahrhaftig und offen und so voller Wärme, dass ihr Blick wie körperlicher Schmerz war.
„Heute hat sich Black das Gesicht verätzt, weil er vergessen hat, die Springwurz vor der Erdknolle in den Trank zu geben“, erzählte Lily beiläufig, während sie ihre Kleider aufzusammeln begann. „Das hättest du sehen sollen Severus. Er hat so bedröppelt dreingeschaut.“
Sie lachte und stopfte ihr Hemd in eine der Schubladen der Kommode, während er dastand und sie nicht aus den Augen ließ.

„Das hätte ich wirklich gerne gesehen“, sagte er und lachte auch, einfach weil sie es tat. „Wo soll ich denn schlafen?“, fragte er dann zögernd und blickte auf die drei leeren Betten, die kreisförmig im Raum standen.
Überrascht drehte sie sich um.
„Bei mir?“, fragte sie und hob eine Augenbraue. „Ich... ich meine, wenn du...“ Schüchtern senkte sie den Blick. „Du musst nicht...“
„Doch. Das ist... ich... gut. Ich... ja.“

Er stotterte und begann zu zittern, als sie an ihm vorbeiging. Sie duftete so gut. Er wollte an ihrem Hals, an ihrer Brust liegen und sie einatmen und vergessen, wer er war und was mit ihm passiert war.
Er wollte von ihr berührt werden, sanft und liebevoll und dann wollte er vergessen, wie weh ihm früher getan worden war.
Er wollte, dass sie seine Narben ansah und ihm sagte, wie schön er war. Er wollte ihren Herzschlag in seiner Handfläche spüren und ihn zählen. Das wollte er.

„Komm“, sagte sie auffordernd und winkte ihn neben sich.
Er trat zu ihr und ihr Arm streifte den seinen. Er zuckte.
Dann stieg er neben sie ins Bett, rutschte unter die Decke und fühlte ihre Wärme, fühlte ihre seidenen Beine an seinen rauen, fühlte ihre schmale Hüfte gegen seine, ihre weiche, warme Brust streifte seinen Oberarm.
Seine Atem ging stoßweise.
Sie war ihm so nah wie noch nie zuvor.

„Haben sie dich da geschlagen?“, fragte sie ruhig und ihre Finger fuhren schmetterlingsgleich über sein Brustbein, auf dem sich eine lange Narbe beinahe bis zu seinem Hals hoch erstreckte.
Er schauderte.
„Ja“, antwortete er, sah sie aber nicht an. Er starrte gegen die Decke und folgte ihren Fingern mit seinen Gedanken.

„Diese fürchterlichen Menschen“, flüsterte sie und ihr Atem wehte gegen seinen Hals.
Ihre Finger wurden schneller.
„Nicht Lily“, hauchte er und da hörte sie auf und er spürte, dass sie ihn ansah.
„Entschuldige, ich wollte nicht...“
„Ich weiß. Es ist nur... ich... ertrage das nicht dort angefasst zu werden. Es geht nicht. Früher.... sie haben... du weißt...“
„Ich weiß. Ist okay. Schon gut.“

Einen Moment zögerte Lily, dann zog sie seinen Kopf an ihre Brust und fuhr ihm durchs Haar.
Ja, alles war gut. Er lag auf ihrem Herzen, hörte es schlagen und dankte ihm für jedes einzelne Pumpen. Ihre Haut war so weich und warm, ganz anders, als die seine.
Ihr Geruch trieb wie in einer Blase um ihn. Er drückte sein Gesicht fester gegen sie.

„Nur noch einen Sommer. Dann ist es vorbei“, sagte Lily ruhig, während sie über seinen Kopf fuhr.
„Und du hast ja mich. Ich wohne nebenan. Ich bin deine beste Freundin. Einen Sommer noch Severus.“

Sein Herz begann zu bluten. Sie war doch so viel mehr für ihn. So viel mehr als seine beste Freundin.
Erstickt atmete er aus vor Trauer und sie fasste ihn fester.
Er konnte nicht mehr anders, riss seine Arme hoch und umschlang damit ihre zierliche Gestalt. Drückte sie fest gegen sich. Er hörte, wie sie erschrocken ausatmete und er wusste, dass er zu weit gegangen war, aber dennoch- er ließ nicht los.

„Severus“, sagte sie.
Er wusste, dass sie ihn von sich schieben würde, aber das würde er jetzt nicht ertragen. Er musste es ausnützen. Ihr Mitleid musste er ausnützen, damit sie ihn nicht von sich stieß.
„Lily bitte. Ich will eine Nacht schlafen können, ohne dass...“
Seine Stimme brach. „Bitte...“, brachte er noch hervor, da hatte sie schon ihre zarten Arme um ihn gelegt.
„Okay“, sagte sie sanft und seine Welt begann zu heilen.

Sein Kopf lag auf dem weichsten Kissen, das es gab, er hatte seinen persönlichen Engel in den Armen und ihr Herzschlag bewies, dass jede einzelne Sekunde davon die Realität war.
Am Morgen würde es anders sein, das wusste er, aber jetzt, jetzt in diesem Augenblick war sie sein.
Sein Finger fuhren über ihre Taille, prägten sich jeden einzelnen Zentimeter ihres Körpers ein.
Sie wand sich unruhig, ließ ihn aber gewähren.

„Geht es dir gut?“, flüsterte sie in die Dunkelheit.
„Ja. So... Es geht mir... gut.“
„Dein Herz schlägt so schnell.“
Ihre Finger schoben sich zwischen ihre Körper und legten sich leicht auf seine Brust. „Viel zu schnell. Meines ist so ruhig und ausgeruht, wie schon lange nicht mehr. Fühl mal.“

Er hob den Kopf und sah in ihr Gesicht mit den tiefen Meeresgrundaugen.
„Ich...“, er starrte sie unsicher an und bewegte sich nicht.
„Fühl ruhig!“, wies sie ihn ein weiteres Mal an.
Dann legte er seine große, kalte Hand zögernd auf ihre Brust. Er sog Luft durch die Nase.
Plötzlich holperte es kurz in ihrer Brust und er zog erschrocken die Hand fort, doch da packte sie seine langen Finger mit ihrer kleinen Hand und legte sie wieder auf ihre Brust.

„Nein, fühl!“, befahl sie und er fühlte.
Er wollte seine Hand bewegen, sie richtig fühlen, aber er traute sich nicht. Sie wölbte sich gegen seine Hand und er meinte, platzten zu müssen. Sein Herz raste.
Sie lachte leise.
„Meine Güte, wie schnell deines schlägt.“

„Glück“, sagte er nur. „Das ist Glück.“
„Wieso?“
„Weil ich... weil ich jetzt nicht alleine bin.“
„Das allein macht dein Herz so glücklich?“
Ihre Augen sahen ihn groß und fragend an, taten ihm so weh, mit ihrem ehrlichen Blick.

„Eigentlich braucht es noch viel weniger“, flüsterte er.
Sie lächelte in ruhig an.
„Dann ist es aber leicht glücklich zu machen“, sagte sie leise und er schloss die Augen und legte seinen Kopf wieder an ihre Brust.
Bumm, machte es dort. Bumm Bumm.

„Ja. Ja das ist es“, flüsterte er.


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