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Fanfiction

Mister Umwerfend und Lady Komplexe - Deshalb, deshalb, deshalb, deshalb

von Buntstiftchen

Beim Frühstück, dem ersten Essen, das ich seit meinem kleinen Absturz und der darauf folgenden Kotzorgie zu mir nahm, lud ich meinen Teller so voll, wie schon seit Wochen nicht mehr; ich hatte Hunger auf so gut wie alles.
Ganz entgegen meiner sonstigen Gewohnheiten hatte ich mir meine Uniform bereits angezogen, die weiße Bluse, die schwarzen Strümpfe und den schwarzen Faltenrock. Ich hatte meine Haare zu einem hübschen Pferdeschwanz gebunden, mir roten Lippenstift aufgelegt, auch wenn der vermutlich nicht lange halten würde und ich aß so schnell, dass ich fertig wäre, ehe Sirius hier auftauchen würde. Ich hatte mir alles bestens überlegt.

Gut, das war eine Lüge. Im Grunde genommen wollte ich nur jedem möglichen Konflikt von vorne herein aus dem Weg gehen und zwar solange mir das möglich war.

Ich langte quer über den Tisch und war froh darum, dass ich beinahe die einzige war, die schon so früh auf den Beinen war.
Es war erst kurz vor sieben und die Decke der Halle noch so schwarz, dass sie endlos weit schien. Es schneite noch immer und die weißen Flocken hoben sich wunderschön vom dunklen Himmel ab.

Der Lehrertisch war noch unbesetzt und ich zählte außer mir selbst nur noch neun weitere Schüler an den Tischen, was gut war, denn ich wollte keine Gesellschaft und hatte Lily bewusst nicht geweckt, als ich heute Morgen aufgestanden war.
Allerdings war sie nun einmal eine verdammte Frühaufsteherin und so wunderte es mich nicht, als ich sie nach einer Weile in der Tür zur Halle stehen sah. Mit gerunzelter Stirn ließ sie ihren Blick über den Tisch wandern, bis sie mich und meine um mich stehenden Teller und Krüge schließlich entdeckt hatte.

Sie schritt entschlossen auf mich zu. Meine Güte, diese Frau hatte vielleicht einen resoluten Gang.
„Und ich dachte, du hast dich schon wieder irgendwo verkrochen“, begrüßte sie mich und setzte sich mir gegenüber, die Lippen spitz zusammengezogen.
„Das habe ich aufgegeben“, entgegnete ich mit vollem Mund. „Mag sein, dass das Schloss riesig ist, aber wenn du dich vor jemandem verstecken willst, dann ist es verdammt klein.“
„Stimmt“, sagte Lily und stützte ihr Kinn auf ihre Hand. „Wie hat Sirius dich eigentlich vorgestern gefunden?“

Tat sie das mit Absicht?

Ich verzog das Gesicht.
„Jetzt hast du keine zwei Sekunden gebraucht, um das Thema wieder auf ihn zu bringen.“
„Neuer Rekord, was? Aber weich nicht aus.“
Ich seufzte und rührte missmutig mit meinem Löffel im Pudding herum.
„Diese Karte, die sie da haben, damit hat er mich gefunden! Ich schwör dir, irgendwann verbrenne ich dieses blöde Ding!“
Lily lachte.

„Er wird dich trotzdem immer finden. Keiner kennt das Schloss so gut wie er.“
„Da hast du vermutlich Recht... Warum hast DU mich eigentlich nicht gesucht? Du wusstest doch, dass ich betrunken war, als ich aus dem Gemeinschaftsraum verschwunden bin.“
Lily verzog angeekelt die Lippen als ich mir saure Gurken und einen Löffel Pudding direkt hintereinander in den Mund schob, dann schüttelte sie den Kopf.
„Ich hatte keine Ahnung WIE betrunken du warst, glaub mir. Sirius war so zornig auf dich weil du einfach abgehauen bist, nachdem ihr auf seinem Bett rumgemacht habt, da dachte ich mir ich überlasse dich ihm.“

„Woher weißt du das denn schon wieder?“, fragte ich seufzend und vergrub das Gesicht in den Händen.
„Von James.“
„Und warum zum Teufel hast du gedacht es wäre besser mich Sirius zu überlassen??“
„Weil er geflucht hat wie ein Verrückter und weil er mich vermutlich geköpft hätte, wenn ich ihn aufhalten hätte wollen. Außerdem... war ich gerade... beschäftigt.“
Lilys Tonfall ließ mich überrascht von meinem Essen aufblicken.
„Beschäftigt?“, fragte ich misstrauisch. „Womit denn beschäftigt bitte schön?“

Überrascht registrierte ich, dass sich Lilys Wangen langsam dunkel färbten.
„Ich... habe mit James... geknutscht und... ich... dann habe ich doch bei ihm übernachtet...“
„Ja und?“
Lily starrte auf die leere Tischplatte vor sich.
„Das habe ich eigentlich gar nicht“, flüsterte sie dann ohne dabei richtig die Lippen zu bewegen.

Verwirrt starrte ich ihren gesenkten Kopf an.
„Wie meinst du das?“
„Ich habe nicht bei James übernachtet. Nun ja, zuerst nicht.“
„Hast du etwa bei jemandem anderen übernachtet??!“
Meine Stimme war etwas lauter geworden, als ich das beabsichtigt hatte und drei Erstklässler aus Hufflepuff starrten neugierig zu uns herüber.
„Shh, bist du wahnsinnig?“, fuhr Lily mich an und riss mir den Löffel aus der Hand. „Und hör auf, mit dem Pudding rum zu spielen, das macht mich ganz verrückt!“
Ich stierte sie aus riesigen Augen heraus an.
Durfte das wahr sein? Lily knutschte mit James und dann...

„Ich habe nicht BEI James übernachtet. Wir waren nämlich nicht in seinem Schlafsaal“, erklärte Lily mir flüsternd.
Ich lehnte mich etwas zurück, um sie besser ansehen zu können.
„Was? Wo denn dann?“
„Im Raum der Wünsche.“
Ich runzelte die Stirn.
„Und wieso wirst du deshalb jetzt so rot?“

Lily biss sich auf die Lippen und schwieg. Ihre Augen wichen meinen aus und da begriff ich. Endlich begriff ich, was sie da versuchte mir zu sagen.
„Ihr... ihr hattet... ihr habt...“
Ich konnte es nicht glauben. Nein, das konnte doch nicht sein.
Lilys Wangen röteten sich noch mehr, doch sie nickte. Sie nickte tatsächlich. Ich starrte sie an.
„Ja“, sagte sie und beugte sich über den Tisch näher zu mir. So nahe, dass ich die Sprenkel in ihren grünen Meeresaugen zählen konnte.

„Ja. Ja.... Ja.“

Obwohl sie so leise und undeutlich sprach und obwohl ihr Kopf so rot wie war wie ein Radieschen konnte ich sehen wie unglaublich, unbeschreiblich glücklich sie war. Es hätte mir gestern schon auffallen sollen, aber gestern war ich noch zu beschäftigt mit mir selbst gewesen. Oder es war es der Restalkohol gewesen, der mich gestern blind und taub für so gut wie alles gemacht hatte.
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, wie ich reagieren sollte, was ich tun sollte. Stumm starrte ich Lily an und rang um Worte, aber irgendwie wurde mir dann klar, dass es eigentlich gar keine Worte und Erklärungen brauchte. Da war dieses Glitzern in ihren Augen und irgendwoher wusste ich, dass alles gut war.

„Ich... ich weiß nicht... was ich sagen soll“, gab ich schließlich ehrlich zu und wurde meinerseits rot. „Aber nur damit ich auch alles absolut richtig verstanden habe und wir dasselbe meinen und über dasselbe reden: Ihr hattet... hattet... Sex?“
Wow... das aus meinem Mund, ich konnte stolz auf mich sein, fand ich.
Lily kam nicht dazu zu antworten, sie öffnete zwar den Mund, aber dann wurde ihr Blick glasig und blieb an meinem Pferdeschwanz hängen. Abermals schoss ihr das Blut in die Wangen.
„Ihr hattet doch Sex?“, wiederholte ich meine Frage.

Schließlich wusste man nie was in Lilys verqueren Gedanken vorging und ich wollte nicht, dass wir hier aneinander vorbeiredeten.

Wieder antwortete Lily nicht aber ihr Fuß traf mein Schienbein unter dem Tisch mit voller Wucht. Ich zuckte zusammen und unterdrückte einen Wutschrei, dann erst begriff ich, dass Lilys Augen nicht auf MIR ruhten, sondern auf etwas, das sich direkt hinter mir befinden musste.
Langsam drehte ich den Kopf und sah mich dem Reißverschluss einer schwarzen Hose gegenüber. Mein Blick schoss an dem Körper, zu dem sie gehörte nach oben und mein Gehirn verriet mir sofort neunmalklug: Das ist Sirius. Sirius Black.

Der Sirius, den du vorgestern an gegrapscht hast, dem du fast vor die Füße gekotzt hättest, der Sirius dem du munter erzählt hast, du würdest ihn gerne küssen. Der Sirius der dich trotz deines Geständnisses nicht angefasst, sondern dich ins Bett verfrachtet hat.

Sirius erwiderte meinen erschrockenen Blick einen Moment lang, dann setzte er sich neben mich und richtete den Blick auf Lily, die wie versteinert dasaß.
„Hast du gehört worüber wir eben geredet haben?“, fragte sie schwach, aber ihre Stimme klang so resigniert, dass klar war, dass sie die Antwort schon kannte.
„Ja“, sagte Sirius. „Das war nicht zu überhören.“
Er warf mir einen kurzen Seitenblick zu, den ich nicht zu deuten vermochte.
„Aber mach dir keine Sorgen. James hat kein Wort darüber verloren. Sei einmal nicht so verklemmt, Lily, lehn dich zurück und entspann dich, in Ordnung?“
Lily stieß Luft durch ihre zusammen gebissenen Zähne.
„Okay... Black... Sirius“, meinte sie dann schwach.
Sirius lächelte sie an, dann wandte er mir, die ich plötzlich wie auf Nadeln zu sitzen schien, sein Gesicht zu.
„Und was ist mit dir? Kater überwunden?“

„Ja“, entgegnete ich und sah ihm in die Augen.
Er erwiderte den Blick.
„Schön.“
Ich räusperte mich.
„Wa... warum bist du denn schon so früh... wach?“
„Weil Lily heute Morgen in unseren Schlafsaal gestürmt kam um uns mitzuteilen, dass du nicht in deinem Bett warst, als sie aufgewacht ist.“
Lilys Hautfarbe, die sich gerade wieder normalisiert hatte, verdunkelte sich abermals.
„Ich... ich... naja ich dachte eben...“

Gott im Himmel, konnte es denn noch peinlicher werden? Am liebsten hätte ich laut aufgebrüllt vor Scham, aber alles, was aus meinem Mund kam war ein leises: „Oh.“

Lily lächelte unsicher und blickte zwischen mir und Sirius hin und her, dann schob sie die Bank zurück und stand auf.
„Ich gehe schon vor. “, sagte sie zu mir und ignorierte eiskalt mein bettelndes Kopfschütteln. „Bis später Bla... Sirius.“

Ich sah ihrem schwingenden roten Pferdeschwanz hinterher, bis er um die Ecke gebogen und somit aus meiner Sicht verschwunden war.
„Wie lange es wohl dauert, bis sie mich bei meinem Namen nennt, ohne vorher zu stocken?“, fragte Sirius und stützte den schiefgelegten Kopf auf seine Hand um mich dann lange zu mustern.
„Habe ich euch jetzt bei einem wichtigen Gespräch unterbrochen? Wollte sie dir Einzelheiten über sich und James erzählen?“
Ich schüttelte den Kopf.
Sirius fasste sich an die Schläfe.
„Ach stimmt ja. Ihr redet nicht über so etwas.“

Ich schwieg und starrte auf das Stück Tisch zwischen mir und ihm. Vergessen war mein Pudding, vergessen waren meine Gurken und vergessen war der ganze Rest von meinem Essen.

„Wie viel weißt du noch?“
Es klang, als würde er sich nach dem Wetter erkundigen, aber es fühlte sich an, als säße ich auf der Anklagebank und er wäre mein Richter.
Langsam hob ich den Kopf.
„Genug um mich in Grund und Boden zu schämen“, sagte ich leise.
Ich kaute auf meiner Unterlippe, bis sie schmerzte.
Sirius blickte mich nachdenklich an.
„Gut“, sagte er und nickte.

Mehr tat und sagte er nicht. Nur dieses eine Wort: Gut. Ich wusste nicht, was er damit meinte oder was ich davon halten sollte.

„Ja“, sagte ich deshalb und schwieg dann betreten.
Ich saugte an meiner Unterlippe, während ich dasaß und auf meinen Schoß starrte, während Sirius sich Toast und Würstchen auf den Teller legte, zu essen begann und mich zu ignorieren schien. Ich überlegte, ob ich aufstehen und gehen sollte, zu ihm sagen sollte, ich hätte noch zu tun, bevor der Unterricht begann, aber mir fiel einfach keine glaubwürdige Ausrede ein. Hausaufgaben hatten wir wegen des Quidditchspiels keine gehabt und dass ich lernen wollte, würde er mir nie abkaufen.

Also schob ich mir meine Hände unter den Hintern und blieb einfach neben ihm sitzen. Als er mit dem Essen fertig war schob er seinen Teller fort und lehnte sich etwas zurück. Ich spürte dass er mich ansah und schluckte nervös. Ich hob den Kopf und erwiderte seinen Blick zögernd.
„Bist du fertig mit essen?“, fragte er mich schließlich und ließ seine Augen langsam über das Chaos wandern, das ich zuvor auf dem Tisch veranstaltet hatte.
Ich wurde rot und nickte mechanisch.
„Kommst du mit hoch?“
„Wohin?“
Ich kam mir vor wie ein Idiot, wie eigentlich immer, wenn Sirius mich so ansah, wie er das gerade eben tat.
„Ins Verwandlungszimmer“, sagte er und stand auf.

„McGonagall wird noch nicht da sein“, widersprach ich leise, woraufhin Sirius den Kopf leicht schräg legte und mich musterte, als hätte ich etwas Offensichtliches nicht verstanden.
„Ich will auch nicht zu McGonagall“, sagte er langsam.
Verständnislos blinzelte ich zu ihm auf.
„Es ist erst kurz nach sieben. Was willst du fast zwei Stunden zu früh...“
Sirius’ Augen blitzen auf und zuckten wie ein Messer über meine Pupillen.

„Oh...“, murmelte ich.

Er blickte abwartend zu mir herunter und ich brauchte einige Sekunden, um zu kapieren, was er eigentlich von mir wollte: Nämlich dass ich endlich aufstand.
Ich selbst wollte nur weg von ihm und mich in meinem Zimmer unter tausend Decken verkriechen, aber ich fand keine Worte und so rappelte ich mich von der Bank hoch und trottete hinter Sirius her aus der Halle.

Wir sprachen nicht, während wir gingen. Ich erwischte mich dabei wie ich betete das Klassenzimmer würde noch verschlossen sein oder McGonagall würde doch bereits da sein, aber keines von beidem trat ein.
Sirius und ich waren alleine im Raum. Ganz alleine.
Da waren die alten, bekritzelten Pulte, die Bücherregale mit den ganzen staubigen Büchern, die kleinen, verdreckten Fenster knapp unter der Decke, hinter denen Schneeflocken herum wirbelten, da waren die Stühle und die hohen, schweren Schränke, die an der Wand standen. Nichts von all dem würde mir jetzt helfen können.

Sirius ging vor mir her zu einem der Tische. Er ließ seinen Umhang unachtsam über die Lehne eines Stuhls fallen, dann setzte er sich hin und sah mich an. Also ging ich zu ihm, machte dasselbe mit meinem Umhang, wie er mit seinem nur trödelte ich ewig herum, bis ich ihn ordentlich aufgehängt hatte. Dann setzte ich mich ebenfalls.
Ich ließ mir Zeit dabei, als ich meine Bücher aus der Tasche holte und fummelte eine halbe Ewigkeit an meinem Zauberstab herum, ehe ich ihn schließlich auf den Tisch legte.
Dann, als es absolut nichts mehr für mich zu tun gab, drückte ich meine Brust gegen die Tischkante und starrte mit zusammengepressten Lippen auf meine Hände.

Als Sirius lachte, hob ich überrascht den Kopf. Er hatte sich lässig in seinem Stuhl zurück gelehnt und musterte mich auf eine Art und Weise, die mir eine Gänsehaut über den Nacken trieb.
„Wenn man dir so zu sieht könnte man meinen du würdest Zeit schinden, weil ich vorhabe dich zu töten, sobald du auch nur einmal stillhältst und mich ansiehst“, erklärte er, als ich ihn gekränkt ansah.
„Ich habe nur meine Sachen ordentlich hergerichtet“, verteidigte ich mich trotzig.
Sirius lachte wieder und ließ den Blick über meine sorgfältig aufgereihten Stifte und Bücher wandern.
„Ja, sieht nett aus.“

„Ich meine... die Stunde fängt noch lange nicht an. Da kann ich mich doch wohl vorbereiten.“
Selbst in meinen eigenen Ohren klang das blöd.
Sirius nickte.
„Natürlich kannst du das.“

Ich wusste, dass er mich verspottete, aber ich wollte nicht, dass er merkte, dass ich es wusste. Dass er merkte dass es irgendwie wehtat, obwohl mir klar war, dass er lediglich scherzte.
Ich biss mir auf die Lippen. Ich verstand nicht, warum ich plötzlich so unbeholfen und komisch war, warum ich kaum den Mund aufbrachte. In diesem Moment hätte ich gerne geweint. Irgendwie war ich auf den Geschmack gekommen zu weinen als ich in meiner Pfütze gesessen hatte. Aber jetzt saß ich nicht mehr dort, also unterdrückte ich es und presste die Kiefer hart aufeinander.

„Dann bist du jetzt fertig oder willst du vielleicht meine Sachen auch noch ordnen?“, fragte Sirius.
„Du hast doch gar keine Sachen! Du leihst dir immer alles von James oder mir!“
„Dann bin ich ja froh, dass du heute alles so schön hier ausgebreitet hast.“
„Du bist gemein“, murmelte ich.
„Warum bin ich denn gemein?“
„Ich weiß nicht...“
„Aha. Diese Antwort macht Sinn.“
„Hör damit auf.“
„Womit denn?“
„So gemein zu sein.“
„Ich bin hier nur ehrlich zu dir, Mona. Das solltest du auch mal versuchen.“
„Ich bin auch ehrlich, das kann man nämlich auch sein, ohne gemein zu sein.“

Sirius neigte sich ein Stück vor und sah mir eindringlich ins Gesicht.
„Hast du dich übergeben, vorgestern?“, fragte er mich plötzlich aus heiterem Himmel.
Blut schoss mir heiß in die Wangen.
„Hör mal, so betrunken war ich doch gar nicht.“
„Hast du?“, unterbrach er mich und seine Augen blitzten.
„Ich habe... ich war...“
Sirius schüttelte unerbittlich den Kopf.
„Ehrlich sein, Mönchen.“
Mönchen...
„Das geht dich nichts...“
„Ja oder Nein?“
Sirius Augen waren hart wie Stahl. Jeglicher Widerstand in mir brach.
„Ja“, sagte ich kleinlaut.

„Und warum hast du mich dann nicht geholt?“

Ich hörte keine Wut aus seiner Stimme und schöpfte neue Hoffnung. Vielleicht war es doch nicht so schlimm wie ich geglaubt hatte. Vielleicht war er doch nicht so wütend.
Nervös strich ich mir mit der Zunge über die Lippen und wusste nicht, was ich sagen sollte. Mein Mund öffnete und schloss sich wieder, ohne, dass ein Laut hervorkam.
Unbeholfen zuckte ich mit den Schultern, doch damit gab sich Sirius nicht zufrieden. Natürlich nicht.
„Warum?“, bohrte er weiter. „Ich habe dir doch gesagt, dass ich unten schlafe, du hättest nur zu mir zu kommen brauchen.“
„Ich weiß.“
„Dann sag mir warum. Ich verstehe es nämlich nicht.“

„Es war mir peinlich, verstanden?“, fuhr ich ihn zornig an. „Ich habe meine blöde Hose in Brand gesteckt, Sirius! Ich hatte keine Hose mehr an und ich war nass und wusste, dass ich kotzen muss, ich habe geheult und bin in einer Pfütze gehockt! Deshalb. Deshalb. Deshalb. Deshalb!“

Überrascht über meinen Ausbruch runzelte Sirius die Stirn, während er mein verzerrtes Gesicht betrachtete, aber dann kniff er die Augen zusammen und plötzlich da sah ich sie: Die Wut, die unter der Oberfläche brodelte wie ein Vulkan.
„Hör mal, gerade DESHALB hättest du mich holen sollen.“
„Jah, damit du siehst, wie ich hosenlos herumkotze! Als ob dich das nicht geekelt hätte. Als ob du mich nicht monatelang deswegen ausgelacht hättest!“
„Mona, du kannst meinetwegen den ganzen verfluchten Tag lang hosenlos herumlaufen und dich übergeben und es würde mich nicht ekeln. Wieso sollte ich dich deswegen auslachen?“

„Weil du das doch immer tust. Du lachst immer über mich. Als du mich das erste Mal geküsst hast und ich mit dem Stuhl umgekippt bin hast du gelacht. Und als du herausgefunden hast, dass ich noch niemanden vor dir geküsst habe, da hast du gelacht. Und jetzt gerade eben hast du auch gelacht! Ich versuche doch nur, nicht immer so blöd vor dir dazustehen. Außerdem ist gar nichts passiert. Ich bin alleine zu recht gekommen, also lass mich deswegen in Ruhe!“

Sirius starrte mich an, als wäre ich komplett verrückt geworden. Langsam neigte er sich vor Richtung Tischplatte.
„Du versuchst vor mir nicht so blöd dazustehen?“, fragte er langsam. „Wieso denkst du, du bist jemals blöd vor mir dagestanden?“

Ich starrte auf meine Hände, die ich in meinem Schoß verknäult hatte.
„Ich komme mir immer so vor. Egal was ich mache. Ich wäre viel lieber... die betrunkene Mona, die lustig ist und unkompliziert. Ich wäre viel lieber anders. Aber ich kann nicht immer betrunken sein.“
Meine Worte verloren sich angesichts des Ausdrucks, den Sirius im Gesicht hatte im Nichts.

„Was mache ich nur falsch dass du denkst, du stehst blöd vor mir da?“, fragte er und fuhr sich durch die Haare. „Mir ist nie in den Sinn gekommen... Wie kannst du dir das so zu Herzen nehmen?“
„Ich tu’s eben.“
„Dass ich gelacht habe war nicht ernst gemeint, das weißt du doch“, sagte er. „Seit wann kümmert es dich so sehr, was ich denke?“

„Mir ist eben nicht egal, wie du mich siehst. Mag sein, dass dir das egal ist aber mir nicht. Und wenn du ehrlich bist, dann möchtest du auch, dass es unkomplizierter ist und dass ich nicht so... bin wie ich bin. Ich versuche ja anders zu sein, aber das ist nicht so leicht. Früher, als wir nur Freunde waren, da war es mir schnurzegal, was ich gemacht habe und jetzt ist alles so... wenn wir zusammen sind dann ist das eine... eine Qual für mich weil ich bei jedem Wort und jeder Bewegung so viel denken muss. Ich kann nicht mehr ich selber sein. Ich bin ein... ein weinendes Mädchen in einer Pfütze.“
Sirius starrte mich an.
„Was?“
„Ach nichts. Vergiss es.“

Aber Sirius vergaß es nicht.
„Es ist eine Qual für dich mit mir zusammen zu sein?“, fragte er.
Ich versuchte etwas zurück zu rudern.
„Ich... nein... es ist einfach... nicht angenehm sich immer Gedanken über alles machen zu müssen.“
„Wann habe ich dir je das Gefühl gegeben, dass ich dich anders möchte als du bist?“
„Du verstehst das nicht. Du gehst mit allem so locker um. Dir ist es egal, was ich denke und was alle anderen denken sowieso.“
Sirius ließ seinen Oberkörper langsam wieder zurück in die Lehne sinken.
„Du verstehst gar nichts von irgendwas Mona“, sagte er ruhig. „Du verkriechst dich in deinem kleinen Schneckenhaus, genauso, wie du das immer machst. Und augenscheinlich bin ich daran schuld.“
Er vergrub das Gesicht in den Händen und stöhnte.
„Ich fasse es nicht.“

Zornig hob ich den Kopf.
„Schön, dann liegt es eben nicht an dir. Ich bin natürlich ganz alleine Schuld. Lady Komplexe, wie du mich so schön getauft hast, hat Komplexe! Was für eine Überraschung!!“
Sirius nahm die Finger vom Gesicht und richtete sich auf.

„Lass das, Mona“, sagte er nur und blickte mich scharf an.
„Was soll ich lassen?“
Wütend stieß ich meinen Stuhl zurück und flüchtete einige Tische weiter nach vorne.
„Dieses Theater? Schön. Dann lasse ich das. Alles ist gut und ich bin toll und du bist toll und alle anderen sind toll!“
Ich setzte mich auf einen Stuhl in der ersten Reihe und drehte Sirius den Rücken zu. Ich starrte an die Tafel und blinzelte meine Tränen fort.

Wann war ich so ekelhaft weinerlich geworden?

„Wehe du fasst meine Stifte an!“, schrie ich ihn über die Schulter hinweg an.
Der Stuhl neben mir ruckte eindringlich über den Boden, als Sirius ihn nach hinten zog um sich darauf niederzulassen.
„Ja, lass uns dieses Theater beenden“, sagte er leise. „Die Karten liegen offen auf dem Tisch. Du weißt, was ich will und ich glaube zu wissen, was du willst. Schluss mit den Spielchen.“
Er klang noch immer wütend.
Ich verschränkte die Arme und starrte einfach nur geradeaus.
„Ich sagte doch, ich hör damit auf!“, sagte ich leise.

„Aber du machst genau das Gegenteil. Denkst du nicht, langsam wird es überflüssig, Mona? Das ganze Lügen und Verstellen?“
Ich zog meine Schultern hoch und presste meine Lippen fest aufeinander.
„Ich bin nicht wie du, Sirius. Ich wäre es gerne, aber ich bin es nicht! Ich werde immer kompliziert und komisch sein.“
„Gott sei es gedankt.“
„Du bist so ein Arschloch.“

Jetzt kamen sie wirklich, die Tränen. Ich sprang auf bevor Sirius sie sehen konnte und flüchtete wieder zurück zum ursprünglichen Tisch, gegen den ich, dank meines verschwommenen Blickes prompt stolperte. Die zuvor so sorgfältig aufgereihten Stifte kullerten auf den Boden.
Schniefend ging ich auf alle viere und begann sie wieder einzusammeln.
„Sag mal... weinst du etwa?“
Sirius stand plötzlich hinter mir.
„Nein tue ich nicht und jetzt geh mir aus dem Weg, du stehst auf meiner Feder!“
Ich haute ihm gegen das Schienbein, was ihn allerdings nicht groß zu beeindrucken schien. Dennoch entfernten sich seine Beine aus meinem Blickfeld und er setzte sich auf seinen Stuhl.
Als ich fertig war, waren zum Glück auch die Tränen soweit aus meinen Augen verschwunden, dass ich es wagte Sirius wieder anzusehen. Er musterte mich stumm, dann hob er die Hand in Richtung meines Gesichts.

„Du hast da etwas Lippenstift auf der Wange“, sagte er und machte Anstalten, es mir wegzuwischen.
Ich stieß seine Hand fort und fuhr mir mit meinem Ärmel grob über den Mund und die Wangen, bis ich wieder sauber war. Heute Morgen hatte mir die rote Farbe noch so gut gefallen, jetzt fand ich sie nur noch hässlich und überflüssig.

Ich bückte mich, hob meine Tasche hoch und schwang sie mir über die Schulter, dann presste ich mir meine Stifte gegen den Bauch und transportierte sie nach vorne zum Tisch in die erste Reihe.
Dort ließ ich alles auf den rechten Stuhl fallen, mich selbst setzte ich auf den linken. Dann verschränkte ich die Arme auf der Tischplatte und rührte mich nicht mehr.

„Ist das jetzt dein Ernst?“, kam es von Sirius, der noch immer an dem alten Platz saß. „Du sitzt da vorne und ich sitze hier hinten?“
„Ja!“
„Und jetzt reden wir nicht mehr miteinander? Die fünfundfünfzig Minuten die es noch dauert bis der Unterricht anfängt sitzt du da vorne und ich hier hinten, habe ich dich da richtig verstanden?“
„Ja!“
Eine Weile war es still.
„Du verhältst dich absolut kindisch, das ist dir klar oder?“
„Ja. Ich bin kindisch und nerve dich. Ist mir klar. Du möchtest, dass ich mit dem Theater aufhöre, dass ich nicht mehr lüge und mich nicht mehr verstelle. Bitteschön, tue ich. Aber wenn du ehrlich bist, dann möchtest du mich so gar nicht. Du möchtest die Mona, die lustig ist und betrunken und normal!“
„Du scheinst ja ganz genau zu wissen, was ich möchte.“

„Lass mich in Ruhe Sirius.“
„Schön.“

Und dann sagte keiner von uns beiden mehr etwas. Wir schwiegen, Sirius saß rechts hinten in der Ecke, ich saß ganz vorne links. Fünfundvierzig Minuten lang war es totenstill.
Dann nahm ich all meinen Mut zusammen, stand auf und drehte mich um. Sirius hatte sich in seinem Stuhl zurückgelehnt und die Beine auf dem Tisch vor sich ausgestreckt. Sichtlich überrascht davon, dass ich mich rührte folgte er mir mit den Augen, während ich auf ihn zuging und schließlich vor ihm stehen blieb.

„Und ich dachte wir sprechen jetzt wieder wochenlang nicht miteinander“, meinte er trocken und sah an mir hoch. „Ich würde sagen du machst Fortschritte.“
„Und du machst Rückschritte!“, pfefferte ich ihm entgegen und verschränkte meine Arme vor der Brust.
Sirius zuckte mit den Achseln und musterte mich eine Weile mit schief gelegtem Kopf. Er versuchte es nicht allzu offensichtlich zu zeigen, aber ich sah trotzdem, wie wütend er noch war.

Ich straffte die Schultern und schluckte.
„Sag mir, was du von mir hören willst“, erklärte ich ihm entschlossen. „Egal was es ist, ich werde es sagen.“
Sirius schnaubte nur.
„Ich brauche niemanden, der mir irgendetwas nachplappert, Mona. Und schon gar nicht brauche ich dich, wie du mir irgendetwas nachplapperst.“
„Aber ich weiß nicht, was ich... sonst jetzt sagen soll, damit du nicht mehr wütend auf mich bist.“

„Hauptsächlich bin ich wütend auf mich selbst. Auf dich zwar auch, aber hauptsächlich auf mich. Wenn ich es hinkriege, dass meine Gegenwart eine Qual für dich ist, dann habe ich ganz offensichtlich etwas falsch gemacht.“
„Es ist keine Qual für mich...“
„Spar es dir, Mona“, unterbrach Sirius mich seufzend. „Das waren deine Worte. Wir beide wissen, dass sie so gemeint waren, wie du sie gesagt hast.“

Na toll. Ein paar unüberlegte Sätze und ich hatte ihn schon wieder vor den Kopf gestoßen. Ich schwieg und starrte auf meine Füße.

Dann schob sich plötzlich Sirius’ Hand in mein Blickfeld, sie umfasste meinen Unterarm und er zog mich näher, sodass ich schließlich vor ihm stand und meine Knie seine Beine berührten. Wir sahen uns wortlos an.
Weil Sirius noch immer auf dem Stuhl saß und ich ja wie bekannt nicht sonderlich groß war, befanden sich unsere Gesichter annähernd auf Augenhöhe, was ungewohnt für mich war, weil ich ja sonst lediglich den Kopf hatte zu senken brauchen, wenn ich nicht gewollt hatte, dass Sirius mir ins Gesicht sehen konnte.

Den Kopf zu senken würde mir jetzt nicht viel helfen.
Sirius’ schwarze Pupillen zuckten leicht, als er sie in meine geweiteten Augen senkte.
„Dieses Gespräch hier ist offensichtlich noch lange nicht zu Ende“, sagte er langsam und atmete tief ein. „Ich bin wütend auf mich und auch sehr wütend auf dich. Aber da ich glaube, dass ich dich liebe, ist das in Ordnung. Meinst du nicht?“
Ich starrte ihn nur an. War nicht fähig dazu, mich zu bewegen, geschweige denn, etwas zu sagen.
Sirius schien das egal zu sein. Er zog mich noch ein Stück näher und erforschte mit seinen Augen mein Gesicht. Dann hob er die Hand und strich mit seinem Finger sanft über meine zitternden, leicht geöffneten Lippen.
„Menschen, die so oft auf der Lippe herumkauen wie du sollten keinen Lippenstift tragen“, sagte er. Seine Finger verharrten an meinem Mundwinkel.
„Und Menschen, die damit rechnen müssen, dass sie geküsst werden auch nicht.“
Ich schluckte und hatte plötzlich keine Spucke mehr im Mund.

„Ich habe nicht damit gerechnet.“
„So? Warum nicht?“
„Weil ich wusste du bist wütend auf mich.“
„Ich kann wütend auf dich sein und dich trotzdem küssen wollen. Ist dir das nicht in den Sinn gekommen?“
„Nein.“
„Hmm...“, machte Sirius unbestimmt und neigte seinen Kopf von links nach rechts als würde er überlegen.


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