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Fanfiction

Nicht nur ein Granger - Kapitel 31: Träumereien

von Alea_Thoron

Not Only A Granger
Dreaming

by ferporcel


DISCLAIMER: Nicht meines! Es ist alles von J. K. Rowling.

WARNING: Diese Geschichte spielt in der Zukunft und beinhaltet HBP Spoiler! Seid gewarnt!

ORIGINAL BETA: Shey Snape, GinnyW und Annie Talbot – vielen Dank!

GERMAN TRANSLATION: Alea_Thoron

SUMMARY: Nathan hilft Severus, einige Dinge über Wirklichkeit und Träume zu lernen.
________________________________________

Nicht nur ein Granger

Kapitel 31: Träumereien


Ein kleines Weasleys-wirbelndes-Wildfeuerwerk explodierte mit einem lauten Knall im Schlafsaal, und die Jungen sprangen von ihren Betten auf, als ob die Welt enden würde.

Nathan lachte so heftig, dass keiner von ihnen irgendwelche Zweifel darüber hatte, wer das Feuerwerk hatte explodieren lassen, das sie alle geweckt hatte.

»Das ist nicht komisch«, murmelte Andy, als er an seinem offen grinsenden Freund auf dem Weg zum Badezimmer vorbeiging.

»Nur, weil du nicht dein Gesichter gesehen hast« erwiderte Nathan, bei der Erinnerung daran lachend. »Ein Wahnsinnsspaß!« Er lachte.

»Ein Wahnsinnsspaß wird es sein, wenn du für eine Woche mit rosafarbenem Haar herumläufst, nachdem ich dich verhext habe«, drohte Kevin und funkelte ihn von seinem Bett aus an.

Nathan schmunzelte schadenfroh, wohl wissend, dass Kevin bluffte. Nichts konnte an diesem Morgen Nathans gute Laune zerstören, nicht einmal die Androhung, sein Haar als Vergeltung für diesen Schabernack rosa zu färben. Seinen echten Dad am Tag zuvor zu sehen, hatte seinen Stimmung gehoben und seine Hoffnung zurückkehren lassen. Jetzt wusste er, dass nicht einmal Professor Snape ständig sein wahres Selbst verbergen konnte. Gestern in Hogsmeade war sein echter Dad viele Male an der Oberfläche aufgetaucht. Es war beinahe unmerklich gewesen, zuerst nicht allzu offensichtlich, doch am Ende des Abends war Nathan sich sicher gewesen, dass er ihn mit seinem echten Dad anstatt des steifen Professors verbracht hatte.

Sein Vater hatte ihm ein Geschenk gegeben! Ein Buch! Nichts konnte widerlegen, was dies bedeutete, und nicht einmal die Rückkehr des kalten Professor Snapes würde Nathans gute Stimmung an diesem Morgen dämpfen.

Nathan war davon überzeugt, dass er früher oder später seinen echten Dad bekommen würde, und er hatte für sich entschieden, dass er der Seele des Mannes dabei helfen würde, ihren Durchlass zu finden, so dass es eher früher und nicht später sein würde. Nathan hatte an diesem Morgen eine neue Zielsetzung, eine, die er durchziehen würde – nicht nur heute, sondern, bis er erfolgreich war. Er würde seine Träume nicht aufgeben; er würde sie nicht aufgeben.

»Ich gehe etwas in der Bibliothek überprüfen. Wir sehen uns in der Großen Halle, Jungs«, verkündete er, nahm seine Büchertasche und marschierte auf sein neues Schlachtfeld hinaus in diesem Krieg gegen das Unglücklichsein.

»An deiner Stelle würde ich ab und zu einen Blick über meine Schulter werfen!«, rief Kevin ihm nach.

Nathan lachte erneut; er konnte es sich einfach nicht verkneifen!

*-*-*-*


Pünktlich schloss Severus die Tür des Klassenzimmers mit einem leichten Schwenken seines Zauberstabes. Er hatte sich seit dem frühen Morgen um seine Schreibarbeiten gekümmert, und er hatte keinerlei Wunsch verspürt, seine Arbeit zu unterbrechen, um die Erstklässler in Empfang zu nehmen – dass Nathan einer von ihnen war, hatte nichts mit seinen Gefühlen zu tun.

Severus verdrehte über sich selbst seine Augen.

»Schlagen Sie Seite zweihundertsechsundvierzig auf. Folgen Sie den Instruktionen.« Er funkelte die Schüler an, um es schlicht und einfach verständlich zu machen, dass er sich in keiner guten Stimmung befand und sie ihm nicht in die Quere kommen sollten – dann begegnete er Nathans sanftem Lächeln.

Es wurde breiter, als sich ihre Augen trafen.

Ein stechender Schmerz belastete Severus' Herz und Schuldgefühle zerrten nach allen Richtungen daran. Das Verlangen, das Severus nach diesem Traum-Leben verspürt hatte, war immer noch dort vorhanden, bettelte darum, dass er dem nachgeben solle.

Erneut.

Er erwiderte das Lächeln nicht, doch er konnte es auch nicht über sich bringen, Nathan dafür Vorwürfe zu machen. Severus kehrte schlicht und einfach zu seinen Schreibarbeiten zurück, zumeist Arbeiten, die er größtenteils hätte gestern beenden können, wäre Hermione nicht dermaßen entschlossen gewesen, sein Leben auf den Kopf zu stellen. Es würde ihn dreimal länger als üblich kosten, um all diese Aufsätze in einem Klassenzimmer voller Kessel mit siedendem Inhalt, von dem nur Merlin wusste, was die Gehirne dieser Dummköpfe heute heraufbeschwören würden, durchzusehen.

Als die ersten Kessel sich zu erhitzen begannen, war Severus gezwungen, seinen Schreibtisch zu verlassen, um die Gebräue zu kontrollieren. Warum unterrichtete er immer noch?

Warum stellte er sich selbst diese Frage?

Es war Hermione und diese -fucking- Träume! Ihre Träume, nicht seine. Er getraute sich nicht, zu träumen oder darüber nachzudenken, wie die Götter des Universums entschieden, sein armseliges Leben verlaufen zu lassen. Es war nicht seins; es war niemals seins gewesen, und er hatte gelernt, sich nicht daran festzuklammern. Es war auch definitiv nicht das ihrige, warum also mischte sie sich in ein Leben ein, das so verdammt war, wie das seinige? Hatte er nicht genug verloren? Sollte er auch noch seine Zurechnungsfähigkeit verlieren? Weil die Art der Schwelgerei, in der er sich selbst in der Nacht zuvor gefangennehmen lassen hatte, ihn wahrscheinlich den dünnen Fetzen aus Kontrolle würde verlieren lassen, den er noch über sein Leben hatte: seinen Verstand.

Kessel.

Er erhaschte ein verunstaltetes Stück eines Salamander-Schwanzes vom Schneidebrett von Miss Peterson. »Ist dies ein Würfel, Miss Peterson?«

»Äh … Vielleicht?«

>Warum sich überhaupt Sorgen darum machen?<, dachte Severus. Doch zugunsten seiner geistigen Gesundheit höhnte er trotzdem: »Wenn das ein Würfel wäre, Miss Peterson, würden Sie nicht im Begriff sein, Ihren Kessel zum Explodieren zu bringen, Sie Schwachkopf!« >Wann werden diese dummen Kinder lernen, mir zuzuhören?< Er schnippte seinen Zauberstab und ließ die zerstörte Zutat verschwinden. »Fünf Punkte von Gryffindor. Beginnen Sie von vorn!«

Dies war viel mehr er selbst.

Severus zog noch ein paar mehr Punkte auf seinem Weg durch sein Klassenzimmer ab, und dann erreichte er Nathans Arbeitstisch. Ordentlich, organisiert, sauber; die exakt abgemessene Menge an Wasser begann gerade im Inneren des Kessels zu kochen, und der Salamander-Schwanz war bereits fachgerecht rechtsdiagonal gehackt in …

»Warum ist dieser Salamander-Schwanz diagonal statt in Würfeln gehackt, Mister Granger?«

»Ich weiß zufällig, dass es den Tatsachen entspricht, dass in diesem Format seine Eigenschaften weitestgehend konserviert werden. Das macht es für die Rotfeuerfisch-Stacheln leichter sich aufzulösen, wenn ich sie später hinzufüge.«

>Gewieftes Kerlchen<, dachte Severus, ohne Häme darin. Severus sollte nicht im wachen Zustand träumen, nüchtern denkend, wie er war. Dann sollte er auch nicht mit dem Drang kämpfen müssen, auf das leichte Lächeln zu antworten, das dieser wundervolle Junge ihm schenkte. Er konnte es nicht annehmen, konnte dieses Geschenk nicht akzeptieren. Severus konnte nicht solch einen wunderbaren Sohn haben … Er konnte den Zorn der Götter hören, die ihn für die Herausforderung verdammten.

Und doch war er hier, träumte von der Herausforderung.

Hermiones Träume?

Ihrer beider Sohn war an seine Arbeit zurückgekehrt und zermahlte die Rotfeuerfisch-Stacheln, während Severus nach wie vor dort stand, den Verstand verlierend. Er konnte nicht den Verstand verlieren, er durfte es einfach nicht!

So hielt er daran fest und wagte nicht, in Nathans Richtung zu schauen, bis der Unterricht zu Ende und der Junge gegangen war.

Bis er seinen Sohn abermals begegnete.

Oder der Mutter seines Sohnes.

>Alpträume!<

*-*-*-*


Nathan saß, umgeben von Büchern und noch mehr Bücher, an einem weit entfernten Tisch in der Bibliothek. Es waren Bücher über seine neue Obsession: Träume. Er war entschlossen, eine Möglichkeit zu finden, seinem Vater zu helfen, mit seiner Seele in Verbindung zu treten, damit er mehr zu dem Mann wurde, der er in seinem Inneren war. Doch seit Nathan mit seiner Recherche begonnen hatte, hatte er nichts gefunden, was bei diesem Unterfangen helfen würde. Er hatte den Eindruck, dass dies die letzten Bücher waren, die es in der gesamten Bibliothek von Hogwarts zu diesem Thema gab, und dies war ein quälender Gedanke, weil er noch immer nicht das gefunden hatte, nach was er gesucht hatte – keinen Zauberspruch, keinen Zaubertrank, nichts.

Genau genommen wusste er, dass es hier mehr Bücher über Träume geben musste, doch er mied die Verbotene Abteilung wie die Pest und würde nicht dort hineingehen, wenn er eine andere Option hatte.

Irgendeine andere.

Obwohl – wenn er keine fand … Nun ja, er würde dorthin zurückkehren müssen, oder? Es führte kein anderer Weg daran vorbei.

Es sei denn, dass er sich etwas anderes ausdenken konnte, und genau das versuchte er.

Nathan brauchte Hilfe, und er glaubte zu wissen, wer ein paar Antworten haben könnte. Wenn er jetzt gehen würde, würde er genug Zeit haben, um den Zauberer vor dem Abendessen aufzusuchen. Er schloss das letzte Buch, packte seine Sachen zusammen und verließ eilig die Bibliothek.

Zwei Stockwerke tiefer und zahlreiche Korridore später fand sich Nathan wieder, als er an die Bürotür klopfte.

»Herein«, rief eine hohe Stimme.

»Guten Tag, Professor Flitwick«, grüßte Nathan.

»Mister Granger? Welche Überraschung!« Der kleine Professor verließ seinen Schreibtisch und kam herum, um Nathan persönlich in Empfang zu nehmen. »Ihre Arbeit mit dem Zauberstab ist so geschickt, dass ich nicht damit gerechnet hatte, dass Sie mich während der Sprechzeiten benötigen würden.«

»Vielen Dank, Sir.« Nathan lächelte höflich über das Kompliment. Der Zauberkunst-Professor hatte Nathan immer mit der großen Wertschätzung betrachtet, und das wurde nur noch offensichtlicher, nachdem seine Verwandtschaft mit Professor Snape öffentlich bekannt wurde. »Genau genommen, Sir«, begann Nathan, »hat mein Besuch viel nicht mit den Hausaufgaben für diese Woche zu tun.«

»Nicht?« Der Ton klang neugierig und nicht vorwurfsvoll, wie Nathan festgestellte.

»Nein, Sir. Ich habe ein wenig zusätzliche Forschung über Träume betrieben, aber ich habe alles zu diesem Thema Verfügbare in der Bibliothek gelesen, und ich konnte dennoch nicht finden, wonach ich gesucht habe. Ich hoffte, dass Sie in der Lage sein würden, mir zu helfen.«

»Träume … Nach welcher Art von Information suchen Sie?«, fragte der Professor nach, verschwand hinter seinem Schreibtisch und tauchte auf einem Podest wieder auf, um von dort auf ein Bücherregal zuzugreifen. Er deutete auf den Stuhl vor dem Schreibtisch, und Nathan nahm Platz.

»Ich suche nach einem Zauberspruch oder einer Verzauberung, die jemanden dazu bringen, sich an seine Träume zu erinnern, wenn er erwacht ist.«

»Hmm.«

Professor Flitwick durchsuchte seine Bücher und versuchte wahrscheinlich, sich an irgendeines davon zu erinnern, das einen solchen Zauberspruch enthalten würde. Nathan wartete gespannt auf die Suche seines Professors. Wenn solch ein Zauberspruch verfügbar war, wären seine Probleme gelöst! Professor Snape würde sich daran erinnern, wie nett er sein konnte, und Nathan würde seinen echten Dad die ganze Zeit über haben.

»Träume waren für mich niemals von Interesse, Mister Granger.« Professor Flitwick wandte sich einem anderen Bücherregal zu, immer noch suchend.

Das war nicht, was Nathan hören wollte, und er tastete das Zimmer mit den Augen ab, versuchte unbewusst, bei der Suche zu helfen. Sein Blick wurde von einem Schachbrett mit einem im Gange befindlichen Spiel angezogen. Er analysierte das Spiel; die weißen Spielfiguren waren in großen Schwierigkeiten.

»Spielen Sie?«, fragte der Professor, jetzt zurück an seinem Schreibtisch.

»Ja«, antwortete Nathan. »Spielen Sie Schwarz, Sir?«

»Ach, ich befürchte, dass ich zugeben muss, die Weißen in ihren Untergang zu führen.« Der Hauslehrer des Hauses Ravenclaw kicherte. »Ihr Vater ist immer Schwarz.«

»Professor Snape?«, fragte Nathan überrascht.

»Er ist ein großartiger Spieler. Ich bin nur einem einzigen anderen wie ihm begegnet: Albus Dumbledore.« Der Professor hatte einen versonnenen Blick in seinem Gesicht.

»Wie auch immer«, kehrte er aufs Neue mit einem Ruck in die Gegenwart zurück, »Träume gehören mehr zu dem Unterrichtsfach Wahrsagen, fürchte ich, und Wahrsagen war nie mein Fachgebiet …« setzte der Professor. hinzu. »Ich habe keine Bücher über das Thema hier. Gab es einen Grund, warum Sie sich an Ihre Träume erinnern wollten?«

»Nein, es ist nicht für mich.« Nathan konnte nicht sagen, für wen es war, also bediente er sich einfach etwas Vagem … »Es ist für einen Freund. Wir unterhielten uns neulich nur darüber, und es gab mir zu denken, ob es möglich sein würde.«

Professor Flitwick lächelte. »Ein spannendes Thema, in der Tat«, stimmte er zu. »Leider werde ich nicht im Stande sein, Ihre neugierigen Nachfragen zu befriedigen. Vielleicht würde Professor Trelawney eine größere Hilfe sein?«, regte er an.

»Die Lehrerin für Wahrsagen?«, bestätigte Nathan.

»Ja, ja. Träume stehen sogar auf ihrem Lehrplan, wenn ich mich nicht irre, und sie würde auf alle Fälle die Fachfrau sein.«

»Oh.« Nathan runzelte die Stirn. Wahrsagen war eines der Gebiete, die für Nathan immer als verpönt galten. Es erschien ihm nicht sehr magisch, und obwohl er an Prophezeiungen glaubte, gab es nicht viel mehr, was er über die Exaktheit der anderen Wahrsagungskünste sagen konnte. »Trotzdem danke, Sir.« Nathan erhob sich, um zu gehen.

»Ich bedauere, dass ich keine größere Hilfe sein konnte. Kommen Sie auf eine Tasse Tee zurück, wenn Sie irgendetwas Interessantes herausfinden, das Sie an mich weitergeben können.« Der Professor lächelte erneut.

Nathan ging kurz danach, während er darüber nachdachte, dass es nicht schaden könnte, dem zuzuhören, was die Professorin für Wahrsagen darüber zu sagen hatte, und äußerst fasziniert von dem Schachbrett mit dem im Gange befindlichen Spiel zwischen seinem Vater und Professor Flitwick.

*-*-*-*


»Herein.«

Sein Vater saß wie gewöhnlich an seinem Schreibtisch. Es schien, dass Mittwoche für Forschungsarbeiten auf Professor Snapes Terminplan standen, da immer ein Buch und das Niederschreiben von Aufzeichnungen beteiligt waren, wenn Nathan zum Tee eintraf.

»Hallo«, grüßte er, während er sich auf einen Stuhl setzte, um darauf zu warten, dass es Zeit wurde, gemeinsam in die Wohnung seines Vaters hinüberzugehen.

»Sie sind früh«, bemerkte sein Vater, während er das Buch schloss und noch einige Zeilen auf dem Pergament vor sich hinzufügte.

»Ich kann warten, bis Sie fertig sind.«

Sein Vater antwortete nicht, doch binnen kurzem rollte er das Pergament auf und legte es zusammen mit einigen anderen auf das Regal hinter sich. »Irgendein Grund für die Eile?«, fragte der Mann, der neben dem Schreibtisch darauf wartete, dass Nathan aufstand und ihm folgte.

»Nein.« Nathan zuckte mit den Achseln.

Für eine kurze Zeit lasteten die Augen seines Vaters schwer auf ihm. »Dann kommen Sie«, gab er schließlich ein Zeichen.

Es war schwierig, nicht auf seinen Vater zu schauen und sich daran zu erinnern, wie großartig sie sich in Hogsmeade amüsiert hatten, und selbst dann wusste Nathan, dass er nicht einmal mutmaßen konnte, was der heutige Abend, basierend auf jenem Abend, bringen würde.

Das Schachspiel in Professor Flitwicks Büro trug in gewisser Weise dazu bei, Nathans Hoffnungen zu verstärken, und er wusste nicht, warum dem so war.

Das Wohnzimmer, das sie betraten, war unverändert. Sie nahmen ihre jetzt üblichen Plätze am Kamin ein. Tee wurde serviert.

Was war dieses hoffnungsvolle Gefühl, das ihn auch jetzt noch nährte und ihn erwartungsvoll sein ließ? Woher kam es? Warum verweilte es aus keinem ersichtlichen Grund? Nathan hatte keine Ahnung.

Die Unterhaltung schipperte durch die vertrauten Gewässer von magischer Theorie, Büchern, Zaubertränken und die Aktivitäten im Klassenraum, doch Nathans Gedanken waren anderswo.

»Erinnern Sie sich jemals an Ihre Träume?«, fragte er seinen Vater, die Grenzen hinausschiebend und in wenig bekannte Gewässer vorstoßend.

Die Frage schien den Mann zu überrumpeln, dessen Teetasse für einen Augenblick hilflos auf halben Weg zwischen der Untertasse und seinem Mund in der Luft hängen blieb, um dann zurück auf die Untertasse gestellt zu werden, damit Professor Snape ihn zünftig anfunkeln konnte.

Nathan seufzte beinahe.

»Ich gebe solchen Frivolitäten nicht nach, und Sie sollten das auch nicht«, antwortete sein Vater, sichtlich verärgert.

Nathan machte weder Ausflüchte für seine Frage, noch beharrte er auf einem offensichtlich unwillkommenen Thema. Er war noch nicht für eine weitere Runde in diesem Kampf bereit.

Doch Nathan fasste auf der Stelle seinen Entschluss über das Aufsuchen der Professorin für Wahrsagen.

»Wissen Sie, warum es so wichtig ist, über die Kobold-Aufstände zu erfahren?«, fragte er, die völlig unzusammenhängende Frage als weiße Flagge präsentierend.

Der stechende Blick des Mannes löste sich langsam auf, doch die schwarzen Augen blieben durchdringend. »Die Kobold-Aufstände sind nicht wichtig.«

Und von diesem Zeitpunkt an verbesserte sich die Stimmung, obwohl der Schatten der Frage über Träume im Hintergrund lauerte, nicht vergessen von keinem von beiden, doch für den Rest ihrer Zusammenkunft nichtsdestotrotz unberührt im Raum schwebend.

*-*-*-*


Es war nicht leicht gewesen, den Klassenraum für Wahrsagen zu finden, doch jetzt, wo Nathan da war, konnte er verstehen, warum. Der Raum war geradezu im Nordturm verborgen, und anstatt einer richtigen Tür, war er nur mittels einer Leiter zugänglich, die zu einer Falltür führte. Diese war geöffnet, doch Nathan konnte nicht viel durch sie sehen. Er bestieg die Leiter und steckte seinen Kopf ins Zimmer. Die Luft roch derartig süßlich, dass Nathan beinahe sein Mittagessen aufgrund des plötzlichen Brechreizes verlor.

»Dann sind Sie also doch gekommen«, erschreckte ihn eine verschleierte Stimme. Er drehte sich rasch herum, um sich einer Frau mit Haaren, die wilder waren als die seiner Mutter, gegenüber zu sehen, die sich hinter bunten Vorhängen hervor näherte, gekleidet in weitgehend dieselben Stoffe. »Ich habe auf Ihren Besuch gewartet«, setzte sie hinzu.

Nathan hob eine Augenbraue. Worüber sprach die Frau? »Sind Sie Professor Trelawney?«

»Die bin ich, und ich weiß, wer Sie sind, Mister Snape«, antwortete sie mit derselben verschleierten Stimme.

»Es heißt Granger«, korrigierte Nathan, und betrat dann ganz den Raum, während er seine Nase über den Geruch rümpfte.

»Ah, aber Sie sind nicht nur ein Granger …«, beharrte sie.

Nathan entschied sich dafür, die Bemerkung zu ignorieren und die Zielsetzung seines Besuches durchzuziehen, bevor er es bedauerte, hierher gekommen zu sein. »Professor Flitwick schickt mich …«

»Ich weiß â€¦«

Nathan runzelte die Stirn und redete weiter: »Er sandte mich hierher, als ich ihn nach Träumen fragte. Er sagte, dass Sie der Lage sein würden, mir zu helfen.«

Der Mund der exzentrischen Frau rundete sich zu einem lautlosen 'O'. »Kommen Sie, kommen Sie hierher«, winkte sie hartnäckig, griff ihn an den Schultern, als er nahe genug kam, und drängte ihn, sich auf eines der Sitzkissen zu setzen. Sie setzte sich auf den Platz gegenüber von einem niedrigen Tisch, wo eine Kristallkugel ruhte.

Nathan ließ seine Schultern kreisen; er wurde nicht gern unsanft behandelt.

»Welche Träume nehmen Sie wahr?«

Nathan öffnete seinen Mund, um zu antworten, aber sie hob eine Hand, um ihn aufzuhalten.

»Alpträume …«, wisperte ihre verschleierte Stimme. »Das Ableben eines geliebten Menschen.«

Nathan runzelte verärgert über Hexe mit den riesigen Augen die Stirn. »Nein«, er sagte trocken. »Ich will einfach nur wissen, wie man …«

Ein schriller Schrei ging von der Hexe aus, der ihn erneut unterbrach. Sie massierte ihren Nasenrücken, ihre Augen geschlossenen. Sie verharrte auf diese Weise so lange, dass Nathan beinahe glaubte, dass sie eingeschlafen wäre. Als er im Begriff war, sich zu erheben und zu gehen, füllte ihre verschleierte Stimme die Stille.

»Mein Inneres Auge sieht … Sie … und Ihren Vater!« Sie riss plötzlich weit ihre Augen auf. »Ein Schatten blockierte gerade die Vision. Ein Omen.« Sie erhob sich und ergriff Nathans Hände, die Bewegung ließ ihn zusammenschrecken und sich so weit er konnte zurückzuziehen. »Ich bedauere Ihren Verlust sehr.«

Er zog seine Hände weg, sprang auf seine Füße und legte mehr Distanz zwischen sich und die Professorin, während er verärgert über sie die Stirn runzelte. »Welcher Verlust? Es gibt keinen Verlust. Ich kam nur hierher, um zu erfahren, ob es eine Möglichkeit gibt, jemanden dazu zu bringen, sich nach dem Erwachen an seine Träume zu erinnern, das ist alles.«

»Ich weiß â€¦« Ihre Stimme flatterte auf dramatische Art und Weise. »Es ist notwendig, seinen Geist weit geöffnet zu halten, um zu Sehen und zu Wissen, und das ist ein Geschenk, das nur wenigen gewährt wird. Dasselbe gilt für prophetische Träume.«

»Nicht prophetische Träume, nur Träume – Träume der üblichen Art«, erklärte Nathan ihr verärgert. »Ich brauche einen Zauberspruch oder Zaubertrank, um Professor Snape dazu zu bringen, sich an seine Träume zu erinnern; das ist alles, wonach ich frage.«

»Snape hat geträumt? Hmm.«

Die rhetorische Frage und ihre unkoordinierten Augen ließen Nathan sich Sorgen machen, da der Ärger, den er fühlte, ihn hatte mehr offenbaren lassen, als er hätte aufdecken sollen, obwohl er die Konsequenzen dessen erst später herausfinden würde.

»Kennen Sie irgendeinen derartigen Zauberspruch?« Keine Antwort. »Nein?«, drängte er. Sie schien nicht einmal mehr hier zu sein. »Dann einen schönen Tag, Ma’am.«

Nathan knurrte und verließ dann den Raum, um mit ausgreifenden Schritten verärgert durch die Korridore zu schreiten – seine Roben hätten hinter ihm gewogt, wenn sie aus mehr Stoff bestanden hätten – mit einem Versprechen: nie wieder zurückzukommen. Seine Mutter hatte Recht, Wahrsagen war etwas für Dummköpfe.

*-*-*-*


Severus aß in aller Seelenruhe zu Abend, als seine Gelassenheit durch die Wahrsagen-Schwindlerin ruiniert wurde. Sybill setzte sich auf den Platz neben ihm, ungeachtet seines mörderischen, funkelnden Blicks.

Immerhin war er mit seiner Mahlzeit beinahe fertig. Hoffentlich würde er ihren Übelkeit erregenden Geruch nicht allzu lange ertragen müssen, oder die Mahlzeit würde verloren sein – auf jeden Fall.

Gut, dass die Hexe seit jenem ersten Tag, nachdem er nach Hogwarts zurückgekommen war, um zu unterrichten, und er ihre Stimme für zwei Wochen mit einem Fluch als Vergeltung für ihre Voraussage seines Ablebens am nächsten Morgen zum Verstummen gebracht hatte, nicht mit ihm sprach. Das war das erste Mal nach Albus' Ermordung gewesen, dass er es als angenehm empfunden hatte, von den Maßregelungen des Zauberers frei zu sein.

Es war verwirrend, dass sich die Hexe jetzt räusperte, als ob sie im Begriff war, zu sprechen und Jahre ihres unausgesprochenen Friedensvertrages zu brechen.

»Ihr Sohn kam zu mir …«, begann Sybill. Severus runzelte über seiner Mahlzeit die Stirn. Was hat sich Nathan dabei gedacht? »Er brachte solch schreckliche Omen mit sich …« setzte die Betrügerin hinzu.

Severus richtete einen warnenden Blick auf sie. Er war über die Dimension der Anstrengungen überrascht, die Nathan an den Tag legte aufzuwenden, um an ihn heranzukommen. Diese neue unangenehme Entwicklung ließ Severus' Blut sieden. Das Ausleihen von Büchern über Träume aus der Bibliothek war eine Sache, doch zu Sybill zu gehen? Das überschritt eine Grenze.

»Er erzählte mir über Ihre Träume …« fuhr sie fort, unberührt durch das Schweigen des Zauberers. »Er wollte, dass Sie sich an sie erinnerten, doch ich glaube nicht, dass dies klug ist.«

Nathan hatte dieses Mal definitiv alle Grenzen überschritten.

»Ich habe ausschließlich Schande in der Anwesenheit Ihres Sohnes gesehen. Mein Inneres Auge wurde von Dunkelheit blockiert … Ich werde Sie zum Frühstück nicht sehen.«

Severus' Ohren hatten sie ausgeblendet, und er erkannte nicht viel um ihn herum, abgesehen von der in ihm lodernden Weißglut, die ihn verzehrte. Nathan war losgezogen und hatte andere Lehrer, Severus' Kollegen, Leute wie Sybill Trelawney, in die Sache hineingezogen, und Severus war auf einhundertachtzig!

Er erhob sich langsam, verbarg all seine Gefühle hinter einer Maske aus äußerlicher Ruhe – einige davon derartig meisterhaft, dass selbst er sich ihrer danach nicht bewusst war – und spazierte zielgerichtet auf die Haustische zu. Er ging geradewegs zu den Gryffindors, sein Zorn von Weißglut zu Rot-Sehen wechselnd, und blieb hinter dem ihn wütend machenden Jungen stehen.

»Auf ein Wort in meinem Büro, Granger«, befahl er.

Der Junge blickte zu ihm auf, schien durch seine Anwesenheit hier und die von ihm ausgesprochene Aufforderung verwirrt zu sein, was sich in seiner Stille und dem Mangel an Anzeichen dafür, dass er die Absicht hatte, ihm zu gehorchen, widerspiegelte.

»Jetzt!«, knurrte Severus. Dies und weiterer Nonsens würden genau jetzt enden!

Der Junge verließ schließlich in aller Ruhe seinen Platz, doch die Dringlichkeit, die kontinuierlich mit seiner Entscheidung, letztendlich dieser sentimentalen Folter ein Ende zu setzen, in Severus' Innerem wuchs, verbrannte seine Geduld zu Asche.

»Bewegen Sie sich!«, schnauzte er, während er den Weg aus der Großen Halle durch eine Hand auf dem Rücken des Jungen wies. Keine weiteren Hoffnungen mehr, keine weiteren Träume mehr für keinen von ihnen, selbst wenn Severus dieses Gedankengut aus dem Kopf des Jungen mit Gewalt herausquetschen musste. Keine weiteren Eierschalen.

»Konnte dies nicht warten, bis ich mit der Mahlzeit fertig wäre?«, fragte Nathan, als sie die Eingangshalle erreichten.

Sie gelangten rasch zu den Kerker-Ebenen. »Versuchen Sie nicht meine Geduld«, antwortete Severus, über den bloßen Gedanken verärgert, was er während der besagten Mahlzeit erfahren hatte. »Das ist bereits viel zu lange hinausgezögert worden.«

Der Junge beabsichtigte, stehen zu bleiben, um ihn anzuschauen, doch Severus hielt ihn durch die Hand auf seinem Rücken am Gehen.

»Hören Sie auf, mich herumzustoßen! Ich kenne den Weg!«, erklärte ihm der Junge und versuchte, seine Hand abzuschütteln.

Severus erlaubte dem Jungen nicht, seinen eigenen Willen durchzusetzen; genug davon. Er hielt Nathan am Arm und ging schneller. »Sie glauben, dass das Leben ein Traum ist, oder?«, fragte Severus ihn. »Hat Ihnen Ihr Traum-Vater nicht erklärt, dass es von schlechten Manieren zeugt, sich mit seinen Kollegen über seine Privatangelegenheiten zu unterhalten? Nein? Dann wird Ihr echter Vater Sie ein paar Dinge lehren; es ist höchste Zeit für ein wenig Disziplin!«

Der Junge versuchte, seiner Hand zu entkommen, doch Severus ließ nicht los. »Sie laufen mit diesem Traumquatsch zu den anderen Lehrern und erwarten – was? Dass dies – für Leute wie Sybill Trelawney zur Lachnummer gemacht zu werden – mich vor Freude jubeln lässt? Dass ich dort sitzen und jedem x-beliebigen Ratschlag lauschen werde, den diese Schwachsinnige hat, wie ich mit mir selbst und meinem Sohn umgehen sollte?«

Sie erreichten sein Büro, Severus warf die Tür auf, zog Nathan hinein, und knallte sie mit voller Kraft zu. »Dass ich plötzlich anfangen werde, meinen Kopf gegen Wände zu knallen, weil mein zwölfjähriger Bengel denkt, dass dies seinen Bastard von einem Vater kurieren wird? Dass dies verändern wird, wer ich bin?« Seine Stimme war mit all diesem Sarkasmus voller mörderischer Kälte, und Severus wusste das. Sie schauten einander intensiv an, jeder von ihnen schwer atmend in das Gesicht des jeweils anderen, Severus' eiskalter Blick gegenüber Nathans weit aufgerissenen starrenden Augen.

»Das ist kein Quatsch«, erklärte Nathan ihm. Severus knurrte frustriert. »Ich habe nicht geträumt!«, besaß der bockige Junge die Frechheit, ihn ebenfalls anzufauchen.

»Das wird niemals geschehen!« Er schüttelte den Jungen. »Vergessen Sie, was auch immer Sie darüber glauben, außerhalb der Wirklichkeit durchlebt zu haben und leben Sie in der realen Welt!«, schrie er dem Jungen ins Gesicht. »Ich bin Ihr Vater; dieser abstoßende Bastard direkt vor Ihnen! Es existiert kein anderes Ich! Wachen Sie auf, Junge!«, brüllte er, während er Nathan schüttelte, beinahe Nase an Nase mit seinem Sohn.

»Lassen Sie mich los!«, forderte Nathan, während er seinen Arm schüttelte und sich damit abquälte, sich aus seinem Griff zu befreien. »Lassen Sie los!«

Severus verstärkte den Druck seiner Finger. »Genug!«

Genau dies ließ es geschehen – was als Gereiztheit begonnen und sich in zwingenden Druck verwandelt hatte, eskalierte rasch zu Panik. Nathan zerrte immer heftiger, um sich zu befreien, atmete schnell und stieß Geräusche voller Verzweiflung aus. Severus' Hand wurde plötzlich heiß, und er ließ geschockt den Arm seines Sohnes los.

>Was habe ich getan?<

Nathan lief augenblicklich zur Tür, doch Severus' Banne waren hochgefahren und verschlossen sie. Nathan versuchte es dennoch weiterhin, und Severus konnte von hier, wo er stand, das Atmen des Jungen hören, jetzt gelähmt von der Feststellung, wohin seine Wut sie gebracht hatte; was er getan hatte.

»Nathan …«

Ein Wimmern.

»Nathan, bitte.«

»Öffnen Sie sie«, keuchte sein Sohn. »Öffnen Sie sie.«

»Nathan, hör' mir zu.« Severus' Stimme von war leise und sanft, ein völliger Kontrast zu dem harten Tonfall zuvor. Sein Herz hämmerte voller Angst. »Es tut mir leid. Ich hatte nicht vor …« Er konnte es nicht aussprechen – konnte nicht zugeben, dass er seinen Jungen verletzt hatte, genauso, wie der Vater, den er gehabt hatte. Severus ließ sich schwach neben seinem Sohn auf sein Knie sinken. »Nathan …«

Sein Junge weinte, Tränen liefen ungehindert herunter. Es brach Severus' Herz in mehr Stücke, als es jemals vorher zerbrochen worden war, und seine Seele blutete.

»Wein' nicht«, wisperte er, als ob zu lautes Sprechen Nathan noch mehr verletzen würde.

»I-Ich weine, w-wenn ich es w-will«, erwiderte Nathan schluchzend.

»Bitte, Nathan«, wisperte er.

»I-Ich bin d-das so l-leid.« Nathan versuchte, seine Augen und Wangen mit seinen Händen zu trocknen. »Öff-öffnen Sie die Tür«, verlangte er erneut.

Severus streckte eine Hand aus, um Nathans Schulter zu berühren, zu flehen, zu beweisen, wie leid es ihm tat, und wie blind er gewesen war.

Nathan zuckte aus seiner Reichweite, erschreckt.

Eingeschüchtert.

»Öffnen Sie sie!«

Severus öffnete die Tür, und Nathan ergriff die Flucht.

»Es tut mir leid«, flüsterte Severus in das leere Zimmer, immer noch auf einem Knie auf dem kalten Kerker-Fußboden. »Es tut mir so leid.«

*-*-*-*


Nathan rannte blind vor der Verwüstung und Enttäuschung davon. Er rannte fast den ganzen Weg zurück zur Eingangshalle, doch seine Schritte kamen ins Stocken, als das Schluchzen seinen Brustkorb aufgrund des Luftmangels schmerzen ließ, bis es Nathan letztendlich in einem Alkoven verschlug, dunkel und düster. Er rutschte die Wand hinunter und saß dort, während er seinen Kopf hielt und zu atmen versuchte.

Er wünschte sich so sehr, nach Hause gehen, wollte vergessen, dass er jemals seinen Vater getroffen hatte und allem fernbleiben, was den Mann betraf. Er wollte nicht zu den Mahlzeiten gehen und ihn sehen. Er wollte nicht in den Unterricht gehen und ihn sehen. Er wollte weder Tee noch Abendessen noch irgendeine Art von Treffen mit diesem Mann haben müssen.

Nathan wollte keinen Vater mehr.

Er weinte, weil Kapitulation Schmerzen verursachte. Er weinte, weil es sich anfühlte, als ob die Reise seines Lebens ihn nirgendswohin geführt hätte. Seine Familie war seine Mutter. Gott wollte nicht, dass er einen Vater hatte; das Schicksal hatte ihn dieser Freude beraubt.

Es hatte einfach nicht sein sollen.

Snape konnte ihn einfach nicht lieben, konnte es einfach nicht. Es würde kein gemeinsames Lachen, kein miteinander reden, keine gemeinsam gebrauten Zaubertränke geben … Keine gemeinsamen Spiele, keine Bewunderung, kein In-den-Armen-halten … Absolut keine Liebe.

Die auf dem Astronomie-Turm verbrachte Nacht war was dann gewesen? 'Ein Traum', lieferte die scharfe Stimme des Vaters in seinem Kopf bereitwillig die Antwort.

Nathan schüttelte seinen Kopf. »Kein Traum«, erklärte er dem Mann und sich selbst, schniefend. Kein Traum. Es war geschehen! Sie hatten gemeinsam gelacht, sich miteinander unterhalten, zusammen gespielt. Snape hatte ihn in den Armen gehalten. »Ich glaubte, du liebst mich«, wimmerte Nathan.

Er würde alles dafür geben, um in der Zeit zurückgehen zu können, zu dieser Nacht, als es möglich gewesen war, seinen Kopf auf dem Brustkorb seines Dads ruhen zu lassen und die Lippen des Mannes über seine Stirn gestrichen waren.

»Kein Traum«, wimmerte er.

Um die Stimme seines Dads zu hören, die sagte, dass er vermisst worden wäre.

»Kein Traum«, sagte er abermals, lauter.

Warum war es dann nicht real?

»Es ist real«, antwortete Nathan.

Warum wünschte er sich dann, alles darüber zu vergessen? All das hinter sich zu lassen?

Es schmerzte, und es fühlte sich so an, als ob es nie aufhören würde zu schmerzen. So viel Zorn in den Augen des Mannes, der ihn mit Gewalt festhielt ... Ja, es tat weh.

Es würde für immer schmerzen, da er seinen echten Dad nicht vergessen würde, und das, was hätte sein können. Seine Tränen waren jetzt größtenteils dem Kummer geschuldet, der auf seinem Herzen lastete, während die Enttäuschung abflaute und nur Traurigkeit und ein Gefühl des Versagthabens zurückließ.

Nathan hatte versagt.

Aber wodurch? Er hatte nichts Falsches getan, oder? Wie konnte er bei dem Versuch scheitern, seinem Dad dabei verstehen zu helfen, wie es sein könnte, wenn er ihm nur glauben würde?

In Nathans Vorstellung tauchte ein Bild seines Vaters auf – auf seinem Knie um Vergebung bittend.

»Ich habe nichts Falsches getan«, schlussfolgerte er, sein Gesicht mit dem Ärmel seiner Roben abtrocknend. »Er hat sich geirrt, und er entschuldigte sich.«

Es schmerzte auch jetzt noch, aber der Schmerz war bei dieser Erkenntnis beinahe erträglich, und keine neuen Tränen befleckten sein Gesicht. Es schmerzte, doch vielleicht fühlte sich sein Dad ebenfalls schlecht.

>Er sollte!<, urteilte Nathans Verstand.

Aber er entschuldigte sich … auf seinen Knien …

Vielleicht gab es Hoffnung, doch wie sollte Nathan das wissen? Er würde dafür dorthin zurückkehren müssen. Konnte er das schaffen? Konnte er seinem Vater noch einmal gegenübertreten?

Nathan erinnerte sich an die Seele, die sein Dad unter dem harten Mann war, der er zu sein schien, und stand auf. Er nahm einen kräftigenden Atemzug, dann einen weiteren, und trat aus dem dunklen Alkoven heraus. Er hatte nicht versagt, und er würde nicht aufgeben. Nicht jetzt.

Langsam – sich hinsichtlich seines Entschlusses an die Minuten, die er mit der Seele seines Vaters geteilt hatte, wie an einen Anker klammernd – machte sich Nathan auf den Weg. An der Tür zum Büro seines Vaters drehte große Furcht seinen Magen um, und Nathan schluckte.

Wenn er den Türgriff zu drehen versuchte und dieser sich nicht bewegte … Wenn die Tür verschlossen war …

Nathan schloss seine Augen. Er griff nach dem Türknauf und drehte ihn. Er hielt seinen Atem an und drückte.

Die schwere Luft verließ Nathans Lungen, als die Tür aufglitt. Er öffnete seine Augen und sah seinen Dad auf einem der Stühle, die er seinen Schülern vorbehielt, den Kopf in seinen Händen. Nathans Hoffnung wurde neu entfacht. Er trat ein und schloss die Tür mit einem Klick hinter sich.

Die scharfen Augen seines Vaters trafen Nathan augenblicklich, in deren Tiefen Überraschung geschrieben stand.

Das Schweigen wurde weniger zwingend, während die Sekunden heruntertickten und ihre Augen kommunizierten. Nathan wurde immer sicherer in seiner Entscheidung, hierher zurückgekommen zu sein, und machte den nächsten Schritt, einen wirklichen Schritt, näher an seinen Vater heran.

Die Lippen des Mannes teilten sich, und Nathan wartete. Was würde er sagen? Wie würde sein Tonfall sein? Würde er wieder brüllen? Würde er Nathan weinend zurück in den Gryffindor-Turm senden? Nur daran zu denken, ließ eine Träne sich in seinem Auge bilden, und er blinzelte sie weg, seine Wange hinunter.

Sein Vater begrub sein Gesicht erneut in seinen Händen. »Wie kannst du hierher zurückkommen, nach allem, was ich dir angetan habe?«

Nathan schluckte eine neue Welle von Tränen hinunter, die zu erscheinen versuchten. »Sie sagten, dass es Ihnen leid tut.«

Der Mann nickte mehr als einmal in seine Hände.

»Hassen Sie mich?« Das war alles, was Nathan wissen wollte – wissen musste.

Die Frage ließ seinen Vater seinen Kopf aus seinen Händen emporheben und ihm ins Gesicht blicken. Der Mann öffnete wiederum seinen Mund, und abermals gab er keinen Ton von sich. Das Bewegen seines Kopfes schien alles zu sein, zu dem er im Stande war, und jetzt schüttelte er diesen von einer Seite zur anderen.

Nathan machte einen weiteren Schritt auf den Stuhl zu, der die Last seines Vaters trug, durch die negative Antwort auf seine Frage beruhigt, selbst wenn diese nicht vokal und derart endgültig gewesen war, wie Nathan bevorzugt hätte. Doch da war noch etwas anderes, was Nathan wissen musste …

»Wollen Sie … Wollen Sie … mein Dad sein?« Seine Stimme schwankte ein wenig, als er das vorletzte Wort aussprach.

Der Schmerz, den Nathan auf dem Gesicht des Mannes sah, ähnelte physischer Qual, und es ließ augenblicklich Nathans Magen gefrieren und trieb Tränen in seine Augen. Das war es. Die verzerrten Lippen und gerunzelte Braue sagten alles.

»Warum nicht?«, fragte er dann, mit hoher Stimme und tränennass.

»Ich … ich weiß nicht, wie«, sagte der Mann schließlich, seine Stimme heiser und qualvoll.

»Doch, Sie wissen es«, widersprach Nathan. »Sie … du bist mein Dad.«

»Nathan …« Es war nicht mehr als ein Wispern.

Und Nathan wusste, was er zu tun hatte – tun wollte – und mit wenigen Schritten lag er in den Armen seines Vaters, ihn fest umarmend. »Du bist mein Dad.«

»Ich verdiene dich nicht«, sagte sein Vater, zog ihn jedoch auf seinen Schoß, um die Umarmung zu erwidern.

Nathan schniefte, sich an der Umarmung festhaltend und nicht an den Worten. Er begann zu lernen, dass sein Vater nicht immer die Dinge meinte, die er sagte.

»Ich bringe dich immer zum Weinen«, wisperte der Mann bedauernd, während er mit seinem Daumen über Nathans Wange wischte.

»Dann bring' mich erneut zum Lachen«, bat Nathan ihn und hoffte, dass dieser Moment der Wahrheit sie dorthin zurückbringen würde, dies leichter machen würde.

»Du sprichst über Träume, die sich nicht erfüllen können.« Niedergeschlagenheit war es, was man aus der Stimme seines Vaters heraushören konnte, und Nathan holte Atem, um Einwände dagegen zu erheben, doch der Mann ahnte sein Vorgehen voraus. »Bitte, Nathan, tu' dir das nicht selbst an.«

»Willst du, dass ich aufgebe?« Er drückte sich ein Stück von der Brust des Mannes weg, weil er seinen Ohren nicht traute, war jedoch unfähig, die Augen seines Vaters zu ignorieren. »Du tust genau das!« beschuldigte er ihn empört und versuchte, von ihm loszukommen, wurde jedoch von starken Armen auf der Stelle gefangen gehalten.

»Beruhige dich«, hörte Nathan, und es rief die sofortige entgegengesetzte Reaktion bei ihm hervor.

»Nein!« Er strampelte. »Du tust es wieder!« Das sanfte »Schscht« seines Vaters schürte seine Gefühle von Verzweiflung und Verwirrtheit. Nathan schloss seine Faust um den Stoff der Lehrer-Roben des Mannes, die dieser im Unterricht trug. »Nein«, keuchte er und sein Vater beruhigte ihn erneut mit einem weiteren »Schscht«, ihn weiterhin in sicheren Armen haltend. Er knurrte, verärgert mit dem Mann dafür, dass dieser ihn einerseits auf diese Weise behandelte, doch andererseits das Gegenteil davon forderte.

»Du gibst auf!« Nathan schlug ihn mit einer Faust auf seinen Brustkorb und knurrte abermals. »Du kannst nicht aufgeben!«, brüllte er, den Mann wiederum schlagend.

»Schscht, Nathan.«

»I-Ich werde dich das n-nicht tun l-lassen!«, schluchzte er, seine Tränen am Hals des Mannes vergrabend.

»Schscht.« Der Mann wiegte ihn leicht.

Minuten vergingen, und Nathan war erschöpft, sein Tränen dabei zu trocknen. Er verharrte auf dem Schoß seines Vaters, während eine große Hand auf seinem Kopf ruhte und diesen gegen die Wärme dessen Brustkorbs drückte. Momente vergingen, in denen Schweigen die Oberhand hatte, beruhigend und gedankenvoll.

»Dad?«, rief seine heisere Stimme.

»Du bist sehr mutig, mein Sohn«, antwortete sein Dad, sein Tonfall weich.

Nathan drückte sich ein Stück von der Brust des Mannes weg, während er versuchte, dessen Gesicht zu sehen. »Du gibst nicht auf, oder?«, fragte Nathan, als er nicht das finden konnte, wonach er in den Augen des Mannes suchte.

Sein Vater atmete tief ein und entließ diesen Atemzug mit einem leisen »Nein«.

Nathan nickte zustimmend, wissend, dass die schwierigen Zugeständnisse generell diejenigen waren, die sein Vater durch Emotionen ausdrückte.

Eine Hand, warm und ungeschickt, reichte in sein Gesicht und wischte über seine feuchten Wangen. »Deine Nase läuft.«

Nathan richtete sich auf dem Schoß seines Vaters gerade auf, beschämt und bereit, mit einem Ärmel seiner Roben über seine Nase zu wischen, doch sein Arm wurde niedergehalten.

»Nicht auf deinen Ärmel«, spöttelte der Mann.

Nicht wissend, was man noch dagegen tun könnte, zog Nathan die Nase hoch und versuchte damit, die Schweinerei loszuwerden.

Sein Vater seufzte. »Ab ins Labor«, verfügte er sanft.

Nathan gehorchte, verließ den Schoß des Mannes, um zu der verborgenen Tür zu gehen, dicht gefolgt von seinem Vater.

»Wasch' dein Gesicht«, erklärte sein Vater ihm, während er in ruhiger Weise auf das Waschbecken wies.

Nathan nahm sich Zeit, seine Augen und die Nase zu reinigen. Ohne die physische Verbindung, die ihn erkennen ließ, was sein Vater wirklich dachte, fürchtete sich Nathan davor, was als nächstes kam. Der Mann schien immer noch ruhig zu sein, als er ihm ein mit einem Heraufbeschwörungszauber aufgerufenes Handtuch anbot. Nathan trocknete sein Gesicht ab und genoss dabei die Weichheit des von seinem Vater zur Verfügung gestellten Stoffs. Vielleicht hatte sein Dad schlussendlich verstanden, dass die einzige Richtung, in die Nathan akzeptieren würde zu gehen, vorwärts war.

Er drehte sich herum und fand seinen Dad vor, der ihn beobachtete. »Ich bringe dich zu deinem Gemeinschaftsraum.«

Nathan schloss seine Augen – der Drang zu schreien wurde übermächtig – doch er leitete seine Frustration in seine Hände ab und strangulierte das Handtuch. Es war immer noch weich. Er atmete tief durch, um sich zu beruhigen. »Das ist nicht das Ende dieser Angelegenheit; ich bin noch nicht fertig damit. Ich erforsche Träume, und wie ich dich dazu bringen kann, dich an sie zu erinnern«, erklärte er dem Mann in ruhigem Tonfall. »Wenn du nicht willst, dass ich mit meinen Fragen zu irgendeinem anderen Professor gehe, wirst du mir helfen müssen.«

»Nathan— «

»Weil ich nicht aufgeben werde, bis du mir glaubst!« Er erhob seine Stimme, so dass er die Stimme seines Vaters übertönte, immer noch in ruhigem Tonfall und ohne zu schreien.

Sein Vater schaute ihn angespannt an, und Nathan hielt seinem Blick mit Entschlossenheit stand.

»Ich gebe nicht auf«, beteuerte Nathan.

»Dann befinden wir uns beide in einem Dilemma, weil Träume nur das sind: Hirngespinste eines phantasievollen Geistes. Dummköpfe würden glauben, dass sie mehr als das sein können, Nathan, und ich bin kein Dummkopf, und genauso wenig solltest du es sein.«

Nathan musste die Worte seines Vaters studieren, allerdings, mehr als das musste er herausfinden, was sie wirklich bedeuteten. Wenn es einen Fehler gäbe, den Nathan nicht mehr begehen würde, so bestand dies darin zu glauben, dass die Worte seines Vaters lediglich ihre wörtliche Bedeutung besaßen. Er studierte den Mann weiterhin, bis er beschloss, ihn herauszufordern.

»Ich weiß, dass du mir nicht glaubst, aber ich weiß auch, dass das, was ich für mich selbst durchlebt habe, der Wahrheit entspricht, Dad. Es war kein Traum. Ich kann dich nicht dazu bringen, dich an unsere gemeinsame Zeit auf die Art und Weise zu erinnern, auf die ich mich erinnere – bislang - aber ich würde mein Leben darauf verwetten, das unsere Seelen sich jede Nacht begegnen, wenn wir schlafen und sie frei sind.«

Sein Vater schüttelte verärgert seinen Kopf. »Das war nicht ich, Nathan.«

»Doch, du warst es!«, entgegnete er, ebenfalls verärgert.

»Wann hast du mich jemals auch nur einmal irgendetwas entfernt Ähnliches von dem tun sehen, was du erzählt hast, dass dieser mystische Traum-Dad getan hat, den du erschaffen hast?«

Nathan öffnete seinen Mund und seine Arme, zur Verzweiflung gebracht. »Wo bist du in der letzten Stunde gewesen, Dad? Kannst du es nicht sehen? Der Mann, der mich in den Armen hält, wenn ich weine, der auf mich aufpasst, der sich um mich sorgt, ist nur ein einziger Mann, und das bist du, Dad! Du!« Er wies vehement darauf hin.

Alles, was der Mann tat, war, für ein paar Momente des Schweigens auf ihn zu starren.

Nathan warf seine Arme in der Luft, ließ sie dann mit lauten Klatschen gegen seine Schenkel fallen. »Dad«, sagte er abermals, ohne sich von der neuen Anrede abbringen zu lassen – einem Anker für Motivation – und während er weiterhin seinen sachlichen Ton beibehielt: »Du warst heute Abend näher an deiner Seele als jemals zuvor.« Bevor die Tränen, die den unteren Teil seiner Augenlider brennen ließen, sich wirklich bilden konnten, hielt Nathan inne, und, als er sich sicher war, dass er sich wieder unter Kontrolle hatte, justierte er seinen Tonfall und machte besonnen den Vorschlag: »Überzeuge dich selbst, dass das, was ich sage, die Wahrheit ist; verwende den Zauberspruch, um mich heute Nacht zu besuchen, und du wirst sehen, dass ich nicht lüge, dass alles echt ist, und wir werden das niemals wieder diskutieren müssen.«

Sein Vater verengte seine Augen bei seinem Vorschlag. Nathan würde ihn nicht noch einmal seine Hoffnungen zerschmettern lassen.

»Du hast gesagt, dass du nicht aufgeben wirst. Nun, dann beweise es.« Eine Träne rollte sein Gesicht hinunter, ohne sein Zutun, um damit die nach außen getragene Gelassenheit und Kontrolle zu zerstören, die er versuchte zu vermitteln.

Sein Vater massierte seinen Nasenrücken und wandte sich von ihm ab.

»Benutze den Zauberspruch. Du hast kein Problem mit dem Zauber und dem Umkehrzauber. Es wird für dich einfach sein, Dad. Bitte«, bettelte Nathan.

»Ich begleite dich zu deinem Gemeinschaftsraum«, antwortete sein Vater, immer noch in die andere Richtung blickend.

»Dad …«, drängte er. Wenn sein Vater nicht zustimmen würde, unabhängig davon, was er vorher gesagt hatte, würde Nathan den Mut verlieren.

Der Mann strich sein langes Haar zurück, bevor er sich umdrehte und auf die Tür zuging.

»Komm, Nathan. Es ist spät.«

Nathan folgte dem Mann in düsterem Schweigen durch all die Korridore des Schlosses bis zum Gryffindor-Turm. Es gab nichts, was Nathan hätte sagen können, was nicht bereits gesagt worden war, und zu versuchen, sein kleines Arsenal an verbliebenen Möglichkeiten, die ihm immer noch zur Verfügung standen, noch zu erweitern, ließ seinen Kopf schrecklich schmerzen. Erschöpft murmelte Nathan gegenüber der Fetten Dame das Passwort und drehte sich herum, um einen letzten Blick auf seinen schwierigen Vater zu werfen. Unfähig, dem Drängen seines Herzens zu widerstehen, sagte Nathan: »Du sagtest, dass du nicht aufgeben würdest. Bitte, Dad, benutze heute Abend den Zauberspruch.« Keine Antwort erwartend und der Hoffnung den Vorzug gebend, betrat er den Gemeinschaftsraum und ging geradewegs in sein Bett.

Es brauchte einige Zeit und mehrere Seiten eines äußerst langweiligen Buches, doch Nathan schlief ein. Seine letzten Gedanken galten seinem Vater und dem Treffen, von dem er hoffte, dass es sehr bald in seinen Träumen stattfinden würde.

*-*-*-*


Severus starrte auf die Fette Dame mit müden Augen – ein Spiegel seines Herzens. Es war erschüttert und herumgeschubst worden , ihm war das Blut abgedrückt und daran herumgezerrt worden und all das durch die Hände seines zwölfjährigen Sohnes, der gerade eben das kleine Etwas einfach im Stich gelassen und direkt zu ihm zurückgeworfen hatte, von Severus erwartend, dass er wusste, was mit solch einer verletzten Last zu tun sei. Severus blinzelte und sah, dass die Fette Dame mit mehr als maßvoller Neugierde sein Starren direkt erwiderte.

Er machte sich auf den Weg zurück zu den Kerkern, wobei er die Portraits, Schüler und Filch ignorierte, jedoch unfähig war, auf die weniger Irdischen, denen er unterwegs begegnete, auf die gleiche Art zu reagieren. Der Blutige Baron nickte ihm höflich zu, und Severus erwiderte die Geste, dachte allerdings ausschließlich über Nathans Herausforderung nach.

Der Junge war unerträglich.

>Mein Junge.<

Severus seufzte und betrat seine Wohnung.

Er hätte alles, was in seiner Macht lag, getan, um seinen Sohn glücklich zu machen, und obwohl Severus ein sehr mächtiger Zauberer war, war er dennoch unfähig, das Unmöglichen zu tun, egal, wie sehr sein Sohn vom Gegenteil überzeugt war. Träume waren nur Träume; Severus konnte Träume nicht in die Wirklichkeit verwandeln.

>Aber du kannst tun, um was er gebeten hat und den Zauberspruch ausführen.<

»Welche Verschwendung von Zeit und Energie«, murmelte Severus zu sich selbst.

>Nathan ist niemals eine Verschwendung von irgendetwas<, widersprach sein Verstand.

Severus seufzte neuerlich. Irgendetwas schnitt immer noch in sein Herz, und auch wenn er wusste, dass da kein Herz war, das schmerzen konnte, fühlte er sich dennoch bedroht.

Hoffnung war Angst einjagend, und Severus versuchte, sich davon fernzuhalten. Er zog seinen Zauberstab und öffnete mit einem nonverbalen Zauberspruch seine Knopfleiste. Nein, das mulmige Gefühl war noch immer da.

Severus machte sich fürs Bett fertig, da er relativ gut wusste, dass jede andere Aktivität durch Gedanken an Nathan überschattet würde. Selbst Schlaf würde sich heute Abend zu einer Aufgabe auswachsen, doch er war entschlossen, es zumindest zu versuchen.

Er ging zu Bett, wobei er seinen Zauberstab mitnahm, anstatt ihn auf dem Nachttisch zurückzulassen. Severus lag dort, phasenweise den Baldachin seines Bettes anstarrend, zuweilen seine Augen schließend, um ihn nicht zu sehen. Er verwandte all seine Übungen darauf, um seinen Geist zu leeren, doch sein Geist war gegen ihn. Er spielte mit seinem Zauberstab und wartete. Der Schlaf kam nicht, also, worauf wartete er noch?

Mut – und dieser kam langsam, aber er kam.

>Verdammte Hoffnung!<

Es war nach Mitternacht, als Severus seinen Zauberstab-Arm hob und den Anima Libertas intonierte und seine Seele befreite.

Es war einige Minuten später, als er sich dafür entschied, seinen Körper und seine Wohnung hinter sich zu lassen. Es brauchte etliche Minuten mehr, um seine Seele in den siebenten Stock zu bringen, wo die Gryffindors schliefen, doch er erreichte den Eingang zu ihrem Turm und wartete. Worauf wartete er?

Mut.

Wiederum.

Es war einfacher, seine Hoffnung zu fühlen, jetzt, wo sein Körper nicht hier war, und Severus runzelte die Stirn. Er war nicht in der Lage gewesen zu schlafen; er hatte die Worte seines Sohnes – und die Möglichkeiten, die sie beinhalteten – nicht aus seinem aufgewühlten Geist entfernt. Es war an der Zeit, sich selbst davon zu überzeugen – der Welt zu begegnen, nach der sein Sohn lechzte, sie wieder zu erfahren, jeden Schritt fürchtend und erflehend, den er in Richtung dieses unbekannten Teiles von Traum oder Realität machte. Außerhalb des Schutzes seines Körpers, dank des Anima Libertas', schloss Severus seine Augen und ging durch die schlafende Fette Dame hindurch in den Gryffindor-Turm auf der Suche nach etwas, von dem er nicht wirklich glaubte, dass es existierte.

Er stand da, starrte auf die leuchtenden Bewohner des betriebsamen Gemeinschaftsraumes mit aufrichtiger Überraschung und Furcht. Schüler gingen an ihm vorbei, als ob er nicht da wäre, unterhielten sich und spielten miteinander, als ob nichts Merkwürdiges vor sich ginge, als ob die Körper nicht ätherisch wären.

»Dad, du bist gekommen!«, hörte Severus, und er wurde von einer stürmischen Umarmung verschlungen, erzitterte durch den hüllenlosen Kontakt seiner Seele mit solch machtvollen Wogen aus … Liebe. Das Lächeln der auf ihn gerichteten Glückseligkeit machte es schwierig, die Kontrolle wiederzugewinnen, und bevor er darüber nachdenken konnte, was er sagen sollte, wurde er von einer Hand mitgezogen. »Ich versuche, sie nonverbale Magie zu lehren, aber sie bekommen es nicht auf die Reihe«, erklärte Nathan, als sie sich einer Gruppe von Jungen in einer der Ecken des Raumes näherten. »Mein Dad wird es erklären«, erzählte sein Sohn seinen Freunden, die erwartungsvolle – nicht ängstliche, auch nicht besorgte – Augen ihm zuwandten.

»Guten Abend, Professor Snape«, grüßte Wood höflich, wobei er sogar ein kurzes Lächeln skizzierte – ein echtes.

»Guten Abend, Mister Wood«, antwortete Severus in reservierter Höflichkeit, nicht genau wissend, was von ihm erwartet wurde, wie er agieren sollte.

»Professor Snape, können Sie Nathan erklären, dass wir nicht etwas lernen werden, nur, weil er es gelernt hat«, warf Brown ein, einen funkelnden Blick auf Nathan richtend.

Nathan rollte seine Augen, behielt jedoch ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen. »Ihr seid bloß faul.«

Brown zuckte mit den Achseln. Wood lächelte und schüttelte seinen Kopf.

»Nonverbale Zaubersprüche werden besser im sechsten Schuljahr gelernt«, erzählte Severus ihnen, sich selbst vor der Unbehaglichkeit des Augenblicks hinter seiner Fassade des Professors schützend.

»Das habe ich dir doch gleich gesagt«, freute sich Brown diebisch.

»Können wir jetzt Zauber-Schnipp-Schnapp spielen?«, fragte Wood.

Nathan war an der Reihe, mit den Achseln zu zucken, und schloss dann seine Hand erneut um Severus' Hand.

»Ich werde die Karten holen!«, sagte Brown aufgeregt und machte sich auf den Weg, während Severus seinem Fortgang aus dem Zimmer die ganze Zeit hindurch folgte.

»Spielst du mit?«, hörte er Nathan fragen und fragte sich, wen er einlud, da Mister Wood derjenige war, der das Spiel überhaupt erst vorgeschlagen hatte. Severus senkte seinen Blick, um seinen Sohn zu beobachten, und begegnete erwartungsvollen, leuchtenden Augen, die auf ihn gerichtet waren. Severus' Augenbrauen hoben sich überrascht. »Ich weiß, dass du Schach bevorzugst, aber wir lachen immer mehr, wenn wir Zauber-Schnipp-Schnapp spielen, oder?« Nathan strahlte.

»Nein!«, antwortete er, in Panik versetzt. »Natürlich nicht!«

»Oh«, stieß Nathan enttäuscht aus.

»Dann werde ich Jose einladen«, erklärte Wood Nathan und ging auf die Suche nach ihrer Freundin.

»Ich dachte, dass du bleiben würdest.«

»Ich …«

Severus war um Worte verlegen. Konnte es sein, dass er es sich Spiele mit seinem Sohn gönnte? Er wusste, dass er dem nicht frönte, warum also fragte er sich das? Und ohnedies … genehmigte er es sich doch? Severus konnte das – selbst mit all den Beweisen zur Bestätigung – nicht glauben. Er würde es sich erträumen, mit seinem Sohn zu spielen, wie er gezwungen war zuzugeben, doch Träume … Bedeutete dies, dass Träumen nicht mehr sicher war?

Er gehörte nicht hierher. Severus fühlte sich wie ein Eindringling in seine eigenen Träume und kannte dieses Gefühl, das seinen Brustkorb zusammenpresste, sehr gut. Er musste gehen.

»Ich muss noch woandershin gehen.«

»Okay.« Nathan akzeptierte es einfach, umarmte ihn und ließ damit die Beschwerden in seiner Brust anwachsen. »Wir können morgen allemal Schach spielen, oder?« Severus hatte keine Antwort darauf, die er geben konnte, deshalb klopfte er seinem Sohn auf die Schulter, wobei er annahm, dass er nicht an Luftmangel sterben konnte, wenn er sich außerhalb seines Körpers befand, so fest hatte sich sein Brustkorb zusammengezogen. »Bist du okay?«, fragte sein Sohn betroffen.

»Alles in Ordnung«, schaffte er zu sagen.

»Nathan! Kommst du oder nicht?«

Severus hatte vergessen, dass er sich in der Mitte eines Raumes voller Schüler befand, und dies realisierend, befreite er sich aus der Umarmung seines Sohnes und trat zurück.

»Schach.« Der Junge lächelte. »Morgen.« Er drehte sich um und rannte glücklich zu seinen Freunden.

Severus eilte in die entgegengesetzte Richtung, wobei er noch nicht einmal bemerkte, dass er eine Wand durchquert hatte, bis er seinen Sohn mehr nicht sehen konnte. Seine Brust hob und senkte sich schwer atmend, seine Hände zitterten.

Es war real.

Seelen, das Innerste eines jeden Menschen, waren nachts befreit, wo sie miteinander interagierten, als wären sie wach, und jedes Gefühl weitaus intensiver empfanden, das sonst durch ihre dickwandigen Körper abgeschattet wurde.

»Merlin«, keuchte er, als er jetzt über all die Nächte nachdachte, in denen er von Hermione Granger geträumt hatte.
________________________________________

A/N: Das Paradigma verschiebt sich! Armer Severus …
ferporcel

Im nächsten Kapitel … Severus gelingt es nicht, Hermione aus seinen Gedanken zu verbannen.


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Als ich das erste Harry-Potter-Buch las, habe ich mir meinen Bademantel angezogen und so getan, als ob ich Harry wäre. Ich rannte im ganzen Haus herum uuund... kann nicht fassen, dass ich das gerade erzählt habe.
Matthew Lewis