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Fanfiction

Nicht nur ein Granger - Kapitel 29: Kein Zurück

von Alea_Thoron

Not Only A Granger
No Return

by ferporcel


DISCLAIMER: Nicht meines! Es ist alles von J. K. Rowling.

WARNING: Diese Geschichte spielt in der Zukunft und beinhaltet HBP Spoiler! Seid gewarnt!

ORIGINAL BETA: GinnyW und Annie Talbot – vielen Dank!

GERMAN TRANSLATION: Alea_Thoron

SUMMARY: Die Resonanz auf das D...Wort, und Nathans Adaptation außerhalb des Traumlandes.
________________________________________

Nicht nur ein Granger

Kapitel 29: Kein Zurück


»Dad!«

Das winzige Wort erreichte Severus' Ohren, reiste durch sein Gehirn, fand jedoch erst nach Hause, als es sein Herz traf, das für einen Herzschlag aussetzte. Die Steifheit seiner Haltung stand im Widerspruch zu der Position seiner Hände auf dem Kopf und dem Rücken seines Sohnes – eine Bewegung, nicht nur durch den Reflex auf die um ihn geschlungenen Arme des Jungen bewirkt.

Severus erinnerte sich, dass es von großer Wichtigkeit war zu atmen.

»Er ist mir gelungen, Dad.«

Severus musste dieses Mal seine Augen zumindest für einen kurzen Moment schließen. Er hörte das Aufkeuchen von Hermione neben ihm, spürte das fremdartige Beklemmungsgefühl in seinem Brustkorb. >Atme, alter Mann.<

Die um ihn geschlungenen Arme lösend, nahm Severus seinen Sohn an den Schultern. Das strahlende Lächeln, das noch strahlender war als jene zufriedenen Augen, galt ihm und keinem anderen. Es ließ Severus beinahe vergessen, wo sie waren, wer hier bei ihnen war und was er machen sollte. »Ruhen Sie sich jetzt aus«, wies er an, während er seinen Jungen zurück zum Kissen führte.

»Aber ich bin gerade erst aufgewacht!«, protestierte Nathan.

»Sie haben nicht geschlafen«, beharrte Severus, während sich in seinem Inneren ein zwingender Druck zur Flucht aufbaute. Er wurde fast unerträglich, als sie – Hermione – sich über Nathan lehnte, um sein Haar aus seiner Stirn zu streichen, und eine Hand zwischen Severus' Schulterblätter legte und ihn damit dort in der Falle hielt.

»Ich bin doch gerade erst aufgewacht, Mum.« Der Protest war nunmehr eher ein Gejammer.

Noch immer unfähig, dem zu entfliehen, war Severus gezwungen, durch das brennende Gewicht ihrer Hand die Zittrigkeit des tiefen Atemzuges zu spüren, den sie einsog.

»Hör' auf deinen Vater, Honey. Schlafe; ruh' dich jetzt aus.«

Er konnte einfach nicht länger hier stehenbleiben, nicht einmal einen kurzen Moment. Severus wich rückwärts vom Bett zurück, zwang damit ihre Hand, ihn auf einer glühend heißen Geschossbahn wie die eines Blitzstrahls zu verlassen, hoffend, dass die Entfernung das Gewitter in einen ruhigen Winterhimmel verwandeln würde. >Atme langsam.< Seine Züge gewannen bereits ihre frostige Haltung zurück.

Granger wisperte Nathan tröstende Worte zu, Poppy kehrte zurück und brachte Zaubertränke mit sich, und die Rückseite seiner Beine erreichte das angrenzende Bett.

>Dad.<

Sich einfach daran erinnern, wie ähnlich das Wort einer Windböe geklungen hatte, die gegen dunkle Wolken bläst, seinen immer noch winterlichen Himmel störend. Er war nicht weit genug entfernt; er war nicht einsam genug. Poppy warf ihm einen flüchtigen Blick zu, während Hermione ihr irgendetwas über Nathan zuwisperte. Er schaute in das Gesicht seines Sohnes und erhielt die Bestätigung, dass er eingeschlafen war, dieses Mal auf natürliche Art.

»Ich werde ein neues Kontingent brauen«, erklärte Severus ihnen scheinbar aus heiterem Himmel, während ihm bewusst wurde, dass er in der Tat ihrer Unterhaltung – Aufpäppeltrank für seinen Sohn – zugehört hatte.

Er verabschiedete sich augenblicklich, ging mit schnellen Schritten und blieb erst stehen, als er die niedrige Türschwelle zu seiner Kerker-Wohnung überquert hatte. Severus fiel schwer auf die Couch, während er seinen Kopf in seinen Händen barg.

Warum vorgeben, dass allein eine physische Distanz ausreichend sein würde, um auszuradieren, was es seinem Herzen antat, seinen Sohn ihn Dad nennen zu hören, das noch immer von diesem Schlag schmerzte? Die Niederlage eingestehend, nahm er die flache Phiole aus seiner Tasche und liebkoste ihre glatte Oberfläche mit einem Daumen. Sein sanfter hellgrünlich-blauer Inhalt wärmte ihn, ließ den Rest seines schwächlichen Winters schmelzen.

»Ja, es ist dir gelungen, Sohn.« Seine Hand um die Phiole schließend, wünschte er: »Süße Träume, mein Junge.«

*-*-*-*


Er goss die rote Flüssigkeit in kleine Phiolen und wandte auch nicht seine Augen von seiner Aufgabe ab, als sich die Tür öffnete, Schritte widerhallten, die näher kamen und dann endeten.

Severus füllte ein weiteres Fläschchen.

»Ich verlasse Hogwarts heute Nacht.«

Er benutzte den Schöpflöffel, um so viel von dem verbliebenen Zaubertrank zu erwischen wie möglich; da war noch ein letztes zu füllendes Fläschchen übrig.

Eine Phiole, die auf dem Arbeitstisch links neben dem Kessel hätte stehen müssen, aber nicht stand. Severus schaute sich suchend auf dem Tisch um. Er war schließlich gezwungen, seine Augen zu heben und sie anzublicken, und da war sie, zwischen zwei ihrer Finger baumelnd. Hermione offerierte ihm das Fläschchen und ein Lächeln.

»Ich wollte mich bei dir bedanken, Severus«, erklärte sie ihm, während sie ihm direkt in die Augen blickte.

Er nahm die Phiole aus ihrer Hand und tat so, als ob er den Aufpäppeltrank eingießen würde. »Hör auf, dich bei mir für alles zu bedanken, was ich tue.«

»Ich muss mich bei dir bedanken, wann auch immer du irgendetwas Wunderbares tust, wie die Rettung der Seele unseres Sohnes. Du sollten inzwischen daran gewöhnt sein«, erklärte sie ihm sachlich, über das Geräusch des Schöpflöffels hinweg, der leicht gegen das Glasfläschchen und dann gegen den leeren Kessel klirrte. Er konnte ihr Lächeln spüren, sogar, bevor er es sah, das Lächeln, das in ihrem Gesicht geschrieben stand. Sie lehnte an der Ecke des Arbeitstisches, schaute ihn selbstzufrieden an, und ihm blieb keine Zeit, um sie daran zu hindern, ein spielerisches »Dad« hinzuzufügen.

Er schnaubte, und dies war ein eigentümliches Geräusch, selbst für ihn. Was bezweckte sie damit? Hermione neigte ihren Kopf, ihn studierend, wie es schien. Severus nahm den schmutzigen Kessel, um ihn zu spülen, und hoffte, dass ihre Person zu ignorieren wie eine Verabschiedung wirken würde. Sie hatten nichts zu besprechen.

»Ich weiß nicht, was zwischen euch beiden geschah, während ihr ohne Bewusstsein wart, aber ich habe das unbestimmte Gefühl, dass dieses einfache Danke nicht genug für alles ist, was du geleistet hast.«

Er runzelte die Stirn, während sich der Kessel mit Wasser füllte, und wartete ab, um zu erfahren, was sie als nächstes sagen würde.

»Meinen Glückwunsch, Severus.«

Er seufzte ernsthaft, sich anklagend zu ihr umdrehend, um …

»Fang' gar nicht erst damit an«, ahnte sie seine Reaktion voraus. »Das haben wir inzwischen längst hinter uns gelassen, wie du zugeben musst. Nur …« Sie lächelte zärtlich und näherte sich ihm. »â€¦ genieße es einfach.«

Severus erstarrte nur für einen kurzen Moment aufgrund mangelnden Reaktionsvermögens. »Oh, ich werde die Strafarbeiten genießen, die er mit mir verbringen wird.« Er suchte Zuflucht in Sarkasmus, um seine Fassung wiederzuerlangen.

Hermione verdrehte ihre Augen, schien jedoch nicht verärgert zu sein. »Ich bin davon überzeugt, dass seine Ohren noch immer von der Standpauke glühen, die ich ihm verabreicht habe, als er endlich aufgewacht ist. Ich kann immer noch nicht fassen, dass er sich selbst derartig verflucht hat. Was hat er sich dabei gedacht?«

»Ganz offensichtlich hat er überhaupt nicht gedacht.«

»Ich glaube, dass sich die Lage dennoch geändert hat. Was auch immer ihn dazu gebracht hat, das zu tun, es ist jetzt aus der Welt geschafft. Er schien zufrieden damit, zurück zu sein; er lachte über das ganze Gesicht und wollte die ganze Welt umarmen, und du bist schlussendlich 'Dad'.«

Die Erinnerung daran ignorierend, äußerste Severus seinen Gedanken laut: »Er hat ein Problem mit meinem Patensohn.« Vielleicht würde Hermione dazu in der Lage sein, ein wenig Vernunft in Nathans Dickschädel zu zwingen.

»Du bist jemandes Patenonkel?«, fragte Hermione.

»Oh, dieser überraschte Tonfall«, spottete er.

»Ich … Es ist überraschend, ja. Nathan hat nie eine Bemerkung darüber gemacht.«

Also, darüber war er nicht überrascht. Severus kostete die Spannung aus, die sein Schweigen mit sich brachte; er wusste, dass sie fragen wollte, er konnte ihre kaum zu zügelnde Neugierde spüren. Ihr Mund öffnete und schloss sich mehrere Male. »Wenn du dich auf den Weg machen willst, dann auf Wiedersehen«, sagte er schließlich, die Art und Weise genießend, wie sie letztendlich ihren Mund mit ihrem Verstand in Übereinstimmung brachte und dieser sich für Öffnen entschied.

Sie erholte sich viel zu früh und runzelte entrüstet die Stirn. »Wer ist dein Patensohn?«

»Devon Malfoy«, antwortete er nonchalant, ordnete die Phiolen in einem Kasten für den Transport, während er das Geräusch ihres Aufkeuchens genoss.

»Malfoy?!«

»Das ist kein elf Jahre altes Geheimnis«, stichelte er. Es war nicht derartig befriedigend, als wenn sie dem wirklich Aufmerksamkeit geschenkt hätte, und ihre weit aufgerissenen, blicklosen Augen sagten ihm, dass dies eindeutig nicht der Fall war.

»Das erklärt eine Menge. All die Kämpfe, all das Nachsitzen, die Worte voller Hass …« Sie schaute ihn schließlich wieder an. »Du hättest es mir erzählt haben sollen.«

Ihre Entrüstung ärgerte ihn. »Lass uns nicht an den Punkt zurückkehren, was hätte erzählt worden sein sollen, Granger. Du kannst diese Diskussion nicht gewinnen.

Zu seiner Enttäuschung seufzte sie nur. Enttäuschung … Er fühlte sich verunsichert, als er seine eigene Reaktion darauf hin analysierte, dass er von ihrer Seite aus einen Mangel an Reaktion als Antwort auf seine Bemerkungen bekam. Worüber war er enttäuscht? Als ob seine Sticheleien ihr gegenüber etwas waren, was er zum Spaß machte.

»Ich werde mit ihm über Malfoy sprechen«, erklärte sie ihm und schwieg dann schlicht und einfach, ging jedoch nicht. Sie seufzte erneut, kapitulierte und fragte trotzdem: »Ist da irgendetwas, was ich wissen sollte, bevor ich mit Nathan darüber spreche?«

»Nachsitzen wird morgen um sieben stattfinden.« >Nun geh', Granger!<, dachte er, sprach es jedoch nicht aus.
Sie verdrehte ihre Augen. Er griff nach dem Kasten mit Zaubertrank-Phiolen und wanderte zum Ausgang hinüber. Wenn sie nicht gehen würde, dann er.

Sie hielt ihn durch eine Hand auf seinen Arm auf.

»Glaubst du, dass das eine gute Idee ist?«, stellte sie seine Entscheidung infrage. Er schaute sie an, sah in ihre besorgten Augen – dort erkannte er ihr Wissen dahingehend, dass Devon dieses Nachsitzen mit Nathan teilen würde. »Severus, was sind deine Pläne?«

»Diese Zaubertränke zu Poppy zu bringen.« Er gab der Hand auf seinen Arm einen scharfen Blick. »Wenn du mich entschuldigen würdest.« Als er Anstalten machte, erneut den Raum zu verlassen, hielt sie ihn am Arm fest.

Er starrte ihr in die Augen. »Mister Malfoy kann sich auf Nachsitzen mindestens für eine Woche gefasst machen für den rüden Streich in der Bibliothek. Alle, die darin involviert waren, werden diszipliniert, einschließlich Wood, Brown und deinem kleinen Granger«, erklärte er.

»Was willst du damit bezwecken, sie auf diese Art und Weise zusammenzubringen, nach dem, was geschah?«, beharrte sie auf einer Erklärung.

»Ich erwarte von ihnen, dass sie als zivilisierte junge Zauberer handeln. Es kann nicht zu viel verlangt sein, damit aufzuhören, sich wie dumme Schwachköpfe zu benehmen – insbesondere mit der Strafe, die sie daran erinnern soll!« Er hoffte, dass seine Vehemenz der Frau zeigen würde, dass die Bestrafung der Bengel nicht zur Verhandlung stand.

Sie zögerte, bevor sie seinen Arm freigab. Er ging augenblicklich und hoffte, dass Hermione das Schloss früher verlassen würde als heute Nacht.

*-*-*-*


»Er wird jeden Tag eine Dosis des Aufpäppeltranks für weitere drei Tage einnehmen müssen, aber das ist nur eine Vorsichtsmaßnahme. Er erholt sich schnell.«

»Danke, Madam Pomfrey«, sagte Hermione. »Sie sind in diesen Tagen wirklich durchweg sehr verständnisvoll gewesen, und ich verspüre das Bedürfnis, mich zu entschuldigen …«

»Ist schon in Ordnung, Liebchen«, versicherte die Medi-Hexe Hermione, ihr leicht den Arm tätschelnd. »Warum bringen Sie ihn nicht in seinen Gemeinschaftsraum?« Sie gestikulierte mit ihrem Kopf dorthin, wo Nathan auf dem Bett saß und in einer unmissverständlichen Demonstration seiner Ungeduld seine Beine baumeln ließ. »Ich bin davon überzeugt, dass er bereit dazu ist.«

Hermione lächelte der Matrone zu. »Danke.« Sie ging dann zu Nathan hinüber, und ihre Gedanken wanderten zu dem zurück, was Severus ihr offenbart hatte.

»Madam Pomfrey sagt, dass du den Krankenflügel verlassen kannst.« Nathan sprang vom Bett. »Nicht so schnell!«, bremste Hermione ihn. »Ich würde mich gern für einen Moment mit dir unterhalten.«

Seine Schultern sackten nach unten, wahrscheinlich, weil er eine weitere Strafpredigt erwartete, vermutete sie. Nun, er lag dabei beinahe richtig.

»Ich habe vorhin mit deinem Vater über deine Probleme mit seinem Patensohn gesprochen«, erzählte sie ihm, ihr neu erworbenes Wissen darüber betonend, wer Devon Malfoy wirklich war, und wartete.

»Was soll mit ihm sein?«, murmelte Nathan als Antwort, wobei er sich offensichtlich hinsichtlich ihrer Wahl des Gesprächsthemas unbehaglich fühlte.

»Ist das der Grund dafür, warum du keine Mühe scheust, euch beide in Schwierigkeiten zu bringen? Weil er der Patensohn deines Vaters ist?«

»Ich lege es nicht darauf an, mich in Schwierigkeiten zu bringen«, war seine Antwort.

»Nathan …«, warnte sie ihn. An kindischem Groll festzuhalten war niemals gesund.

»Er war niederträchtig und verächtlich mir gegenüber, bevor ich überhaupt wusste, dass Professor Snape mein Vater war, okay? Er ist derjenige, der mich immer in Schwierigkeiten bringt.« Er verschränkte bockig seine Arme über seinem Brustkorb.

»Pass' auf deinen Ton auf«, tadelte Hermione ihn in milder Weise, während sie darüber nachdachte, wie man sich dem Thema besser näherte. »Du bist dir darüber im Klaren, dass du, weil er der Patensohn deines Vaters ist, Mittel und Wege wirst finden müssen, damit zurechtzukommen, oder?« Nathan zeigte keinerlei Anzeichen, dass er antworten würde, also fragte sie erneut: »Nicht wahr, Nathan?«

»Er hat mich zuerst gehasst.«

»Und jetzt erwiderst du diesen Hass, ist es das, was du mir erzählen willst?«

Nathan blickte schließlich zu ihr auf. Er biss auf seine Unterlippe, offensichtlich darüber nachdenkend, wie man ungestraft mit einem laut ausgesprochenen 'ja' davonkommen konnte.

Hermione seufzte und lehnte ihre Hüften gegen das Bett, das Nathan gerade frei gemacht hatte. »Das kann so nicht weitergehen, Nathan. Kannst du dir vorstellen, was wäre, wenn du und Lily und Sirius euch alle gegenseitig hassen würdet? Wie am Boden zerstört Harry und Ginny und ich sein würden?«

»Ich kann dem ganzen Scheiß nicht einfach nur zuhören …«

»Wortwahl!«

»â€¦ den Malfoy die ganze Zeit von sich gibt und es dabei belassen. Alle Welt wird glauben, dass das, was er sagt, der Wahrheit entspricht, und dass ich ein Feigling bin. Und selbst wenn das, was er sagt, nicht lauter Lügen wären, die Art und Weise, wie er mit mir spricht – und eigentlich mit jedem anderen auch – ist definitiv verkehrt.«

»Dein Vater wird mit ihm sprechen.« Hermione würde das sicherstellen.

Nathan gluckste kurz auf, und Hermione mochte diesen ungläubigen Ton nicht. »Das wird absolut nichts ändern. Es hat auf jeden Fall bis heute nichts daran geändert. Alles, was Malfoy tun muss, ist, ein Mitleid erregendes Gesicht zu ziehen und zu winseln, und alles wird verziehen.«

Hermione runzelte die Stirn. »Ich bin davon überzeugt, dass es nicht auf diese Art abläuft, Nathan. Dein Vater würde auf nichts davon hereinfallen.«

»Aber Onkel Severus«, winselte Nathan in einer spöttischen Imitation des anderen Jungen. »Es ist ekelerregend, Mum«, setzte er hinzu.

Der Malfoy-Junge schien ebenso sehr der Slytherin-Stereotypie zu entsprechen, wie sie sich daran erinnerte, dass auch damals seine Eltern dieser entsprochen hatten, allerdings war es nach wie vor schwer zu glauben, dass Severus sich auf solche Art und Weise würde täuschen lassen. Obwohl sich Hermione entsinnen konnte, wie nachsichtig Severus sich immer gezeigt hatte, wo Draco betroffen war, damals, als sie selbst noch Schülerin gewesen war. Sie glaubte, dass es irgendetwas mit dem Krieg zu tun hatte, und trotzdem hatte sich Hermione gewünscht, von Severus ebenso respektiert zu werden, wie der Slytherin scheinbar respektiert wurde. >Ah …< Sie verstand schlussendlich. »Du bist eifersüchtig«, machte Hermione ihn auf diese Tatsache aufmerksam.

»Bin ich nicht«, bestritt Nathan mit Feuer in seinen Augen. »Warum sollte ich auf diesen aufgeblasenen … Albino … Idioten eifersüchtig sein?!« Es war definitiv Eifersucht, davon war Hermione jetzt überzeugt. Sie wartete geduldig auf Nathans Eingeständnis. »Es ist schon allein, dass …«, begann er. »Bei Professor Snape endet es zum Schluss immer damit, dass er ihn Devon anstatt Mister Malfoy nennt, und alle Probleme sind beigelegt. Ich, dagegen … ich bin immer nur 'Mister Granger'. Das kann man nicht übertreffen. Malfoy wird niemals bestraft werden.« Seine Stimme erstarb im Rahmen seiner Frustration und Enttäuschung.

Hermione lächelte; die beiden waren einander zuweilen dermaßen ähnlich. »Wie kannst du von ihm erwarten, dass er dich Nathan nennt, wenn du selbst die Formalitäten nicht fallen lässt? Hast du es jemals mit 'Dad' statt 'Professor Snape' versucht?«

»Gryffindor würde niemals wieder den Hauspokal gewinnen, Mum«, sagte Nathan in völligem Ernst.

Hermiones Lächeln wuchs sich zu einem Grinsen aus über die Dummheit ihres Sohnes.

»Kein einziger Hauspunkt wurde die letzten beiden Male abgezogen, als ich dich Severus Dad nennen gehört habe«, machte sie klar.

Ein verträumter Blick querte das Gesicht ihres Sohnes, während er sich zweifellos an die Momente erinnerte, die er nach dem Erwachen aus dem Einfluss des Zauberspruches mit Severus geteilt hatte. Er war so jung und voller Träume … Hermione wurde an jene Zeiten erinnert, die sie damit verbracht hatten, die Zukunft zu diskutieren – eine Unterhaltung, vor der es ihr immer aufgrund der Richtung gegraust hatte, die sie jedes Mal nahm: der unbekannte Vater. Jetzt, wo sie sich vor Nathans Träumen nicht mehr fürchten musste, jetzt, wo Hermione die Freiheit hatte, selbst zu träumen und die Gespenster der Vergangenheit dort zu lassen, wo sie hingehörten … Sie wollte, dass Nathans Träume so hoch flogen, wie er es sich selbst wünschte. Sie lächelte und zog ihn mit einer Umarmung an ihre Seite. Ja, es war an der Zeit, nach vorne zu schauen und um ihrer beider Träume zu kämpfen. »Lass uns gehen, Honey. Wir können uns darüber unterhalten, während wir zum Turm hinaufgehen.«

*-*-*-*


Hermione konnte ihr Lächeln nicht zurückhalten, als Severus erschrak, als er den Raum betrat und sie hier vorfand.

»Guten Morgen«, grüßte sie mit mehr Fröhlichkeit als üblich.

»Was zum Teufel machst du hier?«

Ihr Lächeln veränderte sich zu einem spöttischen Lächeln von der Sorte, das er ihr manchmal zuteilwerden ließ. »Hast du mich vermisst?«, fragte sie, an seiner Verärgerung vielleicht ein wenig zu viel Gefallen findend. Es geschah nicht jeden Tag, dass sie die Gelegenheit hatte, den Zauberer zu überrumpeln.

»Ungemein«, spottete er und betrat schließlich sein Büro. »Ich dachte, dass ich mittlerweile vor dir Ruhe haben würde. Du warst einstmals eine Frau von Wort, Granger.« Er ließ sich hinter dem Schreibtisch nieder, ohne auch nur einen flüchtigen Blick in ihre Richtung übrig zu haben, was nur allzu gut war, da Hermiones Grinsen ihn noch wütender gemacht hätte, wie sie wusste.

Sie hielt das Schweigen aufrecht und wartete.

Er knurrte schließlich und schenkte ihr seine volle Aufmerksamkeit. »Was willst du?«

»Ich glaubte, ich hätte mich das letzte Mal klar ausgedrückt, als du mich das gefragt hast, Severus.«

Er funkelte sie nur an, und Hermiones Fröhlichkeit löste sich langsam in Ernsthaftigkeit auf.

»Ich habe über all das nachgedacht, was in dieser letzten Woche geschehen ist, und … ich brauche dich bei mir, Severus, an meiner Seite.« Diese Eingeständnisse waren immer unbeholfen, oder zumindest fühlten sie sich auf diese Art an. Vielleicht war es für Hermione schlimmer, da sie ihr Verlangen nach ihm ihm gegenüber eingestand, als ob ihre bisherige Zähigkeit eine Fassade gewesen war. Sie wollte das Leben auf die Art durchleben, wie sie es in dieser Woche getan hatte: mit Severus. War das ein Verbrechen?

»Deine Seite? Was ist das, eine Quidditch-Wette, wo ich für eine Seite Partei ergreifen muss?«

Natürlich würde er dies zu einer unausführbaren Aufgabe für sie machen.

»Es ist mir ernst damit, Severus. Die letzten paar Tage habe ich …« Hermione seufzte. »Einsam zu sein, war einfacher, als …« Sie versuchte es. »Früher hatte ich nur die Erinnerungen daran, mit dir zu arbeiten, eine entferntliegende Reminiszenz, ein wenig unverhältnismäßig aufgebläht, aber jetzt … Jetzt, Severus, ziehen wir Nathan zusammen groß.« Sie hoffte, dass die Art und Weise, wie sie ihr Kinn hob, ihn einschüchtern würde, damit er sein Ableugnen für sich behielt, daher überraschte sie sein zustimmendes entschiedenes Nicken.

»Ich habe ihn als meine Verantwortung angenommen, und ich glaube, dass wir uns über das meiste, was Nathan betrifft, einigen können.«

Sie biss auf ihre Lippe. »Aber das ist nicht alles«, erklärte Hermione ihm, da sie unbedingt wollte, dass er verstand, was zwischen den Zeilen geschrieben stand.

»Doch, das ist sehr wohl alles, Granger.«

»Warum, Severus? Ist die Vorstellung von meiner Zuneigung dir gegenüber für dich derartig abstoßend?« Sie wusste direkt im selben Moment, dass sie alles ruiniert hatte. Sein Gesichtsausdruck gab ihr die Antwort, und Hermione stand auf, so dass sie den Raum verlassen konnte, solange ihr noch ein wenig Würde verblieben war. »Antworte nicht«, bat sie ihn, ohne seinem starren Blick zu begegnen.

»Ich verstehe dich nicht«, erklärte er ihr. »Warum beharrst du auf diesem Wahnsinn, Hermione?«

»Nein, du verstehst es nicht«, stimmte Hermione ihm zu, der ständigen Rechtfertigung ihrer selbst ihm gegenüber überdrüssig, beschämt, weil ihr Herz derartig bloßgelegt war. Sie fühlte sich plötzlich erleichtert, dass für diesen Abend kein Familientreffen geplant war. Sie sollte nach Hause gehen, wie sie es gestern Abend versprochen hatte. »Eine angenehme Woche, Professor Snape.« Sie nickte, förmlich, und verließ dann hastig den Raum, bevor das Unbehagen hinter ihren Augen sich in Tränen kondensierte.

*-*-*-*


Severus seufzte, als sich die Tür mit einem leisen Klicken schloss. Warum musste Hermione darauf beharren? Wenn es Severus besser nicht wüsste, würde er seine eigene Anschuldigung bezüglich ihres Wahnsinns wirklich glauben. Natürlich war sie nicht verrückt – was also war es? Eine religiöse Überzeugung? Ein Schuldkomplex? Masochistische Anwandlungen? Was?

Vielleicht waren das alles Anstrengungen um Nathans willen – etwas, das Severus einst den Familien-Blödsinn genannt hatte. Doch er dachte darüber nicht mehr auf diese Weise, und wie er konnte auch, nachdem Nathan ihn Dad genannt hatte? Sie waren eine Familie, sein Sohn und er, aber das schloss nicht Hermione ein. Severus runzelte die Stirn. Nathans Familie beinhaltete Hermione, aber Severus' Familie tat dies nicht. Konnte es so etwas ohne Heuchelei geben?

Er schloss seine Forschungszeitschrift und lehnte sich im Sessel zurück, wobei er auf die geschlossene Tür schaute, während er über die Frau nachdachte, die gerade gegangen war.

Sie würden miteinander interagieren, daran führte kein Weg vorbei, und in aller Aufrichtigkeit, solange sie beim Thema blieb – womit Nathan gemeint war – konnte er dies nicht als Problem klassifizieren. Dann also eine Freundschaft? Severus glaubte, dass dies akzeptabel war; Nathan war das wert. Sie teilten ebenso ein arbeitsmäßiges Interesse; gelegentlich schaffte sie es sogar, ein interessantes Gespräch aufrechtzuhalten.

Er schnaubte. Wen versuchte Severus damit zum Narren zu halten? Sie war die Einzige, die wirklich versucht hatte, irgendeine Art von Beziehung mit ihm zu haben, abgesehen von den Malfoys. Severus vermutete, dass er mit ihrer Anwesenheit leben konnte. Sie war schließlich diejenige, die etwas opferte, nicht er.

Wenn er nur verstände, warum …

Severus schlug die Forschungszeitschrift wieder auf. Es würde genügend Zeit vorhanden sein, um Granger zu analysieren, davon war er überzeugt. Er glaubte nicht, dass sie in absehbarer Zeit verschwinden würde.

*-*-*-*


Hermione apparierte in die Gasse nahe ihrem Appartement. Sie weinte wie ein dummer Teenager, folgte blind dem ihr wohlbekannten Weg zu ihrem Gebäude und stieg die Stufen so schnell hinauf, wie sie konnte. Sie focht einen ärgerlichen Kampf mit ihren Schlüsseln aus und setzte beinahe Magie ein, um die Tür zu öffnen – beinahe. Sie atmete tief durch, genug, um ihre Hände zur Ruhe zu bringen und ihr zu erlauben, das Appartement zu betreten. Was auch immer sie noch an Kontrolle besaß, brach in dem Moment zusammen, als sie wusste, dass sie in der Tat allein war, um sich in Selbstmitleid zu wälzen.

Hermione begann, Severus zu glauben, wenn er sagte, dass sie wahnsinnig sei. Wie konnte jemand wieder und wieder auf diese Art und Weise zurückgewiesen werden, wie sie zurückgewiesen worden war, und damit weiter machen, für mehr davon zurückzukehren? Welche Art von kranker Frau würde das tun? Wie krank!

Krank und schmerzhaft, wie den Boden unter ihren Füßen zu verlieren und ohne Unterbrechung zu fallen. Wann hatte sie Severus solch einen wichtigen Stellenwert in ihrem Leben zugeordnet, das sie jetzt von ihm abhängig war, um richtig atmen zu können?

Ein Klopfen ertönte an der Tür.

Hermione wischte ihre Tränen ab und kämpfe einmal mehr um Kontrolle.

Ein weiteres Klopfen an der Tür.

Weitere beruhigende Atemzüge. >Das ist lächerlich.< Sie kreierte einen Sturm im Wasserglas.

»Hermione?«

Es war Erica, die Nachbarin von Hermione.

»Hermione, bist du okay?«

Hermione stand von der Couch auf und öffnete die Tür für ihre Freundin. Sie musste einen furchterregenden Anblick geboten haben, da Ericas Augen sich in dem Moment weiteten, als sie sie sah. »Was ist geschehen? Ist Nathan in Ordnung?«

Hermione begann bei der Erwähnung von ihrem – ihrer beider Sohn – beinahe erneut zu weinen. Hatte sie solch eine Anstrengung unternommen, weil Severus Nathans Vater war? Wäre er dies nicht – wäre sie so weit gegangen in ihrem … Flehen? Ein Schluchzen entwich ihr, und Ericas Arme schlangen sich um sie, führten Hermione zurück zur Couch. »Nathan geht – geht es gut«, erklärte sie ihr mit erstickter Stimme.

»Oh, Gott sei Dank« seufzte ihre Freundin erleichtert, während sie mit der Hand die ganze Zeit Kreise auf Hermione Rücken zog. Es half. »Dein Freund William kam, um nach dir zu suchen, und er erzählte mir, dass du abgerufen wurdest, weil mit Nathan irgendetwas nicht in Ordnung war, und nach Tagen bist du plötzlich zurück, weinst … Ich dachte ... Ich weiß überhaupt nicht, was ich dachte.«

Hermione war jetzt ruhiger. Sie schniefte unter der liebevollen Fürsorge ihrer Freundin. »Nathan war krank. Ich war bei ihm.«

»Was ist geschehen?«, fragte Erica genauer nach.

Hermione verließ die Couch. »Tee?«, offerierte sie. Sie kannte Erica gut und war sich sicher, dass sie ihr Vertrauen schenken konnte, doch alte Geheimnisse waren zählebig …

»Ich werde den Tee machen. Du gehst, spritzt dir ein wenig Wasser ins Gesicht und ziehst dir etwas Bequemes an.« Erica scheuchte sie aus dem Zimmer, und Hermione konnte in der Küche die Geräusche von Metall auf Metall hören, während sie durch ihr Schlafzimmer in ihr Badezimmer ging.

Sich selbst im Spiegel zu betrachten, ließ sie ihre Augen schließen; nur ein Vollbad würde irgendetwas gegen das hier unternehmen können, sinnierte sie. Hermione spritzte trotzdem Wasser in ihr Gesicht. Das Wasser half ihr, einen klaren Kopf zu bekommen, wenn auch nicht ihre blutunterlaufenen Augen zu beseitigen. Sie ging zurück in ihr Schlafzimmer und zog sich etwas Weiches und Warmes an, auch wenn sie nach wie vor zitterte. Sie sog noch einen letzten tiefen Atemzug ein, bevor sie sich zu Erica gesellte.

Eine Teetasse wurde vor sie hingeschoben, als sie sich auf der Couch niederließ. Hermione trank einen Schluck und verzog das Gesicht zu einer Grimasse.

»Ich weiß, dass du Zucker darin bevorzugst, aber ich denke, dass das starke Gebräu dir im Augenblick besser tun wird«, rechtfertigte sich Erica. »Bist du jetzt ruhiger?«

Hermione nickte und stellte dann ihre Tasse auf dem niedrigen Tisch vor der Couch ab. »Danke.«

Erica setzte sich neben sie in die Polsterung und schaute sie erwartungsvoll an. Hermione wusste, dass ihre Freundin wissen wollte, was ihr derartig Sorgen bereitet hatte, jedoch zu zurückhaltend war, um zu fragen. Hermione seufzte und ließ ihre Augen sich kurzzeitig schließen.

»Ich bin verrückt«, gestand sie.

Nach einigen Augenblicken des Schweigens fragte Erica: »Was meinst du?«

»Ich habe meinen Verstand verloren und damit gleichzeitig jedes Gefühl für Stolz oder Selbstachtung«, führte Hermione näher aus. »Oh, und ich sollte mein Herz erwähnen, diesen verfluchten Quälgeist. Ich mache das dumme Ding für alle Schwierigkeiten verantwortlich, die zu meinem Irrsinn führen.«

»Männer?«, hinterfragte Erica.

Hermione schnaubte. »Ist er ein Mann, frage ich mich? Kann solch eine herzlose Kreatur, die aus Stahl und Eis gemacht ist, menschlich genannt werden?« Sie verzog das Gesicht zu einer Grimasse, bevor sie aufgab und ihren Kopf auf das Kissen hinter ihr fallen ließ. »Severus«, sagte sie, und Niedergeschlagenheit färbte ihre Stimme.

»Das klingt für mich nach einem Namen für einen Mann«, kommentierte ihre Freundin. »Einen Namen, den ich von dir vorher nie gehört habe, aber der Name eines Mannes, da bin ich ziemlich sicher.«

Hermiones Kopf sank zur Seite, und sie öffnete ihre Augen, um Erica anzuschauen, bevor sie sagte: »Er ist Nathans Vater.«

Ericas Augen weiteten sich augenblicklich. »Machte er …? Hat er versucht …? Du hast geweint. Er hat doch nicht…«

»Niemals. Das ist nicht seine Art.« Hermione wandte ihre Augen von ihrer Freundin ab. »Ich bin ein Dummkopf.«

»Ich … Entschuldige, ich weiß nicht, was ich denken soll.«

»Das ist schon in Ordnung«, versicherte Hermione. »Er ist ein richtiger Bastard, bloß nicht auf diese Art.«

»Hermione.«

Als Erica bei ihrem Namen innehielt, seufzte Hermione, setzte sich aufrecht auf die Couch und griff nach ihrem starken Tee. Nachdem sie einen weiteren Schluck getrunken und erneut das Gesicht zu einer Grimasse verzogen hatte, begann sie: »Ich begegnete ihm erst wieder, nachdem Nathan auf die Internatsschule kam; er ist dort Lehrer. Es wurde kompliziert, wie du dir vorstellen kannst, insbesondere, nachdem er von Nathan erfuhr.«

»Er wusste es nicht?!« Hermione schaute bei Ericas anklagendem Ton auf ihre Tasse hinunter. »Entschuldige. Ich meine, ich habe vermutet, dass es irgendetwas derart Kompliziertes wäre, aber … Oh, verdammt noch mal«, fluchte Erica, an ihrem Versuch der Entschuldigung scheiternd.

»Ich weiß. Es ist eine völlige Katastrophe. Nathan leidet, Severus leidet, und alles ist allein meine Schuld.« Hermione sprach dies aus und litt für alle drei zusammen. Es schmerzte sogar noch mehr, da die Tatsache, sich mit jemandem anderen darüber zu unterhalten, ihre Gefühle für Severus sogar noch deplatzierter erscheinen ließ, oder zumindest zur Unzeit kommend.

»Sie kommen jetzt mit einander zurecht«, setzte Hermione fort, während sie versuchte, die gute Seite in all dem zu finden. »Nathan hat Severus 'Dad' genannt.« Sie versuchte ein Lächeln.

»Liebst du ihn?«, fragte Erica, und Hermiones Herz zog sich in ihrer Brust zusammen, während Tränen sich hinter ihren Augen formten.

»Ich bin verrückt«, war ihre gebrochene Antwort.

»Oh, mein Liebes.« Erica nahm ihr die Tasse aus der Hand und zog sie in eine Umarmung. Hermione schluchzte gegen die Schulter ihrer Freundin gelehnt und ließ ihre Frustration die Oberhand gewinnen und durch ihre Tränen heraussickern; dumme, allerdings befreiende Tränen. Doch sie trockneten letztendlich und ließen Hermione leer, jedoch friedvoll zurück.

»Also, er ist also Professor«, sagte Erica, nachdem das Schweigen angenehm genug geworden war, um gebrochen zu werden. »Ich kann nicht sagen, dass ich übermäßig überrascht bin.«

»Er ist Nathan sehr ähnlich: intelligent, störrisch …«

»Und ich dachte, dass Nathan jene Charakterzüge von dir geerbt hätte.«

Hermione konnte das Lächeln nicht zurückhalten, als es sich entwickelte und an ihren Mundwinkeln zog. »Das dunkle Haar, die Augen, die anmutigen Hände …« setzte sie fort. »Nathan ist definitiv Severus' Sohn«, fasste Hermione zusammen. »Nicht, als ob ich dies jemals bezweifelt habe«, ergänzte sie schnell, als sie sich bewusst wurde, auf welche Art diese letzte Feststellung missverstanden werden könnte.

Erica lächelte, Hermiones Beteuerungen akzeptierend. Erica war eine gute Freundin; sie würde niemals über Hermione urteilen, selbst als die Identität von Nathans Vaters völlig unbekannt gewesen war. Diese Tatsache ließ Hermione sich fragen, was Erica über Severus denken würde. Erica und sie waren beide etwa im gleichen Alter; ihre Freundin war immer ein Urquell an Unterstützung hinsichtlich Herzensangelegenheiten gewesen, hatte Hermione bei ihren die Beziehungen betreffenden Verunsicherungen und Ängsten geholfen, die sie in der Vergangenheit gehabt hatte. Konnte sie ihr helfen, ihre Gefühle für Severus in den Griff zu bekommen, diese Unmasse an Verwirrung und Schmerz und Leichtigkeit, die sich ihres Herzens bemächtigt hatte und es nicht verlassen würde?

Hermione bemerkte, dass Erica sie genau beobachtet hatte, zweifellos neugierig über Severus. Hermione entschied, dass die Dinge nicht noch schlimmer werden konnten, als sie bereits waren.

»Seit ich ihn wiedersah, habe ich die Kontrolle über meine Gedanken verloren, meine Träume … Es ist, als ob ich mein ganzes Leben lang auf diesen Moment gewartet hätte, wenn ich Severus begegnen würde und … dafür erwachen würde …« Es war schwerer zu erklären, als Hermione geglaubt hatte.

»Liebe auf den ersten Blick?«, offerierte Erica.

»Ich dachte das, ja, aber heute bin ich nicht mehr so überzeugt davon. Ich verliere den Verstand, Erica. Er sagt, dass ich verrückt bin, und ich beginne zu glauben, dass er Recht hat.«

»Er irrt sich. Liebe ist nun mal nicht sooo vernünftig, Hermione. Du bist nicht verrückt«, rügte ihre Freundin. »Vielleicht hast du ihn bereits zuvor geliebt. Vielleicht hast du nie aufgehört, ihn zu lieben, nicht einmal nach allen diesen Jahren, die ihr getrennt voneinander verbracht habt.«

»Ich …« Wie konnte Hermione erklären, dass bei Nathans Empfängnis keine Liebe im Spiel gewesen war? »Es gibt kein vorher, Erica«, begann sie. »Severus und ich waren nie ein Paar. Nathan … Wir haben eine Nacht miteinander verbracht, und Severus hat nie wieder mit mir gesprochen, nicht, bis vor kurzem.«

»Und du warst ohne Zweifel durch sein Verhalten verletzt«, vermutete Erica.

Nein, sie war nicht verletzt gewesen. Sie war diejenige, die von der magischen Welt davonlaufen war – von ihm. »Ich habe auch nie nach ihm gesucht. Da war nichts zwischen uns.«

»Sicher gab es irgendetwas zwischen euch«, widersprach Erica. »Ich kann mir bei dir nicht vorstellen, dass du eine Nacht mit einem Mann verbringst, den du nicht kennst.«

»Wir arbeiteten zusammen; ich war bei einigen Aufgaben seine Assistentin.« Hermione zögerte und ihr Gesicht brannte, bevor sie hinzufügte: »Er war davor mein Lehrer.«

In Ericas Augen leuchtete ein schelmischer Glanz.

»Es war nicht so, wie du denkst«, sagte Hermione, ihre Augen rollend. »Ich war während der Schulzeit nicht in ihn verknallt, oder irgendetwas dergleichen. Falscher Lehrer« Sie murmelte diesen letzten Teil. »Ich bewundere Severus wegen seiner Brillanz, Intelligenz, Integrität. Er ist als Mann und auf seinem Fachgebiet sehr angesehen. Er ist ein anspruchsvoller Lehrer, und ich bezweifle, dass er der Lieblingslehrer auch nur eines einzigen seiner Schüler ist – obwohl Nathan immer seinen Unterricht am liebsten mochte«, setzte Hermione als nachträglichen Einfall hinzu, und versuchte sich dann daran zu erinnern, warum sie selbst Severus' Brillanz nicht von Anfang an gesehen hatte.

Oh … ja. Er hatte keine Mühen gescheut, gegenüber Harry und dessen Freunden ein Bastard zu sein, sie selbst eingeschlossen.

»Er konnte mich als Schülerin nicht ertragen, und ich habe ihm das verübelt«, gab Hermione zu. »Erst als ich aus der Schule heraus war und mit ihm gearbeitet habe, begann ich wirklich zu verstehen, warum er solch ein Bastard von einem Lehrer war.«

»Und dann hast du dich in ihn verliebt, teiltest sein Bett, und …« Erica hielt mitten im Satz inne, als ob zwei Puzzleteile in ihrem Kopf zusammengefügt worden wären. »Er ist verheiratet, stimmt's?«

»Nein!« Hermiones Energie in ihrer Negierung überraschte sogar sie. »Ich meine, nein, er ist Single. Ich gehe davon aus, dass es damals in seinem Leben nicht viel Zeit für Beziehungen gab, und Severus ist äußerst reserviert, er kommt nicht viel unter Leute.« Sie hatte nicht über ein etwaiges Liebesleben nachgedacht, das Severus gehabt haben könnte. Noch hatte sie viel von seinem Leben fernab von Hogwarts in Erwägung gezogen. Er schien das Schloss niemals zu verlassen, obwohl er dies gelegentlich tun muss. Die Tatsache, dass Severus einen Patensohn hatte, dessen sie sich nicht bewusst gewesen war, bewies, dass er ein soziales Leben außerhalb jener steinernen Mauern führte.

Hermione runzelte die Stirn. War er verheiratet? Geschieden? Sie lachte plötzlich. Er war nichts davon, oder er hätte den Ehefrau-Faktor benutzt, um sie wegzuschicken.

»Was ist so komisch?«, fragte Erica, offensichtlich verwirrt.

»Severus mit einer Ehefrau«, antwortete Hermione immer noch lächelnd, wurde dann jedoch wieder ernst. »Er ist ein Einzelgänger, der sich jedermann, der versucht, in sein Leben hineinzugelangen, vom Leibe hält.« Hermione erinnerte sich an die vielen Auseinandersetzungen, die sie in dieser Beziehung bezüglich Nathans gehabt hatten. »Ich glaube nicht, dass er sich selbst für würdig erachtet, dass man sich um ihn bemüht.«

»Und du bemühst dich um ihn.«

»Aber er interessiert sich nicht für mich. Er hat mir das mehr als einmal sehr klar zu Verstehen gegeben.«

»Bist du dir da sicher? Du bist eine solch liebenswerte Frau, Hermione …«

Das Kompliment ließ sie lächeln. »Ich bin mir vollkommen sicher, Erica. Er sagte das auf diese Art in ebenso vielen Worten.« Hermione schaute auf die leeren Teetassen auf dem niedrigen Tisch, während ihr Herz sich in ihrer Brust zusammenzog. »Ich werde seine Wünsche akzeptieren und meinen eigenen Weg weitergehen.«

*-*-*-*


Nathan war kaum aus dem Krankenflügel heraus, um sich an dem Glücksgefühl zu erfreuen, auf diese Seite der Welt zurückgekehrt zu sein, wieder fähig, mit seinen Freunden zu interagieren, und er wurde bereits im Büro seines Vaters zum Nachsitzen erwartet. Immerhin würde es dieses Mal nicht nur ihn betreffen – Kevin und Andy waren ebenfalls herbeizitiert worden.

»Ich kann nicht verstehen, warum ich ebenfalls beim Nachsitzen dabei sein sollte«, beklagte sich Andy. »Alles, was ich gemacht habe, war, dir zu sagen, dass du dich in Schwierigkeiten bringst. Nun, du hast dich in Schwierigkeiten gebracht, und ich muss dafür bezahlen, Recht gehabt zu haben.«

»Hör auf, wie ein wehleidiger Hufflepuff zu handeln und lauf schneller, Andy. Es wird nicht besser davon, wenn wir auch nur eine Sekunde spät kommen«, erklärte Kevin ihm.

»Es ist ja nicht sooo schlimm«, versicherte Nathan seinem bekümmerten Freund. »Es wird doch nur für ein paar Stunden sein.«

Nathan fühlte sich für das Nachsitzen seiner Freunde verantwortlich, doch es gab nichts, was er jetzt tun konnte. Er wusste nicht, in welcher Stimmung der mürrische Professor sein würde, und dem Mann nicht allein gegenübertreten zu müssen, war alles, woran Nathan im Moment denken konnte. Er hatte seinen Vater seit seinem Erwachen nicht gesehen, und er konnte sich nur allzu gut daran erinnern, wie er sich an dem Mann festgeklammert hatte, außer Stande, sich von seinem sich plötzlich kümmernden Dad fernzuhalten.

Wie würde sein Vater ihn jetzt begrüßen? Würden sie zu 'Mister Granger' und 'Professor Snape' zurückkehren? Nathan hatte wenig Zeit gehabt, um über all das nachzudenken, was während seines vorübergehenden Aufenthalts außerhalb seines Körpers geschehen war, und für ihn hatte sich eine Menge geändert – seine Seele hatte sich verändert.

Sie erreichten die Bürotür, die offen war. Nathans Besorgnis über das erneute Zusammentreffen mit seinem Vater wurde rasch durch augenblickliche Verärgerung ersetzt.

Malfoy war da.

Nathan und seine Freunde gingen herein und schlossen sich dem Slytherin vor dem Schreibtisch von Professor Snape an. Eine leichte Schwenkbewegung der Hand des Mannes, und die Tür schloss sich hinter ihnen. Der Meister der Zaubertränke verließ seinen Platz und begann, um die vier Schüler zu kreisen.

»Sie sind heute Abend hier aufgrund Ihrer frappierenden Inkompetenz, Regeln zu verstehen und zu befolgen; manche von Ihnen, nachdem penibel an genau diese Regeln erinnert.« Dieser letzte Teil wurde wahrlich nah an Malfoys Ohr ausgesprochen. Professor Snape hielt an dieser Stelle inne und begann dann, erneut umherzugehen. »Bedauerlicherweise kann über Ihren Mangel an Scharfsinnigkeit nicht hinweggesehen werden, wenn er lebensbedrohende Proportionen erreicht.« Dieses Mal wurden die letzten Worte unmittelbar an Nathans rechtem Ohr ausgesprochen. Nach einer bedeutungsvollen Pause blieb Professor Snape stehen, den Blick auf die Vier gerichtet. »Es gibt etliche schmutzige Kessel, die Sie im Klassenzimmer erwarten. Da Ihre Intelligenz und Ihr Urteilsvermögen nicht vertrauensbildend sind, kann ich Ihnen den Gebrauch Ihrer Zauberstäbe nicht erlauben. Hirnlose, manuelle Arbeit erscheint weitaus situationsgerechter, stimmen Sie dem nicht zu?« Er hob eine Augenbraue.

Niemandem war danach, diese Frage zu beantworten.

»Die Kessel werden sich nicht von selbst reinigen!«, blaffte Professor Snape, und die Jungen setzten sich plötzlich alle gleichzeitig in Richtung der Tür in Bewegung. »Mister Granger«, rief der Mann, und Nathan blieb zurück, in der Nähe der Ausgangstür stehend. Erst als die anderen gegangen waren, gab ihm sein Vater ein Zeichen. »Nathan, kommen Sie her.«

Der Gebrauch seines Vornamens ließ Nathans Schultern etwas von ihrer Steifheit verlieren. Er ging zurück zum Schreibtisch seines Vaters und wartete.

»Wie fühlen Sie sich?«

Die Frage war angenehm überraschend. »Es geht mir gut«, antwortete Nathan.

Sein Vater betrachtete ihn aufmerksam, vermutlich, um die Aufrichtigkeit seiner kurzen Antwort zu bestätigen, nickte und griff nach einer Phiole mit rotem Zaubertrank auf seinem Schreibtisch.

»Trinken Sie das«, instruierte der Mann ihn, während er ihm die bereits geöffnete Phiole reichte. »Das ist Aufpäppeltrank, und Sie werden ihn einmal täglich für die nächsten drei Tagen nehmen.«

Dampf entwich Nathans Ohren als Folgeerscheinung des Zaubertranks. Sein Vater nickte erneut zustimmend.

»Sie werden jeden Abend nach dem Abendessen in meinem Büro erwartet, um ihn einzunehmen.«

Nathan nickte. »Danke …« Er fügte beinahe ein 'Dad' nach seinem Dank hinzu, unterließ es dann jedoch. Die neue Situation ließ ihn sich immer noch ein wenig wie auf-dem-falschen-Fuß-erwischt fühlen, unsicher darüber, wie er in Gegenwart des Mannes agieren sollte, ungeachtet dessen, was seine Mum gesagt hatte. Zuerst wurde er als dämlicher Schwachkopf tituliert, und dann wurde ihm väterliche Besorgnis spendiert. Mit wem hatte er es gerade zu tun, mit Professor Snape oder seinem Dad? An wen sollte er das Wort richten?

»Kommen Sie«, sagte sein Vater, befreite ihn aus dem Dilemma und schob ihn mit einer sanften Hand in Richtung Tür. »Sie haben immer noch einen Kessel zu reinigen.«

Sie gingen zusammen zum Zaubertrank-Klassenzimmer. Nathan seufzte, sobald er sah, dass er genötigt wäre, den Kessel zu nehmen, der auf demselben Arbeitstisch wie Malfoys stand. Nathan wollte seine Mutter nicht enttäuschen – auch nicht seinen Vater – doch er hasste Malfoy auch jetzt noch für alles, was er getan hatte. Der blonde Junge wandte seine Aufmerksamkeit nicht von seiner Aufgabe ab, während er sich näherte, und auf diese Art war es das Beste für Nathan.

Er begab sich selbst an die Arbeit, während er außerdem versuchte, sich in seinen Gedanken abzuschotten, und obwohl er Malfoy erfolgreich daraus verbannt hatte, konnte dasselbe nicht von den Gedanken über seinen Dad gesagt werden. Nathan wollte an die vorderste Front des Klassenzimmers schauen, wo er seinen Vater finden würde. Die Sanftheit, mit der er vorhin behandelt worden war, ließ ihn seinen echten Dad – die befreite Seele seines Vaters – vermissen. Er wollte sich erneut mit jenem Severus Snape unterhalten; er wollte, dass die Dinge auf die Art und Weise sein sollten, wie sie auf dem Astronomie-Turm gewesen waren – jederzeit. Nathan schrubbte den Kessel und ging die vielen Fragen durch, die er damals nicht gestellt hatte, und die ihm jetzt auf der Zunge brannten.

Geduld: Das war es, um was die Seele des Mannes gebeten hatte. Das war es auch, was seine Mutter von ihm verlangt hatte, bevor sie ging, doch ihr Ansinnen betraf einen anderen Zauberer. Nathan riskierte einen flüchtigen Blick zu Malfoy. Kannte dieser seinen echten Dad – den Mann hinter der harschen äußeren Erscheinung? Nathan hoffte, dass das nicht der Fall war. Er wollte diesen Teil von Snape ganz für sich allein.

Nathan hielt inne, um seine müden Arme ausruhen zu lassen. Er schaute auf seinen Vater, als der betreffende Mann ein paar Momente später flüchtig aufblickte und seinem Blick begegnete. Er schien müde, wie Nathan dachte, und fühlte sich augenblicklich dafür verantwortlich. Er begann, den Kessel erneut zu schrubben, um die Strafarbeit schneller zu beenden, damit sich sein Dad ausruhen konnte. >Mein Dad.< Nathan lächelte zärtlich.

Nicht viel später kratzte ein Stuhl über den Fußboden, doch Nathan setzte seine Aufgabe ungerührt fort. Er nahm wahr, wie die Bewegung neben ihm zum Stillstand kam und stellte fest, dass Malfoy plötzlich aufgehört hatte zu arbeiten, und diese Tatsache verlangte nach seiner Aufmerksamkeit. Nathan hob rechtzeitig seinen Kopf, um die flehenden Augen zu sehen, die Malfoy auf Professor Snape richtete, und er freute sich, kein Mitleid im starren Blick seines Vaters widerspiegelt zu finden.

Nathan schrubbte gedankenverloren und beobachtete die Szene, die sich vor ihm entwickelte. Sein Vater blickte finster auf seinen Patensohn; Malfoy senkte seine Augen und begann – langsam – wieder zu schrubben. Nathan lächelte schadenfroh und hörte postwendend seinen Vater aufseufzen. Binnen kurzem stand der Mann vor ihrem Arbeitstisch, den größten Teil des Lichtes abblockend.

»Wir sind heute Abend hier, weil Sie es nicht schaffen, zivilisiert miteinander umzugehen«, erklärte Professor Snape ihnen.

Nathan, der einen langen letzten Blick auf die müden Augen seines Vaters warf, spürte seine Schuld von neuem emporsteigen und lenkte seine Aufmerksamkeit andernorts hin.

»Sie sind sich wirklich darüber im Klaren, dass nichts, was Sie tun, die Situation ändern wird, oder?«

Nathan sah Malfoy aus dem Augenwinkel heraus nicken. Er fokussierte seinen starren Blick auf das linke Ohr seines Vaters, außer Stande, dessen Augen zu begegnen, und nickte ebenso.

»Nathan ist mein Sohn, Devon, und ich möchte, dass Sie ihn schlichtweg so behandeln«, erklärte sein Vater dem Slytherin.

»Ja, Onkel Severus«, stimmte der Junge mit einer Stimme nur wenig lauter als ein Flüstern zu.

»Nathan, Devon ist mein Patensohn, und ich möchte, dass du ihn entsprechend behandelst«, erklärte sein Vater dann ihm.

»Ja, Sir«, antwortete er sich fügend.

Anscheinend zu fügsam, falls das intensive Starren seines Vaters irgendetwas ausdrücken sollte. Nathan biss auf seine Unterlippe, als sich einmal mehr Unsicherheit seiner bemächtigte und ihn besorgt zurückließ.

»Ich meine es ernst, Nathan«, bekräftigte der Mann nochmals.

»Ich weiß, Sir. Ich verstehe«, versuchte er, ihn zu beruhigen, während er spürte, wie sich seine Wangen erwärmten. Er wollte, dass sein Vater zu seinem Schreibtisch zurückkehrte, damit diese Unbehaglichkeit verschwinden würde. Nathan kehrte rasch an seine Arbeit zurück und hielt seine Augen auf den Kessel gerichtet. Er hatte nicht bemerkt, wie still es im Klassenzimmer geworden war, bis das Geräusch der Arbeit um ihn herum zurückkehrte. Nathan saugte seine Lippe wieder zwischen seine Zähne und schrubbte härter.

Nach einer gefühlten Ewigkeit beendete er seine Arbeit, näherte sich dem Schreibtisch seines Vaters und sagte: »Der Kessel ist sauber. Kann ich gehen, Sir?«

Die Aufmerksamkeit seines Vaters lastete auf ihm. Nathan verbarg seine Hände in seinen Taschen, verlagerte sein Gewicht, um mit seinem Fuß die Spalte zwischen zwei Steinen auf dem Fußboden nachzuziehen, und senkte seinen Kopf, um diese Szenerie zu beobachten.

»Fühlen Sie sich gut?«

Die Frage ließ Nathans Bewegungen erstarren. »Ich bin ein bisschen müde, glaube ich.«

»Also gut«, machte sein Vater das Zugeständnis. »Sie dürfen gehen.«

»Danke, Sir.«

Nathan dachte gar nicht daran, auf seine Freunde zu warten, und um ehrlich zu sein, hatte er sich erst an sie erinnert, als er den Schlafsaal betrat, den sie sich teilten. Er sog einen verärgerten Atemzug ein, als er darüber nachdachte, wie bescheuert er sich benommen hatte, weil er unten in den Kerkern wie ein Baby agiert hatte. Professor Snape, sein Vater, sein echten Dad – er konnte heute Abend alle drei in dem Mann erkennen, und sein Kopf schmerzte. Nathan schleuderte seine Schuhe von sich, schüttelte seine Roben von den Schultern und war binnen kurzem bereit fürs Bett.

Zu schlafen – dieses Mal glückselig ohne waches Bewusstsein – ermöglichte es ihm, sich wohl zu fühlen.

Und Träumen konnte ihn zu seinem echten Dad führen. Nathan lächelte und ließ sich in das Land der Träume gleiten.

*-*-*-*


Mit der Zeit kehrten die Dinge zu einer gewissen Normalität zurück. Nathan hatte entschieden, dass er der Führung seines Vaters folgen und sehen würde, wie sich das anfühlte. Er würde ihn Professor Snape und Sir nennen, wann immer er als Mister Granger angeredet wurde, und er würde ihn … überhaupt nicht anreden, wann immer sein Vater seinen Vornamen verwandte.

Das ergab Sinn.

Mehrmals, insbesondere vor dem Zubettgehen, würde Nathan mit sich selbst darüber debattieren, das 'überhaupt nicht anreden' durch ein 'Dad' zu ersetzen und sich danach mit den Konsequenzen auseinanderzusetzen.

Die Konsequenzen. Er konnte sich vorstellen, in den Armen seines Dads zu liegen, eingehüllt von Liebe und Akzeptanz. Er konnte sich vorstellen, weggeschickt zu werden, um niemals wieder etwas anderes genannt zu werden als Mister Granger. Es war zu riskant. Sein echter Dad hatte ihn nicht ohne Grund gebeten, geduldig zu sein.

Er war in der ersten Woche geduldig gewesen, hatte gehorsam seinen Vater für drei Tagen getroffen, um seinen Zaubertrank einzunehmen, hatte am Sonntag an einem ungelenken Mittagessen mit seinen beiden Elternteilen teilgenommen und hatte den Zaubertränke-Unterricht ohne jeden Zwischenfall überstanden. Malfoy hielt sich für sich, vermutlich allzu entsetzt über die Vorstellung, noch mehr Kessel zu reinigen, und Nathan was das völlig egal.

Am dem Mittwoch danach hatte Nathan seinen Vater zum Tee und für eine gekünstelte Unterhaltung getroffen. In jener Nacht hatte er sich nach einer Chance gesehnt, erneut mit seinem echten Dad zusammen zu sein, und hatte in der Hoffnung geschlafen, dass seine Träume diesen Verlauf nehmen würden, und dass er am Morgen mit der Erinnerung an ihr Zusammentreffen beglückt werden würde.

Nathan hatte dies als die neue Normalität seines Lebens akzeptiert, selbst nachdem er an zahlreichen Morgen mit dem Gefühl der inneren Leere aufwachte. Er hatte versucht, dieses Nichts durch das Spielen mit seinen Freunden und durch Briefwechsel mit den Menschen, die er liebte, zu füllen. Sein Pate war großartig darin gewesen, das Thema Snape zu vermeiden, genauso wie Onkel Ron. Das hatte viel nicht geholfen, wie Nathan festgestellt hatte. Er wollte jemanden, mit dem er über seinen Vater reden konnte. Er war zum Büro von Professor Lupin gegangen.

»Professor Lupin, sind Sie da?« Die Tür war nicht verschlossen gewesen. Nathan hatte in etwas hineingespäht, was ein leeres Zimmer zu sein schien. Er hatte sich gerade dafür entschieden hineinzugehen, doch im gleichen Moment öffnete sich eine Tür auf der gegenüber liegenden Seite des Raumes, und Professor Lupin war hereingekommen, bloß, dass er von Nathans Vater begleitet worden war.

»Nathan?«, hatte Professor Lupin gesagt, durch seine Anwesenheit hier sichtlich überrascht.

»Guten Tag, Professor Lupin«, hatte er gegrüßt, und dann hatte er seinem Vater zugenickt. »Hallo.«

Sein Vater hatte das Nicken erwidert, und beide Professoren hatten darauf gewartet, dass Nathan offenbarte, warum er hier war.

»Äh … Ich habe … Hausaufgaben gemacht, und ich … hatte da diese Frage zu diesem Thema.«

Sein Vater hatte ihn aufmerksam beobachtet, und Nathan hatte gewusst, dass er nervös herumzappelte. Warum musste sein Vater genau in dem Moment in Professor Lupins Büro sein, als er sich dafür entschieden hatte, seinen Hauslehrer aufzusuchen? Es hatte Nathan zu diesem Zeitpunkt irritiert, und es war jetzt immer noch der Fall.

»Ich kann morgen im Unterricht fragen, Sir. Guten Abend.«

Er war geflohen, bevor irgendeiner der Zauberer widersprechen konnte. Nathan war kein Feigling; nein, er war sich dieser Tatsache mehr oder weniger sicher. Was er getan hatte, hatte einfach bewiesen, dass er noch immer geduldig sein und warten konnte. Er hatte den Raum verlassen und war zum Gryffindor-Turm zurückgekehrt, und am Tag nach diesem Zwischenfall hatte er eine Frage für Professor Lupin über ihre zugeteilten Hausaufgaben erfunden.

Am Freitag hatte er seine Mutter länger umarmt als üblich. Sie hatte seine Stirn geküsst, und seine Augen hatten sich flatternd geschlossen.

»Was ist es?«, hatte sie beunruhigt gefragt.

»Es ist nichts«, hatte er ihr erzählt. »Ich habe dich vermisst.«

»Ist zwischen dir und deinem Dad alles in Ordnung?«

Das winzige Wort hatte ihn verletzt, aber Nathan hatte ein Lächeln zu Stande gebracht. »Alles okay.«

Sie schien durch seine Antwort zufriedengestellt und hatte jegliches weitere Bohren in seine Empfindungen aufgegeben, das sie im Sinn gehabt haben könnte.

Das Familien-Abendessen an diesem Wochenende hatte sich sogar noch mehr von der Wirklichkeit losgelöst angefühlt als das vorhergehende. Es hatte begonnen, als er spürte, wie seine Mum ebenfalls aus ihrem üblichen Verhalten ausbrach, und als er – nicht zum ersten Mal – gedacht hatte, dass er vielleicht zu einem Leben in einer anderen Dimension erwacht war. Er war Nathan Granger, doch die Welt um ihn herum gehörte zu einer anderen Version von ihm, wie im Kino. Das würde erklären, warum das Abendessen in Professor Snapes Wohnung an diesem Wochenende solch ein ganz gewöhnliches Ereignis gewesen war. Hier oder in der Großen Halle – die Erfahrung wäre aus Nathans Blickwinkel dieselbe gewesen.

Nathan hatte seine Mum danach aufmerksam beobachtet. Verbarg sie irgendetwas? Ihr Schweigen bedeutete gewöhnlich, dass … Oder vielleicht hatte er sich nicht wie der Nathan aus dieser Dimension benommen, und sie würden ihn jeden Moment damit konfrontieren. Sie war freundlich gewesen, wie immer, aber viel zu still, und der ganze Abend war damit vorübergegangen, dass seine beiden Elternteile ihn wechselseitig über die banalsten Sachen ausgefragt hatten. Hatten sie versucht herauszufinden, ob er derjenige war, von dem er behauptete, dass er es war?

Dies hier war kein Fantasy-Film.

Was ging hier vor …?

»Ich werde nicht in der Lage sein, euch nächste Woche zu besuchen«, hatte seine Mutter verlauten lassen, nachdem die Teller verschwunden waren.

»Warum nicht?«, hatte Nathan gefragt, während seine Besorgnis anwuchs.

»Da ist eine Konferenz in Madrid am nächsten Wochenende«, hatte sie ihm erzählt und dabei gelächelt. »William und ich haben ein paar Präsentationen vorzustellen.«

»Oh.« Nathan hatte nicht gewollt, dass sie verreiste, doch zu diesem Zeitpunkt fiel ihm nichts Besseres zu sagen ein, und er hatte nicht daran gedacht zu protestieren.

Sein Vater andererseits … »Hast du all deine anderen Verabredungen abgeschossen?«

Sie hatte die sonderbare Frage ignoriert und ihren Blick weiterhin auf Nathan gerichtet. »Was kann ich dir aus Spanien mitbringen?«

»Hmm. Ein Schwert? Das Schwert eines echten Königs.« Er hatte gelächelt und Trost aus der Vertrautheit der Tradition geschöpft. Jedes Mal, wenn seine Mum zu einer Konferenz reisen und ihn zurücklassen musste, würde sie ihn fragen, was seine Entlohnung dafür sein würde, ein guter Junge zu sein, während sie abwesend war. Er hatte aus diesem Grund eine Sammlung von Schlüsselanhängern aus allen Teilen Europas.

»Ein Schwert eines echten Königs?« Sie hatte Erschrecken vorgetäuscht. »Das wird eine schwierige Aufgabe sein. Kann meine Wenigkeit es als gegeben voraussetzen, dass Er weiß, dass ein Schwert eines Königs nicht käuflich zu erwerben sein wird? Es könnte notwendig werden, dass ich dem König höchstpersönlich in einem Duell die Stirn bieten muss!«

Nathan hatte über die Theatralik seiner Mutter gelächelt. Er war im Begriff gewesen, darauf zu erwidern, als sein Vater ihm zuvor gekommen war.

»Es ist nicht ratsam, wenn der auserwählte Edelmann ein Muggel ist.«

»William kann dir helfen, das Schwert auszuwählen, Mum. Er wird wissen, welches du kaufen solltest«, hatte Nathan seiner Mutter erklärt und ein überwältigendes Lächeln dafür geerntet.

Sein Vater war danach in Schweigen verfallen und von diesem Zeitpunkt an distanziert geblieben. Während des Zusammentreffens zum Tee in dieser Woche war er formell und kälter als vorher gewesen, wenn dies möglich war. Das hatte Nathan sich Gedanken machen lassen … Doch so sehr er auch nachdachte, er schaffte es nicht zu verstehen, was er getan haben könnte, um das zu verdienen. Irgendetwas ging hier vor, und er konnte nicht einmal damit beginnen, daraus schlau zu werden, worum es sich handelte. Dieses letzte Familien-Abendessen hatte die Grenze der Kapazität seiner Vorstellung erreicht, und das war nicht sehr hilfreich gewesen. Nathan hatte nichts getan oder gesagt, um seinen Vater zu verärgern – zumindest dachte er, dass dies nicht der Fall war; bei Professor Snape konnte man nie wissen.

Vielleicht war er aufgebracht gewesen, weil seine Mutter am nächsten Wochenende nicht kommen würde. Es war eine Möglichkeit, da Nathan sich nach dem Mittagessen am nächsten Sonntag seinem Vater am Lehrertisch genähert hatte.

»Soll ich Sie heute Abend in Ihrem Büro treffen oder geradewegs zu Ihrer Wohnung gehen?«, hatte er gefragt. Er hatte nicht gewusst, was er machen sollte, ohne dass seine Mutter ihn zu dem Treffen begleiten würde.

»Wofür?«, hatte sein Vater erwidert, die Stirn runzelnd.

Nathan hatte das Stirnrunzeln erwidert. »Zum Abendessen«, hatte Nathan ihn irritiert erinnert.

»Ihre Mutter ist nicht da.«

»Aber ich bin nach wie vor noch hier«, hatte er betont. »Und Sie sind ebenfalls hier.« Wenn er jetzt darüber nachdachte, war dies eine ziemlich unhöfliche Art und Weise gewesen, die Dinge in die richtige Perspektive zu rücken, aber wirklich – die Worte waren herausgerutscht, bevor Nathan richtig darüber nachgedacht hatte.

Nichtsdestotrotz, anstelle einer verärgerten scharfen Erwiderung, hatte Nathan nur einen weich werdenden Blick von dem Mann geerntet. »Meine Wohnung, wenn Sie den Weg dorthin kennen.«

»Den kenne ich«, hatte Nathan gesagt, bevor er an den Gryffindor-Tisch zurückgekehrt war.

Er hatte nach diesem Gespräch darüber nachgedacht, nicht zu dem Treffen zu gehen, doch er war zu guter Letzt gegangen. Schweigen – unbehaglich, bleiern – definierte diesen Abend.

In der Retrospektive – seit er sich selbst verflucht hatte, waren die Dinge in die entgegengesetzte Richtung von dem gelaufen, was Nathan erhofft hatte, dass es der Fall sein würde. Wunschdenken, aber er hatte seinem echten Dad zulächeln und mit ihm herumflachsen wollen, hatte sich wie jemand verhalten wollen, den nichts beunruhigte. Dieses Jahr begann, genauso ätzend zu sein, wie das vergangene.

Um zu beweisen, dass er sich nicht in seinen Schlussfolgerungen irrte, war Nathan heute früher zum Büro seines Vaters für ihren üblichen Tee gegangen und hatte dies in dem Moment bedauert, als er den Mann – beinahe von Pergamenten und Büchern verborgen – über seinen Schreibtisch gebeugt gesehen hatte.

»Wenn Sie zu beschäftigt sind, können wir das heutige Treffen ausfallen lassen«, hatte Nathan angeboten. Dass sein Vater diese Offerte ersichtlich in Betracht gezogen hatte, hatte ihn in dem Moment geschmerzt, und es tat jetzt immer noch weh. Er wollte keine Verpflichtung im Terminplan des Mannes sein.

»Ich werde eine Pause einlegen«, war seine überfällige Antwort gewesen. Sie waren zur Wohnung seines Vaters gewandert, und – wie gewöhnlich – war Tee serviert worden.

Nathan hatte versucht, eine wirkliche Unterhaltung in Gang zu setzen, doch alles, was er von seinem Vater zurückbekommen hatte, waren Grunzer und einsilbige Antworten gewesen. Sein Vater war überhaupt nicht anwesend gewesen, nicht einmal für einen kurzen Moment – und sein echter Dad am allerwenigsten. Er war nirgends zu sehen, vollkommen außerhalb Nathans Reichweite.

Er hätte zum Gemeinschaftsraum zurückkehren sollen, doch Nathan hatte einen anderen Weg gewählt. Er hatte beabsichtigt, auf den Astronomie-Turm zu gehen, aber hatte es nicht über sich gebracht, überhaupt einen Fuß dort hinzusetzen. Seine Schritte hatten sich verlangsamt, bis seine Füße gänzlich zum Stillstand gekommen waren.

Weil sein echter Dad nicht auf dem Astronomie-Turm sein würde.

Sein echter Dad war ein Gefangener im Körper seines Vaters, und dieser war gegenwärtig in den Kerkern.

Nathan schaute sich um, und ihm wurde bewusst, dass er auf der anderen Seite des Korridors stand, der zu dem großen Fenster mit der schönsten Aussicht auf die Ländereien, den Wald und das Dorf Hogsmeade führte. Es war sein Lieblingsplatz im Schloss, wohin er grundsätzlich immer kam, um ungestört nachzudenken. Er setzte sich auf die Fensterbank und beobachtete, wie der Wind an diesem kalten Abend durch die Bäume blies und verschneite Blätter erzittern ließ.

Geduld, Geduld. Er hatte es satt, geduldig zu sein. Was mochte so verdammt schwierig gewesen sein? Nathan wusste, dass sein Vater wunderbar sein konnte, wenn er dies wollte; es brachte zum Vorschein, wer er im Inneren war! Nicht zum ersten Mal seit er aufgewacht war, dachte Nathan daran, den Zauberspruch, der seine Seele befreien würde, erneut zu werfen, nur für eine Nacht, und loszustürzen, um seinen echten Dad zu finden und ihm zu sagen, sich dabei zu beeilen, einen Weg zu finden, die Kontrolle zu übernehmen, weil Nathan nicht länger warten konnte.

Er hatte keine Geduld übrig.

Zu warten war reine Zeitverschwendung, und sie hatten bereits viel zu viel Zeit verloren. Geduldig zu sein, brachte sie nirgendwohin. Nirgends!

Er berührte mit seiner Stirn das Glas, das den größten Teil der Kälte draußen hielt und beobachtete, wie sein Atem die Aussicht über die Ländereien unten vernebelte.

Nathan hatte es satt.

Er ließ ein Bein lose baumeln und gegen die steinerne Mauer schlenkern.

Nathan war der Erwartungen leid. Er war es überdrüssig, diese Erwartungen zerschmettert zu sehen, hatte genug davon, dass sich diese Erwartungen als unbegründet erwiesen.

Nathan war schlicht und einfach erschöpft.

*-*-*-*


Severus seufzte schwer. »Ich beginne zu glauben, dass Sie Freude daran haben, Kessel zu reinigen.« Als Reaktion auf seine Worte beendete das Bein des Jungen seine Pendelbewegung, begann jedoch dann langsam wieder zu schlenkern.

Severus näherte sich und sagte: »Ich bin überzeugt davon, dass Sie wissen, dass Sie nicht hier sein sollten.« Sein Körper schirmte das Licht ab, das von einer brennenden Fackel an der gegenüberliegenden Wand kam. Das Bein hielt einmal mehr inne. »Demnach – alles, was nun noch übrig bleibt zu verstehen, ist, warum Sie dennoch hier sind.«

»Patrouilliert nicht irgendein anderer Lehrer die Korridore?« Nathan blickte schließlich zu ihm auf, um hinzuzusetzen: »Warum müssen es immer Sie sein?«

Severus' Brauen zogen sich enger zusammen, verärgert durch den offenen Ungehorsam seines Sohnes. »Was tun Sie hier, Mister Granger?«

»Die Lichter von Hogsmeade beobachten«, antwortete der Junge, während er sich umdrehte, um erneut aus dem Fenster zu schauen. »Sir.«

»Warum?«, verlangte er zu wissen.

»Deswegen«, antwortete Nathan, sein Bein wieder baumeln lassend.

Als der Junge in Schweigen verfiel, war Severus mit seiner Geduld am Ende, und er knurrte: »Deswegen was?«

»Nur deswegen.«

>Unverschämter Junge!<, dachte Severus. »Strapazieren Sie nicht meine Geduld, Mister Granger.«

Sein Sohn stieß seinen Kopf von der Fensterscheibe ab und setzte sich so, dass er ihm ins Gesicht blicken konnte, auf eine Art und Weise, die eine große Anstrengung zu sein schien. Jede schleppende Bewegung, die Nathan machte, war eindeutig eine Beleidigung, und Severus war nicht erfreut darüber. Mit Augen in sein Gesicht schauend, die die Ruhe seiner Bewegungen als Lüge preisgaben, sagte Nathan: »Sie sind zu geduldig, Sir.« Während er aufstand, setzte er hinzu: »Ich habe keine Geduld mehr übrig.« Er versuchte zu fliehen, doch Severus erwischte ihn an den Roben.

»Nicht so schnell.« Severus griff Nathan dann am Arm, und brachte ihn dazu, sich umzudrehen, um ihn abermals anzuschauen. »Wenn ich Sie irgendetwas frage, erwarte ich eine Antwort! Denken Sie nicht, dass Sie über den Regeln dieser Schule stehen, oder dass Sie die Freiheit besitzen zu handeln, wie es Ihnen gefällt.« Er hielt inne, im Gesicht seines Sohnes nach seiner Reaktion suchend. »Ich werde Ihre Frechheit nicht dulden, Junge! Ich bin Ihr Vater, und Sie schulden mir Respekt!«

Nathan befreite sich aus seinem Griff. »Jetzt erinnern Sie sich daran?« Severus beobachtete, wie Nathans Nasenlöcher bebten. »Wenn Sie wollen, dass ich Ihnen gehorche und vollkommen respektvoll und gut Freund mit Ihrem Patensohn bin, dann sind Sie mein Vater?«

Severus wollte ihm sagen, dass er auf seinen Ton achtgeben solle, wenn er mit ihm sprach, presste jedoch stattdessen seine Lippen aufeinander. »Was Sie sagen ist nicht nachvollziehbar. Wir haben gerade Stunden zusammen verbracht, oder nicht? Sie sind …«

»Sie waren ja nicht einmal da!«, brüllte der Junge. »Wir hatte keine richtige Unterhaltung seit …«

Der Schmerz in Nathans Augen entzog Severus die ganze Luft, und plötzlich schloss sich dieses Fenster zur Seele seines Sohnes hinter schweren Lidern. Der Junge senkte seinen Kopf, vermutlich, weil er versuchte, seine Gefühle unter Kontrolle zu bekommen, und alles, was Severus denken konnte, war … warum? Warum litt sein Sohn? Was hatte er getan, um seinen Jungen diesmal zu verletzen?

»Nathan …«

Leuchtende Augen starrten ihn an, riesig und offen.

»Bitte, Dad. Bitte«, bettelte Nathan in einem gehetzten Wispern, mit Augen, die sich nie von Severus abwandten und seine Verteidigung völlig schmelzen ließen.

»Was ist los?«, fragte Severus eindringlich, während er sich seinem verzweifelten Jungen näherte. Arme drängten sich wie eine Flut um ihn, beendeten sein Vorwärtskommen durch den Aufprall, hielten ihn auf der Stelle fest.

»Ich bin geduldig gewesen. Wirklich! Ich habe gewartet, wie ich versprochen habe, dass ich es tun würde, aber ich glaube nicht … Dad, ich kann einfach nicht mehr warten. Bitte geh' nicht weg.«

Severus bewegte seine Hände in Nathans Haar, und dies schien den Todesgriff zu lockern, den der Junge um seine Person hielt. Severus hatte nicht verstanden, was Nathan durch sein ganzes Gestammel hindurch auszusprechen versuchte, doch er erkannte, dass der Junge Zeit brauchte, bevor er sich wieder in der Gewalt hatte und bereit sein würde, abermals befragt zu werden.

Er wartete. Äußerlich unbewegt, im Inneren jedoch fieberhaft, wartete er. Sich zu bewegen würde bedeuten zu gehen, und Nathan hatte ihn darum angefleht, genau dies nicht zu tun – diese eine Sache hatte er sehr wohl verstanden – aber was war mit dem ganzen Rest, über Warterei und Geduld? Er würde sich nicht bewegen und die Arme seines Sohnes nicht verlassen, doch wie sollte dies Nathan helfen? Severus war nicht warmherzig genug, war dies nie gewesen.

Er hielt den Jungen, ohne irgendetwas zu sagen, und hoffte, dass er das Richtige tat. Er konnte nur hoffen.

Nathan wandte seinen Kopf an seiner Brust von links nach rechts, machte jedoch keine Bewegung, um ihn freizugeben. Severus nahm die Drehung des Kopfes als ein Zeichen, seinen Fragen freien Lauf zu lassen.

»Was geht hier vor, Nathan?«

»Ich vermisse Sie … dich, Dad«, antwortete sein Sohn. Severus konnte nicht verstehen, was er damit meinte.

»Wie können Sie mich vermissen?«, nahm er einen versuchsweisen Anlauf.

»Weil ich hoffte, dass ich dich nicht verlieren würde; ich dachte, dass du da sein würdest, wenn ich erwache, aber dann war es so, als ob du überhaupt niemals dort auf dem Astronomie-Turm gewesen wärst.«

Severus versteifte sich in einer hilflosen Reaktion auf die Erwähnung dieser Örtlichkeit. Er wollte nicht, dass Nathan über die dort geschehenen Ereignisse Bescheid wusste, die sein Leben verändert hatten. Sein Sohn konnte es nicht wissen. Es gab keine Wärme in ihm; Severus wollte, dass der Junge seine Hände von ihm nahm. Er konnte darauf verzichten, dass sein Kind zu einem Teil dieser Kälte wurde.

Er drückte Nathan gegen die Schultern, konnte ihn jedoch nur weit genug zurückdrängen, um seinen Augen zu begegnen.

»Können wir reden?«, fragte der Junge.

>Nein!<, dachte Severus augenblicklich. Die Antwort musste auf seinen Zügen offensichtlich gewesen sein.

»Du erinnerst dich wirklich nicht, oder?«

>Wie könnte ich je vergessen …<

»Du hast geschlafen. Es gab nur unsere Seelen. Erinnerst du dich nicht daran, dass du mich aus dem Krankenflügel geholt hast? Wir gingen danach zum Astronomie-Turm.«

Severus runzelte seine Stirn, außer Stande, eine Verbindung herzustellen zwischen den Ereignissen, von denen sein Sohn erzählte, und jener Nacht, in der Albus …

»Du warst der Beste.« Der Junge lächelte. »Wir standen im Wind. Du hast mir Geschichten darüber erzählt, als du ein Erstklässler warst. Du hast mir über das Fliegen und den Zeitpunkt erzählt, als du durch die Zweige eines Baums durchgeflogen bist, weil du während des Flugunterrichts die Kontrolle über deinen Besen verloren hast, und wie du wegen eines gebrochenen Beines die Nacht im Krankenflügel verbringen musstest.«

Severus' Augen weiteten sich, während sein Sohn überhaupt nicht seinem Charakter entsprechend kicherte. »Wer hat Ihnen das erzählt?« verlangte er zu wissen, aufgeschreckt durch Nathans Kenntnisse einer solchen Episode aus seiner Kindheit.

Nathan wurde wieder ernst, erhielt jedoch ein Lächeln mit geschlossenem Mund aufrecht. »Du selbst hast mir davon erzählt, aber du erinnerst dich nicht daran, oder?« Langsam erstarb sein Lächeln. »Du … Sie haben geschlafen. Für Sie war das alles nur ein Traum, nur, dass es keiner war. Ihre Seele war dort gemeinsam mit meiner. Wir waren dort, und ich kann mich an alles erinnern, weil ich nicht schlief – es war der Zauberspruch. Ich erinnere mich an alles. Es war kein Traum.«

Severus begann, ein wenig Sinn in dem zu erfassen, worüber Nathan sprach, doch es gab noch immer viele Dinge in all dem, die unerklärlich blieben. »Meine Seele war mit Ihrer zusammen, aber wir haben den Krankenflügel nie verlassen.«

»Nein, nicht, solange Sie unter dem Einfluss des Zauberspruchs dort waren, aber wir haben den Krankenflügel verlassen, als Sie schliefen«, erzählte Nathan ihm. »Sie waren es, der es mir erklärt hat. Wenn der Körper schläft, ist die Seele frei. Mum war auch da, aber sie begleitete uns nicht zum Astronomie-Turm.«

Wertlose Theorien. Was Nathan ihm da erzählte, waren ausschließlich Theorien, die von Leuten wie Sybill Trelawney geschaffen wurden und nach denen sich ihresgleichen richteten. Severus öffnete seinen Mund, um genau auf diese Tatsache hinzuweisen, doch hielt im letzten Moment, bevor er irgendetwas sagen konnte, inne, als seine Logik herausgefordert wurde.

Wie würde Nathan über seinen Besen-Unfall im ersten Jahr wissen können?

»Ich lüge Sie nicht an«, versicherte Nathan. »Sie waren mit mir dort, während Sie schliefen.«

»Ich …«, begann Severus. Wie konnte er dies glauben? Wie konnte er es bezweifeln? »Es ist nach der Sperrstunde.« Er brauchte Zeit. »Wir sollten diese Diskussion für einen geeigneteren Zeitpunkt aufsparen. Sie sollten in Ihrem Bett sein.«

»Ich hatte gehofft, dass Sie sich erinnern würden.« Enttäuschung – sie hing zwischen ihnen in der Luft, die in zunehmendem Maß an Kälte gewann, als er die Umarmung seines Sohnes verlor. Nathans Augen waren ebenso kalt wie die Luft des Schlosses um ihn herum. Nathan drehte ihm seinen Rücken und fragte: »Wann findet das Nachsitzen mit Ihnen statt, Sir?«

Ein Gefühl völligen Verlusts bemächtigte sich Severus' Herz. Er seufzte laut in die Stille des Korridors. »Ich möchte Ihnen nicht noch mehr Nachsitzen geben, Nathan.« Er starrte auf den Hinterkopf seines Sohnes und versuchte, dessen Inhalt zu entschlüsseln. Er wollte verstehen, was dermaßen schiefgelaufen war, warum sich Nathan so verloren fühlte, doch jetzt war nicht der Zeitpunkt dafür.

»Zehn Punkte von Gryffindor«, murmelte er. »Ich werde Sie zu Ihrem Gemeinschaftsraum bringen.« Eine Hand zwischen Nathans Schulterblätter legend, nötigte Severus ihn zu gehorchen, und dirigierte sie beide durch die leeren Korridore.

Das, was Nathan beschrieben hatte, war tatsächlich der Stoff, aus dem Träume gemacht waren. So sehr Severus auch glauben wollte, dass all die Momente, die er mit seinem Sohn in dessen sehnsüchtiger Phantasie geteilt hatte, tatsächlich geschehen waren, dass Severus im Stande gewesen war, seinen Sohn zum Lachen zu bringen –es war surreal.

Er schaute auf den Jungen, der neben ihm lief. Severus hatte geträumt, dass er mit seinem Sohn lachen konnte, und so sehr er sich auch wünschte, dass seine Träume Wirklichkeit würden – der Mann, den er in seinen Träumen vorgab zu sein, würde niemals real existieren – er wusste nicht, wie er dieser Mann sein sollte.

Severus war ein gebrochener Mann, etwas, das er schon vor langer Zeit akzeptiert hatte. Nichts konnte ihn kitten; es gab keine Erlösung für ihn, und er hatte sein Leben in Sühnung gelebt.

Er beobachtete, wie Nathan den Gryffindor-Turm betrat – die Schultern bleiern und den Kopf gebeugt – und es fühlte sich an, wie ein Tritt in die Eingeweide.

Severus war dabei, seinen Sohn zu brechen, genauso, wie er gewusst hatte, dass es geschehen würde, und Nathan hatte nichts getan, um eine solch drastische Strafe zu verdienen. Dies war eines der Dinge, die mit denjenigen geschahen, die dennoch versuchten, ein Teil seines Lebens zu sein. Während er allein die Korridore durchwanderte, wurde sich Severus darüber bewusst, dass er innerlich leer war, da sein Herz zurückgeblieben war – der Gnade der kleinen Hände seines Sohnes ausgeliefert.

Später, als er sich auf seinem Bett herumwälzte, unfähig, Ruhe zu finden, da jedes Mal, wenn er seine Augen schloss, ein anderes Paar enttäuschter Augen in seine Geist eindrang, wusste Severus, dass er sich nicht ausruhen konnte, während die Qual bestehen blieb.

Er hatte von Anfang an gewusst, dass diese Zeit kommen würde, und er hatte mit allem, was in seiner Macht lag, gegen diese überwältigende Kraft angekämpft. Severus erreichte einen Punkt, an dem es kein Zurück mehr gab, wo sein Leben von der Fähigkeit seines Sohns abhing, glücklich zu sein. Kein Kämpfen mehr. Es gab keine Rückkehr, und Severus wusste es.

Er würde atmen, um Nathan atmen zu sehen. Er würde sterben, um ihn glücklich zu machen, oder – möge Merlin ihm beistehen – leben, um dies zu versuchen.

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A/N: Da hast du's, Severus, da hast du's! Es wird alles in Ordnung kommen. Und dabei beginnst du gerade erst, die Elternschaft zu genießen.:0P

Im nächsten Kapitel … Severus trifft eine Entscheidung, die sein Leben – und das Anderer – unwiderruflich verändern wird.


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