Forum | Chat | Galerie
 
Startseite | Favoriten
Harry Potter Xperts
Harry Potter Xperts
Startseite
Newsarchiv
Link us
Sitemap
Specials
Shop
Buch 7
Buch 6
Buch 5
Buch 4
Buch 3
Buch 2
Buch 1
Lexikon
Lustige Zitate
Gurkensalat
Hörbücher
Harry, A History
Steckbrief
Biographie
Werke
Erfolgsgeschichte
Interviews
Bilder
Harry Potter & Ich
JKRowling.com
Film 7, Teil 1 & 2
Film 6
Film 5
Film 4
Film 3
Film 2
Film 1
Schauspieler
Autogramme
Galerie
Musik
Videospiele
Downloads
Lesetipps
eBay-Auktionen
Webmaster
RSS-Feed
Geburtstage
Gewinnspiele
Twitter
Fanart
Fanfiction
User-CP
Quiz
Währungsrechner
Forum
F.A.Q.
Ãœber uns
Geschichte
Impressum

Fanfiction

Nicht nur ein Granger - Kapitel 27: Gemeinsames Arbeiten

von Alea_Thoron

Not Only A Granger
Working Together

by ferporcel


DISCLAIMER: Nicht meines! Es ist alles von J. K. Rowling.

WARNING: Diese Geschichte spielt in der Zukunft und beinhaltet HBP Spoiler! Seid gewarnt!

ORIGINAL BETA: BastetAzazis, GinnyW, Indigofeathers und Annie Talbot – vielen Dank!

GERMAN TRANSLATION: Alea_Thoron

SUMMARY: Das Buch wird aufgefunden, und sie arbeiten am Umkehrzauber.

________________________________________


Nicht nur ein Granger

Kapitel 27: Gemeinsames Arbeiten


Severus hatte schlecht geschlafen. Die wenigen Stunden, die er seiner Erholung gewidmet hatte, wurden durch Träume von Ereignissen gestört, die ihn an diesem Morgen immer noch beunruhigten. Er hatte von seinem Sohn geträumt, und die zusammenhanglosen Bilder, die er zusammenstückeln konnte, waren nicht dazu geeignet, sein Gemüt zu besänftigen. Severus war an schlafraubendes Unter-Druck-Setzen gewöhnt, aber dies war irgendwie anders. Er war nicht so beunruhigt gewesen seit den 'Potter-Tagen'.

Gerade aus der Badewanne gestiegen und in frischen schwarzen Roben betrat er sein Wohnzimmer und schaute auf den mit Büchern bedeckten Schreibtisch in der Ecke. Irgendwie wusste er, dass die Rückkehr zu jenen Schriften nutzlos war. Das Abtasten des Raumes mit den Augen – all die Bücher hier – hatte dieselbe Wirkung. Er spürte eine Bürde auf seiner Seele, die ihm sagte, dass jene Bücher nicht die Antwort waren. Sie benötigten irgendetwas, was nicht in diesem Zimmer gefunden werden würde.

Vielleicht war das Zuflucht suchen bei gedruckten Worten überhaupt nicht die Antwort. Lediglich ...

>Die Antwort sollte irgendwo in einem Buch sein<, und diese Stimme in seinem Kopf klang merkwürdigerweise wie Grangers.

Wann hatte er damit begonnen zuzuhören, was die Frau sagte? Obschon, es machte eine große Menge Sinn, selbst wenn es nur ein starkes Gefühl der Gewissheit war, das dafür verantwortlich zeichnete. Dasselbe Gefühl sagte ihm, dass genau dieses spezielle Buch nicht hier war.

Wo dann? Die Bibliothek war die naheliegende Alternative, und Severus war froh, dass er mit dieser weiblichen Stimme nicht übereinstimmen würde, die es dieses Mal in seinem Kopf suggeriert hatte. Er hatte eine andere Idee betreffs des Fundortes: den Tatort.

Die Antwort würde innerhalb des Gryffindor-Turms zu finden sein. Er hinterfragte nicht, warum der Turm wichtig war; er war nicht überzeugt davon, dass er es selbst verstand. Was er wirklich wusste, war, dass er ein spezielles Paar von Gryffindors ins Verhör nehmen würde, sobald er sie zu Gesicht bekam.

*'*'*'*'*


Nathan beobachtete in angstvoller Erwartung, wie sein Vater etwas durchexerzierte, von dem er annahm, dass es seine Morgenrituale waren. Die Uhr auf dem Kaminaufsatz sagte ihm, dass es für das Frühstück in der Großen Halle noch zu früh war, und das ließ Nathan sich fragen, ob sein Vater immer schon zu einer solch unchristlichen Stunde auf war.

Die Art und Weise, wie der Mann seinen Blick kritisch auf die Bücher auf dem Schreibtisch richtete, sagte Nathan, dass dies kein gewöhnlicher Morgen für Professor Snape war. Nathan wollte glauben, dass sein Vater aus Sorge um ihn so früh auf war, und er war dabei erfolgreich. Nach den Ereignissen der vorangegangenen Nacht war es unendlich einfacher zu akzeptieren, dass sein Vater sich um ihn sorgte.

Würde sich Professor Snape daran erinnern, was zwischen ihnen vorgegangen war? Würde er das Buch in Kevins Schrankkoffer finden? Vielleicht sollte Nathan nach einem Geist suchen, aber selbst der Gedanke, das ganze Schloss auf der Suche nach einem Geist zu durchwandern, der willens war, ihn ausreden zu lassen, war entmutigend. Es würde wahrscheinlich weniger Zeit in Anspruch nehmen, bis zum Frühstück zu warten und zu sehen, ob sein Vater seine Freunde ansprechen würde.

Die Zeit verging in ruhelosem Schweigen, wobei Nathan seinen Vater beobachtete und unfähig war, sich davon abzuhalten, sein Zusammentreffen mit der Seele des Mannes in seiner Vorstellung noch einmal zu durchleben. Er machte Beobachtungen und verglich das Damals mit dem Jetzt, nach Zeichen suchend, dass die sich sorgende Seele tatsächlich innerhalb der harten Schale war. Bei einem zweiten – oder vielleicht war es bei einem dritten oder sogar einem vierten Blick – schien der Nebel, der Professor Snapes Gefühle verbarg, nicht derartig dicht. Die Augen waren lebendiger, während sie starr ins Feuer blickten, die Gebärdenspiel menschlicher, als er mit einer Tasse Tee hantierte. Vielleicht war es immer auf diese Art gewesen, nur hatte Nathan dies nie zuvor bemerkt.

Vielleicht.

Bilder, die Nathan aus seiner Erinnerung verbannt hatte, Bilder von Träumen, die er längst nicht mehr hatte, waren da, ungebeten, zurückgebracht durch sein hoffnungsvolles Herz. Er fühlte sich kleiner, ein Kind, das die Hand seines Vaters hält, während sie zum Spielplatz gingen. Eine Hand, an die sich Nathan nicht länger als vor Weißglut zur Faust geballt erinnern würde, sondern eine Hand, die sanft über das Leder eines Bucheinbandes strich. Er konnte die Berührung spüren, als ob sie sich tatsächlich auf der Haut seiner eigenen Hand abspielen würde.

Vielleicht.

In dem freien Raum, dessen Leere im Licht des Feuerscheins leuchtete – nie warm genug – konnte Nathan sich selbst sehen. Er würde seinem Vater beim abendlichen Lesen Gesellschaft leisten, und wenn die gedruckten Worte zu einem Wirrwarr durcheinandergewürfelt würden, würde Nathan seine Wärme an die Oberschenkel seines Vaters weitergeben, indem er seinen Kopf dort ruhen ließe. Binnen kurzem würde die Hand wieder da sein, und Nathan konnte sie bereits spüren – eine Erinnerung an die Zeit seiner Begegnung mit der freien Seele. Vielleicht würde er dies eines Tages noch einmal durchleben.

Vielleicht.

Selbst wenn der Tag nicht heute oder morgen sein würde, verspürte Nathan wieder Hoffnung in sich aufsteigen. Er verspürte wieder den Wunsch zu warten. Die Träume konnten zurückkehren, nicht länger verboten, und das nächste Mal, wenn er träumte, würde Nathan wissen, dass sie real und realisierbar waren.

Nathans unmittelbares Warten endete mit diesem Versprechen, als sein Vater aufstand und nach seinen schwarzen Überroben griff, um sich darauf vorzubereiten, seine Wohnung zu verlassen. Sie würden sich auf den Weg in die Große Halle machen, und Nathan hoffte, dass sein Vater nach Kevin suchen würde. Nathan hatte nicht mehr den Wunsch oder einen Grund, dem körperlichen Leben weiterhin fernzubleiben. Mehr denn je brauchten sie das Buch.

*'*'*'*'*


Severus hatte nicht die Absicht gehabt, dermaßen früh zum Frühstück aufzubrechen, doch nutzlos in seiner Wohnung abzuwarten, würde nicht behilflich sein, seinen Sohn zurückzubringen. Wartezeit flutete seinen Verstand mit Gedanken, und je mehr er darüber nachdachte, desto sicherer war er in seiner Entschlossenheit, im Gryffindor-Turm nach Antworten zu suchen. Lupin hatte ihn am Tag zuvor nicht aufgesucht, und das ärgerte Severus außerordentlich. Der Professor für Verteidigung gegen die Dunklen Künste hatte sicherlich in seinem Haus recherchiert, wusste Severus, selbst wenn er sich bisher nicht verpflichtet gefühlt hatte, ihn über seine Ergebnissen aufzuklären.

Sofern Lupin nicht Granger stattdessen Bericht erstattet hatte, obwohl dies keine Verbesserung der Situation darstellte. Weil, wenn er etwas Derartiges getan hatte, bedeutete dies, dass es Granger nicht für angebracht gehalten hatte, die Informationen mit ihm zu teilen. Würde sie Wissen als Instrument der Rache benutzen? Severus wusste, dass sie dies konnte, obwohl er die Möglichkeit, dass dies jetzt der Fall war, durch ihre eigenen Worte als falsch erachtete, dass sie Information nicht vorenthalten würde, wo Nathans Wohlergehen betroffen war.

Folglich war Lupin der Trottel.

Severus brauchte deren Hilfe nicht, um an die Information zu gelangen, die er benötigte. Er konnte sehr gut seine eigenen Antworten von den Jungen bekommen. Er war einer der Ersten, die die Große Halle erreichten, und hatte die ganze Mahlzeit lang, um auf seine Quellen zu warten. Nur Hagrid okkupierte den Lehrertisch, als er seinen üblichen Platz einnahm und die noch größtenteils leere Halle mit den Augen absuchte.

Den rechten Augenblick abzuwarten, würde ohne die unerwünschte Gesellschaft seiner Kollegen weniger ermüdend sein.

»Irgendeine Änderung in Mister Grangers Zustand, Severus?«, fragte Minerva.

»Wurdest du über irgendeine Änderung informiert?« Severus gab die Frage zurück, nippte dann einen winzigen Schluck Kaffee aus der Tasse, mit der er beabsichtigte, so lange hinzukommen, bis die Gryffindors eintrafen.

»Ein simples Nein hätte genügt.«

»Nichts hat sich verändert.« Bevor Minerva ihr Geplapper fortsetzen konnte, setzte Severus hinzu: »Und nein, Poppy kann ihn nicht ins St. Mungo’s verlegen.«

»Was hat Hermione zu der Angelegenheit zu sagen?«, fragte Minerva.

»Sie wird der Verlegung ebenfalls nicht zustimmen«, versicherte Severus, jetzt die Stirn runzelnd.

»Sie kann für sich selbst antworten, danke«, mischte sich genau diese Betreffende ihres Gespräches ein. Granger besetzte den Platz auf seiner anderen Seite, bevor sie hinzufügte: »Wenn wir bis zum Ende des Tages keinen Weg finden, Nathan zu wecken, werde ich mich höchstpersönlich mit dem St. Mungo’s in Verbindung setzen.«

»Und dabei sein Leben riskieren. Das ist eine sehr vernünftige Entscheidung, besonders, wenn sie von seiner eigenen Mutter kommt.« Er konnte seine sarkastischen Worte schmecken, die sich mit dem bitteren Geschmack seines Kaffees vermischten.

»Hast du irgendwelche Fortschritte gemacht?«

Die Frage nervte ihn. Nicht nur deshalb, weil sie demonstrativ seinen Kommentar ignorierte, sondern auch, weil sie die Antwort bereits kannte. Was könnte er herausgefunden haben, seit sie sich spät in der letzter Nacht voneinander getrennt hatten?

Er konnte erkennen, dass sich ihre innere Einstellung seit dem vorherigen Nachmittag nicht sonderlich verbessert hatte. Seitdem sie damit begonnen hatte, ihn aus dem einfachen Grund anzuschreien, dass er seine Rolle als Nathans Vater spielte, hatte Granger versucht, ihn bei jeder Gelegenheit, die sie bekam, damit zu verletzen, was sie als geistreiche Worte erachtete. Machte sie ihn dafür verantwortlich, was geschehen war? Wenn dies der Fall war, irrte sie sich hundertprozentig. Wenn sie nach einem Sündenbock für die Erkrankung ihres Sohnes suchte, sollte sie Lupin die Schuld geben. Das erinnerte ihn daran ...

»Hat sich Lupin bei dir gemeldet?«, fragte er sie.

»Hätte er das tun sollen?«

»Nichtsnutziger Werwolf«, fluchte er.

»Er hat mich in der Bibliothek aufgesucht, als ich gestern diese ganzen nutzlosen Information zusammenklaubte.«

Severus schätzte ihren qualitätsmäßig minderen Sarkasmus nicht und ließ dieses Gefühl durch seine Augen offen zutage treten.

»Er war sehr betroffen über die Tatsache, nicht in der Lage zu sein, eine größere Hilfe zu sein. Er entschuldigte sich dafür, dass er Nathan hatte zu Schaden kommen lassen, als er für seinen Schutz verantwortlich war, doch ich habe ihm versichert, dass er nicht der einzig Verantwortliche war. Ich würde nicht von ihm erwarten, dass er Nathan die ganze Zeit beobachtet. Nichtsdestotrotz, es gibt andere, die den Anspruch erheben, dies zu tun.«

Er zeigte für ihre offene Anschuldigung einzig Verachtung. Severus würde ihr nicht die Genugtuung durch eine Szene in der Großen Halle gewähren, allerdings würde er sie auch nicht damit davonkommen lassen, ihm für das, was geschehen war, die Schuld zuzuweisen.

»Gryffindors sind für ihre Verantwortungslosigkeit berühmt«, war sein Kommentar. Er stellte sicher, dass sie die in seinen Worten eingewobene Drohung verstand.«

Sie besaß die Unverfrorenheit zu schnauben. »Mir egal, Severus.«

Seine Aufmerksamkeit galt dann den Schülern, die die Halle betraten, doch aus dem Augenwinkel heraus konnte Severus sehen, dass Granger den Inhalt ihrer Tasse herunterschüttete und hastig das herunterschlang, was auch immer sich auf ihrem Teller befand. Es überraschte ihn nicht, als sie aufstand, um zu gehen – Gott sei Dank – genau in dem Moment, als seine potenziellen Zeugen die Schwelle überquerten. Als er ebenso aufstand, deutete Granger seine Absicht falsch.

»Ich brauche dich nicht, um mich zu eskortieren.«

Er genoss das Vergnügen zu schnauben, bevor er sie auf seinem Weg zum Gryffindor-Tisch, ohne einen flüchtigen Blick zurückzuwerfen, stehenließ. Einmal dort, hielt er nur lange genug inne, um zu sagen: »Mister Brown und Mister Wood, auf ein Wort in meinem Büro. Sie haben fünfzehn Minuten.«

Wenn irgendein Geist dem schlafenden Jungen an diesem Tag Aufmerksamkeit geschenkt hätte, wäre er Zeuge eines riesigen Grinsens geworden, das genug Liebe ausstrahlte, um eine ätherische Umarmung genannt zu werden. Ein infrage kommender Geist hätte vielleicht sogar neugierig genug werden können, der Spur der Hoffnung zu folgen, die sonderbarerweise an diesem Morgen die Gryffindors in die Kerker begleitete.

*'*'*'*'*


Er hielt sich steif in seinem Stuhl und beobachtete, wie sich die Jungen seinem Schreibtisch mit der Vorsicht näherten, die sein unverwandter Blick rechtfertigte.

»Was genau ist in diesem Turm geschehen?«, fragte Severus, sobald die Gryffindors vor ihm stehenblieben.

Sie warfen einander einen Seitenblick zu und verärgerten Severus mit ihrem stummen Zögern.

»Ich warte«, mahnte er.

»Ich weiß es nicht, Sir«, antwortete Wood.

»Wie steht’s mit Ihnen, Mister Brown?« forderte Severus. »Wollen Sie mir erzählen, was geschehen ist?«

»Ich weiß nicht, was geschah, Sir.«

Die Jungen schraken zurück, als Severus knurrte. »Sie werden mir erzählen, was geschehen ist, ob Sie wollen oder nicht, also empfehle ich, dass Sie damit beginnen, Tacheles zu reden.«

»Wir wissen es wirklich nicht, Sir.« Woods Stimme nahm einen gequälten Ton an. »Als wir nach oben gingen, war Nathan bereits im Bett. Ich fand erst am Morgen heraus, dass irgendetwas nicht stimmte.«

»Waren Sie nicht zusammen?«, wollte Severus wissen, verwundert darüber, dass sein Sohn früher im Bett gewesen war, als seine Freunde. Dann begriff Severus, dass er nichts über den Alltag seines Sohnes im Gemeinschaftsraum wusste.

»Nathan ging in dieser Nacht früher ins Bett.« Erneut antwortete Wood.

»Warum?«, verlangte Severus zu wissen.

Schweigen.

»Ich habe gefragt, warum«, intonierte Severus ernst.

»Er war aufgebracht, Sir«, antwortete einmal mehr Wood. Brown schwieg weiterhin.

»Werde ich weiterhin fragen müssen, warum, oder werden Sie mir erzählen, was geschehen ist, bevor ich meine Geduld verliere?«

Wood schluckte; Brown blieb weiterhin still und schaute ernst.

»Malfoy hat ihm eine Falle gestellt, Sir«, sagte Brown schließlich. »Er forderte Nathan heraus, in die Verbotene Abteilung der Bibliothek zu gehen, wissend, dass er in Schwierigkeiten geraten würde, wenn jemand ihn dort erwischt. In dem Moment, als Nathan die Verbotene Abteilung betrat, rannte Malfoy los, um Madam Pince zu holen.«

Severus verengte seine Augen. »Doch niemand wurde erwischt, oder ich würde inzwischen über diese Dummheit Bescheid wissen«, hielt er entgegen, während sein Zorn sich steigerte und er genau in diesem Moment Nachsitzen schreien wollte. Wie konnte Nathan sich durch Devon einmal mehr aufstacheln lassen, nach all den Warnungen, die er ihm – ihnen – gegeben hatte? Er hatte große Lust, beide zu schütteln. Stattdessen konzentrierte er sich auf die zu erledigende Aufgabe, während er die beiden Jungen in seiner Präsenz anfunkelte. »Was war die Herausforderung?«

Brown zappelte unruhig herum, Wood allerdings antwortete: »Nathan musste ein Buch mitbringen, Sir.«

»Welches Buch?«, drängte Severus.

Wood schaute, wie um Unterstützung bittend, zu Brown hinüber; Brown schaute überall hin, nur nicht auf die beiden anderen Zauberer im Raum. Severus wusste, dass er den Kern der Sache erreicht hatte.

»Wo ist das Buch?«, fragte er.

Brown verkrampfte sich und Wood starrte angestrengt auf seine Füße.

»Mister Brown, ich will dieses Buch, hier, JETZT!«

Beide Jungen zuckten bei diesem letzten lauten Befehl zusammen.

»Bewegen Sie sich!«, bellte er, und sie waren schließlich gefügig und verließen mit gehetzten Schritten den Raum mit dem Versprechen, sofort zurück zu sein.

Snape knallte seine Faust mit voller Wucht auf die Arbeitsplatte und knurrte, um etwas von seiner Wut abzubauen. »Dumme, hirnlose Bengel!«, fluchte er zwischen zusammengebissenen Zähnen, während er sich selbst das Versprechen gab, dass Devon Malfoy sich dieses Mal nicht straflos herauswinden würde.

Er seufzte. Ein Buch aus der Verbotenen Abteilung ... Was dachte sich Nathan dabei? Bis er sah, um welches Buch es sich handelte, konnte Severus sich nicht sicher sein, doch er war beinahe davon überzeugt, dass das, was seinen Sohn verflucht hatte, seine Quelle in diesem Buch hatte. Höchstwahrscheinlich ein Buch der Dunklen Künste, und Severus konnten nur hoffen, dass es etwas war, was er im Stande sein würde umzukehren.

Er wollte nicht darüber nachdenken, was geschehen würde, wenn er es nicht konnte.

Severus massierte seinen Nasenrücken, während er eine Traurigkeit fühlte, die er gewöhnlicherweise nicht über seinen Zorn herrschen ließ. Er hätte wahrscheinlich die überwältigende Reue besser verstehen können, die seine Gefühle dominierte, wenn er den Jungen neben sich hätte stehen sehen können, dessen Hand über seinem nach vorn gebeugten Kopf schwebte.

*'*'*'*'*


Andy und Kevin waren mit dem Anima Kodex zurückgekommen, und die Strafarbeiten, die sie sich in erster Linie dafür eingehandelt hatten, weil sie es überhaupt verborgen hatten – begleitet vom Verlust von vierzig Hauspunkten – waren keine Überraschung gewesen, in Anbetracht der verzerrten Lippen und des tiefen Stirnrunzelns, die sie für die Ablieferung des Buches getroffen hatten. Überraschend jedoch war der Blick voller Befürchtung, den sein Vater dem Buch der Dunklen Künste schenkte, jetzt, wo die Jungen gegangen waren. Nathans eigene Angst vergrößerte sich.

Für einen Moment starrte Professor Snape lediglich auf das Buch auf seinem Schreibtisch, anscheinend in Gedanken versunken, und sein Ausdruck ließ Nathan einmal mehr einen flüchtigen Eindruck der Seele, von der er wusste, dass sie in seinem Inneren wohnte, erkennen. Die Augen seines Vaters waren beinahe glasig, und Nathan sehnte sich danach zu sehen, welche Gedanken durch seinen Kopf rannen, um zu verstehen, warum er das Verlangen verspürte, den Mann neben sich zu umarmen und zu trösten, ihre Rollen an diesem Morgen umkehrend.

Sie wurden beide durch das Geräusch der Tür aufgeschreckt, die sich öffnete, um seine Mutter hereinzulassen. Sie blieb stehen, als sie sie – nein, nur seinen Vater – im Zimmer sah.

»Tut mir leid, ich nahm an, dass du inzwischen im Klassenraum sein würdest«, entschuldigte sie sich für die unangemeldete Invasion.

»Wo ich sein sollte«, sagte sein Vater, und kehrte damit zu seinem üblichen Verhalten zurück. Er stand auf, sammelte seine Sachen ein, und mit ihnen den Anima Kodex. Während Nathan überzeugt war, dass Professor Snape seine Mutter auf die Neuigkeiten ansprechen würde, ging dieser einfach an ihr vorbei und verließ den Raum, und nahm dabei die einzige Möglichkeit mit sich, die ihr helfen würde, einen Weg zu finden, Nathan zurückzubringen.

»He!«, protestierte Nathan. Wenn er Klassen zu unterrichten hatte, hätte Professor Snape das Buch – zumindest für den Morgen – bei seiner Mutter zurückgelassen haben sollen.

Seine Empörung half nicht, die Szene aufzuhalten, die sich vor ihm entfaltete, und Nathan bereitete sich auf einen weiteren Morgen außerhalb seines Körpers vor. Er dachte daran, nach einem Geist zu suchen, gab aber dann die Idee auf. Was er benötigte, war jemand, der dieses Buch so bald wie möglich studierte, und wenn Professor Snape es mitgenommen hatte, war das vielleicht das, was er plante zu tun. Seine ahnungslose Mutter mit ihren nutzlosen Wälzern zurücklassend, ging Nathan zielstrebig auf das Zaubertränke-Klassenzimmer zu, wo momentan die Hoffnung angesiedelt war.

*'*'*'*'*


»Fünf Punkte, Mister Riley«, sagte Severus. Er hatte den Zaubertrank zu Brauen angewiesen, den ein Erstklässler am schnellsten brauen konnte, und dennoch machten die Schwachköpfe jeden undenkbaren Fehler und hielten ihn auf.

Er hatte das Buch mit sich gebracht, hatte jedoch nicht gewagt, es in einem Klassenzimmer voller Schüler zu öffnen. Dies war die Art von Abhandlung, der man niemals trauen durfte. Solch Dunkle Schriften hätten niemals die Hände seines Sohnes erreichen sollen. Seelenmagie ... Das konnte nicht gut sein.

Wenn Severus ein weniger bedeutender Zauberer wäre, hätte er zugeben müssen, dass dies schlimmer war als einfach 'nicht gut'. Eine Seele, an der man sich zu schaffen gemacht hatte ...

Severus würde nicht über Dementoren nachdenken.

Severus würde nicht an den Dunklen Lord denken.

Ein Schauer rann seine Wirbelsäule hinunter, ungeachtet seines Willens, nicht an die Vergangenheit zu denken. Er musste die Schüler loswerden, weil er spürte, dass jetzt Zeit von äußerster Wichtigkeit war, mehr als vorher.

»Sie haben zwanzig Minuten, um den Zaubertrank herzustellen und aus meinen Augen zu verschwinden«, erklärte er der Klasse, drehte ihnen seinen Rücken zu und setzte sich in Richtung seines Schreibtisches an vorderster Front des Raumes in Bewegung.

»Zwanzig Minuten? Aber das ist nicht genug!«

Severus hörte diesen Protest, mahlte mit seinen Zähnen und wirbelte herum, um seinem Patensohn mit einem höhnischen Lächeln auf seinem Gesicht zu begegnen. »Fünf Punkte von Slytherin, Mister Malfoy«, sagte er ohne auch nur zu blinzeln, und fügte dann hinzu: »und einmal Nachsitzen.«

Devon war nicht der Einzige im Raum, der aufkeuchte. »Aber, On—«

»Weitere fünf Punkte von Slytherin, Mister Malfoy«, schnitt Severus dem Jungen das Wort ab, bevor er noch weiter protestieren konnte. Nach dem, was er zuvor herausgefunden hatte, war es zu einer Herausforderung geworden, der Stimme seines Patensohnes zuzuhören, ohne ihn dafür verantwortlich zu machen, was mit seinem Sohn geschehen war. Severus wusste, dass er nicht allein schuldig war, doch das änderte nichts an der Tatsache, dass er nichtsdestotrotz die Schuld trug.

Severus hätte dieser dummen, kindischen Rivalität eher ein Ende gemacht haben sollen. Wenn er gewusst hätte, dass es so weit kommen würde, hätte er dies getan.

Was stimmte nicht mit der Seele seines Sohnes ...?

Die Zeit schien sich zu verlangsamen, wenn sie das Gegenteil tun sollte. Severus ging zu seinem Schreibtisch zurück, und sobald der von ihm festgesetzte Zeitpunkt erreicht war, scheuchte er die Erstklässler aus dem Klassenzimmer und bereitete sich darauf vor, es sofort nach ihnen zu verlassen.

»Onkel Severus.«

Er knurrte. Der Junge zappelte unruhig herum, blieb jedoch standhaft und wartete darauf, wahrgenommen zu werden.

»Was?«, schnappte Severus, der nichts anderes wollte, als die lästige Verzögerung loszuwerden.

»Hast du das wirklich ernst gemeint, als du Nachsitzen sagtest?«, besaß sein Patensohn die Unverschämtheit zu fragen.

»Hast du mich jemals 'Nachsitzen' sagen hören, und ich habe dies nicht gemeint?«, erwiderte Severus, seine Augen verengend.

»Niemals …« sagte Devon, dessen Slytherin-Instinkt ihn veranlasste, ein verspätetes »Sir« hinzuzusetzen.

Als sich Severus erneut umdrehte, um den Raum zu verlassen, bestand der Junge auf einer Erklärung: »Aber warum?«

Severus funkelte ihn über seine Schulter hinweg an. »Dafür, dass du ein egoistisches, verwöhntes Balg und deinem Paten gegenüber ungehorsam bist und – auf diese Weise – das Leben meines Sohnes in Gefahr bringst. Und jetzt, da ich die Zeit gehabt habe, die Angelegenheit nochmals zu erwägen, hast du von heute Abend an täglich Nachsitzen, solange, wie ich es für angebracht halte.« Er ließ seinen Blick auf dem Gesicht des Jungen nur lange genug ruhen, um es zu sehen, wie es seine ganze Farbe verlor, um sich dann umzudrehen und zu gehen.

*'*'*'*'*


Wenn ein anderer Junge, der sich ebenfalls in dem Raum befand, irgendwelche Farbe hätte verlieren können, würde dies geschehen sein. Nathan starrte mit offenem Mund die Tür an, durch die sein Vater hinausgegangen war, und konnte seinen ätherischen Augen und Ohren nicht glauben. Professor Snape hatte Malfoy Nachsitzen ohne Ende gegeben? Und das seinetwegen! Nichts Geringeres! Ein Herz, das nicht echt sein konnte, drohte vor Glück zu explodieren.

Ein lautes Schniefen erinnerte Nathan daran, dass er im Klassenzimmer nicht allein war. Er drehte sich herum und sah Malfoy, der mit einer Hand über seine Augen rieb, sichtlich, um sie von Tränen zu befreien. Malfoy weinte.

»Wer ist jetzt am Heulen?«, stichelte er, wohl wissend, dass der Blonde ihn nicht hören konnte. »Er ist mein Vater, nicht deiner!«

Nathan glaubte, dass er das Recht hatte, beim Anblick seiner heulenden Nemesis vor Freude zu jauchzen, doch das Gefühl stellte sich nicht ein. Allerdings ließ er es sich nicht nehmen, zu behaupten: »Wie angenehm ist es zu hören, was für eine Enttäuschung du bist?«

Erneut – keine Freude, als die Worte heraus waren. Nathan blickte den schniefenden Jungen finster an und beantwortete seine eigene Frage: Es war schrecklich zu hören, dass man eine Enttäuschung ist. Seine Gedanken trugen ihn zu Harry, seinem Paten, und Nathan konnte sich nicht vorstellen, wie schrecklich es sein würde, diese Worte von ihm zu hören – wie schrecklich war es gewesen, dies von seinem Vater hören zu müssen ...

Nathan entschied sich dafür, den Raum zu verlassen, bevor er begann, Malfoy zu bedauern. Das würde zu viel des Guten sein.

*'*'*'*'*


Hermione wurde von ihrem stillen Niederschreiben von Aufzeichnungen abgelenkt, als Severus das Labor betrat. »Ich bin froh, dass du zurück bist. Wir müssen sofort mit einigen Zaubertränken beginnen«, erklärte sie ihm.

»Vergiss es«, antwortete er.

Hermione starrte ihn mit offenem Mund an und runzelte dann über seine Verweigerung die Stirn. »Hör mir zu, Severus. Wenn du—«

»Man hat sich an seiner Seele zu schaffen gemacht«, verkündete er, während er jene dunklen Augen auf sie gerichtet hielt.

Viele Fragen schossen ihr in der kurzen Zeitspanne von ein paar Sekunden durch den Kopf, doch keine davon sprach sie laut aus. Sie starrte sprachlos auf Severus, bis sich ihr Mund bewegte und ein leises, gewispertes »Seele?« ausstieß.

»Dies befand sich in seinem Besitz.« Er zeigte ihr ein Buch. »Also, wenn du mich entschuldigen würdest, ich brauche mein Labor.«

Ihr Blick wechselte schnell von dem Buch zu Severus’ Gesicht. »Gib mir dieses Buch, Severus.«

»Du wirst damit nichts anfangen können. Die Dunklen Künste sind— «

»Accio Buch!«, sagte Hermione, und das Buch verließ Severus’ Hand und flog in die ihre. Bevor sie es jedoch öffnen konnte, hatte Severus seine Hände darauf und hielt es geschlossen.

»Hast du die wenigen Gehirnzellen verloren, die du hattest?«, knurrte er. »Lass' das Buch sofort los!«

»Lass' los, Severus.«

Wenn er geglaubt hatte, ihr dieses Buch wegnehmen zu können, lag er vollkommen falsch. Ein Kampf der starrenden Blicke folgte, bis er seufzte, während er immer noch seine Seite des Buches festhielt.

»Schön, du musst den Raum nicht verlassen, während ich es untersuche.«

»Wenn du glaubst, dass du mich damit von der Arbeit ausschließen kannst, dann kennst du mich überhaupt nicht.«

»Granger, du kannst ein Buch der Dunklen Künste nicht einfach öffnen, ohne es zuerst auf Verwünschungen und Flüche zu untersuchen, wie du wissen solltest. Was Nathan krank macht – Was zum Teufel …!«

Severus ließ das Buch los, seine Hand schüttelnd, um den Schmerz zu vertreiben, den er aufgrund ihrer nonverbalen Verwünschung spüren musste, wie Hermione wusste. Ohne auf seine in die Offensive gehende Antwort zu warten – die sicherlich folgen würde – öffnete sie das Buch. Dies schien ihn jedoch nur Sekunden in seinen Vormarsch aufhalten zu können, bevor er versuchte, ihr das Buch wieder wegzunehmen.

»Ich bin immer noch unversehrt, Severus. Ich habe dich niemals als Feigling wahrgenommen, also hör' damit auf, wie einer zu handeln«, ermahnte sie ihn, während sie das Buch aus seiner Reichweite hielt.

»Und deine überwältigenden Kenntnisse in den Dunklen Künsten haben dir zugesichert, dass nichts geschehen würde, wenn du dieses Buch öffnest, wie ich überzeugt bin. Hör' auf, dich wie ein Kind zu benehmen, und fang' an zu denken, bevor du handelst, oh mutige Gryffindor!«, spottete er. »Du wirst in einem Bett neben Nathan enden – oder schlimmer, du wirst mich mit dir zusammen dorthin mitnehmen!«

Severus beobachtete sie weiterhin ernsthaft, während er sich scheinbar nicht vergegenwärtigte, was er da angedeutet hatte. Hermione errötete und wandte ihr Gesicht ab, um zu versuchen, ihre Gedanken zu verbergen – eine kindische Hoffnung. Tatsächlich hatte er hinsichtlich ihres kindischen Verhaltens Recht, aber dies befreite ihn nicht von seinem Anteil an diesem Wortwechsel.

»Wann hast du dieses Buch gefunden?«, fragte sie und versuchte damit, das Thema wieder auf die zu erledigende Aufgabe zurückzubringen. »Und woher wusstest du, dass Nathan es hatte?«

»Lupin hat keine Kontrolle über seine Gryffindors oder irgendeine Kenntnis davon, was in ihrem Turm vor sich geht. Nathan holte das Buch aus der Verbotenen Abteilung und hatte es in der Nacht bei sich, als dies alles geschah. Seine Freunde haben diese kleine, unbedeutende Information verborgen.« Severus triefte vor Sarkasmus, und Hermione wusste inzwischen, dass es sich dabei um einen Defensivmechanismus handelte, den er meisterlich einsetzte.

Seine haltlosen Anschuldigungen ignorierend, fragte sie: »Du hast gesagt, dass man sich an seiner Seele zu schaffen gemacht hat. Weißt du das mit Sicherheit, oder war es nur eine Vermutung?« Hermione blickte ihm abermals in die Augen, um damit anzudeuten, dass sie Aufrichtigkeit und nichts anderes akzeptieren würde.

»Ich hoffe, dass ich mich irre«, sagte Severus, und Hermione biss auf ihre Unterlippe.

»Severus …« Hermione versuchte es, doch sie konnte ihre Ängste einfach nicht in Worte fassen, aus Furcht, dass sie sie damit wahr machen würde oder seine Bestätigung bekam.

»Ich weiß«, bestätigte er ihre Ängste dennoch, wobei er seine Stimme in eine warme Art und Weise wandelte, wie sie sie vorher noch nicht gehört hatte. »Ich denke, dass wir bereits durch unseren Streit zu viel Zeit verloren haben. Lass mich an dem Buch arbeiten, Hermione.«

>Oh, dieser Slytherin-Bastard!< »Ich denke, dass du stattdessen an deinen Überredungskünsten arbeiten solltest, Severus; daran hapert es. Mich mit dieser deiner sexy Stimme Hermione zu nennen, wird mich nicht dazu bringen, dir das Buch auszuhändigen und dir die Freiheit zu lassen, mich aus diesem Raum zu hexen.« Sie errötete wiederum, aber dieses Mal hielt sie das aufrecht, von dem sie hoffte, dass es eine entschlossene Haltung war, und starrte ihn weiterhin an. Als er seine Strategie der Manipulation nicht dementierte, fügte sie hinzu: »Ich glaube, dass wir absolut dazu fähig sind, gemeinsam an dem Buch zu arbeiten. Wir beide wollen, dass Nathan gesund wird, deshalb sehe ich keinen Grund, der dagegen spricht.«

Hermione beobachtete, wie sich seine Augenbrauen zusammenzogen, sah dann jedoch nichts mehr, weil sie ihm ihren Rücken zukehrte und zu einem Arbeitstisch hinüberging und das geöffnete Buch darauf ablegte. Sie blätterte durch die Seiten, nach dem Inhaltsverzeichnis suchend, und hörte ihn sich ihr nähern, und fühlte ihn, hinter ihr stehend.

»Es scheint, dass du dazu entschlossen bist, absichtlich leichtsinnig zu sein. Das ist mir völlig egal, obwohl du dabei an Nathan denken solltest, wenn du auf diese Art und Weise handelst.«

»Er ist alles, woran ich denke. Du störst meine Konzentration.« Das entsprach nicht der Wahrheit, da sie noch nicht mit dem Lesen begonnen hatte. Dennoch ließ es ihn schweigen, und als sie schließlich zu lesen begann, wurde ihre Konzentration tatsächlich durch das Geräusch des Stuhls, der über den Steinfußboden schurrte, und seine verärgerte Stimme, die um Platz und Zugriff auf das Buch bat, unterbrochen. Hermiones Mundwinkel zuckten, doch sie war sehr schnell ernüchtert aufgrund der Ernsthaftigkeit der Situation. Nathans Seele war … Sie konnte nicht einmal über die Möglichkeiten nachdenken, so ließ sie ihre Gedanken zu Gunsten der Vernunft fallen und studierte mit Severus das Buch.

Ein Seufzer, den keiner von ihnen hören konnte, wurde laut in dem Raum ausgestoßen, und ein Junge, der nur zur Hälfte vorhanden war, kletterte auf den Rand des Arbeitstisches, um seine störrischen Eltern dabei zu beobachten, wie sie zusammenarbeiteten.

*-*-*-*


Nathan tigerte vor dem Arbeitstisch im Laboratorium seines Vaters auf und ab. Seine Eltern hatten die Hälfte des Buches durchforstet, hatten viele Aspekte daraus diskutiert, doch bisher noch nicht die wichtigste Position. Sie wussten immer noch nicht, was mit ihm nicht in Ordnung war, auch wenn sie den Zauberspruch gelesen hatten, den er verwendet hatte. Professor Snape war in die Große Halle gegangen, seine Mutter war über den Anima Kodex gebeugt, und Nathan wusste nicht mehr, was als nächstes zu tun wäre.

Er wanderte immer noch von einer Seite zur anderen, als er aus dem Augenwinkel einen funkelnden Lichtfleck entdeckte, der seine Aufmerksamkeit erregte. Nathan blieb abrupt stehen.

»Mum?«

Seine Mutter drehte sich bei seinem Ruf zu ihm herum, und Nathan beobachtete mit eigentümlicher Befriedigung, wie sie bei seinem Anblick aufkeuchte und ihre Augen sich weiteten.

»Nathan!« Sie rannte auf ihn zu, um ihn fest zu umarmen. »Nathan, mein kleiner Nathan«, murmelte sie mit ihren Lippen auf auf seinem Scheitel. »Du bist hier. Du bist wirklich hier.« Sie trat einen Schritt zurück, sich nur so weit von ihm entfernend, wie die Länge eines Armes reichte, um ihn vom Kopf bis zu den Füßen zu betrachten, drehte ihn einmal um 360 Grad herum, um ihn dann erneut fest zu umarmen. »In einem Stück, Gott sei Dank! Für einen Augenblick glaubte ich, dass du verloren wärst, auseinandergespalten und von uns genommen worden sein könntest.«

Nathan beantwortete die Umarmung mit genauso viel Begeisterung und spürte, wie ihre Liebe und Erleichterung in Geysiren aus Energie flossen.

»Aber das bist du nicht, stimmt's? Du bist vollkommen intakt, oder?«, fragte sie, während sie sanft seinen Kopf zwischen ihren Händen hielt. Sie benutzte ihren Daumen, um die Tränen des Glücks und der Erleichterung von seiner Wange zu beseitigen, die seinen Augen entströmt waren. Nathan konnte nur nicken, bevor er erneut fest umarmt wurde, ohne sich auch nur einmal darüber zu beschweren. Seit seinem unerwarteten Zusammentreffen mit der Seele seines Vaters in der Nacht zuvor hatte er ungeduldig auf eine Begegnung mit seiner Mutter gewartet, war sogar deshalb in der Nähe geblieben und hatte gehofft, dass die Seelen seiner Eltern seine Angst spüren und einen Weg finden würden, ihrer beider Körper dazu zu bringen, sich auszuruhen und ihre Seelen damit zu befreien.

»Warum gehst du dann nicht in deinen Körper zurück?«, fragte ihn seine Mutter. Ein Kloß schnürte noch immer seine Kehle zu, und die Energie seiner Tränen würgte seine Stimme ab. »Willst du das nicht?«, beharrte sie auf einer Erklärung, und ihr matter Ton ließ Nathan sich noch enger an ihr festklammern. »Sprich mit mir, Honey«, bat sie flehentlich.

»Mum …«, begann er, doch er schaffte es nicht, mehr herauszubringen.

»Ich bin hier, Sweety. Mum ist hier.« Ihre immer noch um ihn geschlungenen Arme bedeuteten mehr als irgendwelche Worte. Nathan schloss seine Augen und erinnerte sich an die Nacht zuvor, als sein Vater ihn beruhigt hatte, bevor er im Stande gewesen war zu sprechen. Eine Hand wanderte von seinem Rücken in die Richtung seines Kopfes, wo sie in der Luft schweben blieb, als ob sie auf irgendetwas aus wäre. »Du bist immer noch mit deinem Körper verbunden. Bitte, komm zu mir zurück, Baby.«

»Ich möchte ja«, sagte er durch seine Tränen hindurch.

Seine Mutter hielt ihn sanft an den Armen, auf Augenhöhe mit ihm über seine Worte die Stirn runzelnd. »Warum tust du es dann nicht? Hat dir dieses Buch in irgendeiner Art und Weise Schaden zugefügt?«, fragte sie eindringlich. »Ich kann nicht ohne dich leben, Nathan. Bitte …«

»Es ist der Zauberspruch«, erklärte er ihr. »Ich kann den Zauberspruch nicht umkehren.«

Die Stirn glättete sich, und Entschlossenheit sprach aus ihren Augen. »Mum ist hier, um dir zu helfen, Honey. Weißt du, um welchen Zauberspruch es sich handelt?«

Sich wie ein Fünfjähriger fühlend und sich nicht darum kehrend, nickte Nathan und machte sich daran zu erklären, was mit ihm geschehen war. Am Ende seiner Schilderung war ihm danach zumute, sich bei jedem weiteren Satz zu entschuldigen.

»Ich habe es nicht geschafft, es dir zu erzählen, weil ich nicht wusste, wie man dich dazu bringen könnte, mich zu hören. Es tut mir leid, Mum. Ich habe versucht, es den Geistern zu erklären, aber sie wollten es nicht verstehen.«

»Ich bin davon überzeugt, dass du es versucht hast«, besänftigte sie ihn, während sie sein Gesicht liebkoste, und dann einen Kuss auf seine Stirn drückte, während sie ihn erneut an ihre Brust zog. »Es wird alles in Ordnung kommen. Dein Vater und ich werden dir dabei helfen, deinen Weg zurück zu finden.« Ihre leisen Worte und ihr Verständnis beruhigten ihn mehr, als es irgendetwas anderes hätte tun können, weil er ihr glaubte. Nathan wusste, dass seine Mutter tun würde, was immer auch notwendig war, um alles in Ordnung zu bringen, und sie hatten alles, was sie dafür brauchten, in ihren Händen.

»Ihr habt jetzt das Buch«, stimmte er nickend zu und fand ein wenig Kraft, sich in ihren Armen herumzudrehen, als sich die Tür öffnete, um seinen Vater ins Zimmer hereinkommen zu sehen. Nathan versteifte sich, als sich Professor Snape der schlafenden Gestalt seiner Mutter näherte. Er entzog sich ihrer Umarmung und wollte ihn aufhalten. »Nein! Wecken Sie sie nicht auf!«

»Das wird er nicht«, versicherte ihm seine Mutter, während sie Nathan an der Hand hielt.

Nathan ließ es zu, dass seine Mutter ihn wieder zu sich heranzog, als sein Vater sich setzte, nachdem er von ihrer schlafenden Gestalt abgelassen hatte. Er seufzte, getröstet, und schloss seine Augen; eine sanfte Hand liebkoste sein Haar, und er genoss den noch vor kurzem verweigerten Kontakt. Nathan hätte schwören können, dass ihre Hand warm war, auch wenn sie nicht körperlich war.

Sie blieben in dieser Position, in ein faszinierendes Schweigen eingehüllt. Nathan neigte seinen Kopf zurück und entdeckte, dass seine Mutter den weiteren im Zimmer Anwesenden beobachtete. Professor Snape saß ihrer körperlichen Gestalt gegenüber, und obwohl er den Anima Kodex geöffnet in seinen Händen hielt, war das einzige, was er lesen konnte, Hermiones Züge.

»Er versucht, mich zu finden«, erklärte sie.

Nathan blickte verwirrt zu ihr auf. »Du bist doch genau hier.«

»Die äußere Hülle, die er leicht erkennen kann, ja«, sagte sie sanft, »aber nicht das Innere, und das ist es, was er zu finden versucht.« Hermione strich Nathans Haar aus seinen Augen und schaute dann abermals auf den Professor. »Er ist beinahe dabei zu verstehen … beinahe. Der Verstand kann ein echtes Hindernis sein, wenn du so sehr daran gewöhnt bist, dass er dir Sicherheit gibt. Allein die Zeit kann die Wege lehren, die zur Gesamtheit führen.« Sie blickte nochmals zu Nathan hinunter. »Er ist beinahe im Begriff zu verstehen.« Sie lächelte und küsste noch einmal seine Stirn. Der Frieden, den Nathan spürte, ließ seine Lippen sich zu einem Lächeln verziehen, auch wenn er nicht verstand, warum die Tatsache, jene Worte zu hören, ihn sich so fühlen ließ. Er lächelte nach wie vor glücklich, zufrieden damit, alles andere für den Augenblick zu vergessen, als sich seine Mutter entschloss, erneut zu sprechen.

»Jetzt, bevor ich aufwache, ist es an der Zeit, um an diesem Umkehrzauber zu arbeiten, von dem du mir erzählt hast. Ich weiß nicht, wie lange ich in einer solch unbequemen Position schlafen werde.« Seine Mutter schien schmerzerfüllt darüber, ihn daran zu erinnern, dass sie ihn würde verlassen müssen, und Nathan seufzte.

Sie probierten den Umkehrzauber auf viele Arten und in verschiedenen Sprachen, mit verschiedenen Bewegungen und ätherischen Zauberstäben, doch nicht einmal seine Mutter war in der Lage, ihn wieder zurückzuversetzen. »Warum funktioniert das nicht?«, murmelte sie zu sich selbst.

Nathan wusste es auch nicht. Wie konnte solch ein einfacher Zauberspruch so schwierig umzukehren sein? Frustriert rückte er von seiner Mutter ab und näher an seinen Vater heran. Vielleicht würde dieser irgendetwas wissen, was sie noch nicht versucht hatten. Warum konnte er nicht ebenfalls einschlafen?

»Es muss irgendetwas anderes bei diesem Zauberspruch geben, das ich übersehen habe«, sagte seine Mutter und näherte sich Professor Snape von seiner anderen Seite aus.

»Kannst du ihn nicht einschlafen lassen?«, fragte Nathan.

Sie streckte eine Hand zu dem langen rabenschwarzen Haar seines Vaters aus, und für einen kurzen Moment schloss Professor Snape seine Augen und neigte seinen Kopf zurück, als ob er sich in ihre Berührung hineinlehnte. Ein tiefer Seufzer entschlüpfte ihm, gab seine Müdigkeit und vielleicht auch sein Verlangen preis, mit ihnen zusammen zu sein. Nathan fügte seinen eigenen Beitrag zu den Anstrengungen seiner Mutter hinzu – zumindest war es das, was er durch die Hand beabsichtigt hatte, die er auf der Schulter seines Vaters legte. Das Lächeln seiner Mutter sagte ihm, dass er half.

Die geöffneten Augen seines Vaters ließen ihn erkennen, dass dies nicht der Fall war.

»Ich glaube nicht, dass er sich so weit gehenlassen wird, während ich hier schlafe«, erklärte seine Mutter. Sie strich über das Haar und die Stirn von Professor Snape, erst einmal und dann ein weiteres Mal, und Nathan beobachtete die besänftigenden Bewegungen, bis sie aufhörten. Er blickte auf und bemerkte, dass sie beide auf die schlafende Gestalt blickten, als diese sich zu rühren begann. Nathan fühlte einen Stich in seiner Brust, und suchte bei der Seele seiner Mutter nach irgendeinem Anzeichen dafür, dass sie aus seinem Blickfeld verschwand.

Sie entfernte sich von seinem Vater und zog Nathan einfach in ihre Arme, sich mit dieser Geste und den Wogen des Bedauerns entschuldigend, die er zusammen mit ihrer Umarmung fühlen konnte. »Wir werden herausfinden, was wir bei dem Umkehrzauber übersehen haben. Wir werden nicht ruhen, bis du wieder bei uns bist.« Sie ließ ihn los, und Nathan folgte ihr mit feuchten Augen, während er beobachtete, wie sich die Seele auf den Stuhl zu ihrem Körper setzte und sich mit einem gewisperten »Ich liebe dich« nach vorn beugte und sich mit diesem vereinigte.

»Nathan!«, sagte sie, nachdem sie aus etwas angsterfüllt erwachte, was nur dem Albtraum geschuldet sein konnte, ihn zu verlassen.

»Mum …« Nathan schluchzte.

*-*-*-*


Der Blutige Baron schwebte in das Labor hinein und ließ sich, in der Nähe in der Luft schwebend, treiben. Die Gelegenheiten, bei denen der Geist Severus besuchte, betrafen nur jene Zeitpunkte, wenn dem Haus Slytherin die Gefahr der unmittelbaren Zerstörung drohte. Er seufzte und machte damit auf seine Anwesenheit aufmerksam.

»Was kann ich für Sie tun, Baron?«

»Ich bringe eine Nachricht von Ihrem Sohn, Professor.«

»Nathan?«, fragte Granger, die schnell alles stehen und liegen ließ, was sie gerade tat, und sich dem Geist näherte.

Der Baron warf einen flüchtigen Seitenblick auf die Frau, während Severus alle Kraft zusammennahm, um sich für die Nachricht zu wappnen – wenn ein Geist die Nachricht brachte, konnte es bedeuten …? Der Blutige Baron wandte sich erneut an Severus. »Er kann nicht selbstständig aufwachen, weil der Umkehrzauber fehlschlug.«

Er konnte nicht aufwachen. Der Umkehrzauber ist misslungen. Severus hörte ein ersticktes Schluchzen.

»Wie heißt der Zauberspruch, den wir umkehren müssen?«, fragte er, während er versuchte, seine Gedanken so rational wie möglich zu bewahren.

»Anima Libertas«, offerierte der Geist.

Severus hatte bereits im Buch über den Fluch gelesen.

»Wir haben darüber gelesen. Er steht in diesem Buch. Ich weiß, dass ich ihn gelesen habe«, plapperte Granger, eilte mit zitternden Händen zu dem Buch hinüber und blätterte ohne jede Vorsichtsmaßnahme durch die Seiten. »Wo ist er? Wo ist ER?!«

Severus beobachtete die Verzweiflung der Frau, während Gedanken durch seine Kopf liefen. Der Umkehrzauber war fehlgeschlagen.

»Wenn ich Fragen an meinen Sohn hätte, wären Sie in der Lage, sie an ihn zu übermitteln und mit Antworten zurückzukehren?«, erkundigte Severus sich.

»Er ist hier«, erklärte ihm der Geist.

Irgendetwas wurde in Severus' Magen schwebend in Umlauf gesetzt, und wusste er nicht, ob das Gefühl gut oder schlecht war. Granger ließ erneut von dem Buch ab, während sie eindringlich fragte: »Nathan ist hier? Wo?«

Als es schon so schien, dass der Baron nicht antworten würde, sagte seine ernste Stimme dann: »Direkt vor Ihnen, Madam.«

Unaufgefordert schaute Severus auf die Stelle direkt vor der Frau, da er erwartete, dort seinen Jungen zu sehen – erwacht – doch da war nur leerer Raum. Er schaute auf Granger, die eine Hand vor sich ausgestreckt hatte, weil sie offensichtlich dasselbe erwartete, und sah eine Träne ihr Gesicht hinuntergleiten. Die Sinnesempfindung in seinem Magen breitete sich zu seinem Brustkorb aus, und Severus fühlte sich eingeengt, was ihn dagegen ankämpfen ließ, um konzentriert und rational zu bleiben.

»Fragen Sie ihn, warum der Umkehrzauber fehlschlug«, richtete er das Wort wieder an den Geist.

»Er weiß nicht, warum; der Umkehrzauber versagte einfach seinen Dienst, sowohl bei ihm als auch bei seiner schlafenden Mutter.«

»Welche schlafende Mutter?«, schaffte es Granger, mit einer schwachen Stimme zu fragen.

Der Geist warf ihr nur einen Blick zu, ohne Frage abwägend, und wandte sich dann wieder Severus zu. »Sie erinnert sich nicht an ihre Träume. Ihr Sohn betrachtet sie nicht als verantwortlich für ihren Misserfolg, da vereinbart wurde, dass Sie weiterhin nach Alternativen zu suchen würden.«

Granger keuchte auf, doch Severus wandte seine Aufmerksamkeit nicht von dem Geist ab. In seinen Worten waren entscheidende Informationen enthalten, und Severus musste in seiner Bewertung dieser Informationen schnell sein. Sein verzweifeltes Herz würde ihn den Prozess nicht verlangsamen lassen; er begriff nur, dass man zu seinem Sohn im Schlaf vordringen konnte, innerhalb seiner Träume – Gedankenblitze voller Bilder schossen in schneller Folge vom Unterbewusstsein ins Bewusstsein.

»Kann er nur durch Träume erreicht werden?«, wollte Severus wissen.

»Er ist im Schlaf gefangen.« Severus erwartete mehr, doch das war alles, was der Geist an Informationen zur Verfügung stellte.

»Ich konnte ihm nicht helfen.«

Der Schmerz in ihren Worten forderte Severus' Aufmerksamkeit. Granger starrte von dieser Niederlage besiegt auf die Stelle, von der der Baron ihnen gesagt hatte, dass Nathan dort stand. Ihr Verhalten verstärkte die Gefühle in seiner Brust, ließ ihn nach ihr schnappen: »Reiß dich zusammen, Frau.« Dann sah sie ihn an, und ihre Augen trafen sich – sein Blick hielt mit aller Kraft den ihrigen. Granger rang noch einmal scharf nach Atem, straffte ihre Schultern und wischte über ihre Augen und Wangen. Sie bot nicht den besten Anblick, aber sie war zumindest wieder Granger.

»Wie werden wir ihm helfen?«, fragte sie.

»Indem wir alle Auswirkungen des Zauberspruchs und des Umkehrzaubers verstehen und all jene Dinge auflisten, die schief gegangen sein könnten.«

Sie nickte, ihren Platz mit den Büchern und Pergamenten wieder einnehmend, doch sie kehrte noch nicht ganz wieder an die Arbeit zurück, wahrscheinlich immer noch zu verwirrt von den überraschenden Nachrichten, die der Geist gebracht hatte, der noch immer dort in der Luft schwebte.

»Haben Sie noch irgendeine andere Information für mich, Baron?«

»Nichts Relevantes, Professor.«

»Und Irrelevantes?«, dachte Severus daran zu fragen.

»Kämpfen Sie nicht gegen den Schlaf an«, offerierte der Geist, und das war, nach was es klang: ein Ratschlag. Severus neigte diesen akzeptierend seinen Kopf, bevor er sich Granger und der Arbeit anschloss, um Nathan zu helfen.

*-*-*-*


»Danke«, sagte Nathan leise und bedächtig, während er in einer Nachahmung der vorausgegangenen Geste seiner Mutter über seine Augen und Wangen wischte.

Der Blutige Baron neigte höflich seinen Kopf, bevor er davonschwebte. Es war, als ob Nathans Mission durch den Abzug des Geistes gerade vollendet worden war, und er fühlte sich, als ob ihm jegliche Energie entzogen worden wäre, schwach und abgespannt. Er ging in kurzen Schritten zu seiner Mutter hinüber und legte seinen Kopf auf ihre Schulter, um seinen Vater zu beobachten, wie dieser den Platz ihnen gegenüber einnahm.

Es herrschte Schweigen. Seine Mutter starrte auf das Buch, wahrscheinlich im Gedanken versunken. Sein Vater massierte mit zwei Fingern seine Nasenrücken, seine Augen geschlossen.

»Hast du den Zauberspruch gefunden?«

Seine Mutter blieb bei den leisen Worten seines Vaters still, hob nur ihren Kopf, um ihn anzuschauen.

»Anima Libertas«, instruierte Professor Snape sie.

Nathan nahm seinen Kopf von der Schulter seiner Mutter, als diese sich mit dem tiefen Atemzug, den sie einsog, hob und senkte, bevor sie das Buch erneut öffnete. Während sie die Seiten umblätterte, beobachtete Nathan das Gesicht seines Vaters; die Stirn leicht gerunzelt, was Nathan als ein Zeichen von Entschlossenheit verstand, der Mund in einer unnachgiebigen Linie. Das Geräusch von umgeblätterten Pergamentseiten stoppte, und seine Mutter begann, aus dem Buch laut vorzulesen, was den Raum mit ihrer von Gram erfüllten Stimme erfüllte, die immer abgehackter klang, je mehr die Worte vom Inhalt her der Dunkler Magie zuzurechnen waren.

»Es ist ein einfacher Zauberspruch.« Die Objektivität seines Vaters unterbrach den übermäßig gefühlsbetonten Ton seiner Mutter. »Warum ist der Umkehrzauber nicht erfolgreich?«, fragte er.

Für lange Minuten schloss sich Nathan seiner Mutter bei ihren stillen Erwägungen der Worte seines Vaters an.

»Er ist erst elf Jahre alt«, sagte seine Mutter.

»Er ist zwölf, und ich glaube nicht, dass dies relevant ist«, verwarf sein Vater die Bemerkung, und die Tatsache, dass er sie hinsichtlich seines Alters korrigiert hatte, ließ Nathan seinen verkrampften Gesichtsausdruck entspannen.

»Er ist ein Erstklässler, Severus. Natürlich ist das von Bedeutung! Wie kannst du von ihm erwarten, dass er dazu fähig ist, diesen Zauberspruch selbstständig umzukehren, so, wie dieses verfluchte Buch behauptet, dass er genau das zu tun hat? Er ist nur ein Kind, und wir sprechen über Dunkle Magie, Severus. Dunkle Magie!« Sie schwenkte das Buch durch die Luft und ließ es dann fallen, als ob sie sich verbrannt hätte, was Nathan einen Schritt zurück machen und den Blick auf seinen Vater richten ließ, vergessend, wen er da gerade eindringlich um Hilfe dabei bat, seine Mutter zu trösten. Zu seiner Überraschung tauchte die Seele für einen winzigen Moment in dem zärtlichen Ausdruck seiner Augen auf, allerdings lange genug, um Nathan erneut mit seinen eigenen Augen flehentlich bitten zu lassen.

»Granger«, rief der Mann. Seine Mutter schien dies nicht gehört zu haben. »Hermione«, rief er nochmals, nunmehr ihren Vornamen verwendend. Sie konzentrierte sich auf ihn. »Es ist nicht relevant«, bestand der Mann auf seiner Behauptung. Nathan beobachtete in gespannter Erwartung, wie seine Eltern einander anstarrten, ohne zu wissen, was sie als nächstes tun würden.

»Es tut mir leid«, entschuldigte sich seine Mutter, ihren Platz wieder einnehmend. Nathan seufzte erleichtert.

»Er ist kein voll ausgebildeter Zauberer, doch er hat den Zauberspruch gemeistert, also sollte er auch im Stande sein, den Umkehrzauber durchzuführen«, ergänzte Professor Snape.

»Was ich versuche zu sagen, ist, dass er ein Anfänger in Zauberkunst ist. Erst kürzlich hat er gelernt, wie man Gegenstände frei schweben lässt. Die Tatsache, dass er den Zauberspruch einmal korrekt ausgeführt hat, bedeutet nicht, dass er ihn gemeistert hat«, beharrte seine Mutter, und ihre Gelassenheit dabei linderte den Schmerz, den Nathan aufgrund ihres Mangels an Vertrauen in sein Potenzial empfand.

»Lass es uns herausfinden«, erklärte sein Vater ihr, nahm das weggeworfene Buch und machte sich zur Tür auf, den Zauberstab in der Hand.

Nathan ging besorgt seinem Vater nach, dicht gefolgt von seiner Mutter. »Was wirst du machen?« Sie fragte genau nach dem, was auch Nathan wissen wollte.

»Ich werde den Zauberspruch werfen, was sonst?«

»Auf wen?«, fragte sie, und in ihrem Tonfall spiegelte sich die Eindringlichkeit wider, die Nathan empfand. Sein Vater hielt im Türrahmen zu seinem Büro inne, drehte sich herum, um auf sie beide – nein, nur sie – zu starren, und ließ das Schweigen die Lücke in seiner eigenen Antwort ausfüllen.

Und die Stille beantwortete ihre Frage.

»Nein«, sagte seine Mutter, damit das in Worte fassend, was Nathan nicht konnte, »du wirst den Zauberspruch nicht auf dich selbst werfen; das lasse ich nicht zu.«

Nathan beobachtete seinen Vater, wollte, dass er dem zustimmte, doch im gleichen Moment wollte er auch, dass er den Zauberspruch warf und sich zu ihm gesellte. Es könnte furchtbar schiefgehen; es könnte seinen Vater ebenso aus seinem Körper aussperren. Das würde nicht gut sein, doch Nathan wäre nicht mehr allein – die Seele seines Vaters würde bei ihm sein. Es war schlecht; Nathan war ein garstiger, egoistischer Junge, doch er konnte nicht anders. Nicht, dass er irgendein Mitspracherecht bei der Entscheidung darüber hatte, was sein Vater wirklich tun würde, aber er wäre enttäuscht, wenn sein Vater dem Wunsch seiner Mutter nachgab.

»Severus …«, bat sie flehentlich, wahrscheinlich seinen Gesichtsausdruck als Entschlossenheit interpretierend. »Ich … Du kannst nicht—«

»Ich kann, und ich werde.«

»Und wenn es nicht funktioniert …« Seine Mutter verließ seine Seite und näherte sich seinem Vater. »Werde ich dann ohne Nathan und ohne dich sein?«

Nathan wollte nicht, dass seine Mutter allein zurückgelassen wurde. Inzwischen wirklich egoistisch, dachte er jedoch, dass sie sich ihnen jederzeit auf seiner Seite der Welt anschließen könnte.

________________________________________

Im nächsten Kapitel … Ein Konflikt zwischen dem Lehrer und dem Vater, und Nathan erwacht.


Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.

Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel

Twitter
HPXperts-Shop
Hobbit 3: Begleitbuch
Top-News
Suche
Updates
Samstag, 01.07.
Neue FF von SarahGranger
Freitag, 02.06.
Neue FF von Laurien87
Mittwoch, 24.05.
Neue FF von Lily Potter
Zitat
Der Tod ist in allen sieben Büchern ein ganz bedeutendes Thema.
Joanne K. Rowling