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Fanfiction

Nicht nur ein Granger - Kapitel 25: Außerhalb

von Alea_Thoron

Not Only A Granger
Outside

by ferporcel



DISCLAIMER: Nicht meines! Es ist alles von J. K. Rowling.

WARNING: Diese Geschichte spielt in der Zukunft und beinhaltet HBP Spoiler! Seid gewarnt!

ORIGINAL BETA: BastetAzazis, GinnyW und Indigofeathers – vielen Dank!

GERMAN TRANSLATION: Alea_Thoron

SUMMARY: Nathan ist aus seinem Körper ausgesperrt und beunruhigt damit seine Eltern.

________________________________________


Nicht nur ein Granger

Kapitel 25: Außerhalb



Der Tag dämmerte herauf, und Nathan wusste, dass er an diesem Morgen nicht aufwachen würde, wenn das Licht durch die Lücke im Vorhang sein Gesicht traf. Nicht einmal die stärkste Sonne des hellsten Sommertages aller Sommertage würde in der Lage sein, ihn seine Augen öffnen zu lassen. Nach all diesen verzweifelten Stunden des vor Wut Schäumens, Weinens, oder einfach auf sein schlafendes Selbst Starrens, war Nathans Körper nach wie vor nur eine seelenlose Hülle.

Binnen kurzem würden seine Zimmergenossen aufstehen, um den Tag zu beginnen, und irgendjemand würde sein Bett kontrollieren kommen. Nathan saß im Schneidersitz neben seinem Körper, auf diesen Moment wartend. Er hatte versucht, seine Kette der Stimmungen zu überprüfen, um zu sehen, was sie anzeigte, doch sie wurde von seinem Schlafanzug verdeckt. Er fragte sich, ob sie durchsichtig war, so wie damals, als er sie abgenommen hatte, als er auf seinen Vater ärgerlich gewesen war. Vielleicht war sie schwarz – schwarz wie der Tod. Würde Professor Snape es bemerken?

Nathan ließ seinen Kopf sinken. Wenn sein Vater durch die Schlafsaaltür kam, davon ausgehend, dass er tot wäre, und seinen friedlich schlafenden, leeren Körper fand … was würde er tun? Er wollte daran glauben, dass Professor Snape mit seinem Zauberstab schnipsen und alles enträtseln würde.

Selbst wenn es nur deshalb wäre, um Nathan unversehrt zurück zu haben, so dass er seine Seele richtig von seinem Körper trennen könnte, wenn er ihn später dafür umbringen würde.

Seine Mutter würde sehr enttäuscht sein, wusste er. Zumindest würde sie ihn nicht so zu Gesicht bekommen. Er blickte abermals flüchtig auf seinen Körper. Sie würden ihn in Null Komma nichts in Ordnung bekommen; seine Mutter würde erst später davon erfahren. Nathan war sich sicher, dass sie in Panik geraten würde, wenn sie ihn anschauen würde, bewusstlos daliegend, wie es jetzt war …

Doch sie würden ihn auf die Beine bringen; Madam Pomfrey, Professor Lupin, Professor Snape, irgendjemand! Sie mussten. Es war ein einfacher Zauberspruch.

Ein einfacher Zauberspruch, den er nicht meisterte …

Nathan barg erneut seinen Kopf in den Händen, während die Ellbogen auf seinen transluzenten Knien ruhten. Wie armselig war er? Ja, er hatte diese Frage bereits viele Male beantwortet, doch er war über sich selbst so dermaßen enttäuscht, dass seine Gedanken sich im Kreis drehten und immer wieder zurückkamen, um ihn zu strafen. Dieses Mal jedoch wurde der Zyklus durchbrochen. Es gab Bewegung im Raum, die ihn von seinen Gedanken ablenkte.

Nathan verließ sein Bett, um nachzusehen, wer gerade aufwachte. >Großartig! Andy!< Vorsichtig, um ihn nicht zu erschrecken, machte Nathan einen Schritt nach vorn und rief: »Andy.«

Vielleicht war er zu vorsichtig gewesen, da Andy weiterhin seine Kleidung durchstöberte, als ob er ihm nicht zuhörte.

Nathan zischte: »Andy!« Er wollte nicht gerade jetzt die anderen aufwecken. Er ging hinüber und stand jetzt in der Mitte des kreisförmigen Zimmers. »Andy?«, rief er mit einer normalen Stimme, wenn auch ein wenig zögerlich dabei.

Andy hatte ihm immer noch seinen Rücken zugewandt, während er was auch immer aus seinem Schrankkoffer herausnahm, doch dann drehte er sich herum und schaute ihn an.

»Keine Sorge«, beeilte sich Nathan zu sagen, während er seine Hände in die Höhe reckte und auf den Schock wartete, der sich auf dem Gesicht seines Freundes zeigen würde. Doch als er nichts davon entdecken konnte …

Als Andy jedoch überhaupt nichts sagte und auch keinerlei Anzeichen von Überraschung zeigte, begriff Nathan, dass er durch ihn hindurch und nicht auf ihn schaute – und nun war er derjenige, der fassungslos war.

>Er kann mich nicht sehen.<

Nathan konnte es nicht glauben. Er war durchsichtig, ja, doch das galt für alle Geister im Schloss, und Andy – oder eigentlich jedermann – hatte keine Schwierigkeiten damit, sie zu sehen und sich mit ihnen zu unterhalten. Warum sollte das bei ihm irgendwie anderes sein?

»Andy! Bitte sag', dass du mich sehen kannst! Dass du dir nur einen Scherz erlaubst!« Nathan wurde von Panik ergriffen, ging näher an seinen Freund heran und blieb direkt vor ihm stehen. Andy schien seine Anwesenheit nicht zu bemerken. »Das ist nicht komisch!«

Andy stand vom Bett auf und ging zum Badezimmer hinüber, wobei er ihn ignorierte und beinahe durch ihn hindurch ging. Nathan starrte mit weit aufgerissenen Augen auf die Tür, die sich hinter Andy geschlossen hatte.

Wenn sie ihn nicht sehen konnten, wie würden sie erkennen, was geschehen war? Wenn niemand darüber Bescheid wusste, was sich ereignet hatte, wie würden sie es dann in Ordnung bringen? Sie würden das nicht! Konnten es nicht!

>Ich werde für immer aus meinem Körper ausgesperrt sein!<

Nathan ging unter Tränen, die seine durchsichtigen Wangen hinunter liefen, zu seinem Bett zurück. Er versuchte noch weitere zehn Male vergebens, den Umkehrzauber auszuführen, noch stärker weinend. Er hatte ganz einfach nicht erkannt, wie sehr er es vermasselt hatte – bis zu dem Zeitpunkt, als Andy ihn weder sehen oder hören konnte.

Seine anderen Zimmergenossen waren alle erwacht, als sich Nathan ein wenig beruhigt hatte. Das Buch lag noch immer mit der Seite über den Zauberspruch aufgeschlagen da, so dass sie, wenn sie seinen besinnungslosen Körper fanden, wissen würden, was geschehen war und wie man es in Ordnung brachte. Dieser Gedanke war das Einzige, was seine Hoffnungen darauf aufrechterhielt, irgendwann in absehbarer Zeit in seinen Körper zurückgelangen.

»Ist Nathan im Badezimmer?«, hörte er Kevin aus irgendeiner Ecke des Raumes fragen. Nathan war in seinem durch die Vorhänge verborgenen Bett zurück. Es würde jetzt nicht mehr sehr viel länger dauern, bis sie es herausfanden.

»Nein, Josh ist dort.«

»Schläft er dann immer noch? Hat er gedacht, dass er zu spät zum Unterricht kommen kann, nur, weil heute sein Geburtstag ist?«, sagte Kevin, was Nathan bei der Erwähnung seines Geburtstages seine Augen schließen ließ.

»Ich werde ihn aufwecken«, erbot sich Andy freiwillig.

Die Vorhänge an seinem Bett wurden abrupt aufgezogen.

»Wach auf!«, rief Andy, der erwartete, ihn zu erschrecken. Sein Freund lächelte, doch als sich Nathans Körper nicht einmal rührte, kam das Lächeln ins Stocken. »Wach auf, Nathan. Du kannst nicht wie ein Faulpelz im Bett bleiben, wenn wir das nicht können.«

Nathan beobachtete seinen Freund aufmerksam, und sah dabei all die Gefühle, die über dessen Gesicht huschten.

Andy schüttelte die Schulter seines Körpers. »Komm schon! Hör auf damit! Ich dachte, dass wir heute früher zum Frühstück gehen könnten.«

Natürlich reagierte sein Körper nicht. »Ich werde nicht aufwachen, Andy. Geh' Professor Lupin holen.« Aus Nathans ungehörten Worten sprach traurige Resignation.

»Das ist nicht komisch, Nathan«, sagte sein Freund, wieder seinen Körper schüttelnd. »Wach auf!«

Andy geriet in Panik, wie Nathan begriff. Er sah, wie Kevin ihm zu Hilfe kam.

»Komm schon, Nathan. Du verärgerst Andy«, sagte Kevin, seine Schulter schüttelnd. »Und jetzt machst du auch mich ärgerlich.«

»Ich glaube, da stimmt irgendetwas nicht mit ihm. Ich denke, dass wir Professor Lupin rufen sollten«, sagte Andy schließlich, verließ jedoch die Bettseite nicht. Nathan erkannte, dass er immer noch hoffte, dass das alles ein Scherz war.

Als nicht einmal diese Worte Nathans Körper seine Augen öffnen ließen, war Kevin überzeugt. »Ich geh' schon.« Er verließ den Schlafraum, um nach Professor Lupin zu suchen.

Seine anderen Zimmergenossen versammelten sich nun um sein Bett und fragten, was vor sich ging. Kevin kam binnen kurzem zurück, um zu erzählen, dass Professor Lupin auf dem Weg hierher war. Das war der Zeitpunkt, an dem etwas Schreckliches geschah.

»Kevin, ich glaube nicht, dass Professor Lupin das hier sehen sollte.« Andy zeigte auf das offene Buch nahe am rechten Knie seines Körpers.

Nathans durchsichtiges Selbst folgte Andys ausgestrecktem Finger und geriet in Aufregung.

»Ist das das Buch, das er gestern aus der Verbotenen Abteilung geholt hat?« fragte Kevin Andy auf eine Art und Weise, so dass allein er – und Nathan – ihn hören konnten.

Andy nickte.

»Professor Lupin darf das nicht sehen!« stimmte Kevin dann zu.

»Rühr' das Buch nicht an!«, schrie Nathan, als Kevin danach griff, und versuchte, Kevins Hände wegzuschieben. Natürlich konnten weder seine Worte noch seine Handlungen irgendetwas ausrichten, um Kevin davon abzuhalten, genau dies zu tun. Und all seine anderen Bitten waren ebenfalls zwecklos. »Nein, nicht, NICHT! Schließ' es nicht!«

Er folgte Kevin und dem Buch zu Kevins Schrankkoffer, und als das Buch fest geschlossen und vor jedermanns Augen verborgen war, betrat Professor Lupin den Raum.

»NICHT!«, schrie Nathan, und er hatte frische Tränen in seinen ätherischen, dunklen Augen. »Wie soll er mich jetzt wieder zusammenflicken?«

Als Nathan dorthin zurückkehrte, wo sein Körper lag, hatte sich Professor Lupin bereits durch die Jungen hindurch geschoben, die um das Bett herumstanden, berührte gerade seine körperliche Stirn und rief mit Sorge in seiner Stimme seinen Namen. »Nathan. Nathan, können Sie mich hören?«

»Ja, kann ich. Aber Sie können mich nicht hören!«, schnappte Nathan, unfähig, seine Frustration zu kontrollieren, nachdem man seine größte Hoffnung fortgeschafft und in Kevins Schrankkoffer versteckt hatte.

Er kletterte ins Bett und beobachtete, wie Professor Lupin die Augen und die Arme seines Körpers untersuchte, seinen Zauberstab nahm und leise einige Worte vor sich hin murmelte. Er beobachtete teilnahmslos, wie sein Körper in einem roten Licht erglühte, nachdem einer der Zaubersprüche ihn getroffen hatte.

»Andy, gehen Sie in die Große Halle und holen Sie Professor Sna—«

Die Tür flog in demselben Moment auf, als Professor Lupin dies sagte, und zog die Aufmerksamkeit von jedem im Raum auf sich. Nun, nicht von jedem; Nathan schloss seine Augen und verpasste dadurch den Anblick seiner Zimmergenossen, die aus Professor Snapes Weg sprangen, als der Mann das Zimmer durchquerte, unterdrückt fluchend.

Nathan öffnete seine Augen und starrte weiterhin auf seinen Körper. Das Glühen von Professor Lupins Zauberspruch verblasste langsam, in derselben Geschwindigkeit seiner eigenen Wahrnehmungen seiner Umgebung. Nathan beobachtete, wie es verblasste, starrte dorthin, ohne wirklich etwas zu sehen, verloren in seiner Hoffnungslosigkeit. Die Hand seines Vaters geriet in sein Blickfeld, als das verbliebene rote Licht sich zerstreute. Sie berührte die Stirn seines Körpers. Nathan blickte schließlich auf, folgte dabei der Länge des Armes.

Professor Snape schaute mit finsterem Blick auf ihn hinunter. Nun, nicht auf ihn, sondern auf seinen Körper. Er hielt seinen Zauberstab und schien sich zu konzentrieren.

»Was ist geschehen?«, fragte Professor Snape.

Nathan öffnete seinen Mund, um zu antworten, dabei vergessend, dass man ihn nicht hören konnte, als Professor Lupin sprach: »Die Jungen riefen mich, als sie ihn nicht aufwecken konnten. Ich weiß nicht, was geschehen ist, aber er scheint nicht physisch verletzt zu sein.«

Professor Snape hörte zu, währenddessen er offensichtlich denselben Zauberspruch warf, den Professor Lupin zuvor geworfen hatte, da Nathans Körper abermals rot erglühte. Professor Snape wandte sich von dem Anblick ab und schaute die anderen im Raum an. »Wer kann mir erklären, was hier vor sich geht?«, fragte er.

Schweigen war seine Antwort.

»Mister Brown?«, griff sich Professor Snape diesen heraus, eine Augenbraue wölbend.

»Ich weiß es nicht, Sir.«

»Mister Wood?«, versuchte Professor Snape es bei ihm.

»Ich konnte ihn nicht aufwecken, Sir«, sagte Andy.

Sein Vater drehte sich wieder herum, wobei er abermals seinen Körper betrachtete und seinen Blick von Nathans Gesicht bis zu den Füßen und wieder zurück schweiften ließ. Der bewusste Teil von Nathan erschrak, als die Füße, die er angestarrt hatte, sich bewegten. Er beobachtete, wie sein Körper vom Bett in die Arme seines Vaters gehoben wurde.

»Ich werde vorausgehen, um Poppy vorzuwarnen«, sagte Professor Lupin.

»Warum?«, fragte Professor Snape herausfordernd. »Du würdest nützlicher sein, wenn du wüsstest, was in deinem eigenen Haus vor sich geht, Lupin.« Er justierte das Gewicht in seinen Armen und schritt zur Tür.

Nathan folgte ihm, nicht wissend, was er sonst tun sollte. Sie gingen durch den Gemeinschaftsraum, benutzten den Ausgang durch den Portrait-Zugang der Fetten Dame, und gingen weiter durch die Korridore, die sie hinauf zum Krankenflügel führen würden.

Es war immer noch früh, und sie begegneten sehr wenigen Schülern außerhalb ihrer Gemeinschaftsräume. Es war nicht so, dass sich irgendein Teil von Nathan dessen bewusst war – sein bewusstloser Körper ruhte sicher in den Armen seines Vaters und seine Seele folgte dessen bestrumpften Füßen wie in Trance.

Als die Füße ein letztes Mal auf und ab schaukelten und dann stoppten, wurde Nathan aus seinen Tagträumereien gerissen und schaute seinen Vater richtig an. Er nahm das Bild in sich auf, das dieser Mann abgab, der seinen Körper trug. Das Gesicht seines Vaters trug die übliche undurchdringliche Miene zur Schau, doch seine Augen waren in einer Art anders, die Nathan nicht einordnen konnte.

Professor Snape verlagerte den Körper in seinen Armen erneut, hielt ihn mehr aufrecht, den Kopf an seiner Halsbeuge, die Brust an seiner Brust, das Gewicht mit einem einzelnen Arm abstützend und eine Hand befreiend, um an seinen Zauberstab zu kommen. Er warf Alohomora, und sie betraten den Krankenflügel.

»Poppy!« Sein Vater rief nach der Medi-Hexe, während er behutsam seinen Körper auf einem Bett ablegte und sicherstellte, dass sein Kopf weich auf dem Kissen lag. »Poppy!«

»Severus?« Die Medi-Hexe kam dorthin angehetzt, wo sein Vater stand und sein Körper lag.

»Irgendetwas stimmt nicht mit ihm«, sagte Professor Snape.

Die Medi-Hexe begann, ihren Zauberstab über Nathans Körper zu schwenken, was Professor Snape dazu veranlasste, einen Schritt vom Bett zurückzutreten. Nathan starrte auf sein eigenes blasses Gesicht und beobachtete, wie die ersten Diagnose-Zauber darauf trafen.

Die Medi-Hexe konzentrierte sich auf ihre Untersuchung, und Nathans Aufmerksamkeit wurde von ihr auf seinen Vater gezogen. Derselbe merkwürdige Schimmer wie vorher glänzte noch immer in seinen Augen, sein Gesichtsausdruck in einem Stirnrunzeln eingefroren. War er beunruhigt oder ärgerlich? Es war schwer zu sagen. Als er auf die Hand des Mannes schaute, wo zwei Finger gegeneinander rieben, ergänzte Nathan seine Liste von Möglichkeiten mit besorgt oder gereizt.

Madam Pomfrey blieb für einen Moment stumm, seine Aufmerksamkeit suchend. Das einzige Anzeichen, dass sein Vater die Veränderung ebenfalls bemerkt hatte, war, als er einen Schritt näher an das Bett und an Nathans Körper herantrat.

»Es gibt nichts körperlich Anormales bei ihm. Soweit ich erkennen kann, schläft er tief; weitaus tiefer, als ein Stupor bewirken würde, deshalb wird auch kein Enervate ihn zu Bewusstsein bringen. Meine Zaubersprüche sagen mir außerdem, dass er keinen Schlaftrank zu sich genommen hat, zumindest keinen der gebräuchlichen. Sein Zustand scheint im Moment stabil genug, was in gewisser Hinsicht gut ist, allerdings ist es auch schlecht, da er nicht von selbst aufwacht.« Madam Pomfrey hielt inne und wandte sich von seinem Körper zu seinem Vater um. »Was ist mit ihm geschehen?«

Professor Snape starrte – noch immer mit einem Stirnrunzeln – auf das fahle Gesicht, das nur wenig Kontrast zu dem weißen Kissenbezug aufwies, während er antwortete: »Ich weiß es nicht, noch nicht. Er lag auf seinem Bett in seinem Schlafsaal, als wir ihn fanden, und keiner der anderen Schüler gab irgendetwas Nützliches preis. Ich hatte gehofft, dass du es mir sagen könntest.«

Die Medi-Hexe runzelte die Stirn. »Ich vermute, dass dies die Auswirkung eines Fluches ist, obwohl, wenn er sich innerhalb des Schlafsaals befand, als du ihn gefunden hast ... Ich kann mir keinen Fluch auf Hogwarts-Niveau vorstellen, der eine solch starke Wirkung haben würde.«

Nathan lauschte Madam Pomfreys Spekulationen und machte sich immer größere Sorgen über ihre Beurteilung seines Zustandes. Sollte dies bedeuteten, dass auch sie ihn nicht wieder in Ordnung bringen konnte?

»Wenn das hier ein Fluch ist, ist es einer, den ich nicht kenne«, setzte Madam Pomfrey hinzu, und das beantwortete Nathans Frage.

In gewisser Weise hatte er es bereits gewusst, aber trotz der verschwindend geringen Chancen hatte er gehofft, dass die Medi-Hexe in der Lage sein könnte, diese Situation rückgängig zu machen.

»Du kannst ihn nicht zurückbringen.« Professor Snape kam zu derselben Schlussfolgerung und sprach sie laut aus.

Sie schüttelte ihren Kopf. »Nicht ohne zu wissen, was ihn getroffen hat.«

Nathans Hilflosigkeit und Frustration trieben ein weiteres Mal Tränen in seine Augen. Sie konnten ihn weder hören noch sehen, sie konnten das Buch nicht finden, das den Fluch und den Gegenfluch beschrieb, und ohne das konnten sie ihm nicht zurück in seinen Körper verhelfen. Dies konnte nicht schlimmer laufen.

»Ich werde Minerva und dann dem St. Mungo’s flohen«, sagte die Medi-Hexe zu seinem Vater.

Dem St. Mungo’s? Wenn sie seinen Körper von Hogwarts wegschickten ... Nathan konnte sich nicht vorstellen, dass dies eine gute Idee wäre. Er wollte nicht aus dem Schloss verfrachtet werden. Er schaute auf Professor Snape und wartete auf irgendein Wunder. Glücklicherweise intervenierte sein Vater, als sich Madam Pomfrey bereits dem Kamin zuwandte.

»Das wird nicht notwendig sein.«

»Severus, die Schulleiterin muss informiert werden—«

»Ja, ja. Minerva ja, aber nicht das St. Mungo’s«, unterbrach sein Vater verärgert.

»Ich kann ihn nicht heilen, Severus. Er sollte ins St. Mungo’s geschickt werden—«

»Ich bin nicht deiner Meinung«, unterbrach der Mann erneut und blickte die Medi-Hexe demonstrativ an, die ihn anfunkelte. Ihr stummer Ringkampf um die Machtposition schien ewig zu dauern.

Nathan beobachtete erst den Einen und dann im Gegenzug den Anderen. Er wollte nicht ins St. Mungo’s geschickt werden, doch wenn Madam Pomfrey ihm nicht helfen konnte … warum widersetzte sich sein Vater der Vorstellung, ihn in das Krankenhaus zu senden? In diesem Augenblick wollte Nathan nur, dass Professor Snape diesen Wettkampf der durchbohrenden Blicke gewann; er konnte später über seine Motivation nachdenken.

Madam Pomfrey ging schlussendlich zum Kamin und rief die Schulleiterin. Sie öffnete keine Floh-Verbindung zum St. Mungo’s, schien jedoch auch jetzt noch beleidigt zu sein und machte gegenüber Professor Snape sehr eindeutig klar, was hinsichtlich dieser Angelegenheit ihre Denkweise war.

Die Schulleiterin erreichte den ruhigen Krankensaal, und Madam Pomfrey ging sofort zu ihr hinüber, um zu erklären, was sich ereignet hatte. Die beiden Hexen näherten sich dem Bett, wo sein Körper lag. Nathan folgte ihnen, aufmerksam auf alles achtend, was gesagt wurde. Es wurde nichts Neues enthüllt, und abschließend machte Madam Pomfrey ihre Wünsche deutlich, dem St. Mungo’s Bescheid zu geben.

»Warum hast du ihnen bisher noch nicht gefloht?«, fragte die Schulleiterin.

Die Medi-Hexe gestikulierte aufgebracht in Professor Snapes Richtung; er hatte schweigend verharrt, seit die Schulleiterin angekommen war.

»Severus?«, ermunterte Professor McGonagall ihn, sich ihm zuwendend, als ob sie erst in diesem Moment seine Anwesenheit im Krankensaal bemerkte. Nathan folgte ihr.

»Er wird nicht ins St. Mungo’s geschickt.«

Professor McGonagall schien von der Endgültigkeit in seinem Tonfall überrascht. Nathan wurde aufgrund der Situation immer nervöser. Verweigerte sein Vater ihm Hilfe? Wollte er nicht, dass er wieder gesund würde?

»Wenn es hier nichts gibt, was Poppy dagegen tun kann, brauchen wir fachkundige Hilfe.«

»Ich bin sein Vater, und ich sage, dass er nicht ins St. Mungo’s geschickt wird.«

Es war das erste Mal seit dem Tag, an dem Nathan den Mann bekennen gehört hatte, sein Vater zu sein, dass er Professor Snape ihre Blutsverwandtschaft zugeben hörte. Was trieb er da eigentlich?

»Er könnte ernsthaft verletzt sein, Severus—«

»Poppy sagte, dass er stabil ist.«

»Ja, aber das kann sich jede Minute ändern. Wir wissen nicht, was ihn getroffen hat«, sagte Madam Pomfrey äußerst verärgert.

Professor Snape funkelte sie aus dem Augenwinkel heraus an: eine Warnung.

»Warum willst du ihn nicht ins St. Mungo’s schicken, Severus?«, fragte die Schulleiterin, allem Anschein nach neugierig. Auch Nathan war an der Antwort interessiert.

»Ich vertraue nicht auf seine Sicherheit außerhalb des Schlosses. Er bleibt, bis ich etwas anderes sage.«

Nathan versuchte, die wahren Gefühle hinter dieser Äußerung abzuschätzen. War Professor Snape wirklich um seine Sicherheit besorgt? Zurückdenkend war Professor Snape ihm immer dann zu Hilfe gekommen, wenn er in irgendeiner Art von Schwierigkeiten war. Vielleicht war er tatsächlich besorgt.

»Seine Sicherheit?«, fragte Madam Pomfrey verwirrt.

»Ja.« Sein Vater funkelte sie abermals an. Wenn man Nathan hätte hören können, hätte er ihr geklärt, ihn besser nicht noch einmal zu verärgern.

»Falls du es nicht bemerkt haben solltest, Severus, der Krieg ist jetzt seit mehr als einem Jahrzehnt vorbei. Bist du wirklich derartig paranoid wegen—«

»Er hat seine Gründe, Poppy. Ist Mister Granger wirklich stabil?« Die Schulleiterin intervenierte gerade noch rechtzeitig, da Professor Snape sie mit einer solchen Intensität anfunkelte, dass sein Gesicht sich wegen etwas rot verfärbte, von dem Nathan sich sicher war, dass es kalte Wut war.

»Ist er, aber—«

»Ich werde etwas zum Frühstück bestellen, und du kannst die Situation ausführlicher erklären, während wir essen.« Professor McGonagall zog die Medi-Hexe am Arm weg.

Professor Snape wurde mit Nathan allein zurückgelassen. Er gab nach dem Abgang des Paares ein verärgertes Geräusch von sich, bevor er seine Augen schloss und tief durchatmete. Nathan sah, wie er sich dem Bett zuwandte und schweigend auf seinen Körper schaute. Wie gewöhnlich zeigte sein Gesichtsausdruck nichts von seinen Gedanken, und Nathan war einmal mehr ratlos, wie er dies zu interpretieren hatte. Sein Vater überbrückte die kurze Distanz zum Bett und heftete seine Augen auf das kreidebleiche Gesicht. Das war der Zeitpunkt, an dem sich sein Gesichtsausdruck veränderte.

Nathan beobachtete überrascht, wie Gefühle über das Gesicht seines Vaters huschten. Er hatte niemals in jenen schwarzen Augen dergleichen gesehen; sie waren beinahe warm, zärtlich. Dann streckten sich lange Finger aus, um kleinere Finger zu berühren. Nathan keuchte auf, als ein Schmerz, der nicht physischer Natur sein konnte, in seiner ätherischen Brust pulsierte. Sein Vater hatte ihn nie zuvor auf diese Art berührt.

»Warum wachst du nicht auf?« Es war nahezu ein Flüstern.

»Ich weiß nicht wie«, antwortete Nathan, während sich erneut Verzweiflung in ihm aufbaute. Er wollte in seinen Körper zurückkehren, er wollte genau das fühlen.

Als die Finger die kleine Hand verließen und das Haar aus seinem körperlichen Gesicht zurückstrichen, brach aus Nathans Augen eine einzelne Träne. Er blinzelte sie weg und blickte in das Gesicht seines Vaters auf. Der Mann runzelte die Stirn.

»Du bist kalt«, wisperte er. »Was ist mit dir geschehen?«

»Es tut mir leid«, entschuldigte sich Nathan; er empfand die ungeheure Tragweite dessen, was er getan hatte, zu glauben, dass mit Dunklen Zaubersprüchen herumzuspielen, nicht so schwerwiegend wäre. Wenn er jetzt auf seinen Vater schaute ... Oh, wie sehr er es bedauerte, nicht dazu fähig zu sein, jene Liebkosungen zu fühlen, wie sehr er es bedauerte, so viele Schwierigkeiten zu verursachen. Und was wäre, wenn sie nie herausfinden würden, was mit ihm geschehen war? Sein Sehvermögen verschwamm unter der angesammelten Energie, aus der seine unsichtbaren Tränen bestanden.

»Hat dein Geburtstag irgendeinen Fluch auf dich entfesselt?« Sein Vater setzte seine leise Befragung fort, und Nathan wurde sich bewusst, dass er darüber Bescheid wusste, dass heute sein Geburtstag war. »Ich glaube nicht, dass irgendjemand ins Schloss eingedrungen ist, um dich zu verfluchen.«

»Ich habe mich selbst verflucht«, schluchzte Nathan. »Es tut mir leid!«

Professor Snape reagierte nicht auf Nathans Qual, starrte nur nachdenklich auf seinen Körper. Derselbe Finger, der Nathans Gesicht berührt hatte, rieb jetzt über die dünnen Lippen seines Vaters, dort gehalten durch die Unterstützung seines anderen Armes, der um seine Körpermitte lag. Obwohl der Mann das schwachen Heben und Senken des Brustkorbes seines bewusstlosen Körpers zu beobachten schien, waren seine Augen glasig, starrten konzentriert ins Leere. Das nachdenkliche Gesicht seines Vaters in sich aufnehmend, beobachtete Nathan diese augenscheinliche Ruhe und versuchte, seine eigenen Emotionen zu beherrschen.

Professor Snape äußerte keine weiteren Fragen, aber es war offensichtlich, dass er versuchte herauszufinden, was mit ihm geschehen war. Selbst wenn er Zweifel hinsichtlich der Gefühle seines Vaters sich selbst gegenüber hatte, war dessen bloße Anwesenheit dort an seinem Bett beruhigend. Nathan war viel ruhiger, als sich die Schulleiterin und die Medi-Hexe ihnen erneut näherten. Die Körperhaltung seines Vaters straffte sich, und sein Gesichtsausdruck wurde kälter, bemerkte Nathan.

»Irgendeine Veränderung?« Professor McGonagall sprach zuerst.

»Nein.« Sein Vater blickte ein letztes Mal flüchtig auf das Bett. »Wenn ihr mich entschuldigen würdet, ich möchte in meine Wohnräume zurückkehren, bevor ich in den Unterricht gehe.« Er nickte den Frauen zu, bevor er jedoch gehen konnte, ergriff die Schulleiterin abermals das Wort.

»Severus, hast du die Möglichkeit, dich mit Hermione in Verbindung zu setzen, wenn sie an der Universität unterrichtet?«

>Mum.< Nathan schloss seine Augen, sich selbst bereits angesichts ihrer bevorstehenden Enttäuschung versteifend.

»Keine anderen Möglichkeiten, als du hast, Minerva.«

»Dann werde ich dich bitten müssen, dass du während deiner Freistunde zu ihr gehst. Sie muss so bald wie möglich erfahren, was geschehen ist.«

»Minerva, ich würde es vorziehen, meine Freistunde dazu zu verwenden, Recherchen über die möglichen Flüche anzustellen, die Einfluss auf den Jungen nehmen. Ich bin mir sicher, Hagrid würde der Aufgabe nicht abgeneigt gegenüberstehen, oder sogar Filch.«

»Severus, ich kann keinen Halbriesen mitten unter Muggel schicken, und Filch kann nicht apparieren. Sei vernünftig.« Der Tonfall der Schulleiterin war verärgert, allerdings auch autoritär.

Sein Vater murmelte irgendetwas über Nebensächlichkeiten, die andere Direktoren dieser Schule früher niemals aufgehalten hätten, und stimmte halbherzig zu. »Schön.«

»Na gut. Ich kann mir dessen sicher sein, dass du mich alarmieren wirst, wenn es in der Zwischenzeit Veränderungen hinsichtlich seines Zustandes gibt?« Die Frage war an die Medi-Hexe gerichtet, die nickte.

»Alarmiere mich ebenfalls, wenn ich bitten darf«, setzte sein Vater hinzu, nickte dann den Frauen nochmals höflich zu und schaffte es schließlich, den Krankensaal zu verlassen.

Nathan verlor das Interesse an der Unterhaltung der beiden Frauen. Seine Phantasie war jetzt mit Gedanken an seine Mutter angefüllt, was ihn alles andere vergessen ließ.

*-*-*-*


Severus wanderte mit langen Schritten durch die Korridore des Schlosses. Bei allem, mit dem er sich in diesem Augenblick herumschlagen musste, brauchte er nicht wirklich auch noch Hermione Granger zu diesem Quantum hinzugefügt. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem Minerva sie erwähnt hatte, hatte er ihre Abwesenheit aus seinen Gedanken für eine volle Stunde nicht bemerkt – die erste in dieser Woche. Ihre unmittelbar bevorstehende Begegnung war nicht genau das, was er in diesem Augenblick brauchte.

Aus einem weiteren Traum über Lippen und Hände auf seinem Gesicht und gebeichteten Worte erwachend, hatte ihn dies an diesem Morgen übellaunig sein Badezimmer betreten lassen. Erzürnt über seine verräterischen Gedanken hatte er planmäßig gebadet. Er war mit einem Stirnrunzeln auf seinem strengen Gesicht seine morgendlichen Rituale durchgegangen, hatte sich nicht einmal damit aufgehalten, an sich selbst im Spiegel Schuldzuweisungen zu richten, wie er es am vorherigen Morgen getan hatte. Er hatte sich selbst einfach finster angeblickt und das Badezimmer verlassen, um sich anzukleiden und seine Kerker-Wohnung für etwas zu verlassen, was versprach, ein weiterer höllischer Tag zu werden.

'Höllisch' war eine Untertreibung, wusste er jetzt. Als Severus die Beschaffenheit der Stimmungslage seines Sohnes festgestellt hatte, wie er es vor dem Verlassen der Wohnung täglich machte, hatte das Grau in seinem verzauberten Zaubertrank alle Gedanken aus seinem Verstand vertrieben – nichts anderes war von Bedeutung, als Nathan zu finden.

Nun hatte er einen Sohn in einem Krankensaal des Krankenflügels, eine Klasse voller Schwachköpfe zu unterrichten und Hermione Granger zu treffen. Sein Kopf schmerzte, ihn daran erinnernd, dass er keine Zeit gehabt hatte, auch nur einen Schluck Kaffee zu trinken.

Severus betrat seine Wohnung, warf die Tür hinter sich zu und verzog aufgrund des stechenden Schmerzes in seinem Kopf, den das dröhnende Geräusch verursachte, das Gesicht zu einer Grimasse. Er ging geradewegs in seine kleine Küche und bereitete eine Tasse Kaffee zu, ließ sich dann in einen Sessel fallen und nippte an dem starken Gebräu. Er hoffte, dass dieser ein wenig von dem Schmerz verschwinden lassen würde, und als dies nicht geschah, presste er seine Finger gegen seine Augen, und verharrte eine Zeitlang auf diese Art. >Kopfschmerztrank<, dachte er. Er rief nonverbal eine Phiole zu sich, die geradewegs in seine Hand flog. Severus entkorkte das Fläschchen und trank den Inhalt, wobei ihm nicht einmal der widerliche Geschmack etwas ausmachte.

In dem stillen Raum ebbte sein Kopfschmerz ab und er begann, mit einem Aufrufezauber Bücher aus seinen Regalen herbeirufen. Ein Stapel aus ihnen lag nun auf dem Kaffeetisch, nur einige von den vielen, von denen Severus glaubte, dass sie irgendeine Erkenntnis über den Fluch bringen könnten, der seinen Sohn leiden ließ. Er schnitt eine Grimasse wegen der großen Anzahl von Büchern, doch er musste irgendwo anfangen. Er nahm die ersten drei ganz oben vom Stapel und ging zu seinem morgendlichen Unterricht.

Severus beschränkte seinen Vortrag auf ein Minimum und verwies binnen kurzem auf die Seite des Lehrbuches, wo seine Hufflepuff- und Ravenclaw-Drittklässler den Zaubertrank finden würden, der gebraut werden sollte. Er musste sie nicht zweimal dahingehend warnen, dass er während des restlichen Unterrichts keine Unterbrechungen und kein Geplauder tolerieren würde – anscheinend waren die ersten zwanzig Punkte, die er während des Vortrages abgezogen hatte, genug gewesen, um ihnen zu zeigen, dass er nicht in der Besten seiner Stimmungen war.

Das erste Buch, das Severus durchsah, hatte nichts Aufschlussreiches darüber zu bieten, was seinen Sohn getroffen haben könnte. Er versuchte abermals zu verstehen, wie der Junge direkt unter seiner ziemlich großen Nase verflucht worden sein könnte. Er hätte sich darüber bewusst gewesen sein müssen, dass irgendetwas im Begriff war zu geschehen, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Er hatte permanent die »Fanpost« seines Sohnes gelesen, doch nichts davon war ihm als wirklich bedrohlich in seine argwöhnischen Augen gesprungen. Offensichtlich war irgendetwas oder irgendjemand seiner Aufmerksamkeit entgangen.

Severus verließ seinen Tisch, um in seinem Klassenzimmer umherzuwandern, die Kessel von nervösen Schülern gewissenhaft überprüfend. Granger hatte offensichtlich ebenfalls jedwede Hinweise übersehen, die sie gewarnt haben könnten, dass etwas derartiges geschehen würde, doch andererseits hatte Severus auch nicht erwartet, dass sie irgendetwas bemerkte. Die Frau war unglaublich blind – in jeder Hinsicht – und binnen kurzem würde er sie nach einer ihrer gigantischen Zurschaustellungen von Blindheit, wenn nicht sogar der allergrößten, wiedertreffen.

Severus zog Miss Landers für zu heftiges Rühren zwei Punkte ab. Über diese Frau nachzudenken, war frustrierend. Sie würde ihn gelegentlich zum Narren halten, zeigte Intelligenz, durchschaute Dinge, sah Ereignisse voraus, allerdings wurden jene Momente jetzt völlig überschattet von … Bereits zurück an seinem Schreibtisch, runzelte er die Stirn. Ihre Lippen waren für jemanden mit solch einem unflexiblen Verstand viel zu weich. Er wollte nicht wirklich daran denken.

Er öffnete das zweite Buch und konzentrierte sich auf Nathans Problem. Er wusste, dass Poppy jeden Fluch auf Schulniveau verworfen hatte, doch er schloss dies bisher noch nicht aus. Er hatte es sich abgewöhnt, darüber überrascht zu sein, was Schwachköpfe in der Lage waren zu vollbringen, wenn sie es nicht einmal versuchten. Natürlich würde dies seine Suche nach einer Behandlung massiv ausweiten, aber er wollte nicht allzu grob vereinfachend sein und das Offensichtliche übersehen.

Ein weiteres Buch ohne einen Fluch, der mit dem übereinzustimmen schien, was mit Nathan geschehen war. Wie konnte es sein, dass keiner seiner Freunde irgendetwas gesehen hatte? Wenn Nathan getroffen worden war, während er bereits geschlafen hatte, musste irgendeiner jener Gryffindors irgendetwas gehört oder gesehen haben. Er musste sie befragen. Er wollte dies gleich nach dieser Unterrichtsstunde machen …

Bloß, nach diesem Unterricht hatte er nach London zu apparieren, um Granger zu treffen. Er rieb über seine Augen und schloss das Buch, das er gerade geöffnet hatte. Warum musste sie ihm jene geschmeidigen Lippen aufdrängen? Und sie hatte ihn überrumpelt. Severus Snape hasste Überraschungen. Was würde er ihretwegen unternehmen? Die Unterrichtsstunde war beinahe zu Ende, er musste schnell nachdenken, sagte er sich selbst – als ob eine akzeptable Antwort, die ihm in all diesen Tagen nicht eingefallen war, plötzlich in seinen Kopf schießen würde.

Er nahm das dritte Buch, das er aus seiner Wohnung mitgebracht hatte, und versuchte, sich neuerlich darauf zu konzentrieren. Er hatte es halb durchgearbeitet und dabei das Nichtvorhandensein von Hilfe bis zu diesem Punkt verzeichnet, als die Schüler in ihre Phiolen mit den Proben abgaben und seine Kerker verließen. Allein in seinem Klassenzimmer und ohne irgendeine der Antworten, die er benötigte, verließ Severus den Raum, um in seine Wohnung zu gehen und sich Muggel-Kleidung anzuziehen. Er würde sich an Plan B halten: Ignoriere ihr letztes Zusammentreffen, erzähle ihr einfach über Nathan und entledige dich ihrer so schnell wie möglich.

*-*-*-*


Severus fühlte sich ohne seine Roben ungeschützt. Auch wenn sein Wintermantel den größten Teil seines schwarzen Anzugs verdeckte, war immer noch viel zu viel von seinem weißen Hemd sichtbar. Die wärmere Temperatur innerhalb des Gebäudes der Chemischen Abteilung half nicht im Geringsten, ihn aus freien Stücken seinen Mantel ablegen zu lassen und noch mehr von sich selbst zu enthüllen.

Der Wachmann informierte ihn darüber, wo sich Grangers Büro befand, doch sie war nicht dort. Er erwog die Möglichkeit, eine schriftliche Mitteilung unter der Tür zu hinterlassen und nach Hogwarts zurückzukehren. Sie würde frühzeitig genug davon erfahren und würde seine Untersuchung des Fluches ernsthaft behindern. Einzig die versteckte Warnung in Minervas Stimme ließ ihn weiter den Korridor hinunter gehen, auf der Suche nach Granger. Es war offensichtlich, dass Minerva Poppy versprochen hatte, dass sie Nathan ins St. Mungo’s schicken würden, wenn seine Mutter dem zustimmen würde, und Severus konnte dies nicht geschehen lassen. Er brauchte Granger bei dieser Angelegenheit auf seiner Seite, und um das zu erreichen, musste er persönlich mit ihr sprechen.

Er hielt einen jungen Mann auf – wahrscheinlich ein Student – und fragte, wo er sie finden konnte.

»Ich glaube, dass ich sie zusammen mit Professor Brice im Synthese-Laboratorium gesehen habe. Das ist den Flur hinunter, die letzte Tür links, Sir.«

Severus neigte zum Dank seinen Kopf und folgte den Instruktionen des Studenten. Von den Glasfenstern aus, die dem Raum das Erscheinungsbild eines Aquariums gaben, konnte er sie sehen, und tatsächlich – sie hatte Gesellschaft. >Perfekt<, dachte Severus sarkastisch, >jetzt werde ich ausgerechnet auf die Geheimhaltung der magischen Welt achten müssen.< Er entschied sich dafür, abzuwarten und zu schauen, ob der Muggel das Labor verlassen würde.

Er beobachtete, wie sie miteinander interagierten, sich der Welt da draußen nicht bewusst. Er konnte den Muggel besser erkennen, als er sie sehen konnte. Der Mann war jung, vielleicht ein paar Jahre älter als Granger. Sie war mit irgendetwas auf dem Arbeitstisch beschäftigt, und sie waren ganz von einer Unterhaltung in Anspruch genommen. Der Muggel lächelte, während er sprach, und Severus mochte die Art und Weise nicht, wie er sie dabei anschaute. Wie lange würde das noch so weitergehen?

Mehr Studenten verstopften nun den Korridor, und Severus fühlte sich noch in weit größerem Maße fehl am Platz, wartend hier herumzustehen. Er schaute sich nach einem besseren Standort um, um zu warten, und fing dabei einige Brocken von der Unterhaltung auf, das um ihn herum weiterging. Ein Kommentar schlug aus der Art.

»Sei nicht albern, Sarah. Natürlich hat er eine Beziehung mit Professor Granger. Hast du nicht bemerkt, auf welche Art und Weise sie immer zusammenhängen?«

»Das hat doch nichts zu bedeuten.«

»Oh, bitte. Schau' sie dir doch nur an.«

Severus folgte dem Blick der Mädchen zu dem Paar im Laboratorium und erwischte den Muggel-Professor dabei, wie dieser Granger das Haar aus ihrem Gesicht strich, die krausen Locken hinter ihr Ohr schiebend. Anfänglich starrte er nur, nicht wissend, was er sich aus der Szene zusammenreimen sollte, oder auch nur, warum er sich überhaupt irgendetwas aus dem zusammenreimen musste, dessen Zeuge er geworden war. Anschließend war er aufgebracht, und es kümmerte ihn nicht, warum er auf diese Art fühlte.

Er entschied, dass er lange genug gewartet hatte, und dass es keine zu große Unannehmlichkeit bereiten würde, wenn er am Ende die Erinnerung des Muggels mit einem Gedächtniszauber zu verändern hätte. Er durchquerte den Korridor und öffnete die Tür zum Laboratorium. Granger schaute zur Rückseite des Raumes, wo sich die Tür und auch er befanden.

»Severus?«

Er funkelte die beiden an. »Wir müssen reden«, erklärte er ihr, direkt zur Sache kommend.

Sie reagierte nicht auf der Stelle, schaute ihn nur überrascht an und kehrte dann zu dem Experiment zurück, welches auch immer sie gerade durchführte. Der Muggel allerdings blickte weiterhin eigentümlich zwischen ihnen hin und her.

»Ich bin in einem kritischen Stadium des Experimentes«, sagte sie nach einiger Zeit, ihre Aufmerksamkeit noch immer auf ihre Arbeit gerichtet. »Kann es fünf Minuten warten?« Sie drehte schließlich ihren Kopf, um auf seine Antwort zu warten. Sie schien sich aufgrund seiner Anwesenheit im Raum unbehaglich zu fühlen.

>Tut mir entsetzlich leid, die Turteltäubchen zu unterbrechen<, dachte er sarkastisch und bewegte sich weiter dorthin vorwärts, wo das Paar stand. Die Situation brachte ihn mehr durcheinander, als dass er sich darin wohl fühlte. >Als ob ich irgendwelche überflüssige Zeit hätte, die ich hier verbringe, während unser Sohn in einem Krankenhausbett liegt.< Das war es, was er sagen wollte, doch er entschied sich dafür, sich gegen den leeren Arbeitstisch zurückzulehnen, der parallel zu demjenigen stand, wo Granger arbeitete, und wartete auf ihre volle Aufmerksamkeit, während er seine Arme über seiner Brust verschränkte und den Muggel anfunkelte, nur um sicherzugehen. Als dieses Verhalten diesen lästigen Mann nicht den Raum verlassen ließ, bereitete sich Severus darauf vor, sein süßes Gift an ihm zu verspritzen. Granger blickte flüchtig dorthin, wo er stand – beinahe hinter ihr – und er hielt seine Zunge im Zaum, um seinen prüfenden Blick von dem Muggel auf sie zu richten.

Ihren Blick abermals von ihm abwendend, sprach sie, bevor er irgendetwas sagen konnte. »Severus, das ist Professor Brice, ein Kollege von mir. William, das ist Professor Snape von dieser Internatsschule, die Nathan besucht.«

Der Muggel reichte ihm höflich eine Hand. Severus schaute darauf und wog seinen nächsten Schritt ab. Zu einer Entscheidung kommend, ergriff er schließlich die Hand, hielt Blickkontakt mit dem Mann und fügte zu Grangers Vorstellung hinzu: »Und Nathans Vater.«

Glas klirrte auf Grangers Arbeitsplatte. Severus spürte, wie sich einer seiner Mundwinkel nach oben verziehen wollte und versuchte, ein selbstgefälliges Grinsen zu formen. Der Muggel schien über die Bekundung genau so perplex zu sein, wie er hatte sein sollen.

»Nett, endlich Nathans Vater kennenzulernen«, brachte der Mann es zustande zu sagen, wobei er sein Unbehagen ziemlich gut verdeckte und seinen Griff um Severus’ Hand unangenehm verstärkte, bevor er losließ.

Granger konnte, wie beinahe zu erwarten war, ihre Nervosität nicht verschleiern. »Ich bin hier fertig«, sagte sie, sich ihnen zuwendend. Ihre Augen suchten nach den seinen, forschend. Severus hatte endlich ihre Aufmerksamkeit.

»Wir müssen reden«, wiederholte Severus seine frühere Aussage.

»Wir können mein Büro benutzen; das liegt den Flur hinunter—«

»Oder er kann verschwinden«, schlug Severus vor, mit einem Daumen in Richtung des lästigen Muggels deutend.

»Ich werde bleiben, wenn du mich darum bittest, Hermione.«

Severus wölbte eine Augenbraue über die Aufgeblasenheit dieses Muggels und schaute dann auf Granger. Sie zappelte unruhig herum. Er verschränkte neuerlich seine Arme über seiner Brust.

»Das wird nicht notwendig sein, Will. Danke.«

Doch wie um zu beweisen, dass jemanden zu belästigen zu seinen Charakterzügen gehörte, ließ der Muggel nicht locker: »Bist du dir sicher? Es würde mir nichts ausmachen zu bleiben.«

Severus verdrehte seinen Augen.

»Ich bin sicher. Nochmals danke, Will. Wir werden später miteinander reden.« Sie stieß den sie anfunkelnden Mann regelrecht körperlich in Richtung der Tür. Er gab widerstrebend nach und murmelte Granger irgendetwas zu, bevor er endgültig zur Tür hinaus ging.

»Dein Herzblatt benimmt sich dir gegenüber äußerst beschützend«, kommentierte Severus. »Weiß er, dass du hinter seinem Rücken andere Männer küssen gehst?«

Granger keuchte auf und funkelte ihn dann an. »Da ist nichts zwischen William und mir, Severus. Ich wünschte, dass da was wäre, aber leider kann ich ihn mir nur als einen Freund vorstellen. Das Herz ist ein blödes Ding. Nimm meins als Beispiel, es wählte dich anstatt ihn.«

Severus verzog ärgerlich das Gesicht zu einer Grimasse. »Ein Hufflepuff wäre gerührt.«

Sie seufzte. »Warum bist du hier?«, fragte sie.

»Nathan, warum sonst?«

»Was ist mit ihm?«, fragte sie, während sich ihre Gesichtszüge vollkommen in Besorgnis verwandelten.

»Er ist im Krankenflügel«, sagte er und wappnete sich für das Trommelfeuer von Fragen, die mit Sicherheit folgen würden.

»Warum? Was ist geschehen? Ist er in Ordnung? Natürlich ist er das nicht; du würdest anderenfalls nicht hier sein. Es ist ernst, nicht wahr?«

Er wartete.

»Sag etwas!«, verlangte sie.

»Bist du endlich fertig?«, fragte er.

»Sag es einfach!«

»Er schläft«, begann er. Sie runzelte die Stirn. »Wir können ihn nicht aufwecken«, setzte er hinzu, und ihre Lippen teilten sich, bevor er den Satz zu Ende führte, »im Moment.«

Sie hob eine Hand an ihre Stirn. »Warum schläft er? Was ist geschehen?«

»Wir haben den Verdacht, dass es um einen durch einen Fluch verursachten Schlaf handelt«, antwortete er, weil er ihre offensichtliche Qual nicht verlängern wollte.

»Ein Fluch ... Wer hat ihm das angetan?« Der Blick aus den Augen, die ihn anstarrten, war jetzt grimmig und wach. »Severus?«

»Ich weiß es nicht.« Er ließ seine eigene Qual über die Situation als Ungeduld in Erscheinung treten und strich sein Haar zurück.

»Was? Du willst sagen, dass du nicht weißt, wer ihn verflucht hat? Was ihn verflucht hat?« Ihre Empörung und deren verschleierte Anschuldigung entgingen ihm nicht.

»Gestern ging es ihm absolut gut. Ich fand ihn erst an diesem Morgen, im Gryffindor-Turm, auf seinem Bett liegend, schlafend. Wenn ich nicht hätte unterrichten oder meine Zeit damit hätte verschwenden müssen, auf Minervas Anweisung hin hierher zu kommen, hätte ich bereits herausfinden können, was da gerade mit ihm geschieht.«

»Warum hast du das nicht vorher gesagt? Wir vergeuden wertvolle Zeit!« Sie drehte sich von ihm ab und steuerte geradewegs auf die Tür zu.

Sie hatten noch nicht über die Sache mit dem St. Mungo’s diskutiert. »Granger! Ich bin noch nicht mit dir fertig!«, rief er, doch sie blieb nicht stehen. »Verdammt!«, fluchte er unterdrückt. Er konnte keine Magie verwenden, um die Tür zu verschließen, bevor sie hinausgehen würde; er würde ihr nachgehen müssen.

Ihr durch die Korridore folgend, holte er sie am Ende eines der Flure ein. »Granger!« Er packte ihren Arm und unterband damit ihre Vorwärtsbewegung.

Sie drehte sich herum, böse mit ihm. »Wir vergeuden Zeit, Severus!«, wiederholte sie und versuchte, sich zu befreien. »Lass meinem Arm los, bitte.«

Er betrachtete ihre Umgebung; da waren überall Muggel. »Dämliche Muggel-Institution«, fluchte er murmelnd, verärgert darüber, dass er sich mit seinen Äußerungen zurückhalten musste. »Poppy will ihn ins St. Mungo’s schicken. Wenn sie um deine Einwilligung bittet, verweigere sie ihr.« Er ließ ihren Arm los. »Jetzt bin ich fertig mit dem, was ich sagen wollte.«

»St. Mungo’s?« Ihr sorgenvolles Stirnrunzeln vertiefte sich, ihre Augen verloren den Fokus. Er konnte ihre Kehle arbeiten sehen, während sie schluckte. »Wie gravierend ist es? Verheimliche nichts vor mir, Severus. Sag' mir einfach, was du weißt.«

»Es gibt keine Notwendigkeit, ihn ins St. Mungo’s zu schicken. Er ist stabil, an seinen Vitalparametern gibt es nichts auszusetzen; er schläft lediglich.«

»Warum würde Poppy dann das St. Mungo’s nahelegen?« Sie biss auf ihre Unterlippe.

»Ich hab' dir bereits gesagt, wir wissen bislang nicht, wie man ihn aufweckt. Wenn Poppy keinen Rat mehr weiß, wendet sie sich an das St. Mungo’s, anstatt ihren faulen Arsch aus ihrem Stuhl zu heben und Nachforschungen anzustellen.«

Sie starrte ihn für einen Moment an. Als sich dieser Moment zu weit mehr ausdehnte, als er für sich selbst als angenehm empfand, seufzte Severus verärgert auf.

»Bis ich weiß, was hier vor sich geht, wird er Hogwarts nicht verlassen.«

Sie wandte ihren Blick von ihm ab und schaute irgendwo in die Ferne, schien seine Worte zu überdenken – so hoffte er wenigstens. Zumindest war die Frau nicht dumm; sie würde die Risiken einschätzen können, die damit verbunden waren, wenn man Nathan aus dem Schloss brachte.

»Ich muss ihn sehen«, sagte sie plötzlich. Ihre Augen konzentrierten sich wieder auf ihn, noch wacher als zuvor. »Ich muss ihn einfach sehen.« Sie wandte sich von ihm ab und machte sich auf den Weg durch den Korridor, bog nach rechts ab, wo er endete.

Severus ballte seine Hände zu Fäusten und öffnete sie wieder, bevor er entschied, ihr zu folgen, während er erneut fluchte. Es wäre nicht hilfreich, wenn sie apparierte und sich in ihrer Hast selbst zersplinterte; das brauchte er in diesem Augenblick wirklich nicht. Er bog gerade rechtzeitig um die Ecke des Korridors, um zu sehen, wie sie durch eine Tür ging und – unseligerweise – dass ausgerechnet dieser Muggel ihr nach drinnen folgte.

Einige schnelle Schritte ließen Severus vor der offenen Tür stehen, und er konnte Granger erkennen, die Papiere auf einem Schreibtisch umräumte, während sie ihm ihren Rücken zukehrte, und den Muggel sehen, der ihr nicht von der Seite wich. Er konnte ebenfalls hören, was sie sagten.

»Du bist durcheinander. Ich denke, dass du dich hinsetzen und dich beruhigen solltest, Hermione.«

»Ich habe nicht die Zeit dafür, Will. Kannst du mir einen Gefallen tun und Dr. Ghazali erklären, dass ich einen Notfall in der Familie hatte und Hals über Kopf aufbrechen musste? Ich glaube nicht, dass er im Augenblick in seinem Büro ist, und ich will nicht auf ihn warten.«

»Hermione, erzähl' mir, was Nathan fehlt ... Vielleicht kann ich helfen.«

Severus mochte die Art und Weise wirklich nicht, wie der Mann den Namen seines Sohnes aussprach.

Granger blinzelte ein paar Male, während sie unübersehbar versuchte, ihre Emotionen im Zaum zu halten. »Du hilfst bereits«, antwortete sie, die Augen auf den Schreibtisch gerichtet.

Der Mann erspähte ihn schließlich an der Tür. Severus verschränkte respekteinflößend seine Arme. Granger blickte flüchtig auf, um auf … diese Muggel-Nervensäge zu schauen und folgte dessen aufmerksamen Blick zur Tür und damit zu ihm. Sie hielt inne bei dem, was auch immer sie da machte und schien zu erwarten, dass Severus irgendetwas sagte.

»Du kommst mit mir«, sagte er.

Sie diskutierte nicht und setzte schnell ihre Arbeit fort. Der Muggel starrte ihn dennoch weiterhin an. Severus hielt seinem Blick gelassen stand, sich gegen den Türrahmen lehnend.

Der Austausch von finsteren Blicken dauerte noch längere Zeit an, bis Granger ihrer beider Fokussierung unterbrach. »Ich werde dann gehen. Hier ist eine Mitteilung für Dr. Ghazali. Vielen Dank für alles, Will. Ich werde dich wissen lassen, wenn ich länger abwesend sein muss.« Sie reichte ihm ein gefaltetes Blatt Papier, nahm ihren Mantel und ihre Tasche, und ging dorthin, wo Severus stand.

Severus straffte seine Gestalt und trat beiseite. Der Muggel verließ das Zimmer vor Granger, wartete jedoch im Korridor, während sie das Büro abschloss.

»Ich werde dich begleiten.«

>Dieser Muggel ist wirklich lästig!<

»Das wird nicht nötig sein«, fuhr Severus dazwischen, bevor Granger irgendetwas sagen konnte. Er griff sie am Arm und führte sie zum Ausgang, wobei er dem Muggel nichts anderes übrig ließ, als zu beobachten.

Nach einigen Schritte in den kühlen Tag hinein, wandte sich Severus seiner stillen Begleiterin zu, um sich zu erkundigen: »Von wo aus können wir apparieren?«

Sie dirigierte sie beide über die Außenanlagen des Universitätsgeländes. Ihr Schweigen war irgendwie befremdlich; dies war nicht die Art und Weise, wie er geglaubt hatte, dass sie auf die Situation oder auf seine Anwesenheit reagieren würde. Dann dachte Severus darüber nach, was er über Hermione Granger wusste und kam zu dem Schluss, dass nichts, was sie betraf, ihn noch irgendwie überraschen sollte. Dieser Morgen war ein weiteres gutes Beispiel dafür – kein Schreien, kein Weinen, kein wie verrückt Herumrennen … und ein fester Freund, der ein Muggel war.

Sie betraten eine Sackgasse zwischen zwei Gebäuden, wo sie stehen blieben. Sie hatte ihren Zauberstab bereits in der Hand, als er die Erinnerung an die Finger dieses aufdringlichen Muggels in Grangers Haar abschüttelte und ihr Handgelenk packte.

Überraschte, jedoch auch jetzt noch gequälte Augen beantworteten seinen Aktion mit einem stummen ihn Anstarren.

»Ich werde für keinen Körperteil zurückkommen, den du zurücklässt.« Er hielt seinen Zauberstab in einer Hand und bewegte die andere, um ihren Oberarm statt ihres Handgelenkes zu ergreifen. Sie rückte näher, und bevor er reagieren konnte, war er von ihren Armen umschlungen, ihren Kopf an seiner Schulter. Sie hatte ihre Augen geschlossen, vertraute ihm blind.

Es brauchte für ihn einen Moment – eine Inhalation ihres Duftes – um seinen Verstand zurückkehren und wieder arbeiten zu lassen, um ein erfolgreiches Apparieren zu bewerkstelligen. Mit einem Knall, lauter, als er ihn in Jahren erzeugt hatte, ließ er sie beide aus London verschwinden und stand jetzt, noch immer durch ihren warmen Körper eingehüllt, in Hogsmeade. Allem Anschein nach hatte es jeder Teil von ihnen intakt hierher geschafft, einschließlich ihres Duftes. Er inhalierte tief, auf sein impulsives Bedürfnis danach antwortend, ihren Duft erneut zu genießen.

Sie löste ihren Griff von ihm und trat langsam zurück. Sie öffnete ihre Augen, um geradewegs auf seinen Brustkorb zu blicken, wo ihr Kopf geruht hatte und eine Hand immer noch an ihn gepresst lag, und auf Finger, die dem Lauf seiner Krawatte folgten. Er beobachtete sie aufmerksam, unsicher dahingehend, was folgen würde, doch sie hob ihren starren Blick nicht, drehte sich nur herum und – immer noch schweigend – schritt durch die Tore und auf die Ländereien von Hogwarts.

Ein Schaudern rann durch seinen Körper. Ob dies aufgrund des Verlustes des Kontakts zu ihrem Körper oder aufgrund des kühlen Wintertages geschah – er wagte es nicht, darüber nachzudenken. Sein Sohn war im warmen Schloss, von einem Fluch getroffen und benötigte ihn. Dies sollte im Moment der einzige Gedanke sein, der ihm durch den Kopf gehen sollte.

Die Ländereien überquerend, durch das Eingangsportal und geradewegs zum Krankenflügel – Severus folgte Granger, so dass er sicherstellen konnte, dass sie sich nicht gegen seinen Willen stellen würde, Nathan in Hogwarts zu behalten.

Sie betraten den Krankenflügel und Granger sah sich um und versuchte zu entscheiden, wo sie anfangen sollte, nach ihrem Sohn zu suchen.

»Wo?«, fragte sie.

Severus wies zum linken Krankensaal hinüber und betrat diesen gleich nach ihr. Als ihre Augen auf Nathan fielen, steigerte sie ihr Tempo zu beinahe einem Trab, während er sich in weniger Eile näherte. Sein Junge schien noch blasser als vorher zu sein, und Severus befürchtete, dass sich sein Zustand in den Stunden seiner Abwesenheit verschlechtert hatte.

»Oh, Honey …«

Granger berührte die kleine, weiße Hand mit ihren eigenen zitternden Fingern. Severus sah schweigend zu.

»Sweetie, du bist so kalt«, wisperte sie laut genug, dass Severus es hören konnte; ihre freie Hand flog zu Nathans Stirn.

»Warum hast du mir nicht Bescheid gegeben, dass sie hier ist?«, rügte ihn Poppy im Vorbeigehen, sich schnell dem Bett nähernd. Severus antwortete nicht.

»Er ist kalt. Er braucht mehr Decken.« Granger hatte ihre beiden Hände an Nathans Gesicht. »Er ist kalt!« Sie blitzte sie an, doch ihr gebieterischer Ton verlor etwas von seiner Kraft durch die Tränen, die ungehindert ihr Gesicht hinunter rannen.

Poppy warf einen ihrer Diagnose-Zaubersprüche und richtete dann das Wort an die Frau, die immer noch wie angewachsen bei ihrem Patienten verharrte. »Er schläft tief; es ist nicht ungewöhnlich, dass seine Körpertemperatur niedriger ist als normal. Miss Granger, selbst wenn wir als Ursache für seinen Schlummer einen Fluch vermuten, wissen wir nicht mit Sicherheit, welcher Fluch es ist, wenn es überhaupt irgendeiner ist. Ich habe nicht die Mittel, um ihn hier zu behandeln. Ich brauche Ihre Zustimmung, ihn ins St. Mungo’s zu schicken, wo ein Spezialist ihn untersuchen kann.«

Severus trat näher an das Bett heran, als die Medi-Hexe das St. Mungo’s erwähnte. Poppy warf ihm unverblümt einen Blick zu; er funkelte sie an. Granger starrte weiterhin auf Nathans blasses Gesicht.

»Wie kann irgendjemand ein unschuldiges Kind verletzen? Was hat er womöglich getan, um dies zu verdienen?«

Der Schmerz in ihrer Stimme entwaffnete ihn ein wenig. >Er wurde als mein Sohn geboren<, schlussfolgerte er als eine Antwort auf ihre Frage logisch, seine Augen auf die mit einer Decke zugedeckten Füße seines Sohnes fixiert.

»Miss Granger, ich glaube, die Heiler im St. Mungo’s könnten möglicherweise in der Lage sein, ihm zu helfen, allerdings ich brauche Ihre Zustimmung, um ihn dorthin zu schicken«, beharrte Poppy.

»Er kann Hogwarts nicht verlassen.«

Bei jenen Worten schaute Severus zu ihr zurück und hauchte einen stillen Seufzer der Erleichterung.

»Es gibt nichts, was ich hier für ihn tun kann. Ich weiß nicht, was Severus erzählt hat—«

»Dass er herausfinden wird, was vor sich geht und eine Möglichkeit finden wird, Nathan aufzuwecken, das ist es, was er mir erzählt hat. Übrigens«, schniefte Granger und wandte sich zu ihm um, »was machst du immer noch hier? Du solltest längst recherchieren.«

Seine Augenbrauen schossen bei diesen Worten in die Höhe. Als sich ihr keckes Kinn noch ein wenig mehr in die Höhe reckte, verengte er seine Augen und sagte: »Das könnte ich genauso gut tun, da du den Teil 'Weinen über den schlafenden Jungen' abdeckst.« Er drehte sich herum, versäumte dabei jedoch, in gewohnter Weise seine magischen Roben aufwogen zu lassen, und ging in Richtung der Tür.

»Ich werde mich dir bald anschließen«, rief sie ihm hinterher.

>Natürlich wird sie das<, dachte er und ging mit großen Schritten hinaus in die Korridore von Hogwarts.

________________________________________


Im nächsten Kapitel … Severus und Hermione arbeiten zusammen, und Nathan findet eine Möglichkeit, sich Gehör zu verschaffen.


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