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Fanfiction

Nicht nur ein Granger - Kapitel 23: Ein Snape zu sein!

von Alea_Thoron

Not Only A Granger
Being a Snape

by ferporcel




SUMMARY: Nathan spürt, was es bedeutet, ein Snape zu sein, und Hermione möchte, dass die Familientreffen zu einem festen Bestandteil werden.

DISCLAIMER: Nicht meines! Es ist alles von J. K. Rowling.

ORIGINAL BETA READERS: BastetAzazis, GinW und Indigofeathers – vielen Dank!

GERMAN TRANSLATION: Alea_Thoron

GERMAN BETA: DeepWater
________________________________________

Nicht nur ein Granger

Kapitel 23: Ein Snape zu sein!


Als Hermione aus der Wohnung des Zaubertränkemeisters kam, war ihre Selbstkontrolle erschüttert. Nathan, der – wie gebeten – auf sie gewartet hatte, verwechselte ihren verlorenen Blick mit Desorientierung.

»Ich bin hier, Mum«, sagte er und kam zu ihr herüber.

Hermione riss sich selbst aus ihren Gedanken. »Komm, Honey.« Sie legte eine Hand leicht zwischen seine Schulterblätter, um ihn aus den Kerkern hinauszuführen.

Nathan ließ sich führen, diesmal ohne Widerstand entgegenzusetzen. Seit er die sogenannte "Familien-Sitzung" verlassen hatte, war er in einem Wirrwarr aus neuen Gedanken und Gefühlen versunken, die seine vorhergehenden Mutmaßungen zerschmettert und seine innerliche Verwirrung mit neuer Nahrung versorgt hatten.

In dem Moment, als seine Mutter ihm erklärt hatte, dass sie im Begriff waren, seinen Vater zu treffen, hatte sein Herz geschmerzt und seine erste Reaktion war Angst gewesen. Das Verhalten seiner Mutter an Professor Snapes Tür mit ihrem Mangel an Vorsicht hatte ihn überrascht. Als der gefürchtete Professor das hartnäckige Klopfen seiner Mutter beantwortete und sie sie beide nach drinnen geschoben hatte, hatte Nathan gedacht, dass es keinen Weg gab, dass sie alle drei diese Wohnung unversehrt wieder verlassen würden.

Er hatte schweigend beobachtet, während seine Eltern debattieren, da er nicht wusste, was sonst zu tun sei. Zu behaupten, dass er von der Richtung, die ihre Diskussion genommen hatte, überrascht worden war, würde eine Untertreibung sein. Die Art und Weise, in der seine Mutter über sie gesprochen hatte, darüber, eine Familie zu sein, darüber, dass das Treffen ein neuer Anfang für sie alle wäre, hatte sein Herz mit überwältigender Kraft getroffen. Nur die Ablehnung seines Vaters erinnerte ihn an den Surrealismus dieser Vorstellung. Als Professor Snape gezögert hatte zu antworten, warum sie nicht eine Familie sein konnten, wurden Nathans Hoffnungen, die in der Nacht, als er herausgefunden hatte, wer sein Vater wirklich war, zerstört worden waren, wiedergeboren, und er sehnte sich erneut danach, die Familie zu haben, von der seine Mutter so vehement behauptete, sie wären sie – er wünschte, dass seine Mutter diese Auseinandersetzung gewinnen würde.

Sobald sein Vater gesagt hatte, dass der einzige Grund, warum ihre Familie niemals bestehen würde, Nathans Hass gegen ihn sei, musste er sich einmischen.

Nathan seufzte auf dem obersten Absatz der Treppe, die sie gerade zum ersten Stockwerk hinaufgeklettert waren. Er hatte Professor Snape wirklich glauben lassen, dass er ihn hasste, während er ihn tatsächlich nicht hasste. Aber zu der damaligen Zeit war Nathan derartig verärgert und enttäuscht über den Mann gewesen, dass er an die Notwendigkeit geglaubt hatte, ihn anschreien zu müssen, um die Mauer, die der Mann um seine Gefühle errichtet zu haben schien, zu durchbrechen. Als er an jenem Tag die Große Halle verließ, hatte Nathan nichts von dem gemeint, was er gesagt hatte, sondern nur den Sieg genossen. Allerdings – wenn er sich selbst gegenüber ehrlich sein sollte – hatte der niedergeschmetterte Ausdruck in den Augen seines Vaters ihn qualvoll verfolgt. Nein, er hasste Professor Snape nicht, doch Nathan wusste, dass der Mann ihn hasste, und er hatte genau dies heute auch gesagt.

Nur, um herauszufinden, dass Professor Snape ihn auch nicht gehasst hatte.

Aber – was war das alles gewesen, dieser … dieser … Hass, den er von dem Mann ausstrahlen gefühlt hatte? Es gab kein anderes Wort dafür! Und dennoch hatte sein Vater mit all jenen Worten gesagt, dass er ihn nicht hasste. Wenn all das, was seine Mutter ihm heute erklärt hatte … wenn nur die Hälfte davon der Wahrheit entspräche … Tatsachen, die sein Vater nicht abgestritten hatte, nichts davon! Dann konnte das nur bedeuten …

Er wusste nicht, was er überhaupt noch über Professor Snape denken sollte.

Nathan schaute in das Gesicht seiner Mutter und konnte sehen, dass auch sie in Gedanken versunken war. Er hatte sie selten auf diese Weise agieren sehen, in der sie heute gehandelt hatte, so energisch und entschlossen. Er hatte vergessen, wie stark sie wirklich war, vielleicht, weil er sehr genau wusste, wie man an sie herankommen konnte, welche Gefühle es bei ihr hervorrief, wenn man ihre Verwundbarkeit hinsichtlich all dem ausnutzte, was mit seinem Vater zu tun hatte. Er fühlte sich beschämt, weil er ihre Gefühle zu seinem Vorteil gegen sie eingesetzt hatte und senkte seine Augen, um mechanisch in sich aufzunehmen, wie die Steine des Schlosses unter seinen Füßen entlang liefen.

Er war sich sicher, dass sie ihn für all das, was er zu ihr gesagt hatte, für all die Beschuldigungen ausschelten würde. Er verdiente es. Sie war solch eine besondere Frau, die beste Mutter, die es gab, und er hatte ihr erklärt, dass er sie nicht brauche, dass er sie hasse. Was war los mit ihm? Warum wollte er sagen, dass er Menschen hasse, obwohl es nicht wahr war? Nur, weil er auf die ganze Welt wütend gewesen war, bedeutete das nicht, dass er das Recht hatte, etwas Derartiges zu tun. Doch er hatte an jenem Tag nicht gewusst, was er sonst tun solle, und ihr gegenüber Anschuldigungen zu brüllen, war alles, wozu er fähig gewesen war.

Sie erreichten die Wohnung seiner Mutter, und sie benutzte ihren Zauberstab, um die Banne zu senken. Der Anblick seiner Mutter, wenn diese Magie benutzte, hatte Nathan immer beeindruckt, und das war auch jetzt nicht anders. Es erinnerte ihn daran, wie es vor Hogwarts gewesen war, wie glücklich und einfach das Leben war, sogar, ohne seinen Vater zu kennen.

Nathans Sicht verschwamm durch unvergossene Tränen und – die emotionale Last dieser Wochen und insbesondere des Treffens, von dem sie gerade zurückgekehrt waren, begann, ihn zu überwältigen. Er sehnte sich nach dem glücklichen und einfachen Leben zurück, das er gehabt hatte, nur, dass er jetzt wünschte, dass sein Vater Teil davon sein sollte. Eine Familie – so, wie seine Mutter sagte.

Sie überquerten die Türschwelle, und seine Mutter schloss die Tür hinter ihnen. Eine Träne, die er nicht zurückhalten konnte, rann seine Wange hinunter. War dies möglich? Würde er jetzt wirklich eine komplette Familie haben? Eine weitere Träne rollte der ersten hinterher.

»Nathan, da gibt es einige Dinge, über die wir sprechen müssen, zu allererst, wie du dich benommen hast all diese …« Sie verstummte allmählich. »Weinst du?«, fragte sie in einem viel milderen Ton.

Er kämpfte mit den Tränen, während er – dies nicht wahrhaben wollend – seinen Kopf schüttelte, weil er seiner Stimme nicht traute.

»Doch, das tust du«, widersprach sie ihm. »Was ist los, Honey?« Sie berührte sein Gesicht, um eine weitere hartnäckige Träne abzuwischen.

»Ich«, quietschte er, dann versuchte er es noch einmal, »ich weiß nicht.«

Hermione umfasste seinen Hinterkopf mit ihrer rechten Hand und drückte Nathan an ihre Brust, ihre andere Hand lag auf seinem Rücken, presste ihn an sich und umarmte ihn. »Ich glaube, dass dies die letzte Kraft war, die du hattest. Es tut mir leid, dass ich dieses Treffen erzwingen musste, Honey, aber ihr musstest erfahren, dass ihr über euch gegenseitig im Irrtum wart. Das verstehst du, oder?«

Nathan nickte gegen ihre Brust und verflocht seine Hände in ihren Roben.

Sie küsste seinen Kopf und brachte ihn mit sich zum Sofa, wo sie sie beide hinsetzte und Nathan auf ihren Schoß zog. Hermione nahm seinem Kopf in ihre Hände, schob sein Haar aus seinem Gesicht und verwischte seine Tränen. »Ich bin sehr stolz auf dich, dass du zugegeben hast, dass du deinen Vater nicht hasst«, erklärte sie ihm. »Das war wirklich tapfer.« Sie lächelte ihn an.

Nathan nickte wieder, jetzt ruhiger als eine Minute zuvor. Er schluckte den Rest des Klumpens in seiner Kehle hinunter und sagte: »Ich wusste nicht, dass Professor Snape ernsthaft glaubte, ich würde ihn wirklich hassen. Ich war nur einfach richtig verärgert über ihn wegen all dem, was er mit mir gemacht hat.«

»Ich weiß, Honey.« Hermione zog seinen Kopf an ihre Schulter, und Nathan machte es sich bequemer, indem er sich gegen sie lehnte.

»Ich dachte, er hasst mich«, bekannte er als Versuch einer Erklärung für seine Handlungen.

»Jetzt weißt du, dass er das nicht tut«, sagte sie einfach.

Nathan nickte abermals und Schweigen umfing Mutter und Sohn, während sie ihn zärtlich streichelte und festhielt. Nathan war für einen weiteren Moment tief in Gedanken, bevor er beschloss, einen weiteren Punkt aus der Welt zu schaffen. »Du weißt, dass ich dich nicht hasse, oder, Mum? Weil ich sagte, dass ich es würde, aber ich habe das nicht so gemeint.«

»Du warst verärgert und frustriert, aber was du gesagt hast, war wirklich verletzend.«

»Aber ich habe es nicht gemeint«, beharrte er und schaute ihr in die Augen.

»Ich weiß, aber du musst damit anfangen, deine Worte sorgfältiger zu wählen. Es hat schrecklich geschmerzt, als du das gesagt hast, auch wenn ich wusste, dass du es nicht meinst.«

»Es tut mir leid«, entschuldigte er sich, umarmte sie fest und verbarg sein Gesicht in ihrem Nacken.

Sie seufzte und erwiderte die Umarmung. »Versuche zu denken, bevor du sprichst, oder – selbstverständlich auch – bevor du handelst. Ich habe keine Ahnung, was du in diesen letzten Wochen deinem Vater gesagt oder angetan hast, doch ich will, dass du verstehst, dass er dich nicht so gut kennt, wie dies bei mir der Fall ist, und dass alles, was du sagst oder tust, von ihm ernst genommen werden wird«, warnte sie.

»Ich weiß. Ich werde nie wieder Dinge sagen, die ich nicht meine.«

»Ich hoffe, du hältst in dieser Sache dein Wort. Jetzt setz dich auf die Couch, du wirst zu schwer für mich.«

Nathan siedelte widerstrebend auf die Polster über, lehnte sich allerdings an ihre Seite zurück, da er ihre Fürsorge zu sehr schätzte, um sie jetzt schon gänzlich aufzugeben. Während sie fortfuhr, mit seinem Haar zu spielen, entschied er sich, einige der Fragen zu stellen, die jetzt schon seit einiger Zeit in seinem Kopf herumschwirrten. »Wenn ich ihm nicht gleichgültig bin, wie du sagst, warum hat er vorher nicht nach mir gesucht?«

Hermione hielt darin inne, ihre Hand zu bewegen und ließ sein Haar aus ihren Fingern gleiten. »Er wusste bis vor ganz kurzer Zeit nicht, dass du existierst«, erklärte sie ihm ehrlich.

»Wie kommt das?«, ließ sich Nathan nicht nehmen nachzufragen.

»Ich habe ihm nie gesagt, dass er einen Sohn hat, genauso, wie ich dir nie gesagt habe, dass er dein Vater war.«

Dies war verwirrend. »Warum?«, fragte er und wünschte, ihre Gründe zu verstehen.

Eine Weile antworte sie nicht, doch dann begann sie neuerlich, mit der Hand seinen Kopf zu streicheln und sagte: »Als ich herausfand, dass ich mit dir schwanger war, war ich sehr glücklich, allerdings auch sehr besorgt. Es war nicht die beste aller Zeit, um ein Kind zu bekommen; ich war sehr jung, dein Vater hatte zu viele Dinge, um die er sich Sorgen machen musste, und der Krieg war erst wenige Wochen vorüber. Trotz all der Schwierigkeiten wusste ich, dass ich dich mehr als alles andere auf der Welt wollte. Du gabst mir immer die Kraft zu leben, nach all den Grausamkeiten des Krieges von vorn zu beginnen, doch ich wusste, dass dein Vater nicht dasselbe denken würde – nicht in jenem Moment.«

Sie stoppte ihre zärtlichen Liebkosungen wiederum. »Weißt du, er wurde wegen seiner Beteiligung am Krieg als Todesser vor Gericht gestellt, und wir sammelten Beweise, die seine Rolle als Spion im Orden des Phoenix' belegten, auch wenn er sich bereits zu seinem Anteil an Dumbledores Tod bekannt hatte.«

Nathan schaute auf und sah seine Mutter, die in Erinnerungen versunken war.

Sie fuhr fort: »Severus machte unsere Arbeit nicht einfacher. Er glaubte, dass er verdiente, für all die Dinge zu bezahlen, die er in Voldemorts Auftrag getan hatte, obwohl er wahrhaftig keine Wahl gehabt hatte. Er wurde – selbstverständlich – freigesprochen, doch ich glaube, dass er eine Weile brauchte, um die Entscheidung des Zaubergamots zu akzeptieren.«

»Er wollte nach Azkaban gehen?«, fragte Nathan, der seinen Vater nach dem, was seine Mutter ihm erzählte, nicht wirklich verstehen konnte.

»Er wollte«, bestätigte Hermione und schaute ernst in Nathans Augen. »Er war der Überzeugung, dass alles, was er während des Krieges tat, die Konsequenz aus seinen Entscheidungen, und zwar seinen Entscheidungen allein war, also hielt er es nur für gerecht, durch seine Inhaftierung dort dafür zu bezahlen. Allerdings wollten wir ihn nicht nach Azkaban gehen lassen für das, was er tun musste, um Harry und dem Orden zu helfen. Sein Einsatz während des Krieges war entscheidend, Nathan. Er ist wahrhaftig ein Held, ein wesentlich größerer Held, als die Menschen dies von mir behaupten … doch nicht jeder konnte dies erkennen, und er selbst war einer davon.«

Nathan senkte seine Augen auf seinen Schoß. »Aber warum hast du ihm nichts von mir erzählt?«

»Weil er sich selbst auch dafür die Schuld gegeben hätte, er würde geglaubt haben, dass er mein Leben ruiniert, wenn er mich in solch jungem Alter ein Kind von ihm bekommen lässt. Ich bin mir sicher, dass er verlangt haben würde, dass ich auf dich verzichte, während alles, was ich wollte, war, dich zu haben … mehr als irgendetwas anderes in meinem Leben.« Sie presste ihre Lippen auf seinen Kopf. »Ich konnte niemanden zwischen mein Baby und mich kommen lassen, also beschloss ich, niemandem davon zu erzählen, insbesondere nicht Severus.«

»Genauso wenig wie mir«, setzte Nathan hinzu.

»Ich hatte Pläne, es ihm und dir zu erklären – jedes Jahr nach deinem ersten Geburtstag – doch es sah so aus, als ob niemals der richtige Zeitpunkt kam, bis er es letztendlich herausfand. Er war wirklich wütend auf mich, weil ich dich vor ihm versteckt hatte, und es tut mir so unendlich leid«, schloss sie in einem Flüstern.

Nathan schniefte. »Ich wünschte, du hättest es uns gesagt.«

»Es tut mir leid, ich war so egoistisch und feige. Ich dachte wirklich, dass ich euch vor genau all diesem Schmerz schützen würde, den ihr im Augenblick durchmacht, doch welches Gute hat es gebracht? Ihr leidet trotzdem, es endete fast damit, dass ihr euch gegenseitig gehasst hättet, und das ist meine Schuld. Ich hoffe, dass du dazu fähig bist, mir eines Tages zu verzeihen.«

Nathan sagte nichts. Er dachte nicht, dass er danach viel zu sagen hatte. Er konnte nicht mit Bestimmtheit sagen, dass er ihr vergab, aber er konnte genauso wenig behaupten, dass er es nicht tun würde. Es war im Augenblick allzu viel, was er verarbeiten musste, also konnte er es nicht sagen. Es war hilfreich, dass seine Mutter jetzt sofort keine Entscheidung von ihm zu erwarten schien.

Zu wissen, dass sein Vater während all dieser Jahre nicht nach ihm gesucht hatte, weil er nicht einmal von seiner Existenz wusste, war eine Erleichterung. Zumindest könnte Professor Snape immer noch wünschen, ihn kennenlernen zu wollen, obgleich Nathan sich nicht vorstellen konnte, wie oder warum. Das brachte eine neue Frage auf, um die Stille zu durchbrechen: »Was geschieht jetzt?«

Was mit einer anderen Frage beantwortet wurde: »Was möchtest du, das jetzt geschieht?«

Dies sandte Nathan erneut zurück in seine Gedankenwelt, um über seine neue Wirklichkeit nachzudenken. Was wollte er? Wie wird es wohl sein, Professor Snape als seinen Vater zu haben? Er hatte eine Kostprobe erhalten, wie es sein würde – durch die Reaktionen seiner Freunde auf die Neuigkeit. »Alles würde so viel einfacher sein, wenn du einen anderen Lehrer als meinen Vater auserkoren hättest.« Er seufzte und erinnerte sich daran, wie freundlich und hilfsbereit Professor Lupin immer war.

Hermione gluckste. »Das hätte einen vollkommen anderen Jungen aus dir gemacht, und das hätte ich nicht gewollt.« Sie berührte zärtlich mit einem Finger seine Nase und lächelte ihn an.

»Aber es würde mein Leben in Gryffindor einfacher gemacht haben. Jetzt sieht mich jeder an, als ob ich mich im nächsten Moment in Professor Snape verwandle oder so was. Ich kann ihnen das nicht übel nehmen. Wer würde mit dem Sohn von Professor Snape befreundet sein wollen?«

»Severus würde keinen einzigen Beliebtheitswettbewerb gewinnen, oder? Es tut mir leid, dass deine Freunde in Gryffindor nicht über die Häuserrivalität und den strengen Professor hinaus sehen können. Immerhin wirst du jetzt herausfinden, wer deine wahren Freunde sind.«

»Ich nehme es an«, stimmte er widerstrebend zu.

»Aber du hast mir immer noch nicht erzählt, was du möchtest, das von jetzt an geschieht.«

»Inzwischen weiß bereits die ganze Welt, dass ich Snapes Sohn bin, also kann ich es genauso gut sein.« Nathan zuckte die Schultern.

Hermione lächelte. »Du wirst es nicht bedauern, Nathan. Ich weiß, dass du und Severus euch anfreunden werdet. Ihr habt vieles gemeinsam.« Sie hielt mit ihrer enthusiastischen Rede inne, als sie das Stirnrunzeln auf Nathans Gesicht sah. »Was hast du?«

»Ich denke nicht, dass ich mit Professor Snape etwas gemeinsam haben möchte.«

»Oh, sei nicht albern! Möchtest du nicht ein guter Zaubertränkebrauer sein? Möchtest du nicht dich so wie er duellieren können? In der Lage zu sein, neue Zaubersprüche zu erfinden, so mutig zu sein …«

»Er kann Onkel Harry in einem Duell schlagen«, kommentierte Nathan.

»Ja, das kann er«, stimmte sie zu.

»Aber er ist im Unterricht immer grausam«, entgegnete er.

»Ich habe nie gesagt, dass Grausamkeit etwas wäre, das du mit deinem Vater gemeinsam haben solltest«, widerlegte sie sein Argument. »Du bist kein anderer Junge, nur weil du weißt, dass Severus dein Vater ist und du jetzt mehr Zeit mit ihm verbringen wirst. Du bist ein reizender Junge, rechtschaffen und gut – die meiste Zeit über – und ich möchte hoffen, dass das so bleibt.«

»Ich werde mehr Zeit mit ihm verbringen müssen, nicht wahr? Das wird sich anfühlen, als ob das Nachsitzen wieder von vorn beginnt.« Nathan seufzte.

»Nachsitzen ist Bestrafung. Mit deinem Vater Zeit zu verbringen, ist keine Bestrafung. Was auch immer er dich tun ließ, während du nachsitzen musstest, hat nichts mit dem zu tun, was ihr als Vater und Sohn machen werdet.«

Das ergab Sinn, doch Nathan wusste nicht, was Snape und er zusammen tun könnten, das nicht in die Kategorie Bestrafung fiel. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Professor Snape irgendeine Art von Spaß haben könnte.

»Mach' dir nicht so viele Gedanken«, erklärte seine Mutter ihm. »Du wirst sehen, dass sich die Dinge ganz natürlich entwickeln werden, als ob ihr schon immer etwas zusammen unternommen hättet.« Hermione stand dann auf. »Und da wir gerade über Dinge sprechen, die zu erledigen sind – würde es dir gefallen, mir im Labor zu helfen?« Sie streckte ihre Hand aus.

Er akzeptierte sie mit einem Lächeln.

*-*-*-*


Nachdem er den Rest des Nachmittags damit zugebracht hatte, Aufsätze zu bewerten, die er aus seinem Büro geholt hatte, und sich mit Hilfe einiger Zaubertränke-Fachzeitschriften auf den neuesten Stand gebracht hatte, musste Severus seine Wohnung für das Abendessen verlassen. Er war seit dem Frühstück an jenem verhängnisvollen Morgen keinem der Mitglieder des Lehrkörpers mehr begegnet, und hatte es vorgezogen, seine Mahlzeiten in seiner Wohnung einzunehmen, doch heute Abend würde er zum Abendessen in der Großen Halle erscheinen. In Gedanken über die letzten Worte der Frau heute Nachmittag ihm gegenüber nachsinnend, fühlte sich Severus herausgefordert, mit Granger beim Abendessen aufeinanderzutreffen und damit deutlich werden zu lassen, dass er diesem keine Bedeutung beimaß.

Als er dort ankam, wurde er von der Schulleiterin empfangen: »Guten Abend, Severus. Es ist schön, dich zu sehen.« Sie schien eine Antwort zu erwarten, die er ihr nicht gab. »Ich habe schon zu glauben begonnen, dass du krank wärst. Ich hatte bereits erwogen, Poppy zu bitten, dir einen Besuch abzustatten, wenn du dich zum Abendessen nicht hättest sehen lassen.«

Er saß schon längst neben ihr, als er erwiderte: »Wenn ich wirklich krank gewesen wäre, würde ich mittlerweile längst tot sein. Ich war bloß beschäftigt.«

»Ich bin froh, dass du ein wenig Zeit gefunden hast, uns heute Gesellschaft zu leisten«, sagte Lupin von Minervas anderer Seite aus.

Severus ignorierte den Werwolf, während er seinen Teller füllte. Er wollte essen, Granger gegenüber beweisen, dass er ihrer kindischen Herausforderung keinerlei Beachtung schenkte und zu den Kerkern zurückgehen, in sein Labor, das sie während des Nachmittages in Beschlag genommen hatte. Das einzige 'aber' an der Sache war, dass sie bislang nicht in der Großen Halle war, und Severus würde warten müssen, um sicherzustellen, dass sie ihn hier sehen würde.

Er schaute schließlich von seinem Teller auf und ließ seinen Blick durch die Halle schweifen, während er aus seinem Kelch trank. Das Erste, was er wahrnahm, war Nathans Abwesenheit. >Er muss bei ihr sein<, machte Severus sich klar.

Und er hatte sich nicht geirrt; dort war er, ging neben seiner Mutter und überquerte die Türschwelle der Flügeltüren des Haupteingangs. Sie unterhielten sich angeregt, während sie ihn zu einem Platz in der Nähe von Wood führte. Die Normalität ihres Verhaltens nach allem, was geschehen war, beruhigte ihn merkwürdigerweise; Severus hatte sich seit ihrem Treffen Sorgen um Nathan gemacht, selbst wenn er dies nicht zugeben wollte.

Hermione fand seine Augen auf sie beide gerichtet, und sie blieben auf ihr hängen, während sie dem Lehrertisch zustrebte. Erst als sie lächelnd nickte, wurde sich Severus darüber bewusst, was er tat und schnaubte missbilligend. Minerva bemerkte dies.

»Wie geht es dem Jungen? Hast du schon mit ihnen gesprochen?«, fragte sie.

»Ja, nicht, dass es dich irgendetwas anginge, Minerva«, versuchte er, sie loszuwerden.

»Er erinnert mich an dich an seinem Alter«, fügte sie im Plauderton hinzu, wobei sie seine unhöfliche Antwort ignorierte.

»Er ist ganz anders als ich«, antwortete er und runzelte über seinem Teller die Stirn.

»Er hat selbstverständlich auch eine Menge von Hermione. Er ist ein Gryffindor, zum Beispiel.«

»Ach so, das ist der Grund für all das nichtssagende Geschnatter«, schlussfolgerte er. »Der Hauslehrer von Slytherin hat einen Gryffindor-Sohn. Ich bin erschüttert, dass es diese Schlagzeile bisher noch nicht in den Prophet geschafft hat; die Neuigkeiten würden das Leben der ganzen magischen Welt verändern, wie ich mir sicher bin.«

Minervas Schweigen nach seiner sarkastischen Tirade verlangte nach seiner Aufmerksamkeit. Er blickte gerade flüchtig in ihre Richtung, um Granger mit Lupin sprechen zu sehen. Sie strahlte über das ganze Gesicht und berührte sogar seine Schulter, während sie sich unterhielten. Selbstverständlich schmolz Lupin ihr gegenüber ebenso über das ganze Gesicht strahlend dahin. >Widerlich<, dachte er, allerdings nur aus Eifersucht. Wie konnte sie sich verhalten, als ob sich nichts verändert hätte? Oder schlimmer, als ob die Dinge sich um das Zehnfache verbessert hätten, nun, da die Welt wusste, dass sie irgendeine Art von Verbindung mit ihm gehabt hatte? Er hatte kaum seine Augen von seinem Teller erhoben, und sie strahlte über das ganze Gesicht und plauderte fröhlich. >Widerlich.<

Er machte es sich zur Aufgabe, sie zu ignorieren und aß schnell. Granger tauschte noch mehr freundliche Worte mit Minerva aus. >Ist dies hier eine Teeparty?<, warf er ihr mental vor. Kaum, dass er diesen Gedanken zu Ende gedacht hatte, fragte Minerva Granger, ob sie am nächsten Tag zum Tee zu ihr kommen würde, und Severus grinste süffisant in seinen Kelch.

Dann tat sie das Undenkbare – sie nahm zu seiner Linken Platz.

»Wie ich sehe, hast du es zum Abendessen geschafft«, sagte Granger und machte es sich bequem, um ihre Mahlzeit einzunehmen.

>Und sie ist bereits wieder dabei, mich zu ärgern.<

»Ich diniere hier gelegentlich.« Er kämpfte entschlossen gegen seinen Impuls, mit seinen Augen zu rollen.

Sie war schweigsam, während sie ihren Teller füllte, was ihm noch mehr auf die Nerven ging. »Nathan fühlt sich viel besser nach unserem ersten Treffen. Wir verbrachten den Nachmittag zusammen im Labor, so, wie wir das in früheren Zeiten gemacht haben«, erklärte sie ihm schließlich.

Severus hob seine Augen vom Tisch, um nach seinem Sohn zu suchen. Nathan aß still, allem Anschein nach aus den Unterhaltungen ausgeschlossen, die um ihn herum weiterliefen. Während er beobachtete, hatte nur Wood einige Worte an den Jungen gerichtet – Worte, auf die nur mit einem schweigenden Kopfnicken reagiert wurde. Severus runzelte die Stirn.

»Er passt sich an«, kam die Stimme der Frau, und er schaute sie an und sah, dass auch sie ihre Aufmerksamkeit auf Nathan gerichtet hatte. »Sie passen sich an«, berichtigte sie sich. »Das Leben wird bald zur Normalität zurückkehren.«

Severus bezweifelte das. »Er wird immer für seine Verwandtschaft zu mir verurteilt werden.«

»Er wird auf die Probe gestellt, nicht verurteilt, Severus. Er hat zu beweisen, dass er sich nicht verändert hat, weil sie jetzt wissen, dass du sein Vater bist. Es wird nicht lange dauern, nun, da die Dinge zwischen euch zweien besser laufen.«

Er glaubte ihr immer noch nicht, doch er würde dies nicht in der Großen Halle besprechen; Minerva richtete bereits mehr Aufmerksamkeit auf sie, als auf ihr Essen. Granger verfiel nach seinem Mangel an Diskussionsbereitschaft zum Glück in Schweigen, obwohl es ein Jammer war, dass dieser Zustand nicht lange anhielt.

»Wann denkst du, können wir uns wieder treffen – wir drei?«, fragte sie.

Severus seufzte und schrieb seinen Pudding ab.

»Du weißt schon, dass wir uns regelmäßig werden treffen müssen, oder?« Sie wölbte ihm gegenüber eine Augenbraue, diese unmögliche Frau. »Da ich ja jedes Wochenende hier bin, könnten wir zeitlich etwas an Sonntagen einplanen, wenn das für dich in Ordnung ist.«

Er wandte seine Augen von den ihrigen ab, um seinen Sohn dabei zu beobachten, wie dieser deutlich sichtbar mit dem Essen auf seinem Teller spielte. Er brauchte einen langen Moment, doch Severus nickte sein Einverständnis.

»Es würde ihm gut tun, wenn ihr euch überdies ohne mich mindestens einmal wöchentlich treffen würdet«, fügte sie hinzu und beobachtete jetzt ebenso Nathan. Sie sah ihn dann nachdenklich an und wartete vermutlich darauf, dass er ablehnte. Ihre Augen tauchten ineinander ein und er hielt ihren Blick fest. Er konnte sehen, wie sich ihr Ausdruck veränderte, weicher wurde, allerdings niemals schwächelte. Solch wunderschöne Augen …

»Wir können dies später in meinem Büro diskutieren«, ertappte er sich selbst dabei, eine Einladung auszusprechen. Severus‘ Blick ließ von ihren Augen ab und suchten nach dem Tisch. Ihm wurde aufgrund dieses Momentes unbehaglich zumute und er stand auf, um zu gehen.

»Ich bin bald bei dir«, erklärte sie ihm.

Er schalt seinen verräterischen Verstand dafür, dass er mehr Bedeutung in ihre Antwort hineinlegte, als wirklich dort vorhanden war, und sein Gesichtsausdruck verhärtete sich.

Severus‘ Kopfnicken war so unmerklich, dass Hermione es nicht mitbekommen hätte, wenn sie nicht noch immer auf sein kantiges Gesicht geblickt hätte. Sie hatte sich für einen Moment in seinen Augen verloren; sie war jedes Mal von die Tatsache fasziniert, wie unglaublich schwarz sie waren. Sie widmete sich wieder ihrem Abendessen, doch ihre Gedanken verblieben bei dem Mann, der die Große Halle verließ. Die Schwärze seiner Augen war ähnlich, doch gleichzeitig vollkommen unterschiedlich zu Nathans. Hermione wunderte sich, ob dies aufgrund der Erfahrung war, dem Mangel an Unschuld, imprägniert in Severus' Blick; sie fragte sich, ob jene Augen einmal wie die ihres Sohnes gewesen waren.

*-*-*-*


Nathan war immer zurückhaltend, allerdings niemals schüchtern gewesen. Seit gestern jedoch konnte er anderen Menschen nicht in die Augen sehen, ängstlich in bezug darauf, auf welche Art sie ihn anschauen würden, so wie jetzt. Welch ein Kontrast zu der angenehmen Zeit, die er mit seiner Mutter verbracht hatte, bis sie ihn am Gryffindor-Tisch zurückgelassen hatte. Jetzt war er wieder mit seinen Mitschülern allein, die ihn zweifelsohne ignorierten. Nun, nicht alle; Andy versuchte, ihn in die Unterhaltung einzubeziehen, doch Nathan fühlte sich nicht wohl genug, um sich wirklich zu beteiligen. Er wusste, dass Andy Kevin unter dem Tisch mit dem Fuß anstieß; er war kein Dummkopf.

Nathan versuchte zu essen, um herauszufinden, ob dies die Peinlichkeit des Momentes verringern würde. Er beließ seine Aufmerksamkeit weiterhin auf seinen Teller gerichtet, doch, sich derer bewusst zu sein, die ihn ansahen, war zu belastend, und genau so bedrückend wurde das Essen. Er nickte jedes zweite Mal zu dem, was Andy sagte, und täuschte vor zu essen, bis er frei sein würde, um in seinen Schlafsaal zu gehen. Das Einzige, das ihn in der Großen Halle hielt, waren die wachsamen Augen seiner Mutter vom Lehrertisch aus. Nathan hatte ihr versprochen, dass er seinen Freunden nicht aus dem Weg gehen würde, also musste er bleiben.

Sein Vater hatte ihn ebenfalls beobachtet. Was würde er denken? Seine Mutter sprach gerade mit ihm – ohne Zweifel über ihrer aller Situation. Nathan runzelte über den Gedanken, dass er ein Problem sei, das gelöst werden musste, die Stirn. Glücklicherweise standen seine Freunde auf, um zu gehen, so dass er nicht darüber würde nachdenken müssen.

Er folgte ihnen. Buchstäblich. Nathan hielt sich hinter ihnen und zog es vor, allein zu gehen.

Nun, nicht ganz so alleine, wie er dies bevorzugt haben würde. Eine Gruppe von Slytherins erreichte ihn zeitnah, gerade außerhalb der Großen Halle.

»Schau mal, wenn das nicht der neue Snape ist«, kommentierte einer von ihnen. »Ein Gryffindor ist der Sohn des Hauslehrers von Slytherin. Wie ist das? Paradox, oder?« Der Junge kicherte hämisch.

Nathan ignorierte ihn.

Doch einer in ihrer Gruppe kicherte nicht. »Ist es nicht, weil er nicht Snapes Sohn ist.«

Das war schwieriger zu ignorieren, insbesondere, weil er diese Stimme wiedererkannte, aber Nathan ging weiter.

»Schaut ihn euch an. Er ist ein empfindliches, quengelndes Baby, das geradeswegs zu seiner Mum und zu Harry Potter läuft, wenn es etwas braucht. Jämmerlich! Snapes Sohn würde sich niemals so verhalten«, setzte Malfoy hinzu.

Nathan blieb stehen, drehte sich zu ihnen herum und schaute Malfoy in die Augen. Der Slytherin grinste hämisch und hob sein Kinn als Herausforderung an. Die anderen betrachteten Nathan forschend. Niemand wusste, was geschehen wäre, wenn Andy nicht aufgetaucht wäre, um Nathan am Arm von den Slytherins wegzuziehen.

»Beachte sie nicht«, sagte Andy mitten auf der Treppe, die zum ersten Stock führte. Nathan blickte immer noch Malfoy ins Gesicht, der ebenfalls nicht zurückgewichen war. »Du weißt, er ist nichts wert.«

Nathan schaute endlich nach vorn und tat, was Andy verlangte. Er wusste nicht, was ihn am meisten ankotzte – dass Malfoy ihn als empfindlich und quengelnd beschimpfte oder dass er seine Legitimität, dass er Snapes Sohn sei, anzweifelte. Er wollte vor Frustration knurren.

»Warum sprichst du immer noch nicht mit mir?«, fragte Andy und brachte Nathan damit dazu, Malfoys Worte beiseite zu schieben.

»Ich habe nicht die Absicht, nicht mit dir zu sprechen, Andy.«

Sie gingen schweigend, als sie die Korridore durchquerten und eine weitere Treppe hinaufstiegen.

»Du sprichst nicht mit mir«, sagte Andy abermals.

Nathan seufzte. »Was willst du, dass ich sage? Dass es draußen kalt ist? Dass Professors Binns Vorlesungen langweilig sind?«, fragte er verärgert. »Ich habe nichts zu sagen!«

»Hast du mit Snape gesprochen?«, fragte Andy mit einem vorsichtigen Unterton in seiner Stimme.

»Ja«, antwortete Nathan schmollend. Eine Weile später brachte er hervor: »Irgendwie.«

»Und …?« Als Nathan nicht reagierte, führte Andy die Frage weiter: »Was hat er gesagt?«

Bei dem Treffen waren da so wenige Worte von seinem Vater gewesen, die an ihn gerichtet waren … »Er sagte mir, dass ich keine Kessel zum Explodieren bringen und ihn nicht anschreien soll«, war alles, was Nathan sagte.

»Das ist echt Snape«, nickte Andy ernsthaft. »Und was hast du gesagt?«

»Dass ich das nicht tun würde.«

Andy nickte wiederum. »Kluge Antwort.«

Nathan rollte seine Augen, fühlte sich jedoch besser, nachdem er Andy diese Dinge über Snape als seinen Vater mitgeteilt hatte. Möglicherweise hatte seine Mutter Recht und all das würde ihm dazu dienen, um herauszufinden, wer seine wirklichen Freunde waren. Andy war definitiv einer von ihnen.

*-*-*-*


»Herein«, rief er.

Hermione kam ruhig herein und schloss die Tür hinter sich. Sie näherte sich seinem Schreibtisch und nahm auf einem Stuhl ihm gegenüber Platz. Sie wartete.

Er wartete.

Sie seufzte.

»Wie willst du bei den wöchentlichen Treffen vorgehen?«, fragte sie schließlich.

»Wenn es unvermeidbar ist, ist Sonntags in Ordnung.«

»Ich dachte, dass wir das bereits während des Abendessens vereinbart hätten. Was ist mit dir und Nathan?«, erkundigte sie sich.

»Ich glaube, dass ich es mittwochs nach dem Abendessen einrichten kann, wenn es kein Nachsitzen zu überwachen gibt.«

»Nathan hatte Angst, dass eure gemeinsame Zeit wie Nachsitzen sein würde«, erinnerte sie sich belustigt. Sie wurde wieder vernünftig. »Es wird nicht so sein, oder?«

Er beschäftigte seine Hände mit dem Neuarrangieren von bereits geordneten Pergamenten.

»Als erstes, ich denke nicht, dass ihr euch hier in deinem Büro treffen solltet. Ich glaube, dass deine Wohnung angebrachter sein würde«, schlug sie vor. »Das könnte ihm helfen, die Unterschiede zwischen dem Vater und dem Lehrer zu verstehen.«

Er nickte.

»Was hast du im Sinn, wofür du diese Zeit verwenden willst?«, fragte sie als nächstes.

»Ich dachte, ihn ohne dich zu treffen, bedeutet meine eigene Tagesordnung zu haben.« Er wölbte eine Augenbraue.

Severus konnte sehen, dass sie mit den Augen rollen wollte, sich aber eindrucksvoll zurückhielt. Er wollte grinsen.

»Ich vermute mal, das lässt nur sehr wenig Spielraum zur Diskussion, es sei denn, dass du über das Wetter sprechen möchtest«, erklärte sie ihm, sichtbar gereizt.

Er grinste dann doch.

»In der Tat gibt es noch etwas, das wir besprechen müssen. Nach dem ganzen Zirkus mit dem Prophet gab es eine Zunahme des Postumfanges. Ich brauche dich, um herauszufinden, ob er irgendetwas bekommen hat, von dem ich wissen sollte. Kimmkorn war sehr bestrebt, meine Feinde auf ihn aufmerksam zu machen.«

»Ich denke, dass er irgendjemandem über irgendwelche Drohungen erzählt haben würde, doch fragen kostet nichts. Ich bin sicher, dass du das deiner Tagesordnung hinzufügen kannst, Severus.« Sie neigte ihren Kopf – als ob er Vergeltung nicht erkennen würde, wenn er sie sah.

»Gut«, erklärte er ihr, wollte ihr nicht den Sieg zugestehen. »Ich frage ihn selbst.«

Sie lächelte.

Und das Lächeln blieb auf ihrem Gesicht, während sie ihn beobachtete. Er wollte fragen, worüber sie lächelte, tat es jedoch nicht. Er wusste mittlerweile, dass sie mit der kleinsten Kleinigkeit zufrieden sein würde. Nichtsdestoweniger mochte Severus ihr Lächeln.

»Was hast du für Sonntag geplant?«, fragte er sie.

Ihr Lächeln wurde breiter, bevor sie ihre Pläne für ihre angesetzten Treffen enthüllte. Sie wollte, dass sie jede Woche zusammen zu Abend aßen, nur sie drei. Auf seinen skeptischen Blick hin sprach sie davon, wie Familien über ihre Tage – oder in ihrem Fall, Wochen – während gemeinsamer Mahlzeiten sprachen. Severus hätte argumentieren können, dass sie keine gewöhnliche Familie waren, doch er entschied, dass einmal wöchentlich mit Granger zu Abend zu essen etwas war, das er ohnehin schon tat, ohne sich darüber Gedanken zu machen. Die einzigen Änderungen würden die Örtlichkeit und das Hinzukommen von Nathan sein.

»Ich bin einverstanden«, erklärte er ihr.

»Großartig. Wir werden dich um fünf in deiner Wohnung treffen.« Sie lächelte wieder. »Ich freue mich darauf.«

Warum sollte sie das tun? >Sie hat eine masochistische Ader<, folgerte er. »Wenn du das sagst«, sagte er, während er sich bereits vorstellte, als wie unangenehm sich der Abend herausstellen könnte. »Ich werde dort sein.« Er nahm ein Pergament von seinem Schreibtisch und hoffte, dass dies für eine Verabschiedung genügen würde.

»Dann ist es also beschlossen.« Sie stand auf, um zu gehen. »Wir sehen uns beim Frühstück.«

»Du weißt, dass es so sein wird«, antwortete er.

Er hatte den Eindruck, dass sie auf ihrem Weg nach draußen bei jenen leisen Worten gezögert hatte, aber er konnte es nicht mit Sicherheit wissen. Severus hatte nicht aufgeschaut, nachdem er sie ausgesprochen hatte.

*-*-*-*


Nachdem er entschieden hatte, er würde sein, wer er war, unabhängig davon, was die Menschen über ihn dachten, fühlte sich Nathan an diesem Samstag Morgen zuversichtlicher. Er hatte Andys Einladung angenommen, frühstücken zu gehen, und steuerte die Große Halle an. Kevin war bei ihnen, doch er schien widerstrebend. >Nun, schade für ihn<, dachte Nathan, aber tief im Inneren fühlte er sich deswegen traurig.

Anonyme Augen folgten ihm weiterhin überall hin, Nathan konnte sie wahrnehmen, doch er fühlte sich auch nicht mehr allzu sehr eingeschüchtert. Andy schien sich nicht dafür zu interessieren, warum sollte er es dann? Sie gingen zum Gryffindor-Tisch, während sie über die Verwandlungsaufgaben sprachen. Anscheinend hatte Andy ihn genügend vermisst, dass sogar Hausaufgaben ein Thema waren, über das er so früh an einem Wochenende zu diskutieren bereit war.

Nathan sah seine Mutter bereits frühstücken, an der Seite seines Vaters sitzend. Sie lächelte ihm zu, als sie seinen Blick auffing; Professor Snape erwiderte nur den Blick, änderte jedoch seinen gewohnt gelangweilten Gesichtsausdruck nicht. Nun, Nathan hielt dies für nur zu gut ins Bild passend, da Professor Snape in dieser ganzen Zeit niemals seine Handlungsweise verändert hatte.

Sie nahmen ihre Plätze ein und begannen, sich zu bedienen. Kevin hatte bis jetzt nicht ein Wort gesprochen, doch Nathan ließ sich sein Unbehagen darüber nicht anmerken. Er verhielt sich so, als ob jene Zeitung nie erschienen wäre und sprach angeregt mit Andy. Das blieb so, bis eine Unterhaltung durch die Geräusche der Eulen schwierig gemacht wurde, die in die Halle einfielen.

Viele der Vögel wandten sich geradewegs dorthin, wo Nathan saß und ließen Briefe über seinem Frühstück fallen. Eine weitere Handvoll von ihnen flog zum Lehrertisch, in Richtung seiner Eltern, aber er beachtete diese nicht. Seit dieser einen Ausgabe des Tagespropheten hatte sich die Menge von Nathans Post enorm erhöht.

»Das ist eine Menge Post!«, bemerkte Andy.

»Das ist schon seit dieser Story über mich im Tagesprophet so«, erklärte ihm Nathan. »Es scheint, dass ich jetzt eine Berühmtheit bin.« Er lachte. Andy lachte ebenfalls.

»Bitten sie dich um Autogramme?«, scherzte Andy.

»Der eine oder andere hat das getan«, antwortete Nathan ernsthaft.

Andys Augen weiteten sich. »Was schreiben die anderen?«, wollte er dann wissen.

»Die meisten von ihnen erklären, wie leid es ihnen für mich tut. Andere sagen, ich solle nicht glauben, was in diesem Artikel steht, dass mein wirklicher Vater Onkel Harry ist«, Nathan rollte seine Augen, »und ein paar sagen, dass sie für mich glücklich wären«, endete er.

»Dieselben, die um Autogramme gebeten haben«, sagte Kevin, sein selbst auferlegtes Schweigen brechend.

Als Nathan im Begriff war, darauf zu antworten, purzelte ein Paket zwischen sie.

»Dies eine hat sich verspätet« Andy, der den Kelch hielt, der dort gewesen wäre, wo das Paket nur einige Momente zuvor fallen gelassen wurde, wenn er ihn nicht vorher genommen hätte, prallte zurück. »Es ist für dich, Nathan.«

Als Nathan die Hand ausstreckte, um nach der Schachtel zu greifen und diese zu untersuchen, kam eine größere Hand aus dem Nichts und nahm sie ihm weg. Nathan war dermaßen entrüstet, dass er nicht einmal nachdachte, bevor er sich umdrehte, um dem Dieb ins Gesicht zu schauen und sagte: »He! Das gehört mir!«

Sein Vater wölbte ihm gegenüber eine Augenbraue. Nathans Augen weiteten sich für einen kurzen Moment, bevor sie sich verengten.

»Ich nehme auch die Briefe«, sagte Snape, streckte seine freie Hand mit der Handfläche nach oben aus und wartete.

»Sie sind für mich«, sagte Nathan gelassen zu der Hand seines Vaters.

Sie verfielen in Schweigen, ohne sich zu bewegen, in einem Krieg aus Geduld und Hartnäckigkeit. Alle Schüler beobachteten sie aufmerksam. Snape wurde des Wartens müde, schnappte die Briefe vom Tisch und murmelte etwas vor sich hin, das Nathan nicht mitkriegen konnte. Diese Aktion sollte nicht unerwartet gewesen sein, doch Nathan wusste gleichwohl nicht mehr, was er jetzt tun sollte. Er brauchte einen Moment, bevor er reagierte.

»Sir«, rief Nathan und verließ seinen Platz, um dem Mann zu folgen, der sich jetzt schnell dem Lehrertisch näherte.

Snape blieb nicht stehen.

»Professor«, rief er erneut, verärgert, und beschleunigte seine Schritte, um seinen Vater einzuholen.

Snape blieb endlich stehen und drehte sich zu ihm herum.

»Warum haben Sie meine Post genommen?«, fragte Nathan und kam vor ihm zum Stehen.

»Kennen Sie irgendjemanden von diesen Leuten?«, stellte Professor Snape die Gegenfrage, während er die Briefe in seiner Hand schwenkte.

»Ich weiß es nicht, Sir. Sie haben sie mir gestohlen, bevor ich lesen konnte, von wem sie waren.« Nathan funkelte ihn an. Sein Vater war ungerührt davon. »Was macht es aus, wenn ich sie nicht kenne? Sie sind trotzdem an mich gerichtet«, versuchte er es noch einmal.

»Sie sind trotzdem konfisziert. Ab sofort werden Sie keine Korrespondenz aus unbekannten Quellen öffnen. Jetzt gehen Sie zurück zu Ihrem Platz, Mister Granger.«

»Aber—« Nathans Argument erstarb, als er die bedrohliche Haltung seines Vaters betrachtete, die Arme verschränkt, die das Paket und die Briefe hielten. Es gab keine Diskussion, wie Nathan inzwischen begriffen haben sollte. Er drehte sich herum und ging zurück zum Gryffindor-Tisch, vor Wut kochend.

»Wer glaubt er, der er ist, dass er mir meine Briefe wegnimmt?«, murmelte Nathan vor sich hin und setzte sich wieder neben Andy.

»Dein Vater«, antwortete der Junge ihm.

Nathan schoss einen mörderischen Blick auf ihn. Andy wandte seine Augen von Nathans Augen ab und begann, schweigend zu essen.

»Er kann nicht einfach so hier herüber kommen und meine Post konfiszieren!«, protestierte Nathan, nicht imstande, nach einem solchen Vorfall Ruhe zu halten. »Sie waren an mich adressiert, nicht an ihn!« Er biss grimmig in ein Stück Toast und erwischte Kevin dabei, zu ihm herüberzustarren. »Was ist?«, fauchte er.

Am Lehrertisch starrte jemand anderes, und das nicht auf Nathan. Hermione versuchte zu verstehen, was sich gerade ereignet hatte, indem sie durchdringend Severus anschaute.

»Du starrst mit offenem Mund, Granger«, erklärte er ihr, ließ die Briefe und das Paket neben seinem Teller fallen und nahm seinen Platz wieder ein.

Sie schloss ihren Mund und verengte ihre Augen. »Was hast du gerade eben getan?«

»Du sagtest, dass ich mich um das Korrespondenzproblem kümmern soll. Ich kümmere mich darum.«

»Du sagtest, dass du mit ihm darüber sprechen würdest, Severus. Ich habe nicht gesehen, dass viel Sprechen beteiligt war«, erklärte sie spitz.

»Wenn du die Art und Weise nicht magst, in der ich dies handhabe, dann solltest du dich selbst damit beschäftigt haben«, erwiderte er und aß die Rühreier, als ob nichts gewesen wäre, wobei ihm ihr Augenrollen entging.

Hermione nahm den Briefstapel unmittelbar neben seinem Teller. Er griff danach, um sie genau daran zu hindern, und sie starrten einander in die Augen. Sie hoffte, dass ihr Blick ihren Mangel an Toleranz für diesen kindischen Kampf zum Ausdruck brachte. Möglicherweise geschah genau dies, weil Severus mit einem Seufzer den Blickkontakt abbrach.

Sie durchforstete die Briefe und las die Namen darauf. Plötzlich hielt sie inne und schob kopfschüttelnd einen Brief aus dem Stapel heraus, sichtbar gereizt. Als sie fertig war, hörte sie ihn sagen: »Zufrieden?«

»Da war ein Brief von Harry mittendrin, aber ich erwarte nicht von dir, das zu erkennen. Er ist ja nicht so, als ob du nachgesehen oder gefragt hättest, bevor du sie weggenommen hast.«

»Woher willst du wissen, dass dieser Brief keinen Schaden anrichtet?«, fragte er mit gewölbter Augenbraue.

»Oh, bitte!« Sie stand auf und nahm besagten Brief mit sich. Sie ging an ihm auf ihrem Weg nach draußen vorbei und war ganz sicher, dass sie ihn leise lachen hörte. >Er hält das für komisch, oder?< Hermione war nicht belustigt.

Sie erreichte Nathan und begrüßte seine Freunde.

»Da war einen Brief von Harry für dich«, erzählte sie ihrem Sohn. »Ich nehme nicht an, dass Severus erklärt hat, warum er die Briefe genommen hat, oder?«

»Nein, hat er nicht«, antwortete Nathan sichtbar verärgert und schnappte nach dem Brief in ihrer Hand.

»Es ist zu deiner Sicherheit«, erklärte sie. »Wir werden uns ausführlicher darüber unterhalten, entweder heute zu einem späteren Zeitpunkt oder möglicherweise morgen, während des Familien-Abendessens.«

»Familien-Abendessen?«, fragte Nathan.

»Ja. Jeden Sonntag werden wir zusammen zu Abend essen. Du kannst mich im Labor besuchen, und ich werde dir das alles erklären.«

Sie küsste seinen Kopf und verließ die Große Halle.

»Super«, murmelte Nathan, während er den Brief seines Paten öffnete.

*-*-*-*


Nathan trug nicht seine Schuluniform, als er sich mit seiner Mutter in ihrer Wohnung im dritten Stock traf. Sie hatten vereinbart, dass er sich für ihr gemeinsames Abendessen ungezwungen kleiden würde. Nathan konnte nicht verstehen, warum das Anziehen von Jeans, T-Shirt und einem Sweater irgendeinen Unterschied bei irgendetwas machen würde, doch es schien ihr wichtig zu sein.

Hermione wartete an der Tür und trug ebenfalls ungezwungene Kleidung; das karmesinrote Kleid, das sie zu tragen liebte, wenn sie ins Kino ging, und einen Mantel, der wie eine magische Robe aussah. Sie begrüßte ihn mit einem warmen Lächeln.

»Fertig?«, fragte sie.

»Ja«, antwortete er und versuchte, das Unbehagen in seinem Magen zu ignorieren.

»Trägst du die Halskette nicht?«, fragte sie als nächstes und glättete die Kragen seines T-Shirts und seines Sweaters, damit sie an der richtigen Stelle übereinander liegen würden.

»Nein«, sagte er ruhig. Da er den Blick sah, der immer einer sehr langen Diskussion vorausging, fügte er hinzu: »Ich habe sie bei mir. Ich möchte wissen, wie sie genau funktioniert, bevor ich sie wieder tragen werde.«

»Wie du willst«, räumte sie ein, »solange du bereit bist, seine Gründe anzuhören.«

Seine Mutter hatte ihm erzählt, dass Professor Snape wünschte, dass er die Halskette wieder trug, die sein Weihnachtsgeschenk gewesen war – genau die Kette, die er an dem Tag abgenommen hatte, als er herausgefunden hatte, dass Snape sein Vater war. Sie hatte ihm ebenfalls erklärt, warum Professor Snape seine Post konfisziert hatte, etwas, gegenüber dem Nathan noch immer misstrauisch war. Aus dem gleichen Grund hatte er die Halskette noch nicht wieder umgelegt. Ungeachtet der Erklärung seiner Mutter wollte Nathan es von Professor Snape selbst hören, bevor er seine Entscheidung traf. Es schien angemessen zu sein.

Sie machten sich auf ihren Weg zu den Kerkern, wo sie seinen Vater zum Abendessen treffen würden. Nathan war dieses Mal nicht überrascht, als sie an der Tür von Professor Snapes Büro vorbeigingen und geradeswegs zu der nächsten Tür, von der Nathan jetzt wusste, dass diese in seine Wohnung führte. Seine Mutter klopfte und binnen kurzem öffnete sich die Tür.

»Guten Tag, Severus«, grüßte sie, was durch ein Kopfnicken des Mannes beantwortet wurde.

»Guten Tag, Sir«, folgte Nathan entsprechend und erhielt ebenso ein Nicken dafür.

Snape trat beiseite und hielt einladend die Tür geöffnet. Sie traten ein und warteten darauf, dass sie gebeten würden, sich zu setzen. Als dies geschah, nahm Nathan neben seiner Mutter auf dem Sofa Platz, während sich sein Vater nah daneben in einen Sessel setzte, beide dem Kamin gegenüber.

Nathan blickte starr in das Feuer, da er nicht wusste, was er sonst tun sollte. Er konnte die Spannung in der Luft spüren, etwas, das ihn sich immer unbehaglich fühlen ließ. Hier hereinzukommen, hatte ihm ihr letztes Treffen in Erinnerung gerufen, und es war, als ob er das alles noch einmal durchmachen würde, die Dinge, die gesagt worden waren und wie sie gesagt worden waren.

»Du hast eine unglaubliche Büchersammlung, Severus«, sagte seine Mutter schließlich. Unglücklicherweise fügte sie hinzu: »Findest du das nicht auch, Nathan?«

Nathan schaute widerstrebend vom Feuer hoch und ließ den Raum auf sich wirken. Zwei der Wände waren vom Fußboden bis zur Decke von Büchern bedeckt, etwas, dem er nicht viel Aufmerksamkeit gezollt hatte, als er das letzte Mal hier gewesen war. Es war eine erstaunliche Büchersammlung. »Ja«, stimmte er zu.

Dann herrschte wieder Schweigen.

»Hast du sie alle gelesen, Severus?«, fragte seine Mutter – zum Glück nicht ihn.

»Die meisten von ihnen«, antwortete sein Vater.

Nathan versuchte, einige Hinweise über Professor Snapes Stimmung anhand dessen Stimme aufzufangen, konnte dies jedoch nicht. Dabei war es für ihn auch nicht hilfreich, seine Augen auf seine Hände statt auf das Gesicht des Mannes gerichtet zu lassen, aber das Letztere zu tun, stand außer Frage.

»Wir haben auch mehr Bücher, als wir brauchen und ich denke, dass Nathan ebenfalls die meisten davon gelesen hat. Von all den Büchern, die du gelesen hast, welches würdest du als dein Lieblingsbuch bezeichnen, Nathan?«

Da saß sie, fragte ihn erneut, und solch eine schwierige Frage noch dazu! »Äh…« Nathan dachte nach. »Ich könnte keins auswählen.«

»Könntest du es, Severus?«

Nathan atmete tief durch, als seine Mutter ihre Zielperson wechselte. Dies war schlimmer als eine mündliche Prüfung!

»Nein.«

Das war definitiv ein gereiztes Nein. Es schien, dass Professor Snape die Befragung ebenso wenig mochte. Nathan hörte seine Mutter seufzen.

»In Ordnung! Wir werden alle drei für den Rest des Abends den Kamin anstarren!«, sagte sie.

Nathan schaute sie an. >Definitiv verärgert<, schlussfolgerte er. Er riskierte einen flüchtigen Blick auf seinen Vater, der mit zwei Fingern seinen Nasenrücken zusammenpresste. >Definitiv gereizt<, nahm Nathan an. Er schaute wieder hinunter auf seinen Schoß und spürte, wie ihn die Peinlichkeit des Treffens überwältigte, als er sich an die Halskette in seiner Tasche erinnerte. Er biss sich auf die Unterlippe, kam zu einem Entschluss und nahm das Objekt in seine Hand.

»Ich habe die Halskette mitgebracht«, verkündete er leise.

»Sie sollten sie eigentlich umlegen und nicht mit Ihnen herumtragen«, erklärte sein Vater ihm, während er ihn jetzt ansah.

»Ich möchte wissen, wie sie funktioniert, bevor ich sie wieder trage.«

»Es lässt mich wissen, wenn Sie in Schwierigkeiten sind«, sagte der Mann, als ob dies Erklärung genug wäre.

Nathan wollte mehr. »Wie? Ich weiß, dass der Zaubertrank meine Stimmung zeigt, aber ich denke, das hilft mir nicht viel.«

»Severus kann deine Stimmung ebenfalls sehen. Wenn du in Gefahr bist, wird er es merken und in der Lage sein, zu dir zu kommen, um dir zu helfen«, mischte sich seine Mutter ein.

»Aber, wie?«, beharrte Nathan auf einer Erklärung.

Professor Snape stand auf und ging durch eine Tür hinter dem Platz, wo Nathan saß. Wenige Momente später kehrte er mit irgendetwas zurück, das er in seiner Hand hielt. Nathan musste nicht fragen.

»Dies ist eine Phiole mit demselben Zaubertrank, den Sie in der Halskette haben. Sie sind verbunden. Welche Farbe die Halskette auch immer annimmt – sie zeigt sich ebenso hier drinnen. Wenn Sie in Schwierigkeiten geraten, werde ich es wissen.«

»Warum glauben Sie, dass ich in Schwierigkeiten gerate?« Es erschien befremdlich, dass sie die ganze Zeit darüber nachdenken und sprechen sollten.

»Sie sind ein Gryffindor«, sagte Snape, »und so handeln Sie auch.«

Nathan verengte seine Augen seinem Vater gegenüber, aber das Gelächter seiner Mutter brachte ihn dazu, sie verdutzt anzusehen.

»Tut mir leid«, entschuldigte sie sich und atmete tief durch, um wieder ernst zu werden. »Im Leben deines Vaters und in meinem Leben gibt es Menschen, die wünschen könnten, uns Schaden zuzufügen – aufgrund des Krieges. Wir sind besorgt, dass, nach der Exposition deiner Identität, die du seitdem durchleidest, jemand versuchen würde, dir irgendwie zu schaden, um an uns heranzukommen.« Sie schaute jetzt sehr ernst. »Wir wollen, dass du so sicher wie möglich bist, und wenn es jemand wirklich wagt, an dich heranzukommen, werden wir da sein, um uns den Schwachkopf vorzunehmen.«

»Ist das auch der Grund, warum ich meine Post nicht lesen kann?«, fragte Nathan.

»Wir können nicht davon ausgehen, dass Ihre Briefe harmlos sind«, antwortete Professor Snape.

»Das hätten Sie vorher sagen können«, erklärte Nathan seinem Vater.

»Er hätte das tun müssen«, stimmte seine Mutter zu und erntete einen funkelnden Blick von seinem Vater.

»Und ich weiß, wie ich mich selbst vor bloßen Briefen zu verteidigen habe«, setzte Nathan hinzu.

»Wenn Sie so dringend wissen möchten, wie sehr die Menschen Sie bedauern, können Sie sie zurück haben«, sagte Professor Snape.

»Es gab einige Briefe, die von Menschen waren, die für mich glücklich sind«, widersprach er. »Und ich will sie nicht zurück; Sie können sie behalten, Sir. Ich will damit nur sagen, dass ich mich selbst verteidigen kann.«

Professor Snape stand abermals auf. »Dann brauchen Sie dies hier nicht mehr«, sagte er und nahm die Halskette aus Nathans Hand.

Nathan wurde davon überrumpelt. Er wollte für sich selbst einstehen, doch er wollte nicht, dass ihm die Halskette weggenommen wurde. Es war ein Weihnachtsgeschenk!

Hermione schien zu verstehen, was ihm durch den Kopf ging, und griff ein. »Oh, bitte. Ehrlich!« Sie stand auf und nahm die Halskette aus Severus' Hand. »Leg das um, Nathan.«

Nathan gehorchte. Der Anhänger erglühte golden und genauso die Phiole in Snapes Hand.

»Ich glaube, dass wir jetzt essen sollten«, fügte sie hinzu und verließ den Sitzbereich, um zu dem kleinen Tisch in einer Ecke des Raumes zu gehen. Nathan folgte, da er nicht mit seinem Vater zurückbleiben wollte, der nicht lange brauchte, um sich ihnen anzuschließen.

Das Essen wurde von einem Hauselfen serviert, den Snape gerufen hatte, sobald sie am Tisch saßen. Sie aßen schnell in einem peinlichen Schweigen, und das Abendessen war bald vorüber.

»Wir werden uns in der nächsten Woche wieder treffen«, erklärte seine Mutter Professor Snape, der müde nickte. »Nathan, du wirst Severus am Mittwoch Abend erneut treffen, nur ihr zwei. Ich nehme an, es wäre gut, jetzt eine Zeit und einen Ort zu vereinbaren.«

Nathans Mund wurde trocken. Eine Zusammenkunft ohne seine Mutter? Nathan mochte nicht daran denken.

»In meinem Büro um sieben«, sagte Snape ihm, und es klang für ihn genauso wie einmal Nachsitzen.

»Ja, Sir«, war seine automatische Antwort.

»Guten Abend, Severus«, sagte Hermione.

Sie gingen. Nathan fühlte sich erschöpft. Es war, als ob sich die Muskeln seiner Schultern von ihren Knochen abgelöst hatten, zerschmolzen. Alles, was er wollte, war, in sein Bett zu gelangen und zu schlafen.
________________________________________

A/N: Nein, es ist nicht leicht, doch ich glaube an die drei. :0)
Ich habe vergessen, mich über ein Bild auszulassen, das Miateixeira für diese Story als Weihnachtsgeschenk für mich gemalt hat. *vor Freude laut kreischend* Oh ja … der Link: http://ferporcel.livejournal.com/55189.html
ferporcel

Im nächsten Kapitel ... Mehr geplante Begegnungen, und einige durchaus nicht geplante Treffen.


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