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Fanfiction

Nicht nur ein Granger - Kapitel 17: Unbeantwortete Fragen

von Alea_Thoron

Not Only A Granger
Unanswered Questions

by ferporcel


SUMMARY: Nathan hat eine neue Informationsquelle, und Hermione und Severus haben eine Menge, worüber sie nachzudenken haben.

DISCLAIMER: Nicht meines! Es ist alles von J. K. Rowling.

WARNING: Diese Geschichte spielt in der Zukunft and beinhaltet HBP Spoiler! Seid gewarnt!

ORIGINAL BETA: BastetAzazis, SnarkyRoxy – vielen Dank!

GERMAN TRANSLATION: Alea_Thoron

GERMAN BETA: DeepWater
________________________________________

Nicht nur ein Granger

Kapitel 17: Unbeantwortete Fragen



Nathan saß in einem der Sessel im Büro der Schulleiterin. Als Teil seines Planes hatte er Professor McGonagall besucht und vorgeheuchelt, an einer der freien Stellen als Filchs Assistent interessiert zu sein.

»Also, Mister Granger, verstehen Sie, was es bedeutet, ein Hogwarts-Assistent zu sein? Es ist kein einfacher Job«, unterstrich die Schulleiterin nach einer langweiligen Erklärung der Assistenten-Pflichten.

»Ich verstehe, Schulleiterin«, antwortete er gehorsam, während er sich fragte, warum es für jemanden so lange brauchte, um sie herauszurufen. >Was ist mit Kevin und Andy los?<, dachte er voller Befürchtungen.

Und es war, als ob sie seine Gedanken gehört hätten.

»Schulleiterin«, rief ein Portrait eines pausbäckigen Zauberers hinter ihr. »Ich glaube, Sie sollten in die Kerker gehen.«

»Ist es Peeves?«, fragte sie resignierend.

»Unglücklicherweise nicht. Es ist eines dieser Feuerwerksbündel; diese bunten Schlangen«, erklärte ihr das Portrait, »und sie vervielfältigen sich rasant.«

McGonagall seufzte. »Mister Granger, es tut mir leid, aber dies hier wird warten müssen«, sagte sie, ihn verabschiedend.

»Oh, ich könnte warten, bis Sie zurückkommen, Professor«, sagte er und hielt damit genau seinen Anteil an ihrem Plan am Laufen. »Das heißt, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«

Sie betrachtete ihn eine Weile, während sie sein Angebot erwog, und nickte dann. »Ich bin bald zurück.«

Nathan beobachtete, wie sie den Raum verließ, und sobald sie die Tür geschlossen hatte, schaute er auf die vielen Portraits, die im Büro hingen, und sagte mit drängendem Tonfall: »Ich muss mit Albus Dumbledore sprechen.«

»Oh, was für ein Bengel!«, fauchte ein Zauberer mit einem großen Schnurrbart und einem blauen Hut. »Sie stecken hinter den Feuerwerken, nicht wahr?«

Nathan ignorierte diese Schuldzuweisung und die anderen, die dieser folgten, und suchte die Wand nach dem Zauberer ab, den er nur auf Schokofrosch-Sammelkarten und auf alten magischen Bildern gesehen hatte.

»Ich bin hier drüben«, sagte eine ruhige Stimme zu seiner Rechten. »Mister Granger, nicht wahr?«

»Ja, Sir«, antwortete er und durchquerte den Raum, um vor Albus Dumbledores Rahmen stehenzubleiben. »Ich möchte Sie etwas über einen Zauberer fragen, den Sie einst gekannt haben«, sagte er.

»Was Sie zu fragen haben, muss von sehr großer Wichtigkeit sein. Eine Attacke mit Feuerwerkskörpern ist kein leichtes Ablenkungsmanöver«, sagte Dumbledore amüsiert.

Nathan begann, unter dem durchdringenden, prüfenden Blick der zwinkernden Augen des Portraits herumzuzappeln. »Ich … Sie kannten Professor Snape sehr gut, nicht wahr, Sir?«, fragte er nervös.

»Ja, ich kannte ihn«, antwortete Albus langsam.

»Er … nun, ich weiß, dass …« >Warum war es denn so schwierig, diese Worte einfach auszusprechen?< »Er … Sie wissen schon …«

»Ja, mein Kind, er hat mich getötet«, beendete Dumbledore den Satz für ihn. »Allerdings nur, weil er keine Wahl gehabt hat«, fügte er hinzu und beobachtete Nathan aufmerksam. »In einem Krieg gibt es Situationen, in denen manches Opfer gebracht werden muss.«

»Sie haben ihm vergeben, Sir?«

»Es gab nichts zu verzeihen.« Dumbledore strich über seinen gemalten Bart. »Aber das wussten Sie bereits, sonst würden Sie nicht hier sein. Was ist es, das Sie nicht wissen?«

Nathan wurde sich bei diesen Worten bewusst, dass es viel schwieriger sein würde, als er gedacht hatte, aus diesem alten Zauberer im Portrait die Informationen herauszukitzeln, die er benötigte. Er hatte gehofft, dass der verstorbene Schulleiter ein schlechtes Gewissen Snape betreffend haben würde, und dass er bereit sein würde, einige schmutzige Geheimnisse aus der Vergangenheit des Tränkemeisters mit ihm zu teilen. Er glaubte allerdings auch jetzt noch, dass es den Versuch wert sei, und so entschied er sich für ein direktes Herangehen, da er nicht viel Zeit hatte, bevor die Schulleiterin zurückkehren würde.

»Er weiß etwas, das für mich von großer Wichtigkeit ist, aber er will es mir nicht erzählen. Ich dachte, dass möglicherweise Sie mir helfen könnten«, erläuterte Nathan. »Ich benötige Informationen, die ich im Austausch gegen das verwenden könnte, was er weiß. Etwas, von dem er nicht wollen würde, dass die ganze Schule davon erfährt.«

Jetzt war es heraus! Er hatte bei diesem Zauberer an den Wunsch nach Vergeltung appelliert.

Dumbledore beobachtete Nathan jetzt mit noch mehr Interesse. »Sie sind Ihrem Vater viel ähnlicher, als ich es mir zunächst ausgemalt habe. Worum Sie mich bitten, ist, Ihnen dabei zu helfen, Professor Snape zu erpressen. Kein alltägliches Ansinnen.«

Nathans Augen funkelten nach dem ersten Teil der Rede des Portraits. »Inwiefern bin ich meinem Vater noch ähnlicher, Sir?«

Dumbledore würde sich nicht so leicht ködern lassen, konnte aber die günstige Gelegenheit erkennen, die diese Unterhaltung bot. »Sie sind so sehr gewillt zu bekommen, was Sie wollen, dass Sie sich keine Gedanken darüber machen, auf welche Art Sie es sich verschaffen können. Ihr Vater benahm sich ähnlich, und das war einer der Charakterzüge, die ich an ihm bewunderte …« Er hielt inne. »â€¦ allerdings nur, wenn er für die richtigen Dinge gekämpft hat.«

Nathan war hypnotisiert von dem Zauberer auf der Leinwand. Dumbledore hatte mehr über seinen Vater gesagt, als jede andere Person ihm jemals erzählt hatte. »Waren Sie Freunde?«

»Ich gehe mal davon aus, dass wir das noch immer sind«, antwortete Dumbledore mit einem leisen Lächeln auf seinem gemalten Mund. »Allerdings dachte ich, dass Sie über Professor Snape sprechen wollten«, sagte er und wölbte eine Augenbraue.

Nathan hatte sein Interesse am Meister der Zaubertränke vollständig verloren. Er war jetzt viel mehr daran interessiert, was der große Albus Dumbledore über seinen Vater zu sagen hatte. »Nein, das ist schon in Ordnung. Ich verstehe, dass Sie nicht über ihn sprechen möchten, Sir«, ließ er das alte Thema fallen. »Wir können weiter über meinen Vater sprechen, wenn Sie das bevorzugen …« >Und Sie könnten damit beginnen, mir seinen Namen zu nennen<, wollte er hinzufügen.

Dumbledore war amüsiert. »Ich glaube nicht, dass dies möglich sein wird, doch vielleicht sollten Sie besser erkennen, dass Professor Snape zu erpressen ihn nicht dazu veranlassen wird, mit Ihnen zu kooperieren, junger Mann. Möglicherweise könnte er Ihnen erzählen, wer Ihr Vater ist, wenn Sie seinen Respekt und seine Freundschaft erringen.«

Nathan runzelte die Stirn. Hatte er erwähnt, welche Informationen sein Zaubertränke-Professor zurückhielt? Er glaubte nicht. Woher konnte das Portrait dann davon wissen? »Ich habe Ihnen nie gesagt, welche Information ich von Professor Snape will.«

»Nein, das haben Sie nicht.«

Nathan geriet immer mehr durcheinander. »Woher wussten Sie es dann?«

»Ich weiß sehr viele Dinge. Ich weiß, dass Basilisken farbenblind sind, dass es eintausendzweihundertvierundsiebzig Aromen von Bertie-Botts-Bohnen-aller-Geschmacksrichtungen gibt und dass die Schulleiterin im ersten Fach ihres Schreibtisches Zitronendrops versteckt. Warum nehmen Sie sich nicht einige davon, während sie nicht hier ist?«, sagte Dumbledore, zwinkerte schelmisch und deutete mit einem Nicken seines Kopfes in die ungefähre Richtung des Schreibtisches.

Nathans Stirnrunzeln vertiefte sich. Er blickte flüchtig auf den Schreibtisch, schüttelte seinen Kopf, um seine Gedanken zu ordnen und schaute wieder auf das Portrait.

Bevor Nathan irgendetwas sagen konnte, ergriff Dumbledore das Wort. »Zu spät«, sagte er, und man konnte Geräusche von der anderen Seite der Tür kommen hören, die Nathans Aufmerksamkeit darauf lenkten. »Sie finden die Antwort auf Ihre Fragen, wenn Sie damit aufhören, danach zu suchen. Alles, was Sie benötigen, ist in Ihrem Inneren«, setzte Dumbledore hinzu, und seine Augen zwinkerten.

Nathan schaute blinzelnd auf das Portrait. >Was meint er?< Er hatte keine Zeit mehr, noch irgendetwas zu denken oder zu fragen. Er kehrte schnell zu dem Sessel zurück, in dem er gesessen hatte, bevor die Schulleiterin das Büro verlassen hatte, Langeweile vortäuschend, als ob er die ganze Zeit in dieser Position ausgeharrt hätte.

McGonagall ging zu ihrem Schreibtisch, setzte sich und seufzte. »Wo waren wir, Mister Granger?«, fragte sie halb rhetorisch. »Ah, ja. Die Assistenten-Pflichten. Nun—«

»Schulleiterin, während Sie fort waren, hatte ich ein wenig Zeit, um über all das nachzudenken, das Sie gesagt haben, und ich glaube, dass ich im Augenblick nicht auf die Verantwortung vorbereitet bin, die, ein Hogwarts-Assistent zu sein, mit sich bringt. Ich bin dankbar für Ihre Zeit, Ma’am. Ich weiß, dass Sie sehr beschäftigt sind.« Ihre Verwirrung zeigte sich in ihrem Gesicht. »Danke, Ma’am«, setzte Nathan hinzu, erhob sich von seinem Platz und verließ schnell das Büro.

Als sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, war einmal mehr seine Verwirrung auf seinem Gesicht deutlich sichtbar. Damit aufhören, nach Antworten zu suchen? Alles, was er benötigte, war in seinem Inneren? Worüber sprach dieses verrückte Portrait? >Und das war der berühmte Albus Dumbledore?<, dachte er. >Nicht sehr hilfreich.<

Er sank die sich selbst abwärts windende Wendeltreppe hinunter, und während er zurück zum Gryffindor-Turm ging, kamen ihm einige der anderen Dinge wieder in den Sinn, die er an diesem Nachmittag erfahren hatte. >Ich bin wie mein Vater.< Nathan lächelte. Er kannte seinen Vater auch jetzt noch nicht, doch nun wusste er mehr über ihn als jemals zuvor. >Er kämpft für das, was er will, und genau das tue ich auch.<

Tief versunken in Gedanken über die Erkenntnisse, die er von Dumbledore gewonnen hatte, betrat er den Gemeinschaftsraum, um sich mit seinen Schulregeln-brechenden Freunden zu treffen, die eine umfassende Schilderung seiner Unterhaltung mit dem Portrait verlangten.

»Also, was du da sagst, ist, dass er aber auch gar nichts gesagt hat«, schlussfolgerte Kevin, nachdem Nathan geendet hatte.

»Ich bin mir nicht sicher. Er könnte vielleicht etwas Nützliches gesagt haben, auf eine kryptische Art und Weise. Das war das verwirrendste Gespräch, das ich jemals geführt habe, und das will schon was heißen«, bekannte Nathan.

»Nun, du wirst es zu den Akten hinzufügen, richtig?«, fragte Andy.

»Ja, natürlich«, versicherte Nathan ihm. »Genau genommen werde ich genau das jetzt sofort machen. Ich möchte nichts von dem vergessen, was dieses Portrait sagte, und mag es auch noch so absurd geklungen haben.«

Nathan verließ den Gemeinschaftsraum und stieg die Treppe zu den Schlafsälen hinauf. Er machte es sich auf seinem Bett bequem und nahm zwei Rollen Pergament aus seiner Büchertasche. Die erste war die, die Andy erwähnt hatte: die 'Snape-Akte'. Es war diejenige, mit deren Hilfe Nathan den Überblick über die Informationen behielt, von denen er dachte, dass sie hinsichtlich des Professors relevant waren. Die zweite Rolle, von der die anderen nicht wussten, dass er sie führte, war diejenige, die er die 'Dad-Akte' nannte.

Das zweite Pergament enthielt äußerst wenige, kostbare Informationen. In der ersten Spalte war eine Liste mit Namen, mit der Überschrift 'Menschen, die es wissen', zu der Nathan Albus Dumbledore hinzufügte. Darüber hinaus hatte es nur einen anderen Hinweis unter einer Rubrik 'Anhaltspunkte': Professor Lupin erwähnte die Tage, als er ein Schüler war.

Nachdem er das Gespräch zwischen seiner Mutter und dem Professor für Verteidigung gegen die Dunklen Künste zufällig belauscht hatte, hatte Nathan damit begonnen, sich Notizen über das zu machen, was er von seinem Vater wusste. Jetzt hatte er mehr Punkte hinzuzufügen. Albus Dumbledores Portrait hatte ihm erklärt, dass er und sein Vater Freunde gewesen waren. >Noch sind<, fügte Nathan in Gedanken hinzu. Er wusste auch, dass sein Vater ein willensstarker Mann war, der nicht aufgab bei den Dingen, die er wollte. >Genau wie ich<, dachte er und lächelte.

Er machte sich weiter Notizen über Passagen seiner Unterhaltung mit Dumbledore, und nachdem er beide Pergamente nochmals gelesen hatte, begriff er, dass er nach wie vor noch nicht das hatte, was er benötigte, um herauszufinden, wer sein Vater war oder sich die Information von Professor Snape zu verschaffen. Er seufzte und legte sich auf sein Bett. Während er das Rot- und Goldmuster seines Bettvorhangs betrachtete, dachte Nathan über die letzten Worte nach, die das Portrait gesagt hatte, und versuchte daraus schlau zu werden, was er meinte mit 'Alles, was Sie benötigen, ist in Ihrem Inneren'.

*-*-*-*


Remus war tief in Gedanken versunken nach dem, was er an jenem Tag des letzten Wochenendes in den Kerkern gesehen und gehört hatte. Er war dort hingegangen, um nach einer Bestätigung für seine Vermutung über Nathans Herkunft zu suchen, und er hatte besagte Bestätigung bekommen – und viel mehr. Er hatte Nathans Wut, Severus' Unnachgiebigkeit und Hermiones Hilflosigkeit beobachtet, und er hatte Hermiones Erklärungen und ihrem Gejammer gelauscht.

Hermione hatte ihm erklärt, dass sie Nathans Existenz vor Severus geheim gehalten hatte, und Severus geheim vor jedermann, einschließlich Nathan. An diesem Punkt hatte Remus begonnen, Severus' Reaktionen in Bezug auf den Jungen und seine Handlungen an jenem Tag in den Kerkern zu verstehen, doch nachdem er einige Zeit zum Nachdenken gehabt hatte, fand sich Remus nun mit mehr Fragen als Antworten zurückgelassen wieder.

Von Zeit zu Zeit war Nathans geheimnisvoller Vater ein Thema für Streitereien unter den Potters, den Weasleys und anderer Mitglieder des inaktiven Ordens des Phoenix' gewesen. Anfangs, als sie erstmals Hermiones Schwangerschaft entdeckt hatten, herrschte Bestürzung von seiten Einiger und es gab Entrüstung von seiten Anderer. Als sie offen bekundet hatte, dass die Identität des Vaters niemandes Sache außer ihrer eigenen war, waren die Reaktionen weitaus stärker. Ron hatte gefordert, dass sie ihnen den Namen des Zauberers nennen müsse, der ihr dies angetan hatte; Minerva hatte Hermione gebeten, sich ihnen anzuvertrauen, doch die gelassenste und dennoch beunruhigendste Reaktion, war jene von Harry. Der Retter der magischen Welt hatte einen eiskalten Blick in seinen Augen, einen Blick, der die Stärke hinter seinen jungen, unschuldigen Gesichtszügen verriet, und das war etwas, das Remus nur einige wenige Male gesehen und von dem er gehofft hatte, dies niemals wieder zu sehen.

Hermione war ruhiger als üblich gewesen und hatte ihnen erklärt, dass nichts ihre Entscheidung ändern würde. Noch mehr Proteste folgten dieser Äußerung, verstummten jedoch, als sich Harry zu sprechen entschloss. Er war an Hermione herangetreten und hatte gesagt: »Wenn du so wild entschlossen dazu bist, ihn vor uns zu beschützen, dann solltest du ihn besser gründlich schützen«, und hatte danach den Raum verlassen. Im Laufe der Zeit war alles zur Normalität zurückgekehrt. Nathan wurde geboren, Harry wurde auserkoren, sein Pate zu sein, und die Identität des Vaters blieb geheim.

Nun ja, das entsprach nicht der Wahrheit. Remus wusste jetzt, dass Severus Nathans Vater war, und noch mehr unbeantwortete Fragen wurden in seinem Kopf in Umlauf gesetzt. Warum hielt Hermione Nathan vor Severus versteckt? Warum wusste damals niemand von ihrer Beziehung – selbst bis heute nicht? Und nun, da Severus davon wusste, warum enthüllten sie Nathan gegenüber nicht die Wahrheit? Sie vor Harry und Ron geheimzuhalten war verständlich – sie hatten Snape nie gemocht – doch vor Nathan … Es konnte nur an Severus' Starrsinnigkeit liegen, weil Remus sich sicher war, dass Hermione ihr – ihrer beider – Geheimnis dem Jungen offenbaren wollte. Er war sich ebenfalls sicher, dass sie von der Bewunderung wusste, die Nathan für Severus empfand – oder in der Vergangenheit empfunden hatte – da Remus keine Ahnung hatte, was der Junge inzwischen über den Meister der Zaubertränke dachte.

Das Einzige, was er wirklich wusste, war, dass die Bemühungen des Jungen, Severus' Anerkennung zu gewinnen, unermüdlich gewesen waren. Remus konnte sich an den Tag erinnern, an dem er Nathan tief betroffen im Kerker vorgefunden hatte, da er ohne Anerkennung seiner guten Arbeit im Klassenzimmer entlassen worden war. Doch seine Beobachtung von Nathan seit damals hatte gezeigt, dass sich die Dinge geändert haben könnten. Immerhin verbrachten sie einen Monat Nachsitzen miteinander. Was war bei jenen Strafarbeiten geschehen? Er wusste es nicht …

Remus rief sich nochmals ihre letzte Unterredung über den störrischen Mann ins Gedächtnis zurück. Nathan hatte ihn in seinem Büro aufgesucht und um eine Erklärung von Severus‘ Verhalten gebeten. Warum würde Nathan überhaupt noch Severus in irgendeiner Form verstehen wollen? Konnte es sein, dass der Junge irgendeinen Verdacht hegte? Nein, das tat er nicht. Nicht nach dem, was er zu Hermione an jenem Tag gesagt hatte. Es könnte lediglich der Wunsch des Jungen sein, das Lob des schwierigsten Lehrers zu gewinnen – genau wie damals seine Mutter, als sie noch Schülerin gewesen war. Er lächelte bei der Erinnerung daran, doch das Lächeln wurde bald zu einem traurigen, sehnenden Gesichtsausdruck; er würde nie das Abbild von sich selbst oder von Tonks in irgendeinem Kind sehen.

Remus betrat die Große Halle durch eine seitliche Tür, grüßte die bereits dort Anwesenden und nahm Platz für das Mittagessen. Er ließ seine Augen über die vier Haustische schweifen, wobei er sich mehr Zeit dafür nahm, seine Gryffindors zu beobachten. Es gab nichts Ungewöhnliches und das blieb so, bis der Großteil der Schüler ihre Mahlzeiten beendet hatte.

Dann konnte man eine Schar von Slytherin-Erstklässlern, angeführt durch Devon Malfoy, sich zur gleichen Zeit den Haupttüren nähern sehen wie eine Gruppe Gryffindor-Erstklässler, mit Nathan unter ihnen. Von da aus, wo er am Lehrertisch saß, konnte Remus nicht hören, was Devon sagte, doch er hörte das Lachen von dessen Begleitern.

Ein weiterer Kommentar von Devon gefolgt von mehr Gelächter, und Remus sah Nathan sich umdrehen, um dem Slytherin entgegenzutreten. Im nächsten Moment war er selbst aufgesprungen, und er sah Severus dasselbe tun. Auf seinem Weg zu dem wachsenden Kreis der Schüler, die jetzt die Gruppe umgaben, hörte er Nathans wütende Forderung: »Nimm das zurück, Malfoy! Nimm es zurück!«

Bis er tatsächlich das Zentrum des Aufruhrs erreichte, hielt Severus bereits einen blindwütigen Nathan fest, der vorgeschnellt war, um Devon physisch zu attackieren. Der Slytherin hielt eine Hand zum Schutz vor sein Gesicht, die Augen weit aufgerissen vor Überraschung, Furcht und Ungläubigkeit. Es war klar, dass Devon noch nie auf Muggel-Art angegriffen worden war.

»Mister Granger, dies ist inakzeptabel!«, zischte Severus. »Zehn Punkte von Gryffindor und ein Nachsitzen!«

»Was ist mit ihm? Wird er nicht auch bestraft?«, fragte Nathan und zeigte auf Devon. »Er hat angefangen! Er hat meine Mum beleidigt!«

»Wie kann ich die Schuld dafür tragen? Ich kann nichts dafür, wenn sie nicht weiß, wer dein Vater ist«, erwiderte Devon, der seinen Schock überwand, um sich selbst zu verteidigen.

»Halt den Mund, Malfoy!«, schnappte Nathan.

»Genug!«, zischte Severus. Der Mann hielt immer noch seinen Sohn am Arm fest.

Remus beobachtete die Szene, plötzlich einfach nur sprachlos. >Wie kann Severus dabei zuschauen und nicht darauf reagieren – Nathan nicht sagen, dass er sein Vater ist?<, dachte er.

»Mach dich nützlich, Lupin!«, blaffte Severus.

»Zehn Punkte von Slytherin und ein Nachsitzen, Devon«, setzte er dann fest, während er demonstrativ auf Severus schaute, der seine Augen verengte. »Nun, nun. Die Show ist vorbei, gehen Sie in Ihren Unterricht«, fügte Remus in Richtung der Zuschauermenge um sie herum hinzu, und die Schüler begannen, sich in Bewegung zu setzen.

»Mister Granger, ungeachtet dessen, was Mister Malfoy gesagt oder getan hat, dieses Muggel-Verhalten wird nicht toleriert«, sagte Severus und schaute direkt in Nathans funkelnde Augen. Der Junge schrak nicht zurück noch zeigte er irgendein Anzeichen der Würdigung.

Remus wollte über das Verhalten des Jungen schmunzeln. Sowohl gleichzeitig physisch (Severus hielt noch immer den Arm des Jungen fest) als auch verbal bedroht durch den gefürchteten Meister der Zaubertränke, zeigte er keinerlei Anzeichen von Furcht oder Resignation.

»Haben Sie mich verstanden?«, fragte Severus.

Abermals, ohne seinen entschlossenen, starren Blick von Severus abzuwenden, antwortete Nathan: »Ja, Sir. Kann ich jetzt gehen?«

Severus gab Nathans Arm frei. »Noch nicht«, antwortete er. »Mister Malfoy, beim nächsten Mal, wenn ich Sie in einen Kampf verwickelt erlebe, bedarf es für mich keines Gryffindors, um Slytherin Punkte abzuziehen. Ist das klar?«

»Aber Onkel Sev— «, begann Devon zu argumentieren, nur, um von seinem Paten unterbrochen zu werden.

»Es heißt Professor Snape, Mister Malfoy«, zischte Severus, »und ich habe Ihnen eine einfache Frage gestellt.«

Der blonde Junge senkte seinen Kopf und murmelte: »Ja, Professor.«

Remus beobachtete mit gerunzelter Stirn den Jungen an Severus’ Seite. Er hatte Devons Lapsus bei der Anrede genauso wenig überhört. »Devon, Sie erscheinen um sieben in meinem Büro.« Der Junge nickte und hob seine Hand noch einmal an sein Kinn. »Müssen Sie Madam Pomfrey aufsuchen?«

»Nein, Sir«, murmelte Devon.

Als Remus seinen Blick von Devon abwandte, sah er, dass Nathan den blonden Jungen mit einem selbstzufriedenen Ausdruck in seinem Gesicht beobachtete. »Was Professor Snape sagte, gilt auch für Sie, Nathan. Wenn ich Sie erneut in einen Kampf verwickelt sehe, wird Gryffindor mehr Punkte verlieren, als es heute verloren hat.« Seine Worte hatten den beabsichtigten Effekt, und das hämische Grinsen verschwand aus Nathans Gesicht.

»Ich erwarte Sie um sieben in meinem Klassenzimmer, Mister Granger«, sagte Severus und drehe sich um, um die Große Halle zu verlassen. Ohne sich erneut umzudrehen, fügte er hinzu: »Kommen Sie nicht zu spät.« Remus sah, wie Nathan seine Augen verdrehte.

»Gehen Sie zu Ihrem Unterricht«, entließ er die Jungen, und als er sich sicher war, dass sie sich tatsächlich von einander fernhalten würden, machte Remus sich auf den Weg in die Kerker.

Er klopfte an die Tür zum Büro des Zaubertränkemeisters, wartete jedoch nicht auf eine Antwort. Er öffnete die Tür, trat ein und schloss sie hinter sich und traf auf die verengten schwarzen Augen des Mannes auf der anderen Seite des Raumes. »Ich kann nicht verstehen, wie du Nathans Qual darüber zusehen kannst und nichts dagegen tust«, begann er. »Bei Merlin! Wenn ich ein Kind haben könnte und es würde zufällig ein Sohn sein, würde ich mir wünschen, dass er wie Nathan wäre. Ich würde so stolz sein, dass ich es in die Welt hinausschreien würde, dass er meiner ist … und du bist Nathans Vater. Du hast das Recht zu sagen, dass dieser wundervolle Junge dein Sohn ist, doch du hast dich für das Gegenteil entschieden, obwohl du weißt, dass du sein Leben aufgrund dieser lächerlichen Entscheidung viel schwieriger machst.«

Severus‘ Gesichtsausdruck veränderte sich die ganze Zeit während Remus’ emotionalem Ausbruch nicht; es war die gleiche kalte, ausdruckslose Miene, die er häufig benutzte. »Bist du fertig?«, fragte er und hob ärgerlich eine Augenbraue an. »Ich habe in zehn Minuten Unterricht.«

Remus seufzte und schüttelte seinen Kopf. »Ich weiß, dass du die Einsicht besitzt, Severus. Ich hoffe, dass du deine Starrsinnigkeit rechtzeitig überwinden kannst.« Er drehte sich um und verließ das Büro.

Severus seufzte, sobald sich die Tür schloss. Was Lupin nicht verstand, war, dass dies für Nathan das Beste war. Er brauchte nicht zu wissen, dass Severus sein Vater war, selbst wenn Devon ihn dafür verhöhnte. Es war einfach nur eine Phase, und Nathan würde all das bald völlig vergessen und begreifen, dass er keinen Vater brauchte.

*-*-*-*


»Herein«, beantwortete Severus das Klopfen an der Tür zum Klassenzimmer für Zaubertränke.

»Guter Abend, Sir«, grüßte Nathan, schloss die Tür hinter sich und ging zur Frontseite des Raumes.

»Kessel, Mister Granger. Sie kennen die Prozedur – keine Magie. Ich glaube nicht, dass bei Ihnen nach dieser Muggel-Demonstration heute früh etwaige Beschwerden aufkommen werden.«

Snape hatte Recht. Nathan beschwerte sich nicht und ging wortlos zu den Kesseln. Er begann, diese zu scheuern, und Severus nahm die Arbeit an den Aufsätzen wieder auf.

Von Zeit zu Zeit hob Severus seine Augen von der Ansammlung Unsinn, den die Drittklässler beim Schreiben verzapft hatten, um seinen Sohn zu beobachten. Er konnte erkennen, dass Nathan wirklich fest entschlossen war, seine Aufgabe so schnell wie möglich zu beenden. >Gut<, dachte er.

Er hörte, wie der Junge den ersten gesäuberten Kessel ins Regal stellte und schaute abermals von den Aufsätzen auf. Der Junge schaute zu ihm herüber, und ihre Augen hielten einander gegenseitig fest, während Nathan zu dem Arbeitstisch zurückging, auf dem der zweite schmutzige Kessel des Abends auf ihn wartete. Nicht ein Wort oder eine angehobene Augenbraue; nichts.

Obgleich Snape diesen Mangel an Interaktion als eine gute Sache interpretierte, würde er sich selbst gegenüber nicht ehrlich sein, wenn er behauptete, dass er Nathans scharfe Blicke, die Wettbewerbe im Anstarren und die geistreichen Antworten, die sie während des Monats von Strafarbeiten geteilt hatten und die immer präsent gewesen waren, nicht vermisste. Sein Junge war ein Puzzle, und diese stille, zurück-zum-Geschäft-Version von ihm war ein Teil, das Snape vorher noch nicht gesehen hatte.

Nathan war so kurz davor gewesen, die Wahrheit herauszufinden, als er letztes Wochenende Lupin und Hermione in seinem Büro heimlich belauscht hatte. Was, wenn er nicht zur richtigen Zeit gekommen wäre? Nathan würde wissen, dass er sein Vater war, und …

Severus beobachtete, wie Nathan arbeitete, und erwog – wie er es schon so viele Male vorher getan hatte – was dann hätte geschehen können. Wie wäre Nathans Reaktion ausgefallen? Sein rationales Selbst beharrte darauf, dass der Junge ihn noch mehr gehasst hätte, als er es jetzt bereits tat, doch er konnte sich dessen nicht sicher sein. Was, wenn, entgegen allen Erwartungen, Nathan … Nein, er konnte nicht darauf hoffen. Severus war nicht so töricht zu glauben, dass jemand ihn aus freien Stücken als Teil seines Lebens akzeptieren würde.

Und dann begingen seine Gedanken mit dem Bild von Hermione Granger in seiner Vorstellung Verrat an ihm. Sie hatte ihn gewissermaßen aus freien Stücken in ihrem Leben akzeptiert, als sie seinen Sohn aufzog. So sehr er sich auch bemühte, er konnte dies nicht verstehen. Außerdem glaubte sie sogar, auch Nathan würde ihn in seinem Leben akzeptieren … dass er sich sogar darüber freuen würde, dass Severus sein Vater war. Gerade sie wusste besser, als jeder andere, wozu er fähig war, und doch sagte sie weiterhin Dinge, um ihn ermutigen, sich Nathan zu offenbaren, Teil des Lebens seines Sohnes zu sein. Warum jetzt? Warum nicht früher, als Nathan jünger war? >Weil sie sich der Gefahr bewusst ist, die von dir ausgeht<, antwortete er sich selbst. Doch, wenn das zutreffend war, warum wollte sie es dem Jungen jetzt erzählen? Nathan war elf und lebte in einer Internatsschule; er würde seine Eltern nicht viel länger benötigen. Wenn er Hogwarts verlassen würde, wäre er ein junger Mann, der sein eigenes Leben aufbauen musste. Er würde keinen Vater mehr brauchen.

Er konzentrierte sich wieder auf seine Aufgabe, die Aufsätze zu benoten, und schob diese Gedanken beiseite, wie er dies inzwischen häufig tat. Nicht lange danach spürte Snape Nathans Augen auf sich gerichtet. Er hob seinen eigenen Blick trotzdem nicht von den Aufsätzen. Einige Zeit verging und er fühlte jene schwarzen Augen erneut auf sich, gab allerdings einmal mehr vor, dies nicht zu bemerken. Er konnte dennoch die Blicke des Jungen nicht mehr länger ignorieren, wenn Nathan mehr daran interessiert schien, ihn zu beobachten, als den Kessel zu säubern. »Ihre Aufgabe ist der große Kessel, Mister Granger. Versuchen Sie, Ihre Aufmerksamkeit darauf zu richten«, sagte er ohne seine Augen von dem Pergament abzuwenden, das er las.

>Wie hat er das gemacht?<, dachte Nathan und schaute jetzt auf den Kessel. >Ich bin mir sicher, dass er nicht aufgeschaut hat von dem, was auch immer er da benotet – nicht ein einziges Mal, seitdem ich mit dem zweiten Kessel begonnen habe.< Nathan war schon immer davon beeindruckt gewesen, wie sehr Professors Snape sich jederzeit dessen gewahr war, was um ihn herum vorging, obwohl er von der Vergangenheit des Mannes als Spion wusste.

Nathan hatte gedacht, dass er dieses Nachsitzen nutzen könnte, um Professor Snape zu beobachten, in der letzten Hoffnung, irgendetwas zu finden, was er seiner Recherche über diesen Mann hinzufügen konnte. Je mehr er über den Meister der Zaubertränke in Erfahrung brachte, umso mehr war er von ihm fasziniert.

Er fuhr damit fort, den Kessel zu säubern, und ging dabei alle Informationen durch, die er über den Zauberer bis jetzt gesammelt hatte. Keine der anrüchigen Tatsachen, die er über Professor Snapes Vergangenheit wusste, war nicht allgemein bekannt. Er runzelte die Stirn, als er sich daran erinnerte, was er in der Nacht zuvor über die Rolle des Zaubertränkemeisters im Krieg gelesen hatte. Das meiste davon hatte er bereits gekannt, doch einige der Informationen waren neu und keine angenehme Überraschung gewesen. Er hatte von den Verbrechen gelesen, denen Professor Snape angeklagt worden war, begangen zu haben, und obgleich er wusste, dass sein Lehrer Menschen ermordet hatte, hatte er immer geglaubt, dass dies in Notwehr geschehen war oder in jemand anderes Auftrag, wie seine Mutter ihm erklärt hatte. Es war vergleichbar mit dem, was sein Pate und Retter der magischen Welt getan hatte. Doch erfahren zu müssen, dass sein Professor aus seinem eigenen freien Willen heraus Menschen gequält und getötet hatte, war beunruhigend gewesen. Nathan fürchtete den Zauberer nicht, der vor ihm am Schreibtisch saß, er grübelte jedoch über die Gründe nach, die jemanden wie ihn, mit so vielen Fähigkeiten und solcher Intelligenz, an die Notwendigkeit glauben ließ, solche Verbrechen verüben zu müssen.

Nathan war sich nicht bewusst, dass er damit innegehalten hatte, den Kessel zu schrubben, bis Professors Snapes Stimme ihn aus seinen Gedanken aufschreckte. »Ich höre Sie nicht arbeiten, Mister Granger.«

Nathan begann erneut mechanisch mit seinen Bewegungen und schob jene Gedanken einstweilen beiseite. Er beendete schnell seine Aufgabe und verließ die Kerker.

*-*-*-*


Die Bibliothek war an diesem Abend ruhig. Es war kurz vor der Sperrstunde und wenige Schüler arbeiteten noch hier, mehrheitlich Ravenclaws. Nathan stand, nicht ganz bei der Sache, in einem Gang zwischen hohen Regalen und las in einem Wälzer über Sternkarten für seinen Astronomieaufsatz, als das fahle Licht, das von einer der Laternen kam, durch einen Schatten blockiert wurde. Bevor er reagieren konnte, wurden seine Arme von starken Händen umklammert. Nicht einmal das Geräusch des auf dem Steinfußboden aufschlagenden Buches alarmierte die anderen über seine missliche Lage. Die Jungen, die ihn festhielten, ließen ihm keine Alternative, doch er kämpfte, um sich irgendwie zu befreien und seinen Zauberstab zu fassen zu bekommen. »Lasst mich los!«

»Ich hab' dir gesagt, dass du dich mit dem falschen Zauberer angelegt hast, Granger«, sagte Malfoy, als er hinter seinen Bütteln hervortauchte.

»Was willst du von mir?«, fragte Nathan, der immer noch versuchte, sich loszureißen.

»Ich bin hier, um dich für das bezahlen zu lassen, was du in der Großen Halle getan hast«, antwortete Devon, während er einen Ärmel seiner Robe hochkrempelte.

Nathan verstärkte seine Bemühungen, sich zu befreien. »Und du benötigst zwei Muskelberge, die dir dabei helfen?« Der Griff um seine Arme wurde fester. »Ich dachte, du könntest mehr als das.« Er provozierte den Slytherin, allerdings ohne Erfolg.

Devon lachte. »Hast du gedacht, ich würde dir unvorbereitet zu Leibe rücken? Ich bin kein dämlicher Gryffindor.« Er näherte sich Nathan. »Jetzt wirst du lernen, dich nicht mit einem Malfoy anzulegen.«

Der Schlag traf Nathan im rechten Winkel in den Kiefer. Es stach schmerzhaft, doch er gab keinen Ton von sich. Malfoy schien über seinen Mangel an Reaktion auf den Angriff enttäuscht zu sein und schlug erneut zu, viel stärker. Dieses Mal traf der Schlag sein Gesicht genau unter seinem linken Auge und ein Keuchen verließ seinen Mund aufgrund des Schmerzes, den er nun empfand. Devon nahm Nathans Kinn in seine Hand und schaute ihm boshaft grinsend in die Augen.

»Ich denke, dass du deine Lektion gelernt hast, Granger.« Er gab Nathans Gesicht frei und begann, die Roben seines Gefangenen zu durchsuchen. Als er Nathans Zauberstab fand, nahm er diesen an sich und sagte zu seinen Begleitern: »Lasst den Wurm los.«

Nathan, jetzt zauberstablos, wusste, dass er keine Chance gegen die Slytherins hatte. Er beobachtete bloß, wie die Jungen in Richtung Tür zur Bibliothek davonstiefelten, und sah, wie Malfoy seinen Zauberstab fallen ließ und sich umwandte, um mit einer Singsang-Stimme zu sagen, »Schlaf gut, Granger.« Lachend gingen sie davon.

Nathan verengte seine Augen, aber es schmerzte, das zu tun. Er hob eine Hand an sein Gesicht und zuckte bei seiner eigenen Berührung zusammen; er konnte die Schwellung bereits fühlen. Er schloss seine Augen und seufzte; er würde einen Bluterguss bekommen. Nathan hob das Buch vom Boden auf und stellte es ins Regal zurück, ging dahin, wo sein Zauberstab lag, hob ihn auf und ging zum Tisch, wo seine Sachen lagen. Er sammelte sie zusammen und verließ die Bibliothek.

Er steuerte den Gemeinschaftsraum an, hielt es dann jedoch für besser, nicht hineinzugehen. Er wusste, dass sein Gesicht blutunterlaufen war, und er wollte sich im Augenblick nicht mit seinen Freunden auseinandersetzen. Er lief weiter, und bevor ihm überhaupt bewusst wurde, wohin er ging, fand er sich selbst aus diesem großen Fenster auf einem der höheren Korridore hinausstarrend wieder, sein Augenmerk auf die entfernten Lichter von Hogsmeade gerichtet.

Er war noch immer verärgert darüber, was in der Bibliothek geschehen war. Nicht, weil er geschlagen worden war – es war nicht das erste Mal gewesen, dass er den Zorn von irgendjemandem heraufbeschworen hatte, dass die Sache in einem Kampf geendet hatte und dass er dabei den Kürzeren gezogen hatte. Er war verärgert darüber, weil dies sein Leben noch unerträglicher machen würde, als es bereits war. Malfoy würde sich an seinem Triumph im Zuge seiner Rache weiden, und seine Freunde würden ihn sogar noch mehr bedauern, wenn sie den Bluterguss auf seinem Gesicht sahen … Wann würde dies endlich vorüber sein?

Nein, er konnte mit den stechenden Schmerzen umgehen, die in seinem Gesicht brannten. Stärker als die Schmerzen war sein Gefühl von Hilflosigkeit und Einsamkeit. Niemand wusste, wie es war, eigentümliche Blicke von Leuten zugeworfen zu bekommen, die du nicht einmal kanntest; was es bedeutete, wenn Leute wie Malfoy jeden einzelnen Tag über deine Familie höhnische Bemerkungen machen – und als Entgegnung darauf weder etwas zu tun noch zu sagen; wie frustrierend es war, schließlich zu versuchen, etwas dagegen zu unternehmen, nur, um dabei erfolglos zu sein.

Plötzlich war es schwer, mit dem Kloß, der sich in seiner Kehle gebildet hatte, zu atmen, und der Anblick der glänzenden Lichter im fernen Dorf verschwamm, durch – wie er wusste – Tränen. Er schloss seine Augen und ließ die Tränen fallen. Er fühlte sich so einsam. Er wünschte die Arme seiner Mutter um sich, und an sie zu denken, brachte einen neuen Sturzbach von Tränen in seine Augen. Er vermisste sie so sehr. Sie war die Einzige, die sich um ihn sorgte, und wenn sie jetzt hier wäre, würde er keinen zweiten Gedanken an seinen Trotzanfall verschwenden und sie mit seiner ganzen Kraft umarmen. Doch sie war nicht hier, und er umarmte stattdessen wimmernd sich selbst.

Severus Snape betrat den unzureichend beleuchteten Korridor. Er hatte die Schule auf Schüler überprüft, die nach der Sperrstunde draußen waren, und dort war wieder einer, der Dritte am heutigen Abend. Er bewegte sich leise näher heran, bis er herausfand, wer der Schüler war und zögerte, sich weiter zu nähern – es war sein Sohn. Was machte er schon wieder hier draußen nach der Sperrstunde? Er öffnete seinen Mund, um den Jungen wegen seiner Beharrlichkeit, die Schulregeln zu brechen, anzublaffen, doch er vergaß, was er sagen wollte, als er Nathans Schniefen hörte – der Junge weinte. >Großartig<, dachte er ärgerlich, doch tief in seinem Herzen wollte er wissen, was seinen Jungen zum Weinen gebracht hatte. Gedanken an sein eigenes erstes Jahr in Hogwarts gingen ihm durch den Kopf. Jungen, die ihn verhöhnten, die Sorge um seine Mutter, die mit seinem gewalttätigen Vater allein war, der Mangel an Freunden, Tage und Nächte mit einsamem Durchstreifen der Hallen. Severus runzelte die Stirn, bittere Gefühle erreichten sein Herz.

»Genießen Sie die Aussicht?«, fragte Severus und erschreckte den Jungen. »Es ist nach der Sperrstunde, Mister Granger – etwas, von dem ich mir sicher bin, dass Sie darüber bereits Bescheid wissen.«

Nathan wischte seine schmerzenden Augen und seine laufende Nase mit dem Ärmel seiner Robe ab. >Warum ist es immer Professor Snape?<, dachte er.

»Sie werden langsam wirklich berechenbar, Mister Granger. Erklären Sie mir, warum Sie hier oben sind und schniefen?« Er hob das letzte Wort besonders hervor. Als keine Antwort kam, verlangte er: »Schauen Sie mich an.«

Nathan zögerte.

»Schauen Sie mich an, Mister Granger«, wiederholte Severus noch ärgerlicher.

Nathan gehorchte. Severus war betroffen von dem purpurroten Bluterguss unter dem linken Auge seines Sohnes, der sogar in diesem schwachen Licht sichtbar war. Seinen Zauberstab herausziehend, ließ er dessen Spitze mit einem gemurmelten »Lumos!« leuchten und brachte das Licht näher an das Gesicht seines Sohnes heran. Während er seine andere Hand benutzte, um den Kopf des Jungen ein Stück anzuheben, fragte er leise: »Wer hat das getan?«

Nathan erwog, ob er die Wahrheit sagen sollte oder nicht. Professor Snape würde Malfoy nicht bestrafen; er hatte gesehen, wie nahe sie sich standen, als sein Angreifer ihren Professor auf die gleiche Art angesprochen hatte, wie Nathan Harry und Ron anredete.

Severus konnte die Unentschlossenheit in Nathans Augen sehen. Er brauchte keine drei Versuche, um zu erraten, wer ihn geschlagen hatte, und das Zögern des Jungen war zermürbend. >Hat er jetzt Angst vor Malfoy? Oder hat er Angst vor mir? Wird er furchtsam und fängt wieder zu schniefen an?< Severus würde dies nicht zulassen.

»Ich habe Ihnen eine einfache Frage gestellt. Wer. Hat. Das. Getan?«, sagte er mit mehr Druck in seiner Stimme.

»Das spielt keine Rolle, Sir. Ich habe keine Beweise dafür, und Sie werden ihn ohne das nicht bestrafen«, sagte Nathan gleichmütig.

»Sie wissen nicht, was ich tun oder nicht tun werde, Junge«, spie Severus verärgert. »Ich wäre nie darauf gekommen, dass Sie einer jener wenigen feigen Gryffindors sein könnten«, sagte er und beobachtete, wie sich die Augen seines Sohnes im Licht veränderten, »aber andererseits – doch sie kommen von Zeit zu Zeit zum Vorschein.« Er machte eine wegwerfende Geste und fuhr fort: »Sie laufen auch ziemlich häufig schniefend im Schloss herum. Möglicherweise hat der Sprechende Hut nach Jahrhunderten seinen ersten Fehlgriff begangen; Sie sollten in Hufflepuff sein.«

»Ich bin kein Feigling«, versicherte Nathan nachdrücklich, »Sir.«

Severus konnte sehen, dass – wie beabsichtigt – die rot-geränderten Augen seines Sohnes aufgrund der Gefühle aufblitzten, die seine Worte hervorgerufen hatten. >Gryffindors sind dermaßen einfach zu ködern<, dachte er amüsiert.

»Dann erzählen Sie mir, wer Ihnen dies angetan hat und ich werde Sie mangels Beweisen freisprechen«, sagte Severus und wölbte eine Augenbraue.

»Sie wissen ganz genau, wer dies getan hat, Sir. Und er hatte Hilfe von zwei weiteren Slytherins.«

»Diese halbe Erklärung ist nicht das beste Argument, um meine Hypothese zu widerlegen, Mister Granger, doch ich glaube, dass das alles ist, was Ihr Mut zulässt.« Im Licht des Zauberstabes strahlte aus Nathans Augen der Zorn. »Kommen Sie mit mir.«

Er drehte sich um, und Nathan folgte ihm. Sie gingen für eine Weile schweigend neben einander her, bis der Junge wieder sprach. »Dies ist nicht der Weg zu meinem Gemeinschaftsraum, Sir.«

»Nein, ist es nicht.« Als er hörte, wie sein Sohn tief Luft holte, zweifellos, um nach ihrem Zielort zu fragen, fügte er genauere Einzelheiten hinzu: »Ich bringe Sie zu Madam Pomfrey. Sie wird sich um dieses hässliche Hämatom kümmern, bevor ich Sie nach Gryffindor zurückbegleite.«

Kein Wort wurde auf dem restlichen Weg zum Krankenflügel gesprochen. Sie betraten den leeren Krankensaal, und Severus sagte: »Bleiben Sie hier«, und ließ ihn zurück, um die Medi-Hexe zu holen.

Sie eilte durch eine kleine Tür herein, während sie ihren Hausmantel schloss. Severus folgte gleich dahinter. Sie bat Nathan, sich auf eines der Betten zu setzen. »Oh, lieber Junge!«, rief sie aus, als sie Nathans Verletzung sah. »Was ist geschehen?« Nathan antwortete nicht, und Severus beobachtete ihn angespannt.

Madam Pomfrey warf mehrere verschiedene Zaubersprüche über den Jungen, um sich sicher zu sein, dass es sich dabei um die einzige Wunde handelte, und erst, als sie mit ihren Diagnosen zufrieden schien, brachte sie die Heilsalbe auf. »Ich werde dies auf die Wunde auftragen, und es wird zwischen zehn bis fünfzehn Minuten dauern, bis sie einzieht und ganze Arbeit leistet. Sobald das erledigt ist, werden Sie keinerlei Schmerz mehr verspüren, und der Bluterguss wird nicht mehr zu sehen sein«, erklärte sie und fuhr damit fort, die Salbe in Nathans Gesicht zu verreiben.

Nathan zuckte bei der ersten Berührung zusammen, seinen Schmerz herauszischend, muckste sich dann jedoch nicht weiter. Severus stand an der Seite der Medi-Hexe und beobachtete die Prozedur. Sie beendete die Behandlung mit der gelblichen Medizin und richtete dann das Wort an den Mann: »Wirst du ihn zu seinem Gemeinschaftsraum begleiten, Severus?«

Snape nickte.

»Ich ziehe mich dann zurück. Versuche, denjenigen zu schnappen, der dies dem Jungen angetan hat«, fügte sie schärfer hinzu und verließ der Krankensaal.

Es lag eine lastende Stille in der Luft. Nathan hatte seine Hände in seinem Schoß verschränkt, seinen Kopf gesenkt und starrte blicklos auf den Fußboden. Severus, der seinen Sohn nicht aus den Augen ließ, war besorgt, ihn derartig niedergeschlagen zu sehen.

»Lassen Sie mich sehen, ob die Salbe eingezogen ist«, sagte Severus leise. Nathan schaute hoch; seine Augen auch jetzt noch leicht gerötet von seinem vorherigen Weinen. »Sie sollten nicht auf den Korridoren weinen, wo andere Leute Sie sehen können«, ertappte sich Severus selbst dabei zu sagen. »Sie würden nicht wollen, dass die Leute Sie einen schniefenden Jungen nennen, glauben Sie mir«, murmelte er, und das Wort Schniefelus, ausgesprochen von der Stimme eines Rumtreibers, kam ihm in den Sinn.

Nathan starrte seinen Professor verwirrt an. Severus verspürte bereits beim Aussprechen jener wenigen ratgebenden Worte Unbehagen und mochte die Art und Weise nicht, in der der Junge ihn ansah. Er erhob seine Stimme und sagte: »Lassen Sie uns gehen, ich habe wichtigere Dinge zu tun, als das Babysitten von Gryffindors.« Er hatte sich wieder unter Kontrolle.

Nathan runzelte die Stirn. Für einen kurzen Moment war Professor Snape beinahe nett erschienen, doch im nächsten Augenblick war er wieder genau so weit wie zuvor, nämlich zu sagen, welch eine Belastung Nathan war. Er erhob sich von dem Bett auf und ging hinter seinem Professor auf die Tür zu.

*-*-*-*


Das Feuer färbte sich grün und weckte Hermiones Aufmerksamkeit. Ein Kopf mit verstrubbeltem rabenschwarzem Haar erschien.

»Hermione? Bist du zu Hause?«

Sie stand von ihrem Schreibtisch auf, an dem sie Aufsätze benotete, und trat vor den Kamin in Harrys Sichtfeld. »Ich bin da, Harry.«

»Kann ich herüberkommen oder bist du zu beschäftigt?«

»Nein, nein. Komm 'rüber.« Hermione wartete, bis ihr Freund in voller Größe in ihrem Wohnzimmer stand. »Wie geht es dir?«

»Mir geht’s gut, einfach nur gut«, antwortete Harry und wischte sich die Asche von seinen dunkelblauen Roben. Sie umarmten einander. »Was ist mit dir? Zu viel Arbeit, wie ich sehe«, sagte er und deutete auf den Stapel Papiere auf ihrem Schreibtisch.

»Das Ende des Semesters ist immer eine beschäftigungsreiche Zeit für Lehrer. Wie geht es Ginny und den Kindern?«, fragte Hermione.

»Es geht ihnen großartig. Die Kinder sind alle aus dem Häuschen, weil Weihnachten bevorsteht, und deshalb bin ich hier. Wir wollen, dass du und Nathan Weihnachten bei uns verbringt. Der gesamte Weasley-Clan hat bereits zugesagt. Remus und Tonks sollten auch kommen. Nun, um das Familien-Treffen zu komplettieren, sind nur noch Nathan und du übrig«, sagte Harry lächelnd.

Hermione lächelte traurig. »Ich weiß nicht, ob wir eine so gute Gesellschaft wären.«

Harry runzelte die Stirn. »Worüber redest du, Hermione?«

»Nathan spricht im Augenblick nicht mit mir, und ich weiß nicht, ob wir an Weihnachten wieder auf gutem Fuß miteinander stehen werden.«

»Er spricht nicht mit dir? Wie konnte das geschehen?«, fragte er verwirrt.

»Wir hatten einen Streit – einen bösen«, sagte sie und wandte ihre Augen von dem Zauberer vor sich ab.

»Ging es um seinen Vater?«, fragte Harry und kannte bereits die Antwort.

Hermione seufzte. »Ja«, sagte sie einfach und setzte sich auf die Couch.

Harry folgte ihr, während er sie aufmerksam beobachtete.

»Ich weiß, was du denkst, aber ich kann es ihm trotzdem noch nicht sagen. Ich wünschte, dass die Dinge nicht so kompliziert wären«, murmelte sie, ihre Augen starr auf das prasselnde Feuer gerichtet.

»Hast du ihm das so erklärt?«

»Ja«, antwortete sie ungeduldig und schaute wieder auf Harry zurück. »Er kann es nicht verstehen. Er nannte mich eine Lügnerin, beschuldigte mich, sein Leben in eine Hölle auf Erden zu verwandeln und sagte, er würde nicht mit mir sprechen, bis ich ihm einen Namen zu sagen hätte. Ich kann es einfach nicht, Harry. Ich habe diese lange Zeit gewartet und ich möchte es auf die richtige Art machen. Ich kann nicht alles nach mehr als elf Jahren aufs Spiel setzen.«

»Ich weiß, dass dies für dich schwierig ist, dass du triftige Gründe haben musst, dieses Geheimnis vor uns allen zu bewahren, doch du hast immer gesagt, dass du Nathan die Wahrheit offenbaren würdest, wenn er älter wäre. Warum brauchst du so lange, Hermione?«, fragte er sie.

»Ich wusste, dass dies ein schwieriges Jahr sein würde, wenn Nathan nach Hogwarts ginge und all das. Ich dachte, dass ich dafür bereit sein würde, mich mit diesem ganzen Schlamassel auseinandersetzen, wenn dieser Zeitpunkt gekommen ist, doch die Wahrheit ist, dass ich noch nicht soweit bin. Ich dachte, dass ich es wäre, doch ich bin es nicht. Dies ist nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe, dass es sein würde, Harry. Ich möchte dies ein für allemal beenden, und ich weiß, dass Nathan bereit ist, aber er ist nicht der einzig Betroffene.«

»Ich verstehe«, sagte Harry und senkte seinen Kopf. »Ich wünschte, ich könnte dir helfen, doch es gibt nicht viel, das ich tun kann, noch dazu, wo ich selbst die Wahrheit nicht kenne«, gab er zu bedenken.

Hermione wusste, dass Harry ihr nie wirklich vergeben hatte, dass sie dieses Geheimnis auch vor ihm bewahrt hatte, doch sie war nicht so töricht, jetzt die Wahrheit zu enthüllen. Harry und Severus hatten ihren gegenseitigen Hass nicht überwinden können, und wenn sie Harry erzählen würde, dass Severus Nathans Vater war, wusste sie nicht, was er tun würde. Nein, so gern sie es ihm auch sagen würde, sie konnte es nicht.

»Es tut mir leid, Harry. Eines Tages werde ich dir alles erklären«, entschuldigte sie sich.

Harry seufzte. »Was wirst du wegen Nathan unternehmen? Willst du, dass ich mit ihm spreche?«

»Nein, ich werde dieses Wochenende mit ihm sprechen. Wir hatten das doch vorher schon durchgemacht. Er kann mich nicht für immer ignorieren, oder?«, sagte sie und lächelte abermals traurig. »Wenn er weiter darauf besteht, nicht auf mich zu hören, könnte ich dich vielleicht benötigen.«

»Ich werde zur Verfügung stehen«, sagte Harry und erwiderte das Lächeln. »Und selbst wenn ihr nicht miteinander redet, kann ich ihm über Weihnachten die Hölle heißmachen, also hast du keine Entschuldigung, meine Einladung abzulehnen, Hermione.«

»In Ordnung«, stimmte sie mit einem aufrichtigeren Lächeln zu, »wir werden da sein.«

»Super«, sagte er und erhob sich von der Couch, »Ginny wird begeistert sein und auch Lily.«

Hermione stand ebenso auf.

Harry wurde wieder ein wenig ernsthafter. »Ich muss jetzt gehen, aber zögere nicht, mich zu rufen, okay?«

»Ich bin sicher, dass alles in Ordnung kommen wird«, versicherte sie ihm.

Er nickte. »Ich weiß.« Er umarmte sie neuerlich und holte sich etwas von dem Flohpulver. »Wir sehen uns in zwei Wochen.« Harry benannte seinen Zielort und war schnell in den grünen Flammen verschwunden.

Hermione seufzte und ging zurück an ihren Stapel Aufsätze. Sie wusste immer noch nicht, was sie mit Nathan machen sollte – oder mit Severus. Gott, sie waren beide dermaßen störrisch! Nun, sie würde am Wochenende nochmals mit ihnen sprechen und konnte nur hoffen, dass sie dieses Mal zuhören würden.

*-*-*-*


Severus schritt entschlossen in das Laboratorium. »Er weiß es. Ich habe es ihm gesagt.«

Hermione hielt mit allem inne, was sie gerade getan hatte und starrte ihn überrascht an. »Wie hat er es aufgenommen?«

»Es geht ihm gut«, versicherte Severus ihr. »Du hattest Recht; er war bereit dazu, es zu erfahren.«

Sie ließ den Atem, den sie angehalten hatte, mit einem langen Seufzer entweichen. »Ich sagte dir, dass er sich freuen würde zu erfahren, dass du sein Vater bist.« Hermione ging am Arbeitstisch vorbei, um vor ihm stehen zu bleiben und seine Hände in ihre zu nehmen. »Wie denkst du darüber?«

Er scheute nicht vor ihrer Berührung zurück. »So wenig ich zu Beginn unserer Auseinandersetzungen verstehen konnte, warum du ihn damals behalten hast, bin ich froh, dass du es getan hast.«

»Ich habe ihn behalten, weil er dein Sohn war. Ich habe dich immer für einen bedeutenden Mann gehalten, Severus. Ich wusste, dass die Welt einen Nachkommen von dir gebrauchen könnte, und er war das Resultat deiner Loyalität, deines Mutes und deiner Hoffnung in meine Zukunft. Ich danke dir dafür, und dafür, dass du mir die Möglichkeit gibst, dir meine Gründe darzulegen.«

»Ich respektiere sie, Hermione.«

Bei der Erwähnung ihres Vornamens hob sie ihre Augen von seinen Händen. Sie ertrank in der Intensität seines Blickes und entflocht eine Hand, um zart diese störrische Haarsträhne aus seinem Gesicht zurückzustreichen. Er schloss seine Augen unter ihrer sanften Berührung. »Hermione«, flüsterte er.

»Severus«, antwortete sie mit einem eigenen Wispern, und dies war alles, was sie sagen konnte, bevor seine Lippen die ihrigen berührten. Der Kuss war zögernd, einfühlsam, und sie war ihm dankbar für den Arm, der sie jetzt stützte. Sie schmolz in den Empfindungen dahin, bis …

… der Alarm des Weckers sie aus ihren Träumen zurückholte. Er war sieben Uhr dreißig und ihr reales Leben verlangte von ihr, dass sie aufzuwachen und zur Arbeit zu gehen hatte. Sie leckte ihre trockenen Lippen und seufzte aufgrund des Verlustes ihres Traum-Severus'. >Natürlich war es ein weiterer Traum<, dachte sie. Sie hatte andere gehabt und diese traten viel zu häufig auf, als dass es zu ihrem eigenen Besten sein konnte.

Sie seufzte abermals, als sie an den realen Severus dachte. Jedes Mal, wenn sie miteinander gesprochen hatten, hatten sie gestritten. Würde er jemals hinter das blicken, was zwischen ihnen in jener Nacht geschehen war? Sie hoffte, dass er es würde, genau, wie ihr Traum-Severus dies getan hatte. Hermione wusste, dass sie eine beinahe freundschaftliche Beziehung haben könnten. Sie hatten während des Krieges gut genug zusammengearbeitet und alles für die letzte Schlacht vorbereitet. Gut genug – bis zu jener Nacht. Wenn die Dinge anders gelaufen wären, wenn sie nicht gefangengenommen worden wäre und er sie nicht hätte retten müssen, was wäre dann aus ihrer Beziehung geworden? Wären sie enger zusammengewachsen und Freunde geworden? Sie glaubte das nicht. Im besten Fall, so dachte Hermione, hätten sie einen guten Draht zueinander gehabt, nachdem er nicht mehr ihr Lehrer war – sie konnte nicht glauben, dass Severus und sie kampflos Freunde geworden wären. Der Gedanke, der folgte, ließ sie lächeln; sie würde gekämpft haben.

Wenn es nicht wegen ihrer offensichlichen Schwangerschaft gewesen wäre, die ihm zu verschweigen sie sich entschieden hatte, um zu versuchen, seine Probleme nicht noch zu vergrößern, wäre Hermione mit Severus in Verbindung geblieben, ob er gewollt hätte oder nicht. Wenn sie ihm nur vorher von Nathan erzählt hätte … Was hätte dann geschehen können? Wäre er einfacher zu überzeugen gewesen, oder würde er genau so störrisch gewesen sein, wie er jetzt war? Wenn er nur seine Sturheit überwinden könnte. Hermione war sich sicher, dass er ein guter Vater sein könnte. Nathan würde mit ihm viel glücklicher sein, >genau wie ich<. Ein leichtes Lächeln umspielte Hermiones Mund über die Möglichkeit von realen Küssen von einem sehr realen Severus, und sie verließ ihr Bett für eine Dusche.
________________________________________

A/N: Oh, das Kapitel ist zu Ende! Und wo ist Weihnachten? Ich weiß, ich habe versprochen, dass in diesem Kapitel Weihnachten sein wird, doch das Kapitel wurde zu lang und ich musste es teilen. Auf der anderen Seite – positiv gedacht – das nächste Kapitel ist dadurch schon halb fertig.
Ferporcel

Im nächsten Kapitel ... Hermione geht nach Hogwarts, um sicherzustellen, dass sie ein schönes Weihnachtsfest haben werden


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Manchmal nützt es, mich vor all den Leuten lächerlich zu machen, die mich als Autoritätsperson erleben. Auch ich habe nicht auf alles eine Antwort parat, und die Mitarbeiter geben nur ihr Bestes, wenn sie mich nicht für vollkommen halten.
Mike Newell