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Fanfiction

Nicht nur ein Granger - Kapitel 09: Begegnungen

von Alea_Thoron

Not Only A Granger
Meetings

by ferporcel


SUMMARY: Snape hat einen Tag voller unerfreulicher Meetings vor sich und irgendjemand entdeckt letztendlich Hermiones Geheimnis.

DISCLAIMER: Nicht meines! Es ist alles von J. K. Rowling.

WARNING: Diese Geschichte spielt in der Zukunft. Dies ist ein Angst-Kapitel mit Szenen für Erwachsene. Es beinhaltet ebenfalls HBP spoilers! Seid gewarnt!

ORIGINAL BETA: SnarkyRoxy – vielen Dank!

GERMAN TRANSLATION: primax, Alea Thoron

GERMAN BETA: Sabine und Haley

A/N: Okay, hier kommt das 9. Kapitel! Snape hat einen Tag mit vielen unangenehmen Begegnungen vor sich und jemand kommt schließlich hinter Hermiones Geheimnis. Wer? Wie? Ich verrate es Euch …
________________________________________

Nicht nur ein Granger

Kapitel 09: Begegnungen


Am nächsten Morgen fielen die ersten Lichtstrahlen durch eines der Fenster im Krankenflügel auf Hermione, die in einem Sessel neben Nathans Bett saß. Niemand konnte von ihr erwarten, ihrem Baby den Rücken zu kehren, wenn er an ein Krankenbett gefesselt war. Sie hatte den Großteil der Nacht damit verbracht, ihren schlafenden Sohn zu beobachten und darüber nachzudenken, was Nathan dazu veranlasst haben könnte, in den Verbotenen Wald zu gehen. War er von irgendjemandem herausgefordert worden? War er einsam? War er vor jemandem davongelaufen, der ihm Schaden zufügen wollte? Irgendwann im Morgengrauen war sie aufgrund ihrer Erschöpfung schließlich eingeschlafen.

Nathan öffnete seine Augen, konnte jedoch seine Umgebung nicht identifizieren. Seine Augen wanderten durch den Raum, bis sein Blick schließlich auf der Frau neben dem Bett hängen blieb – seiner Mutter. Sie schlief, und nach dem Winkel, in dem sie ihren Kopf hielt, zu urteilen, schlief sie sehr unbequem. Nathan versuchte, sie zu rufen, doch hustete stattdessen, doch auch dies weckte sie auf.

»Du bist wach! Gott sei Dank!«, sagte sie und stand aus ihrem Sessel auf, um ihren Sohn zu umarmen. »Du hast mir Angst gemacht, Nathan. Mach' das nie wieder!«

»Es tut mir leid, Mum«, antwortete er, seine Stimme durch die enge Umarmung seiner Mutter gedämpft.

»Wie fühlst du dich?«, fragte Hermione und löste die Umarmung, um jeden einzelnen Quadratzentimeter von Nathans Körper zu inspizieren.

»Hör auf, so einen Wirbel zu veranstalten, Mum. Es geht mir gut«, protestierte Nathan.

»Ja, und du kannst froh sein, dass es so ist!«, sagte sie energisch. »Was hast du dir dabei gedacht, Nathan? In den Verbotenen Wald zu gehen – mitten in der Nacht? Allein?«, nahm sie ihn ins Verhör. Und jetzt, da sie sich davon überzeugt hatte, dass es ihm gut ging, konnte sie auch all ihren Ärger zeigen. »Hast du Todessehnsucht oder irgendetwas in der Art? Du hast es beinahe geschafft, dich selbst umzubringen!«

»Es tut mir wirklich, wirklich leid, Mum! Ich habe nur …«, Nathan konnte sich nicht dazu überwinden, ihr zu erzählen, was er im Wald gemacht hatte. Es erschien so absurd – jetzt, wo er ernsthaft darüber nachdachte. Wie dämlich von ihm, allein dort hin zu gehen; er hätte es besser wissen müssen. »Es tut mir leid«, wiederholte er noch einmal mit leiser Stimme.

»Was hast du im Verbotenen Wald gemacht?«, fragte Hermione.

»Ich habe ...« Wie sollte er es ihr erklären? »Ich—«

»Komm schon, Nathan. Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit«, drängte sie.

Nathan seufzte. »Ich habe Einhörner gesucht«, brachte er zuwege.

»Warum, Nathan? Warum warst du auf der Suche nach Einhörnern – mitten in der Nacht, im Verbotenen Wald, allein?« Hermione legte Nachdruck in ihre Frage und zeigte damit, dass sie kurz davor war, die Geduld zu verlieren.

Nathan wusste, dass es besser wäre, ihr jetzt alles zu erzählen. »Ich habe nach den Einhörnern gesucht, um ein paar von ihren Haaren einzusammeln. Ich wusste, dass Professor Snape—«

»Snape! Warum ist es immer Professor Snape, Nathan?«, unterbrach ihn seine Mutter verärgert.

Er biss sich auf die Unterlippe. »Ich weiß jetzt, dass es Dummheit war! Aber zu diesem Zeitpunkt schien es der perfekte Plan zu sein. Es tut mir wirklich leid!«, gab er zu.

»Ja, es war wirklich dumm von dir, Nathan«, sagte Hermione und hob die Hand, um ihre Augen zu reiben. Sie seufzte.

»Er hat mich gerettet«, sagte Nathan mit leiser Stimme, nachdem sich das Schweigen zu lange hinzog, als dass er sich wohl dabei fühlte. »Professor Snape hat die Riesenspinnen verhext und mich hierher getragen, als ich nicht laufen konnte«, fuhr er fort, während er unverwandt auf seine Hände starrte, die auf dem weißen Bettlaken lagen.

»Er ist ein außergewöhnlicher Mann«, fügte Hermione mit leiser, sanfter Stimme hinzu. »Riesenspinnen, sagtest du? Acromantulas? Oh, Nathan, weißt du, wie nah du dem Tod warst? Bitte, versprich mir, dass du dich von jetzt an vom Wald fernhalten wirst, ganz egal, wie faszinierend eine Idee sein mag, die du hast!«, verlangte Hermione und erdrückte Nathan beinahe in einer weiteren stürmischen Umarmung. »Ich bitte dich«, flehte sie und sah ihm dabei tief in die Augen, ohne ihn loszulassen.

»Ich werde nicht mehr hingehen, Mum. Ich habe doch bereits zugegeben, dass es eine dumme Idee war. Ich habe bestimmt nicht die Absicht, zweimal derartig dumm sein und es noch mal zu tun«, versicherte ihr Nathan.

»Gut.« Sie platzierte einen lautstarken Kuss auf seine Stirn und erlöste ihn aus ihrer Umarmung. »Denn Dummheit steht dir nämlich nicht gut.«

»Nein, tut sie nicht«, pflichtete ihr Nathan bei und grinste seine Mutter an. Er wusste, dass sie nach wie vor böse auf ihn war, doch es schien, dass ihre Erleichterung größer war als ihr Ärger. Auch er war erleichtert. Seine Mutter hatte Recht; er war nur dank eines Wunders dem Tod von der Schippe gesprungen, und der Name seines Wunders war Snape. Er war froh über sein Glück.

Die Geräusche, die von den Flügeltüren zum Krankenflügel kamen, lenkten die Aufmerksamkeit von Mutter und Sohn voneinander ab.

»Du bist aufgewacht!«, sagte Harry und trat an das Bett seines Patensohnes heran. »Also, bist du jetzt bereit, mir zu erzählen, was um zum Teufel du allein im Verbotenen Wald gemacht hast?«

»Nicht wirklich«, antwortete Nathan. Er wollte nicht, dass noch jemand ihn darauf hinwies, wie dumm sein Verhalten gewesen war.

»Er war auf der Suche nach Einhörnern, Harry. Er wollte ein paar Haare der Tiere für den Zaubertränke-Unterricht sammeln«, setzte Hermione ihn ins Bild.

»Das wusste ich bereits. Auf diese Art sind wir überhaupt erst zu ihm gelangt. Snape erinnerte sich an eine Unterhaltung, die er darüber vorher mit Hagrid geführt hatte, und vermutete, dass Nathan im Wald sein könnte, nachdem er das Gespräch mitgehört hatte«, sagte Harry.

»Also wusste Professor Snape, dass ich wegen dem Einhornhaar dort war?«, sagte Nathan, als die Erkenntnis ihn traf. Professor Snape glaubte, dass er dumm genug sein würde zu versuchen, die Zutaten selbst zu besorgen. »Gott, wie peinlich! Ich hab' einen kompletten Idioten aus mir gemacht!«, fügte er hinzu und vergrub sein Gesicht in den Händen.

»Ja, das hast du«, bestätigte Harry. »Warum bist du allein gegangen? Das ist es, was ich nicht verstehe. Weißt du denn nicht, dass der Verbotene Wald gefährlich ist? Du hättest jemanden als Rückendeckung mitnehmen sollen, einen deiner Freunde vielleicht.«

Hermione richtete ihren Blick auf Harry, als ob sie nicht glauben könnte, was sie hörte. »Ist das der beste Rat, den du ihm geben kannst, Harry? Jemanden mitzunehmen? Du solltest sein Patenonkel sein, nicht sein bester Kumpel!«, tadelte sie ihn.

»Okay, du wirst nie wieder in den Verbotenen Wald gehen. Nicht einmal mit deinen besten Freunden!«, erklärte Harry Nathan, und der Junge verdrehte seinem Patenonkel gegenüber die Augen.

»Ich habe bereits gesagt, dass ich nicht beabsichtige, noch einmal dort hineinzugehen! Okay? Ich werde es nicht mehr tun!«, versicherte ihnen Nathan einmal mehr. >Die Tatsache, dass Professor Snape über meine Dummheit Bescheid weiß, ist Strafe genug, um noch nicht einmal daran zu denken, es nochmals zu tun<, dachte er. Das war der Moment, in dem er erkannte, dass er bisher für das Brechen der Schulregeln noch nicht bestraft worden war. »Ich glaube sowieso nicht, dass ich von den Ländereien für den Rest des Schuljahres noch irgendetwas sehen werde. Ich werde wahrscheinlich bis zum Sommer beim Nachsitzen hocken«, sagte er sarkastisch.

»Damit hast du vermutlich Recht«, stimmte Harry zu, und Nathan seufzte.

Als die Zeit herannahte, zu der in der Großen Halle das Frühstück serviert wurde, erwachte das Schloss einmal mehr zum Leben, mit Schülern in allen Ecken. Die drei Personen, die den Krankenflügel okkupierten, hatten die Jungen nicht bemerkt, die bereits eine Weile zögernd an den Flügeltüren des Krankenflügels herumlungerten und sich gegenseitig etwas zuflüsterten. Hermione war die Erste, die auf die beiden aufmerksam wurde.

»Sucht ihr Madam Pomfrey?«, fragte sie von der Stelle bei Nathans Bett aus, wo sie stand.

»Äh... nein«, sagte ein sehr nervöser Kevin. »Wir sind hier, um Nathan zu besuchen, Madam Granger.«

Hermione lächelte dann den Jungen zu. »Ihr müsst Andy und Kevin sein. Kommt herein«, ermutigte sie die beiden.

»Hallo, Jungs«, grüßte Nathan seine schüchternen Freunde, die sich ganz langsam seinem Bett näherten.

»Hallo, Nathan, wir wollten dich nur vor dem Unterricht sehen«, sagte Andy.

»Mum, das ist Andy und das ist Kevin«, stellte Nathan seine Freunde vor. »Das ist meine Mutter, Hermione Granger«, fügte er unnötigerweise hinzu.

»Das wissen wir, Nathan«, versicherte ihm Kevin. Seine Hand ausstreckend, sagte er: »Freut mich, Sie kennen zu lernen, Madam Granger.« Andy folgte sogleich seinem Beispiel.

»Wir haben gehört, dass du letzte Nacht im Verbotenen Wald warst«, sagte Andy, wobei die Neugierde aus seiner Stimme glasklar herauszuhören war.

»Ja, war ich. Aber ich möchte jetzt nicht darüber reden«, antwortete Nathan und deutete mit etwas, das seiner Meinung nach ein sehr diskreter Wink durch eine kurze Bewegung mit seinem Kopf war, auf seine Mutter.

»Aber, was— au!« Andy wurde durch Kevins Ellbogen, der seine Rippen traf, unterbrochen.

»Wir verstehen, dass du jetzt müde bist«, sagte Kevin schnell, während Andy seine Rippen rieb.

Madam Pomfrey betrat den Krankenflügel durch die kleine Tür, die in ihr Büro führte. »Guten Morgen, Mister Granger. Ich kann feststellen, dass es Ihnen schon viel besser geht, als das letzte Mal, als ich Sie sah«, sagte sie und begann, Diagnosezauber über Nathan zu werfen. »Sehr viel besser, in der Tat!«

»Ich muss zum Frühstück in die Große Halle gehen«, sagte Harry zu Hermione und fügte, an die drei Jungen gewandt, hinzu: »Ich hoffe, dass wir uns später in meinem Unterricht sehen.«

»Wenn er sein Frühstück isst und sich danach immer noch gut fühlt«, antwortete Poppy für Nathan, der daraufhin seine Augen verdrehte.

»Warum kommt Ihr nicht mit mir, Jungs?«, fragte Harry und durfte zwei enthusiastische Grinsen als Antwort in Empfang nehmen. Harry lächelte ebenfalls und gab Hermione einen schnellen Kuss auf die Wange, bevor er in Gesellschaft den beiden Gryffindors den Krankenflügel verließ.

Mutter und Sohn aßen gemeinsam ihr Frühstück. Sie unterhielten sich, während sie darauf warteten, dass Madam Pomfrey Nathan entlassen würde, was letztendlich erst zwei Stunden später geschah. Hermione begleitete ihren Sohn mit einem Anflug von Nostalgie durch die Korridore und Hallen des Schlosses. Sie vermisste Hogwarts wirklich, ihr zweites Zuhause. Als sie vor dem Portrait der Fetten Dame stehen blieben, umarmte Hermione Nathan und gab ihm einen Kuss auf die Stirn.

»Ich vermisse dich so sehr. Sei ein guter Junge und hör auf, dich in Schwierigkeiten zu bringen, ja?«, sagte sie und spielte dabei mit Nathans Haar.

Nathan lächelte dann. »Danke, Mum«, sagte er, nannte dem Portrait das Passwort und verschwand dahinter in den Gryffindor-Turm.

Hermione hatte noch eine Sache in Hogwarts zu erledigen, bevor sie nach London zurückkehren konnte. Sie musste Severus Snape finden.

*-*-*-*


Miss Grangers Anwesenheit in der Schule hatte Severus mehr durcheinander gebracht, als er zugeben wollte. Sie brachte die Erinnerungen an das schlimmste Jahr seines Lebens zurück. Er hatte letzte Nacht viele Stunden auf dem Astronomie-Turm verbracht, bevor er in seine Wohnung in den Kerkern zurückgekehrt war. Er hatte jenen Teil des Schlosses seit dem Tag nicht mehr betreten, an dem Dumbledore gestorben war; seit dem Tag, an dem er ihn getötet hatte. Letzte Nacht jedoch war er an diesen Ort zurückgekehrt, er hatte einfach nur dort gestanden, hatte den Vollmond und die Sterne ringsum beobachtet und hatte sich selbst mit Dingen gequält, die lange geschehen, lange vergangen, lange verloren waren.

Hätte er die Dinge anders handhaben können? Sicherlich hätte er das. Er hatte mit Dutzenden von Möglichkeiten für die Geschehnisse jener Nacht aufwarten können, und alle davon hatten mit seinem eigenen Tod geendet. Nicht dem Tod Dumbledores, nicht Potters, nicht Malfoys – ausschließlich mit seinem eigenen Tod. Nichtsdestoweniger hatte er gelebt, um Albus' Ansinnen nachzukommen. Er hatte den Mann getötet, der ihm mit der Tiefe seiner Seele vertraut hatte, und hatte in dem weißen Grab gemeinsam mit seinem einzigen Freund auch seine Ehre begraben.

Etwas mehr als ein Jahr danach fand sich Severus von seinen grauenhaften Verbrechen durch den Zaubergamot freigesprochen wieder. Potter hatte Recht; er sollte in Azkaban sein – gemeinsam mit den übrig gebliebenen Todessern. Dort war sein Platz, zusammen mit kaltblütigen Mördern; nicht in einer Schule, unschuldige Kinder unterrichtend.

Und dann war da noch Hermione Granger gewesen, diejenige, die für all das verantwortlich zeichnete. Sie hatte ihm vertraut, als niemand anderes dies getan hatte. Sie hatte nach ihm gesucht und Kontakt zu ihm aufgenommen, nachdem er in jener Nacht Hogwarts verlassen hatte. Sie hatte ihn zu den Treffen des Orden zurückgeholt, hatte seine Loyalität gegenüber Dumbledore erläutert und bewiesen, und das selbst nach dem Tod des alten Zauberers.

Dessen ungeachtet hatte er noch einmal bewiesen, dass seine Ehre in jener Nacht begraben worden war, in der er Dumbledore getötet hatte. Sie hatte ihm ebenso sehr vertraut, wie dies Albus getan hatte, und er hatte ihr Vertrauen missbraucht. Er hatte sie verletzt. Er hatte ihr Leid zugefügt, um sie zu retten. Oh, wie er sich hasste; sich selbst und seine verdammten Entscheidungen. Sogar noch in weit größerem Maße, weil sie ihn nie dafür verantwortlich gemacht hatte; im Gegenteil, sie hatte seine Verteidigung für seine Verhandlung vorbereitet. Sie, Hermione Granger, hatte ihn aus Azkaban befreit, wo er hingehörte.

Und jetzt war da der Junge, Nathan Granger. Sie blieb dabei, ihrem Sohn zu erzählen, wie ehrenhaft er, Severus Snape, war, was für ein Held er war und all diesen Schwachsinn. Der Junge sollte eigentlich Angst vor ihm haben – vor dem kaltblütigen Mörder aus den Kerkern – und sollte sich in seinem Unterricht nicht wohl fühlen, bei seinem Nachsitzen ... in seinen Armen. Der Junge war dermaßen verzweifelt auf Anerkennung von ihm aus, dass er sogar bereit war, sein Leben zu riskieren, um Lob von ihm zu ernten. Von ihm, dem schmierigen Bastard! Und das war alles allein ihre Schuld!

Er war am Krankenflügel vorbeigegangen, nachdem er den Astronomie-Turm verlassen hatte, und hatte sie dort vorgefunden, während sie neben dem Bett ihres Sohnes schlief. Er hatte den Krankensaal nicht betreten, nicht, wenn sie dort war. Er hatte sie nur durch das kleine Fenster in der Tür beobachtet. Sie hatte in Hogwarts geschlafen, um mit ihrem Sohn zusammen zu sein und dies hatte seine restliche Nacht für ihn zur Hölle auf Erden gemacht.

Am nächsten Morgen ging er ihr noch immer aus dem Weg. Er war mitten in einer Doppelstunde – eben dieselbe Doppelstunde, die ihr Sohn besuchen sollte, wäre er nicht in einem Krankenbett gefangen ... >wegen ihr<, fügte er in Gedanken hinzu. >Ja, denn das alles ist ihre Schuld. Es ist alles Hermione Grangers Schuld!<

Snape wurde durch das Geräusch eines zu Boden fallenden Stößels aus seinen Grübeleien gerissen. Er stand von seinem Stuhl auf und knurrte den unglückseligen Schüler an: »Nun denn, es muss sehr beschwerlich sein, die Utensilien in der Hand zu halten, während man sie verwendet, Mister Bucknall. Fünf Punkte von Slytherin für Ihre Inkompetenz!«

Überraschung stand jedem einzelnen Schüler im Klassenzimmer ins Gesicht geschrieben. »Was stimmt nicht mit ihm?«, Andy benutzte die leiseste Stimme, zu der er fähig war, um Kevin zu fragen, der gleich hinter ihm saß.

»Ich weiß es nicht, und ich möchte es auch nicht herausfinden, wenn er sogar von Slytherin einfach so Punkte abzieht!«, antwortete Kevin in einem Flüsterton.

Die Unterrichtsstunde verging in absolutem Schweigen und ohne weitere Zwischenfälle. Niemand wollte dem Zaubertränkemeister auf die Füße treten – selbst zu den besten aller Zeiten nicht – geschweige denn, wenn er in einer derartig grässlichen Stimmung war.

»Sie haben zehn Minuten, um ihre Proben abzugeben, ihre Schweinerei aufzuräumen und aus meinem Sichtfeld zu verschwinden!«, erklärte Snape ihnen, als die Unterrichtsstunde zu Ende ging.

Die Schüler taten, was ihnen befohlen worden war, und zwar so schnell, wie sie konnten. Niemand wollte der Letzte sein, der den Klassenraum verließ, und mit Snape allein zurückgelassen werden, der in der schlimmsten Stimmung war, die sie jemals bei ihm gesehen hatten. Als die letzten beiden Schüler hastig den Raum verließen, erschien Hermione Granger in der Türöffnung.

»Dann sind Sie also immer noch da«, sagte Snape als Zurkenntnisnahme ihrer Anwesenheit.

»Ich war auf der Suche nach Ihnen, bevor ich wieder nach London zurückkehre«, sagte Hermione, betrat den Klassenraum und ging in Richtung des Schreibtisches, an dem er saß.

Er stand auf und begann, die Phiolen einzusammeln, die die Schüler auf seinem Schreibtisch zurückgelassen hatten. »Sie haben mich gefunden«, sagte er mit trockenem Tonfall.

Hermione beobachtete den Mann vor ihr. Sie hatte ihn seit der Anhörung im Ministerium vor mehr als elf Jahren nicht mehr gesehen; der Vater ihres Sohnes. »Ja, das habe ich«, sagte sie, ein wenig um Worte verlegen, jetzt, da sie im gleichen Raum war wie er.

Ihr Zögern verunsicherte ihn nur noch mehr. >Sie könnte diese Tortur hier und jetzt beenden<, dachte er, ignorierte sie jedoch weiterhin.

»Ich wollte Ihnen dafür danken, was Sie gestern getan haben«, sagte Hermione und beobachtete seine Hände bei der Arbeit, als diese die Phiolen in die Kiste stellten, die nun auf dem Schreibtisch stand.

Ungeachtet dessen, dass er so etwas in der Art bereits erwartet hatte, fühlte sich Snape, als hätte ihm jemand seine Faust ins Gesicht geschlagen. Ihre Worte machten ihn krank. Er gab es auf, so zu tun, als wäre er beschäftigt. »Sie müssen mir nicht danken. Es ist meine Pflicht, die Schüler zu beschützen«, sagte er, ohne seinen Blick von seinem Schreibtisch abzuwenden.

»Ich weiß, aber ich möchte Ihnen trotzdem danken«, beharrte sie und machte einen Schritt auf ihn zu.

Snape hob seinen Blick und schaute sie an. Sie hatte sich verändert, seit er sie das letzte Mal gesehen hatte, genau, wie er dies schon gestern Nacht bemerkt hatte. Er fühlte sich unwohl mit der Art und Weise, wie sie ihn ansah, schlug seine Augen nieder und nahm seine Arbeit wieder auf. »Wenn Sie bereits das gesagt haben, wofür Sie hergekommen sind, dann können Sie jetzt gehen. Ich bin sehr beschäftigt«, sagte er und entließ sie damit.
Auch Hermione senkte ihren Kopf, da sie sich in der Gegenwart des Mannes vor ihr ebenso unbehaglich fühlte, allerdings aus ganz anderen Gründen. »Ich werde Sie dann Ihrer Arbeit überlassen. Guten Morgen, Professor Snape«, sagte sie sanft und ging hinaus.

Er antwortete nicht, hob nur seinen Kopf, um ihren Abgang zu beobachten. Als er sie nicht mehr sehen konnte, seufzte er und lockerte den Klammergriff seiner Hand um die Phiole, von der er nicht gemerkt hatte, dass er sie zerdrückt hatte. >Sie ist gegangen.<

*-*-*-*


Im dritten Stock wartete Nathan vor dem Klassenzimmer für Verteidigung auf seine Freunde. Er erspähte sie am Ende des Korridors. Als sie ihn sahen, lächelten sie und erhöhten ihr Tempo, um ihn zu erreichen.

»Da bist du ja wieder«, begrüßte ihn ein glücklicher Andy.

»Ja, Madam Pomfrey hat gesagt, dass ich wieder in den Unterricht zurück könnte«, sagte Nathan.

»Das ist gut, aber du kannst froh sein, dass du Zaubertränke schwänzen konntest. Professor Snape war heute richtig gruselig«, sagte Kevin.

Diese Information hinterließ bei Nathan ein mulmiges Gefühl. »Glaubst du das auch, Andy?«, fragte er.

»Nun ... ja! Du hättest sehen sollen, wie er Bucknall behandelt hat, nur, weil er den Stößel fallenlassen hat. Er hat Slytherin Punkte abgezogen und ihn als unfähig bezeichnet. Einen Slytherin!«, sagte Andy verbittert.

>Nun, das ist nicht gut<, dachte Nathan. Seine Mutter hatte ihn versprechen lassen, dass er Professor Snape aufsuchen und sich für seine Dummheit entschuldigen würde – und er hatte zugestimmt. Er selbst wollte sich ebenfalls entschuldigen, obwohl er wusste, dass er bestraft werden würde. Verdammt, er hatte diese Bestrafung sogar verdient. »Zu schade, weil ich nachher noch zu ihm muss«, sagte er.

»Warum das?«, fragte Andy.

»Ich muss ihm dafür danken, dass er mich gestern gerettet hat«, erklärte Nathan.

»Er hat dich gerettet? Ich dachte, das hätte Harry Potter getan!«, sagte Kevin, überrascht von dieser Neuigkeit.

»Nein, Professor Snape hat mich gefunden und vor den Riesenspinnen gerettet. Er hat mich auch in den Krankenflügel getragen, weil ich nicht laufen konnte. Ihr hättet sehen sollen, wie er diese Spinnen verhext hat!« Nathan konnte seine Bewunderung nicht verbergen.

»Moment mal. Du willst sagst, dass Snape – derselbe Snape, der Zaubertränke unterrichtet, der Slytherin-Bastard – dich gerettet hat? Einen Gryffindor! Das ergibt überhaupt keinen Sinn!«, rief Kevin ganz verwirrt aus.

Nathan verdrehte seine Augen. »Das ist der einzige Snape, den ich kenne«, sagte er sachlich.

In diesem Moment betrat Harry Potter das Klassenzimmer durch die Seitentür, die Zugang zu Lupins Büro gewährte. Als er Nathan mit seinen Freunden zusammensitzen sah, lächelte er und sagte: »Ich bin froh, dass du es in meinen Unterricht geschafft hast, Nathan.« Sein Patensohn gab ihm nur ein Lächeln zur Antwort.

»Also gut, ich glaube nicht, dass eine Vorstellung notwendig ist. Lasst uns also mit dem Unterricht beginnen. Heute werden wir einige Verteidigungs- und Abwehrzauber lernen. Nehmt eure Zauberstäbe heraus«, instruierte Harry. Die ganze Klasse war still und sah ihn eindringlich an. Er seufzte. »Okay, schießt los. Was wollt ihr wissen?«, fragte er resignierend. Jedes Mal wenn er nach Hogwarts kam, um für Lupin den Lehrauftrag zu übernehmen, war es dasselbe. Alles, was die Schüler wissen wollten, betraf seine heldenhaften Taten.

»Wie war es, Du-weißt-schon-wem gegenüberzutreten?«, fragte ein Mädchen aus der ersten Reihe und jedermann wartete gespannt auf eine Antwort.

»Das war etwas, was ich tun musste, also habe ich es gemacht. Voldemort hätte mich, solange ich lebte, niemals in Ruhe gelassen, also musste ich ihn vernichten«, erklärte er.

»Haben Sie wirklich den Todesfluch verwendet?«, fragte ein Slytherin.

»Ja, das habe ich«, war Harrys kurze Antwort.

Nathan wusste, dass sein Patenonkel nicht gern über den Krieg sprach, also hob er seine Hand. »Ja, Nathan?«, fragte Harry ein wenig überrascht.

»Warum hast du aufgehört, Quidditch zu spielen und wurdest Auror?«, fragte Nathan.

Harry schenkte seinem Patensohn ein Lächeln als Zeichen seiner Dankbarkeit. »Ich dachte, es wäre an der Zeit, von meinen Kenntnissen über Verteidigung gegen die Dunklen Künste Gebrauch zu machen, und das ist es, was wir auch jetzt machen werden. Zauberstäbe heraus!« Damit nahm der Unterricht mit Verteidigungszaubern seinen Fortgang.

*-*-*-*


Snape war nicht zu den Mahlzeiten in der Großen Halle aufgekreuzt. Er wollte an diesem Tag niemanden mehr sehen. Jetzt saß er in seinem spärlich beleuchteten Büro und wartete auf die Sperrstunde, um seine Runden durch das Schloss zu beginnen, bevor er in seine Wohnung zurückkehren würde, um zu versuchen, diesen verdammten Tag zu vergessen.

Den Klang von Hermiones Stimme, als sie ihm dankte, glaubte er immer noch in seinem Kopf nachklingen zu hören, nebst all den Sachen, die er gestern im Krankenflügel gehört hatte. Natürlich würde er sie nie fragen, doch ihre Aussage, dass er den Jungen mindestens einmal zuvor gerettet hatte, gab ihm Rätsel auf. Er versuchte, sich jeden einzelnen Jungen in Erinnerung zu rufen, dem er in all den Jahren geholfen hatte. Es gab nicht allzu viele, und trotzdem konnte er es noch immer nicht herausfinden. Er schüttelte seinen Kopf, um diese Gedanken aus seinem Geist zu eliminieren. Er wollte nicht mehr darüber nachdenken, Einmal mehr versuchte er, sich auf die Aufsätze der Drittklässler zu konzentrieren, die er gerade benotete.

Er hatte es geschafft, ein paar davon zu beenden, als er ein leises Pochen an der Tür hörte. Er hob seinen Kopf von dem Pergament vor ihm und verfluchte die Unterbrechung. »Herein«, knurrte er.

Die Tür öffnete sich und die Gestalt eines Jungen zeichnete sich gegen das Licht der Fackeln im Korridor ab. Als die Person weiter in den Raum kam, erkannte Snape ihn wieder. »Granger!«, fauchte er. Das war alles, was noch gefehlt hatte, diesen höllischen Tag zu komplettieren – ein weiteres Zusammentreffen mit einem weiteren Granger.

»Guten Abend, Professor Snape«, grüßte Nathan.

Alles, was Snape sich wünschte, war, sich seiner so schnell wie möglich wieder zu entledigen. »Was wollen Sie?«, fragte er voller Ungeduld.

»Ich möchte mich entschuldigen«, sagte Nathan mit leiser Stimme. Nur zögerlich ging er weiter, vermied dabei Snapes Blick und seine ungewöhnliche Schüchternheit gab einige seiner Gefühle preis.

Snape seufzte. >Was stimmt nicht mit diesen Grangers?<, dachte er, dann jedoch bemerkte er die Kontenance des Jungen, oder deren Mangel, besser gesagt. >Kann es sein, dass er sich … schämt?< Dann lächelte er spöttisch. »Sie sollten sich für Ihre Idiotie schämen. Ich dachte, Sie seien mehr als ein dummer, unbesonnener Gryffindor, aber es sieht so aus, als hätte ich mich geirrt. Sie sind nichts weiter als ein weiterer Dummkopf!« Zum ersten Mal sah er den Jungen körperlich zusammenzucken. Dies stellte ihn jedoch nicht derartig zufrieden, wie er erwartet hatte, und er runzelte die Stirn.

»Es tut mir leid«, sagte Nathan mit gesenktem Kopf. »Ich war ein Troll, ein echter Idiot, und ich bin wegen meiner Bestrafung hier, Sir.«

>Er ist hier, um sich bestrafen zu lassen?< Das war ein verwirrender Gedanke. >Niemand ist jemals auf der Suche nach Bestrafung in mein Büro gekommen, sofern sie nicht hierher geschickt wurden ... oder hierher geschleppt wurden.< »Wer hat Sie hierher geschickt?«, fragte er dann.

Nathan riss den Kopf hoch und sah den Zaubertranklehrer verwirrt an. »Niemand, Sir«

»Warum sind Sie dann gekommen? Wollen Sie, dass ich Sie bestrafe?«, fragte Snape mit mehr als nur einem Hauch von Sarkasmus in seiner Stimme.

»Niemand sonst hat mehr Recht dazu, Sir«, antwortete Nathan nachdrücklich. »Sie sind derjenige, der mich vor den Spinnen gerettet und mich in den Krankenflügel getragen hat. Es ist also nur logisch, dass Sie auch derjenige sein sollten, der mich bestraft«, fügte er hinzu.

Diese Aussage ließ Snape eine Augenbraue hochziehen. »Fünfzig Punkte Abzug von Gryffindor und einen Monat Nachsitzen«, bestimmte er. Nathan gab keinen einzigen Laut des Protests von sich. »Denken Sie, das wird reichen?«, setzte Snape mit einem spöttischen Lächeln hinzu.

»Wenn Sie damit fragen, ob mich das vom Verbotenen Wald fernhalten wird, dann – ja. Wenn Sie mich jedoch fragen, ob das meine Blödheit wettmacht, dann sollte ich zusätzlich noch den Rest des Jahres mit Nachsitzen verbringen, Sir«, sagte Nathan. Seine Augen glitzerten im Feuerschein des Kamins.

Snape nahm den Zorn in den Augen des Jungen zur Kenntnis und konnte sich nicht davon abhalten, Nathans Schlagfertigkeit zu bewundern. »Ich glaube, dann kann ich mir die Strafpredigt sparen«, sagte er irgendwie amüsiert.

»Meine Mutter hat das bereits übernommen, Sir«, versicherte Nathan dem Zaubertränkemeister.

»Mag sein, doch sie ist nur eines Ihrer Elternteile. Was ist mit Ihrem Vater?«, fragte Snape.

Nathan war für einen Moment besorgt und wandte den Blick von seinem Professor ab. Snape bemerkte dies und zog daraus seine eigenen Schlussfolgerungen. »Er ist also ein Muggel. Ich verstehe.«

»Nein, Sir. Ich ...«, Nathans Stimme erstarb, da er nicht wusste, wie er es erklären sollte. Vielleicht war es besser, bei der Wahrheit zu bleiben. »Ich weiß nicht, wer mein Vater ist«, sagte er mit sehr leiser Stimme und hoffte, dass Snape ihn nicht hören würde.

Doch Snape hatte ihn gehört und runzelte seine Stirn. »Sie wissen es nicht?«, sagte Snape, beinahe als eine reflexartige Antwort auf diese Enthüllung. >Er weiß nicht, wer sein Vater ist?< Sein Verstand versuchte, diese Information zu verarbeiten. >Miss Granger weiß nicht, wer der Vater ihres Sohnes ist?< Das erschien ihm ausgeschlossen. >Natürlich weiß sie es<, mahnte er sich selbst innerlich. >Die Besserwisserin würde doch den Vater ihres Sohnes kennen, oder?<

Seine umherschweifenden Gedanken wurden von Nathan unterbrochen. »Doch es gibt immer jemanden, der seine Rolle übernimmt, wenn es sich um disziplinarische Angelegenheiten handelt. Dieses Mal war es Onkel Harry.«

Snape saß einfach nur da und starrte den Jungen mit nur notdürftig verborgenem Unglauben an.

Nathan begann, ein leichtes Unbehagen zu spüren. Obwohl er an diese Situation gewöhnt war, fühlte er sich zu Anfang immer unbehaglich, wenn die Leute herausfanden, dass er die Identität seines eigenen Vaters nicht kannte. Es war beinahe so, als würde Nathan Snapes Gedanken lesen, als er sagte: »Meine Mutter weiß natürlich, wer mein Vater ist, sie will es mir jedoch nicht sagen.«

Sich seiner günstigen Gelegenheit bewusst werdend, zögerte er nur kurz und fragte den Zaubertränkemeister: »Sie kannten meine Mutter, als sie hier noch Schülerin war, Sir. Können Sie sich daran erinnern, ob sie im siebten Schuljahr mit jemandem zusammen war?« Um seine Nervosität zu überspielen, fügte er dann noch mit einem gewissen Sarkasmus hinzu: »Ich weiß, sie war damals mit Onkel Ron zusammen, aber ich bin definitiv kein Weasley.«

Snape musterte Nathan jetzt sorgfältig. Der Junge fügte seinen Worten nichts weiter hinzu und stand einfach nur da. Dieses Rätsel war jene Art von Denksportaufgaben, die der Meister der Zaubertränke zu lösen liebte. Nein, der Junge war definitiv kein Weasley.

Er richtete seinen Blick kritisch auf Nathan, als würde er ihn zum ersten Mal sehen. Er nahm seinen schlanken Körper wahr – hochgewachsen für einen Elfjährigen – und dessen lange Finger. Er ließ seine Augen von den Händen des Jungen zu seinem Gesicht wandern; ein eckiges Kinn, volle Lippen, eine nett geformte Nase und kohlrabenschwarzes Haar. Und dann begegnete sein Blick der Schwärze der Augen des Jungen. Es schien, als würde er in einen Spiegel starren, und Snape konfrontierte sich schlussendlich mit den Erinnerungen aus jenem Jahr – und mit all jenem, was er in dem Jungen sah, der vor ihm stand. Seine Augen weiteten sich. »Nein!«, sagte er, nur wenig lauter als ein Wispern.

Der eigenartige Blick, der über das Gesicht seines Lehrers geglitten war, war von Nathan nicht unbemerkt geblieben, jedoch sagte er nur: »Ist schon in Ordnung, Professor. Niemand, mit Ausnahme meiner Mutter, scheint es zu wissen.« Er fühlte sich nun bloßgestellt, wollte nicht noch einen Augenblick länger hier bleiben. Er ging zur Tür und ließ einen mit gerunzelter Stirn hinter ihm her starrenden Snape zurück. »Ich sehe Sie morgen, Sir. Gute Nacht«, sagte er, bevor er die Tür hinter sich schloss.

Snape starrte immer noch auf die Stelle, an der der Junge noch wenige Augenblicke zuvor gestanden hatte, als ob er ihn nach wie vor dort stehen sehen würde. Er schloss seine Augen und jede Ähnlichkeit zwischen Nathan Granger und ihm selbst spielte sich in seiner Erinnerung ab, als würde er sie in einem Denkarium anschauen. Nathan, der in seinem Klassenraum arbeitete; Nathan, der während der Mahlzeiten ihm gegenüber seine Augenbrauen hochzog; Nathans Augen und seine Haare und seine schlanken Hände ... »Nein! Nein! NEIN!« Er brüllte die letzte Verneinung, als er sich selbst eingestehen musste, was nunmehr überdeutlich zu Tage trat – er war Nathans Vater! Er vergrub sein Gesicht in seinen Händen.

>Wie konnte sie so etwas machen? Warum würde sie so etwas tun? Sie behielt ein Kind von einem ...< Es fiel ihm auf einmal schwer zu atmen. Sein Brustkorb schmerzte, seine Augen schlossen sich fest. Er stand so abrupt von seinem Schreibtisch auf, dass er den Stuhl hinter sich umwarf. Er packte das Tintenfass, das auf seinem Schreibtisch stand, und hielt es umklammert. »Wie konnte sie mir etwas Derartiges antun!«, brüllte er, und rote Tinte besudelte seine Bürotür, als das Tintenfass daran zerschmetterte.

Er legte auf der Suche nach ein wenig innerem Gleichgewicht seine Handflächen auf die Schreibtischkanten und ließ seinen Kopf sinken. Ihm war schlecht. Er versuchte erneut, Atem zu schöpfen, doch es schmerzte. Er empfand bei jedem Atemzug, bei jedem Gedanken, Schmerzen. >Ich habe ihr Leben zerstört.< Und plötzlich konnten seine Beine sein Gewicht nicht länger tragen, er fiel auf seine Knie, packte mit weiß hervortretenden Knöcheln fest die Schreibtischplatte.

In seinem Geist tauchten Bilder jener Nacht auf, in der Hermione von einer Gruppe von Todessern gefangen genommen worden war. Er konnte es sehen, als stände er selbst wieder dort. Eine Gruppe von vier maskierten Männern, von denen jeweils zwei sie an beiden Armen umklammert hielten, während sie vergebens darum kämpfte freizukommen, betraten die Versammlung der Todesser, wiedervereinigt durch den Dunklen Lord. Er konnte kaum seine Angst um das Mädchen verbergen, als sie gewaltsam auf den Boden geworfen wurde. Er konnte die Genugtuung auf Voldemorts missgestaltetem Gesicht sehen. »Potters Groupie Nummer Eins, welch angenehme Überraschung«, hatte dieser mit seiner reptilisch klingenden Stimme gesagt.

Snape hatte seinen Verstand fieberhaft arbeiten lassen, um eine Möglichkeit zu finden, wie er sie retten konnte, ohne seine Position als Spion preiszugeben, nach all dem, was er durchgemacht hatte, um diese aufrechtzuerhalten, doch ihm fiel nichts ein. Er beobachtete mit verborgenem Entsetzen, als der Dunkle Lord den Cruciatus-Fluch über sie warf. Als ihre lauten Schreie seinen Geist durchbohrten, wusste er, dass er einen Weg finden musste, um sie zu retten.

Voldemort hatte offiziell verkündet, dass sie keinen Nutzen mehr für ihn besaß, nachdem er ihren Geist gründlich nach wertvollen Informationen durchwühlt hatte. Snape hatte seine Gelegenheit in dem Moment erkannt, als ein Todesser auf die am Boden liegende junge Frau zuging, während er bereits seine Hose aufknöpfte. Er musste genau dies tun, wenn er sie am Leben erhalten wollte. Also tat er es.

Er löste sich aus dem Kreis, der sich um das Mädchen gebildet hatte und proklamierte: »Sie gehört mir!« Er musste sich selbst daran erinnern, dass dies der einzige Ausweg war. Er löste seinen Gürtel, öffnete seine Hose und kniete neben ihr nieder. Ihre von Tränen verschleierten Augen begegneten seinem angespannten Blick, und er wandte seine Augen von den ihren ab, um sich auf die zu erledigende Aufgabe zu konzentrieren. Er musste es tun, wenn er ihr Leben retten wollte.

Mit Gewalt zog er sie näher an sich heran, und sein Körper berührte den ihren. Er drang in sie ein, und mit jedem Stoß spürte er, wie ein weiterer Teil seiner Seele aus seinem Selbst entwich. Sie vergoss lautlose Tränen, während er sie vergewaltigte. Die versammelten Todesser genossen nichtsdestotrotz die Show, die sich ihnen bot, und als es vorbei war, gierten sie nach mehr.

Das war der Moment, als Snape Hermione hart am Arm packte und sie mit sich auf die Beine zerrte. Sie näherten sich dem Dunklen Lord, und Snape sagte: »Ich will das Schlammblut für mich, My Lord.«

Die Kreatur mit dem schlangenähnlichen Gesicht schien sein Ansinnen einen Moment lang zu erwägen. Die Anderen harrten voller Erwartung aus. »Warum willst du sie, Snape?«, fragte er dann.

»Sie hat mich sechs Jahre lang bis aufs Blut gereizt, mein Lord. Ich will sie als meine persönliche Sklavin. Rache, My Lord«, antwortete er und verstärkte den Griff um Hermiones Arm, um zu zeigen, wie ernst es ihm war.

Voldemort schien diese besitzergreifende Zurschaustellung zu gefallen. »Du kannst sie haben, Snape, aber du hast die volle Verantwortung für sie. Falls sie entkommt, stirbst du.«

»Natürlich, My Lord«, sagte Snape und ließ sich auf den Boden herabsinken – wobei er Hermione ebenso zu Boden zwang – um den Saum von Voldemorts Roben zu küssen. »Ich bitte um Erlaubnis, gehen zu dürfen, My Lord.«

Und dann hatte er die Versammlung verlassen – Hermione mit sich nehmend – hatte sie beide zu seinem heruntergekommen Haus in Spinner’s End appariert. Er brachte sie in eines der kleinen Zimmer im zweiten Stock des Hauses und untersuchte sie auf etwaige ernsthafte Verletzungen. Sie hatte kein Wort gesagt, seit er sie das erste Mal berührt hatte. So gut er konnte, hatte er ihre geringfügigen Blutergüsse und Schnitte geheilt und dabei versucht, sie nicht mehr als unbedingt nötig zu berühren. Er drapierte eine fadenscheinige Decke über ihre reglose Gestalt und war im Begriff, den Raum für einen Moment zu verlassen. Seine rechte Hand lag bereits auf dem Türknauf, als sie sich entschloss, das Schweigen zu brechen. »Danke.«

Er war auf der Stelle gleichsam erstarrt, als er dieses unverdiente Wort aus ihrem Mund hörte. Er hatte für einen Moment seine Augen geschlossen und sie dann in dem Raum zurückgelassen, war nur zurückgekommen, um ihr Essen und einige Bücher für die Zeit ihres restlichen Aufenthalts zu bringen. Er konnte ihr nicht in die Augen schauen.

Und dennoch hatten heute die Konsequenzen dieser seiner Handlungen gerade eben sein Büro verlassen – ein Kind, sein Kind, ein aus einer Vergewaltigung stammendes Kind. Abgrundtiefer Zorn stieg in seinen Eingeweiden auf, brach deutlich aus seinen Augen hervor, als diese erneut aufschnappten und im Schein des Feuers glühten. Er erhob sich aus seiner knienden Position und, in einem Versuch seine Frustration zu verringern, ließ er seine Wut an seinem Schreibtisch aus. Wenn es sich für ihn schon früher so angefühlt hatte, als dass er sich seine Taten nicht verzeihen konnte, so war nun das Einzige, was er wollte, einfach sich selbst gemeinsam mit seiner Ehre und Albus Dumbledore in der weißen Gruft am See zu begraben.

*-*-*-*


Hermione saß im Arbeitszimmer ihres Apartments an ihrem Schreibtisch und war sich des Zornes des Mannes in seinem Büro draußen in Hogwarts nicht bewusst. Sie hatte das Schloss verlassen, kurz nachdem sie an diesem Morgen mit Snape gesprochen hatte. Ihre Arbeit für die Universität hatte ihre Gedanken von den Geschehnissen des Tages ferngehalten, doch nun, da sie keine Ablenkung mehr hatte, konnte sie ihnen nicht länger entrinnen.

Severus hatte Nathan gerettet, ohne zu wissen, dass er seinen eigenen Sohn rettete. >Eine Laune des Schicksals<, dachte sie. Snape zu sehen, hatte Gefühle zurückgebracht, von denen sie geglaubt hatte, sie nicht mehr zu empfinden. Sie hatte sich in seiner Gegenwart unsicher gefühlt. Die Tatsache, dass sie ein Geheimnis katastrophalen Ausmaßes mit sich herumtrug, war in dieser Sache auch nicht wirklich von Nutzen.

Er hatte sich nicht sehr verändert, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. Nicht vom Aussehen her und, nach dem zu urteilen, was sie von Nathan erfahren hatte, auch nicht in seinem Verhalten. Die Art und Weise, wie er sie im Klassenzimmer behandelt hatte, war ein noch weiterer Beweis dafür gewesen. >Warum kann er keine Dankbarkeit annehmen?<, überlegte sie. >Er kommt immer wieder mit dieser 'Ich-habe-nur-meine-Pflicht-erfüllt'-Phrase an.< Sie schüttelte den Kopf.

Bilder seiner mit den Zaubertrank-Phiolen hantierten Hände kamen ihr in den Sinn. >Er ist nach wie vor kunstfertig in jeder seiner Bewegungen<, dachte sie. Dies erinnerte sie an das erste Mal, dass sie Snape gesehen hatte – in jener ersten Zaubertrankstunde, damals, als sie nur eine Erstklässlerin gewesen war. Seine leidenschaftliche Rede, die Art und Weise, wie er Zutaten und Arbeitsgeräte handhabte ... Es erinnerte sie an Nathan. Sie seufzte, ihr Geheimnis warf einmal mehr seinen langen Schatten über sie.

Die Tatsache, dass sie Snape nach so langer Zeit wiederbegegnet war, brachte auch jene Nacht, in der sie von den Todessern gefangen genommen worden war, aus den Tiefen ihres Gedächtnisses an die Oberfläche zurück. Es war eine schmerzhafte Erinnerung, die sie in ihren Träumen verfolgte und sie mit Tränen in den Augen erwachen ließ. Solange sie wach war, hatte Hermione allerdings keine Furcht vor dem Erinnern. Sie war dankbar für Severus' Anwesenheit bei dieser Versammlung, denn anderenfalls wäre sie tot. Er war der tapferste Mann, den sie kannte.

In jener Nacht hatte sein Mut all ihre Erwartungen übertroffen. Sie hatte sich bereits mit ihrem Schicksal, vergewaltigt und getötet zu werden, abgefunden, als sie seine Stimme vernahm, die sagte, dass sie ihm gehöre. Als er sich zu ihr niedergekniet hatte, wusste sie, was er im Begriff war zu tun, und – obwohl sie Angst hatte – vertraute sie ihm ebenso. Sie wusste, dass er den Akt genauso wenig gemocht hatte wie sie, aber er hatte getan, was zu tun war, um ihr Leben zu retten und dafür dankte sie ihm.

Aufgrund der Art und Weise, wie er sie in der darauf folgenden Zeit behandelt hatte, wusste sie, dass er bedauerte, wozu er gezwungen gewesen war. In den neun Tagen, die sie als sein Gast verbracht hatte, hatte er kaum einmal das Wort an sie gerichtet. Weder schaute er ihr in die Augen, noch verbrachte er einen Moment länger als nötig in dem Raum, den er ihr zur Verfügung gestellt hatte. Er hatte ihr Zugang zu seiner umfangreichen Bibliothek gewährt, doch war sie ihm dort niemals begegnet.

Selbst nachdem der Krieg zu Ende war – während seiner Anhörung – hatten sie nur sehr wenige Worte gewechselt. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie bereits gewusst, dass sie schwanger war, und hatte beschlossen, ihm nichts davon zu sagen. Er hätte ihr niemals erlaubt, das ungeborene Kind auszutragen, doch sie wollte dieses Kind haben. Sie hatte sich selbst versprochen, dass sie ihm davon erzählen würde, wenn die Schwangerschaft so weit fortgeschritten war, dass ein Abbruch nicht mehr gefahrlos durchführbar gewesen wäre, doch sie hatte dann nicht den Mut dazu aufgebracht. Das Gleiche war geschehen, nachdem Nathan geboren worden war, und selbst jetzt, in diesem Moment, suchte sie ihr Geheimnis heim.

Doch nachdem all diese Probleme hinter ihr lagen, war ihr Nathan geblieben, das wertvollste Geschenk, das ihr das Leben jemals hätte geben können. Sie sehnte sich nach dem Tag, an dem sie imstande sein würde, ihm über seinen Vater zu erzählen, fürchtete jedoch gleichzeitig, dass dieser Tag niemals kommen würde. Was sie heute in Hogwarts gesehen hatte, war nicht sehr ermutigend. Snape schien sich nicht im Geringsten verändert zu haben, wie also konnte sie ihm dann damit konfrontieren? Darauf wusste sie keine Antwort.

Die Nacht, die sie in dem Sessel neben Nathans Bett verbracht hatte, begann, sich bemerkbar zu machen. Sie war müde und ihr Rücken schmerzte. Hermione stand auf und verließ ihr Arbeitszimmer, um das Bad zu nehmen, das sie sich wirklich verdient hatte. Sie musste die Arbeit aufholen, die sie hatte liegen lassen, um dem Ruf der Schulleiterin zu folgen. >Morgen wird ein arbeitsreicher Tag<, dachte sie.
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A/N: Beängstigend, ich weiß! Aber es hat so sein müssen. Ich hoffe, ich habe niemanden mit dieser Szene abgeschreckt. Zumindest wisst ihr jetzt, was geschehen ist.
FerPotter :0)

Im nächsten Kapitel … Ein unwissender Nathan bereitet sich auf einen Monat Nachsitzen bei seinem jetzt nur allzu gut wissenden Vater vor.


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