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Fanfiction

Nicht nur ein Granger - Kapitel 08: Der Verbotene Wald

von Alea_Thoron

Not Only A Granger
Forbidden Forest

by ferporcel


SUMMARY: Während des Vollmonds übernimmt jemand den Unterricht für Lupin und irgendetwas geschieht im Verbotenen Wald.

DISCLAIMER: Nicht meines! Es ist alles von J. K. Rowling.

WARNING: Diese Geschichte spielt in der Zukunft und beinhaltet HBP Spoilers! Seid gewarnt!

ORIGINAL BETA: SnarkyRoxy – vielen Dank!

GERMAN TRANSLATION: primax, Alea Thoron

GERMAN BETA: Sabine und Haley

A/N: Und schon kommt Kapitel 8! Während des Vollmonds übernimmt jemand den Unterricht für Professor Lupin und etwas geschieht im Verbotenen Wald. Was? Lasst es uns herausfinden …
________________________________________

Nicht nur ein Granger

Kapitel 08: Der Verbotene Wald


Am späten Vormittag apparierte Hermione aus ihrer Wohnung. Sie wollte einen kurzen Abstecher in ihr Büro machen, bevor sie sich mit Harry und Ginny zum Mittagessen treffen würde. Hermione hatte an der Muggel-Universität, an der sie als Professorin und Wissenschaftlerin arbeitete, einige Daten zu erheben. Sogar an einem Samstag waren die Außenanlagen des Universitätsgeländes mit jungen Studenten bevölkert, die den schönen Tag genossen, lasen, spielten oder sich einfach mit Freunden die Zeit vertrieben.

Sie überquerte die Grünflächen von dem verborgenen Platz aus, den sie zum Apparieren zu benutzen pflegte, und betrat das Gebäude der Chemischen Abteilung, um ihr Labor anzusteuern. Der Anblick der Studenten unter den Bäumen erinnerten sie an die Wochenenden in Hogwarts. Sie hatte die Atmosphäre des Schlosses immer geliebt, ganz besonders die Ländereien – den See, die Bäume, die Gärten.

Sie wanderte durch die Korridore der Universität, doch in Gedanken befand sie sich in den Korridoren des Schlosses, wo sie beinahe sieben Jahre gelebt hatte, und ebenso bei Nathan. Sie hatte früher an diesem Morgen einen Brief von ihm bekommen und – wie schon beim letzten Mal – war auch diesmal das Hauptthema Severus Snape gewesen. Sie begann, sich langsam Sorgen über Nathans Interesse an Severus zu machen. Natürlich waren Ihre Absichten gewesen, dass Nathan seinen Vater nicht hasste, doch sie hatte sich nicht vorgestellt, dass Nathan so ... so besessen von ihm sein würde. Ja, das war das Ausdruck dafür: besessen.

Nathan ging immer völlig in allem auf, dem er einmal sein Herz geschenkt hatte. Sein Lieblingsfach, während er noch auf der Muggel-Schule gewesen war, war immer Chemie gewesen, deshalb war es nur logisch, dass er an Zaubertränken derartig Gefallen finden würde. Er pflegte Hermione dabei zu helfen, zu Hause einfache Zaubertränke herzustellen, und schon damals hatte sie erkennen können, dass Nathan Talent für diese Kunst besaß. Vielleicht lief das alles auch einzig und allein darauf hinaus – eine Begabung für Zaubertränke.

Ihre Gedanken wandten sich wieder der Datenerfassung zu, als sie das Laboratorium erreichte. Sie machte sich noch einige Notizen, erhöhte den Wasserstoffdruck in der komplexen Apparatur auf ihrem Arbeitstisch, und als sie sich sicher war, dass alles in Ordnung war, verließ sie das Gebäude, um erneut zu apparieren. Es war nun an der Zeit, ihre Freunde zu treffen.

Als sie im Hinterhof von Nummer Zwölf, Grimmauld Place, eintraf, entdeckte Hermione die kleine Lily auf ihrem Besen. »Hallo, Lily. Ich sehe, du trainierst deine Quidditch-Manöver. Sehr gut!«, lobte sie.

»Danke, Tante ‘Mione«, rief das Mädchen von ihrer Position hoch in der Luft.

Hermione betrat das Haus durch die Küchentür und stieß auf Ginny, die sie mit einer Umarmung begrüßte. »Hermione! Es ist schön, dass du schon da bist!«

»Hi, Ginny. Ich bin ein wenig zu früh, ich weiß. Ich musste noch kurz in der Universität vorbeischauen, bevor ich herkommen konnte, und ich glaube, ich habe die Zeit überschätzt, die ich dort verbringen würde. Ist Harry schon zu Hause?«, erkundigte sich Hermione.

»Ja, er ist gerade gekommen. Er ist gemeinsam mit Ron im Salon«, informierte Ginny sie. Nachdem sie Dobby noch einige weitere Anweisungen gegeben hatte, schob sie Hermione aus der Küche heraus, um Harry und ihren Bruder zu treffen.

Die Frauen betraten das Zimmer und wurden sogleich voller Enthusiasmus von den Männern begrüßt. »He, ‘Mione! Ich dachte schon, ich würde den Tag nie erleben, an dem du uns wieder besuchst«, sagte Ron und umarmte sie.

Harry kam sofort hinterher. »Sie wird bestimmt öfters kommen, jetzt, wo Nathan in der Zaubererwelt ist – ist es nicht so, ‘Mione?«, sagte er, während er sie ebenfalls umarmte.

Sie setzten sich auf die Couch und in die Sessel nah am Kamin, und Hermione antwortete: »Da hast du wahrscheinlich Recht, Harry. Jetzt, wo Nathan in Hogwarts ist, glaube ich, dass ich wieder mehr in der Zaubererwelt involviert sein sollte.«

»Gut, ich war nämlich gerade dabei, unseren guten Harry hier davon zu überzeugen, zu meinem nächsten Quidditch-Spiel zu kommen«, sagte Ron und angeregte Unterhaltung erfüllte den Raum, bis Dobby verkündete, dass das Mittagessen fertig sei.

Hermione half Ginny mit den Kindern, und bald darauf aßen sie alle zusammen in der Küche im Untergeschoss. Sie unterhielten sich über die vielen Aktivitäten, mit denen sie gerade beschäftigt waren, bis Harry auf einen Fall hinsichtlich eines kontaminierten Zaubertrankes zu sprechen kam, mit dem er letzte Woche zu tun gehabt hatte. Dies brachte die Thematik ihrer Unterhaltung auf den verhassten Zaubertränkemeister. »Bist du sicher, dass Snape nichts damit zu tun hatte?«, stichelte Ron provozierend in Richtung Harry, der ihn daraufhin anfunkelte.

»Er war unter meinen Verdächtigten«, antwortete Harry mit einem boshaften Lächeln, und alle – mit Ausnahme von Hermione – begannen zu lachen.

»Apropos Snape – wie ist eigentlich Nathans Nachsitzen bei ihm gelaufen?«, fragte Ron Hermione.

»Welches Nachsitzen?«, gab sie als Frage zurück.

»Ups! Ich glaube, du hast Nathan gerade in Schwierigkeiten gebracht, Ron«, sagte Harry.

»Welches Nachsitzen?«, fragte Hermione erneut, während sie beide Männer abwechselnd kritisch im Visier hatte.

»Nun …« Ron zögerte und fügte dann unter Hermiones stechendem, geradezu mörderischem Blick hinzu: »Nathan musste einmal Nachsitzen bei Snape abbüßen. Ich dachte, du wüsstest das.«

»Wann? Weshalb?«, fragte Hermione weiter, jetzt äußerst verärgert über Nathan, den Zaubertränkemeister und genauso über die beiden Männer am Tisch. »Weshalb wisst ihr darüber und ich nicht?«, fragte sie, nun jedoch mit einem schmerzerfüllten Gesichtsausdruck. >Warum würde Nathan so etwas vor mir verheimlichen? Was verheimlicht er noch?< Ihre Gedanken überschlugen sich voller Zweifel.

»Nicht aufregen, ‘Mione. Es ist wohl nicht vergleichbar mit den Sachen, für die wir sonst immer Nachsitzen mussten – da bin ich mir sicher. Wir haben es nur in Erfahrung gebracht, weil Nathan uns eine Eule schickte, um zu fragen, wie Nachsitzen bei Snape abläuft. Es ist schon eine Weile her, also beruhige dich einfach«, versicherte ihr Harry.

»Wann?«, fragte Hermione erneut, dieses Mal in einem, etwas kontrollierteren Tonfall.

»In der zweiten Woche«, antwortete Ron, ohne darüber nachzudenken.

»Was?«, rief Hermione aus, und verlor das Wenige an Kontrolle über sich, das sie gerade eben erst bewerkstelligt hatte, wieder aufzubringen. »Er ist schon nach gerade mal einer Woche, die er dort war, in Schwierigkeiten geraten! Was in aller Welt hat er getan?« Sie schrie nun beinahe in ihrer Empörung und Rage.

»Beruhige dich, Hermione!«, versuchte es Harry erneut und bedachte Ron mit einem wütenden Blick.

»Du dramatisierst, ‘Mione. Harry und ich haben in einem Schuljahr bereits in unserer ersten Woche nachsitzen müssen – wenn du dich an den Zwischenfall mit dem fliegenden Auto erinnerst – und wir wurden niemals rausgeworfen«, sagte Ron zwischen zwei Bissen, Hermiones Reaktion auf seine Worte ignorierend, und fügte hinzu: »Das war wahrscheinlich Snapes Versuch, einem Gryffindor das Leben zu vermiesen, und es hat sich einfach so ergeben, dass es dieses Mal Nathans Leben getroffen hat.«

»Ron hat wahrscheinlich Recht, Hermione«, stimmte Ginny zu.

»Warum würde Nathan dann dies vor mir verheimlichen?«, erkundigte sich Hermione, während abermals dieser schmerzerfüllte Ausdruck über ihr Gesicht huschte. »Was hat er überhaupt gemacht? Es muss irgendetwas wirklich Schlimmes gewesen sein, wenn er sich noch nicht einmal die Mühe macht, mir davon zu erzählen, mir – seiner Mutter!«, ergänzte sie.

»Es ist nichts dergleichen, Hermione. Er muss etwas gesagt haben, das Snape nicht gefallen hat, und du weißt, wie garstig dieser Bastard ist«, sagte Harry mit einem eindringlichen Blick.

»Ich weiß nicht so recht, Harry«, sagte Hermione, währenddessen sie ihren Kopf schüttelte, um seine Aussage anzufechten. »Ich dachte, dass Nathan mit Professor Snape zurechtkommen würde. Er scheint seinen Unterricht sogar zu mögen«, merkte sie an und fügte als nachträglichen Gedanken hinzu, »Vielleicht mag er diesen Unterricht ja zu sehr für sein eigenes Wohl. Nathan schreibt mir immer über Professor Snapes Unterrichtsstunden und seine Hausaufgaben. Ich dachte, dass es nur deshalb wäre, weil er Zaubertränke so sehr liebt, aber jetzt ...«, sie brach ab und schüttelte erneut den Kopf.

Sie war sich über gar nichts mehr sicher. Nathan erzählte ihr nicht alles, und dies war eine beunruhigende Enthüllung. >Was ist, wenn Severus die Wahrheit über Nathan herausgefunden und mich nicht kontaktiert hat? Und was ist, wenn er Nathan alles darüber erzählt hat und Nathan mir dies verheimlicht? Was ist, wenn Nathan irgendwie herausgefunden hat, dass Severus sein Vater ist?< Ihre Gedanken füllten ihr Herz mit Ungewissheiten. Ihr einziger Wunsch bestand darin, jedermann hier zurückzulassen und so schnell wie möglich nach Hogwarts zu hetzen. Sie musste in Erfahrung bringen, was dort vor sich ging!

Das Mittagessen ging seinem Ende zu, und sie zogen sich wieder in den Salon zurück, doch Hermiones Gedanken blieben auf die beiden Männer in ihrem Leben gerichtet, dort, in Hogwarts: Nathan und Severus. Harry, der bemerkte, dass sie ihrer Unterhaltung keine Aufmerksamkeit schenkte, holte sie in die Gegenwart zurück. »Hermione, du solltest wegen dem Nachsitzen nicht derartig besorgt sein.«

»Es ist nicht das Nachsitzen an sich, worüber ich mir Sorgen mache, Harry«, bekannte sie mit einem Seufzer. »Es ist die Tatsache, dass mein Sohn Dinge vor mir verbirgt, die mir Sorgen bereitet. Er weiß, dass er mir vertrauen kann. Wir haben ein sehr offenes Verhältnis, zumindest glaubte ich das bisher, aber jetzt ...« Sie brach den Satz ab.

»Wahrscheinlich hat er dir nichts erzählt, weil er wusste, dass du von ihm enttäuscht sein würdest. Ich glaube nicht, dass er Dinge vor dir verbergen würde, wenn sie wichtig wären, Hermione«, sagte Harry, während er leicht ihre Schulter tätschelte.

»Du hast Recht, Harry. Meine Reaktion ist einfach überzogen. Wir haben noch niemals zuvor getrennt von einander gelebt, und es ist hart für mich, nicht über jede einzelne Kleinigkeit aus seinem Leben Bescheid zu wissen«, bekannte sie, legte jedoch damit nur einen Teil ihrer Gefühle offen. Sie würde kein Wort über Severus verlieren.

»Das ist in Ordnung, Hermione. Ich glaube, ich kann verstehen, was du fühlst. Ich weiß nicht, wie ich reagieren werde, wenn Lily und Sirius ebenfalls nach Hogwarts gehen werden«, sagte Harry verständnisvoll und fügte hinzu: »Lass es mich so ausdrücken: Ich werde sowieso bald in Hogwarts sein, um den Unterricht von Remus zu übernehmen, und ich verspreche, dass ich diesen ganzen Nachsitzen-Kram aufklären werde und dir anschließend alles erzähle. Was sagst du dazu?«

»Danke, Harry, das würde mir sehr viel bedeuten«, antwortete Hermione mit einem traurigen Lächeln, runzelte dann die Stirn und fügte hinzu: »Bitte, sag Nathan, dass er mir für diese Unterlassung Rechenschaft abzulegen haben wird, ja?«

»Das werde ich!«, versicherte ihr Harry.

*-*-*-*


Der Vollmond stand bevor und – aus diesem Grund – war es an der Zeit, dass ein weiterer Ersatz-Professor für Verteidigung in Hogwarts erschien. Getreu den Prognosen einiger Schüler, erhob sich Schulleiterin McGonagall während des Abendessens von ihrem Platz und verkündete: »Wie Sie sehen können, ist Professor Lupin indisponiert. Er wird nach dem Vollmond zurückkehren, doch bis dahin können die Gryffindors zu mir kommen, wenn sie ihren Hauslehrer benötigen, und der Unterricht in Verteidigung gegen die Dunklen Künste wird von Mister Harry Potter übernommen.«

Dieser Teil der Nachricht ließ in der Großen Halle einiges an Lärm wiederaufleben. An jedem Tisch wandten sich die Schüler aufgeregt ihren Sitznachbarn zu, um – vor Aufregung ganz aus dem Häuschen – ihren Kommentar zu dem berühmten Zauberer abzugeben. Nathan war natürlich glücklich über die Neuigkeiten, dass sein Patenonkel in Hogwarts sein würde, doch seine Reaktion war bei weitem nicht mit den Reaktionen der Jungen und Mädchen um ihn herum vergleichbar. Die Gryffindors jubelten unbändig.

Professor Snape rollte über die Überschwenglichkeit der Schüler nur mit seinen Augen. Es war jedes Jahr dasselbe. Allein die Ankündigung, dass Harry -verdammter- Potter nach Hogwarts kommen würde, reichte für die Schüler bereits aus, um das volle Potential ihrer Hormone zu zeigen, selbst bei seinen Slytherins. Doch die Schlimmsten waren die Gryffindors.

Während des Mittagessens am nächsten Tag betrat Harry Potter in Begleitung von Schulleiterin McGonagall, in eine angeregte Unterhaltung vertieft, die Große Halle durch eine Seitentür. Er nahm den Platz zu ihrer Linken ein und versuchte, den Enthusiasmus der Schüler über seine Gegenwart zu ignorieren. Severus hatte – wie üblich – bereits den Platz an Professor McGonagalls rechter Seite in Beschlag genommen, als sie eintrafen.

»Wollen Sie Ihre Fans nicht begrüßen, Potter?«, sagte Snape sarkastisch. »Ich bin mir sicher, sie wären über ein huldvolles Winken ihres Helden begeistert.«

»Wenn Sie die Schüler jubeln sehen wollen, Snape, dann sollte ich Sie vielleicht mit mir ins Ministerium nehmen, damit ich dessen Meinung ändern und Sie nach Azkaban stecken lassen kann. Ich bin mir sicher, dass die Schüler eine Woche lang feiern würden«, entgegnete Harry schlagfertig.

»Das reicht! Hören Sie sofort mit diesem Unsinn auf!«, sagte McGonagall aus ihrer Mitte. »Ich werde während Mister Potters Aufenthalt hier nicht tolerieren, dass Sie sich gegenseitig aus dem Hinterhalt mit Gehässigkeiten beschießen.«

Sie durchbohrten einander dennoch weiterhin mit Blicken wie Dolche, sagten jedoch nichts weiter. Harry wandte seine Augen vom Zaubertränkemeister ab, um die Große Halle auf sich wirken zu lassen. Wie immer sahen ihn die Schüler voller Bewunderung an und – nach diesem Wortwechsel mit Snape – lag auch ein wenig Neugierde in den Blicken. Harry entdeckte Nathan im Meer der Gryffindors und lächelte ihn strahlend an. Nathan erwiderte dieses strahlende Lächelte, und beide begannen zu essen.

Das Mittagessen war beendet, doch die Große Halle war auch jetzt noch überfüllt. Trotz des schönen Sonntags wollten die Schüler nicht gehen, bevor nicht Harry Potter die Große Halle verlassen hatte. Gelegentlich richteten sie ihren Blick auf den Auserwählten, bis Harry schließlich aus seinem Sessel aufstand, um zu gehen. Allerdings nahm er nicht die Seitentür, durch die er gekommen war. Er stieg von dem Podest, auf dem der Lehrertisch stand, herab und ging quer durch den Raum auf den Gryffindor-Tisch zu.

Er blieb neben Nathan stehen und legte seinem Patensohn eine Hand auf die Schulter. »Wie geht's dir, Nathan? Alles in Ordnung?«, fragte er.

»Alles ist Bestens, Onkel Harry. Ich freue mich, dass du da bist«, antworte Nathan mit einem Lächeln.

Nathan zuckte zusammen, als ein Ellbogen ihn in die Rippen auf seiner linken Seite traf. Es war Kevin. Harry lächelte.

»Onkel Harry, das hier sind meine Freunde Kevin Brown und Andy Wood. Seit du angekommen bist, haben sie nur noch über ihrem Essen gesabbert«, sagte Nathan, besagte Freunde durchdringend anfunkelnd. Harry lachte.

»Freut mich, euch kennen zu lernen, Jungs«, sagte Harry, immer noch lächelnd. »Bist du mit Oliver Wood verwandt, Andy?«

»Sie erinnern sich an meinen Vater?«, fragte Andy voller Ehrfurcht.

»Natürlich erinnere ich mich an ihn. Er war Kapitän des Quidditch-Teams, als ich Mitglied wurde«, sagte Harry.

»Ich weiß! Mein Vater hat mir alles darüber erzählt«, sagte Andy.

»Grüß' ihn bitte von mir!«, sagte Harry und wandte seine Aufmerksamkeit wieder Nathan zu. »Ich dachte, dass du vielleicht später zusammen mit mir und Hagrid Tee trinken möchtest.«

»Klar doch! Um welche Uhrzeit?«, fragte Nathan.

»Um drei – in der Eingangshalle?«, fragte Harry.

»Okay«, stimmte Nathan zu.

»Bis dann«, sagte Harry und drückte voller Zuneigung Nathans Schulter. »Wir sehen uns morgen im Unterricht«, fügte er an die anderen Jungen gewandt hinzu und ging.

»Harry Potter erinnert sich an meinen Vater. Wie cool ist das denn?«, sagte Andy. Nathan rollte beim Anblick seiner aufgekratzten Freunde mit den Augen. Sie verließen die Große Halle kurz nachdem Harry gegangen war und machten sich auf den Weg zurück in den Gryffindor-Turm.

*-*-*-*


Zur vereinbarten Zeit traf Nathan Hagrid in der Eingangshalle. Harry war noch nicht da. Er begrüßte den Lehrer für die Pflege magischer Geschöpfe mit einem kurzen: »Hi, Hagrid.«

»Hallo, Nathan. Du kommst also auch zum Tee?«, fragte der Halbriese mit einem Lächeln.

»Ja, Onkel Harry hat mich eingeladen«, antwortete Nathan.

In diesem Moment betrat Professor Snape, aus den Kerkern kommend, die Eingangshalle und bewegte sich auf sie zu, dorthin, wo sie auf Harry warteten.

»Guten Tag, Hagrid«, grüßte Snape. »Ich benötige Ihre Dienste. Mein Vorrat an Einhornhaar neigt sich dem Ende zu, und er muss für den Unterricht in dieser Woche wieder aufgestockt werden«, sagte Snape, wobei er Nathans Anwesenheit vollständig ignorierte.

»Freilich, Professor Snape. Ich werde morgen Abend ein paar Haare für Sie einsammeln«, antwortete Hagrid.

»Das wird für den Unterricht morgen früh zu spät sein. Können Sie nicht heute Nacht noch ein paar besorgen?«, drängte Professor Snape.

»Das tut mir Leid, Professor, aber ich habe einige schulische Angelegenheiten in London zu erledigen«, sagte Hagrid.

»Nun, dann werde ich einfach die Unterrichtspläne für die morgigen Unterrichtsstunden abändern«, sagte Snape und mit einem angedeuteten Kopfnicken verließ er die Halle in Richtung der Kerker, gerade, als Harry erschien.

»Hi, Nathan, Hagrid«, grüßte er. »Entschuldigt die Verspätung. Minerva hat mich ein wenig länger aufgehalten, als ich erwartet habe«, fügte er hinzu.

»Kein Problem, Harry«, versicherte ihm der Halb-Riese. Gemeinsam verließen sie das Schloss und gingen über die Ländereien in Richtung von Hagrids Hütte.

*-*-*-*


»Wie war es, Tee mit Harry Potter zu trinken?«, fragte Josephina, sobald Nathan den Gemeinschaftsraum betrat. Alle in dem Raum Anwesenden wandten ihre Aufmerksamkeit daraufhin ihm zu.

Nathan blieb kurz stehen und antwortete dann mit gerunzelter Stirn: »Es war okay – nicht, dass es irgendjemanden von euch irgendetwas angehen würde.« Sein durchdringender Blick veranlasste die starrenden Gryffindors dazu, sich wieder um ihre Angelegenheiten zu kümmern. Selbst als ein Erstklässler, wurde Nathan unter seinen Gryffindor-Hausgenossen für seine Verbindung zum Goldenen Trio respektiert; immerhin war er der Sohn der berühmten Hermione Granger. Nathan erspähte seine Freunde in einer Ecke des Raumes und ging zu ihnen hinüber, um sich ihnen anzuschließen.

»Hey, Nathan. Aber uns wirst du es doch erzählen, oder?«, fragte Andy.

»Natürlich wird er, Andy. Wir sind seine besten Freunde, stimmt's, Nathan?«, ergänzte Kevin.

»Okay«, seufzte Nathan, in sein Schicksal ergeben. »Was wollt Ihr wissen?«

»Worüber habt ihr euch unterhalten?«, fragte Andy und rückte seinen Sessel näher heran, um besser zu hören.

»Zuerst haben Onkel Harry und Hagrid sich über Ministeriumssachen unterhalten. Richtig langweilig«, sagte Nathan, der auf diese Art versuchte, das Interesse seiner Freunde abzuschwächen.

»Und danach?«, fragte Kevin.

Das hatte nicht funktioniert.

»Na ja, er wollte mit mir über mein Nachsitzen reden. Meine Mutter hat es herausgefunden und war wirklich stinksauer auf mich«, sagte Nathan, immer noch über die Worte seines Patenonkels nachdenkend. Er hatte seine Mutter enttäuscht.

»Das ist alles?«, fragte Kevin enttäuscht.

»Ja. Das war's so ziemlich«, antwortete Nathan.

Die Jungen widmeten sich wieder ihren Hausaufgaben, doch Nathan hatte seine Aufsätze bereits fertig, was ihm alle Zeit der Welt ließ, über die Worte seines Patenonkels nachzudenken. Er musste die Sache mit seiner Mutter wieder in Ordnung bringen. Er hatte sie enttäuscht, und jetzt musste er sich irgendetwas einfallen lassen, das sie wieder stolz auf ihn machen würde. Seine Gedanken rasten. Das war der Zeitpunkt, an dem er sich an eine Unterhaltung erinnerte, die er vor ein paar Stunden mitverfolgt hatte. Er schaute aus dem Fenster: >Die Sonne geht unter, perfekt!< Er stand abrupt auf, was die Aufmerksamkeit seiner Freunde wieder auf ihn zurücklenkte.

»Wohin gehst du?«, fragte Andy.

»Ich muss einige Zaubertrank-Zutaten besorgen. Wir sehen uns später«, antwortete er, während er bereits das Portrait der Fetten Dame erreichte, um den Gemeinschaftsraum zu verlassen.

Auf seinem Weg zur Eingangshalle begegnete er nur wenigen Schülern, die die Schule durchstreiften, doch niemand schien an dem Jungen interessiert zu sein, der eilig an ihnen vorbeistürmte, nicht einmal dann, als er die schwere Doppeltür des Eingangsportals öffnete, die zu den Ländereien führte. Er verließ die Sicherheit des Schlosses und lief mit raumgreifenden Schritten direkt auf den Saum des Verbotenen Waldes zu.

Nathan hatte seine Freunde im Gemeinschaftsraum nicht belogen. Er war hier, um einige Zaubertrankzutaten zu holen. Das Einzige, was er ihnen nicht erzählt hatte, war, dass die besagten Zutaten nicht für ihn selbst, sondern für Professor Snape bestimmt waren. Er würde eine Einhorn-Herde finden und ein paar Haare der Tiere mit zurück nehmen. >Das ist eine brillante Idee! Ich werde Professor Snape dazu bringen, mir Hauspunkte zu geben, und meine Mutter wird zweifellos sehr stolz auf mich sein, weil ich Punkte von Professor Snape bekommen habe!< Mit diesen Gedanken im Kopf betrat er den Wald.

Die Einhörner zu entdecken, würde sich vermutlich nicht als schwierig erweisen. Man konnte sie auf Waldlichtungen finden, sie lebten in Herden und ihr weißes Haar strahlte im Mondlicht. Nathan hatte alles darüber gelesen. Durch den Wald zu gehen, erwies sich allerdings doch als ein wenig schwieriger, als er es erwartet hatte. Die Bäume standen immer dichter zusammen, je tiefer er in den Wald vordrang. Die niedrigen Äste kratzten ihn und die Schatten, die die hohen Bäume warfen, blockierten das meiste Licht, das der Vollmond schenkte, der an diesem frühen Abend schien.

Er blieb dennoch nicht stehen. Er drang weiter vor, bis er die erste Lichtung fand, auf der sich jedoch keine Einhörner befanden. Ohne sich davon entmutigen zu lassen, wanderte er auf der Suche nach den Tieren immer tiefer in den Wald hinein, bis er sie schließlich auf der dritten Waldlichtung, rastend, entdeckte.

Nathan war von den Einhörnern wie verzaubert. Niemals zuvor hatte er solche Schönheit gesehen. Darüber gelesen, ja, aber noch nie gesehen. Er stand dort eine geraume Weile, bewunderte die Geschöpfe, bis eine plötzliche Bewegung ihnen Angst einjagte und sie von der Waldlichtung vertrieb. Nathan wurde aus seiner Starre aufgeschreckt und blickte sich um, um nach der Quelle zu suchen, die den Einhörnern Angst eingeflößt hatte, sah jedoch nichts. Er betrat nun vollständig die Lichtung und wollte den Wesen folgen. Und dann sah er sie! Drei riesige Spinnen erschienen und betraten die Lichtung von der entgegengesetzten Seite aus, von der die Einhörner sie verlassen hatten.

Nathan blieb keine Zeit zu schreien. Er rannte in dieselbe Richtung davon, in die auch die weißen Geschöpfe verschwunden waren. Er hastete so schnell er konnte durch die üppigen, mit ihren Ästen ineinander verheddern Bäume. Die Spinnen waren hinter ihm und er rannte weiter, ohne sich Gedanken darüber zu machen, wohin er lief, ohne sich darum zu kümmern, ob die Äste der Bäume seine Haut verletzten, bis ein Ast ihm tief in sein Bein schnitt und er zu Boden fiel. Die Spinnen verfolgten ihn nach wie vor; er konnte sie hören. Er stand auf und nahm seine Flucht wieder auf, wenn auch hinkend und blutend.

Nathan schaffte es gerade noch so, vor den Riesenspinnen zu bleiben, bis er über eine hervorstehende Wurzel stolperte und seinen linken Knöchel verletzte. Er schrie vor Schmerz auf, fiel hin und lag dort in einem Bett aus sich zersetzenden Blättern, all seine Kraft verbraucht und schwer atmend. >Das war's!<, dachte er, während eine Träne aus seinem Auge rollte. Er kämpfte darum, bei Bewusstsein zu bleiben, als die Schwäche ihn aufgrund des hohen Blutverlustes niederstreckte.

*-*-*-*


Kevin und Andy befanden sich in der Großen Halle und beendeten gerade ihr Abendessen. Sie waren es müde geworden, auf Nathans Rückkehr zu warten, und hatten den Gemeinschaftsraum in der Hoffnung verlassen, ihn in der Bibliothek zu finden. Doch das war nicht geschehen. Sie hatten die Große Halle betreten und gehofft, ihn bereits hier vorzufinden, doch auch hier war er nicht. Nun war das Abendessen beendet, und es gab immer noch keine Spur von Nathan.

»Was glaubst du, wo er ist?«, fragte Andy.

»Ich weiß es nicht. Er sagte irgendetwas über Zaubertrank-Zutaten. Ich dachte, er wäre in die Kerker gegangen oder so, aber jetzt ...«, antwortete Kevin.

»Vielleicht hat Snape ihn umgebracht. Ich glaube nicht, dass er Nathan sonderlich mag«, grübelte Andy mit einem entsetzten Blick.

»Sei nicht albern, Andy!«, war Kevins scharfe Erwiderung, obwohl seine Stimme nicht sehr überzeugend klang.

Sie beschlossen, zum Lehrertisch hinüberzugehen und Professor McGonagall zu erzählen, dass sie nicht wüssten, wo Nathan war.

»Hallo, Jungs, braucht ihr irgendetwas?«, fragte die Schulleiterin die sich nähernden Gryffindors.

»Ja, Schulleiterin. Nathan ist nicht zum Abendessen aufgetaucht und wir können ihn auch nirgendwo finden«, teilte Kevin ihr mit.

Diese zog auch die Aufmerksamkeit des Mannes auf sich, der zu McGonagalls Linken saß.

»Habt ihr schon in der Bibliothek nach ihm gesucht?«, fragte Harry.

»Ja, das haben wir, Mister Potter«, antwortete Andy.

»Ich war früher an diesem Nachmittag mit ihm zusammen. Ich sah ihn, wie er das Schloss betrat«, sagte Harry an die Schulleiterin gewandt.

»Nun, haben Sie ihn heute Nachmittag gesehen, Mister Wood, Mister Brown?«, fragte diese die Jungen.

»Ja, er kam vom Treffen mit Mister Potter zurück, doch dann er wieder und sagte, dass er ein paar Zaubertrank-Zutaten benötige. Und seitdem haben wir ihn nicht mehr gesehen«, sagte Kevin.

Dieser Teil der Information brachte nun auch den Mann zu McGonagalls Rechten dazu, sich in die Unterhaltung einzuklinken. Bislang hatte er nur zugehört, Desinteresse vortäuschend.

»Ich habe ihn heute nicht in den Kerkern gesehen«, bekundete Snape.

»Wo ist er dann hingegangen?«, fragte Harry eher rhetorisch.

Das war der Zeitpunkt, an dem Professor Snape aufstand und sich an die Schulleiterin wandte. »Wir müssen eine Suche auf den Ländereien und im Wald in Gang setzen.«

»Was meinen Sie?«, fragte Harry. »Wissen Sie, wo er ist?«

»Ich glaube, der dumme Junge, angestachelt von seinem idiotischen Gryffindor-Mut, ist in den Verbotenen Wald gegangen, um Einhornhaar zu holen«, sagte Snape und fluchte unterdrückt.

»Wie kannst du dir da so sicher sein?«, fragte McGonagall, die jetzt nervös wurde.

»Er hat vor ein paar Stunden ein Gespräch zwischen mir und Hagrid mitangehört. Ich habe nicht gewusst, dass der dumme Junge das verdammte Zeug selbst holen wollte«, antwortete der Zaubertränkemeister, der bereits dabei war, die die Große Halle zu verlassen. Direkt hinter ihm befand sich Harry Potter, der ebenfalls keine weitere Zeit mehr mit dem Wie und Warum verschwenden wollte. Dafür würden sie später Zeit haben.

Augenblicke später waren sie bereits auf den Ländereien und nur Moment später am Saum des Waldes. »Ich nehme den Weg, der nach rechts führt und Sie können den nach links nehmen!«, sagte Harry und war bereits gegangen, bevor Snape mit einer scharfen Erwiderung aufwarten konnte.

Snape knurrte aufgrund Potters Forderung, war jedoch gezwungen, dieser nachzukommen, und nahm deshalb den Weg, der ihm zugewiesen worden war. Er beleuchtete den Fußpfad mit dem Licht aus der Spitze seines Zauberstabes. Mit gewisperten Worten führte Snape einen Lokalisierungszauber aus, der tief in den Wald hineinzeigte. »Warum nur bin ich nicht überrascht«, murmelte er verärgert, bevor er begann, diesem zu folgen. Binnen kurzem erreichte er die Lichtung, auf der Nathan den Einhörnern begegnet war. Er runzelte die Stirn. Der Lokalisierungszauber zeigte nicht auf einen der Pfade, sondern zu einem dichten Gestrüpp aus üppigen Büschen und eng zusammenstehenden Bäumen. >Irgendetwas stimmt hier nicht<, dachte er und lief in größerer Eile in diese Richtung.

Der Junge war definitiv in diese Richtung gegangen. Die abgebrochenen Äste waren Beweis genug. Snape blieb wie angewurzelt stehen, als er irgendetwas auf dem Erdboden entdeckte. >Blut<, wurde ihm bewusst – und untermauerte für ihn, dass der Granger-Junge tatsächlich in Schwierigkeiten war. Snape rannte jetzt beinahe.

Er folgte der Blutspur, die länger war, als er erwartet hatte. Als die Blutmenge immer mehr zunahm, hörte Snape einen Schrei. >Granger<, erkannte er und rannte, so schnell seine Füße ihn trugen, in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Binnen kurzem fand er denjenigen, nach dem er gesucht hatte, und dann verstand er auch den Grund für den Schrei des Jungen. Drei Riesenspinnen versuchten, an den Jungen auf dem Boden heranzukommen. Snape schnippste seinen Zauberstab und zielte mit ihm auf die Spinne, die dem gefallenen Körper am nächsten war, doch kein Wort kam über seine Lippen. Ein rotes Licht erfüllte die Dunkelheit und traf eine der Spinnen, die sofort begann, sich hilflos zu krümmen. Die beiden anderen Spinnen wurden durch denselben lautlosen Fluch, von darauffolgenden Schnipsern mit Severus' Zauberstab, getroffen.

Nachdem die Spinnen nun gebändigt und unschädlich gemacht waren, ging Snape an ihnen vorbei und kniete neben dem Jungen auf dem Boden nieder. Einmal mehr verfluchte er die Dummheit des Jungen, als er Nathan kritisch betrachtete, um das Ausmaß seiner Verletzungen einzuschätzen. Der Junge hatte größtenteils nur leichte Schrammen und Schnitte, abgesehen von einer hässlichen, großen Wunde an seinem rechten Bein, die stark blutete. »Mister Granger!«, sagte Snape mit seiner durchdringenden Stimme. Er erhielt keine Antwort und versuchte es nochmals, wobei er dieses Mal den Jungen an der Schulter schüttelte. »Mister Granger!« Nathan öffnete leicht seine Augen, schloss sie jedoch beinahe augenblicklich wieder. »Verdammter Gryffindor!«, fluchte Snape unterdrückt, bevor er den Jungen noch einmal ansprach, dieses Mal allerdings mit dem Vornamen: »Nathan!«

Nathan öffnete abermals seine Augen und war genug bei Bewusstsein, um mit schwacher Stimme zu erwidern: »Professor Snape«, und fügte nach einem schweren, schmerzhaften Atemzug hinzu: »Ich wusste ... Sie würden kommen.«

Nathans Worte gingen an Snape nicht spurlos vorbei. >Er hat von mir erwartet, dass ich ihm zu Hilfe komme<, wurde er sich – mit einem leichten Aufflammen von etwas Undefinierbarem in seiner Brust – bewusst. Seine Emotionen beherrschend, fragte er: »Können Sie aufstehen?«, der beißende Tonfall praktisch nicht vorhanden. Er bemerkte dies und runzelte über sich selbst missbilligend die Stirn.

»Nein«, war Nathans gewimmerte Erwiderung. »Mein Knöchel ...«

Snape legte seine Arme um den Jungen und hob ihn vom Boden hoch, als er sich aus seiner knienden Position erhob. Bei dieser plötzlichen Bewegung ließ Nathan einen Schmerzlaut entweichen. Snape begann, zum Saum des Verbotenen Waldes zurückzugehen, mit Nathan in seinen Armen. Der Junge schlang seine Arme um Snapes Nacken, und lehnte seine Stirn gegen Snapes Schulter. »Bleiben Sie wach, Granger! Sie haben zu viel Blut verloren«, sagte Snape, als er bemerkte, dass der Junge in seinem Armen zum wiederholten Male seine Augen schloss. Er erhöhte sein Tempo und ging schneller.

Auf halbem Weg zum Waldrand begegneten sie einem sehr besorgten Harry Potter. »Ich habe den Schrei gehört. Geht es ihm gut?«, fragte dieser und atmete tief durch.

»Er hat sich am Bein verletzt und ein Menge Blut verloren«, antworte Snape, ohne den Fluss seiner Schritte zu unterbrechen, um das Wort an anderen Mann zu richten.

»Lassen Sie mich ihn nehmen«, sagte Harry.

»Das ist nicht notwendig, Potter. Ich habe ihn«, antwortete Snape.

»Ich werde ihn von hier an tragen«, beharrte Harry und streckte die Hände aus, um Nathan aus Snapes Armen zu nehmen.

»Ist schon in Ordnung … Onkel Harry«, sagte eine schwache Stimme. »Professor Snape … hat mich gerettet«, fügte Nathan hinzu und schloss abermals seine Augen.

»Bleiben Sie wach, Junge!«, schnappte Snape einmal mehr. Nathan öffnete nochmals seine Augen und verstärkte seinen Griff an Snapes Schultern.

Die drei gingen weiter in Richtung der Schule. Als sie den Waldrand erreichten, wandte sich Snape an Harry. »Potter, informieren Sie die anderen, dass ich ihn gefunden habe. Ich werde ihn in den Krankenflügel bringen.«

Harry zögerte einen Augenblick, fügte sich jedoch dann. Snape erreichte das Eingangsportal und ging geradewegs zum Krankenflügel. Madam Pomfrey erwartete sie bereits. »Leg' ihn auf dieses Bett, Severus«, instruierte sie ihn.

Snape tat, worum er gebeten worden war – ungemein behutsam – und trat beiseite. »Er hat eine Menge Blut verloren. Er steht kurz vor einer Unterkühlung«, informierte er die Medi-Hexe.

»Danke, Severus. Jetzt gib mir ein wenig Raum, damit ich vernünftig arbeiten kann!«, schnappte Poppy.

Er entsprach dieser Anweisung, verließ den Krankensaal jedoch nicht. Seine Gedanken waren bei dem Jungen, der auf dem Bett lag. >Er hat mich Potter vorgezogen. Warum? Ich habe ihn gerettet – ja! Aber trotzdem …< Er konnte sich die Gründe des Jungen dafür nicht vernunftmäßig erklären. Er war sprachlos, und seine Gedanken schienen ebenso blockiert zu sein. Er entfernte sich noch weiter von dem Bett, als Harry zusammen mit McGonagall hereinkam. Snape stand nun in einer im Schatten liegenden Ecke des Krankensaales und beobachtete die Arbeit der Medi-Hexe.

»Wie geht es ihm?«, fragte Harry.

»Es wird ihm bald wieder gut gehen, Mister Potter«, versicherte ihm Madam Pomfrey. »Er hat eine Menge Blut verloren und sich seinen Knöchel gebrochen. Ich habe das bereits wieder in Ordnung gebracht«, fügte sie hinzu und leerte den Inhalt einer mit einem Zaubertrank gefüllte Phiole in Nathans Mund.

»Wofür ist das?«, fragte Harry.

»Das ist ein Blutbildungstrank. Und jetzt lassen Sie mich meine Arbeit machen!«, schimpfte die Medi-Hexe.

In diesem Augenblick leuchtete das Feuer im Kamin grün auf und eine Frau wirbelte aus den Flammen heraus. »Wo ist mein Sohn?«, fragte Hermione und brauchte keine Antwort. »Nathan!« Sie entdeckte ihn in dem einzig belegten Bett des Krankensaales und lief darauf zu. Nicht einmal Madam Pomfrey konnte Hermione aufhalten. »Was stimmt nicht mit ihm?«, fragte sie mit Tränen in den Augen, wobei sie Nathans schwarzes Haar aus seiner Stirn strich.

»Es wird ihm bald wieder gut gehen, Hermione«, sagte Harry, legte einen Arm um sie und führte sie aus Madam Pomfreys Arbeitsbereich.

»Was ist passiert? Ich habe eine Nachricht erhalten, die besagte. dass mein Sohn verletzt wurde. Wie ist das geschehen?«, fragte sie, während sie die Medi-Hexe beobachtete, wie sie Nathan behandelte.

»Er wurde im Verbotenen Wald gefunden«, ergriff McGonagall das Wort. »Wir wissen bisher noch nicht, was er dort gemacht hat.«

»Wer hat ihn gefunden?«, fragte Hermione und sah Harry an.

»Snape«, antwortete Harry, seine Augen von Hermiones Blick abwendend.

Schweigen legte sich über den Krankensaal.

Die hochgewachsene Gestalt mit blutbefleckten schwarzen Roben, die unbemerkt in einer im Schatten liegenden Ecke des Raumes verharrte, sagte ebenfalls nichts. Snape beobachtete die Frau, die wie eine Sturmflut aus dem Kamin gerauscht war, voller Neugier. Sie hatte sich physisch verändert; eine erwachsene Frau, wie er bemerkte. Angsterfüllt um ihren Sohn und glühend beschützerisch. >Natürlich<, schloss er seine Überlegungen ab, >sie ist schließlich eine Gryffindor.<

»Wo ist er?«, brach Hermione das unangenehme Schweigen.

»Ich weiß es nicht. Vermutlich in die Kerker zurück«, sagte Harry.

»Ich möchte ihn sehen«, verkündete Hermione.

Diese Aussage ließ Snapes Körper sich versteifen. Er wollte ihr nicht begegnen. Er konnte ihr nicht ins Gesicht schauen.

»Wozu?«, fragte Harry.

»Um ihm zu danken, natürlich «, war ihre Antwort.

Snapes Herz schmerzte. Das Letzte, was er wollte, war, dass Hermione Granger ihm für irgendetwas dankte. >Ich verdiene Ihre Liebenswürdigkeit nicht, Miss Granger<, dachte er, >genauso wenig wie die Freundlichkeit von irgendjemandem anderen, was das betrifft, doch vor allem nicht die Ihre.< Er schloss seine Augen und versuchte, seine Emotionen unter Kontrolle zu bringen.

»Ich könnte ihn rufen«, bot McGonagall an.

»Das wäre sehr freundlich«, sagte Hermione dankbar. Madam Pomfrey war mit der Heilung von Nathans oberflächlichen Verletzungen fertig, und Hermione näherte sich ein weiteres Mal seinem Bett. »Er hat dich jetzt mehr als nur einmal gerettet«, sagte sie mit leiser Stimme zu dem bewusstlosen Jungen und streichelte mit dem Handrücken Nathans Gesicht.

Es war dennoch nicht leise genug gewesen. Snape hatte es gehört und runzelte nun seine Stirn. >Wann habe ich den Jungen zuvor schon einmal gerettet?< Er konnte sich nicht daran erinnern. >Ich habe vor Beginn des Semesters nicht einmal gewusst, dass sie einen Sohn hat<, grübelte er.

Professor McGonagall näherte sich dem Kamin zu und warf eine Handvoll Flohpulver hinein, während sie das Klassenzimmer für Zaubertränke rief, erhielt jedoch keine Antwort. Sie versuchte es mit Severus' Büro – ohne Erfolg. Zu guter Letzt benannte sie seine Privatwohnung, aber auch dort antwortete niemand. Die Schulleiterin drehte sich in Hermiones Richtung und sagte: »Ich kann Professor Snape nicht finden, vielleicht patrouilliert er in den Korridoren.«

Hermione nickte. Severus ließ den Atem entweichen, von dem er nicht gewusst hatte, dass er ihn angehalten hatte.

»Die Besuchszeit ist vorüber«, sagte Madam Pomfrey, als sie nach einer Weile in den Krankensaal zurückkehrte. »Mister Granger benötigt Ruhe, und er wird vor morgen früh nicht erwachen, wenn die Wirkung des leichten Schlafelixirs sich verliert«, ergänzte sie.

»Ich gehe nirgendwo hin«, sagte Hermione. Poppy durchbohrte sie mit einem Blick wie ein Dolch.

Harry kannte den Blick der Medi-Hexe nur allzu gut. »Komm schon, ‘Mione. Wir werden morgen in aller Früh zurückkommen. Du hast Madam Pomfrey gehört, er wird die ganze Nacht schlafen«, sagte er und griff seine Freundin an den Schultern.

»Sie können für heute Nacht ein Zimmer hier im Schloss haben, Hermione«, meinte McGonagall und die drei verließen den Krankenflügel. Madam Pomfrey zog sich in ihr Büro am Ende des Krankensaales zurück. Die Einzigen, die ihm Raum zurückblieben, waren Snape und der schlafende Junge.

Severus näherte sich wieder dem Bett des Jungen und stand dort für einen Moment. »Was hat Ihre Mutter gemeint?«, fragte er die schlafende Gestalt. »Ich habe Sie niemals zuvor gerettet.«

Er blieb dennoch für eine geraume Weile dort und beobachtete, wie sich Nathans Brust bei jedem Atemzug hob und senkte, bevor auch er den Krankensaal verließ.

Er nahm jedoch nicht den Korridor, der in die Kerker führte; er wollte nicht gefunden werden. Stattdessen beschloss er, wirklich in den Korridoren zu patrouillieren. Er hatte zu viele Gedanken im Kopf, um in dieser Nacht überhaupt an Schlaf denken zu können. Seine Füße trugen ihn zu dem einzigen Ort, den er seit seiner Rückkehr nach Hogwarts nach dem Krieg nicht betreten hatte: dem Astronomieturm.
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Im nächsten Kapitel… Snape hat einen Tag voller unerfreulicher Meetings vor sich und irgendjemand entdeckt letztendlich Hermiones Geheimnis.


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